Xcom 2 Rundenlimits - Entwarnung

Von Yeager · 6. Februar 2016 · Aktualisiert am 9. Februar 2016 ·
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  1. Ich habe es mir schon gedacht:
    Das (zugegeben häufig vorhandene) Rundenlimit stört nicht im Geringsten!
    Es unterstreicht die Atmosphäre und war bisher immer schaffbar. Und zwar ohne Probleme. Sicher, wenn man wirklich, WIRKLICH zögerlich vorgeht, sich wirklich nur Millimeterchen für Millimeterchen vorarbeiten möchte, grundsätzlich die Runde eines jeden Soldaten im Overwatch-Modus abschliessen will - dann bekommt man ein Problem.
    Nur ganz ehrlich:
    Wer möchte wirklich so langweilig spielen? Ganz ohne Spannung? Ohne jeden Thrill?

    Rundentaktik lebt von Taktik. Und zu jener gehört es dazu sich an neue Situationen, Druck und Schwierigkeiten anpassen zu lernen. Abwägen, Nachdenken, Entscheidungen treffen - genau das ist Taktik. Ein Druckfaktor wie die Limits unterstreicht diesen Aspekt, führt ihn nicht ad absurdum. Dass Vorsicht und Gemütlichkeit darunter leidet, steht auf einem anderen Blatt.

    Der Vergleich zu Xenonauts oder den alten Xcoms haut auch nur bedingt hin. Jene hatten gefühlt meist grössere Maps, die Soldaten konnten sich nicht im relativen Vergleich so weit in ihren Runden bewegen. Ja, unter solchen Umständen wäre ein Limit auch katastrophal. So ist es hier aber nicht.

    Der Vorwurf, es wäre dadurch nicht oder nicht mehr taktisch ist ebenfalls Blödsinn.
    Es spielt sich angenehm komplex, aber nicht im Sinne von zu kompliziert. Es ist angenehm taktisch und spannend - aber wird praktisch nie unfair (einzige Ausnahme bisher: Zivilisten, die keine sind. Dann eben Reload und fertig). Und es macht einfach Spaß, wenn man denn generell Spaß hat am Taktieren mit immersiven Feeling des Mitten drin, statt nur dabei. Viele Dinge sind ggb. dem ersten Teil verbessert worden auch und gerade im Hinblick auf taktische Erwägungen (Türen lassen sich z.B. wieder schliessen), nicht zuletzt die offizielle Mod-Unterstützung.

    A propos Mods: Ein Rundenlimit-Entschärfer ist schon angekündigt. Nur ist der wie gesagt in meinen Augen überhaupt nicht nötig. Im Gegenteil:
    Zwar stand ich den Rundenlimits nie feindlich, aber auch nie freundlich gegenüber. Es ist eine ambivalente Sache bei Rundentaktik. Sie führt zum Umdenken und passt daher sehr gut zum Thema "Taktik" einerseits. Andererseits erzeugt sie ein Gefühl der "aufgezwungenen" Spannung, also des Gehetzt-Seins. Das kann trotzdem gut werden, muss es aber nicht. Das legendäre Panzer General zum Beispiel hatte in jeder Mission (!) Limits, machte sehr viel Spaß und bekam mit Panzer Corps auch einen würdigen Quasi-Nachfolger. Dafür verschiebt sich der Fokus geringfügig von "freier" Taktik hin zu einem taktischen Puzzle, wie z.B. anno 1997 beim indirekten Battle Isle - Nachfolger "Incubation - Phase IV". Was nichts Schlechtes sein muss und es bei Incubation auch nicht war. Das Spiel war ultra-spannend, das AddOn noch mehr. Und heute? Dasselbe: Invisible Inc. wäre ohne dessen Count-Up (der eigentlich ein Countdown ist und damit Rundenlimits sehr nahe kommt) nicht, was es ist: Ein spannendes und forderndes Thief rundenbasierter Art. Und das Open Source Indie-Projekt Wesnoth würde ohne Limits viel von seiner Qualität einbüssen, würde die schweren Kampagnen zu einem Kinderspiel verkommen lassen.

    Bei Xcom 2, nun nach ca. 30 Missionen muss ich sagen: Ich möchte sie nicht missen, die Rundenlimits. Denn sie bringen Spannung rein, passen sehr gut zum Underdog-Feeling des Szenarios.

    Wer mehr erfahren möchte:
    Ich habe hier einen (weitestgehend spoilerfreien) Minutenblog meines gestrigen Ersteindrucks geschrieben und Screenshots dazu gepackt. Quasi ein geschriebenes Lets-Play, das sich v.a. um den Vergleich zum ersten Teil dreht und alles Neue herauspickt. Irgendwie gibt es Probleme mit den Bildern (werden unscharf), wenn ich es hier als Blog versuche zu kopieren. Wenn jemand weiss, woran das mit den Bildern liegt und mir einen Tip geben kann, wäre ich dankbar. Bis dahin halt nur der Link.

    Zugegeben, als uralter Fan von Rundentaktik im Allgemeinen und Xcom im Speziellen bin ich befangen. Ich bin das, was ich nie sein wollte: In dieser Angelegenheit ein dummer Fan-Boy :D.
    Und dennoch kann ich mir vorstellen, dass Xcom 2 Erfolg haben wird und vielen Spaß machen wird. Neu-Einsteigern ins Genre, Xcom1-Veteranen und auch den Veteranen-Veteranen. Also Leuten, die schon die Originale in den 90er Jahren zockten. Das tat ich auch, ich mag auch Xenonauts und sehe nicht den geringsten Widerspruch darin die modern aufgemotzten Xcoms ebenso zu mögen.

    Ohne der GameStar-Redaktion zu nahe treten zu wollen, denn ich kann ihren Test bisher bestätigen, auch die Wertung: Ich glaube, dass das mit dem Rundenlimit eine "künstliche" Kritik war. Eine Kritik, damit man überhaupt etwas zu kritisieren hat. Was mir bisher am meisten auf den Magen schlägt? Dass es gleich einen Bug beim Abspeichern der Tastatur-Shortcuts gibt. Werden nicht übernommen derzeit, egal, was man einstellt. Selbst wenn man die INI direkt editiert. Mal ehrlich, das ist ne Kleinigkeit im Vergleich zu den spielerischen Stärken. Ich müsste (und werde) es länger spielen, um zu einem fairen Urteil zu kommen. Aber dass Xcom 2 ein Game ist, dessen Qualität irgendwo zwischen dem 80er- und 90er-Bereich liegt ist für mich jetzt schon klar. Nicht, weil ich ein Fan-Boy wäre, sondern weil es wirklich so ist.

    Tipp an diejenigen, die mit sich wegen der Rundenlimits hadern:
    Schaut euch ein Lets Play auf YT an, versucht euch selbst rein zu denken und fragt euch, ob ihr damit klar kommen würdet. Zur Not gäbe es ja immer noch die Steam-Rückgabe. Schon die ersten Missionen haben Limits (war zumindest bei mir so), von daher solltet ihr dann zügig sehen, wie das für euch ist, um es innerhalb der zwei Stunden ggf. zurück zu geben.

    Tipp für Spielreihen- oder gleich ganz Genre-Einsteiger:
    Fangt mit Xcom 1 an!
    Erstens ist es derzeit im Sale für knappe 5 Euro. Und zweitens ist es deutlich leichter. Der Schwierigkeitsgrad des zweiten Teils ist erheblich angezogen worden. "Normal" fühlt sich wie "Classic" beim Vorgänger an. Natürlich ist das rein subjektiv. Und drittens wird man den einen oder anderen Seitenhieb auf den Vorgänger nicht verstehen.

    Xcom 2 ist ein spannendes und knallhartes Taktikspiel, das mir sehr viel Spaß macht - und das nicht trotz, sondern gerade wegen der Rundenlimits!



    PS:

    @ Firaxis:

    Ich finde, ich habe jetzt genug rumgeschleimt.
    Wo bleibt der Scheck?

    Über den Autor

    Yeager
    Chuck Yeager durchbrach als erster Mensch die Schallmauer.
    <br/>Ich stolperte über seinen Namen als damals noch kleiner Junge beim Gucken von "Der Stoff aus dem die Helden sind".
    <br/>Sein Name gefiel mir, wurde zum Nick und blieb es.

Kommentare

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  1. biochomiker
    Gerade bin ich über diesen Beitrag gestolpert. Erst einmal danke dafür. Mir geht es genauso: ich empfinde das Rundenlimit nicht als störend, sondern als eine Mechanik, die dem Spiel eine besondere Würze gibt. Gerade weil es mich dazu bringt die Initiative zu ergreifen. Im Verlauf des Spiels habe ich auch gemerkt, wie ich meine Taktiken an dieses Feature anpasse. Mittlerweile fühl es sich einfach nur normal an und wenn ich ehrlich bin, die wenigen Missionen bei denen es kein Limit gibt machen mir deutlich weniger Spaß.
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