Laßt uns mal wieder "Zak McKracken and the Alien Mindbender“ spielen!

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  1. Verschwörungstheorien sind ziemlich witzig, solange sie keiner für bare Münze nimmt. Okay, so ganz stimmt das nicht, zumindest nicht generell. Der Bielefeld-Verschwörung, die ja behauptet, daß Bielefeld gar nicht existiert, kann man einen gewissen Humor nicht abtreiten. Im Gegenzug kann man der gerade aktuellen QAnon-Verschwörung überhaupt nichts amüsantes abgewinnen, selbst dann nicht, wenn man sie mit großen Buchstaben als Witz markiert, was leider unterlassen wurde.

    Verschwörungstheorien werden aber ein Problem, wenn plötzlich die Leute anfangen an sie zu glauben. Daß dies nicht gerade ungefährlich ist, für Leute die rational denken, zeigt sich ja deutlich in der heutigen Zeit, die ja aktuell (November 2020) nicht so einfach ist.

    Trotzdem möchte ich mich auch mal als Verschwörungstheoretiker outen, natürlich ohne Beweise, Belege oder irgendwelche Indizien vorlegen zu müssen, wie es ein guter Verschwörungstheoretiker halt so macht. Ich behaupte, doch glatt, daß die amerikanischen Telephongesellschaften von fiesen Außerirdischen übernommen wurden, die, getarnt mit Cowboy-Hütten und Nasenbrillen, einen fiesen 60Hz-Ton in das Telephonnetz einspeisen, der die menschliche Bevölkerung verdummt und in hirnlose Vollidioten verwandelt!

    Meine Verschwörungstheorie hat einen Vorteil: Sie würde verdammt viel erklären, was so auf dieser Welt passiert. Sie hat aber auch einen Nachteil: Sie ist, erstens, erstunken und erlogen und zweitens, nicht einmal von mir selbst. Tatsächlich gebührt diese Ehre den Herrn David Fox, damals Designer bei Lucasfilm Games. Und natürlich hat David Fox keine Verschwörungstheorie entworfen, sondern die Geschichte zu einem Computerspiel, genauer gesagt, zu dem Point’n’Click Adventure Zak McKracken and the Alien Mindbender.

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    In dieser Nacht liegt Zak im Bett, alleine, wie immer...

    Zak McKracken and the Alien Mindbender (oder wie ab sofort nur noch Zak McKracken genannt) erschien 1988 für diverse Heimcomputersysteme, wie dem Amiga, dem C64, oder für MS-DOS. Das Spiel war gewissermaßen der Nachfolger von legendären Maniac Mansion, gewissermaßen deswegen, weil es storytechnisch nichts mit dem Vorgänger gemeinsam hatte, es aber auf dessen Technik aufbaute. Wobei die Amiga-Version von Maniac Mansion tatsächlich erst nach Zak McKracken veröffenlicht wurde. Tatsächlich basiert Zak McKracken ebenfalls auf der SCUMM-Engine (Script Creation Utility for Maniac Mansion), die Amiga-Version von Zak McKracken und Maniac Mansion beide sogar auf der zweiten Version (meine Quelle ist hier Wikipedia). Entsprechend ähneln sich beide Spiele auch, wobei ich erwähnen sollte, daß ich hier von der Amiga-Version spreche. Der Grafikstil ist identisch, beide Spiele kommen auf zwei 3.5-Zoll Disketten und sogar der Kopierschutz ist sehr ähnlich. Im beiden Fall muß man an bestimmten Stellen im Spiel diverse Codes eingeben, die auf einem faltbaren braunen Stück Papier mit schwarzen Tinte aufgedruckt waren, was sich überhaupt nicht kopieren ließ, und sich in der Schachtel fand.

    So, kommen wir zur Story. Zak McKracken heißt nicht nur das Spiel, sondern auch der Held. Zak ist Boulevard-Reporter bei einer Klatschzeitung, dem Nachtecho (im englischen National Inquisitor) und lebt in San Francisco. Die Handlung spielt im Jahre 1997, gewissermaßen in der Zukunft, als das Spiel erschien, heute natürlich sehr weit in der Vergangenheit. Zak möchte ganz gern ein Buch schreiben, soll aber für seinen Chef noch eine Reportage machen, und zwar über ein seltsames zweiköpfiges Eichhörnchen, daß am Mount Rainer bei Seattle zwei Camper angegriffen hat, und das wohl gleichzeitig! In der Nacht vor seiner Abreise hat er jedoch einen seltsamen Traum, indem ihm seltsame Außerirdische erscheinen, sowie eine ihm unbekannte menschliche Frau, eine uralte Karte der Erde und ein merkwürdiges Gerät. Bei seiner Reportage findet er aber einen seltsamen blauen Kristall. Dieses Artefakt zeigt er der Archäologin Annie, die sich auch als die Frau aus seinem Traum entpuppt. Annie hatte tatsächlich einen ähnlichen Traum, indem ihr ebenfalls Außerirdische erschienen sind. Aber auch ihre beiden Freundinnen Leslie und Melissa hatten schon Kontakt mit den Außerirdischen in ihren Träumen. Leslie und Melissa bekamen dabei die Anweisungen einen VW-Bus so umzubauen, daß man damit auf den Mars fliegen kann, was sie dann auch getan haben. Dort sollten sie dann weitere Anweisungen abwarten.

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    Auf seiner Reise lernt Zak jede Menge Flughäfen kennen, hier der in Lima/Peru...

    Zak, Annie, Melissa und Leslie tun sich also zusammen. Sie sollen diverse Kristalle finden und damit das Gerät aus dem Traum, genannt das Skolarische Gerät, nachbauen. Dieses Gerät soll die Erde schützen vor den bösen Caponiern, die sich in die Telephongesellschaft eingeschlichen haben und von dort die Menschheit mit einem seltsamen 60Hz-Ton, der aus den Telephonen tönt, verdummen will. Die Reise führt dabei die Helden rund um die Welt, unter anderem zu den Pyramiden in Ägypten, einen alten Maja-Tempel, dem Bermudadreieck und sogar auf den Mars.

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    ... wo er tief im Dschungel eine kulturelle Stätte findet!

    In diesem Blog stelle ich zwar meistens Amiga-Spiele vor, aber bei den LucasArts- bwz. Lucasfilm Games Adventure mache ich eine Ausnahme und greife zur PC-Version, wie ich es auch schon (Achtung! Werbung!) bei meinem Blog zu Loom gemacht habe. Der Grund ist relativ simpel und nennt sich ScummVM, ein sehr einfach zu bedienender Emulator für viele alte Adventure von Lucasfilm Games, Sierra und viele weitere, der sehr gut funktioniert. Zudem umgeht ScummVM den Kopierschutz, was ganz praktisch ist, wenn man nicht mehr weiß, wo diese Liste sich heute befindet. Ich hatte mir damals tatsächlich das Original für den Amiga gekauft (ich hatte alle Lucasfilm Games Adventure, die es für den Amiga gab im Original!) und ich kann mich noch daran erinnern, was alles sich in der Packung befand.

    Da waren neben den beiden Disketten, und der unkopierbaren Liste mit den VISA-Traveler-Codes als Kopierschutz, noch eine Anleitung, sowie die deutsche Ausgabe des Nachtechos, also die Zeitung, für die Zak als Reporter tätig war (oder immer noch ist). Mit 12,50 DM übrigens nicht gerade billig. Da standen dann allerlei komische Sachen drinnen, wie daß Camper von einem zweiköpfigen Eichhörnchen angegriffen wurden, oder daß einige heilige Männer Gott auf den Golfplatz suchen. Cool, bei Zak McKracken waren sogar die Packungsbeilagen witzig. Wobei das mit dem Witz so eine Sache, denn die meisten Witze im Nachtecho hatten nämlich einen Bezug zum Spiel und dienten gewissermaßen als beigelegte Tipps. Übrigens, wer die Ausgabe selber lesen will, findet sie als pdf-File auf www.tentakelvilla.de zum Download. Nur so mal erwähnt.

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    Sogar auf dem roten Planeten geht Zaks Reise.

    Und wie spielt sich Zak McKracken? Nun, genauso, wie Maniac Mansion natürlich. Man klickt mit der Maus auf eines von fünfzehn Verben und dann auf den Gegenstand. Und dann muß man den Gegenstand ein zweites Mal anklicken bzw. das Verb, ehe Zak den Befehl, wie z.B. schalt ein Anrufbeantworter. Glücklicherweise fiel bei späteren SCUMM-Versionen dieser zweite Klick weg. Genauso funktioniert es im Prinzip auch, wenn man einen Gegenstand aus dem Inventar mit einem anderen Gegenstand verwenden will, also sowas, wie benutze Toilettenpapier mit Waschbecken. So rätselt man sich durch das Spiel, wobei es teilweise für die Lösung mehr als eine Lösung gibt. Um z.B. an dem zweiköpfigen Eichhörnen vorbei zu kommen, kann man es mit den Erdnüssen, dem Buttermesser oder dem Golfschläger benutzen. Allerdings führt nur eine der Möglichkeiten dazu, daß Tierschützer nicht entsetzt aufschreien. Welche das ist, verrate ich hier aber nicht.

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    Das Alien (Besen-Wesen) hat Grund sauer auf Leslie zu sein. Warum wird hier aber nicht verraten!

    Später im Spiel kann man dann auch die Rolle von Annie, Melissa und Leslie übernehmen und frei zwischen den Charakteren hin und her schalten. Das ist auch dringend nötig, den einige Rätsel kann man durch Teamwork lösen. Zudem sollte man ein wenig aufpassen und nicht alles ausprobieren, ohne vorher zu speichern, denn Zak McKracken leistet sich einige Adventure-Todsünden. So kann man im Spiel sterben, was meistens aber vorhersehbar ist. Den geheimen Wächter der Sphinx sollte man z.B. nicht zu oft aufsuchen, denn irgendwann wacht er auf. Und ohne Atemgerät auf dem Mars überlebt auch keiner der Charaktere.

    Und man kann sich in die ein oder andere Sackgasse manövrieren. Z.B. wenn man auf die Idee kommt, daß Leslie und Melissa eigentlich wieder zur Erde zurückfliegen könnten, ohne vorher diverse Aufgaben erledigt zu haben. Da kommen sie nämlich im Laufe des Spieles nie an! Alternativ kann auch einfach nur das Geld ausgehen, denn zwischen den Orten reisen Zak und Annie per Flugzeug, und ein Ticket kostet Geld. Ist das aufgebraucht war es daß, außer man besorgt sich rechtzeitig welches, was problemlos möglich ist, wenn man weiß, wie man an die Zahlen für die nächste Lottoziehung kommt. Zudem gibt ein paar verwinkelte Labyrinthe, die einen ganz schön auf Trab halten können.

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    Kein Vergleich zu den Sternzerstörer des Imperiums! So! Und nur so hat ein Raumschiff auszusehen! Hast du das verstanden, Darth?

    Wer jetzt deswegen abwinkt, der verpaßt aber eines der Besten Adventure der früheren Heimcomputer-Ära. Denn auf der Habenseite punktet Zak McKracken mit einem wunderbaren Humor und coolen Rätseln. Zudem stecken sehr viele coole Anspielungen auf andere Spiele von Lucasfilm Games im Spiel, wie z.B. das Poster von Maniac Mansion, oder die Musikkassette mit Musik von Razor, einem der Charaktere aus dem selbigen Spiel. Und wer bis heute verzweifelt das Benzin für die Kettensäge sucht, wird bei Zak McKracken endlich fündig. Übrigens gibt es auch ein Zak McKracken-Poster in Maniac Mansion. Darüber hinaus stecken noch jede Menge coole Anspielungen und Gags in dem Spiel, die ich an dieser Stelle natürlich nicht verraten will. Phantastisch auch, was passiert, wenn man von den Außerirdischen geschnappt wird. Nein, man stirbt in diesem Fall nicht! Und das Spiel ist dann auch nicht zu Ende und man kommt nicht in eine Sackgasse. Das aber die Verben verschwin… ach lassen wir das an dieser Stelle. Will ja nichts verraten.

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    Elvis lebt! Und er hat böses mit uns vor! Dabei hat er doch so schöne Raumschiffe...

    Natürlich macht Zak McKracken auch heute noch jede Menge Spaß. Es gibt zwar keine Sprachausgabe, Dialoge laufen automatisch ab und die Technik ist von vor dreißig Jahren, aber der Witz reist das wieder heraus. Zudem läuft die Steuerung einigermaßen passabel von der Hand, aber die spielt bei einem Adventure sowieso nicht die große Rolle und die Grafik sieht immer noch ganz nett aus. Zak McKracken gehört sicherlich zu den eher schlechteren Adventures aus dem Hause Lucasfilm Games bzw. LucasArts. Allerdings war die Qualität deren Adventure so hoch, daß Zak McKracken immer noch ein verdammt gutes Spiel ist. Den legendären Status eines Maniac Mansion hatte es aber nie erreicht. Schade auch, daß es nie eine offizielle Fortsetzung gab. Mit Zak McKracken: Between Time and Space erschien zumindest 2008 eine von Fans gemachte Fortsetzung, die man unter http://www.mckracken.net/ findet. Mein Tipp für Adventure-Fans und solche die es werden wollen, unbedingt spielen. Aber erst nach dem ersten Teil natürlich! Außerdem gibt es von LucasFan Games ebenfalls eine Fortsetzung mit dem Namen The New Adventure von Zak McKracken, die mir persönlich aber nicht ganz so gut gefällt. Wer es probieren will, findet das Spiel, sowie ein Remake von Maniac Mansion, übrigens unter folgenden Link: https://web.archive.org/web/20050715022007/http://www.lucasfangames.de/games_eng.htm

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    Stonehenge ist auch ein Ort den Zak und Annie besuchen.

    Schade, daß wohl bislang niemand ein Remake gemacht hat und wohl auch keines in nächster Zeit erscheinen wird. Meiner persönlichen Meinung haben das nämliche alle Adventure von LucasArts verdient, nicht nur die beiden ersten Teile von Monkey Island, Day of the Tentacle und Vollgas, sondern auch Maniac Mansion, Indy 3 und 4 und natürlich auch Zak McKracken. Immerhin gibt es das Spiel auf Steam und gog.com zu erwerben. Beide Versionen sind wohl die ursprüngliche Version für den FM Towns, ein Computersystem was zwischen 1989 und 1997 nur in Japan verkauft wurde. Zumindest deuten die Screenshots daraufhin. Interessant übrigens, wie das Cover der FM Towns Version aussieht (kann man auf www.mobygames.com sehen). Grafisch gesehen scheint diese auch die Beste zu sein, auch wenn mir persönlich der Look der Amiga-Version besser gefällt.

    So, kommen wir zum Fazit: Es gibt eine Reihe von Spielen, die ich immer mal wieder gern auspacke. Das erste Zelda auf dem NES gehört dazu, aber auch alle Adventure von LucasArts bzw. Lucasfilm Games. Zak McKracken and the Alien Mindbender gehört dazu. Mir zumindest hat das Spiel jede Menge Spaß gemacht, als ich es erneut durchgespielt habe. Und ich bin sicher, daß viele Freunde klassischer Point’n’Click Adventure ebenfalls an dem Spiel Gefallen finden werden. Ein wirklich sehr gutes Spiel!

    Über den Autor

    Software-Pirat
    Irgendwann bekam der Software-Pirat mal einen NES zu Weihnachten geschenkt, obwohl er sich bislang für Video-Spiele nicht interessierte. Aber von da an ging es los. Später kam noch ein Amiga 500 ins Kinderzimmer, dann einen Amiga 1200. Ein PC gab es erst später. Seitdem gehören PC-Spiele zum Hobby des Software-Piraten.
    Ingo311 gefällt das.

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