Unbegreifliches

Von Yeager · 8. Oktober 2014 · Aktualisiert am 8. Oktober 2014 ·
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  1. Ich verstehe es einfach nicht:
    Werden Spiele in der laufenden Entwicklung gar nicht mehr getestet?
    Oder wie sind sonst einige Dinge zu erklären?

    Ist es niemanden in der Entwicklung aufgefallen, dass Alien Isolation frustrieren kann? Nicht, weil es schwer wäre, sondern weil es schlichtweg unfair ist (wie der GameStar-Test festgestellt hat). Niemandem, dem aufgefallen wäre, dass man die Herzen der RPG-Fans nicht dadurch zurück gewinnt, dass man im dritten Teil von Dragon Age taktischen Tiefgang durch eine Senso-artige "Drücke Button X um das Spiel zu gewinnen"-Konsolensteuerung ersetzt? Keinem Beschäftigten in der Games-Industrie, dem in den Sinn gekommen wäre, dass Jagged Alliance Fans unter Umständen ein Jagged Alliance Gameplay möchten, statt einer abzuarbeitenden Task-Liste oder leeren Versprechungen? Keiner der Verantwortlichen, dem die Idee käme, dass man bei einem Spiel, wo Sacred drauf steht auch erwartet, dass da Sacred drin ist? Diese Liste an Fragen liesse sich beliebig fortsetzen.

    Natürlich hat man als Konsument gut reden, hinterher ist man immer schlauer.
    Nur trifft das lediglich auf schwer einschätzbare Umstände zu, nicht jedoch auf Offensichtliches.

    Wie darf ich mir also, als Normal-Sterblicher, den Prozess vorstellen, der hinter den Fassaden abläuft? Testen die Entwickler ausschliesslich selbst und befinden alles für grossartig, was sie umgesetzt haben, selbst das, was sie nicht grossartig finden, weil sie es ja sonst ändern müssten und das wäre ja Arbeit? Oder sie sich im Stolz verletzt fühlten? Oder sind intern Tester beschäftigt, die, aus welchen Gründen auch immer, die Welt nur im Rosarot-Modus sehen können? Oder ist beim internen Testen der Genuss von Alkohol gestattet? Oder Drogen? Werden als Tester vorzugsweise Leute eingestellt, deren Horizont arg eingeschränkt ist? Die Moorhuhn für ein astreines 4x-Strategiespiel halten? Und Solitär für einen First-Person-Shooter?
    Oder spart man sich einfach das Geld für professionelle Tester, packt es lieber in die Werbung, da die Gewinnspanne eh knapp bemessen ist, das Game sich in den ersten Tagen / Wochen verkaufen muss, man also einen Hype braucht, statt Qualität? Oder ignoriert man das, was die Tester sagen, nach dem Motto "wird schon nicht so schlimm sein"? Nur warum hat man dann die Tester eingestellt, wenn man ignoriert, zu welchem Schluss sie kamen? Oder setzt man die Tester erst im letzten Viertel der Entwicklung dran und kann das Game nicht mehr grundsätzlich ändern, weil es zu teuer wäre? Warum hat man sie nach ihrer Meinung dann nicht schon früher befragt, vielleicht hätten sie ja entscheidende Inputs liefern können?

    Ja, vielleicht sind dies dumme Fragen einer dummen Person, kann schon sein. Vielleicht bin ja naiv und das Ganze ist ein hochkomplexer Prozess, den ich erst begreifen werde, wenn ich Einstein's Feldgleichungen persönlich nachrechnen und sogar erweitern kann.

    Denn genauso sieht's aus:
    Ich begreife es nicht.

    Über den Autor

    Yeager
    Chuck Yeager durchbrach als erster Mensch die Schallmauer.
    <br/>Ich stolperte über seinen Namen als damals noch kleiner Junge beim Gucken von "Der Stoff aus dem die Helden sind".
    <br/>Sein Name gefiel mir, wurde zum Nick und blieb es.

Kommentare

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  1. Rene-Marco
    Ein sehr schöner Blogeintrag. Ich weiß nicht, in was für einer Welt die Entwickler da leben, aber ganz sicher nicht in der Gamerwelt. Ich habe irgendwie das Gefühl, da sitzen nur Leute, die zwar schlau sind und programmieren können, aber kein Plan von geilen Spielen haben. Jeder Entwickler, muss doch das Spiele spielen lieben. Man muss mit Leidenschaft herangehen.

    Warum nimmt man sich nicht einfach jahre lang erfahrene Lets Player im Team. Sie sollen dann die Spiele testen. Was bringt einem, wenn Gamestar das Spiel im nachhinein testen ;)

    Ich verstehe bis heute nicht, wieso man einfach nicht ein Need for Speed Underground 3 rausbringt. Man versucht irgendeine neue Simulations Scheiße zu entwickeln. Ich habe die Reihe damals geliebt. Alle schreien nur nach Unterground 3, aber die Entwickler wollen es einfach nicht verstehen, weil sie es nicht verstehen wollen.

    Als Spiele-Unternehmen sollte man auf ihre Fan-Gemeinde oder Gamer hören. Verbessungsvorschläge gibt es überall. Youtube, Forum, Spieleplattformen...

    Apropo Alien Isolation, mich regt es gerade im Moment auf, dass ich im Spiel alles absuchen muss, um den Weg zu finden. Und dann kann man noch nichtmal springen. Alles ein wenig statik. Keine richtige Abwechslung, was die Gegner angeht. Alien, Androiden und Leute. Wow sehr viel...

    Naja an Dead Space kommt es sicher nicht ran.
  2. Jannes73
    Das Problem ist ja dass die Puplisher neue Ideen kaum eine Chance geben.Dort werden Millionen in die Spiele investiert,da will man eben keine Risiken eingehen und neue Konzepte ausprobieren.

    Aber man muss sich mal überlegen wie groß der potenzielle Gewinn wäre!
    schon kleine Indieentwickler scheffeln sich dumm und dämlich.

    Das sollte man jetzt auf ein risieges Entwicklerteam übertragen...
    mit einer riesigen Werbemaschine und auch tatsächlich das geld zu amitionierten Zielen.
  3. badtaste21
    Kann man so stehen lassen.

    Ich erwähne in der Hinsicht auch immer wieder gerne das es offenbar einem einzelnen Entwickler möglich ist innerhalb von einem Jahr ein wirklich gescheites Aufbau-Strategiespiel (Banished) zu schaffen das optisch sogar noch recht ansprechend ist und dessen Performance echt okay ist - hingegen ein Multimilliardendollarkonzern wie Microsoft es nicht auch nur im Ansatz schafft (und das seit Jahren) einen würdigen Age of Empires Nachfolger zu bringen. Dei Handygames sind mir doch völlig egal, die können friedlich mit richtigen Spielen koexistieren. Aber ich werde diesen neuen, lächerlichen AoE Verschnitt bei jeder sich mir bietenden Gelegenheit ins Lächerliche ziehen und nieder machen solange es keinen gescheiten AoE Nachfolger gibt.

    Also warum schaffen es große Entwicklerstudios mit Millionenbudgets nicht (und da schiele ich auchauf DEstiny) ein so intensives Spielerlebnis, einen so dermaßen großen und immensen Umfang, eine unvergleiche Immersion und eine unvergessliche Story zu schaffen, wenn ein einzelner Mannganz offensichtlich in der Lage zu sein scheint innerhalb eines Jahres ein wirklich respektables kleines Spiel zu machen?

    Ja ich weiß das man menschliche Arbeitskraft nicht einfach addieren kann wenn man ein Spiel entwickelt, aber selbst wenn es nur 10% sind müsste man mit 100 Leuten statt einer Person immerhin die 10 fache Arbeitskraft haben, was doch auch ein zumindest theoretisch 10 mal so gutes oder 10 mal so umfangreiches Spiel ermöglichen müsste, oder?

    Stattdessen Billigport um Billigport und ein ganz neuer, ekelhafter Trend: 30fps Limit und weniger als 1080p. Wie das wirklich zustande kommt wäre doch auch mal interessant. Günter Wallraff, wir hätten da eine interessante Aufgabe für sie und ihr Team...

    (sorry, schnell geschrieben, ein paar Fehler sind drin -.-)
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  4. Takamisakari
    Ich begreife da auch so vieles nicht.

    Warum haben die Entwickler ein Forum, wenn das dortige Feedback weder in das aktuelle Spiel noch in einen Nachfolger einfließt? (Warum reden sie dort nicht mit uns?)
    Warum können es Publisher nicht begreifen, dass man nicht auf "Teufel komm raus" an einem Release-Termin festhalten sollte, wenn die ToDo-Liste noch nicht abgearbeitet ist? (Warum muss man immer wieder die selben Fehler begehen?)
    Wieso werden bewährte Features nicht in neue Spiele übernommen? (Warum muss man das Rad immer neu erfinden müssen?)
    ...

    Ich denke mir da immer wieder: "Wenn ich in deren Position wäre, würde ich das so und so machen."
    Ich male mir das im Kopf gerne etwas detaillierter aus.
    Das Resultat ist, dass alles noch viel schlimmer ist und die Möglichkeiten bei weitem nicht genutzt werden.
    Uns wird ein Spiele-Universum vorenthalten, das so schön sein könnte. Ich meine, wir Spieler würden dafür mit Freude Unmengen an Geld rauswerfen ... stattdessen neigen wir zum Geiz, weil wir schon oft reingefallen sind.

    Klar, die Unternehmen müssen auch ihre Finanzen im Blick halten und auf Grund dessen auch mal unliebsame Entscheidungen treffen, die zu Lasten eines Spiels gehen, aber wer anfängt, sich ein schlechtes Image anzueignen, der wird es immer schwerer statt leichter haben. Das sollte selbst ein BWLer begreifen. Mit EA und Rockstar hat man da bspw. 2 direkte Gegensätze.
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