Was lest ihr momentan?

Dieses Thema im Forum "Medienforum" wurde erstellt von Spartan117, 23. Februar 2016.

  1. Lurtz lost

    Lurtz
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    Ist das das mit der feministischen Sichtweise auf die Illiad und Odyssee?
     
  2. |Kirby|

    |Kirby|
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    Ich sage jetzt mal "Ja", auch wenn ich mich nicht über Rezeption und Intention informiert habe. Auch kenne ich die Illiad und Odyssee bestenfalls in Grundzügen, wieviel das Buch aus den Vorlagen übernimmt kann ich daher nicht wirklich einschätzen (beides dient aber definitiv als Vorlage).

    Circe ist weiblich, fungiert als Ich-Erzähler und macht eine recht deutliche Entwicklung von der ungeliebten Tochter an Helios' Hof zu einer eigenständigen Person durch. Ich schätze allein dadurch geht es eher als feministisch durch, als die wohl eher männlich dominierten Heldenmythen, die dem zugrunde liegen. Sie ist allerdings auch im Exil auf einer Insel eingesperrt und damit in ihrer Wirkmacht recht eingeschränkt, was dem vielleicht ein wenig entgegen spricht, aber wohl der Vorlage entsprechen dürfte.
     
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  3. Razmael

    Razmael
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    Thomas Lohwasser, Vanessa Kaiser, Thomas Karg - Die Erben Abbadons #1: Nimmerland

    Ich wollte meinem Lesestapel schon länger ein paar Bücher aus dem Verlag Torsten Low hinzufügen – kann bestimmt nicht schaden, mehr aus dem Untergrund zu lesen, wenn man auch selbst da schreibt. Nach einem kleinen Plausch mit dem Verleger (so geht Kundenservice! :D) habe ich also querbeet eingekauft. "Nimmerland" ist nun mein erstes Kennenlernen, hat bei mir aber noch nicht so ganz gezündet.

    Protagonistin Wendy zieht durch eine postapokalyptische Welt, um ihren jüngeren Bruder zu suchen, der bei einem unerlaubten Ausflug entführt wurde. Im Schlepptau hat sie eine Luftdruckpistole, einen Sack voller Schuldgefühle und eine nagende Stimme im Hinterkopf ... und eine zweite Stimme, die Peter Pan gehört. Das klingt recht wild, im Grunde haben wir es mit einer ziemlich geradlinigen Abenteuergeschichte zu tun. Wendy besucht Orte, lernt Leute kennen und erforscht eine Welt, die ihr ebenso fremd ist wie den Lesenden.

    Der Abenteuer-Aspekt in Nimmerland funktioniert ziemlich gut und ist wohl als die große Stärke des Buches anzusehen. Auch wenn das Worldbuilding wenig in die Tiefe geht, und an der gezeichneten Welt auch nichts so wirklich neuartig ist, entsteht eine gewisse Entdeckerlust. Das wird auch von Anfang an durch die recht ungewöhnliche Formatierung mit schwarzem Rand, Skelettkopf usw. auf jeder Seite verstärkt. Wendy zieht also los, muss kleinere und größere Gefahren überwinden, entdeckt Relikte aus der Zeit vor dem Untergang und so weiter. Natürlich funktioniert das Ganze auch als Coming-of-Age-Geschichte, wobei diese Elemente teils arg aufgesetzt wirken, etwa als sich Wendy urplötzlich Hals über Kopf in einen Weggefährten verliebt.

    Mein größter Kritikpunkt ist die Schreibe an sich, die zwar über weite Strecken ihren Dienst leistet, sich zwischendurch aber immer wieder selbst ein Bein stellt und einige nervige Muster aufzeigt. Die Stimmen in Wendys Kopf etwa sind fürchterlich plump eingebunden und dienen hauptsächlich dem Zweck, Infos zu ihrem Gefühlsleben zu dumpen. Zudem kann die bösartige der beiden Stimmen scheinbar nicht erwähnt werden, ohne sie als "höhnisch" zu betiteln. Weder Synonyme noch Vertrauen in die Fähigkeit der Lesenden, aus dem Kontext zu schließen, sind gestattet. Eine total liebenswerte Panne ergibt sich dagegen in dem Moment, als Wendy vor einem Skorpion steht und sich wortreich vornimmt, fortan genau wie dieser auf Hindernisse zuzugehen, statt ihnen feige auszuweichen ... bloß um dann im nächsten Augenblick um das Tierchen herumzulaufen. :ugly:

    Ich kann mir im Grunde gut vorstellen, dass "Nimmerland" bei einem jüngeren Publikum gut funktioniert, denn die richtigen Zutaten – Action, Entdeckerfreude, eine heranwachsende Protagonistin – sind vorhanden und bis auf die genannten Patzer auch kompetent umgesetzt. Wobei ich zugeben muss, doch ein wenig neugierig auf die weitere Entwicklung der Serie zu sein.
     
  4. HypNo5

    HypNo5
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    I am Andrew Ryan, and I'm here to ask you a question. Is a man not entitled to the sweat of his brow? 'No!' says the man in Washington, 'It belongs to the poor.' 'No!' says the man in the Vatican, 'It belongs to God.' 'No!' says the man in Moscow, 'It belongs to everyone.' I rejected those answers; instead, I chose something different. I chose the impossible. I chose Atlas Shrugged.

    Nie hätte ich gedacht, dass mir dieses Buch so sehr gefällt. Ein Werk, das ohne Kompromisse ein Weltbild zeichnet, dass dem meinem völlig widerspricht und dieses nicht nur fiktional vertritt, sondern als Philosophie für das echte Leben vertritt - ein Fakt, den man bei der Tea Party der Republikaner sieht, für die Ayn Rands Werk eine Bibel ist. Eine Ausgabe mit Knicken und Wasserschaden, aus einem öffentlichen Bücherregal mitgenommen, die eigentlich im Regal Staub sammeln sollte. Aber als ich Ende 2021 damit angefangen habe und schnell feststellen musste, nun nach 1100 in der kleinsten Schrift gedruckten Buchstaben, muss ich sagen: a) ich hätte etwas verpasst und b) das ist nicht nur das erste Buch des Jahres 2022 (abgesehen von der kleinen 20 Seiten Novelle von George Saunders), sondern vermutlich auch eines der Besten, mindestens eines der eindrucksvollsten.

    My philosophy, in essence, is the concept of man as a heroic being, with his own happiness as the moral purpose of his life, with productive achievement as his noblest activity, and reason as his only absolute.

    Dabei hat Atlas Shrugged heutzutage sicherlich viel Charme - an sich das völlig falsche Wort - verloren, vor allem wenn man Bioshock kennt, wo im Endeffekt alle Ideen leichter verdaulich angerührt und interessanter verpackt wurden, wenn man sich die Anhänger des Buches vor Augen führt (dieses ganze neoliberale Pack), hier und dort mal Fetzen davon mitbekommen hat (beispielsweise Mad Men) oder einfach nicht mehr in den 1950ern wohnt. Unabhängig davon packt einen das Buch aber ohne Alternative. Ob man dabei von Faszination oder Abscheu mitgerissen wird, ist eine persönliche wie politische Entscheidung. Tatsächlich habe ich dieses Kapitalistische Manifest bewusst gegen den Strich gelesen, denn es ist so absurd idealistisch (was es genau kritisiert), dass man es zur heutigen Zeit kaum anders als eine Satire lesen kann, die entweder ihren Humor vergessen oder viel zu sehr versteckt hat.

    Wir befinden uns in den USA und natürlich: nie hat es ein besseres Land gegeben und während die restliche Welt untergegangen ist oder sich bald dem kommunistischen Rest anschließt, ist der letzte Kampf noch nicht geschlagen, der am Ende den US-Amerikaner als Retter der Welt präsentieren wird. Das Problem ist, dass der Mensch eine verfehlte Ideologie verfolgt, nämlich die der Nächstenliebe, die des Parasiten. Individualismus und Logik sind verpönt und keinen Wert auf Produktion und Geld zu legen ist etwas wofür man sich rühmt. Noch sind vereinzelte Unternehmer bei der Arbeit, diese werden aber bis zum Äußersten gebeutelt, mit Gesetzen aus dem verhassten Washington, die die Größe ihrer Firmen beschneiden, Monopolismus und Konkurrenz unterdrücken, ihnen Vorgaben machen und was gibt es schlimmeres: Steuern erheben. Seit Menschengedenken wurde nicht der Arbeit ausgebeutet, sondern der Produzent von Produkten und Ideen. Er leistet die Arbeit, muss sich jedoch rechtfertigen und von seinem Brot abgeben. Dabei ist die logische Alternative der Egoismus des Einzelnen, der nur an sich selbst denkt, weder Hilfe in Anspruch nimmt noch diese gibt, aber durch seine Arbeit - unsichtbare Hand nach Adam Smith - weil er Arbeiter anstellt und diesen Lohn zahlt und in diesem Zuge produziert, einen Beitrag zur - würg - Gesellschaft leistet. Anders als bei Marx wir der Arbeiter auch nicht ausgebeutet, denn er einbehaltene Mehrwert ist das Recht des Unternehmers und alles was den Lohn überschreitet, den der Arbeiter alleine produzieren könnte, ist ein gütiges Geschenk.

    Man kann über das Buch ganze Aufsätze schreiben. Es ist so wahnwitzig, absurd, genial, vollgestopft, überlang, absolut lesenswert und dumm. Die 1100 Seiten hätte man definitiv auf 600 einstampfen können, denn im Endeffekt ist die ganze Geschichte eine Wiederholung von Argumenten verkörpert von Charakteren, die bestimmte Aspekte symbolisieren. Auf der einen Seite stehen die Helden, die die Welt tragen, aber von ihr verjagt werden. Auf der anderen Seite stehen die postmodernen Linken, die vom Guten im Menschen faseln, ihrem Nächsten helfen möchten, scheinheilig aber doch in Geld schwimmen und nur existieren können, weil sie Parasiten sind. An so vielen Stelle habe ich gegrinst, weil es einfach so grandios ist, wenn man es nicht ernst nimmt. An anderen Stelle war mir die Philosophie zu hoch oder ich habe die These eben schon x-mal gelesen. Es ist so bewundernswert idealistisch, obwohl es genau das nicht sein möchte, denn der Objektivismus Rands und der freie Markt des Kapitalismus ist offensichtlich rational und objektiv die Realität (;)). Die Symbolik und die Metaphern um Atlas, Prometheus, Robin Hood oder einfach der Satz "The astounding story of a man who said that he would stop the motor of the world - and did" sind so episch, bedeutungsschwanger und geil. Die logischen wie historischen Lücken der angeblich so fairen und reinen USA, ohne Erwähnung der Massaker an Ureinwohnern (laut Rand kein Problem) und der Sklaverei, in der nichts als Leistung zählt und selbstverständlich alle gleich geboren wurden, absurd. Das Buch hat mich von Anfang an in seinen Bann gezogen und obwohl sehr früh klar war, wohin die Reise geht, hatte es fast bis zum Schluss (dann kommt eine Rede über 60 Seiten :ugly:) begeistert und fast eine Atmosphäre wie ein Buch von Murakami. Es war ein Kampf, der sich gelohnt hat, der aber ruhig kürzer hätte ausfallen können.

    Es bleibt zuletzt die Frage: Who is John Galt?

    (Man könnte so viel schlaues und kritisches über das Buch lesen: aber nicht von mir)
     
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  5. Hiveship gesperrter Benutzer

    Hiveship
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    Ich habe für mich ein völlig neues Genre entdeckt: "Sci Fi Archeology" oder "Archaeological Sci-Fi".

    In Romanen geht es um das Entdecken von außerirdischen Ruinen, von Alien-Artefakten die schon tausende/millionen von Jahren alt sind. In SciFi Filmen taucht das immer mal wieder stückchenweise auf (Prometheus, Stargate), es gibt aber echt einige Romane die das zum Hauptinhalt haben.

    Momentan lese ich "The Engines of God" von Jack McDevitt. Kann ich sehr empfehlen, es zieht einen wirklich rein wenn Stück für Stück die Mysterien untergegangener Alien-Kulturen enthüllt werden.
     
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  6. Helli LI-LA-LAUNELÖWE Moderator

    Helli
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    Das fand ich toll: https://www.amazon.de/Äon-Heyne-Science-Fiction-Fantasy/dp/3453004507
     
  7. Bud Bud

    Bud Bud
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    Alexandra von Schleinitz - Offener Brief einer Studirenden an die Gegner der „Studentinnen“ unter den Studenten

    https://www.deutschestextarchiv.de/book/view/schleinitz_brief_1872?p=1

    Sperriger Name, ich weiß :ugly:
    Wie der Titel schon verrät, ist es ein offener Brief, 1872 verfasst, adressiert an Lehrende und Studierende der Uni Zürich und generell an alle, die noch an tradierte Werte festhielten.
    Der Brief hat einfach Stil, liest sich formschön. Schleinitz konfrontiert Ihre Gegner nur indirekt mit Kritik und schafft es so, sie zur Reflexion zu zwingen. (Laut google soll dem Schreiben auch international Aufmerksamkeit geschenkt worden sein.)
    Meine Dozentin hatte mir das DTA empfohlen, da dort alle Veröffentlichungen faksimiliert sind. Links befindet sich das Original, rechts der Text für alle verständlich abgetippelt.
     
  8. HypNo5

    HypNo5
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    2022 startet sehr weiblich, wenn ich mir so anschaue, was ich gestern begonnen habe und was danach geplant ist. Kurz nach Atlas Shrugged - und danach kann man fast nur verlieren, einfach weil es ein Koloss von einem Buch ist, nun unabhängig davon wie man es findet - habe ich gestern Die Vegetarierin beendet, was eigentlich Die Veganerin heißen müsste, aber 2007 konnte man sich darunter vielleicht noch nichts vorstellen und der Verzicht auf Fleisch steht hier schon im Vordergrund. Das kurze Buch (so circa 200 Seiten) ist von Han Kang, von der ich letztes Jahr den noch kürzeren, recht poetisch-experimentellen Roman The White Book gelesen habe. Nach zwei Büchern kann ich definitiv sagen: in ihrem Kopf passieren interessante Gedanken und auch wenn mich beide Bücher nicht so richtig packen konnte - sie sind schon sehr eigen - waren sie auf jeden Fall besonders. Human Acts, ihr bestbewertetes Buch, wandert dementsprechend auf die Liste, die schon wieder an der 200 kratzt. Über Die Vegetarierin an sich kann ich gar nicht so viel schreiben. Im (anscheinend) äußerst patriarchalen und fleischgenießenden Südkorea, entschließt sich eine Frau ohne Angabe von Gründen, nun vegetarisch vegan zu leben. Die Geschichte beleuchtet dieses Thema, welches nicht in die magische Richtung abdriftet (der Buchrücken empfiehlt das Buch Murakami Fans), aber doch einen metaphysischen Charakter hat, dann aus der Perspektive des Ehemannes, der eigentlich eine absolut durchschnittliche Frau wollte, die ihre Hausarbeit erledigt und nicht nervt, jetzt aber selbst davon genervt ist, dass sie damit auffällt, des Schwagers und seiner Frau, ihre ältere Schwester. Insgesamt dreht sich das ganze dann über die Fragen von Selbstbestimmung, die südkoreanische Gesellschaft, Midlife-Crisis und halt dieses ganze "Wie bin ich hier gelandet, wo möchte ich hin?". Kann man lesen, bei mir persönlich wird es aber in die ach-das-habe-ich-ja-auch-mal-gelesen-Ecke fallen.
     
  9. KellogsFrosties

    KellogsFrosties
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    Ein Horrorthriller. der nach einem ziemlich bekannten Muster abläuft. Im Meer wird gebohrt und dabei kommt was zum Vorschein was hätte besser dort unten bleiben sollen. Keine besonders originelle Geschichte aber ich hatte mal Lust auf sowas. Außerdem hat das Buch nur 338 Seiten.
    Das Buch an sich ist soweit ok, es dauert aber ewig bis es los geht bzw. spannend wird aber dann gehts es Schlag auf Schlag bis zum Ende das allerdings ziemlich schnell abgespeist wird. Zudem wird auch nicht alles erklärt.

    Wie gesagt, das Buch ist jetzt an sich nichts besonders, Fans von solchen Storys können aber dem Ganzen mal eine Chance geben.

    Außerdem noch die "erste Staffel" DOORS von Markus Heitz, einer Fantasyreihe.
    [​IMG]

    Die erste Staffel besteht aus 3 Büchern und der Prolog ist jedesmal der Gleiche. Am Ende steht man vor 3 Türen und jedes Buch steht für eine andere und erzählt die Story weiter bzw. verläuft anders wie in den anderen und erfährt hier und da neue Infohappen zur eigentlichen Geschichte.
    Eigentlich eine ganz nette Idee und der Prolog beginnt megaspannend, allerdings schwanken die Bücher in der Spannung schon sehr. Zudem ist die Auflösung des ganzen doch relativ ernüchternd und schnell abgespeckt und die "Bösen" bleiben recht blass. Da wurde doch viel Potenzial verschenkt und die Story hätte deutlich mehr hergebeben. Schade drum.
     
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  10. HypNo5

    HypNo5
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    Wenn dir das gefallen hat, dann definitiv auch seine zwei anderen Bücher lesen. Augustus ist sehr cool, wenn man auf Caesar & Co steht. Stoner wurde die letzten Jahre über immer populärer, avancierte zum Geheimtipp und könnte sogar eines der besten Bücher sein, die ich gelesen habe. Das will ich dieses Jahr mit einer zweiten Lesung überprüfen.

    Und wenn du nach Butcher's Crossing Lust auf mehr Wilder Westen hast, dann definitiv Lonesome Dove, wenn du das nicht kennst.

    Was für Bücher. :yes::KO:
     
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  11. Ich habe zuletzt Universum von Petersen gelesen und bin ab jetzt etwas vorsichtig bei ihm. Schon Vakuum hat mir nicht mehr so gut gefallen. Aber Universum ist über weite Strecken leider ziemlich langweilig. Einzig zum Ende hin wird es interessant. Über die Logik mache ich mir dabei besser keine Gedanken. Da kann man sich zu sehr rein steigern. Ich habe es einfach als gegeben genommen und habe das Ende dann auch akzeptieren können.

    Bis auf die Paradox-Reihe habe ich immer alles gemocht, was er geschrieben hat. Mal schauen wie es mit ihm beim Fischer/Tor Verlag weiter geht.

    Jetzt aktuell habe ich Der Astronaut von Andy Weir in der Mache. Das gefällt mir auf Anhieb sehr gut. Da kommt seit langem mal wieder das Gefühl auf, dass ich unbedingt wissen will, wie es weiter geht. Sehr starker Anfang auf jeden Fall.
     
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  12. HypNo5

    HypNo5
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    Sehr gut. Ich will das definitiv nochmal irgendwann lesen. :yes:
     
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  13. Lurtz lost

    Lurtz
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    Ihr bringt mich um mit euren Empfehlungen :no: :schreiben:
     
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  14. Lurtz lost

    Lurtz
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    Hört hier eigentlich jemand den Buchpodcast von Jochen Gebauer und Falko Löffler?
     
  15. HypNo5

    HypNo5
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    Und je nach Geschmack ist das noch das schwächste Buch seiner drei Werke. :yes:

    John Williams ist so ein Autor, den ich komplett im Regal stehen haben möchte (Augustus hatte ich nur ausgeliehen) und alle paar Jahre in die Hand nehmen will. So wie Carson McCullers oder JD Salinger.
     
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  16. Bud Bud

    Bud Bud
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    Wie macht ihr das eigtl. mit unbekannten Wörtern? Versucht ihr die aus dem Kontext aufzulösen? Googlet ihr sofort nach der Übersetzung? Aufschreiben und später nachgucken, um den Lesefluss aufrechtzuerhalten?
     
  17. HypNo5

    HypNo5
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    Nr 1 oder 2. Wenn ich eigentlich weiß was gemeint ist, es aber nicht 1:1 übersetzen kann, wird weitergelesen. Wenn ich es nicht recht verstehe oder mich ärgere, dass ich schon wieder vergessen habe was das Wort bedeutet, wird es nachgeschlagen.
     
  18. HypNo5

    HypNo5
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    Vor 15 Jahren kam der letzte Teil von Harry Potter raus und seitdem habe ich von J. K. Rowling nichts mehr gelesen, sondern eher nur noch Artikel über sie. Da meine Mitbewohnerin von dem Buch so geschwärmt hat, musste ich aber dann doch mal zu The Casual Vacancy greifen. Gelesen habe ich die deutsche Version (Ein plötzlicher Todesfall), die es in der Bücherei gab. Bei dem Titel hatte ich ebenso andere Vorstellungen und bekam dann doch keinen Kriminalfall. Das wurde mir aber schon vorher mitgeteilt.

    Das Buch ist bei Goodreads mit einer 3,3 überraschend schlecht bewertet. Spontan würde ich das wohl damit begründen, dass auf der einen Seite bei J. K. Rowling hohe Erwartungen, auf der anderen Seite ggfs. Hass (TERF usw.) mitschwingen. Auch wenn ich keine Freudensprünge vollführt habe, habe ich das gut 500 Seiten lange Buch sehr gerne lesen. Es handelt sich hier um eine Milieustudie des beschaulichen Ortes Pagford in England (ich musste immer an Hot Fuzz denken :ugly:). Der titelgebende Todesfall des beliebten wie umstrittenen Gemeinderatmitglieds Barry Fairbrother zieht sich durch die gesamte Gesellschaft und schlägt Wellen. Eine unliebsame Siedlung am Rande des Ortes, die direkt The Wire Vibes verströmt (Plattenbau, Drogen, Armut), soll aus dem Ort ausgegliedert und eine Drogenklinik geschlossen werden. Barry Fairbrother, der dort - in Fields - geboren wurde, war DIE Stimme gegen diese Maßnahme, nun ist er aber tot. Erzählt wird hier an sich recht wenig, denn überwiegend hat man lediglich einen Cast von circa 10 Personen, die ihr schwieriges Leben leben und auf diesen Tod und die Debatte um Fields reagieren.

    Meine Mitbewohnerin liebt das Buch, weil für sie alle Charaktere so lebensecht und unmittelbar vorstellbar sind. Das stimmt. Aber ich würde ebenso einwenden, dass sie plakativ sind und auch wenn man in Gedanken viel weiterspinnen kann, doch überwiegend auf wenige Charaktereigenschaften reduziert werden (die in ihrer Ehe frustrierte MILF, der in das neue Mädchen verliebte Junge usw.). Nichtsdestotrotz wird hier schön eine kleine Gesellschaft gezeichnet, dessen jüngste Geschichte, Sorgen, Hoffnungen, zwielichtige und berühmte Gestalten man intensiv kennenlernt. Auch wenn nach meiner Lesart hier eindeutig Protagonisten und Antagonisten konstruiert werden, kann man die Persönlichkeiten und ihre Handlungen nachvollziehen. Gegen Ende war es mir dann zu viel Drama und Extremsituation.

    Am meisten überrascht hat mich wie explizit Rowling hier, vor allem wenn man sie nur von Harry Potter kennt, Sex beschreibt. :ugly:

    Klar, wenn du auf Western stehst, dann sind Butcher's Crossing und Lonesome Dove großartig. Augustus ist halt antikes Rom und Stoner (bei dem Titel hatte ich ursprünglich etwas ganz anderes erwartet :ugly:) Universität. Vom Setting sind das schon sehr unterschiedliche Bücher.
     
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  19. Helli LI-LA-LAUNELÖWE Moderator

    Helli
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  20. HypNo5

    HypNo5
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    Obwohl ich Western sehr mag, habe ich literarisch so ziemlich gar nichts gelesen. Die Border Trilogy von Cormac McCarthy liegt hier schon seit Jahren ungelesen, weil ich in seinen Schreibstil einfach nicht reinkomme. Selbst auf Deutsch ist mir das alles viel zu metaphorisch und blumig geschrieben - ich stehe wirklich nicht so sehr auf ausführliche Beschreibungen. Warlock von Oakley Hall möchte ich schon lange lesen, aber das ist zu teuer dafür dass ich nicht weiß, ob es mir gefällt. Ansonsten ist Lonesome Dove die beste Option, da es auch als eines der besten Bücher des Genres zählt (mit einer schrecklichen Darstellung von amerikanischen Ureinwohnern). Bei Einsamkeit in der Natur könnte ich dir noch Into the Wild und The Call of the Wild empfehlen. Mir liegt diese Thematik auch sehr.
     
    Zuletzt bearbeitet: 2. Februar 2022
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  21. Lurtz lost

    Lurtz
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    Schrecklich im Sinne von biased?

    Ich glaube bei McCarthy muss man einfach in einen Modus kommen, es wie ein Filmskript runterzulesen und Bilder wie in einem Film im Unterbewusstsein entstehen lassen. Sonst funktioniert es nicht.
    Aber das sind schon harte Brocken die Dinger, ja...
     
  22. JerseyRyan

    JerseyRyan
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    School of Chocolate

    Man nehme einen der talentiertesten Pastry-Chefs der Welt - Amaury Guichon - und verwurste ihn in einer Standard-Koch-Gameshow.

    Ganz ehrlich: Jedes 5-Minuten Youtube Video von Amaury war 10 mal interessanter und eindrucksvoller als eine einzige Episode von der Show. Man sieht zwar auch, wie eine Handvoll der Techniken funktionieren, aber wirklich im Detail gezeigt wird hier nichts. Stattdessen geht es gefühlt nur darum, wer jetzt die 50.000 USD bekommt.

    Extrem Schade und was für eine vergebene Chance. Netflix hat auch ein paar sehr gute Shows über das Kochen (Chefs Table und Chef Show gehören für mich definitiv dazu).

    Falls jemand Amaury Guichon liebt, dann lohnt sich ein Netflix Abo für diese Show definitiv nicht.

    -----------------------------------

    Midnight Asia

    Now we're talking! Das ist so ziemlich eine der coolsten Dokus, die ich auf Netflix seit langem gesehen habe.* Kann ich nur empfehlen!

    *was vermutlich daran liegt, dass ich auf Netflix nicht so viele Dokus gucke, also hoffe ich hier mit meinem Post vermutlich, dass mir sehr viele Leute widersprechen und mir 10 Dokus empfehlen, die ja voll viel interessanter sind, als dieser Asia quatsch.

    :ugly:
     
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  23. roflkong3

    roflkong3
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    Falscher Thread?:topmodel:
     
  24. Lurtz lost

    Lurtz
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    Einmal ist der Lese- vor dem Anschau-Thread und schon passiert sowas :ugly:
     
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  25. roflkong3

    roflkong3
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    Wie könnt ihr nur!!!!!:ugly:
     
  26. HypNo5

    HypNo5
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    Jain. Lonesome Dove ist kein John Wayne und überwiegend ist die Perspektive eben die der weißen Cowboys, die in ihrer Vergangenheit viele Menschen getötet haben. Ebenso gibt es Personen, die mit den Leiden der amerikanischen Ureinwohnern sympathisieren. Aber die einzige Person die wirklich agency hat, ist der große Antagonist, der stereotyp blutrünstig ist, vergewaltigt, mordet und daran Spaß hat (so zumindest meine Erinnerung). Die Seiten geben sich also nicht viel, aber es ist nicht ausgewogen, da eben der Fokus auf den Cowboys liegt, die somit viel leichter humanisiert werden können. Die Comanche sollen aber auch hardcore gewesen sein.

    Zu McCarthy: ich visualisiere beim Lesen tatsächlich kaum bis gar nicht. Das sind bei mir nur flüchtige Bilder und bei Personen höchstens Schemen. Darum kann ich mit Beschreibungen von Orten und Personen wenig anfangen oder habe dann ein Bild im Kopf, welches der Beschreibungen völlig widerspricht (was für eine Überraschung, um bei JK Rowling zu bleiben, dass in den Filmen Draco Malfoy blonde Haare hat; oder so manche Schlachten bei Malaz, die ich geografisch so gar nicht einordnen kann). Keine Ahnung warum ich vor ein paar Jahren noch dachte Dramen wären nichts für mich. Die sind super, da nur Gespräche und keine Beschreibungen. :D
     
  27. Lurtz lost

    Lurtz
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    Fand die Einleitung zu meiner Version von Blood Meridian da ganz interessant. Wie beschrieben wird, wie schnell und stark Texas zu der Zeit besiedelt wurde (am schnellsten von alllen US-Bundesstaaten), und da das bei so vielen Verbrechen und Gräueltaten gar nicht hätte passieren können, man durch Literatur, Filme etc. aber immer das Bild des unfassbar blutigen Wilden Westen im Kopf hat :ugly:
     
  28. HypNo5

    HypNo5
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    Ich habe von der Thematik verdammt wenig Ahnung und natürlich ist so ziemlich alles an existierendem Wissen angelehnt an Romane, Filme & Co. Es ist zumindest schon mal ein Anfang zu wissen, dass es nicht "die Indianer" gab und nicht alle auf Pferden Büffel gejagt haben.

    Das History Matters Video ist dazu (wie immer) sehr lustig und informativ: https://www.youtube.com/watch?v=IKnKYZFKMP0

    https://www.youtube.com/watch?v=t1oNz92qJzw :D
     
    Zuletzt bearbeitet: 2. Februar 2022
  29. JerseyRyan

    JerseyRyan
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    Crap. :ugly:

    ^^ Das.

    Ich stehe mal zu meinem Fehler und lasse mein Schandwerk hier einfach mal stehen. Spricht ja viel dafür, dass der Lesethread mal etwas für mich wäre, da ich offentsichtlich nicht lesen kann :heul:

    Erinnert mich an einen Nebencharakter aus Gilmore Girls (ich weiß, falscher Thread, aber... bear with me!), eine von den blonden Groupies die bei der Band abhingen und unbedingt den Gitarristen beeindrucken wollten... was wiederrum der eher smarten Lane aus der Band nicht gefiel.

    Blondie: "Oh wow a guitar player who knows books! Man, I just wanna lock myself away for three year and you know... READ!"
    Lane: "Wow, three years. What book?"
    :hammer:
     
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  30. HypNo5

    HypNo5
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    Auf der Suche nach der verlorenen Zeit von Marcel Proust. :yes::ugly:
     
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  31. JerseyRyan

    JerseyRyan
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    Ich glaub für mich wäre eher sowas wie "Modernist Bread" die passende Lektüre. :ugly:
    Dabei mag ich gar kein Brot.
     
  32. HypNo5

    HypNo5
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    Conversations with Friends (2017), auch auf Deutsch, denn was die Bücherei hat, hat die Bücherei. Dementsprechend: Gespräche mit Freunden von der Irin Sally Rooney, die die letzten Jahre viel Aufmerksamkeit bekommen hat und als "eine Stimme ihrer Generation" gezählt wird. Zu Recht! Nicht direkt, aber sicherlich dieses Jahr werde ich definitiv Normal People ausleihen und dann hoffentlich ebenso gerne lesen. Das Buch hat genau in eine Kerbe geschlagen die ich mag und mich persönlich unmittelbar betrifft (die Autorin ist fast mein Jahrgang). Studium, Stunden in der Bibliothek, Essays über kulturelle Themen, Gender & Co., die Unwägbarkeiten der frühen Zwanziger usw. sind alles Erfahrungen, die ich entweder selbst gerade so durchlebe oder erst vor ein paar Jahren - ungefähr zur Veröffentlichung des Buches - durchlebt habe. Spät im Buch wird Greta Gerwig erwähnt, aber kennt man ihre Filme und die Kooperationen mit Noah Baumbach, weiß man schon sehr früh, woher hier die Inspiration geflossen ist. Hinzu kommt noch ein Hauch Richard Linklater und bissige, vielschichte Charaktere ala [hier fehlt mir eine spezifische Referenz], was sich vereint zu einem feuchten Traum meiner filmischen Vorlieben. Mit knapp unter 400 Seiten habe ich Gespräche mit Freunden nicht an einem Tag gelesen, weil mir für solche Aktionen auf meine alten Ende-20er-Zeiten die Konzentration fehlt, aber es ist ein heißer Kandidat um so ein Unterfangen durchzuziehen. ich habe es sehr gerne gelesen, hatte meinen Spaß, Grinsen im Gesicht, haben mal gelitten, ein bisschen gehofft und war durch und durch zufrieden. Die Geschichte an sich ist dabei sehr simpel: zwei junge Studentinnen, die zusammen Gedichte vortragen und früher ein Paar waren, freunden sich mit einem etwas älteren Paar an (Er: Schauspieler; Sie: Autorin/Photographin). Die Beziehungen entwickeln sich daraufhin wie man es teils erwartet, aber auch nicht. Wichtig ist das alles aber nicht, denn wie bei den cineastischen Vorlagen (ich behaupte das einfach mal) stehen Charakterzeichnung, Themen und Gespräche im Fokus. Echt ein tolles Buch, bei welchem ich mir fast schon sicher bin, dass es mir nicht nachhaltig im Gedächtnis bleiben wird, da es dann doch zu nahe an bereits bekannten Werken angelehnt ist, welches mich jedoch wunderbar unterhalten und mitgenommen hat. Auf ihr nächste Buch bin ich schon gespannt und wenn mir das auch so gut gefällt, behalte ich die Autorin im Visier und stalke sie in chronologischer Weise.
     
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  33. Core Concept

    Core Concept
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    Joe Abercrombie - A Little Hatred, The Trouble with Peace & The Wisdom of Crowds (First Law Series Books 7 - 9)

    So ungefähr 30 Jahre nach den Ereignissen der ersten First Law Trilogie stehen hier nun die Kinder der ehemaligen Protagnisten im Rampenlicht. In der Union hat die Industrialisierung begonnen, die die Kluft zwischen Arm und Reich aber nur noch vergrößert. Überall im Reich brodelt es aufgrund dieser Ungerechtigkeiten und ein einziger Funken könnte das Fass zur Explosion bringen. Für Savine dan Glokta stellt die Industrialisierung dank ihres ausgezeichneten Geschäftssinns und ihres furchteinflößenden Nachnamens ein reich gedecktes Buffet dar, an dem sie sich nach Lust und Laune bedienen kann und sie wird nicht Ruhen, bis sie überall ihre Finger im Spiel hat - koste es, was es wolle. Aber ihr schier grenzenloser Ehrgeiz kann leicht zum Samenkorn ihres Untergangs werden. Kronprinz Orso ist hingegen das komplette Gegenteil von Savine: ein Faullenzer, Lebemann und vor allem eine Lachnummer. Orso hat sich noch nie gefordert. Er ist aber bisher auch noch nie gefordert worden. Im Norden herrscht derweil (mal wieder) Krieg. Rikke, die Tochter des Hundsmanns wird von den Schergen Stour Dunkelstunds, dem Sohn des Schwarzen Calders, gejagt, der das Protektorat ihres Vaters überfallen hat. Als sich ihr bei einem ihrer Anfälle eine Vision offenbart, bietet sich ihr die Chance die Zukunft zu gestalten. Aber ist die Zukunft, die sie gesehen hat, überhaupt erstrebenswert? Leo dan Brock, Enkel des berüchtigten Verräters Lord Brock, kann es gar nicht erwarten in die Schlacht gegen Stour zu ziehen, um sich zu beweisen. Aber Krieg ist selten so glorreich wie in Leos Vorstellungen.

    Das waren wieder drei richtig vergnügliche Bücher. Abercrombie versteht es einfach, Figuren zu erschaffen, die zwar nicht unendlich komplex sind, aber Emotionen beim Leser hervorrufen. Sollten sie auch, denn die Welt, ist für eine Fantasyreihe sehr gewöhnlich, um nicht zu sagen langweilig. Mit Fantasyelementen war Abercrombie immer sparsam. Hier sind sie, auch wenn Bayaz, der erste der Magi, wieder seine Finger im Spiel hat, fast gar nicht mehr vorhanden. Macht nichts, denn der Autor zwingt seine Figuren hier wieder auf Wege, die selten mit einem Happy End belohnt werden aber den wahren Charakter offenbaren. Ich habe selten so über eine bestimmte Figur geflucht wie... ok, ich verrate es besser nicht. Was für ein Blödarsch.

    Was gibts zu kritisieren? Nicht viel. The Wisdom of Crowds beginnt zwar mit einem Paukenschlag, braucht dann aber etwas (zu) lange um wieder an Fahrt aufzunehmen und die Figur des Gunnar Breit gibt nicht viel her und ist eher Mittel zum Zweck um die Geschehnisse aus einer anderen Perspektive zu erzählen, als das er als POV-Figur wesentlich für die Handlung wäre. Zudem wird der übergeordnete Plot um Bayaz und die anderen Magier so gut wie nicht weitergeführt, dann werden aber am Ende des 9. Buches große Entwicklungen angeteasert. Auf zur nächsten Trilogie.
     
    Zuletzt bearbeitet: 7. Februar 2022
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  34. Lurtz lost

    Lurtz
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    Edward Snowden - Permanent Record

    Nach etwa einem Drittel bisher eher Autobiografie und Rechtfertigung seines Handelns, wieso er sich als überzeugter US-Patriot mit Abstammungslinie bis hin zur Landung der Mayflower gezwungen sah, mit seinen Enthüllungen an die Öffentlichkeit zu gehen, als thematisch wirklich tiefgehend, aber dennoch interessant. Durchweg schön geschrieben, mit spannenden Anekdoten und Herleitungen - würde mich mal interessieren ob ein Ghostwriter (ich vermute mal bei den allermeisten Autobiografen von Nicht-Schriftstellern wird einer aktiv sein) so klare Lebenswege trotz sehr unsteter Lebensläufe wie bei Snowden herstellen kann, oder ob Snowden als Whistleblower doch einfach in manchen Dingen eine andere Persönlichkeit als die meisten hat.

    Am eindrücklichsten wurden für mich bisher die steigende Abhängigkeit des Staates von der Privatwirtschaft durch die Verlagerung der Arbeitskraft von Beamten hin zu Auftragsabeitnehmern geschildert. In dem Zuge argumentiert er auch überzeugend, wieso das Framing der US-Behörden, dass er ja nur Contractor war, falsch ist.
    In dem Zuge auch unfassbar zu lesen wie lax bei den Geheimdiensten mit Zugriffsberechtigungen auf Dokumente etc. umgegangen wird/wurde. Da wundert man sich, dass es nicht zu noch viel mehr Whistleblowing kommt, was seine Taten natürlich umso eindrucksvoller macht.

    Und als zweites natürlich die Auswirkungen von 9/11. Snowden ist vier Jahre älter als ich, was absolut nicht viel ist, aber in der Jugend natürlich dennoch ein enormer Unterschied. Wie er die Auswirkungen von 9/11 schildert, als er an diesem Tag noch völlig problemlos ohne jeden Sicherheitscheck als Freelancer in einer Privatwohnung auf dem Gelände des NSA-Hauptquartiers verbracht hat, und seitdem alles permanent mit Straßenbarrieren und Überwachungssystemen verrammelt ist und das ganze Land seit 9/11 in einer Schockstarre verharrt, die statt eines neuen positiven Gemeinschaftssinns, Hass, Misstrauen und Krieg erzeugt hat, ist wunderbar symbolträchtig.
    Wir alle wissen natürlich, was 9/11 weltweit mit sich gebracht hat, wobei meine Generation ja schon ihr ganzes Leben unter diesem Schatten verbracht hat, aber die Tiefe dieses Einschnitts wird man wahrscheinlich erst in der historischen Distanz richtig erkennen. Auch abseits der Opferzahlen waren die Terroranschläge bis zum heutigen Tag absolut verheerend für dieses Land und sein Selbstverständnis.
     
    Zuletzt bearbeitet: 7. Februar 2022
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  35. |Kirby|

    |Kirby|
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    Sodele. "Circe" ist durch und hat mir so gut gefallen, dass ich "The Song of Achilles" gleich auch mal gekauft habe. Aber erstmal schiebe ich nun "Narziß und Goldmund" (Hesse) dazwischen, meine Freundin will mit mir darüber reden (und ich wollte das ohnehin schon länger mal lesen).
     
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  36. HypNo5

    HypNo5
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    Interessant. Ich habe gestern in Achilles reingelesen und finde den Schreibstil (in der Übersetzung) so seltsam, dass ich es vorerst wohl abbreche und wieder zurück (in die Stadtbibliothek) bringe. Das liest sich verdammt abgehackt und Passagen die im Präsenz geschrieben sind, irritieren sehr. Dass ich die Story in ihren Grundzügen kenne hilft vermutlich auch nicht. Mal schauen, ob ich irgendwann nochmal darauf zurückkomme. Narzis und Goldmund müsste ich auch mal lesen, da mir die anderen Sachen von Hesse immer mindestens gut gefallen haben. Das liegt auch hier.
     
  37. Bud Bud

    Bud Bud
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    Heute die ersten 15 Seiten von "Mein Name sei Gantenbein" angefangen. Ist mein erster Frisch. Das Buch und noch 1-2 andere von ihm hatte ich mir schon vor etwas längerer Zeit geholt, aus mir unbekannten Gründen kam ich bisher aber nie dazu, sie auch zu lesen. Nun soll es aber sein.
    Bisher macht der Anfang Lust auf mehr. An seine Art, Details gerne als Paranthese im Satz zu integrieren, musste ich mich erst gewöhnen, wirkt für mich bisher aber stets durchdacht und vom Satzbau her nicht zu fordernd. Interessant finde ich es, wie ich mir selber dauernd die Frage stelle, ob der Erzähler hier mehrere Rückblenden seiner selbst wiedergibt - einerseits erzählt er Anekdoten seiner Vergangenheit, andererseits redet er über diesen Gantenbein in der dritten Person (oder über sich im singularis vulgaris). Ich hatte mich vorab nicht über das Werk oder den Plot informiert und werde es auch nicht, bevor ich die letzte Seite umgeschlagen habe.
     
  38. KellogsFrosties

    KellogsFrosties
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    Lese aktuell von Rebecca Gablè "Das Lächeln der Fortuna", einen historischen Roman, der in England im 14. Jahrhundert spielt. Gefällt mir bisher richtig gut und ist auch super geschrieben, allerdings ist das Buch auch ein ganz schöner Schinken mit knapp 1200 Seiten^^

    Und da das ganze der Auftakt einer Reihe ist, werde ich da erstmal gut beschäftigt sein ;)
     
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  39. roflkong3

    roflkong3
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    Insbesondere weil die Bücher sich vom Umfang her nicht großartig was nehmen. Alles so klopper aber wirklich toll. Hab die auch gelesen und hier im Thread n Review dagelassen
     
  40. Ach ich hasse Brandon Sanderson mittlerweile. Nachdem ich mich doch schon durch viele Seiten von Die Splitter der Macht durchquälen musste. Wird das Buch innerhalb der letzten 300 Seiten richtig spannend und temporeich. Es wird nicht mehr langsam und ewig in den selben Szenen und Schauplätzen gehangen, sondern Action, Wendungen und Enthüllungen kommen Seitenweise :rock: Und alles bewegt und ändert sich.

    Jetzt habe ich durchaus lust weiter zu lesen, doof. Aber gut die zwei Bände sind auch auf Amazon die wirklich am schlechtesten bewerteten und viele Leute fanden sie recht langweilig. Der Nachfolge Band soll da durchaus wieder durchweg anziehen.

    Finde aber das Fazit von einer Amazonrezension zu den Beiden Bücher ganz gut: Der Autor versucht eine Geschichte zu erzählen die die meiste Zeit im Wachkoma liegt.

    Gibt leider dann doch irgendwo zu viele Kapitel und Figuren die zur Hauptgeschichte nichts beitragen. Dieses 100 Seiten Zwischenkapitel die die Geschichte unterbrechen und von Figuren am anderen Ende der Welt erzählen die auch mal vor 4000 Seiten für ein Kapitel da waren z.b
     
    Zuletzt von einem Moderator bearbeitet: 12. Februar 2022
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