Warum Leonardo DiCaprio nie einen Oscar gewann

Von -zwecki- · 12. Januar 2016 · Aktualisiert am 12. Januar 2016 ·
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  1. Wenn man Filmliebhaber fragt, welche Schauspieler sie gern auf der großen Leinwand sehen, dann tauchen dabei einige Namen besonders häufig auf. Einer von diesen Namen ist Leonardo DiCaprio, ohne Frage ein herausragender Charakterdarsteller, der in vielen Filmen zu überzeugen weiß. Die Frage, die sich der geneigte Kinogänger nun stellt, ist: Warum hat dieser Mann trotz mittlerweile 5-facher Nominierung - 3 Mal als Bester Hauptdarsteller - noch nie einen Oscar gewinnen können? Im Folgenden möchte ich nun dieser Frage auf den Grund gehen.

    In den letzten Jahren hat sich ein Internet-Hype um die Person Leonardo DiCaprio und den Fakt, dass er noch nie einen Goldjungen bekommen hat, aufgebaut. Er ist einer der beliebtesten, aber auch talentiertesten und bestverdienensten Schauspieler der aktuellen Hollywood-Generation. Seine letzte Oscar-Nominierung hatte er im Jahr 2014, als er gleich doppelt leer ausging. Er war für "The Wolf of Wall Street" nämlich sowohl als Bester Darsteller, als auch indirekt als Produzent des Besten Films nominiert.

    Die Kritiken des Films waren zwar überragend, dennoch hatte es erneut nicht gereicht. Warum ging er also wieder einmal leer aus? Sehen wir uns einige mögliche Gründe an.

    Karriere ohne Tiefen

    Schaut man sich die Karriere von DiCaprio an, so muss man feststellen, dass er nie eine wirklich schlechte Performance abgeliefert hat. Er hatte nie einen Ausrutscher oder eine schlechte Phase. Es gab keine Skandale und Eskapaden um seine Person. Seine Karriere ist durchweg gespickt von guten Entscheidungen.

    Er wurde vom Kinderstar über den Teenie-Schwarm zum A-Lister. So stellt sich wohl jeder Schauspieler die optimale Karriere vor. Die Academy steht aber - zu Leos großem Unglück - auf gute Storys und Drama im Lebenslauf. Leo hatte viele gute Performances, das allerdings ohne je einen Fehler gemacht zu haben. So bescheuert das klingt, das lässt seine gute Arbeit weniger wertvoll erscheinen.

    Kein "Oscar-bait"

    Da Meinungen - und somit auch Kritiken - immer subjektiv sind, ist es äußerst schwer, allgemeingültig zu sagen, was einen Oscar verdient und was nicht. Wenn man sich die Oscarnominierungen über die Jahre so anschaut, kann man allerdings sagen, dass Filme mit einem schweren Thema gute Chancen haben. Oft werden solche Filme als "Oscar-bait" (zu deutsch wörtlich "Oscar-Köder") bezeichnet. Jüngere Bespiele für solche Filme sind "The Theory of Everything", "The Danish Girl" oder "Selma".

    DiCaprio spielt überhaupt nicht in solchen Filmen. Er ist ein Schauspieler, den man hauptsächlich im Popcorn-Kino sieht. Seine Filme sind gut, haben zum Teil Regisseure und Schauspieler vom ganz großen Kaliber zu bieten, aber es sind Filme für die breite Masse. Es ist bezeichnend, dass Leo für seine vermeintlich besten Rollen (bspw. "Titanic", "Catch Me If You Can") nicht einmal nominiert wurde.

    Überschattet von den Co-Stars

    Egal in welchem Film DiCaprio mitspielt, er ist immer in der Lage, den Film allein zu tragen. Das weiß nicht nur ich, das wissen auch die Schauspieler, die mit ihm gemeinsam vor der Kamera stehen. Sie können es sich erlauben, etwas auszuprobieren und ihrer Rolle dadurch vielleicht etwas Besonderes zu geben. Dadurch stehlen sie ihm bisweilen auch mal ein bisschen die Show und werden teilweise sogar - als wäre es blanker Hohn - mit einer Nominierung belohnt. Bekannte Beispiele hierfür sind unter Anderem Mark Wahlberg in "The Departed" oder Kate Winslet in "Titanic".

    Keine "Ticks"

    DiCaprio hat viele gute Rollen gespielt, aber nur eine einzige - für die er auch nominiert wurde -, in der er seinem Charakter einen "Tick" oder eine gewisse Neigung verleihen musste. In "Gilbert Grape – Irgendwo in Iowa" spielt er den behinderten Arnie. Danach hat er nie wieder eine solche Rolle angenommen.

    In "Ray" spielte Jamie Foxx einen Blinden, Colin Firth stotterte in seiner Rolle als König George VI. und für "Dallas Buyers Club" nahm Matthew McConaughey fast 21 Kilogramm ab. Die drei genannten gewannen in den jeweiligen Jahren den Oscar für den Besten Hauptdarsteller.

    Pech

    Der wahrscheinlich wichtigste Grund für DiCaprios bisherigen Nicht-Erfolg bei den Academy Awards ist wohl schlicht und einfach Pech. Seine erste Nominierung als bester Hauptdarsteller erhielt Leo für seine Verkörperung des Aviator im Jahre 2005. Im selben Jahr lieferte Jamie Foxx als der blinde Künstler Ray Charles eine Performance ab, die seine Karriere definieren sollte. Ähnliches gilt für Forest Whitaker, der für seine Rolle des Idi Amin in "Der letzte König von Schottland" 2007 den Oscar gewann, als DiCaprio für "Blood Diamond" nominiert war.

    Die letzte Nominierung als Bester Hauptdarsteller hat er 2014 als Jordan Belfort in "The Wolf of Wall Street" erhalten und gegen einen überragenden McConaughey verloren. Zudem verlor er bei derselben Verleihung als Produzent noch gegen den Film "12 Years a Slave", den man aufgrund seines Themas durchaus als Oscar-bait bezeichnen könnte.



    Im Endeffekt gibt es viele Gründe dafür, dass er noch nie einen Academy Award gewinnen konnte. Nicht wenige Fans wollen der Jury unterstellen, sie würden DiCaprio schlicht nicht mögen und ihm deshalb den Award vorenthalten. An diese Theorie glaube ich nicht. Bisher waren die Wahlen gegen ihn noch immer schlüssig und nachvollziehbar. Zudem gab und gibt es noch andere Schauspieler, die erst nach etlichen Nominierungen den begehrten Preis erhielten, zum Beispiel Julien Moore (bei der 4. Nominierung) und Paul Newman (bei der 6. Nominierung). Es ist also noch nicht alle Hoffnung verloren.

    Bei den diesjährigen Oscars darf sich DiCaprio wieder gute Chancen ausrechnen. Nachdem er bereits den Award für den Besten Hauptdarsteller (Drama) bei den Golden Globes gewann, dürfte die Oscar-Nominierung nur noch Formsache sein. Ob er dieses Jahr schlussendlich auch den Preis gewinnt, werden wir wohl erst in der Nacht vom 28. zum 29. Februar 2016 erfahren, wenn die Academy Awards stattfinden.

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    -zwecki-
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Kommentare

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  1. Wowa
    Nun, ich finds schade das Leonardo noch nicht ihn bekommen hat, anderseits sehe ich das er immer wieder gut ist und mich noch nicht enttäuscht hat. Ich hoff das er nicht wegen dem Oscar weniger gut wird, sondern das er nochmal den Oscar kriegen will (sofern dies möglich ist).
    Aber ich danke dir für diesen wirklich informativen und unterhaltsamen Blogeintrag.
  2. 8Lisa91
    Ja, da hast du schon recht :D
  3. -zwecki-
    Versteh mich nicht falsch, ich mag die Mad Max Reihe und Fury Road ist ein wirklich guter und vor allem unterhaltsamer Film. Ich fand auch Charlize Theron gut und denke, dass sie auch komplexere Rollen spielen könnte. Trotzdem ist es eben kein Film, der viel von seinen Schauspielern lebt, eher von der Action und den handgemachten Effekten.

    Ich kann dich aber auf jeden Fall verstehen, es ist schon ein wirklich cooler Film, der es auch vorerst auf meine Favoritenliste geschafft hat. :D
  4. 8Lisa91
    Von den Filmen, mit denen die Hauptdarstellerinnen nominiert sind, hab ich keinen einzigen gesehen, muss ich gestehen.
    Du hast vermutlich recht, dass Charlize Theron keine oscarreife Darstellung abgelieft hat, ich als Mad-Max-Fan bin da auch nicht unbedingt ojektiv genug :D
  5. -zwecki-
    Cool umgesetzt, ja, aber Oscar-würdig fand ich das noch nicht. Wenn man sich ansieht, wer in der Kategorie nominiert ist, dann ist das schon noch mal ein anderes Kaliber. Mad Max war jetzt auch nicht unbedingt ein Film, in dem Schauspieler zeigen können, was sie drauf haben. :D
  6. 8Lisa91
    Das stimmt, in den Hauptkategorien sind die Chancen eher gering, aber der Stil der Endzeit-Krieger und der ganzen Welt ist so beeindruckend, da ist vll wirklich ein Oscar in den technischen Kategorien drin :)
    Schade, dass Charlize Theron nicht als beste Hauptdarstellerin nominiert ist, ich fands cool, wie sie Furiosa umgesetzt hat :D
  7. -zwecki-
    Oh ja, gönnen würde ich es dem Film und George Miller auf jeden Fall auch. Ich denke aber, in den Hauptkategorien wird er leer ausgehen. In den technischen Kategorien (vor allem Szenenbild, Kostümdesign, Makeup und Frisuren und Visuelle Effekte) könnte es aber was werden. Ich finde es sowieso bemerkenswert und gut, dass ein Film wie Mad Max in 10 Kategorien nominiert wurde. Das allein ist ja schon eine Auszeichnung.

    Ich werde hier bestimmt auch wieder eine Prognose abgeben, wenn ich die Zeit finde.
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  8. 8Lisa91
    Oh no, wie konnte das nur passieren? Christoph Waltz natürlich :D
    The Danish Girl habe ich auch nicht gesehen.
    Ich hoffe ja, dass Mad Max noch ein paar Oscars abstauben kann, den fand ich echt super :)
      1 Person gefällt das.
  9. -zwecki-
    Mir fällt gerade auf, dass wir beide Christoph Waltz falsch geschrieben haben. Schande! :D

    Wie dem auch sei, nachdem nun die Oscar-Nominierungen raus sind, denke ich, dass DiCaprio in diesem Jahr gewinnen wird. Die Konkurrenz ist so "schwach" wie nie. Der einzige Film, den ich (noch) nicht gesehen habe und der für die Kategorie Bester Hauptdarsteller relevant ist, ist The Danish Girl. Aber das, was ich bisher von dem Film gehört habe, überzeugt mich nicht (angeblich ist der wohl sehr inkonsequent in seiner Thematik und Welt bzw. das Ende ist einfach zu "schön" für das Thema).
  10. 8Lisa91
    Christoph Walz war in Django auch einfach hammergut, da hast du völlig recht :)
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