Mass Effect. The good, the bad and the ugly. (4)

Von Thore · 9. Mai 2021 ·
  1. Bevor Shepard allerdings nach Ilos fliegen darf, wird er zurück zur Citadel beordert. Der Rat glaubt, dass die Reaper nur eine Erfindung und Ablenkungsmanöver von Saren sind. Ilos liegt tief im sogenannten Terminus System. Das liegt außerhalb des vom Rat kontrollierten Raums und sie möchten keine Spannungen durch die Entsendung einer Flotte riskieren. Shepard hat wieder keine Beweise, aber trotzdem reagiert er so, als sollte sein Wort genug sein, damit der Rat Himmel und Hölle in Bewegung setzt. Das führt dazu, dass die Normandy plus Besatzung Hausarrest bekommt.
    Auch wenn es verständlich ist, dass der Rat keinen Krieg riskieren möchte, so wirkt er hier langsam etwas sehr untätig. Selbst wenn Sovereign nur ein sehr fortschrittliches Raumschiff wäre, dann müssten sie trotzdem auf irgendeine Art darauf reagieren. Daten und Aufnahmen von Sovereign gibt es immerhin schon einige. Es ist klar, das die eigenen Technologien und Schiffe lächerlich unterlegen sind. Irgendwie müssten sie bei dieser neuen Bedrohung eine Reaktion zeigen, anstatt den Eindruck zu vermitteln es einfach im Sinne von "geht uns nichts an" abzutun.

    Shepards Mentor riskiert dann seine Karriere, indem er einen menschlichen Politiker ausknockt, um den Lockdown der Normandy aufzuheben. Ich frage mich allerdings, warum der Lockdown vom Computer des Politikers aus gesteuert wird? Vermutlich damit Shepards Mentor diese Szene haben konnte.

    Auf Ilos angekommen, zeigen sowohl die Normandy als auch Joker, was sie können. Obwohl Ilos´s Orbit von einer Flotte der Geth bewacht wird, kann Joker die Normandy unbemerkt zur Oberfläche steuern und Shepards Panzer in einer eigentlich viel zu kleinen Landezone absetzen. Im ersten Akt wurde gesagt, dass Joker der „beste“ Pilot ist und das die Normandy getarnt fliegen kann. Hier wird das gezeigt, was auch gut so ist, ansonsten wäre es Verschwendung gewesen, diese Elemente vorzubereiten.

    Auf der Oberfläche von Ilos findet Shepard gut erhaltene Protheanische Ruinen und Statuen der Protheaner. Die Atmosphäre ist hier fast greifbar.

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    (DAS sind die Protheaner! Alles was später kommt, ist eine inkonsequente „supertolle Idee“, die zufälligerweise viel besser kompatibel mit einem Deckungsshooter ist.)

    Vigil
    Man verfolgt im Laufe des Spiels oftmals Spuren der Protheaner und auf Ilos findet man Antworten auf die Fragen, die im Laufe des Spiels aufgekommen sind. (Wieso sind die Protheaner so plötzlich verschwunden? Wer oder was sind die Reaper? Usw...) Die Antworten kommen in Form eines sehr alten Protheanischen VI (Virtual Interface), welches Vigil genannt wird.

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    (Grafikkarte defekt? Das wird zur Zeit sehr teuer...)

    Die Reaper tauchen alle paar zehntausend Jahre auf, um alle Zivilisationen zu vernichten, die weit genug entwickelt sind, um das Mass Relay Netzwerk zu benutzen. Sie haben das Netzwerk aufgebaut, um sicherzustellen, dass die Zivilisationen sich anhand ihrer Technologie in eine bestimmte Richtung entwickeln.
    Die Citadel sitzt im Herzen des Netzwerks und ist als Falle konzipiert. Die Zivilisation, die zuerst über die Citadel stolpert, endet normalerweise als dominierende Macht in der Galaxie. Die Citadel selbst ist allerdings unbekannterweise auch ein Mass Relay zum „Dark Space“ außerhalb der Galaxie, wo die Reaper „schlafen“. Wenn die Zivilisationen dann „soweit“ sind, dann öffnet die Citadel das Relay zum Dark Space und die Reaper strömen hindurch. Dadurch ist die Regierung und das Zentrum der jeweiligen Zivilisation bei jeder Ernte auf einen Schlag ausgelöscht, bevor irgendjemand mitbekommt, dass überhaupt ein Angriff stattfindet.
    Die Protheaner haben auf Ilos eine versteckte Forschungsstation betrieben, um die Mass Relays und ihre Funktionsweise zu erforschen. Sie konnten ihre Existenz vor den Reapern geheim halten und mussten aus der Ferne zusehen, wie ihre Zivilisation ausgelöscht wird. Da das „ernten“ mehrere hundert Jahre gedauert hat, haben die Protheaner sich in eine Art Kälteschlaf begeben. Ihre Energiereserven gingen allerdings zur Neige. Es wurden dann immer mehr dieser Kälteschlafkapseln von Vigil abgeschaltet, bis nur noch die wichtigsten Forscher überlebt haben. Nachdem die Reaper dann durch das Mass Relay der Citadel zurück in den Dark Space verschwunden sind, wurden die Forscher von Vigil aufgeweckt. Sie mussten einsehen, dass sie die letzten Überlebenden ihrer Spezies waren und es unmöglich wäre, ihre Zivilisation wieder aufzubauen.
    Sie haben über ihre Artefakte die Nachricht gesendet, die Shepard ganz am Anfang des Spiels und später auf Virmire in Form der Vision sieht. Dann sind sie ein letztes Mal zur Citadel geflogen und haben diese sabotiert, damit die nächsten Zivilisationen (u.A. die Menschheit) eine Chance gegen die Reaper haben. Der Reaper Sovereign blieb wohl zurück, um die Entwicklung der Galaxie zu beobachten und das Signal an die Citadel zu geben, das Tor in den Dark Space zu öffnen. Er gab das Signal, aber das Tor hat sich Aufgrunde der Sabotage nicht geöffnet. Daraufhin hat Sovereign Saren indoktriniert und der Rest ist Geschichte, wie man so schön sagt.

    Die Musik zusammen mit Vigils leicht trauriger und kultivierter Stimme, die vom Untergang einer ganzen Zivilisation berichtet, ist mit Leichtigkeit einer dieser Momente, für die ich Videospiele spiele. Das ganze Geballer vorher macht natürlich Spaß, aber die Faszination von Mass Effect liegt an Szenen wie diesen. Vigils Erzählung und der ganze Schwung an World Building sind die Belohnungen für den Spieler, nicht der nächste oder vorherige Schusswechsel mit den Geth.

    Wobei ich nicht sagen möchte, dass die Schießereien nicht notwendig sind. Sie sind nur nicht der Kern des Spiels. Klar kann man in einem Spiel auch einfach die schönen Farben genießen und sich daran erfreuen Lebenspunktebalken kleiner schießen, aber dann nutzt man Spiele wie Mass Effect einfach nicht voll aus. Es ist ein Charakter und Story getriebenes / „Details First“ / Hard-Sci-Fi Epos. Etwas, was man in Videospielform kaum findet. Es ist wie Star Trek (das alte Star Trek, bevor J.J. Abrams es vermurkst hat). Damit solche Momente wie mit Vigil funktionieren, muss der Autor die in der fiktiven Welt geltenden Regeln nicht nur eingeführt haben, sondern sich auch daran halten. Der Autor muss die Themen und Plotstränge vorbereitet haben, damit der Spieler auch eine emotionale Reaktion auf Szenen wie diese haben kann. (Das sollte man sich für den zweiten und dritten Teil merken. Und JJ Abrams, wenn er mal wieder ein Franchise kaputt machen möchte)

    Endspiel
    Nach dem Gespräch mit Vigil rast man mit seinem Panzer in Richtung des Mass Relays, was sich auf der Oberfläche von Ilos befindet. Es bietet einen direkten Zugang ins Herz der Citadel. Saren nutzt das zusammen mit seinen Geth für einen Überraschungsangriff.
    Er gelangt in die zentrale Kammer des Rats, um von dort aus Sovereign die Kontrolle über die Citadel übergeben zu können. Es ist eine sehr cineastische Szene. Sovereign, der zunächst alle Schiffe des Rats aus dem Weg räumt, als wären sie gar nicht da und dann langsam ins Zentrum der Citadel schwebt. Die Arme der Station schließen sich und Shepard, Saren und Sovereign sind zusammen eingeschlossen.

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    (NSFW)

    In der Kammer des Rats haben Saren und Shepard dann ihre finale Konfrontation. Wenn Shepard genug Punkte in Redegewandtheit investiert hat, dann kann er Saren an dieser Stelle von seinem Irrweg überzeugen. Saren erschießt sich in dem Fall selbst, ansonsten muss Shepard nachhelfen. Sovereign „übernimmt“ daraufhin die Überreste von Saren, nachdem Shepard die Arme der Station wieder geöffnet hat. Wenn Saren-Sovereign dann zum zweiten Mal erledigt ist, verliert Sovereign-Sovereign kurz den Faden und kann von Joker und der Normandy endgültig erledigt werden.

    Damit wäre Sovereign besiegt und die Invasion der Reaper abgewehrt. Or is it?!

    Im nächsten Part dann einige abschließende Worte zum ersten Teil und was beim Übergang zum zweiten Teil verloren geht.

    Über den Autor

    Thore
    Jahrgang 85. Ich spiele Videospiele seit ich 7 oder 8 Jahre alt war. Ich bin schon immer von gut erzählten Geschichten fasziniert gewesen.

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