Der leise Abgang eines Riesen

Von Champstation · 27. Januar 2017 · Aktualisiert am 28. Januar 2017 ·
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  1. Als am 21. Oktober Battlefield 1 in den Läden stand, habe ich mir es nicht nehmen lassen die Disc-Version gleich nach frühem Feierabend zu holen und dann auch sofort zu installieren und zu starten. Und was mich dann erwartete war einfach unbeschreiblich. Doch in den letzten vier Wochen habe ich BF1 nur ein einziges Mal gestartet, um mit einem Freund nochmal ein bisschen Operations zu spielen. Wieso ich Battlefield 1 nichts mehr abgewinnen kann und es für mich trotz kommender DLCs uninteressant ist und bleiben wird.


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    Wieso mir Battlefield 1 nicht mehr gefällt? An der Grafik liegt's definitiv nicht.



    Gut, ich weiss, dass Battlefield 1 einfach überwältigend aussieht, einen bombastischen Sound bietet und vor allem so schön von der Hand geht, wie kein anderer Shooter. Deshalb bin ich auch total mit der GameStar-Wertung einverstanden, denn BF1 ist nunmal das wahrscheinlich optisch und akustisch realistischste Spiel, besitzt eine zum Schneiden dichte Schlachtfeldatmosphäre und beeindruckt mich mit seinem runden Gameplay. Ich habe in letzter Zeit auch mal wieder Battlefield 4 gespielt und erst da ist mir aufgefallen wie starr und steif BF4 im Vergleich zu seinem Nachfolger ist. Ausserdem möchte ich mich nicht über die Singleplayer-Missionen beschweren, weil die bei einem Multiplayer-Shooter eh nicht das Zünglein an der Waage darstellen. Doch trotzdem fehlt Battlefield 1 etwas. Es fehlt die Professionalität.

    Ich bin kein Battlefield-Veterane, ganz im Gegenteil. Das erste Battlefield, dass ich selber ausführlich gespielt habe war BF4. Ich habe zwar vorher schon Bad Company 2 mit Freunden gespielt, aber von den alten Zeiten mit Battlefield 2 habe ich nur gehört. Doch trotzdem darf ich meiner Meinung nach behaupten Battlefield als Spielkonzept halbwegs verstanden zu haben: Grosse Multiplayer-Schlachten, ein ausgedehnter Fuhrpark und vor allem Klassen, die es zu meistern gilt.
    Doch genau den letzten Punkt kann ich in BF1 nicht wirklich wahrnehmen. Ich war in BF4 ein miserabler Panzerfahrer, habe immer von allen Seiten eins auf die Mütze gekommen und von meinem Panzer war meistens nach einer Minute nur noch ein rauchender Blechhaufen übrig. In Battlefield 1 hingegen kann ich ewigs in meinem schwerem Panzer rumfahren und alles über den Haufen schiessen. Auch andere Panzer sind meistens kein Problem, da der Gebrauch der Auto-Reperatur, sowie eine halbwegs intelligente Schussposition oft schon ausreichen, um den Gegner zu erledigen. Danach hat man genug Zeit seinen Panzer wieder in Ruhe zur vollen Gesundheit zu reparieren und dann wieder die Kontrollpunkte aufzumischen. Dass man dann schnell an der Spitze des Scoreboards steht ist wohl offensichtlich.
    Doch auch als Fusssoldat ist es oft nicht anders, vor allem nicht als Sanitäter. Während man in Battlefield 4 vor allem an Knotenpunkten wie in Metro oder Operation Locker als Sanitäter unterwegs war, kann und muss man in Battlefield 1 überall derart herumhetzen, Kameraden wiederbeleben und Medipakete rumwerfen. Und aufgrund der Punkte, die es für Heilungen und Reanimationen gib, ist auch hier ein Punkteregen vorprogrammiert. Dass der Sani dabei nur auf halbautomatische Waffen, sowie die glücklicherweise vollautomatische Sweeper zurückgreifen darf, macht in vor allem an der Front trotzdem sehr verletzlich, da Battlefield 1 doch deutlich schneller ist als seine Vorgänger.
    Dadurch, dass der Sturmsoldat nun vor allem ein Antipanzer-Kämpfer ist und somit nicht mehr viel mit dem alten Sturmsoldaten (Medic) zu tun hat, macht es ihn doch zu einem sehr ''egoistischen'' respektive offensivem Spieler, welcher mit seinen vollautomatischen Waffen etwas das Spielgefühl des ersten Weltkriegs untergräbt. Und sobald man ihn mit einer Schrotflinte ausstattet, könnte man meinen, man sei in einem Call of Duty unterwegs.
    Der Versorger, welcher sich am wenigsten von seinem Vorgänger unterscheidet, ist immer noch jemand der Gegner in Massen niedermäht oder sie gegebenfalls in Schach hält, sodass sie es sich zweimal überlgen, ob sie das Haus verlassen wollen und gleichzeitig mit praktischen Gadgets daherkommt. Die Munitionskiste als Pflichtausstattung gehört da natürlich auch dazu.
    Und nun der Späher... Der Späher ist in BF1 eigentlich nicht mehr wiederzuerkennen. Das liegt einerseits daran, dass seine Gewehre nun weniger den Bereich ab 100 Metern Distanz abdecken, sondern alles ab 20-30 Metern schön problemlos aufs Korn nehmen können. Dadurch verliert vor allem der Späher seine Professionalität, da er nun nicht mehr wie in BF4 zuerst einmal die Distanz justieren muss und dann auch auf 1000 Meter noch einen Kopfschuss landen kann, sondern eher im Bereich von 50 Metern mit Glück mal einen Kopf trifft und sonst der Oberkörper auch genügt. Dass das aus historischen Gründen Sinn macht ist klar, doch Battlefield 1 ist soweit von historischen Fakten entfernt, dass der Späher auch etwas grössere Distanzen hätte abdecken können.

    Mittlerweile ist wohl ersichtlich geworden, dass ich mich in den Klassen nicht wirklich ''wohlgefühlt'' habe und dass meiner Meinung nach Battlefield 1 einfach zu leicht ist. Hinzufügen möchte ich, dass durch die höhere Spielgeschwindigkeit auch jegliche Übersicht verloren geht, wenn alles um einen einstürzt und man wie ein blindes Huhn auf den offenen Kontrollpunkten herumrennt. Das stört mich wahrscheinlich am meisten: BF1 versucht ein schnelles Gameplay zu etablieren, obwohl die Grösse und vor allem die Weitläufigkeit die grösste Stärke der Reihe im Vergleich zur Konkurrenz darstellt. Wenn ich schnelle kurzweilige Gefechte wünsche greife ich zu einem COD oder eher Titanfall 2 zurück, welches die hohe Spielgeschwindigkeit wirklich perfektioniert hat.

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    Da hilft auch keine DLC-Spritze mehr: Battlefield 1 wird in meiner Spielbibliothek leise in Vergessenheit geraten.



    Battlefield 1 ist mehr ein Spiel, dass von Michael Bay inszeniert wurde, als eines von wirklichen Battlefield-Fans. Und damit erlebt es zumindest auf meinem PC das gleiche Schicksal wie Battlefront, wenn auch nicht so schnell wie Battlefront vor einem Jahr... vergessen auf Origin, obwohl es doch eigentlich so ein schönes und gutes Spiel ist. Ich glaube nicht, dass die nächsten DLCs das Spiel grundlegend verändern werden und bin dementsprechend auch nicht gespannt auf den kommenden Inhalt. Schlussendlich ist die Langlebigkeit doch noch der entscheidene Faktor für ein herausragendes Spiel, weshalb ich mich wieder Overwatch oder Rainbow Six Siege zuwenden werde.

Kommentare

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  1. dokugamer
    Du hast schon Recht aber für mich fühlt sich BF1 zu ähnlich wie die Vorgänger an. Das Setting wäre die Chance für grössere Veränderungen gewesen. Trotzdem freue ich mich auf das erste DLC. Dice wird hier sicher guten Content liefern.
  2. syntax error
    "...alten Zeiten mit Battlefield 2" LOL.
    Mein letztes regelmäßiges Battlefield war BF 1942 :)

    Aufgrund des ähnlichen Themas habe ich mal in die Open Beta von BF1 reingespielt damals. Mein Eindruck war der den du auch am Ende beschreibst.
    Zu schnell, zu viel Ablenkung und daher für mich zu unübersichtlich (Das Alter spielt natürlich auch eine Rolle).
  3. Sengier
    Ich bin deiner meinung. BF1 habe ich 40 stunden gespielt und es macht kein spaß mehr. Ich habe es auch wieder verkauft und mich wieder vor Rainbow six siege gesetzt
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