Warum gibt es keine wirklich guten Spiele mehr?

Von BaVoBa · 15. April 2008 · Aktualisiert am 6. Oktober 2008 ·
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  1. Es gibt heutzutage viele gute Spiele. Es gibt sehr spassige Egoshooter ("Call of Duty 4"), es gibt sehr fordernde und atmosphärische Strategiespiele ("Company of Heroes"). Was sollte man also zu meckern haben? Ganz einfach, der heutigen AAA-Spielelandschaft fehlt - so traumtänzerisch wie es klingen mag - die Seele! Die ausgefeilten Mechaniken und fein justierten Schräubchen, die Entscheidungsfreiheit, die uns in den späten Achzigern und Neunzigern Spiele beschert haben, von deren Interaktivität heutige Blockbuster nur zu träumen wagen.

    Ich bin mittlerweile 29 Jahre alt und kann sagen, daß Computer- und Videospiele einen großen Teil meiner Freizeitunterhaltung augemacht haben und sie es, wenn es die Zeit zulässt, immer noch tun.

    Zum Teil meiner ganz persönlichen Popkultur sind diverse Spiele geworden. Sei es "Jagged Alliance", die "X-Com"-Reihe, "System Shock", "Deus Ex", oder all jene Klassiker, die jeder Retro-Spielefan meiner Generation aus dem Schlaf aufsagt. "Monkey Island" sei hier als Paradebeispiel genannt.

    Doch ich habe seit fast einem Jahrzehnt zunemend das Gefühl, daß Videospiele zwar von den sogenannten "Production Values" (ein englischer Ausdruck für qualitativ hochwertige Produktionen im vornehmlich audiovisuellen Bereich) her gesehen stetig an Fahrt gewinnen, aber im Kernbereich - des Gamesplays - Rückschritte machen. Von Termindruck und den lästigen Käfern will ich garnicht erst anfangen, obwohl das natürlich auch mir der Industrialisierung des Genres zu tun hat.

    Heutzutage als revolutionär angespriesene Blockbuster-Spiele wie "Bioshock" oder "Stalker" transportieren keine neuen Inhalte oder Mechaniken - denn die gab es schon in Zeiten von beispielsweise "Fallout". Was diese Titel machen ist, altbekannte und bewährten Gameplay-Mechanismen in die dreidimensionale Welt umzusetzen. Und das ist auch schon die einzige Neuerung - geschönt von den Vorzügen einer großzügig finanzierten Produtkion, sprich: Professionelle Sprecher, Grafiker, Künstler. Das mag ansprechend wirken und das Spiel "wie einen Film" wirken lassen, zielen aber an dem Grundbedürfnis des gemeinen Videospielers (gemessen an uns "Old-Schoolern") vorbei - Interessantes zu entdecken. Und vor allem: Geschehnisse maßgeblich zu beeinflussen!

    Ein gutes Spiel muss mich fordern. Nicht in dem Sinne, daß ich 243 Gegner in einer Minute erledige - es muss Entscheidungen verlangen. Die Entscheidungen, die es verlangt, muss es umsetzen, und ich als Spieler muss mit den Konsequenzen leben. Ganz genau das ist es, was ich an wirklich guten Spielen liebe: Die einzigartige Erfahrung. Wenn ich einen (zugegebenermassen wirklich sehr guten) Shooter wie "Call of Duty 4" spiele, dann hetzte ich durch die Levels, wie es jeder andere Spieler auch tut. Ich will nicht neu laden, weil ich etwas anderes probieren möchte, denn es gibt nichts anderes zum probieren. Der Spielverlauf ist wie ein Film - immer gleich. Es gibt die Interaktivität nur im direkten Sinne. Ich kann nichts verändern, ich kann nur Fortschritt erzielen.

    Natürlich hat sich der Markt im Laufe der Zeit angepasst. Das versessene Kellerkind ist mitterweile aus den Köpfen der Entwickler verschwunden. Daher ist es verständlich, daß die AAA-Titel massenkompatibel angelegt werden, um eine möglichst große Zielgruppe zu erreichen. Trotzdem glaube ich fest daran, daß auch ambitionierte Spiele kombiniert mit "Next-Gen"-Technik zum Publikumshit werden können. Man müsste sich nur mal trauen!

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