Spielwelten zum Eintauchen

Von ShortSeb · 15. November 2012 · Aktualisiert am 10. Dezember 2012 ·
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  1. Ein gutes Spiel, welches mir lange Zeit in Erinnerung bleibt, lebt von
    seiner Spielwelt. Ich liebe prall gefüllte und lebendige Spielwelten, in
    welche ich Wochen und Monate eintauchen kann. Da kann die Grafik noch so
    gut sein, wenn ich bei einem Spiel nach acht Stunden bereits den Abspann
    sehe und es "einfach nicht mehr weitergeht", so weiß ich haargenau, dass es
    sich nicht zu den Meilensteinen meiner Videospiel-Geschichte reihen
    wird, sondern eher auf die Liste der "Einen von vielen". Ich bin auch nicht
    der Typ, der viele Spiele nebeneinander spielt. Ich möchte ein Spiel, eine
    Welt und ein Setting beginnen und mich damit eine längere Zeit lang
    beschäftigen, quasi darin eintauchen. Wenn man jedoch bereits nach einem
    Tag aus dieser Welt wieder gewaltsam herausgerissen wird, so hinterlässt
    dies oft eine Art Lücke, die wieder gefüllt werden muss, im Notfall eben
    mit einem anderen Spiel. Doch immer wieder schaffen es Entwickler, mich
    Wochen und manchmal sogar Monate an ihr Werk zu fesseln, sodass ich
    garnichts anderes mehr möchte, und damit meine ich keine klassischen MMOs,
    die von sich selbst leben.

    Es sind die lebendigen Spielwelten, die mich immer wieder zu binden
    vermögen mit ihren Konflikten und nachvollziehbaren Hintergründen, komplexen
    Charakteren, in die man sich hineinversetzen kann und einer Umgebung zum
    Anfassen und begreifen. Man hat darin als Spieler das Gefühl, nur ein
    kleiner Teil eines großen Ganzen zu sein. Wenn beim Spielen in einer
    virtuellen, nicht realen Welt plötzlich unterbewusst reale Gefühle, wie
    Moralbewusstsein, Mitgefühl, Trauer oder Freude entstehen, so haben die
    Entwickler alles richtig gemacht.

    Prominente Beispiele sind hierfür beispielsweise Skyrim, Fallout 3 oder
    Dishonored, wobei hinter allen dreien Bethesda steht, einer der großen
    Meister der lebendigen Welten. Aber auch Bioware´s Mass Effect-Universum
    kann man durchaus an dieser Stelle nennen, wobei es in allen Fällen darauf
    ankommt, wie man ein Spiel spielt. Ich kann durch eine Spielwelt einfach
    mit dem Blick strikt nach vorne gerichtet durchlaufen, mit dem Ziel, es zu
    beenden, oder ich schaue in alle Richtungen und setze mich damit
    auseinander, durchleuchte die Hintergründe, beginne, Werbeplakate an Wänden
    zu analysieren, mache mir Konflikte und Geschichten begreifbar und füge mit
    einer Portion Vorstellungskraft alles zu einem komplexen Ganzen zusammen. Ach, und was wäre ich für ein schlechter Mensch, würde ich in diesem Zusammenhang nicht auch noch die Grand Theft Auto-Reihe, hierbei insbesondere den letzten Teil erwähnen, der es sogar geschafft hat, szenefremde Medien in Staunen zu versetzen.
    So lebt man sich langsam und unterbewusst in die Spielwelt ein und
    interagiert mit dieser, man ist mitten drin... zumindest, solange man vor
    dem Monitor sitzt. Alles, was darüber hinaus geht, ist ungesund.

    Das beste Beispiel aus eigener Erfahrung dieser beiden Methoden, ein Spiel
    zu spielen, stellt zuletzt Bioshock dar. Ich hatte es mir damals zum
    Release geholt und dachte mir, "ich schau´s mir einmal an". Viel Blabla
    ignoriert, Texte und Tonbänder nur rudimentär überflogen und wollte einfach
    nur so schnell wie möglich vorwärts kommen. Dies endete dann damit, dass
    das Spiel für mich noch vor der Hälfte erledigt war. Ich schloss mit dem
    Fazit ab, einfach nicht warm zu werden mit diesem Szenario und dieser
    Spielwelt.

    Als ich mir dann jedoch die ersten beiden Bioshock-Teile günstig bei einem
    Steamdeal geholt habe, wollte ich Bioshock noch eine Chance geben. Nun
    sitze ich täglich fasziniert vor dem Bildschirm, betrachte jeden einzelnen
    Winkel der Levels und höre mir noch so jede kleine Nebengeschichte an. Von
    Anfang an bin ich in Rapture abgetaucht (Anm.: Hehe, "abgetaucht") und
    sauge die Amtosphäre auf, wie ein Schwamm.

    Also doch wieder ein Spiel mehr, welches auf meine imaginäre
    Meilenstein-Liste kommt.

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