Eine unnötige Traileranalyse zu Pokémon: Let's Go

Von Synchro · 30. Mai 2018 · Aktualisiert am 31. Mai 2018 ·
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  1. Pokémon: Let's Go

    oder die voreilige und unnötige Analyse eines nichtssagenden Trailers



    Am Morgen von einer WhatsApp-Nachricht von einem guten Freund geweckt zu werden, der die frohe Kunde eines neuen Pokémon-Spiels verkündet, ist schon einmal kein schlechter Start in den Tag. In der Nacht vom 29. zum 30. Mai 2018 erschien nämlich ein schöner, bunter Ankündigungstrailer für Nintendos und Game Freaks neuesten Streich auf dem offiziellen Pokémon Youtube-Kanal: Pokémon: Let's Go, Pikachu! Oder Let's Go, Eevee!, je nachdem welche Variante vom Lesenden bevorzugt wird. Dass alleine schon der Titel wie gewohnt polarisierende Meinungen hervorhebt und zugleich die Liste der wichtigsten Entscheidungen des Lebens verlängert zeigt die ambitionierte Community in Form von langen Texten im Kommentarbereich des Videos, dessen Ausmaß Aussagen wie "A dream came true" oder "GameFreak, do you take cheque, cash, credit, or human souls? because I'm okay paying with any of those." nur erahnen lassen.

    Doch was hat es mit dem Trailer auf sich? Können eingefleischte Fans sich auf ein tolles und neues Abenteuer freuen? Und warum ist diese Analyse eigentlich weniger eine Analyse als eine subjektive, obsolete Rezension eines Clips, der auf etwas Vorfreude erzeugen soll, dass erst in einem halben Jahr erscheint?

    Fangen wir vielleicht lieber ganz von vorne an, in dem wir den Trailer Stück für Stück auf uns wirken lassen.



    "HD" nicht gleich "schön"



    Das Video beginnt mit einer Szene, die jedem Spieler bekannt vorkommen sollte. Wer wurde denn nicht schon einmal beim PokémonGo spielen von einem halbtransparenten Pikachu nach Hause gelotst, wobei man eben kurz auf sein Fahrrad springt und die Straße runterdüst um anschließend doch noch vor Nintendos neuester portablen Heimkonsole zu landen und Pokémon zu zocken. Kennt man. Oder so. "Pokémon auf der Switch?" werden sich jetzt einige Fragen, und genau das wird nach dem 30 Sekunden Vorspann thematisiert. Schließlich lässt das umherstreunende Pikachu und die Betonung der eigenen Sportlichkeit und Teilnahme am sogenannten Real Life bereits erahnen, dass Mobilität und Ungebundenheit, also die Kernargumente der Nintendo Switch, auch in diesem Spiel genutzt werden können und sollen.

    Die ersten Spielszenen enthüllen dann, womit vermutlich die meisten Spieler neben dem Fangsystem die größten Probleme mit haben werden: Die Grafik. Hier setzt Game Freak auf eine bunte Welt, die vor allem in puncto Niedlichkeit, quietschbunter Farben und unrealistischem Stil überzeugen soll. Gegen die Farben hätte ich nichts, wären da nur nicht die an das Remake von Secret of Mana erinnernden Charaktermodelle der Menschen, das doch eher enttäuschend konservative Leveldesign und die etwas einfallslosen Hintergründe im Kampf- und Fangbildschirm. Die scheinen nämlich teilweise direkt aus PokémonGo, dem mobilen Ableger der Reihe, entnommen zu sein, nur eben in HD. Es erinnert ein klein wenig an Dark Souls Remastered: Sieht immer noch teilweise fragwürdig aus, aber ist immerhin in HD. Wir haben es also mit dem Dark Souls der Pokémon-Kampfbildschirme zu tun.

    Nach diesem grandiosen Witz widmen wir uns dem zu, worin der Sinn des Fangbildschirms besteht: dem Fangen. Um wenigstens in dieser Mechanik innovativ zu wirken und grundlegende Änderungen vorzunehmen kopiert Entwickler Game Freak nämlich hier das Fangsystem ebenfalls aus PokémonGO, was allerdings erneut sehr gut mit der Konsole zu harmonieren scheint. Für alle Nichtwissenden einmal in Kurz: In PokémonGo landet der Spieler aufgrund des fehlenden Kampfsystem mit wilden Pokémon unmittelbar nach deren Entdeckung im sogenannten Fangbildschirm. Hier kann der Spieler hilfreiche Gegenstände wie Beeren oder unterschiedliche Bälle benutzen, um das Pokémon mit einer Wisch-Bewegung quer über den Touchscreen zu bewerfen, um es anschließend in die eigene Sammlung mitaufzunehmen. Dieses Prinzip wird so im Trailer erneut angedeutet, nur dass hier statt des Fingers ein JoyCon (Name der beiden Controller der Nintendo Switch) in alter Wii-Manier durch die Luft geschwungen wird. Dabei ist es wichtig, die JoyCons stets mit dem Band am Handgelenk zu befestigen, wie die Entwickler explizit mithilfe eines sympathischen Schriftzugs im Trailer verdeutlichen. Somit soll auch die Sicherheit des Spielers und des Umfelds gewährleistet werden (Smiley!).



    Kann man das mit links?



    Die Überraschung: Das gesamte Spiel scheint mit nur einem einzigen Controller bzw. JoyCon spielbar zu sein. Ob hier die Seite zugunsten von Linkshändern selbst entschieden werden kann und ob auch eine waagrechte Steuerung möglich sein soll, ist noch unklar. Im Trailer war der JoyCon nur in der rechten Hand zu sehen. Das Wegfallen des zweiten Controllers ergibt allerdings Sinn, wenn man die Kamerasteuerung des Spiels unter die Lupe nimmt: Es findet in der gewohnten näheren Vogelperspektive statt, die sich den Spielercharakter ins Zentrum nimmt und mit Bewegungen mitschwankt. Ein Drehen oder Verschieben der Kamera scheint nicht möglich, weshalb der einzelne Stick lediglich zur Fortbewegung oder Auswahl im Menü benötigt wird. Der zweite Controller wird somit schlichtweg nicht benötigt, was sich als bewusst minimalistische und mutige Entscheidung meiner Meinung nach erst einmal zu bewähren hat.

    Unmittelbar mit dem zweiten JoyCon verknüpft und auch als eine der größten Änderungen verpackt ist die Co-Op Funktion des Spiels. Hier möchte Nintendo nämlich erneut beweisen, wie sehr sie sich um ein Image bemühen, das soziale Interaktivität und unmittelbare Nähe zu Freunden und Mitspielern unterstützt und fördert. Während das Spiel im Handheld-Modus deshalb vermutlich kaum noch von der Handy-Version zu unterscheiden ist erweist sich der Couch-Co-op als neue Funktion mit Potential. Hier ist allerdings zu klären, ob der zweite Spieler mit eigenen, selbstverständlich viel zu starken Pokémon kämpfen darf, die er sich separat auf der vorhandenen oder seiner eigenen Konsole gefangen hat oder sich am Pokémonbestand des Freundes bedienen darf. Auch ist noch unsicher, ob der Spieler überhaupt einen speicherbaren Spielstand im Spiel des Freundes errichten kann oder lediglich einen mitlaufenden Unbekannten spielt, der keinerlei Bedeutung auf Handlung des Spiels hat und nur im Kampf- und Fangbildschirm zur Tat schreitet. So oder so sorgt das Spiel dadurch für eine unfaire Situation, da im Trailer nur ein zwei gegen einen Kampf zu sehen war. Ob das Spiel die Schwierigkeit der Kämpfe anhebt oder die Fähigkeiten des Freundes limitiert oder anderweitig für einen ausgeglichenen Kampf sorgt ist noch unklar.



    Wie in der Serie. Fast.



    Das eigentliche Spielgeschehen lässt die Welt der allerersten Pokémon-Generation wieder auferleben. Der Spieler begibt sich wie auch schon im Jahr 1998 auf die Reise, um alle Pokémon der Region zu fangen und durch Kämpfe mit kleinen Kindern und Kriminellen zum Poké-Champ aufzusteigen. Zu den bekannten und bewährten 151 Pokémon gesellen sich noch die unterschiedlichen Alola-Varianten aus der siebten Generation sowie ein bisher unbekanntes, geheimes Pokémon. Neben den Taschenmonstern trifft der Spieler dabei auch auf bekannte Gesichter wie den Professor Eich, dem man sein erstes Pokémon zu verdanken hat. Jetzt hat sich Game Freak allerdings dazu entschlossen, sich nicht an den Editionen Rot und Blau, sondern an der Gelben Edition der Spielereihe, in der die alles entscheidende Frage nach dem ersten Pokémon wegfiel, zu orientieren. Um trotzdem noch eine Wahl vorzugaukeln hat der Spieler die Möglichkeit, zwischen dem gelben Maskottchen der Spieleserie und dem Communityliebling Evoli (englisch Eevee) zu wählen. Im späteren Spielverlauf können wie üblich auch andere Pokémon gefangen, das Startermonster aber auch noch weiter mithilfe von unglaublich stylischen und sinnvollen Kleidungsstücken und Accessoires individualisiert werden. Auch wird das Starterpokémon auch in der Reiseansicht des Spiels sichtbar sein: So soll Pikachu sich an die Schulter des Trainers klammern und Evoli auf der Mütze ruhen.

    Um neue Pokémon zu fangen muss der Spieler in Pokémon: Let's Go nicht mehr blindlings durch hohes Gras irren, bis zufällig ein wildes Monster erscheint. Stattdessen scheinen die Pokémon wie bei PokémonGo bereits sichtbar zu sein, so dass lediglich eine Interaktion in Form von sturem Reinlaufen vonnöten ist. Und um das Fangen von neuen Pokémon wiederum zu erleichtern führt Nintendo den separat erhältlichen PokéballPlus ein. Mithilfe dieses Gadgets, das gottseidank ebenfalls über eine Sicherheitsschlaufe zur Befestigung am Handgelenk verfügt, können Pokémon fast wie in der Serie gefangen werden. Nur dass man den Ball in der Hand behält. Und dabei Knöpfe drückt. Und Nintendo dabei ein klein wenig Profit macht.Was allerdings ebenfalls der Serie ähnelt ist die Tatsache, im Ball Pokémon mitführen zu können. Ähnlich wie im mobilen Ableger können die Begleiter nämlich umherspaziert werden, den konkreten Nutzen des Mitführens lässt sich dem Trailer allerdings noch nicht entnehmen. Naja, bis auf die Möglichkeit, den Ball in seltsamen Bewegungen über den Tisch zu rollen, woraufhin das darin befindliche Pikachu ein entspanntes Stöhnen von sich gibt. Toll.

    Apropos mobiler Ableger: Spielern von besagtem PokémonGo soll es möglich sein, gefangene Begleiter auf die Konsole zu transferieren. Ob und wie Game Freak da vermeiden will, dass Spieler im frühen Spielstand trotzdem Zugriff auf legendäre Pokémon erhalten, wird nicht erklärt.



    Fazit und Reflektion



    Alles in allem kann man mir einen gewissen Hype nicht absprechen. Alte Abenteuer gemeinsam mit Freunden erneut zu erleben ist praktisch ein Kindheitstraum eines jeden treuen Fans der Serie. Auch gefällt mir der Gedanke, die Zahl der Pokémon von zwei Millionen wieder auf 151 zu reduzieren. Schlecht dagegen finde ich den fehlenden Willen zu grundlegenden Änderungen, vor allem in punkto Kamera und Level Design. Hier müssen sich Fans vermutlich bis 2019 gedulden, die Entscheidung lässt sich also verkraften. Und auch wenn mich der Grafikstil leider ein wenig kalt lässt und ich die Entscheidung zwischen Pikachu und Evoli ein wenig lächerlich finde (#TeamEevee), so kann ich mir auch genau so gut vorstellen, mit der einen Hand PokémonGo auf dem Handy und mit der anderen Pokémon(Let's)Go auf der Switch (oder sogar beide Hände mit JoyCons und den Co-op ganz alleine) zu spielen, auch wenn das vermutlich nicht ganz die Absicht der Entwickler war.

    Dennoch ist wichtig, hier noch einmal einen Entwicklerpost zu betonen: Bei Pokémon: Let's Go handelt es sich NICHT um einen sogenannten Core-Titel. Dieser wird nämlich einen (hoffentlich) größeren Umfang beinhalten sowie die gesamte Palette aller Pokémon umfassen. Zudem erscheint besagtes RPG erst im zweiten Halbjahr 2019. Das hier behandelte Spiel bekennt sich eher als Ableger der Serie. Was das genau bedeutet und ob Game Freak noch weitere Änderungen am Spiel bezüglich Story, Kampfsystem oder Multiplayer plant lässt sich nur spekulieren. Jedenfalls bis die nächste Ankündigung erscheint. Oder eine Präsentation zur bald stattfindenden E3. Oder der nächsten Trailer. Denn eines sollte man nicht vergessen: Was hier geschrieben wurde ist ja schön und gut, aber letzten Endes war es doch nur die Interpretation eines Trailers, der für Nintendos nächstes Pokémon Spiel werben soll. Alles in allem also reinste Spekulation.

    Mit diesen Worten,

    schönen Tag noch.


    Quelle: https://www.youtube.com/watch?v=9jRtpMKLsts

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