Ein gutes Spiel, welches mir lange Zeit in Erinnerung bleibt, lebt von
seiner Spielwelt. Ich liebe prall gefüllte und lebendige Spielwelten, in
welche ich Wochen und Monate eintauchen kann. Da kann die Grafik noch so
gut sein, wenn ich bei einem Spiel nach acht Stunden bereits den Abspann
sehe und es "einfach nicht mehr weitergeht", so weiß ich haargenau, dass es
sich nicht zu den Meilensteinen meiner Videospiel-Geschichte reihen
wird, sondern eher auf die Liste der "Einen von vielen". Ich bin auch nicht
der Typ, der viele Spiele nebeneinander spielt. Ich möchte ein Spiel, eine
Welt und ein Setting beginnen und mich damit eine längere Zeit lang
beschäftigen, quasi darin eintauchen. Wenn man jedoch bereits nach einem
Tag aus dieser Welt wieder gewaltsam herausgerissen wird, so hinterlässt
dies oft eine Art Lücke, die wieder gefüllt werden muss, im Notfall eben
mit einem anderen Spiel. Doch immer wieder schaffen es Entwickler, mich
Wochen und manchmal sogar Monate an ihr Werk zu fesseln, sodass ich
garnichts anderes mehr möchte, und damit meine ich keine klassischen MMOs,
die von sich selbst leben.
Es sind die lebendigen Spielwelten, die mich immer wieder zu binden
vermögen mit ihren Konflikten und nachvollziehbaren Hintergründen, komplexen
Charakteren, in die man sich hineinversetzen kann und einer Umgebung zum
Anfassen und begreifen. Man hat darin als Spieler das Gefühl, nur ein
kleiner Teil eines großen Ganzen zu sein. Wenn beim Spielen in einer
virtuellen, nicht realen Welt plötzlich unterbewusst reale Gefühle, wie
Moralbewusstsein, Mitgefühl, Trauer oder Freude entstehen, so haben die
Entwickler alles richtig gemacht.
Prominente Beispiele sind hierfür beispielsweise Skyrim, Fallout 3 oder
Dishonored, wobei hinter allen dreien Bethesda steht, einer der großen
Meister der lebendigen Welten. Aber auch Bioware´s Mass Effect-Universum
kann man durchaus an dieser Stelle nennen, wobei es in allen Fällen darauf
ankommt, wie man ein Spiel spielt. Ich kann durch eine Spielwelt einfach
mit dem Blick strikt nach vorne gerichtet durchlaufen, mit dem Ziel, es zu
beenden, oder ich schaue in alle Richtungen und setze mich damit
auseinander, durchleuchte die Hintergründe, beginne, Werbeplakate an Wänden
zu analysieren, mache mir Konflikte und Geschichten begreifbar und füge mit
einer Portion Vorstellungskraft alles zu einem komplexen Ganzen zusammen. Ach, und was wäre ich für ein schlechter Mensch, würde ich in diesem Zusammenhang nicht auch noch die Grand Theft Auto-Reihe, hierbei insbesondere den letzten Teil erwähnen, der es sogar geschafft hat, szenefremde Medien in Staunen zu versetzen.
So lebt man sich langsam und unterbewusst in die Spielwelt ein und
interagiert mit dieser, man ist mitten drin... zumindest, solange man vor
dem Monitor sitzt. Alles, was darüber hinaus geht, ist ungesund.
Das beste Beispiel aus eigener Erfahrung dieser beiden Methoden, ein Spiel
zu spielen, stellt zuletzt Bioshock dar. Ich hatte es mir damals zum
Release geholt und dachte mir, "ich schau´s mir einmal an". Viel Blabla
ignoriert, Texte und Tonbänder nur rudimentär überflogen und wollte einfach
nur so schnell wie möglich vorwärts kommen. Dies endete dann damit, dass
das Spiel für mich noch vor der Hälfte erledigt war. Ich schloss mit dem
Fazit ab, einfach nicht warm zu werden mit diesem Szenario und dieser
Spielwelt.
Als ich mir dann jedoch die ersten beiden Bioshock-Teile günstig bei einem
Steamdeal geholt habe, wollte ich Bioshock noch eine Chance geben. Nun
sitze ich täglich fasziniert vor dem Bildschirm, betrachte jeden einzelnen
Winkel der Levels und höre mir noch so jede kleine Nebengeschichte an. Von
Anfang an bin ich in Rapture abgetaucht (Anm.: Hehe, "abgetaucht") und
sauge die Amtosphäre auf, wie ein Schwamm.
Also doch wieder ein Spiel mehr, welches auf meine imaginäre
Meilenstein-Liste kommt.
Spielwelten zum Eintauchen
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