Mass Effect und mein Bauch

Als Mass Effect Spieler der ersten Stunde habe ich den dritten Teil sehnsüchtig erwartet, es sogar vorbestellt. Für das Spielen habe ich mir extra Zeit genommen. Brutto 11 Tage habe ich dem Spiel gewidmet. Nun habe ich mir vor einer halben Stunde das Spiel beendet, habe die Wirkung etwas sacken lassen und nun wollte ich es wieder hinaus lassen.

Ich finde, dass man alles Mögliche analysieren kann und auch muss. Und auf Einiges möchte ich auch noch eingehen. Aber etwas ganz Wichtiges, das wahrscheinlich sowohl die vielen 1 und 5 Sterne Bewertungen bedingt, ist das Bauchgefühl. Wie fühle ich mich bei und nach dem Spiel? Wie befriedigt bin ich? Die Antwort meines Bauches nach dem Spiel: Hm...

Ich war nicht sauer, ich war nicht wütend, ich war etwas enttäuscht und etwas zufrieden.

Zufrieden war ich, weil ich zumindest einige Antworten bekommen und die Trilogie (endlich) zum Abschluss gebracht hatte.

Enttäuscht war ich, weil Mass Effect so viel mehr hätte werden können. Ich empfand das Ende nicht als enttäuschend, weil es nicht so viel Bumbum hatte und ich es nicht den Reapern mit einer Superduperwaffe hatte zeigen können. Die Idee hinter der eigentlich faszinierenden Geschichte von Mass Effect ist, dass alles im Gleichgewicht existieren muss und das Ende spiegelt dies auch wieder. Wenn ich das Spiel wegen der Story gespielt habe, kann man mit der Art des Abschlusses zufrieden sein.

Aber, aber, aber nun...

Liebe Bioware und EA Leute, die Story von Mass Effect war so groß!

Ihr habe im ersten Teil so elegant die Geschichte entspinnt, dass ich dachte: Das ist es! „Endlich beginnt die Verschmelzung und Buch und Spiel. Da kommt sie, die virtuelle Realität! Diese Bioware-Genies...“. Hier und da hakte die Spielmechanik, aber was soll's? Die Gesamtheit war hervorragend.

Im zweiten Teil dann während des Spielens Ernüchterung. Muss ich jetzt so lange Kameraden Stück für Stück auflesen, bis ich dann die Story spielen darf? Das war nicht sehr kreativ. Nicht schlecht gemacht, aber nicht kreativ. Das Ende dann hat mich wieder versöhnt. Ich dachte, okay, die müssen auch Geld verdienen und können nicht jeden Tag ein Hit landen. Als ich dann noch später in der Fachpresse las, dass Bioware die besten Elemente von Teil 1 und 2 vereinen will, kehrte in mir Ruhe ein und ich wartete wie bereits erwähnt sehnsüchtig auf Teil drei. Während der Wartezeit erzählte ich meiner Umwelt immer wieder von diesen Spielen und versuchte sie dafür zu begeistern.

Und nun? Was erzähle ich meiner Umwelt jetzt? Ja, das sind gute Spiele, aber erwarte nicht so viel vom Ende.

Und das ist wirklich traurig. Es erinnert mich an die Matrix Filme. Ähnliche Idee, ähnlicher Verlauf, ähnliche Enttäuschung am Ende. Ich bekomme das Gefühl, dass Bioware leider doch im EA Sumpf untergeht. Das Ende ist mindestens ein halber Cliffhanger, es sind längst nicht alle Fragen beantwortet wie eigentlich versprochen, DLCs sollen gegen Geld das Ganze richten, die Zitadelle war winzig, der Rollenspielteil nicht so ausgebaut wie erhofft, die musikalische Untermalung ist kriegerisch und nicht episch geprägt, und... ach ich schwadroniere und lasse nun doch dem Frust seinen Lauf. Aber das will ich nicht.

Ich will, dass diejenigen Mass Effect Spieler, die Teil 3 noch nicht kennen, es spielen und nicht allzu negativ daran gehen, denn das macht das Spiel selbstverständlich nicht besser. Ich will, dass Spiele nicht künstlich aufgebläht werden, damit man wichtige Spielinhalte noch zusätzlich verkaufen kann. Ich will, dass DLCs wenn schon zu fairen Preisen angeboten werden. Ich will, dass Bioware und EA sich zusammen setzen, etwas über den kapitalistischen Tellerrand hinaus schauen und sich sagen: Lasst uns nett zu unseren Kunden sein.

Und ganz frech, will ich, dass nach dem Bioware und EA sich verständigt haben, sie ein großes(!) DLC entwerfen, das die Geschichte weiterführt und dieses dann als Friedensangebot kostenlos an die Kunden verteilen.

Denn egal, wie Bioware/EA argumentieren: Mein Bauchgefühl täuscht mich nicht. Das war leider kein würdiges Ende.