Sehr geehrter Herr Weselsky, Sehr geehrter Herr Grube, Sehr geehrte Damen und Herren Abgeordnete des deutschen Bundestags,
sind sie in den letzten 24 Stunden Bahn gefahren? Nein? Millionen von Bürgern auch nicht. Wissen Sie warum? Natürlich wissen Sie das. Schließlich sind Sie alle hierfür verantwortlich. Probleme mit der Bahn sind wir Pendler ja gewohnt. Züge kommen zu spät, oder fallen sogar aus, Zugbegleiter sind unfreundlich oder haben keine Informationen, überhaupt, Herr Grube, lässt die Informationspolitik Ihres Unternehmens häufig arg zu wünschen übrig. Verstehen Sie mich nicht falsch Herr Grube, ich fahre gerne mit den Zügen Ihres Unternehmens, bei den meisten Privaten oder Teilprivaten Konkurrenten fühlt man sich in den Zügen mehr wie in einer Sardinenbüchse denn wie in einem Fahrzeug zum Personentransport. Mir ist auch durchaus bewusst, dass nicht Sie, Herr Grube, für die Probleme Ihres Unternehmens verantwortlich sind. Sie sind nur der Dumme der die Fehler Ihres Vorgängers ausbaden darf, dieser war es schließlich der die Bahn um jeden Preis für einen Börsengang Fit gemacht hat der nie zustande gekommen ist und Ihr Unternehmen damit Kaputt gespart hat. Daher habe ich selbstverständlich Verständnis dafür das Züge immer noch reihenweise zu spät kommen und Bahnhöfe verfallen. Deshalb habe ich auch für die durch die endlich an Bahnhöfen, dem Gleisbett usw. vorgenommenen Reparaturen Verständnis, sind diese ja in erster Linie das Resultat der Misswirtschaft Ihres Vorgängers. Wofür ich jedoch kein Verständnis habe, Herr Grube, ist Ihre sture Haltung bezüglich der aktuellen Tarifverhandlungen.
Dies gilt übrigens auch für sie Herr Weselsky, Ihre Sture Haltung verhindert ein Weiterkommen und, nach allem was man so gehört hat, sogar das Zustandekommen von Tarifverhandlungen. Weshalb ist es notwendig so Stur zu sein und darauf zu beharren für das Begleitpersonal ebenfalls Verhandlungen führen zu dürfen, oder es eben nicht zu dürfen, wie es Herr Grube gerne hätte. Herr Weselsky, ich verstehe durchaus das sie auf das, im Grundgesetz verankerte, Recht zu streiken pochen, und ich möchte Ihr Recht hierauf auch gar nicht aushöhlen, oder es Ihnen gar abstreiten, aber ist Ihnen klar, das es vorwiegend die Kunden sind die dies zu spüren bekommen? Anders als es beispielsweise im Einzelhandel der Fall ist, gibt es im öffentlichen Nahverkehr keine alternative. Es ist halt so das auf jeder Bahnstrecke nur eine Linie fährt. Wenn diese die einzige ist die mich zum Ziel bringt, dann bin ich, entschuldigen Sie bitte meine Ausdrucksweise, am Arsch. Ich meine, überlegen Sie doch mal, der Streik Mitte Oktober ist genau auf den Anfang, bzw. das Ende der Herbstferien gefallen, den Zeitraum an dem der meiste Fernverkehr im Oktober zu erwarten war. Und jetzt schon wieder. Am Sonntag ist das 25. Jubiläum des Mauerfalls. Viele Menschen wollen nach Berlin und können jetzt nicht mehr, weil Sie erneut zu einer Zeit streiken die sehr Verkehrsreich ausfällt. Das ein Streik der Lokführer gerade die Pendler schmerzhaft trifft lässt sich leider kaum verhindern, damit müssen wir leider leben, aber warum ausgerechnet in einer ohnehin Verkehrsreichen Zeit? Man kommt, ohne ihnen etwas zu unterstellen, nicht umher hier Absicht zu sehen. Aber auch Ihnen mache ich keinen Vorwurf dafür das Sie ihr Recht nutzen für bessere Arbeitsverhältnisse, der durch Ihre Gewerkschaft vertretenen Arbeitnehmer, auszuhandeln, das ist Ihr recht, und das wird von Ihnen erwartet.
Nein, Ihnen mache ich keinen Vorwurf, sondern Ihnen meine Damen und Herren Abgeordnete. Sie, bzw. Ihre Vorgänger haben diesen Streik und die momentane Situation alleine und vollumfänglich zu verantworten. Es ist mir unbegreiflich das Verkehrsinfrastruktur, eigentlich Infrastruktur generell, sei es Internet- oder Telefoninfrastruktur, oder Versorgungsinfrastruktur wie Strom, Wasser, Gas, eben alles was zur Erfüllung der Grundbedürfnisse Ihrer Wähler notwendig ist, ob direkt oder indirekt, privatisiert wird. Es ist des Staates ureigenste Aufgabe, für die Sicherheit und das Wohlergehen seiner Bürger zu sorgen. Dazu gehört auch das diese ohne Hindernisse vom Wohnort zum Arbeitsplatz reisen können, egal ob mit dem eigenen Kfz oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Die Privatisierung der Bahn, steht aber 100% konträr zu dieser Aufgabe. Das Problem, meine Damen und Herren Abgeordnete ist daher nicht die Tatsache das die Lokführer streiken, sondern das Sie es überhaupt dürfen. Verstehen Sie mich recht, mir geht es nicht darum einer bestimmten Berufsgruppe willkürlich das Streikrecht zu entziehen, wir reden hier aber nicht von Friseuren oder Taxifahrern, sondern von Lokführern, einer Berufsgruppe die nicht nur dafür sorgt das Ihre Bürger, d.h. meine Damen und Herren Abgeordneten Ihre Wähler, von A nach B kommen, sondern die auch dafür sorgen das alle notwendigen Rohstoffe in den Fabriken zur Weiterverarbeitung ankommen. Damit will ich sagen, dass die Arbeit dieser Berufsgruppe unmittelbar Einfluß auf das Wohlergehen der Wirtschaft und der Bürger der Bundesrepublik Deutschland haben. Die Funktionsfähigkeit des Transportmittels Eisenbahn ist genauso essentiell für die Funktion der BRD wie es die Polizei oder Lehrer und alle anderen Funktionen die in der Mehrzahl durch Beamte ausgeführt werden, sind, und niemand käme auf die Idee diese zu Privatisieren, und beispielsweise den Beamtenstatus der Polizisten aufzuheben. Wieso wurde dies also bei den Lokführern durchgeführt? Wäre es nicht für alle besser Lokführer wieder zu verbeamten und die Bahn als ganzes wieder als Staatsbetrieb zu führen? Sicherlich, dies wäre teurer, und Bundesinnenminister Schäuble dürfte sein Ziel einer Schwarzen Null nicht mehr erreichen, aber hierdurch würde eine dauerhafte Lösung der durch die Privatisierung der ehemaligen Bundesbahn entstandenen Probleme in greifbare nähe rücken. Dies wäre für die Wirtschaft und uns Bürger definitiv die Sinnvollste Lösung.
Zu guter Letzt möchte ich noch eine Frage stellen: Von uns Pendlern, wird immer erwartet, das wir uns bei Streiks im öffentlichen Nahverkehr, sei es bei den Regionalen Verkehrsbetrieben oder bei der Bahn, mit den Streikenden solidarisieren, aber Ich frage Sie: Wer solidarisiert sich mit uns?
Und wer solidarisiert sich mit uns?
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