Secret of Mana Remake angespielt

Von belerad · 19. Februar 2018 · Aktualisiert am 20. Februar 2018 ·
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  1. Ein Nostalgietrip voller Liebe, oder doch nur ein hingeklatschtes Abziehbild einer besseren Zeit?



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    Es ist noch keine 23 Jahre her, als ich als junger Spund mit meinem Ersparten aus Weihnachtsgeld und Taschengeld bei uns im ERTL stand. Voller Vorfreude hielt ich die Big Box Version von Secret of Mana in meinen noch jungen Händen. Diese Vorfreude zusammen mit den damals veranschlagten 130,- DM hatten sich wirklich bezahlt gemacht. Nicht nur habe ich das Spiel mehrmals alleine durchgespielt, sondern auch mit Freunden und meinen Brüdern zusammen.
    Ich muss zugeben das ich nicht der große SoM Fan bin. Sicherlich habe ich sehr schöne Kindheitserinnerungen daran und auch im späteren Verlauf meines Lebens habe ich immer wieder gerne auf das Spiel zurück gegriffen, ohne aber wirklich weit zu spielen. Das weiteste war vor ca. 5 Jahren, als ich bis zur Goldstadt gespielt hatte, aber ab da das Interesse verloren habe.
    Nun steht also die Remake Version imaginär vor mir in meiner Steam Bibliothek und ich möchte von meinen Erlebnissen und meinen Eindrücken in dieser Version berichten. Da mir dafür doch die nötige Erfahrung und Spielzeit im Remake fehlt und ich dieses auch nur bis zum Ende vom Zwergendorf gespielt habe, möchte ich dies auch viel lieber als einen Erfahrungsbericht schreiben, als einen wirklichen Test. Dazu möchte ich im Voraus schon anmerken, dass mir einige der neuen Begriffe nicht ganz geläufig sind und ich daher immer wieder gerne auf Alte zurück greife.



    Secret of was ?!



    Dieser kleine Abschnitt ist für die gedacht, die Secret of Mana nie gespielt haben und auch nicht kennen, damit sie nicht völlig Ahnungslos hier stehen. Aber egal was hier steht, schnappt euch das Remake oder das Original und spielt es. Auch wenn es erst einmal eine Investition ist, empfehle ich wirklich das Original SNES und das Originale SoM Modul aufzutreiben, auch wenn es im ersten Moment teuer erscheint. Im Emulator geht es auch, aber das Gefühl ist ein ganz anderes. Aber egal wie, holt es nach!

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    Secret of Mana ist die Geschichte eines Jungen, der aus Versehen das Manaschwert aus dem Stein gezogen hat. Kurz darauf läuft für ihn einiges schief, er wird aus seinem Heimatdorf verbannt, ein Ritter klärt ihn über das Manaschwert auf und das er dazu bestimmt ist dieses Schwert zu führen und anschließend wird er fast zu Goblingluasch verarbeitet. Während seines Abenteuers trifft er dabei noch auf ein junges Mädchen und eine Koboldin die sich ihm anschließen und man so mit drei Spielern ein gemeinsames Abenteuer erleben kann. Jedoch scheint es die Multiplayer Funktion im Remake nicht zugeben. Jedenfalls habe ich dazu nichts gefunden.
    Das Spiel wird wie Zelda gespielt. Man sieht die Figur aus der Top Down Perspektive und bekämpft die Gegner mit Schwert und Magie. Dadurch bekommen die Charaktere Erfahrungspunkte und steigen im Level auf, was aber nur Attribute erhöht und sonst keine Individualisierungsmöglichkeiten bietet. Zusätzlich lassen sich alle Waffen und Zauberschulen ebenfalls leveln.






    Der erste… zweite… dritte und vierte Startversuch



    Nach dem Start des Programms bei Steam und nach kurzer Zeit eines schwarzen Bildschirms war es endlich soweit. Dieser komische Tierlaut schrillte durch meine Kopfhörer, gefolgt vom typischen SoM Musikstück, welches schon zu diesem Zeitpunkt eine Gänsehaut auf meinem Körper gezaubert hat.

    Als langjähriger PC Spieler ging mein Weg, anstatt wie früher, zuerst ins Optionsmenü und nicht auf neues Spiel. Als Sprachausgabe steht Englisch und Japanisch zur Option, wo ich japanisch gewählt hatte. Als allgemeine Spracheinstellung gab es zwar auch Deutsch zur Auswahl, dennoch habe mich für die Englische entschieden, einfach aus Macht der Gewohnheit. Bei der Musik war ich mutig und habe den Remix ausgewählt!

    Anschließend, zum Start des neuen Spiels kam sogleich die erste Enttäuschung. Normalerweise gibt es vor dem eigentlichen Start eine kleine Sequenz, in der die Vorgeschichte des Spiels erzählt wird. Stattdessen wird man direkt in die erste Cutscene geschmissen, wo wir gleich zum nächsten Tiefschlag kommen, der Optik.

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    Ich hatte zwar schon Screenshots davon gesehen und war dementsprechend vorbereitet, aber es dann Live zu sehen, war doch nochmal eine ganz andere Sache. Einerseits waren die Texturen doch besser aufgelöst als gedacht, aber die Farbgebung und die Animationen, gerade in den Cutscenes, ist sowas von unschön anzusehen. Aber nun gut, Grafik interessiert mich ehrlich gesagt nicht sonderlich und man gewöhnt sich an sowas relativ schnell.

    Als das Spiel endlich angefangen und mir die Kontrolle übergeben hat, war doch ein kleiner, positiver Lichtblick zu sehen. Die Minimap, die ich bei den Optionen nicht ausgeschalten hatte, war wie ein Screenshot der Originalgrafik, was ein kleines, nettes Feature ist. Kurz darauf hatte ich dann mein Manaschwert erhalten und habe mich auf den Weg zum nächsten Bildschirm gemacht, wo es auch sogleich zum ersten gewollten Neustart kam. Der Gegner der mich in diesem Screen angegriffen hatte, war ein Rabbit (!) gewesen und kein Pogobuschel. Als ich das gesehen hatte konnte ich nicht anders, als die Sprache auf Deutsch zu stellen. "Rabbit", das geht ja mal gar nicht. Der ganze nostalgische Flair geht doch ohne “Pogobuschel” und “Lindenstraße” verloren.

    Nach dem Neustart in Deutsch zurück im gleichen Bildschirm. Der Gegner hieß nun nicht mehr “Rabbit”, aber auch nicht “Pogobuschel”, sondern “Mümmler”. Bei aller Liebe zur deutschen Sprache, aber das ging wirklich nicht. Vorbei sind die Zeiten von Moyse, dessen Übersetzungen vielleicht nicht akkurat waren, aber eine schöne Art von Humor hatten. Es ist zwar schön, das die Übersetzung jetzt akkurater ist, aber vom Charm geht doch einiges verloren. Worauf ich wieder zurück zu englisch gewechselt habe.

    Angekommen im Quelldorf war es auch Zeit für den vierten Neustart, dieses mal aber ungewollt. Nach dem Gespräch mit den Dorfältesten hat der Junge, der meinen Helden herumschubst, doch etwas übertrieben. Anstatt ihn ein paar Meter wegzuschubsen, ist er doch glatt aus dem Bildschirm gefallen und nicht mehr aufgetaucht. Schwarzer Bildschirm - Neustart.





    Kampf- oder Krampfsystem




    Squaresoft hat es sich erlaubt, das Kampfsystem leicht zu tweaken. Insgesamt fühlt es sich meiner Meinung nach besser an, hat aber dennoch einige Macken. Was mir zuerst aufgefallen ist, ist der Punkt, das die Kämpfe insgesamt viel leichter sind. Das liegt einerseits daran, dass die Gegner nicht mehr Ausweichen können oder nicht mehr so häufig ausweichen wie im Original und das man nun auch Schaden macht, wenn man nicht mit 100% angreift. Dadurch ist es auch viel einfacher, Gegner in einer Art effektiven Stunlock zu bekommen, in dem sie sich nicht mehr wehren können.
    Besser geworden ist, dass Gegner, bzw. Bosse, Zauber nicht mehr random sprechen und nicht mehr stacken können. Beim Original konntest du selbst beim ersten Boss relativ einfach sterben, wenn er ein paar mal seine Zauber gecastet hat und du dazwischen nicht mal dazu gekommen bist, einen Bonbon zur Heilung einzuschmeißen. Dafür kann man aber auch selbst keine Zauber mehr stacken, was früher eine beliebte Taktik war, um alleine gegen schwere Bosse zu kämpfen. Da aber beide Seiten das nicht mehr können, halte ich es insgesamt für eine Verbesserung, da beim Original SoM, spätere Bosse immer gleich abgelaufen sind, so viel Offensivzauber wie möglich zu stacken, ohne das der Gegner zum Zug kommen kann. Gefühlt scheinen die Bossgegner auch gehörig weniger an Lebenspunkten zu haben. Tropicallo, der zweite Boss, wurde von mir mit nur wenigen Schlägen ins Jenseits befördert.

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    Was auch noch positiv auffällt, ist die bessere KI der Mitstreiter. Natürlich sind die beiden immer noch so dumm wie Toastbrot, bleiben an den einfachsten Kanten hängen und haben ab und zu im Kampf Totalaussetzer, aber dennoch sind sie jetzt einigermaßen brauchbar was Kämpfe angeht. Früher ist man beim Solo spielen ja nur mit 2 Geistern rum gelaufen und hat sie nur für Bosse und zum skillen der Magie wiederbelebt. :P

    Eine Verschlimmbesserung sind jedoch die Waffenänderungen. Auf dem ersten Blick scheinen die Änderungen erst mal gut zu sein. Die Lanze (jetzt Speer) hat mehr Reichweite und macht mehr Schaden, muss aber lange ausholen. Der Bogen hat eine art Autoaim und die Axt macht nochmal mehr Schaden als der Speer, hat aber eine sehr geringe Reichweite. So hören sich die Änderungen erst mal gut an. Probleme dabei sind aber, während man mit dem Speer ausholt, ist man als Spieler nicht angreifbar. Jedenfalls soweit ich es getestet habe, was den Nachteil gegenüber der höheren Angriffskraft und Reichweite ad absurdum führt. Auch der Autoaim vom Bogen ist ein Schnitt ins eigene Fleisch, da er nicht nur den eigenen Bogen betrifft. Wer sich noch gut an das Original, an den Wald vor Turas Hexe erinnert, erinnert sich sicher noch an die Bogenratten. Waren diese Viecher damals schon nervig, als sie in festen Mustern geschossen hatten, können sie den Spieler jetzt überall treffen. Ein Hoch auf die Balance.
    Glücklicherweise ist es nach dem Zwergendorf, wenn man einige Level höher ist nicht mehr ganz so schlimm, da man durch den Levelunterschied den Pfeilen sehr häufig automatisch ausweicht.




    Grafik und Sound



    Wie schon vorher erwähnt, bin ich weder von der neuen Grafik, noch vom neuen Soundtrack begeistert. Mir gefällt weder der Grafikstil, noch ist die Farbgebung etwas das mir das Spiel näher bringt. Das große Problem sind dabei meiner Meinung nach hauptsächlich die gewählten Farben, weil es nur wenige Kontraste gibt. Auch wenn es unterschiedliche Farben sind, scheinen alle Farben dennoch den selben “Ton” zu haben. Dadurch wirkt das ganze für mich sehr “weich” und ausdruckslos oder langweilig.

    Bei der Musik ist es genau das Gegenteil. Während die alten Melodien sehr einfach gehalten waren, sind die Remixe dagegen wie Mozart auf Techno. Die Geschwindigkeit ist zwar noch die gleiche, aber es werden viel mehr Töne eingemixt, die Tonleiter wird ab und zu dazwischen hoch und runter gespielt und allgemein wirkt die Musik viel stressiger. Das Schlimme ist aber, dass die Musikstücke früher wirklich gut zu den jeweiligen Ortschaften und Begebenheiten gepasst haben. Dadurch das die Remixe anstatt der originalen Lieder gespielt werden, hat man jetzt zum Beispiel eine traurige Szene, wo das Original eine schöne ruhige, einfühlsame Melodie gespielt hat, der Remix aber mit Bässen und Percussions nur so um sich schmeißt.
    Glücklicherweise ist der Remix Soundtrack optional. Ich empfehle daher bei den originalen Liedern zu bleiben. Wer da aber ein Experiment wagen möchte, kann jederzeit umschalten und “genießen”. Ich empfehle das besonders im Zwergendorf - habt Spaß ^^

    (Hoffe ich konnte meine Meinung verständlich rüber bringen. Schwer von etwas zu reden, von dem man nur relativ wenig Ahnung hat, wie von Farben und Musik.)







    Fazit



    Nach ein paar Stunden im neuen Secret of Mana blieb mir doch nicht anderes übrig, als es frustriert zu beenden. Dabei war für mich im Endeffekt nicht einmal das Gameplay oder die Grafik der Grund gewesen, sondern technische Mängel. Gerade nach erreichen des Zwergendorfs kam es alle paar Bildschirme vor, dass sich einer meiner Charaktere in der Void verloren hat und somit nicht mehr spielbar war. Das mag zwar kein Todesurteil sein, dennoch war es sehr frustrierend für mich, so dass ich jedes mal das Spiel neu starten musste. Dabei möchte ich dem Spiel gar nicht unbedingt einen Vorwurf daraus machen, da ich auf meinem alten Laptop mit veralteter Hardware (Radeon 6650M 1GB - Core I5 2410M - 4GB RAM) spiele und derzeit auch keine schnelle Aussicht auf Ersatz habe

    Im Großen und Ganzen würde ich dennoch sagen, dass ich das Spiel, spätestens wenn ich wieder in Deutschland bin, nochmal anfassen werde. Es ist sicherlich kein Meisterwerk, wie das Original zu seiner Zeit und auch für ein Remake ist es nur begrenzt gelungen. Dennoch hat es seinen eigenen Charm und seine eigenen Stärken und Schwächen. Damit möchte ich es aber nicht weiter empfehlen und sicher nicht für 40€, was es meiner Meinung nach nicht Wert ist. Würde ich mit 0-10 Punkten bewerten, wäre es höchsten eine 5 für mich. Ein solides Spiel das in keiner Kategorie wirklich heraus sticht, außer beim Soundtrack, der 10/10 Punkte bekommt. Alles andere ist nicht super, aber auch nicht schlecht. Wer Secret of Mana noch nicht gespielt hat, und mit der alten Pixelgrafik nichts anfangen kann, der kann sich das Remake bei einem Sale gerne mal holen und ausprobieren. Bei Steam gibt es ja glücklicherweise die Rückgabefunktion, sollte es einem nicht zusagen.

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Kommentare

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  1. Mantarus
    Danke für deinen Bericht. Ich werde mir das Spiel sicherlich einmal zulegen, aber erst wenn der Preis unter die 20 Euro Marke fällt. Mehr scheint es mir nicht wert zu sein.
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  2. MXslt2
    wow...danke für den ausführlichen Bericht.
    ich bin irgendwie enttäuscht von dem Ding.
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