Von verlierenden Gewinnern

Von Yeager · 17. Dezember 2015 · Aktualisiert am 22. Dezember 2015 ·
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  1. Worum geht es überhaupt bei einem Spiel?
    Wirklich ums Gewinnen?
    Um jeden Preis?


    Mike Tyson tritt gegen einen Fünfjährigen an - und - (Trommelwirbel!) - besiegt ihn!



    Sieht das nach einer Headline aus?
    Möchten wir so etwas lesen oder gar erleben?
    Eher nicht, oder? Nicht nur weil es lebensgefährlich für den Kleinen und moralisch verwerflich für den Großen wäre, sondern weil es auch keine Leistung darstellt. Es ist nichts Besonderes, wenn ein von Hause aus Überlegener einen ebenfalls von Hause aus Unterlegenen besiegt. Umgekehrt sieht das schon anders aus.
    Ist doch selbstverständlich, warum schreibt Yeager also über so etwas?
    Weil es so selbstverständlich für viele gar nicht ist.
    Doch eins nach dem anderen.


    Ein, sagen wir, "Mensch, mit dem ich mal viel zu tun hatte" stand total auf das Brettspiel "Mensch ärgere dich nicht". Es wird schon seinen Grund gehabt haben, warum der Erfinder das Spiel so nannte, also im Imperativ. Denn es erzeugt im Regelfall das gegenteilige Gefühl beim Besiegten: er ärgert sich. Oder Schlimmeres. In meinem Fall Letzteres, denn besagter Mensch, mit dem ich das Spiel spielte, badete regelrecht in seiner narzistischen Hybris. Er feierte jeden Sieg ohne jedwede Selbstironie als Beweis seiner taktischen Überlegenheit, lachte mich aus und verhöhnte mich. Wobei sich die "gottgleiche" Taktik darauf beschränkte zum richtigen Zeitpunkt die richtige Zahl zu würfeln, was also eine reine Glücksache ist und mit Taktik nichts zu tun hat. Doch mit solchen Fakten durfte man ihm nicht kommen, wenn man gerne ohne blaue Augen zur Schule gehen wollte.


    Ich gewöhnte mich an die Schmähungen und Entwürdigungen und dachte mir meinen Teil. Ich fühlte mich also wie der zu Boden geschlagene Fünfjährige, der in einer Mischung aus Unglaube, Verbitterung, Traurigkeit, Zorn und Mitleid auf den achso triumphalen Hünen hochschaut, der ihn besiegte und nun sich selbst feierte angesichts dieser "Leistung". Wenn so "Spielspaß" aussieht, einen Unerfahrenen nicht nur zu besiegen, sondern sich auch nur über ihn lustig zu machen und sich selbst manisch zu überhöhen, dann mochte ich mir schon als Kind nicht ausmalen, wie die inverse Seite dessen wohl erst aussähe. Doch das Schicksal meinte es "gut" mit mir, liess mich diese Erfahrungen dennoch machen. Solange dieser Mensch gewann, war die Welt also einigermaßen in Ordnung für mich. Nicht wirklich, nur angesichts der Alternativen. Was nämlich geschah, wenn ich mal gewann, was von Zeit zu Zeit durch "Würfelpech" unvermeidbar war, möchte ich dem Leser an dieser Stelle ersparen.


    Menschen, die sich so verhalten wie der Besagte, sind krank, keine Frage.
    Kann das Brettspiel etwas dafür? Wohl kaum. Sind die Würfel böse oder die Figuren oder das Spielbrett? Auch nicht. Es ist etwas, das dem Menschen inne wohnt: der evolutionäre Drang nicht nur zu Überleben, sondern auch besser als jeder andere zu sein. Damit das eigene Genom mehr wert ist, als jedes andere. In meinem Fall war dies besonders grotesk und widersprüchlich, wie man sich schon denken kann, wenn man genügend Phantasie mitbringt, um dahinter zu kommen, von wem hier die Rede ist. Und wie in allen kranken Fällen dieser Art zeugt der unbändige Drang nach einer solchen Selbstbestätigung eigentlich nur davon, dass dieses Gefühl vermeintlicher Sicherheit wohl auch bitter nötig ist. Denn das Gegenteil trifft wohl eher zu. Wer sich wirklich an Schwächeren aufgeilen muss, damit er überhaupt etwas wert ist - ist selbst völlig wertlos in meinen Augen. Das war die Lehre, die ich daraus zog.


    Doch ich machte den Fehler - man möge ihn mir verzeihen, ich war ein verletztes Kind - dass ich fortan selbst nach Selbstbestätigung suchte, geradezu manisch. Und zwar einer echten, einer, die sich nicht durch Wüfelglück oder -pech würde revidieren lassen können. Es gibt nicht so viele Spiele, die komplett ohne Glück auskommen. Doch es gibt dieses eine, dieses uralte, den König aller Spiele. Es ist rundenbasiert und entgegen Podolskis Annahme (oder zumindest dem, was ihm die Presse in den Mund gesteckt hat) wird es ohne Würfel gespielt. Die Rede ist natürlich von Schach. Ich wurde Mitglied in einem Schachverein und trainierte wie ein Wahnsinniger. Ja, es ist wie Sport, man bekommt irgendwann Erfahrung, ein Händchen, ein intuitives Gespür für die Zusammenhänge zwischen den 64 Feldern und halb so vielen Figuren.

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    Als ich die ersten Spiele gewann, war ich noch ungläubig. Konditioniert anhand eines schlechten Vorbildes wollte ich mich ebenfalls feiern, das dunkle Erbe annehmen, mich selbst überhöhen und meinen unterlegenen Kontrahenten erniedrigen. Bis mich ein älterer Spieler, der einiges auf dem Kasten hatte (keiner hatte je gegen ihn gewonnen) mich beiseite nahm und mir sinngemäß folgendes sagte: "So, du meinst also, so sieht Gewinnen aus? Das ist Verlieren, mein Freund!". Ich verstand zunächst nicht, was er damit meinte. Er forderte mich zum Duell heraus. Nie vorher und nie später hatte ich solche Probleme, er war ein Meister in diesem Spiel. Schliesslich verlor ich und machte mich darauf gefasst nun wieder die Kehrseite abzubekommen. Doch es sollte ganz anders kommen: Er grinste mich an und meinte nur zu mir: "Arbeite an deinem Charakter. Lerne zu gewinnen UND zu verlieren! Lerne nicht für das Spiel - das spielst du gut genug. Du hast mir viele Probleme gemacht und ich habe nur knapp gewonnen." Dann reichte er mir die Hand und nickte mir wohlwollend zu. Ich verstand die Welt nicht. Im Laufe der Zeit begriff ich jedoch, was er meinte.


    Wenn ich heute gegen eine KI spiele, ärgere ich mich manchmal. Über dummes Verhalten, über sinnlose Züge, Unachtsamkeiten, fehlendes zusammenhängendes Denken. Bis mir klar wird, dass sie nicht mal wirklich eine künstliche Intelligenz darstellt. Sie ist einfach gar keine, nur ein Schemata von Wenn-Dann-Beziehungen, das nicht lückenlos sein kann. Fühle ich mich also im Stolz verletzt, wenn mich eine DPI - eine "dumme Pseudo-Intelligenz" besiegt? Keineswegs, ich geniesse es förmlich. Denn das heisst nichts anderes, als dass das Game eine Herausforderung darstellt, es mir nicht leicht macht. So macht es auch Spaß - umgkehrt kaum.
    Wenn ich gegen Menschen spiele und diese besser sind als ich, sei es nur in diesem einen Match, sei es generell - dann erkenne ich das an. Ich fühle mich dadurch nicht weniger wert, muss weder ihnen, noch mir etwas beweisen. Und wenn jemand wirklich gut spielte, lasse ich ihm ein "Well played!" per Chat zukommen. Oder ein "gg" (good game). In jedem Fall, egal, ob ich gewinne oder verliere.


    Weil es gar nicht um Gewinnen oder Verlieren geht. Das tat es noch nie. Die Natur, die Gesellschaftsform, die Geschichte, die Vergangenheit, das Geld und das Wetter lassen uns in diesem Wettbewerbsdenken auf- und eingehen zugleich. Vor allem an die strikt daraus resultierende Konklusion, dass nur der Gewinner einen Wert hat, der Verlierer nicht. Dass nur Gewinnen etwas zählt und beim Verlieren schaltet man auf eine niedrige Schwierigkeitsstufe runter, lädt einen alten Spielstand, heult rum oder beleidigt den anderen und bezichtigt ihn des Cheatens. Will man sich wie Gott fühlen? Endlich mal den Alltag entfliehen und übermächtig sein? Alles können, alles dürfen, selbst im besoffen Zustand unter Garantie zu gewinnen?
    Will man das wirklich? Falls ja, wo ist der Reiz? Welchen Anreiz hätte ein Tyson auf einen Fünfjährigen einzuschlagen? Ist dieser leichte Sieg das wert, ist er überhaupt etwas wert?


    Ist das so, ist es das, worum es bei Spielen geht?
    Ich glaube nicht. Ich glaube, es geht um den Reiz der Sache an sich. Gut verlieren zu können ist für viele leider immer noch eine hohe Kunst - doch es ist fast noch schwerer gut gewinnen zu können. Denn was sagt es aus, wenn man gewann?
    Ist man generell gut? Oder waren es nur die Umstände, jener Gegner, dieses KI-Profil, dieser Schwierigkeitsgrad - also besagte Würfel in all ihren Variationen?
    Wird es immer so sein? Und was, wenn nicht? Verliert man als Mensch wirklich einen Wert, wenn man verliert - gewinnt man mehr dazu, wenn man gewinnt?


    Die Antwort ist in allen Fällen ein klares Nein:
    Nein, es geht nicht ums Gewinnen - höchstens für die, die sich dringend etwas selbst beweisen müssen. Besonders, wenn sie das ohne Leistung gegen Schwächere durchziehen. Egal, ob gegen klar unterlegene menschliche Gegner oder eine schwachbrüstige KI auf niedrigster Schwierigkeitsstufe.
    Es geht um den Reiz des Spiels selbst, je schwerer, desto besser. Ein Hoch auf bockschwere Spiele, die ihren Schwierigkeitsgrad nicht künstlich erzeugen, indem die Steuerung scheiße ist oder alles nur auf Würfeln basiert. Ein Hoch auf Spiele, die einen fordern, bei denen man verlieren kann, die selbst auf leichtester Stufe nur mit grösster Mühe und Not schaffbar sind. Sie sind ein bisschen wie echte Menschen, gute Spieler. Sie machen erst richtig Spaß! Je grösser die Herausforderung, umso spaßiger. Wenn man diesen Kampf gewinnt, dann kann man sich freuen. Ja, man darf sich sogar auf die Schulter klopfen, dämlich grinsen, von mir aus im Quadrat springen. Aber dem Gegner reicht man gefälligst trotzdem die Hand und verneigt sich. Ehrlich und voller echter Achtung. Denn er ist es, der einem diesen hohen Spielspaß überhaupt erst möglich machte, er ist genauso gut, nur deswegen machte es überhaupt Spaß - und wird beim nächsten Mal vielleicht der Sieger sein.


    Alles andere ist schlechtes Verlieren, selbst wenn man gewann.




    Yeager

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    Yeager
    Chuck Yeager durchbrach als erster Mensch die Schallmauer.
    <br/>Ich stolperte über seinen Namen als damals noch kleiner Junge beim Gucken von "Der Stoff aus dem die Helden sind".
    <br/>Sein Name gefiel mir, wurde zum Nick und blieb es.

Kommentare

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  1. syntax error
    Im Prinzip hast du meine Zustimmung.

    Und trotzdem spiele ich lieber gegen eine KI auf einer Schwierigkeitsstufe von der ich weiß dass ich sie sehr wahrscheinlich noch schlagen kann (z.B. bei Company Of Heroes 2).
    Weil es mir einfach keinen Spaß macht die paar Stunden Freizeit am Computer auch noch aufs Maul zu bekommen.
    Aus dem Grund spiele ich auch selten gegen menschliche Gegner in bestimmten Spielen. Da sind dann meist Profis unterwegs und ich weiß vorher schon dass es ein unlustiger Abend wird.

    Ich zocke aber um Spaß zu haben und wem macht schon verlieren Spaß ?
    Jetzt kann man natürlich anmerken dass man nur dazu lernt wenn man gegen bessere Gegner spielt. Das mag schon sein aber vielleicht will ich das garnicht.

    Wenn ich in einem Schachclub wäre dann würde ich sicher auch besser werden wollen.
    Aber in einem Computerspiel das man ggf. nur begrenzte Zeit spielt muss ich mich nicht zwingend verbessern müssen. So viel Ehrgeiz habe ich dann meist einfach nicht. Wem soll ich denn was beweisen ?

    Und bei manchen Sachen wird man auch nicht mehr wirklich besser, z.B. Online-Shooter. Die Reflexe lassen im Alter eben nach.
    Dann lieber eine Runde UT gegen relativ einfache Bots. Das macht mir dann mehr Spaß als online ständig auf die Fresse zu bekommen.

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  2. Yeager
    Gerade Oblivion mit seinen mitlevelnden Gegnern fällt bei mir unter "künstlich erzeugter Anspruch". Eigentlich stellt dieser Design-Griff doch das ganze Level-Konzept eines RPGs auf den Kopf, macht es sinnlos. Wenn die Gegner um mich herum stets mein Level haben (oder halt leicht drüber, aber immer im selben Verhältnis), dann könnte man mir auch gleich zu Spielbeginn den Endboss präsentieren, der Stufe 2 ist und gegen den ich als Stufe 1er antrete. Das Spiel wäre gleich vorbei und würde zeigen, wie schwach es eigentlich ist. Schwach im Sinne von "nicht durchdacht".

    Genau das will ich doch, dass sich das Leveln spürbar auswirkt. Dass ich damit in niedrigeren Gebieten zwar nichts mehr reissen, wohl aber vlt. noch Equipment besorgen kann, um in den höheren Gebieten überhaupt bestehen zu können. Indem ich es verkaufe und mir von diesem Geld Tränke oder sonstwas hole. Ansonsten braucht man all dies überhaupt nicht.

    Interessanter wäre es gewesen, hätte man dort sporadisch auftretende Über-Gegner postiert, die den schwächlichen Gegnern zu Hilfe eilen. Können! Die Ungewissheit hätte es ausbalanciert und gleichzeitig spannend gehalten. So ist es aber keine Balance, sondern der zu kurz gedachte Versuch Schwächen der KI zu kompensieren.

    Über Call of Duty kann ich nichts sagen, habe es noch nie gespielt und werde es wohl auch nie spielen, da mich reine Shooter nicht besonders reizen. Ausserdem höre ich darüber nur Schlechtes. Und was die Beleidigungs-Unarten in Online-Spielen angeht: Nunja, daher unter anderem dieser Blog hier :). Nicht, dass ich damit irgendwas verändern würde. Das macht nichts.
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  3. jefiboy111
    Kann nur zustimmen, mir geht es da genauso.
    Ich kann auch teilweise nicht nachvollziehen warum so viele Leute in Online-Shootern cheaten.
    Wo ist da der Reiz? Wenn man es nicht selbst macht, wo liegt dann überhaupt der Sinn? Soll man nicht eben jene Glückmomente erleben können, die dann eben nicht so häufig passieren, aber umso besser sind?

    Für mich absolut unverständlich.

    Schöner Blog!
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  4. Yeager
    Moin, Flori :)

    Naja, gemeint war in meinem Blog natürlich das subjektive Erleben mit "je schwerer, desto besser". Es geht also auch hier nicht darum Spieler bloss zu stellen, oder überhaupt miteinander zu vergleichen, sondern letztlich um individuellen Spielspaß - der aber in meinen Augen nicht gegeben ist, wenn es GAR KEINE Herausforderungen mehr gibt. Insofern ist das Erlebnis deiner Freundin absolut expemplarisch für meine These: Es war für sie eine Herausforderung - und hat ihr DESWEGEN so viel Spaß gemacht, als sie es zu Ende brachte. Völlig nachvollziehbar. Nur sieht natürlich jeder eine "Herausforderung" durch seine Augen: Während der eine schon ins Schwitzen gerät, wacht der andere gerade mal auf. Man kann nicht jedem gerecht werden. Doch genau das versuchen viele AAA-Titel, schlimmer noch, sie setzen lieber "unten" an, um mehr abzugreifen. Mit dem Ergebnis, dass gerade Hardcore- also Viel-Zocker sich langweilen dürften.

    Dark Souls - wie gerne hätte ich es gespielt. Doch ich kam überhaupt nicht mit der Steuerung zurecht. Wie ich auch mit Gamepads generell nur schlecht umgehen kann. Ich habe es probiert, viele Male - und brauchte gar keine schweren Gegner oder rein-beamende Spieler. Einfache Abgründe reichten schon aus, um mir ein Ende zu setzen. Was hätte ich dafür gegeben solch ein Spiel mit runder PC-Steuerung zu haben, am besten sogar noch rundenbasiert, da diese zu meinen Favoriten zählen. Schach ist schuld :)
    Keine Frage, es ist mit Sicherheit ein herausforderndes Spiel. Für das - oder dessen Steurerung - ich jedoch überhaupt nicht geeignet bin. Leider. Frustmomente, wie du sie also beschreibst, kenne ich auch. Man muss sich nicht um jeden Preis selbst quälen, so meinte ich das nicht im Blog. Nur, dass man mal über den Tellerrand hinaus schaut und auch mal etwas wagt.

    Was eben nicht selbstverständlich ist, denn die Spielelandschaft hat in den letzten zwei Jahrzehnten Spieler konditioniert: Statt Herausforderungen bekamen wir nichts-sagende "Achievements". Die teilweise ins Groteske übergehen, wenn mich ein Spiel schon dafür belohnt, dass ich einen Spielstand angelegt habe. Spiele, die mir also den (ultraleichten) Sieg noch hinter her werfen - das muss echt nicht sein. Wobei natürlich nicht jedes Spiel in dieses Gewinn-oder-Verlust-Korsett eingezwängt werden kann - oder soll. Es gibt viele Spiele, die einfach von ihrer Atmosphäre leben, der Geschichte oder anderer Elemente. Das ist auch okay so. Einem Train-Simulator oder anderen Games spreche ich daher keinerlei Existenzberechtigung ab. Bei Mass Effect 3 beispielsweise war ich beim letzten Kampf (und auch einmal vorher) so dermassen angepi...t, weil ich immer wieder ins Gras biss, dass ich schon überlegte zu cheaten. Nicht um mich selbst zu belügen - sondern weil ich endlich wissen wollte, wie die Story ausgeht :D.
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  5. Yeager
    Verständlich.

    Bei mir ist es etwas anders:
    Ich suche meist die Herausforderung. Verluste kümmern mich nicht, solange es Tiefe und Abwechslung gab. Denn wenn ich durch ein Spiel einfach so durchmarschieren kann, ohne je gefordert worden zu sein, dann ist für mich der Spielspaß weg.
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  6. Flori der Fux
    Moin Yeager! Feiner Blog! Und hier mal mein Senf. Was du beschreibst, beschreibt im Grunde ziemlich genau Dark Souls. Verlieren gehört hier zu den Quintessenzen der Reihe. Doch zugegebenermaßen spiele ich Games wie Dark Souls nicht aus dem Antrieb, meine virtuelle Visage poliert zu kriegen. Der Antrieb hier ist für mich: lerne aus deinen Fehlern, werde schneller, werde besser.... gewinne endlich! Wem will ich was beweisen? Nur mir selbst. Ich zwinge mich niemandem als PVP Eindringling auf, aber ich will, selbst wenn es 100 Anläufe braucht, mir selbst beweisen, dass ich es mit den "Ornstein und Smough"s dieser finsteren Welt aufnehmen kann. Was habe ich mich an den beiden aufgerieben. Geflucht, gebrüllt. Und irgendwann gewonnen, wobei ich vor Freude fast durch die Decke gegangen bin. Dennoch lösen gerade PVP Eindringlinge bei mir immer wieder Schweissausbrüche aus. Erstmal kommen die eigentlich immer ungelegen. Dann sinds oft Camper, die irgendwo auf vermeintliche Neulinge warten, um die plattzumachen. Jedenfalls empfinde ich das so als jemand, der einfach nur seine Story weiterspielen will. Meist gewinnen die dann, manchmal ich. Einen besonders hartnäckigen Camper hab ich immerhin in die Flucht geschlagen, was mich innerlich grinsen machte, bis besagter Camper wieder kam und Hilfe mitbrachte. Das fand ich dann echt unfair, und ja, das hat mich reichlich geärgert, so dass ich das Spiel für diesen Abend beendete und Tags darauf, ohne diesen Dauercamper, weiterspielen konnte. Es mag junge Spieler geben, die den ganzen Tag vorm Rechner hängen und ihr Ego an diesen PVP Kämpfen aufpolieren. Ich will einfach nur Feierabend haben und meine Story erleben, die in Dark Souls schon schwer genug ist. Du wirst sagen: desto schwerer, desto besser. Aber nach welchem Maßstab soll man da gehen? Eine liebe Freundin, Anfang 50, wollte nach Jahren des Pausierens auch mal wieder am PC zocken. Wegen der älteren Hardware hab ich ihr Risen empfohlen, gabs im Sale für 2,50€. In ca. 100 Spielstunden hat sie es zum End-Titanen gebracht, bei dem sie schon fast aufgeben wollte, weil er sie wieder und wieder platt gemacht hat. Mit viel Mut zusprechen hat sie den dann aber auch schließlich besiegt und sich wie 'ne Schneekönigen gefreut! Nun gilt Risen aber nicht gerade als "Hardcore". Für sie war es das aber, und sie hat es gepackt und genau so das Recht auf Spiele, die IHRE Grenzen ausreizen, selbst wenn andere diese Spiele als total leicht empfinden. Auch mir selbst ist nicht jeden Abend nach Dark Souls zumute. Manchmal will ich auch einfach nur eine Story durchspielen, selbst wenn das Spiel kinderleicht ist. "The Walking Dead" von Telltale zum Beispiel. Oder bis an den Rand des Einschlafens relaxen, dann spiel ich Train Simulator. Es hängt immer sehr von der jeweiligen Stimmung ab, wie viel Herausforderung ich mir am Abend zumuten will. Nicht unbedingt für Jubel, aber doch für ein selbstzufriedenes Grinsen reicht mir im Zweifelsfall auch der Abschluss eines eher einfachen Games.
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  7. Damdil
    Hallo Yeager!

    Netter Blog zum leidigen Thema Schwierigkeitsgrad. Heutzutage sind leider sehr viele Blockbuster-Titel seit längerer Zeit viel zu einfach und bieten dazu teils nicht einmal verschiedene Schwierigkeitsgrade zum wählen. Oder selbst der höchste Schwierigkeitsgrad verkommt sehr schnell zum Witz, wie leider selbst beim ausgezeichneten Witcher 3 (New Game + muss ich mal testen) und dem ganz gut geratenen Fallout 4. Das drückt den Spielspaß schon ein wenig. Ich sehe das Thema ähnlich wie du: Ich liebe Herausforderungen und sehe den Fehler meist nicht im Spiel selbst, sondern in meiner eigenen Vorgehensweise. Tierischen Spaß hatte ich z.B. mit der sehr knackigen XCom-Mod "Longwar" oder dem Indie-Titel Door Kickers, die beide teils kleinste Fehler bereits äußerst hart bestrafen.

    Der Drang, sich besser als sein Gegner fühlen zu müssen und diesen gegebenenfalls zu demütigen ist leider etwas urmenschliches bzw. urtierisches, allerdings auch etwas, dass man zumindest teilweise abstellen kann. Klar freue ich mich, sollte ich einen Freund bei einem Spiel besiegen (sei es nun Billard, Super Smash Bros. oder ein Brettspiel), allerdings gebe ich meinen Gegenspieler zum Teil schon während der Partie Tipps, was noch verbesserungswürdig ist.

    Online sieht das ganze natürlich noch etwas anders aus, hier wird Dank Anonymität geschimpft bis zum geht nicht mehr. Ich persönlich habe manchmal einige kurze Aufregermomente, wie etwa wiederholt von einem Sniper aus den Stiefeln geschossen zu werden, aber auf irgendwelche Hasstiraden lasse ich mich dann doch nicht ein. An Online-Titeln habe ich eigentlich nur Dawn of War 2 + Addons wirklich kompetitiv gespielt. Hier muss ich zugeben das zwischenzeitlich auch mal Partien gegen unterlegene Spieler Spaß gemacht haben, weil hier mal keine quasi perfekte Teamkoordination nötig war und man das Feuerwerk einfach etwas genießen konnte. Am befriedigendsten waren aber natürlich Partien gegen fähige und vor allem faire Spieler, bei denen nach langen Ringen ein Team endlich als Sieger hervor ging. Bei eigentlich jedem Onlinespiel wird der Spaß für mich aber dadurch ein wenig gedrückt, dass nahezu immer die ein oder andere etwas unfaire Taktik vorhanden ist, auf die sich selbst sehr gute Spieler stürzen. Das Gefühl, durch Balanceschwächen einen Nachteil zu bekommen der schwer durch Können auszugleichen ist, ist leider sehr störend.
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  8. Ranger_the_75th
    Außergewöhnlich guter und tiefgründiger Blog!

    Aber ich kann dir nicht zu 100% zustimmen. Manchmal macht es einfach Spaß zu gewinnen. Wenn mein Team bei Battlefield eine Runde Rush haushoch gewinnt ist der Erfolg einfach ein schönes Gefühl. Ich mache mich dann nicht über meine Gegner lustig, trotzdem fühlt es sich gut an, etwas zu erreichen und sich sagen zu können "Mensch, waren wir gut!" Jeder Multiplayerspieler kennt das. Und auch in Singleplayerspielen gibt es für mich Grenzen. Wenn ich bei Metal Gear Solid 5 das zehnte Mal eine Bosskampf verliere, weil die Mission unfair ist, dann macht mir das keinen Spaß mehr. Ich will herausgefordert werden, aber die Herausforderung muss fair sein und entsprechend belohnt werden, wenn ich sie schaffe. Denn Frustration ist nun mal auch ärgerlich.
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  9. Multiplattformer72
    Sehr schöner Blog!
    Hab auch so meine Erfahrungen mit Leuten, die meinen, ein (Brett-)Spiel unbedingt gewinnen zu müssen, und die ihren Mitspielern, im Fall einer Niederlage *schock*, noch stundenlang mit "Manöverkritik", bzw. "Schritt-für-Schritt-Analysen der verlorenen Partie" auf die Nerven gehen. ;)

    Ich kann dazu nur sagen: ICH spiele des Spaßes wegen - und den kann ICH auch haben, wenn ICH verliere.

    Zu dem Verhalten dieses "Menschen-mit-dem-du-mal-viel-zu-tun-hattest" ;o) kann ich auch was sagen:

    "Schlechte Verlierer sind schlimm - schlechte Gewinner sind schlimmer!"

    :)
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  10. TheVG
    Ich glaube, das Balancing ist wirklich ein sehr subjektiver Faktor. Jeder tickt anders, auch wenn ich der Meinung bin, dass man Spiele nicht so aufziehen sollte wie es in den letzten Jahren der Fall war, nämlich mit einer Belohnungsschwemme Awards zu verteilen und gleichzeitig das Spiel so zu gestalten, dass man nach wenigen Stunden völlig angeödet ist. Sowas wie CoD ist der beste Indikator dafür, weil man dem Spieler mit Bombast den niedrigen Anspruch wegblendet.

    Ich selbst bin da für Ausgewogenheit. Man sollte schon während des ersten Durchgangs von Spielabschnitten einschätzen können, ob man für sich selbst ein Weiterkommen für möglich halten könnte. Klar, es ist sehr, sehr schwierig, ein Spiel auf einem einigermaßen gleichen Level zu halten, weil man als Spieler mit dem Spiel wächst. Man lernt die Mechaniken kennen, man weiß sie irgendwann sinnvoll zu nutzen, und dadurch sinkt ja auch der Anspruch, den man irgendwie wieder anheben muss.

    Ein gutes Beispiel bzw. Kuriosum ist für mich "Oblivion": Das Mitleveln der Gegner wirkt im ersten Moment völlig unglaubwürdig, aber es macht auch Spaß, weil man etwa die Goblins später ohne das Aufleveln nur noch als Kanonenfutter betrachten würde. Das ermüdet dann schnell, die freie Spielwelt hat mit solchen Nachteilen zu kämpfen, während man in schlauchigen Levels als Entwickler entscheiden kann, wie man den Anspruch anpassen kann.

    Online ist das was anderes. Wie syntax schon richtig sagte, sind die Reflexe mit dem Alter schon nicht mehr die von gerade volljährig Gewordenen. Auch ein Grund, warum ich mich damit nicht mehr so gerne beschäftige. Ich brauche keine Sternchen und Lobeshymnen, aber das Gegenteilige muss auch nicht sein, und das verstehe ich auch nicht unter "gefordert werden".
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