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Dieses Thema im Forum "Medienforum" wurde erstellt von Spartan117, 23. Februar 2016.

  1. Helli LI-LA-LAUNELÖWE Moderator

    Helli
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    Ich habe gestern Troll von Stefan Spjut beendet.

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    Ein Spannungsroman aus Schweden, der die Grenzen zum Paranormalen überschreitet - „wie der junge Stephen King!“ (Dagens Nyheter)

    An einem Sommertag läuft der kleine Magnus in Nordschweden in den Wald und kehrt nicht mehr zurück. Seine Mutter behauptet, ein Riese habe ihn entführt. Jahre später verschwindet wieder ein Junge, und wieder soll ein Troll ihn geholt haben. Alles nur Aberglaube, wie die Polizei meint? Doch die junge Susso ist überzeugt, dass es übernatürliche Wesen gibt. Ihre Suche führt sie in eine geheimnisvolle, archaisch anmutende Welt, deren Bewohner sich mit roher Gewalt gegen Eindringlinge wehren.

    Ein ganz anderes Troll-Buch, als ich es erwartet hätte. Ich spoilere ja so gut wie nie, denn den Inhalt kann man der Buchbeschreibung entnehmen, doch so viel sei verraten:
    Trolle sind hier nicht die üblichen Wesen, wie man sie aus den Sagen kennt. Trolle sind mehr eine Art Formwandler. Sie schlüpfen in die Rolle eines Bären oder eines Fuchses... und zeigen nur gelegentlich ihre wahre Gestalt. Und auch die fällt unterschiedlich aus. Ein Troll kann drei Meter groß sein, oder nur einen Meter erreichen.
    Außerdem besitzen die Wesen im Buch auch telepathische Fähigkeiten, können Menschen nur Kraft ihres Blickes absolut verstören.

    Am Anfang des Buches hatte ich immer wieder große Schwierigkeiten, dem roten Faden zu folgen. Das lag an den teilweise sehr ähnlichen Namen der Protagonisten (und dazu sind es eben noch fremde Namen), wie Susso, Seved und Signe oder Torbjörn, Börje und Torsten. Außerdem wechselt die Erzählperspektive immer wieder von der dritten Person in die erste Person, wobei diese erste Person auch immer mal wieder jemand anderes ist und man sich immer wieder fragt 'Wer bin ich jetzt?' und 'mit wem bin ich jetzt unterwegs?' - Kapitel gibt es nicht, sondern Absätze. Und mal begleitet man in einem Absatz Person X und dann drei Absätze lang Person Y und dann kommt ein größerer Absatz, aber man ist immer bei bei Person Y... manchmal seltsam.

    Natürlich lernt man bei einem schwedischen Buch auch zwangsläufig neue Details über das Land selbst. Ich wusste bisher z.B. nicht, dass Snus dort so ein Thema ist (Oraltabak) und das es so etwas wie Tretschlitten gibt.

    Ich fand es abgesehen davon sehr gut strukturiert, also der Handlungsstrang an sich, und auch gut erzählt. Eher unaufgeregt (und nicht "temporeich", wie es im Buchinneren steht).

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    Lieblingsstellen:
    "Seine Augen registrierten sofort, dass irgendetwas mit ihr nicht stimmte, aber es dauerte mehrere Sekunden, bis er begriff, dass sich ihr Hinterkopf mit dem glänzenden Haarknoten dort befand, wo eigentlich ihr Gesicht hätte sein müssen, und dass ihre Augen in die Tapete schauten, ohne sie zu sehen."

    "Von der Rückbank kam kein Mucks. Hätte man es nicht besser gewusst, man hätte glauben können, dort läge nur eine grüne Jacke. Mit einem Schwanz, dachte Seved, nachdem er einen Blick über die Schulter geworfen hatte. Und Füße waren auch zu sehen. Sie sahen aus wie Kinderfüße, die alt geworden waren. Füße einer mumifizierten Kinderleiche. Schwarze Nägel. Oder Klauen."

    "Auf der anderen Seite der Bucht ragten drei Windräder auf. Sie sahen aus wie weiße Riesenblumen. Die Rotorblätter standen still. »Guckt mal, die bewegen sich gar nicht«. sagte Gudrun und zeigte mit der Kaffeetasse dorthin. »Bestimmt ist ihnen der Sprit ausgegangen.«"

    "Inzwischen wäre er ein erwachsener Mann, und sie würden sich wie Fremde begegnen. Vielleicht erinnert er sich nicht einmal mehr an sie. Und wenn es jetzt schiefging! Wenn es zwischen ihnen nicht rundlief! Dann wäre er für alle Zeiten fort, und sie befürchtete, er könnte dann selbst die letzten kostbaren Erinnerungen mit sich nehmen, die sie noch an ihn hatte. Ihre Erinnerungsperlen, mit denen sie so gern spielte. Und diesen Gedanken konnte sie nicht ertragen."
     
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  2. tolotos*

    tolotos*
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    Christian T. Miller - Unbelievable
    Erzählt die wahre Geschichte einer Vergewaltigungsserie in den USA aus zwei Perspektiven: Den Ermittlern, die sie letztendlich aufklären sowie einem der Opfer, dem nicht nur der Täter sondern auch die Polizei/das System ziemlich übel mitspielt. Das Buch (bzw. der Artikel, der dazu ausgebaut wurde) ist Grundlage der gleichnamigen Netflix-Miniserie, die ich ausgezeichnet fand. Diese ist nah genug am Buch, dass ich durch das zusätzliche Lesen nicht viel Mehrwert hatte. Einzig die Perspektive des Täters kommt im Buch vor, in der Serie hingegen gar nicht. Ich fand das aber auch den uninteressantesten Teil. Vermutlich wird man das Buch wesentlich besser einordnen, wenn man in umgekehrter Reihenfolge konsumiert. Dennoch glaube ich, dass die Geschichte in der Mini-Serie besser funktioniert, so dass ich im Zweifel eher diese empfehlen würde. 3/5

    Menno Shulthuizen - Darwin Comes to Town: How the Urban Jungle Drives Evolution

    Ein Sachbuch, in dem Evolution in einem viel kürzeren Zeitrahmen besprochen wird, als man gewohnt ist: Nämlich, wie der Titel schon sagt, inwiefern diese durch Städte beeinflußt wird. Ich habe dadurch einige interessante Anekdoten mitgenommen, sowie vor allem die Perspektive, dass es auch in sehr kurzen Zeiträumen schon evolutionäre Effekte geben kann - und nicht nur bei Insekten oder Pflanzen mit sehr kurzen Reproduktionszyklen. Lohnt sich, wenn man am Thema interessiert ist. 3/5

    Viet Hanh Nguyen - The Sympathizer
    Ich bin durch die Empfehlung hier im Thread darauf aufmerksam geworden. Ein Buch über einen Viatnemesen und seine Erfahrungen zum und vor allem direkt nach dem Ende des Vietnamkriegs, dass einem wirklich viel zum Nachdenken liefert - teilweise in einem einzigen Satz, teilweise in den größeren Themen, die es anspricht (vor allem zur eigenen Identität/Gruppenzugehörigkeit). Außerdem ist es sehr gut geschrieben. Am Anfang war ich nicht sicher, ob ich den Stil trotz dem positiven Eindruck, den die Sprache auf mich machte für etwas 'pretentious' (mir fällt in diesem Kontext kein genau passendes deutsches Wort ein) halten soll, da es im Buch einen Erzähler gibt und ich mich fragte: "Gibt es jemand, der wirklich so spricht?". Aber dieser Aspekt macht im Laufe des Buchs durchaus Sinn. Die in den Fließtext übergehenden Dialoge fand ich zwar nicht den Lesefluß störend, aber zusammen mit der häufigen Auslassung von Namen haben sie eine gewisse Distanziertheit vom Hauptcharakter als Person erzeugt, was leider auch dazu geführt hat, dass ich emotional nicht so involviert war, wie intelektuell. Das ist schade, denn die Geschichte hätte glaube ich auch dazu einges an Potenzial. Trotzdem ein sehr gutes Buch. 4/5

    Judea Pearl - The Book of Why: The New Science of Cause and Effect

    Ein populärwissenschaftliches Buch dazu, wie man in statistische Untersuchungen Kausalität auf formalisierte Weise einbauen kann. Obwohl ich nicht ganz so überzeugt vom Buch an sich bin (der Aufbau mit stetigen Exkursen in die Geschichte ist für mich nich der überzeugendste; bei Details des Modells gelingt es dem Autor nicht immer, gut zu erklären; außerdem schreibt er manchmal etwas selbstverliebt), ist die zentrale Idee, die präsentiert wird, für mich derart revolutionär, dass ich hier 5/5 nur für diesen Aspekt gebe. Kurzer Teaser: Im statistischen Diskurs des 20. Jahrhunderts und teilweise auch noch von heute ist eines der größten Dogmen, dass Kausalität mit Statistik nichts zu tun hat. Während die Fähigkeit, Kausalität und Korrelation zu unterscheiden wertvoll ist, scheint dieser extreme Weg nicht der richtige, was man daran sieht, dass auf einem Meta-Level dennoch über Kausalität geredet wird - manchmal offen, manchmal verklausuliert. Die Erkenntnis des Buches bzw. der entsprechenden wissenschaftl. Theorie ist nun, dass man das informale Sprechen über Kausalität durch ein mathematisches Modell ersetzen kann, was insbesondere explizit macht, welche kausalen Annahmen in die Erkenntnisse eingehen. Eine Beispielerkenntnis, die man daraus z.B. ziehen kann: Wenn man einige Beispiele sieht, wird einem schnell klar, dass man nicht immer für jede Variable kontrollieren (i.e. diese festhalten, wie man das für Alter, soz. Stand und ähnliches kennt) sollte. Etwa: Wenn man untersuchen wollte, ob Intelligenz einen Einfluß auf Attraktivität hat, macht es sehr wenig Sinn, den Beziehungsstatus (Single: Ja/Nein) zu kontrollieren. Wenn man diesen konstant erhält, wird man vermutlich sehen, dass Intelligenz eine negative Korrelation mit Attraktivität hat, was aber nichts über die Realität sagt. Ein Verdienst des Modells aus dem Buch ist nun, zu formalisieren, auf welche Variablen man kontrollieren sollten, wenn man ein gewisses Modell der Kausalbeziehungen zugrundelegt. (dieses Modell muss natürlich je nach Datenlage ggfalls angepasst werden)

    Stephen King - The Song of Susannah

    Der sechste Band der Dark Tower-Reihe. Ich habe alle Szenen im Buch mit/über
    Stephen King
    geliebt. Mir fehlt daran sowohl die
    Meta-Ebene, als auch der Humor, mit dem King sich selbst behandelt, als auch die Themen (im Moment für mich vor allem übers Schreiben - ein Autor als Schöpfer vs. ein Autor als "Channeler") die damit besprochen werden.
    Der "Arc" der Charaktere Eddie, Susannah und Callahan hat mir auch gut gefallen. Der einzige Teil, mit dem ich nicht wirklich warm wurde, waren die Exposition-Anteile, die über Mia kommuniziert wurden. Das meiste, worum es dort ging, war mir zu generisch und auch zu sehr non sequitur. Für mich ist auch das Ende kein Ende eines eigenständigen Buchs, aber wenn ich eine Serie lese, stört mich das nie besonders. 3,5/5

    Amal El-Mortar & Max Goldstone - This Is How You Lose the Time War
    Dieses Buch gehört sowohl zum Genre der Science-Fiction/Zeitreise wie im Titel erkennbar, aber auch einer über Briefe vermittelte (auch an den Leser)
    Liebesgeschichte
    . Der Fokus liegt sogar eher auf letzterem. Ich habe mir lange nicht mehr so schwer getan, ein Buch zu bewerten. Es ist verdammt clever (in den vielen Anspielungen auf andere Geschichten und Ereignisse sowie in den Wortspielen). Es ist wirklich schön geschrieben, vor allem in den Briefen (wenn man denkt, es ist etwas zur purple-Prosish, dann zeigt es, dass es sich dessen bewußt ist, was es für mich deutlich besser macht). Es hat auch ein sehr gutes und passendes Ende
    Stichwort Romeo & Julia als Comedy bzw. mit positivem Ende.
    Auf der negativen Seite erfüllt es das ein oder andere Klischee jeder Zeitreisegeschichte. Vor allem aber: Es ist in seinem Fokus ziemlich an mir vorbeigegangen.
    Ich habe nichts gegen Liebesgeschichten im allgemeinen. Aber dieses Konzept von allumfassender, übermächtiger Liebe, erst recht wenn sie nur entfacht ist durch Briefe und Sehnsucht - das was ich direkt mit "viktorianische Liebesgeschichte" verbinden würde ist nichts was mich thematisch überzeugt oder interessiert.
    Bei allem Lob kann ich das Buch nicht besser als 3/5 bewerten. Ich kann aber gut verstehen, dass es mit einem etwas anderen Geschmack auch deutlich besser sein kann.
     
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  3. M4lock

    M4lock
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    Richard David Precht - Künstliche Intelligenz und der Sinn des Lebens

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    Eva Sachs - Die fünf Platonischen Körper
     
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  4. Hamburgamers

    Hamburgamers
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    Ich hab gerade mit dem ersten Buch der Star Wars "High Republic" auf englisch angefangen und bisher finde ichs ganz gut.
     
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  5. Helli LI-LA-LAUNELÖWE Moderator

    Helli
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    Ich habe heute Der Regler von Max Landorff (Pseudonym) beendet.

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    Er ist der »Regler«. Für die Reichen und Mächtigen regelt er alles – Liebe, Karriere, Geld, Sex. Bis er erkennen muss: Du kannst alles regeln. Nur nicht deine Vergangenheit.

    Gabriel Tretjak ist der Regler. Im Auftrag seiner Klienten greift er in ihre Biographie ein, legt sich an ihrer Stelle mit dem Schicksal an – ohne moralische Grenzen. Seine Preise sind hoch, seine Methoden bedienen sich wissenschaftlicher Erkenntnisse von der Psychologie bis zur Gehirnforschung. Seine Geschäftsgrundlage ist die Sehnsucht der Menschen, dass am Ende alles gut ausgeht, egal, wie verfahren eine Situation ist. Aber was heißt schon gut – gut für wen?

    Dann wird in einem Pferdetransporter die Leiche eines renommierten Hirnforschers gefunden, dem die Augen ausgeschält wurden. Das erste Opfer eines Mörders, dessen Spuren alle in eine Richtung weisen: zum Regler. Während Tretjak noch versucht, durch seine Methoden Herr der Lage zu bleiben, breitet sich in ihm ein Gefühl aus, das er sich sonst nur bei anderen zunutze macht: Angst. Denn schnell wird klar, dass die Morde ihr Motiv in Gabriel Tretjaks Vergangenheit haben. Und die kann nicht einmal der Regler regeln.

    Perfide, raffiniert, originell: ein deutscher Thriller der Extraklasse.

    Ein vorn bis hinten spannender Thriller, dessen Mordserie nach etwa 2/3 aufgelöst zu sein scheint, doch erst im letzten Drittel aufgelöst wird, zumindest großteilig... oder gerade mal zur Hälfte? Es ist auf jeden Fall noch genügend Stoff da für weitere Teile, die dann auch 2012, 2014 und 2016 folgten.

    Der Hauptprotagonisten wirken allesamt sehr gut skizziert. Man kann sie förmlich in einem Film spielen sehen und man fragt sich, warum so einer gar nicht existiert.
    Ich denke nicht, dass es mein letztes Buch der Reihe war.

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    Lieblingsstellen:
    "Maria und Max kannten sich seit knapp vierzig Jahren. Für sie war er immer noch der kleine Max, den sie einst als Hotelpagen angelernt hatte. Der kleine Max war inzwischen fast 65, stand kurz vor der Pensionierung und wog 120 Kilo, er liebte alle Arten von Nudeln."

    "»Ich finde diese Frau toll, in manchen Momenten glaube ich, ich liebe sie. Aber wie soll das gehen bei einem Typen wie mir, der durch und durch mit Misstrauen besetzt ist? Ich bin kaputt, wirklich kaputt. Ein solcher Typ sollte die Finger von netten Frauen lassen.«"

    "Mario Facchetti wirkte immer sehr ernst, und wenn Frauen in der Nähe waren, wirkte er noch ernster. Er hatte dann das Gefühl, innerlich zu verkrampfen. Es wusste nicht, war er sagen sollte, schwieg und dachte darüber nach, was er sagen könnte, und dann wusste er noch weniger, was er sagen sollte."
     
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  6. KellogsFrosties

    KellogsFrosties
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    Erstmal ein paar Welt Wunder - Hefte nachgeholt und nun zum zweiten Mal mit Nicole Böhms "Das Vermächtnis der Grimms - Wer hat Angst vorm bösen Wolf?" angefangen.
     
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  7. roflkong3

    roflkong3
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  8. Zig-Maen Bat-Buchstabennudelsuppe

    Zig-Maen
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    Ich bestelle mittlerweile fast ausschließlich Bücher über meinen lokalen Buchladen. Normalerweise gehe ich hin, seid der Pandemie oder wenn ich Freunden Bücher zukommen lassen möchte, sende ich sie darüber :)
     
  9. Zig-Maen Bat-Buchstabennudelsuppe

    Zig-Maen
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    Empfehlungen für Poesie:

    Ich suche nach ein paar tollen Empfehlungen zum Thema Poesie. Ich lese hier und da gern Mal ein Gedicht oder poetische Gedanken, etwa Philippe Jaccottet, den ich beim stöbern entdeckt habe. Oder Nietzsches Zarathustra oder Fernando Pesoa. Aber ich hab wirklich noch so gut wie gar keine Ahnung und würde gerne mehr lesen (aber auch darüber erfahren)

    Habt ihr Tipps, Lieblinge, Empfehlungen?
     
  10. roflkong3

    roflkong3
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    Ja ich auch, einzige Ausnahme war bis jetzt der Onur Zyklus. Mag es auch viel mehr in den Buchläden zu stöbern als alles online zu bestellen.
     
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  11. Helli LI-LA-LAUNELÖWE Moderator

    Helli
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    Ich habe heute 3/4hundert Kleingeschichten von Erwin Strittmatter beendet.

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    Diese Kleingeschichten laden ein zum Blättern und verweilen, zum Nachdenken und Wiederlesen. Ihre anregende Wirkung entsteht aus Lebenskenntnis, Naturverbundenheit und Entdeckerfreude, aus Witz, Humor und einem tiefen Gefühl für Landschaft und Leute der Mark. Die kleine Begebenheit, die Episode wird erobert von der verjüngenden Kraft der Poesie und vor dem Schein der Alltäglichkeit bewahrt. Erwin Strittmatters Sprachkunst und seine Fähigkeit, Verstecktes aufzuspüren, haben sich vereint zum Vergnügen für die Freunde der pointierten Kurzprosa.

    Ganz seichte, ruhige Kurzgeschichten, manchmal nur eine halbe Seite lang (also gerade mal ein paar Gedanken). Eindrücke über die Natur und deren Bewohner, über Wiesen, Felder und Wälder, Seen und Moore, Sträucher und Bäume, über Vögel, Pferde, Fliegen und Gänse. Beobachtungen chronologisch sortiert, beginnend im Winter, fortfahrend über Frühling und Sommer zum Herbst. Hier und da ein paar witzige/winzige Pointen und schon war das Buch zu Ende.

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    Lieblingsstellen:
    "[...] Stille am Himmel und Stille auf dem Wasser, und das Knacken eines Zweiges, auf den wir treten, wird zu einem großen Geräusch."

    "Bald war's trocken, bald naß, bald windig, bald still, dann wurde es warm und plötzlich noch einmal kalt. Im Weltraum schien das Rezept für den Frühling verlorengegangen zu sein."

    "Ich streifte durchs blättrige Unterholz. Weitgereiste Tautropfen setzten sich auf meine Lederhose. Lederöl hüllte die Tropfen ein, und sie wurden zu buntem Geflitter."

    "Jeder Tag bringt Fragen und verlangt Antworten, und solange wir fragen und Antworten suchen, leben wir."
     
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  12. tolotos*

    tolotos*
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    Lucy Foley - The Hunting Party
    Einige reiche Freunde feiern Silvester in einer abgelegenen Luxus-Hüttenanlage in Schottland. Das ist die Ausgangslage für einen Thriller/Krimi um eine von der Zivilisation abgeschnittene Gruppe. Im Cover-Text steht was von "in der Tradition von Agatha Christie", was aus meiner Sicht kein passender Vergleich ist,
    da mehr das Entstehen der Art (über ausgeschweifte Rückblenden) und nicht die Aufklärung im Mittelpunkt steht. Möglicherweise denkt man dabei an And then there were none, aber auch dieses findet ja nicht größtenteils vor dem ersten Mord statt.
    Das Buch ist spannend und ein solches Szenario lese ich immer gerne. Es hat aber klare Schwächen - recht schablonenhafte und gleichzeitig durchweg unsympathische Charaktere, viel zu viele klare "Red Herrings" und zu viel "tell don't show" gerade in den Erinnerungen, in denen die Charaktere skizziert werden. Die Twists überzeugen mich auch nicht, weil sie nicht wirklich überraschend sind. Kann man lesen, muss man aber nicht. 2,5/5

    Peter Swanson - The Kind Worth Killing

    Auch hier eine sehr klassische Ausgangslage,
    das Mordkomplett an der Ehefrau mit der bei einer Reise getroffenen Fremden.
    Bei The Hunting Party habe ich die unsympathischen Charaktere erwähnt, wollte zunächst auch von der unglaubwürdigen Fülle an zusammentreffenden unabhängigen Plot-Elementen schreiben. Hier wurde ich dann nochmal erinnert, dass das kein Problem sein muss, wenn man es wirklich gut ausführt - wenn der Plot jederzeitinteressant genug sind und vor allem wenn man zumindest glaubt, das ganze wäre glaubwürdig (sicher auch, weil einem die psychologischen oder tatsächlichen Zusammenhänge eher gezeigt als vorgebtet werden). Gleichzeitig war es genauso spannend und es gab einen für mich wirklich überraschenden, guten Twist. Lediglich die Geschehnisse kurz vor dem Ende waren so sehr over-the-top, dass ich dort nicht mehr wirklich dabei war. Das Ende ist dafür wieder gut. 3,5/5
     
    Zuletzt bearbeitet: 1. April 2021
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  13. Sogeking

    Sogeking
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    Also, zu Philip K. Dick kann ich eigentlich nur sagen dass ich die meisten seiner bekannten Geschichten / Kurzgeschichten recht interessant fand. Zu meinen Lieblingsautoren zählte er nie, aber er hatte wirklich immer sehr interessante und spannende Vorstellungen. Ich würde da mal "Der unmögliche Planet" empfehlen, da sind meiner Meinung nach alle seiner wichtigsten drin.
     
  14. Sogeking

    Sogeking
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    Nachdem ich auf der Suche nach ein paar neuen Autoren war, hatte ich zuletzt mal Riley Sager ausprobiert und "Home before dark" gelesen.

    Insgesamt hat es mir ganz gut gefallen, auch wenn es nicht hervorragend war. Da ich nur dieses Buch von ihm kenne kann ich nicht sagen ob das sein typischer Schreibstil und Genre ist, aber beides fand ich ansprechend. Ich persönlich mag lieber eine etwas simplere Schreibweise, ellenlange Beschreibungen und zu blumige Sprache ist in den meisten Fällen [es sei denn es ist wirklich gut gemacht] nicht so sehr was für mich, und dieses Buch ist positiv simpel geschrieben, ich habe es recht schnell zuende gelesen.

    In welche Richtung das Buch genau geht kann ich in diesem Fall gar nicht sagen, da das zu sehr spoilern würde. Dass man das bis kurz vor Ende nicht genau sagen kann hat für mich einen Reiz ausgemacht.
     
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  15. MrBurns uncooler Geostalker

    MrBurns
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    Bin im ersten Schritt auf Thalia umgestiegen, hab aber kürzlich bei uns in der Stadt einen (neuen?) privaten Buchladen entdeckt. Werd mal gucken, wie man dort aktuell Bücher kaufen kann und mich dann zukünftig dort eindecken :yes:
     
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  16. garglkark ♥ ♥

    garglkark
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    Und dann kam Billy

    https://www.droemer-knaur.de/buch/louise-booth-und-dann-kam-billy-9783426788486

    Die Autorin ist die Mutter.
    Ein junges Pärchen bekommt einen Jungen, der anfangs starke Probleme verursacht, er schreit ständig. Die Ärzte diagnostizieren Autismus.
    Der Mann arbeitet als Elektriker, ist tagsüber meistens weg. Die Mutter muss den Alltag größtens alleine stemmen. Nach ein paar Jahren kommt sie auf die Idee, einen jungen Kater aufzunehmen. Der Plan funktioniert. Der Junge reagiert sehr positiv und schafft es immer besser, im Leben klarzukommen.
     
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  17. MrBurns uncooler Geostalker

    MrBurns
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    Der neue Roman von Italo Calvino, Wenn ein Reisender in einer Winternacht, ist da, und du, der Leser, schickst dich an ihn zu lesen. Er fängt auch spannend an, doch nach einer Weile stellst du fest: etwas stimmt nicht! Du bringst das Buch zurück zur Buchhandlung, und tatsächlich, du hast ein fehlerhaftes Exemplar erhalten, bei dem es sich um eine ganz andere Geschichte handelt. Das Buch wird dir erstattet, doch auch mit dem Ersatz ist etwas nicht in Ordnung. Zusammen mit einer Leserin versuchst du herauszufinden, was es mit den falschen Büchern auf sich hat, und es werden immer mehr...

    @HypNo5 hat das Buch hier im Thread mal vorgestellt und es hat mich direkt angesprochen, es klang einfach herrlich bekloppt. In der Tat war das Buch ziemlich verrückt und hat mich öfters zum Schmunzeln gebracht.
    Wenn beispielsweise in einem (fiktiven) Land die Revolutionäre als Polizisten getarnt sind und die Polizisten als Revolutionäre, aber auch einige als Revolutionäre getarnte Polizisten in Wirklichkeit Polizisten sind, die sich nur als Revolutionäre tarnen, die sich als Polizisten tarnen, die sich als Revolutionäre tarnen, und niemand weiß, wer denn nun tatsächlich wer ist, dann ist das vollkommen grotesk.
    Auch das grundlegende Konzept mit den falschen Büchern war toll. Einige davon hätte ich durchaus gern weitergelesen. Die direkte Ansprache als Leser passte zur allgemeinen Verrücktheit.

    Womit ich allerdings nicht gerechnet hatte, war die stark philosophische Note. Die Sätze waren teilweise lang, lang, lang, und manchmal war ich mir nicht sicher, ob Calvino nun tatsächlich philosophiert oder ob er einfach nur möglichst schwer zu lesende Sprachverrenkungen um der Absurdität willen aneinanderreiht. So verlor das Buch für mich nach einer Weile merklich an Fahrt, auch der rote Faden zwischen den angefangenen Büchern kam irgendwann abhanden und es blieb nur noch eine Abfolge von verwirrenden Auslassungen übrig. Insgesamt war ich also eher enttäuscht, auch wenn ich vieles genossen hab.

    Lieblingsstelle© by @Helli
    Wütend schmeißt du das Buch in die Ecke, du würdest es gern zum Fenster hinausfeuern, auch zum geschlossenen Fenster hinaus, durch die Lamellen der Sonnenblende, so daß sie seine ungehörigen Lagen zerfetzen, so daß die Sätze, Wörter, Morpheme in alle Winde zerstieben, um sich niemals wieder zu sinnvoller Rede zusammenzufügen; durch die Scheiben hinaus, umso besser, wenn's unzerbrechliche sind, so daß es zersprüht zu Photonen, Wellenschwingungen, polarisierten Spektren; durch die Wand mit dem Buch, so daß es zerfällt in Moleküle und Atome, die zwischen Atom und Atom des Eisenbetons hindurchschlüpfen und sich spalten in Elektronen, Neutronen, Neutrinos, immer winzigere Elementarteilchen; durch die Telefonleitung, so daß es zerfließt in elektrische Ströme, Stöße, Impulse, in einen von Redundanzen und Störgeräuschen zerhackten Informationsfluß, bis es schließlich verkümmert zu wirbelnder Entropie. Du würdest es gern hinausfenstern, aus dem Haus, aus dem Wohnblock, dem Stadtteil, dem städtischen Ballungsgebiet, dem Landkreis, dem Verwaltungsbezirk, dem Regionalraum, der Nationalgemeinschaft, dem Gemeinsamen Markt, dem westlichen Kulturkreis, dem Kontinentalmassiv, der Atmosphäre, der Biosphäre, der Stratosphäre, dem Gravitationsfeld der Erde, dem Sonnensystem, der Galaxie, dem Galaxienhaufen, hinaus bis über den äußersten Punkt, den das expandierende All erreicht hat, dorthin, wo Raum und Zeit noch nicht angekommen sind und wo es aufgehen würde im blanken Nichts, im Nichtsein, ja im Niemalsgewesensein und Nieseinwerden, um sich total zu verlieren in der absolutesten und garantiert unleugbaren Nichtigkeit. Genau das hätte es verdient, nicht mehr und nicht weniger.
     
    Zuletzt bearbeitet: 3. April 2021
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  18. [​IMG]

    Lese mich ja durch die Eisenhorn Trilogy von Dan Abnett und bin mittlerweile mit Band 1 Xenos durch. Wirklich seit langem das erste Buch, was ich von der ersten bis zu der letzten Seite verschlungen habe. Wunderbar kurzweillige Space Opera im Warhammer Universum, die vorallem mit ihrer diversen Truppe an Protagonisten und den wirklich phantasievoll beschriebennen Schauplätzen begeistert. Der Autor nutzt hier das Warhammer Universum wirklich voll aus und erzählt keine Kriegsgeschichten irgendwo am Rande des menschlichen Imperiums, sondern zeigt wie dieses absurd gigantische Universum funktioniert aus Sicht des kleinen einfachen Menschen.
    Wobei unser Hauptprotagonist dabei zwar ein Mensch ist, aber auch ein Inqusitor des Imperiums. Ein Mann auf dessen Befehl ganze Planeten ausgelöscht werden können. Der aber doch mit sich kämpft und versucht menschlich zu bleiben wo es ihm möglich ist und besonders seine Truppe aus Begleitern, die ihm bei der Jagd nach Ketzern, Heretikern und Xenos unterstützt, gut behandelt.
    Der Höhepunkt des Buches sind für mich aber die Schauplätze und ihre Beschreibungen. Hier wird wirklich viel geboten, von viktorianischen Palästen, einer Gruftwelt, auf der die Bewohner den Großteil des Jahres in Kälterkammern schlafen, außerirdischer Flora und Fauna in allen Ausprägungen, bis hin zu Welten wo die uns bekannten Dimensionen von Raum und Zeit nicht greifen.

    So entspinnt sich eine Detektivgeschichte um Intrigen, Politik, Ketzer und Xenosartefakte die den Leser Tief in viele Aspekte des Warhammer 40k Universums eintauchen lässt und ja natürlich gibt es auch größere Gefechte, wobei diese nicht im Fokus stehen.


    insgesamt fand ich Band 1 einfach wunderbar unterhaltsam und Band 2 führt die Reihe ungewöhnlich aber sehr interessant fort. So springen wir 100 Jahre in die Zukunft und treffen auf einen gealterten und deutlich von seiner Arbeit gezeichneten Eisenhorn und auch der erste Schauplatz mit einer Art futuristischem Yharnam versprüht eine wunderbar bedrückende Stimmung.

    Und die Cover finde ich mal ausgesprochem stimmig und schick :yes:
     
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  19. Terranigma

    Terranigma
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    Natsume Sōseki - 夢十夜 yume jû-ya (Träume aus Zehn Nächten,1908)
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    Nachdem ich seit dem Studium leider nicht mehr die Zeit fand so regelmäßig Japanisch zu üben, habe ich den Lockdown mal genutzt um es wieder regelmäßiger zu nutzen. Passenderweise hatte ich vor zwei Wochen eine Klausuraufsicht für Kiddes, welche den Cambridge Assessment English-Test ablegten, und saß sechs Stunden am Pult. Nahm mir daher was zu Lesen mit und kam endlich dazu - das Buch liegt seit über sechs Jahren weitesgehend unbeachtet Regal - "der Spinnenfaden" (蜘蛛の糸 kumo no ito, 1912) von Akutagawa Ryūnosuke zu lesen. Und kam dann in die Stimmung, ein paar weitere Kurzgeschichten zu lesen, da mir nach längeren Romanen derzeit nicht der Sinn steht.

    Im Studium habe ich nur auszugsweise aus dieser Sammlung gelesen, allerdings noch in Übersetzung. Legte mir nun "Träume in Zehn Nächten" (夢十夜 yume jû-ya, 1908) von Natsume zu. Sie sind ihrerseits sehr kurz und trotz ihres betagten Alters wunderbar lesbar, was vor allem dem Schreibstil von Natsume zu verdanken ist: er schreibt ausgesprochen geradlinig, schlicht und schnörkellos. Von der Tonalität her sehr anders als seine Romane. Es sind, wie der Titel vermuten lässt, zehn Kurzgeschichten - über Träume.

    Die Träume ereignen sich zu verschiedenen Zeiten, mal in der Meiji-Zeit der Moderne, mal in der Kamakura-Zeit des Mittelalters. Die Träume sind - modern ausgedrückt - psychedelic. Oder auf Deutsch: enigmatisch. Bisher las ich die ersten zwei Träume, jeweils kaum mehr als nur wenige Seiten. Die Träume wurden auch 2007 verfilmt, jeder Traum als Kurzfilm von einem jeweils anderen Regisseur.

    Im ersten Traum sitzt ein Mann am Bett einer sterbenden Frau, welche ihm das Versprechen abringt, mit einer Muschel ein Grab zu graben, es mit den Überresten eines gefallenen Sterns zu markieren und für hundert Jahre am Grab auf ihre Rückkehr zu warten. Er tut's, aber mit der Zeit vergisst er selbige, doch als Zweifel aufkommen, sieht er eine Blume sprießen und weiß, dass nun hunderte Jahre vergangen sind. The End.

    Im zweiten Traum kehrt ein Mann aufgebracht auf sein Zimmer in einem Tempel zurück, nachdem der Abt ihm erneut vorwarf, keine Erleuchtung erlangt zu haben und Schande über sich zu bringen, die kein Mann von Ehre erdulden würde. Der Mann fühlt unter seinem Kopfkissen nach einem Dolch und beschließt, beim Schlag der nächsten Stunde entweder den Abt oder sich selbst zu töten. Solle er bis dahin Erleuchtung erlangt haben, würde er den Abt aufgrund seiner Demütigung töten. Solle es ihm nicht gelingen, würde er sich töten. Er bemüht sich frustriert, doch es gelingt ihm nicht. Dann schlägt die nächste Stunde. The End.


    Faszinierend.
     
  20. Helli LI-LA-LAUNELÖWE Moderator

    Helli
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    Kam daher deine Frage mit der Ehre?
    (das warst doch du?)
     
  21. Helli LI-LA-LAUNELÖWE Moderator

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    Ich habe heute Momo von Michael Ende beendet.

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    Eine gespenstische Gesellschaft "grauer Herren" ist am Werk und veranlasst immer mehr Menschen, Zeit zu sparen. Aber in Wirklichkeit betrügen sie die Menschen um diese ersparte Zeit. Als die Not am größten ist und die Welt ihnen schon endgültig zu gehören scheint, entschließt sich Meister Hora, der geheimnisvolle "Verwalter der Zeit", zum Eingreifen. Doch dazu braucht er die Hilfe eines Menschenkindes. Die Welt steht still und Momo, die struppige kleine Heldin der Geschichte, kämpft ganz allein, mit nichts als einer Blume in der Hand und einer Schildkröte unter dem Arm, gegen das riesige Heer der "grauen Herren".

    Fast 50 Jahre alt passt dieses Buch immer noch, wenn nicht sogar besser noch als damals, in die heutige Zeit. Zeitdiebe finden wir an jeder Ecke. Sei es der Beruf, seien es die sozialen Medien oder sogar eigentliche entspannende Hobbys, die uns die Zeit rauben. Jeder ist sich seinen Zeitdieben bewusst, doch die Wenigsten können diese einfach so mir nichts dir nichts von einer Sekunde auf die nächste abschütteln. Dieses Buch erinnert und mahnt uns Erwachsene an das was war und ist und warnt die Jugend vor dem was in ihr Leben treten könnte - Zeitfresser.

    Wie auch schon "Die unendliche Geschichte" seicht und schön geschrieben, einfach und gut = einfach gut.

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    Lieblingsstellen:
    "Niemand schien zu merken, daß er, indem er Zeit sparte, in Wirklichkeit etwas ganz anderes sparte. Keiner wollte wahrhaben, daß sein Leben ärmer, immer gleichförmiger und immer kälter wurde. Deutlich zu fühlen jedoch bekamen es die Kinder, denn auch für sie hatte nun niemand mehr Zeit. Aber Zeit ist Leben. Und das Leben wohnt im Herzen. Und je mehr die Menschen daran sparten, desto weniger hatten sie."

    "In der Mitte des Saales erhob sich ein ganzer Wald von Standuhren, ein Uhr-Wald sozusagen, angefangen von gewöhnlichen Zimmerstanduhren bis hinauf zu richtigen Turmuhren."
     
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  22. Terranigma

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    War ich, aber geht um die Vorbereitung für'n Podcast zu "Ghost of Tsushima", weil ich beim Vergleich von Definitionen darauf stieß, dass "Ehre" zwischen Kulturen recht unterschiedliche Definitionen trägt. Ist irgendwie naheliegend, habe ich mir bisher aber nie genauer angeschaut und wollte mal wissen, ob das deutsche Bauchgefühl eher bei der englischsprachigen Definition (Tugendhaftigkeit, Moral) oder eher bei der japanischen (Respekt, Wertschätzung) ist.

    Schön isses.
    :yes:
     
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  23. Helli LI-LA-LAUNELÖWE Moderator

    Helli
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    Ich habe heute Ich hab die Unschuld kotzen sehen: Und wir scheitern immer schöner (Ich hab die Unschuld kotzen sehen #2) von Dirk Bernemann beendet.

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    Das Leben ist Krieg. Der Krieg hat uns alle leer gemenscht, kaputtgeKRIEGt. Das Leben ist kein Krieg, sondern Sehnsucht, irgendwas zwischen Verachtung und Liebe! Das Leben ist Krebs, er zieht Metastasenstraßen durch meinen Leib. Das Leben ist Konzentrationsamok, ein Garten rot blühender Neurosen. Und ich bin der Menschenkarton mit chemischem Inhalt. All das geschrien, während Genitalien sich duellieren. Dirk Bernemanns zweites Werk, die Welt so zu erklären, wie sie wirklich ist. Wieder hat er das literarische Skalpell zur Hand genommen, seine Schnitte gehen tief, treffen zielsicher unseren Verstand und unser Bauchgefühl. Wir fühlen uns ertappt, betrogen und verletzt. Und doch, unter all dem, was wir Leben nennen, ist auch Hoffnung. oder ist das nur Verfall de Luxe? Das Leben hat sich in den Augen Bernemanns nicht groß verändert, deshalb blieb der Titel des Buches gleich. Auch wenn es sich um andere Geschichten, andere Schauplätze und andere Charaktere handelt, fühlt man sich wieder beobachtet, von der Unschuld.

    Das Buch wurde mir zugetragen, was man daran erkennt, dass ich noch nicht mal den "ersten Teil" davon kenne.

    Erwartet habe ich literarisches Junkfood, bekommen habe ich das Erbrochene, was mal abgelaufenes Junkfood war.
    Doch ich bin mir sicher, dass sogar genau diese Beschreibung Herrn Bernemann schmeichelt, wenn es ihm nicht einfach sowieso im höchsten Maße egal wäre.

    Die Kurzgeschichten sind prägnant, immer etwas lose miteinander verbunden, auf keinen Fall langweilig, dafür roh, aggressiv, alles andere als deep, aber dennoch, oder gerade deswegen, irgendwie am Nabel der Zeit. Nichts, worüber ich morgen noch nachgrübeln würde, aber im Moment des Inputs wie ein guter Actionfilm mit Gore, Sex und disgusting stuff.

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    Lieblingsstellen:
    "Ich ficke die unbekannte Unschöne, eine, die gerade noch mal so geht. Ich habe eine Mitgenommene mitgenommen. Aus dem Tanzlokal der Verzweifelten in meine 3-Zimmer-Wohnung."

    "Chris Rea singt aus Mutters Radio, dass er es cool findet, Weihnachten nach Hause zu fahren. «Driving home for Christmas...», so rockt der gute Mann Christmas. Dieses Lied, diese Stimme, diese Stimmung, zusammengefasst: dieser beschissene Kitsch erregt mentale Destruktivität und gedankliche Autoaggression in mir. Bestimmt sind schon andere Menschen während dieses Liedes gestorben, weil sie einfach vergessen haben zu atmen."

    "So gleitet die Existenz aus meinen Händen und mein Leben schreit nach moralischen Grundsätzen. Doch alles ist so weit weg. So weit, die Träume, so weit weg, die Liebe, so dumm, das Leben."


     
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  24. HypNo5

    HypNo5
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    Antkind (2020)

    B. Rosenberger Rosenberg ist ein exzentrischer, neurotischer Charakter voller Widersprüche. Er ist nicht jüdisch, was er immer mitteilen muss, weil sein Umfeld denkt, er sei es. Er ist sich seinen Privilegien als weißer Mann bewusst, beklagt aber dennoch sein Leiden. Er hat eine afroamerikanische Freundin, womit er ständig angibt, weiß aber, dass er mit so etwas nicht angeben sollte. Er bezeichnet sich als Feminist, stalkt aber Frauen. Er ist Verfechter gendergerechter Sprache (Mx., thon!). Er fällt regelmäßig in Gullylöcher (manholes! personholes!). Er denkt lang und breit über seinen Bart nach und eben weil er Filmkritiker ist, ständig über Filme. Das Lob für Christopher Nolan kann er gar nicht verstehen, der in Memento das Thema Gedächtnis völlig falsch darstellt und stattdessen liebt der Judd Apatow: Starbucks is the smart coffee for dumb people. It's the Christopher Nolan of coffee. Dunkin' Donuts is lowbrow, authentic. It is the simple, real pleasure of a Judd Apatow movie. Wen er aber so richtig fürchterlich findet, ist der pseudointellektuelle, angeberische, verkopfte Charlie Kaufman. Und da wären wir schon beim Autor, nämlich Charlie Kaufman, dem Regisseur/Autor vom hervorragenden "Synecdoche, New York" und anderen Filmen, die ebenso wie "Antkind" mit irren Ideen spielen und nicht nur die Zehe in die metanarrative Pfütze stecken, sondern im selbstreferentiellen Meer schwimmen gehen (siehe bspw. Adaptation). Der Protagonist (er verwendet "B." um seine Männlichkeit seinem Publikum nicht aufzudrücken und eine gendergerechte Ambiguität zu wahren) entdeckt zufällig auf seinen Reisen durch die USA den besten Film aller Zeiten, der nicht nur die Kunstwelt revolutionieren wird, sondern möglicherweise alles Leid der Welt abschaffen wird und maßgeblich verändern wird, wie die Menschheit denkt. Der Film hat eine Laufzeit von drei Monaten, ist Stop-Motion und wurde von einem über 100 Jahre alten, schwarzen Mann (oder war er doch ein Schwede?) in 90 Jahren produziert. B. Rosenberger Rosenberg ist verzaubert, sein gesamtes Leben wurde verändert und endlich hat er einen Sinn, ein Projekt. Der Film geht aber verloren und Rosenberg vergisst ihn. Nun gilt es also sich an ihn zu erinnern und eine absurde Odyssee beginnt.

    Das Buch war eine wirklich schwere Geburt. Die deutsche Version kam erst Mitte März raus und als ich in einem ZEIT ONLINE Interview davon erfahren hatte, feuerte ich die Bestellung direkt raus, da ich Kaufman als Filmemacher sehr mag. Aber wie es so häufig bei Büchern ist, die größtenteils entweder die minimale oder maximale Anzahl an Wertungseinheiten bekommen: es ist ein Sprung ins kalte Wasser und man muss schauen, ob man untergeht oder schwimmt (oder gar auf dem Wasser gleitet). Die ersten 150 Seiten (was oben beschrieben wird, passiert innerhalb der ersten 100 von 700) habe ich an zwei Tagen sehr gerne gelesen, aber mir war schon bewusst, dass die Faszination bei einem solchen Buch, welches mit Ideen und Stil protzt, so schnell verfliegen kann, wie sie gekommen ist. Die ersten 150 Seiten habe ich also zügig gelesen und war unterhalten. Dann hat es sich gezogen und ich habe darüber nachgedacht es abzubrechen. Ab Seite 350 wurde es wieder besser (wie bei Goodreads prophezeit), dann hat es sich wieder gezogen und die letzten 100 Seiten waren ein qualvolles Durcheinander. Lustige Ideen und Stellen oder tolle Passagen gab es aber immer und häufig musste ich schmunzeln, habe Querverweise auf andere Stellen entdeckt, musste mir aufgrund der Absurdität in positiver Hinsicht an den Kopf fassen usw.

    Ist das Buch also empfehlenswert? Verdammt schwer zu sagen. Im "Genre" postmoderner Bücher würde ich eher "House of Leaves" empfehlen, welches auf der Absurditätsskala noch mehrere Schritte weiter geht, aber auch tatsächlich eine normale Geschichte enthält oder "Wenn ein Reisender in einer Winternacht", weil es schön kurz ist. Über viele andere Bücher der Sorte kann ich kein Urteil fällen, weil ich sie gar nicht gelesen oder nicht angelesen habe (bspw. Infinite Jest). Kann man mit den Filmen von Charlie Kaufman schon nichts anfangen, sollte man definitiv die Finger vom Buch (seinem Debüt) lassen. Im Endeffekt ist Antkind ein Sammelsurium aller Ideen seiner Filme potenziert, aber mit noch weniger Geschichte oder Charakterentwicklung. Steht man wiederum auf Bücher, die nicht wirklich eine Handlung erzählen, aber mit Ideen (Subjektivität von Filmen, Subjektivität des Filmschauens, Erinnerung usw) um sich werfen, als wäre Räumungsverkauf und mit Sprache spielen als würde sie einem gleich weggenommen werden: viel Spaß. Den hatte ich auch, aber eben nicht für 700 Seiten, sondern vielleicht für die Hälfte.

    Das Lustigste am Buch ist aber wohl: jeder Kritikpunkt den man dem Buch vorhalten könnte, wird bereits im Buch thematisiert, was die Metaebene nochmal verstärkt und alles zu einer Selbstsatire und einer Satire aller anderen, ähnlichen Werke werden lässt.

    Wenn jemand über einen Kauf nachdenkt, dann bitte einen Bogen um die englische Taschenbuchausgabe von Random House machen. Zumindest meine Version fällt jetzt schon fast auseinander und ich bin keine Person, die Bücher übermäßig knickt, geöffnet auf Tische legt usw.
     
    Zuletzt bearbeitet: 3. April 2021
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  25. tolotos*

    tolotos*
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    Ian Reid - I Am Thinking of Ending Things (+ der Film Charlie Kaufman - I Am Thinking of Ending Things)
    Buch und Film starten bei der Autofahrt eines jungen Paares unterwegs zum ersten Besuch bei seinen Eltern. Wir erfahren aus ihrer Sicht schnell, dass sie darüber nachdenkt, die Sache zu beenden. Ich habe zunächst den Film gesehen und war etwa die Hälfte der Laufzeit fasziniert sowohl von den cleveren Dialogen, die immer wieder zum Nachdenken anregen, als auch von gelegentlichen mysteriösen Einsprengseln, die Fragen aufwerfen. Am Ende habe ich aber sehr wenig verstanden. Beim Lesen von Kritiken bin ich relativ schnell auf die Aussage gestoßen, dass das Buch deutlicher ist. Also habe ich dieses gelesen und dort wird wirklich sehr klar, was passiert*. In der Rückschau (ohne den Film aber nochmal gesehen zu haben), mag ich den Film deutlich lieber, sowohl weil er viel mehr zum Ende wunderbar passende Kleinigkeiten eingebaut hat**, als auch, weil ich alles was im Buch vor der Auflösung kommt deutlich weniger mag. Ich werfe dem Film dennoch vor, dass er etwas klarer hätte sein können. Hätte er das etwas besser umgesetzt, wäre er für mich ein absolutes Meisterwerk. So bleibt er sehr gut. Vielleicht habe ich auch nicht genug darüber nachgedacht, oder hätte ihn ein zweites mal anschauen sollen, aber auch wenn man einen Film beim zweiten Mal mit anderen Augen sieht oder Details erst dann versteht, sollte man die Grundzüge für meinen Geschmack (!) doch spätestens am Ende des ersten Schauens verstehen (man = ich, da es ja um meinen Geschmack geht :groundi:).

    Zurück zum Buch, darum geht es ja hier: Die Gedankenfetzen und Dialoge, die ich im ersten Teil so interessant fand, kommen zu Großteilen auch im Buch vor. Das ist also ein klarer Pluspunkt. Die ganze Idee mag ich auch sehr. Die thriller-hafteren Elemente im Buch
    die Erwähnung des Bruders; die "Verfolgungsjagd" in der Schule
    fand ich für das Thema unpassend. Daher und wegen der Punkte in ** ist die Umsetzung aus meiner Sicht trotz der oben erwähnten Schwäche im Film ein gutes Stück besser gelungen. 3/5 für das Buch, 8/10 für den Film (verschiedene Skalen repräsentieren goodreads vs. moviepilot. Vergleichen kann man diese mMn sowieso nie wirklich da viel "aus dem Gefühl" in den Zahlen steckt).

    *(auch wenn das im Buch vermutlich etwas minimal anderes ist als im Film, macht es auch diesen klarer)

    **
    So antwortet Jake auf die Gedanken der jungen Frau. So hat sie verschiedene Namen, Berufe, Hintergründe (was sicher jedem beim ersten Schauen auffällt und am Ende Sinn macht). So kommen seine Eltern in allen Lebensaltern vor - weil seine Erinnerungen an die Eltern sich vermischen bzw. weil er in seiner Vorstellung von einem Besuch verschiedene Szenarien durchspielt. So setzt sich vieles aus dem, was die junge Frau sagt aus dem zusammen, womit er aufgewachsen ist - ihre Bilder, ihre Gedanken zu Filmen (aus seinen Büchern), ihr Gedicht, ihre Gedanken zu Farben usw.
     
    Zuletzt bearbeitet: 4. April 2021
  26. Helli LI-LA-LAUNELÖWE Moderator

    Helli
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    Ich habe heute Schneewittchen und die Kunst des Tötens von Luci van Org beendet.

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    SM-Schneewittchen, sieben tapfere LARP-Zwerge und vierzig Morde Es war einmal ein Mädchen mit Haut, so weiß, wie Schnee, Lippen, so rot wie Blut, Haaren, schwarz wie Ebenholz … und einer ausgeprägten Vorliebe für BDSM. Und da gab es einen Jäger … der dieses Mädchen über alles liebte … zum Glück ebenfalls mit einer ausgeprägten Vorliebe für BDSM und reichlich Erfahrung … zumindest theoretisch, erworben am heimischen PC Außerdem waren da eine Königin, ein Serienkiller, der obligatorische Glassarg und jede Menge Phobien in einem Berliner Souterrain… Und es war einmal eine Autorin namens Luci van Org, die daraus eine Geschichte machte. Ganz oft zum Lachen. Und manchmal auch zum Weinen. Etwaige Ähnlichkeiten oder Übereinstimmungen mit gewissen anderen, lebenden oder toten Personen aus einer gewissen anderen Geschichte waren dabei selbstverständlich nicht beabsichtigt und wären rein zufällig Spieglein, Spieglein an der Wand, welches ist das fesselndste Märchen im ganzen Land?

    Ein weiteres Buch, was mir zugetragen wurde. Und ich bin ehrlich überrascht von dem was mir geboten wurde. Eine wirklich fesche Geschichte mit einigen amüsanten Szenen und einer sehr sympathischen Hauptprotagonistin - Nina Witte, Schneewittchen herself. Das hatte ich von Luci van Org, die ich noch aus einer ganz anderen Episode der Zeit kenne (als Lucilectric), gar nicht erwartet. Ich ziehe den Hut und danke für die unterhaltsame Zeit.

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    Lieblingsstellen:
    "Tief atmete ich gegen das in mir aufkommende Verlangen an, jetzt sofort die Tür zu öffnen und Ragrunds käsig-schlaffen Grottenolmkörper in seinen hässlichen Trekkinghosen und überteuerten Comicladen-Hoodies über mein Knie zu legen. Um ihm dann, mithilfe meiner an der Heizung geparkten Reitgerte beizubringen, was die Nachbeachtung des Sachverhalts «Du störst!» im ungünstigsten Fall für Konsequenzen haben könnte!"

    "Sehr überrascht hielt Nina Witte inne. Leise quietschend mit ihren nackten Pobacken rutschte sie vom Sargdeckel herunter, ging zögern auf Dr. Med. Maél Enders zu, blickt ihn ernst und sehr durchdringend an.
    «Du bist... echt gestört, glaube ich», sagte sie dann leise.
    «Aber das ist wirklich nett von dir. Darf ich dich mal drücken?»
    «Nein.»
    Aber ehe Dr. Med. Enders sich's versah, hatte sie es trotzdem getan."
     
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  27. Fang Ewiger Zweiter

    Fang
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    Das Buch des Teufels von C.J. Sansom beendet.

    London, 1543. In der Zeit nach der englischen Reformation, mit stets wechselnden religiösen Strömungen, findet der bucklige Rechtsanwalt Matthew Shardlake die übel zugerichtete Leiche seines besten Freundes und macht sich an die Ermittlungen. Als kurz darauf ein weiterer Mord geschieht wird langsam deutlich dass der Mörder nach einem Plan handelt und es kommt zu einem Wettrennen weitere mögliche Opfer auszumachen und dem Serientäter zuvorzukommen.

    Der vierte Band der Matthew Shardlake-Reihe ist für mich der beste bisher. Die Jagd nach dem Mörder ist packend geschrieben und im Gegensatz zum dritten Band gibt es kaum Leerlauf. Mich hat das oft an Illuminati erinnert. Der leicht neurotische Anwalt, aus dessen Ich-Perspektive die Reihe geschrieben ist, ist sehr sympathisch. Stets bemüht nicht unter die Räder der Mächtigen zu geraten und trotzdem seiner Moral treu zu bleiben. Auch die Darstellung der damaligen Zeit, in der zwei religiöse Kräfte unter einem wankelmütigen König um die Macht kämpfen hat mir sehr gut gefallen.

    Kleinere Kritikpunkte gibt es aber auch. Das Finale hätte etwas dramatischer sein können. Der beste Freund des Anwalts wirkte etwas konstruiert, da man Shardlake aus den früheren Büchern schon gut kennt und dessen Name nie erwähnt wurde, wenn ich mich nicht sehr irre.

    Es würde mich übrigens freuen wenn Sansom seinem Helden in den nächsten Büchern auch mal etwas privates Glück beschert.
     
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  28. Kein Virus? :spahn:
     
  29. Fang Ewiger Zweiter

    Fang
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    Metro 2033 kann ich empfehlen. Aber vielleicht nicht ganz was du suchst.
     
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  30. t-6 80plus-zertifiziert

    t-6
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    Neal Stephenson - Seveneves (dt: Amalthea)
     
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  31. tolotos*

    tolotos*
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    Stephen King - The Dark Tower
    Ein Großteil des Buches ist das, was schon die ganze Serie ausmacht: Eine packend beschriebene, fantasievoll erdachte Achterbahnfahrt mit den verschiedensten Einflüßen und gelegentlichem Futter zum Nachdenken, ohne dass man am Ende das Gefühl hat, dass es viel Plot gab. Dann kommt das Ende. Das sehr, sehr gelungen ist, und sowohl verschiedene Themen der ganzen Serie unterfüttert/aufgreift, als auch eine schöne Inwelt-Erklärung hat, die auch wieder mit diesen Themen spielt.
    Der wunde Punkt des Buches sind hingegen die Antagonisten, mit denen ich entweder nicht warm wurde (M.) oder die für mich rätselhaft und dadurch irgendwie auch eine verschenkte Möglichkeit blieben (Walter, Crimson King).

    Bevor ich noch genauer aufs Ende eingehe, ein paar verstreute Gedanken zur Serie allgemein:
    - Action-Szenen (im weiteren Sinne, d.h. Schießeren genauso wie Schwertkämpfe, Schlachten oder Schlägereien): Eigentlich mag ich diese gerade in Büchern nicht. Bei den Autoren, von denen ich sie trotzdem gerne lese, gibt es dafür gute Gründe: Die Action-Szenen tragen enorm zur Characterentwicklung bzw. Charakterisierung der Figuren bei (Wildbow); sie sind dadurch extrem spannend, dass man wirklich überhaupt nicht weiß, wie es ausgeht und einem die Charaktere (am besten auf beiden Seiten) gleichzeitig ans Herz gewachsen sind (George R.R. Martin). Oder, wie ich hier gelernt habe auf eine Art, die sehr typisch für King scheint: Sie sind durchsetzt von Vignetten, teilweise über einen Paragraph; teilweise über mehere Seiten; teilweise belanglos, aber unterhaltsam; teilweise inhaltlich interessant (=zum darüber Nachdenken); teilweise sehr gut geschrieben; teilweise in sehr einfachen Worten, aber gerade dadurch die Situation der Beteiligten gelungen näherbringen - fast immer nicht für den Plot relevant. Das passiert bei King nicht nur in Action-Szenen (und außerhalb dieser kann es sich auch mal über ganze Kapitel ausdehnen), aber in diesem Band ist mir nochmal besonders aufgefallen, dass es auch in diesen passiert, und das es einen großen Anteil daran hat, diese für mich interessant zu machen.
    - King's Art, Dinge genauso anzukündigen, wie sie passieren, ohne viel unklar zu lassen, dass aber so unterhaltsam zu machen, dass gerade dadurch eine besondere Spannung aufgebaut wird, kannte ich auch aus Carrie und war ein Stilmittel, dass mir bisher in dieser Ausprägung (= oft sind Andeutungen anderer Autoren deutlich vager) und Häufigkeit noch nicht aufgefallen ist, aber für mich sehr gut funktioniert.
    Das Gegenteil davon ist wohl der klassische Plot-Twist: Ich weiß nicht, ob er das in dieser Serie je versucht hat, aber beim Aufbauen des Endes von Wolves of the Calla hatte ich schon den Eindruck, dass das Ziel war. Das ist aus meiner Sicht im wesentlichen gar nicht gelungen.
    - The Dark Tower hat (was man bei einem letzten Band wohl auch erwartet) einige sehr emotionale Momente.
    Der Abschied von Susannah, der Tod von Oy, vor allem aber der Tod von und noch mehr die darauffolgende Trauer um Eddie sind mir nahe gegangen. Der Tod von Jake wiederum war zu sehr One-Two-Punch direkt danach, so dass ich dafür glaube ich keine emotionale
    Kapazität mehr hatte. Der Tod von Pere Callahan hat mich emotional nicht sehr beeinflußt, war aber intellektuell befriedigend, weil ich das Ende seine Arcs (auch als absolut nicht-spirituelle Person) mochte.
    - Durch meinen Begleit-Podcast Kingslingers bin ich bewußt darauf aufmerksam geworden, dass King beim Worldbuilding auf eine Art arbeitet, die etwas an meinem Geschmack vorbeigeht: Er definiert und erzählt oft gerade das, was für die Geschichte nötig ist. Man hat nicht das Gefühl einer ausgedehnten, interessanten Welt "hinter" der Geschichte und hat auch das Gefühl, dass ihn das nicht wirklich interessiert.
    Von wem stammen die Überreste einer technischen Hochkultur in Rolands Welt? Steckt noch etwas hinter der Auseinandersetzung "Good Man vs. Gilead", außer dass man dessen Fall irgendwie erklären musste und einen netten Hintergrund für Wizard and Glass hat? Was hat es mit dem Crimson King auf sich?
    Mir ist im Gegensatz dazu eine "große" Welt normal lieber.
    - Die vielen Zitate und Erwähnungen anderer Werke (außerhalb seiner eigenen) ist bestimmt auch eine Empfehlung an den Leser, aber immer unaufdringlich und neugierig-machend.
    - ein weiterer kleiner Schwachpunkt der Serie ist für mich, dass manche Gefühle etwas zu früh behauptet wird, um sie als Leser schon nachzuempfinden.
    Mein erstes Beispiel dafür war die plötzliche Ehe von Eddie und Susannah, ohne dass ich überhaupt das Gefühl hatte, die Entwicklung einer Beziehung gesehen zu haben (denn gefühlt wurde dort vorher auch öfter etwas behauptet als gezeigt). Ein anderes Beispiel, dass es für mich viel klarer macht: Schon vor dem Erreichen Von Lud denkt Eddie wenn ich mich richtig erinnere sowas wie "Ich fühle mich nicht mehr wie ein New Yorker, sondern wie jemand aus Mid-World". An der Stelle hat er zwar noch Heimweh, aber er tendiert klar in diese Richtung. Das wirkte auf mich mehr behauptet. Jetzt gegen Ende ist Eddie wieder in New York und dort kaufe ich ihm nach allem was er mittlerweile erlebt hat, alles was dazu geschrieben wird, voll ab. Aber eben erst jetzt.

    Noch ein paar Gedanken zum Ende in Spoilern:
    Was gibt das Ende thematisch her:
    - explizit genannt (wenn auch etwas aufdringlich): Der Weg ist das Ziel. Natürlich war nie der dunkle Turm an sich wichtig, zumindest für den (oder manchen) Leser. Die Geschichte ist Meta genug, dass das auch in der Welt gültig bleibt. Ich bin auch eher ein Leser, dem das Ende mindestens genauso wichtig ist wie der Weg. Aber wie man schon in der Besprechung einiger alten Bände hier gesehen hat, ist das eine Serie, die einen sehr großen Fokus auf den Weg legt. Daher ist das eine zur Serie passende Botschaft.
    - der dunkle Turm als "die Antwort auf alle Fragen", "den Grund für [...] alles (?)" - eine Sinnbild für das stetige Streben der Menschheit nach Fortschritt, nach Wissen, nach Antworten - vielleicht kann man die allerletzen Fragen nicht sinnvoll beantworten. Vielleicht tauchen auch immer weitere Fragen (oder ein Kreis?) auf. Und vielleicht sollte man nicht alles (insbesondere sein Ka-Tet..) opfern, um seine Antworten zu finden. Das ist nicht wörtlich im Text, aber mit dem Fokus auf die verschiedenen "Opfer" und "Taten" Rolands auf dem Weg zum Turm, mit dem oft angesprochenen Gegensatz Technik/Wissenschaft vs. Magie mit klar positiv dargestellter Magie, mit dem Vergleich Rolands' mit einem Roboter gegen Ende und auch mit der Walter-Erzählung vom "Universium im Atom im Universum im Atom [...]" scheint es eine sehr naheliegende Interpretation. Ich mag normal die Darstellung von Rationalität als derart negativ nicht, und an den entsprechenden Stellen im Buch war ich nicht sicher, wie ich das finden soll, aber zusammen mit dieser Interpretation des Turms regt das durchaus zum Nachdenken an.
    - der dunkle Turm als "Suchtmittel" ist klares Motiv in der ganzen Serie, spielt am Ende nur noch beim finalen Showdown eine Rolle. Dort weiß ich aber noch nicht wirklich, welche/ob eine Aussage in diesem Kontext dahinter steckt.
    - die Präsenz von Robotern an allen Ecken der Serie als Reflektion von Rolands Zielstrebigkeit, Unbeirrbarkeit, dem nicht-Lernen-Wollen (vor allem davon, dass Personen keine bloßen Hilfsmittel für seine Ziele sind). Die Zeitschleife als die Tragik dieses Charakers, der auch bei vielen Lektionen nicht in der Lage scheint, gut genug zu lernen. Aber vielleicht in diesem Durchlauf nahe dran war (sein Ka-Tet wurde zwar größtenteils geopfert, aber er wollte das zumindest nicht (mehr?)), und daher am Ende das Horn und damit die Chance auf einen erfolgreichen Durchgang hat?
    - eine ganze andere Interpretation: Roland lebt in einer Geschichte, in einer fiktiven Welt. Diese Geschichte ist mit dem Erreichen seines titelgebenden Ziels natürlich zu Ende erzählt (das gibt übrigens auch eine interessante Motivation für die Antagonisten, ihn daran zu hindern, den Turm zu erreichen). Die einzige Art, wie es weitergehen kann, ist, dass jemand dieselbe Geschichte wieder von vorne zu lesen anfängt, an der gleichen Stelle, an der sie begann.
    Das passt zugegeben nicht ganz zu dem Horn, dass Roland in der nächsten Version hat. Vielleicht ist es also nicht unbedingt jemand, der die Geschichte wieder erlebt, sondern sogar jemand, der sie bearbeitet? Der Teil ist mir noch nicht wirklich klar.

    Ein insgesamt sehr guter Abschluss, dem ich wegen der Antagonisten einen leichten Abzug zu 4/5 gebe.
     
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  32. Minsc

    Minsc
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    Aktuell "Sunset" von Stephen King - für mich eine Rückkehr nach langer Pause zum Meister des (leider manchmal zu berechenbaren) Schreckens und der häufig enttäuschenden Auflösung seiner fantastischen Geschichten.

    Trotzdem ist das ein bisschen wie nach Hause kommen und sich wohlfühlen - denn das Lesen seiner Bücher macht (bis auf wenige Ausnahmen) viel Spaß und ich habe da doch einiges aufzuholen (zuletzt war ich von Duddits und dem Buick eher enttäuscht, ist aber alles schon länger her).

    Mangels Zeit allerdings erstmal nur Kurzgeschichten - Sunset ist da so durchschnittlich aber ganz ok für den schnellen Happen Zwischendurch, spannend und süffig erzählen kann er nach wie vor.
     
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  33. Eraserhead Stupid manthing

    Eraserhead
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    Aquila von Ursula Poznanski
    [​IMG]

    Mittlerweile bestelle ich mir die Bücher von ihr schon stapelweise ohne die Inhaltsangaben oder die Rezensionen auch nur anzuschauen. Ich weiß gar nicht, wieviele Bücher ich schon von ihr gelesen habe, und bisher haben mir alle mindestens sehr gut gefallen, bis hin zu großartig. So auch dieses hier. Junges Mädel studiert in Siena, wacht eines Morgens auf und stellt fest, dass ihre Mitbewohnerin, ihr Handy, ihre Schlüssel und ihr Pass weg sind - und die letzten beiden Tage. Soweit, so nicht wahnsinnig originell. Aber was Poznanski immer wieder perfekt hinbekommt, ist, ein Geheimnis zu konstruieren, dem man als Leser unbedingt auf den Grund gehen will. Kryptische Hinweise, Charaktere, die man schwer einordnen kann, schemenhafte Erinnerungen - langsam setzt sich ein Bild zusammen, und die Kapitel fliegen nur so dahin.
    Ich freu mich schon immer jeden Abend auf meine Lesestunde vor dem Schlafen. Ist immer eine perfekte Runde Eskapismus für mich. :)
     
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  34. IvanErtlov

    IvanErtlov
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    Jo, da kann man nur neidlos geistig Beifall klatschen und selbst lesen. Poznanski geht immer.
     
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  35. Lurtz lost

    Lurtz
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    Ich habe die Serie ja ziemlich am Stück gelesen und hatte den ganzen emotionalen Balast der Entstehungsgeschichte nicht, auch das von vielen schon als schwächer empfundene fünfte Buch hat mich noch gut unterhalten.
    Die letzten beiden Bände fand ich dann aber doch sehr meh, obwohl ich das eigentliche Ende auch voll okay finde. Aber der Weg dahin war dann leider nicht mehr überzeugend.
     
    Zuletzt bearbeitet: 9. April 2021
  36. Lurtz lost

    Lurtz
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    Stephen King - Later
    Gelesen von Seth Numrich (:winke: @HypNo5 :wahn:)

    Schönes Ding. Souverän erzählt, nette Ideen und der jugendliche Erzähler gelingt ihm hier mal wieder gut (im Gegensatz zum Institut).
    Allerdings geht ihm gegen Ende doch etwas die Luft aus, es wirkt wie so oft bei King als hätte er die Idee einer Novelle auf Romanform ausgewälzt. Dazu hat das Buch dann aber doch einen zu schwachen Aufhänger/Antagonisten und die sehr, sehr starken Bezüge zu Es tragen es nicht allein.

    Ob das Ende einfach nur Stilmittel oder Teaser für einen zweiten Teil war? Wer weiß. Lesen würde ich ihn.

    Seth Numrich hat das Buch großartig vertont.
     
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  37. tolotos*

    tolotos*
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    Liegt das vor allem an den Punkten Walter/Crimson King? Und/oder den anderen nicht beantworteten Fragen? Oder gab es noch deutlich mehr Sachen, die dir gar nicht gefallen haben?

    Joel Dicker - The Truth About the Harry Qubert Affair
    Hauptsächlich ein Krimi um den Tod einer Schülerin mehr als dreißig Jahre vor der Handlung. Erzählt von einem Autor, der mit ermittelt und über den Fall auch ein (fiktives) Buch schreibt, weil er einem Freund helfen will. Als ich mit dem Buch angefangen habe, war ich zunächst sehr interessiert - Buch-im-Buch-Erzählungen spricht mich an, und das zusammen mit einem Kriminalfall hörte sich spannend an. Der Krimi-Teil ist durchaus gut gelungen. Die Auflösung(en) sind interessant und teilweise unerwartet, teilweise zahlen sich Hinweise, die man vorher schon gesehen hat, gut aus. Bei genauerem Nachdenken ist alles zusammen etwas übertrieben und unglaubwürdig, aber beim Lesen hat mich das kaum gestört (vermutlich weil durch die Länge des Buches genug Zeit darauf verwendet wurde, die Sachen vorzubereiten).
    Leider macht das Buch aus seinem Meta-Teil für mein Gefühl fast nichts. Oder aber das ist an mir vorbeigegangen und ich habe bei dem Aspekt etwas entscheidendes verpasst(?) Außerdem ist der Hauptcharakter etwas überzeichnet (das "Markus the Magnificient"-Kapitel fand ich sehr übertrieben als Charakterisierung - hätte man das gleiche nicht eine Spur zurückhaltender machen können?). Einige der Neben-Figuren sind eher Karikaturen - zwar ist das sicher bewußt, aber lachen oder schmunzeln konnte ich dort kaum und sie wirken etwas fehl am Platz (insbesondere die Mutter der Hauptperson). An anderen Stellen ist der Humor dafür durchaus vorhanden. Insgesamt durchschnittlich. 3/5
     
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  38. garglkark ♥ ♥

    garglkark
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  39. Eraserhead Stupid manthing

    Eraserhead
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    In Sachen Katzenromanen kann ich Ein Kater schwarz wie die Nacht empfehlen. Ist allerdings eher so bittersüß. So wie Katzen halt auch manchmal sind. :D
     
  40. Elessaer

    Elessaer
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    Der Rhythmus des Krieges - Band 8 der Sturmlichtchronik von Brandon Sanderson.

    Was soll ich sagen? Ich bin weiterhin vollends verkauft für seinen Schreibstil und seine Geschichte. Seien es die bis zur Grenze ausgelebten Charakteren, die wirklich realistisch scheinen. Oder die Art und Weise wie jeder Charakter quasi ein eigenes Buch gewidmet bekommt. 900+ Seiten im deutschen die sich nur sehr selten ziehen. Einziges Manko, welches aber auch bei den vorherigen Teilen auftritt: Sanderson bereitet viel vor und lässt mehrere Stränge immer zu dem großen Finale am Ende des Buches zulaufen. Da im Deutschen jedoch die Bücher geteilt sind, endet dieses hier zwar spannend, aber der große Knall fehlt und dieser Knall war in den vorherigen Büchern jeweils das Spannendste und "epischste" was ich seit langem lesen durfte. Generell gehört diese Fantasy-Welt mit Ihrer Erschaffung, Geschichte und auch den Fantasy-Aspekten zu dem besten und interessantesten was es derzeit gibt (mMn.!)


    In diesem Teil gibt es generell wenig Action und mehr Dialoge sowie Entwicklungen. Viele Kapitel bestehen wirklich nur aus Forschung, Erzählungen und kleineren Entscheidungen. Dabei sind die Kapitel nicht so kurz, dass es sich zu schnell/gerusht anfühlt, hier und da jedoch vielleicht etwas zu lang. Das sind dann die Stellen an denen sich die Geschichte etwas zieht, wenn das nächste Kapitel noch 30+ Seiten entfernt ist. Wenn ich aber bedenke wie "wenig" in diesem Buch passiert und das erstreckt sich auf so viele Seiten, dann stört es mich nicht.

    Es gab ein/zwei große Änderung/Unterschiede zu den vorherigen Teil, die ich anfangs zwar noch kritisch betrachtet hatte, sich am Ende aber als gute Idee darstellt und der Geschichte wirklich guttun (inhaltliche Änderungen, keine im Schreibstil oder ähnliches). Um Spoiler zu vermeiden gehe ich mal nicht weiter darauf ein.

    Alles in allem denke ich, wenn jemand Sanderson Schreibstil gefällt, dann sollte er diese Reihe lesen. Eine wirklich langsame, große und epische Geschichte in einer der besten Fantasywelten mit wirklich unterschiedlichen und sehr interessanten Charakteren inkl. viel positiver als auch negativer Entwicklungen.
    Aber aufpassen, mittlerweile sind es 7 Hauptbücher a 800+ Seiten und einer kleiner Nebenband a 400? Seiten. Das 8. Hauptbuch erscheint auch schon Mai.
     
    Helli, tolotos* und Lurtz gefällt das.
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