Political Correctness Sammelthread

Dieses Thema im Forum "Smalltalk" wurde erstellt von abelian grape, 7. März 2019.

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  1. casadechrisso

    casadechrisso
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    Ich habe viel verpasst, auch nicht alles nachgelesen (wenn jetzt alle Lindsay Ellis' essay geguckt haben, können wir das Problem innerhalb der Linken dann jetzt wenigstens "The Beast" nennen?).

    (Edit: Ach, in den aktuellen Wendungen der causa Avellone muss ich jetzt nicht auch noch aktiv - Link-postend- mitmischen bevor ich mich eingelesen habe, aber was ich gerade jetzt erst sehe tut, muss ich sagen, schon ziemlich weh.)
     
    Zuletzt bearbeitet: 11. Juli 2021
  2. Avior

    Avior
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    Wenn ich so blöd nachfragen darf, CC ist, wenn ich Person X einer (schlimmen) Sache Y beschuldige und deshalb zum Boykott/Zensur/wasauchimmer aufrufe, aber Y nicht beweisen kann (nach meinem Wissen ist vor allem der letzte Punkt der entscheidene)?

    Oder gilt es schon als CC, wenn ich weiss (und auch beweisen kann), dass Firma X Kinderarbeit unterstützt, ich das öffentlich mache und dafür sorge, dass ich und andere die Produkte von X meide?
     
  3. Sace

    Sace
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    Für mich ist CC, wenn sich Menschen zusammenraufen, um in bester Vigilantismus-Manier anderen ihre eigenen Ansichten aufzuzwingen. D.h. also zum Beispiel, die eigene Kränkung mit Todesdrohungen "zu rächen", Konsequenzen für unbewiesene Anschuldigungen zu fordern oder eben anderen Meinungen nicht mit Kritik, sondern mit Beleidigungen, Doxxing und Bedrohung zu begegnen. Eben ein gesellschaftliches Phänomen, das auf dem Vormarsch ist, darum Kultur. Super Beispiel ist, wie gesagt, Lindsay Ellis. Erst wurde von rechts versucht, sie mundtot zu machen, dann von links.
     
  4. Usus im GSPB, stört dich aber heute zum ersten Mal ;)
     
  5. Joss Satan in a Sunday Hat

    Joss
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    Ich sehe CC nach wie vor als ein funktionales Instrument um Diskurse zu manipulieren. Dass ich weniger Ausdauer als die üblichen Verdächtigen mich zu wiederholen habe, kann man als Fortschritt betrachten. Ich sehe es eher als eine Maßgabe der Vernunft. Ich halte meinen Standpunkt für gut begründbar, aber ich diskutiere ihn nicht mit Leuten, die lediglich Glasperlenspiele betreiben und damit nur ihre Befindlichkeiten ausdrücken wollen. In der akademischen Welt gibt es diesen CC-Diskurs eh nicht, es handelt sich um ein mediales Empörungsphänomen, das vor allem reaktionären Kräften dazu dient, eine Opfermythologie in den Köpfen zu verewigen, aus der dann wiederum Feindbilder abgeleitet und zementiert werden: Frauenbewegung bzw. Queers, liberale Linke, Emanzipations- und Empowermentbewegungen.
     
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  6. jogginghosen: beim sport oder im haus, der bequemlichkeit wegen.
    zusammenkünfte im freien: mit familie oder freunden sitzend oder liegend bei angemessener lautstärke, picknick eben.
    bier: irgendwelche hipsterplörre zu exorbitanten preisen in homöopathischen mengen.

    das framing der frage ist aber auch sehr infantil - du setzt den doppelstandard voraus, wer auf deine frage eingeht, muss also scheinbar doppelstandards verteidigen. ist natürlich völliger quatsch, denn ein doppelstandard wäre es nur, wenn dieselbe handlung anhand des handelnden und nicht der handlung bewertet wird. es geht ja gerade um die frage, ob überhaupt ein doppelstandard vorliegt.
     
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  7. Sace

    Sace
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    Seitenweise wurde dies bereits gesagt, seitenweise wurde es ignoriert.
     
  8. die hintergründe zu nennen ist kein 'zerpflücken'. besonders ironisch, weil du zu denjenigen gehörst, die zwischen 'CC gibt es nicht' bzw. 'CC ist ein rechtes schreckgespenst' und 'CC von rechts! aber jetzt kommen wieder die üblichen verdächtigen und behaupten, CC gäbe es nicht' herumeiern. satanic panic, killerspieldebatte, rockmusik usw. war schon öfters thema hier, Olli hat letztens auch die evangelikalen erwähnt, die den biologieunterricht in den USA untergraben wollen. da gab es keine widerrede und keine diskussion, warum auch, wenn da alle zustimmen.
     
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  9. Avior

    Avior
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    Also, und das ist mir wichtig, ist es notwendig, dass die Anschuldigungen, Kritik oder was auch immer eine persönliche Note hat ("Ich finde Gelb doof, deshalb sollte man alle Firmen mit gelber Farbe boykottieren!", "Mir gefällt deine Meinung nicht, deshalb boykott!"), es darf nicht überprüfbar sein ("Ich habe gehört, dass die Firma Kinder für sich arbeiten lässt!") oder sie müssen schon widerlegt worden sein ("Es ist mir egal, ob Kachelmann unschuldig ist, der soll trotzdem gefeurt werden, sonst Boykott!" (nur ein Beispiel kein Grund für eine Diskussion)).
    Was demnach nicht als CC gilt ist wenn ich einen nachweisbaren Grund habe ("U. a. Ferrero nutzt die eigene Machtposition aus, um Kakaobauern auszunutzen, die deshalb Kinderarbeiter einsetzen."), oder?

    Wie sieht es mit folgendem Beispiel aus. Ein (ehmaliger) Freund von mir hat indirekt gesagt, dass mein Vater entweder sterben oder seine Arbeit verlieren soll, damit er im Dartverein wieder an Turnieren teilnehmen darf (ging um Corona). Daraufhin habe ich die Freundschaft beendet. Die Frage, die ich mir jetzt stelle, geht das als CC durch oder habe ich ein Recht darauf, selbst zu entscheiden mit wem ich meine Zeit verbringe?

    Ich stelle diese Frage, da für mich CC nicht existiert, da jeder Mensch sagen darf, man sollte Firma/Person X meiden, weil...
     
  10. Sace

    Sace
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    So eine ähnliche Frage gab es hier schon. Für mich sind derlei persönliche Fehden keine Cancel Culture, das Aufkündigen einer Freundschaft ist ja keine Bestrafung oder versuchte gesellschaftliche Ausgrenzung. Etwas Anderes wäre es, wenn du diese Story jetzt zum Anlass nimmst, um unter einem stark frequentierten Hashtag bei Twitter zu versuchen, möglichst viele Leute auf deine Seite zu ziehen, um genannte Person unter Umgehung rechtsstaatlicher Mittel "zu bestrafen". Z.B. durch Nutzung von Morddrohungen, Rufmord oder Drohungen an Familie/Arbeitgeber/usw.

    Dazu habe ich dann folgende Frage:

    Dein Beispiel mal weitergesponnen, will dir besagter ehemaliger Freund (jetzt zur Veranschaulichung mal Angehöriger einer beliebigen Minderheit) eins auswischen, weil er meint, du hättest ihn ja missverstanden und überhaupt sei dein Verhalten ihm gegenüber rassistisch gewesen. Er beschuldigt dich also auf Twitter, im gemeinsamen Freundeskreis und bei deinem Arbeitgeber des Rassismus und tatsächlich explodiert seine Story, dein Arbeitgeber zieht auf Grund der negativen Publicity sofort Konsequenzen. Für dich wäre das in Ordnung, weil jeder alles sagen darf?
     
  11. das kommt immer darauf an, würde ich sagen, pauschal kann man da kein schwarz-weiss urteil fällen. cancel culture gibt es ja auch von institutionen wie den medien oder regierungen (Kachelmann und Bild, Snowden/Assange und USA + verbündete, China und dissidenten etc.)
    was aber meist mit CC gemeint wird sind unbewiesene vorwürfe inklusive die forderung nach vorauseilendem gehorsam. in deinem konkreten beispiel wäre es z.b. cancel culture, hätte dein ehemaliger freund deinem vater vorgeworfen, er hätte seine schwester/mutter/freundin vergewaltigt oder sonst eine abscheulichkeit begangen. fragen bzgl. der glaubwürdigkeit würden damit abgeschmettert, dass du die opfer nicht ernstnehmen würdest, patriarchalische strukturen verteidigst oder was es eben sonst noch so gibt.

    daneben gibt es noch das dämonisieren von bestimmten positionen. wer in diesem zusammenhang beispielsweise auf die rechtsstaatlichkeit verweist, der ist im besten falle ein law and order-fetischist, der von tuten und blasen keine ahnung hat oder ein rechter brunnenvergifter, der ja "nur fragen stellt". das ist eine entweder-oder position, dazwischen gibt es nichts, entweder man ist dumm oder rechts. die diskussion diesbezüglich geht oft mit vielen unterstellungen, vorwürfen und persönlichen angriffen einher, ist ja bei der oben genannten dichotomie dumm/rechts auch kein wunder.
     
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  12. ich nutze die ignorefunktion aus prinzip nicht. einerseits, weil ich auch hin und wieder mit menschen übereinstimme, mit denen ich das üblicherweise nicht tue, andererseits weil ich ja sonst perlen wie diesen signaturwürdigen post gar nicht sehen würde.
     
  13. Avior

    Avior
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    Danke für die Antworten.

    Hier habe ich mich missdeutlich (lies falsch) ausgedrückt. Ich meinte jeder hat das Recht eine Firma oder Person keine Beachtung zu schenken, weil Gründe.
     
  14. unreal ..hat nun HSDPA :ugly:

    unreal
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    Das stimmt. Manche meinen dann dieses Recht auch für andere erzwingen zu müssen.
     
  15. Sace

    Sace
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    Ich gehe fest davon aus, dass du hier niemanden finden wirst, der dir überzeugt widerspäche.
     
  16. Fiesfee Mitmobsterin

    Fiesfee
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    Ok, weitergesponnen:
    Gemeinsamer Bekanntenkreis. Die kriegen irgendwann mit dass du den Anderen meidest, bzw. nichts mehr mit ihm zu tun haben willst.
    Du wirst nach den Gründen gefragt.
    a) Gründe mitteilen - canceln? Könnt sich ebensogut rumsprechen.
    b) Verschweigen/Ausweichen - Selbstzensur? Du hältst das für eine persönliche Sache die niemanden etwas angeht und hältst daher die Klappe. Eventuell wirst du dann der Merwürdige, der Freundschaften ohne relevante Gründe beendet oder evtl. ist gar etwas über dich im Umlauf, weil der Andere sich nicht bedeckt hält und ggf. sich selbst in besserem Licht darstellen will.

    Mir persönlich verschwimmen die Grenzen zwischen Meinungsäußerung und Cancel Culture zu oft, auch bei den Themen die hier reingetragen werden.
     
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  17. je nachdem, wie weit man den begriff fassen will, könnte auch intrigieren und lästern darunter fallen. wenn wir jetzt überschneidungen bei unseren sozialen kreisen hätten, z.b. durch arbeit oder freunde und ich über dich irgendwelche geschichten erzählen würde, wie 'Fiesfee fährt jedes wochenende ins tierheim um da kranke hunde zu treten' oder ähnliches, dann wäre mein ziel ja auch irgendwo, dich zu canceln. persönlich würde ich das nicht als CC bezeichnen, einfach weil's dann alles und nichts beschreibt.

    ich denke, CC zeichnet sich vorallem dadurch aus, durch eine öffentliche anschuldigung einerseits eine öffentlichkeit herstellen, andererseits durch ausschluss des beschuldigten den diskurs bestimmen zu wollen. um das o.g. beispiel wieder aufzugreifen: ich würde dich öffentlich beschuldigen, tiere zu quälen und darauf hoffen, dass der vorwurf so schwerwiegend bzw. das soziale klima so einseitig ist, dass die forderung nach indizen oder beweisen für meine anschuldigung automatisch eine verteidigung für die tat selbst darstellt. wenn sich jemand auf deine seite stellt, hat er in so einer situation viel zu verlieren, aber wenig zu gewinnen.

    wieder eine andere variante wäre die verhandlung über die frage, was innerhalb einer gewissen in-group zu tolerieren ist. tierschützer würden ihres selbstverständnisses wegen wohl kein mitglied in ihren reihen akzeptieren, welches selbst tiere quält. das würde ich nicht als cancel culture verstehen, denn das ist ja was völlig normales. der prozess kann aber in eine schieflage geraten, wenn immer mehr eigenschaften gefordert werden und der kreis derer, die sich überhaupt als tierschützer verstehen dürfen, immer kleiner und 'reiner' wird. um den bogen zu einer aktuellen debatte zu schlagen: wenn sich nur tierschützer nennen darf, wer alle seine texte konsequent gendert, dann würde ich diesbezüglich schon von CC sprechen.
     
  18. unreal ..hat nun HSDPA :ugly:

    unreal
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    Hmm eventuell bei israelischen Firmen.
     
  19. legal Der Zufall und die Zeit Moderator

    legal
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    Bitte achtet auf eine angemessene Wortwahl und einen an der Sache orientierten Diskussionsstil. Insbesondere bringt es nichts den Diskussionspartner direkt, indirekt oder angedeutet zu beleidigen.

    Danke
     
  20. Makney

    Makney
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    Wenn du von deinen Bekanntenkreis gefragt werden würdest und du es denen dann erklärst würde ich es nicht als canceln sehen, zur Cancel Cultur gehört für mich das man Aktiv Proaktiv vorgeht. Also das du ohne das die Fragen ihm Sachen vorwirfst und ihn dabei auch in einen Stereotyp, Rechts/Links Vergewaltier/Kinderschänder usw. drängst mit den Anschuldigungen.

    Für mich gehören 3 punkte zur Cancel Cultur:
    1. Anschuldigungen die nicht direkt bewiesen werden können
    2. Forderung nach Konsequenzen ohne Anhörung des Beschuldigten oder gar urteilen des Rechtsstaats.
    3. Möglichst große Community hinter sich versammeln die auf den Beschuldigten Druck ausübt mit Beanspruchung das man die einzige gültige Wahrheit besitzt.
     
  21. Vicarocha gesperrter Benutzer

    Vicarocha
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    Vielleicht noch 4. das Prinzip der Kontaktschuld, um jede Form von Solidarisierung und selbst von Neutralität im Keim zu ersticken.
     
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  22. Dawizard gesperrter Benutzer

    Dawizard
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    Richtig. Deine Behauptung war, dass es kein Doppelstandard sei sondern der Kontext die unterschiedliche Bewertung legitimieren würde. Ich habe daraufhin gefragt welcher Kontext das sein soll und deine Antwort war...wann du eine Jogginghose trägst. OK :nixblick:

    Wenn von "rechter Cancel Culture" gesprochen wird ist es meistens wie wenn von kriminellen Ausländern in rechten Parteien gesprochen wird: Die Sprechenden übernehmen nicht das Narrativ, sie zeigen wie diejenigen die diese Narrative verbreiten an ihren eigenen Standards scheitern.
     
  23. casadechrisso

    casadechrisso
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    Ich denke das Essay von Contrapoints hat die wesentlichen Punkte des Cancelns gut zusammengefasst. Essentialismus, aus Vermutungen/Andeutungen werden klare Tatsachen gemacht, maßlose Übertreibungen, das endlose Herauswühlen von "Beweisen" ohne Kontext, eine Beweisführung die nicht darauf abzielt einen Fehler zu beweisen, sondern daß der Charakter schon immer persona non grata war und schon "problematisch" geboren wurde, kurz, totale Charakter-Vernichtung mithilfe von, was wir Doofen so "Mental Gymnastics" nennen. Und wirklich ausufernder Sadismus, der sich eigentlich für ach-so aufgeklärte, Toleranz predigende Menschen verbitten sollte.

    Weiterhin ist natürlich der aufgehetzte Mob wesentlicher Bestandteil des Cancelns, eine große Follower-Basis gehört unbedingt dazu.
    Und auch dazu gehört daß die gecancelte Person quasi überhaupt keinen Weg hat noch irgendetwas richtig zu machen, weder Rückzug, Gegendarstellung noch Entschuldigung funktionieren, allein Überleben bis Gras drüber gewachsen ist.

    Für mich weiterhin wesentlicher Punkt dessen was "Cancel Culture" als Massenphänomen innerhalb der Linken/Progressiven Blase ausmacht ist daß es zum größten Teil innerhalb der eigenen Community stattfindet, und überhaupt nichts mit hierzulande von Rechten so gerne aufgeführten Fällen wie Lisa Eckhard etc. Die zählen für mich schon gar nicht mehr zu "Cancel Culture", da sie sich mir viel mehr mit z.B. prominenten Fällen wie Contrapoints, Lindsay Ellis, James Charles u.ä. eingeprägt haben, und das sind auch die Fälle wegen denen ich Cancel Culture nicht nur für sehr existent sondern auch für ein massives Problem innerhalb der progressiven Blase halte. Davon, daß prominente Rechte sich gegenseitig canceln habe ich tatsächlich noch nichts mitbekommen, das Canceln von Verbündeten/Freunden/Allies innerhalb der Progressiven ist aber Tagesordnung und wahrscheinlich der einzige Grund warum "Drama Channels" auf Youtube so gut funktionieren. Und diese Art der Cancel Culture kotzt mich an. Wenn man hierzulande damit eher das Canceln der anderen Seite versteht, wunderbar, so sollte es sein, und da ist ja eigentlich nicht neu - leider auch nicht daß es dabei massive Fehler geben kann, von Dreyfus bis Kachelmann - aber dafür musste nicht erst das Wort "canceln" erfunden werden. Was es aber zur "culture" macht ist weniger ein prominenter Fall wie Weinstein, sondern der Gebrauch des cancelns als Waffe für wirklich jeden Vogelschiss der einem innerhalb der eigenen Community nicht passt. Ich wiederhole, Youtube-Drama, Cancel Culture in Reinkultur, die leben davon die kleinen oder großen Ausrutscher im Kollegenkreis so aufzublasen bis es Tote gibt.
     
    Zuletzt bearbeitet: 12. Juli 2021
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    Aber ist der Begriff nicht auch hier schon an der Grenze zur Beliebigkeit bzw., wird mit der Verwendung des noch recht jungen Begriffs nicht jedenfalls der Eindruck erzeugt, es handle sich um neuartige Phänomene, obwohl das Phänomen der Ausnutzung sozialen Drucks so neu nicht ist? Auch die Bezeichnung als "culture" legt ja jedenfalls nahe, es handle sich um eine Kultur innerhalb bestimmter (in der faktischen Verwendung: linksliberaler) Kreise, obwohl es das Grundphänomen wohl in quasi jedem Kollektiv geben dürfte.
     
  25. der problematik erscheint deswegen neu, weil es jetzt von leuten praktiziert wird, die noch vor wenigen jahren für das gegenteil eingestanden haben, also sich gegen zensur, sprach- und denkverbote positioniert haben. desweiteren ist die reichweite der sozialen medien praktisch unbegrenzt. die dezentralisierung des sozialen drucks hingegen ist nicht wirklich neu, wenn man sich beispielsweise die hexenjagden anschaut. entgegen der landläufigen meinung fanden die weder exklusiv in europa statt (in manchen ländern der welt geschieht das selbst heute noch) noch waren sie eine erfindung der katholischen kirche, die das treiben insgesamt sogar verurteilte und teilweise unterbunden hat. es gab hingegen einige einflussreiche geistliche und akademiker, die damit die bevölkerung angestachelt haben - heutzutage nennt man das stochastischen terrorismus.

    um C.S. Lewis zu paraphrasieren: "wir haben nicht aufgehört, hexen zu verbrennen weil es unmoralisch ist, sondern weil wir aufgehört haben, an hexen zu glauben." natürlich ist die moderne cancel culture nicht direkt mit der hexenverfolgung zu vergleichen, aber die systematik weist deutliche parallelen auf - ein uraltes problem dank der unkomplizierten und direkten globalen kommunikation im neuen gewand. ich denke, da kann man schon von einer gewissen kultur sprechen.
     
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    Dass das Internet da eine Katalysatorfunktion hat, kann man denke ich nicht bestreiten (offener ist, inwieweit das ausgeglichen wird durch den vereinfachten Zugang zur öffentlichen Meinungsäußerung). Ich bleibe aber unsicher, ob man wirklich so neue Phänomene beschreibt. Dass politischer Linksliberalismus ein Stück weit gespalten ist zwischen dem Verlangen nach negativer und positiver Freiheit, also einerseits dem Verlangen danach, dass die Mehrheit der Minderheit Rechte zugestehen muss, dass aber andererseits die gewonnenen Rechte auch geschützt werden müssen, ist ja nun ebenfalls nichts neues, und darum scheint es mir bei vielen Forderungen - jedenfalls auch - zu gehen. Manche dieser Forderungen sind falsch, aber das wird ja durchaus auch in konkreten Fällen diskutiert, ohne die General-Ebene Cancel Culture betreten zu müssen.

    Ich würde das, was du sonst ansprichst, wohl als relativ gewöhnlichen politischen Vorgang bezeichnen, nämlich als Versuch, Stimmungen zu erzeugen. Das geschieht aber von denen, die sich medial besonders besorgt über Cancel Culture zeigen, oft ebenso; es ist ja nicht so, als würde hier nicht personalisierte Kritik an einzelnen Vorgängen abgespult, um einzelne, richtige Forderungen abzuwürgen. Der Begriff Cancel Culture umfasst aber eben in der standardmäßigen Verwendung quasi nur Dinge, die man früher als "politische Korrektheit" oder ähnliches bezeichnet hat, und damit werden Forderungen von Linksliberalen und Linken abgewatscht. Dadurch wird der Begriff selbst zum politischen Kampfbegriff.

    Ich weiß nicht, ob ich deinen Vergleich mit der Hexenverfolgung für passend halte. Diese Formen kollektiven Wahns gibt es natürlich, und natürlich gibt es sie auch in linken Strömungen, aber das scheint sich mir doch eher in Verschwörungstheorien zu äußern.
     
  27. Sace

    Sace
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    Es gibt doch noch Hoffnung, die "Anti-Wokeness-Bewegung" innerhalb der Demokraten scheint zumindest etwas Fahrt aufzunehmen:
    https://www.stern.de/politik/auslan...gehen-auf-distanz-zu-den-linken-30611070.html

    Chimamanda Ngozi Adichie schrieb vor kurzem noch zum Thema Cancel Culture:
    https://www.chimamanda.com/news_items/it-is-obscene-a-true-reflection-in-three-parts/

    Treffend zusammengefasst wird im letzten Absatz:
    Sie war Ziel mehrerer (Mord-)Drohungen und Beleidigungen. Ihr Verbrechen? "Trans Women are Trans Women" zu meinen.
     
    Gelöschter User 30622 und Vicarocha gefällt das.
  28. es ist ja zumindest in meinen augen kein wirklich neues problem. die empfundene neuartigkeit liegt einerseits an den sozialen medien, von welcher seite das heute ausgeht und der dezentralisierung. der einzig neue faktor sind die sozialen medien, deswegen ja auch mein vergleich mit den hexenjagden, weil's in beiden fällen parallelen gibt, die ich ja in meinem letzten post erläutert habe.

    um den vergleich weiter zu bedienen: von ca. 3 millionen menschen, die in Europa der hexerei beschuldigt wurden, wurden 'nur' 30.000 - 60.000 hingerichtet, was einem prozentwert von 1-2% darstellt. als verteidiger dieser praktik könnte man durchaus die position vertreten, erfolgreiche hexenverbrennungen wären einzelfälle gewesen und auf gar keinen fall ein indikator für irgendeine kultur. ich halte das für keine besonders sinnvolle argumentation, wohlgemerkt, denn das ganze hatte ja einen immensen effekt auf das soziale und kulturelle klima der damaligen zeit. ich würde das auch nicht als wahn bezeichnen, sondern als logische konsequenz einer fehlerhaften prämisse. denn wären hexen im sinne des damaligen verständnisses tatsächlich real, also menschen, die sich unheiligen und schädlichen kräften bedienen, um unglück, krankheit, tod und hunger zu beschwören, dann ist die handhabe nicht von wahnsinn, sondern von einer brutalen rationalität geprägt. ich verstehe aber auch nicht, was das alles mit verschwörungstheorien zu tun haben soll, wenn ich ehrlich bin.
     
    Zuletzt von einem Moderator bearbeitet: 13. Juli 2021
    Vicarocha gefällt das.
  29. die dems in den USA sind in meinen augen allerdings ein paradebeispiel für kulturlinke. wenn die als links gelten, dann ist die CDU linksradikal. :ugly:
     
  30. Ixalmaris gesperrter Benutzer

    Ixalmaris
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    Auch wenn es nicht offen kommuniziert wird scheint es bei den Demokraten im Moment einen Machtkampf zu geben.

    Die BLM Proteste und die nationale Aufmerksamkeit haben dem linken Flügel um Cortez einen ziemlichen Auftrieb gegeben welche auch für andere "woke" Politik steht.
    Nun schwingt das Pendel aber wieder in die andere Richtung, gerade weil die stark gestiegene Kriminalität in den USA ein immer größeres Thema wird und die Demokraten befürchten das sie die Midterms verlieren wenn sie die Kriminalität nicht in den Griff bekommen.
    Dazu passt das beim demokratischen Vorentscheid in New York Adams mit einer "Law & Order" Plattform gewonnen hat. Interessant dabei ist das Adams zu großen Teilen bei der armen und schwarzen Bevölkerung gepunktet hat welche, so sollte man denken, ja eher für Defund the Police sein sollte. Allerdings ist daraus anscheinend, wie so oft, ein Elitenprojekt für Leute die Woke erscheinen wollen geworden während die eigentlich Betroffenen andere Sorgen haben.
     
  31. Charaktermaske

    Charaktermaske
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    Wenn man nicht von einer wirklichen Neuartigkeit ausgeht, stellt sich aber natürlich die Frage, ob es sinnvoll ist, den Begriff der Cancel Culture dafür zu nutzen, eben weil er als Kampfbegriff mit einer relativ klaren Feindrichtung - vermeintlich woke Linksliberale - fungiert. Wie gesagt: Diskussionen bspw. über Probleme und Potentiale sozialer Medien und über die von ihnen ausgehenden Wirkungen gibt es auch unabhängig von der Diskussion über Cancel Culture, in der üblicherweise sehr viele Dinge auf einmal vermischt und vereinseitigt werden. Und natürlich kann man das Nutzen von sozialem Druck außerhalb rechtlich geregelter Verfahren wie dem Rechtssetzungsprozess kritisch sehen, aber dann stellt sich schon die Frage, ob die Fokussierung auf die unter Cancel Culture subsumierten Arten dieses Drucks sinnvoll ist und andere Formen ausgenommen werden sollten, wie es jedenfalls in der Begriffsverwendung in den Medien geschieht.

    Ich bezweifle bei dem Vergleich mit Hexenprozessen, dass es sich um relevant gleiche Phänomene handelt, weil die in Frage stehenden Probleme in meinen Augen ganz andere sind (Hexen als Bedrohung qua ihrer Natur vs. Grenze der Meinungsfreiheit) und mir nicht ganz klar ist, welche konkreten Fälle dir vor Augen stehen. Dass der Aspekt dezentraler Durchsetzung nicht neu ist, d'accord, aber ich weiß nicht, ob man dafür Hexenprozesse als Vergleich braucht. Ich weiß aber auch nicht, ob das nicht zu weit vom Thema weg führt. Im Zweifel vielleicht per PN.
     
  32. Dawizard gesperrter Benutzer

    Dawizard
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    Nein, er ist schon weit jenseits davon. Alles was Rechte/Konservative und diejenigen die sich bei ihnen anbiedern wollen doof finden ist "Cancel Culture".

    Deine Unterstützung für einen faschistischen Putschversuch hat Konsequenzen? "Cancel Culture".
    Deine wissenschaftsfeindliche Polemik macht dich ungeeignet als Testimonial für die Förderung von wissenschaftlichem Denken? Du kannst danach in jedes Mikrofon über die "humane Variante des Pogroms" gegen dich jammern und weiter ungestört im ÖR deinen Bullshit verbreiten? Trotzdem "Cancel Culture".
    Die Nachlassverwalter eines Autors ziehen freiwillig ein paar seiner Werke zurück oder eine Firma benennt freiwillig ihre Tomaten-Paprika-Pampe um? "Cancel Culture".
    Hinweise vor Fernsehprogrammen? "Cancel Culture".
    Terrorismus? Irgendwie auch"Cancel Culture" weil $GRUENDE.
    Nazitäter und Nazis die gerne Täter gewesen wären konnten nach dem Krieg weiter von ihren Taten schwärmen? Alles andere wäre "Cancel Culture".
    Dein Pferd wird wegen Doping disqualifiziert? Ein schrecklicher Fall des woken Cancelmobs :(


    Wo die angeblichen Verteidiger der Meinungsfreiheit und der Freiheit der Wissenschaft nicht über "Cancel Culture" und "PC" jammern:
    Wenn gegen eine Wissenschaftlerin gehetzt wird weil ihre Forschung nicht ins Weltbild mancher Menschen passt
    Wenn der ÖR wieder einmal einen Kniefall macht weil Nazis sich angegriffen fühlen könnten. Immerhin hat Tom Buhrow dieses Mal nicht seine Mitarbeiter unter den Bus geworfen.
    Wenn Lehrer wegen Engagements gegen Nazis denunziert werden
    Wenn es tatsächlich gesetzlich verboten Informationen über Abtreibungen zu nennen
    Wenn Kampagne von radikalen Rechten und ihren "bürgerlichen" Freunden zur Löschung unliebsamer Fakten über einen CDU-Kandidaten führt
    Wenn nach einer rechten Kampagne ein Minister eine wissenschaftliche Definition ändern lässt


    "Boycotts, they're like sexual assault allegations: They should only have consequences for liberals"



    Du hast deine Frage selbst beantwortet :nixblick:
     
  33. cancel culture ist ein schnittiges schlagwort, deswegen wird es häufig genutzt. es ist ja auch gefühlt ein neues phänomen, wie ich ja in meinen vorherigen posts argumentiert habe, was durchaus die entstehung eines neuen begriffs für ein eigentlich altes problem erklären kann. öffentliche diskussionen neigen in letzter zeit dazu, moralisierend und emotionalisierend geführt zu werden, was natürlich eine gemeinsame diskussionsgrundlage erschwert. ich halte es für wenig zielführend, sich hier über begrifflichkeiten zu streiten, da anscheinend ja ein gewisser konsens dahingehend besteht, dass das, was mit cancel culture gemeint ist, doch irgendwo existiert. ich habe den eindruck, es geht eher darum, den ton und die sprache regulieren zu wollen, also man kann ruhig über die inhalte diskutieren, die man unter dem begriff cancel culture zusammenfassen möchte, dafür musst du dann aber meine sprache sprechen.

    bei der cancel culture geht es insofern um meinungsfreiheit, wie auch die anschuldigung, eine hexe zu sein darunter fallen würde. die kultur hat sich geändert, heute wird (bei uns zumindest) niemand mehr verfolgt, wer als hexe bezeichnet wird. vielmehr verbindet CC und hexenjagden die angebliche bedrohung, die von den beschuldigten ausgeht als auch der damit verbundene vigilantismus. nicht die anschuldigungen sind das problem, sondern wie damit umgegangen wird.
     
    Zuletzt von einem Moderator bearbeitet: 14. Juli 2021
    Bot=of=Nod, Sace und Vicarocha gefällt das.
  34. Sace

    Sace
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    Meinst du etwa tone policing?
     
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    Ich glaube nicht, dass das bloße Begriffsstreitigkeiten sind, siehe den Post von Dawizard. Mir scheint da ein ganz zentraler Punkt wirklich zu sein, dass der Begriff vornehmlich gegen Linksliberale eingesetzt wird, dort aber für alle möglichen Phänomene. Man kann natürlich sagen, dass man selbst den Begriff eben anders verwendet, aber dann muss man sehr vorsichtig sein, wenn andere den Begriff verwenden, weil man nicht weiß, ob die ebenfalls vom eigenen Verständnis ausgehen. Natürlich kann das nicht darauf herauslaufen, irgendwelchen (jedenfalls in öffentlichen Diskursen) unerreichbaren Idealen an Begriffsklarheit hinterherzulaufen, aber die Frage, ob es Cancel Culture "wirklich gibt", hängt eben schon damit zusammen, denn die wenigsten würden ja wohl etwa die Katalysatorfunktion der öffentlichen Medien bestreiten beispielsweise, sondern diese eher anders bewerten oder die Verengung auf "woke" Positionen beklagen. Mir geht es da auch nicht um Regulierung des Tons, sondern um genauere Erfassung der Probleme.

    Ich bleibe skeptisch, ob der gemeinsame Nenner zwischen Hexenjagden und Cancel Culture annähernd groß genug ist, um einen sinnvollen Vergleich anzustellen. Sozialen Druck außerhalb rechtlich geregelter Verfahren gibt und gab es immer, Boykottaufrufe gegen Einzelne ohne dass diese rechtlich verurteilt wurden o.ä. auch, da muss man nicht bis zu den Hexenjagden zurück.
     
  36. Sace

    Sace
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    Innerhalb dieses Umfelds ist das kein Problem, wir befinden uns inzwischen auf Seite 285 und es lässt sich alles nachlesen.

    Ich finde schon, dass der Vergleich sinnvoll ist, denn die Mechaniken ähneln sich sehr. Natürlich gab es derlei Bestrebungen schon immer. Neue Technologien und besonders neue Richtungen, aus denen heraus diese Bestrebungen eingebracht werden, befeuern die gesellschaftliche Spaltung aber weiter. Wie hier schon angemerkt wird der öffentliche Diskurs von links immer elitärer, siehe auch den versuchten Ausschluss von Wagenknecht bspw. Meinungsvielfalt wird durch Konformität ersetzt. Darf man sicherlich auch (noch) drüber reden, oder?
     
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    Spätestens wenn man sich auf Beiträge stützt bzw. solche verlinkt, die außerhalb dieses Umfelds entstanden sind, wird es trotzdem problematisch. Privatsprachen scheinen mir nicht sonderlich nützlich.

    Natürlich kann man darüber reden, ich wüsste nicht, wo ich das bestritten habe. Einen Ausschluss aus einer Partei aufgrund von Aussagen, den ein großer Teil der Partei für nicht mit deren Ausrichtung vereinbar hält, zu vergleichen mit Hexenverbrennungen scheint mir aber völlig abwegig. Da passen andere Beispiele besser (Blockieren von Luckes Vorlesungen zB, unabhängig, wie man das bewertet), aber auch da denke ich wie schon gesagt, dass man nicht bis zu Hexenverbrennungen zurückmuss.
     
  38. Sace

    Sace
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    Das war auch nur das Beispiel für den sich ändernden Diskurs bzw. die Definition von "Links", siehe den vorhergehenden Teilsatz. Die Parallelen zu Hexenverbrennungen hat @Hank J. mMn. schon ausreichend beschrieben.

    Kann man gut drüber diskutieren, wobei diese Blockaden ja ein isolierteres Phänomen sind. Falls du bessere entsprechend weit verbreitete Phänomene beschreiben möchtest oder Gedanken dazu hast, bist du von meiner Seite aus immer herzlich eingeladen, ich lese alle Beiträge mit Interesse.
     
  39. Makney

    Makney
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    naja, die Parallelen sind schon, da nur das man halt heute nicht mehr die Leute verbrennt. Es war ja ein Beispiel dafür das es kein neues Phänomen ist sondern schon hunderte Jahre alt ist.

    Und ich gehe sogar noch weiter das das Cenceln in unserer Kultur und dem Gruppen bilden welches der Mensch macht tief verwurzelt ist. Weil an sich ist auch Rassismus, Antisemitismus usw. ja auch ein Canceln einer andern Gruppe/Personen. Weil es darum geht die eigene Gruppe vor "Eindringlingen" oder Leuten wo mein der Meinung ist die gehören nicht in die Gruppe, zu schützen und sich und die Gruppe als besser darzustellen. Mobbing in der Schule ist z.b. auch ein Canceln und schützen der eigenen Gruppe in Verbindung der Besser Stellung der eigenen Gruppe. Wie stark und einschneidend das Canceln am ende ist hängt von der Gruppen Größe ab, je größer die Gruppe des so merh schaden wird beim Opfer verursacht, das geht halt dann von Kack Schulzeit bis Völkermord.
     
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    Innerlinke Diskussionen und Anfeindungen sind nun allerdings auch beileibe nichts, was annähernd neu ist, man muss sich ja nur mal Marx' Meinung zur Sozialdemokratie anschauen, oder als jüngstes Beispiel das zumeist nicht unter Cancel Culture subsumiert wird, die Abspaltung der WASG. Neu bzw. verändert sind vielleicht die Dinge, über die gestritten wird, aber das allein dürfte ja noch nicht das Canceln ausmachen. Dass ich den Vergleich zu Hexenverbrennungen für unpassend halte, habe ich ja schon mehrfach gesagt.

    Dann verliert der Begriff allerdings auch die letzte Kontur und sollte gänzlich vermieden werden, wenn von Mobbing bis Völkermord alles Canceln ist, und löst sich darin auf, nicht aus Gruppendruck zu handeln- richtig, aber wenig geeignet zur Erklärung und Lösung konkreter Probleme.
     
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