Mass Effect. The good, the bad and the ugly. (1)

Von Thore · 4. Mai 2021 ·
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  1. Moin zusammen,
    In Anbetracht des baldigen Release des Mass Effect legendary Remaster, hier mal meine fünf Cent zu dem Spiel.

    Bioware ist/war eine große Nummer. Seit den 90er Jahren ist diese Spieleschmiede ein Garant für günstiges Marketing, weil der Name »Bioware« alleine schon eine große Strahlkraft besitzt, auch wenn diese langsam schwindet. Oftmals enden die News und Reportagen auf der Gamestar Homepage, bei dem Bioware im Spiel war, irgendwann in einer Diskussion über Mass Effect. Ich mische da dann und wann mit, wenn ich die Zeit und die Lust habe. Allerdings ist die Kommentarzeile relativ kurz und ich schaffe es nie, meine Gedanken in dem Kommentarformat zusammenzufassen. Daher schreibe ich einfach mal einen (oder fünf? Zehn? Man wir es sehen.) Blogeinträge, um zu zeigen, warum Mass Effect für mich(!) als Trilogie nicht funktioniert.
    Hier werde ich definitiv auf viele Storypunkte eingehen. Ich werde nicht bei jedem davor SPOILER schreiben. Wenn man den Text so weit gelesen hat, dann dürfte es aber auch jedem klar sein, dass hier Spoiler dabei sein werden.
    Außerdem werde ich der Einfachheit halber in diesem Blog immer nur »der Autor« schreiben, auch wenn mir bewusst ist, dass ein ganzes Team an Autoren an dem Spiel gearbeitet hat. Hier soll auch nicht mit dem Finger auf Mitarbeiter von Bioware gezeigt werden und lautstark »ER/SIE WARS« gekeift werden.

    Viele der Spieler, die unzufrieden mit der Reihe waren/sind, sehen das Ende von Mass Effect 3 als das große Problem an, was die Mass Effect Reihe hatte. Es sollte der große Abschluss dieser Trilogie sein, dem viele Spieler entgegengefiebert haben. Das Finale, was alle Handlungsstränge zusammenführt, einen großen »Aha« Moment auslöst und jedes Puzzleteil an seinen Platz fällen lässt. Oder den Charakteren, mit denen man zum Teil über hundert Stunden verbracht hat, ein würdiges »Auf wiedersehen« bereitet. Vielleicht einen großen Sieg, oder auch einen bittersüßen Abschluss, bei dem jedes bekannte Gesicht für den Sieg über die Reaper sein Leben opfert. Je nach Playthrough hätte ich eine Mischung aus all diesen Punkten vermutet. Das Ende der Mass Effect Reihe hat in meinen Augen nichts davon erreicht, es ging alles im konfusen Wirrwar unter, der uns zum Abschluss dieser 100+ Stunden Saga gezeigt wurde.
    Aber das liegt nicht unbedingt nur am Ende selbst. Meiner Meinung nach begannen die Probleme in der Geschichte von Mass Effects bereits viel früher.

    Ich bin wirklich großer Fan des ersten Mass Effect. Es war eine Geschichte, die von einem Autor geschrieben wurde, der das Erfinden von erdachten Welten wirklich beherrscht hat und darin auch passioniert war und ist. Auch wenn Mass Effect 2 überall die höchsten Wertungen bekommen hat und sich vermutlich auch besser verkauft hat, ist der erste Teil aus genau diesem Grund mein persönlicher Favorit. Ich denke auch, dass der erste Teil das Fundament gelegt hat, auf dem der Erfolg der späteren Teile aufgebaut hat. Das Universum fühlte sich einfach glaubwürdig an, mit eigener Geschichte, die nicht erst mit dem Auftritt von Shepard begann. Im Gegenteil: Es gibt einen detaillierten Hintergrund, der die Geschichtsschreibung bis zu dem Zeitpunkt im Spiel beschreibt, in dem der Spieler übernimmt.
    Ich habe damals den Kodex gelesen, in dem dieser Hintergrund erklärt wird. Stundenlang. Es wurde relevante Themen erklärt, zum Beispiel wie das Regierungssystem der Galaxie sich gebildet hat und wie es funktioniert. Aber auch im Endeffekt für das eigentliche Spiel irrelevante Dinge wurden angesprochen (z.B. wie Strom produziert wird, oder wie das Klima auf bestimmten Planeten aussieht).
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    Hier einmal ein Beispiel von einer Kette von Ereignissen, die prägende Auswirkungen auf das Mass Effect Universum hatte. Die Rachni waren eine Spezies von Weltrauminsekten, die über das bekannte Universum hergefallen sind, nachdem eins der Mass Relays (technische Artefakte, die Reisen über riesige Entfernungen ermöglichen) geöffnet wurde. Die Rachni haben Krieg gegen alle anderen Rassen geführt und Welt um Welt erobert. Am Rande der Niederlage haben die Salarianer, eine »Cloak-and-Dagger«-Rasse und Teil der galaktischen Regierung, die Kroganer technologisch aufgerüstet. Die Kroganer sind eine kriegerische Rasse, die eine besonders hohe Geburtenrate aufweisen und von sich aus wohl nie den Zustand der weltraumfahrenden Rassen erreicht hätten. Die Idee dahinter war, die Kroganer als Soldaten einzusetzen und dadurch die drohende Niederlage abzuwenden. Und der Plan ging auf. Er ging nur etwas zu gut auf, nachdem die Rachni besiegt waren, gab es diese ganzen stark militarisierten Kampfmaschinen, die von Natur aus sehr auf Konflikt gebürstet sind und auf einmal nichts mehr zu tun hatten. Sie haben sich dann einfach um 180° gedreht und versucht die Welten der anderen Rassen zu erobern, die sie einen Moment vorher noch verteidigt hatten. Die Salarianer haben dann wiederum eine chemische Waffe entwickelt, die die Kroganer so gut wie unfruchtbar werden ließ und dadurch den Krieg gewonnen. Allerdings sind die Beziehungen zwischen diesen Rassen dadurch dauerhaft angespannt. All das ist passiert, bevor die ersten Menschen überhaupt auf den Plan traten, ist aber verantwortlich dafür, wie die aktuelle politische Situation in der Galaxie aussieht. Und das ist nur ein Beispiel für den Hintergrund, den wir in Mass Effect 1 erleben. Man kann mit Vertretern der verschiedenen Fraktionen reden und das ganze fließend aus dem Spiel herausfinden/erleben. Wenn man geneigt ist, dann kann man die genauen Details dann im Kodex nachlesen. So geht Worldbuilding!

    Der erste Teil legt auch direkt die Regeln fest, die in diesem Universum gelten. Fast alle technologischen Errungenschaften beruhen auf dem sogenannten „Mass Effect“. Dieser Effekt besagt, dass durch den Einsatz von Element Zero, oder auch Eezo, die umliegende Masse vergrößert oder verkleinert werden kann. Dadurch können Raumschiffe schneller als das Licht fliegen und eine künstliche Gravitation an Bord erzeugen. Waffen- und Konstruktionstechnologien beruhen darauf. Das „Magiesystem“ in diesem Universum funktioniert ebenfalls durch den Mass Effect. Diese Technologie hat bestimmte Vor- und Nachteile und auch Limitierungen. Die Autoren hielten den Effekt wohl für so relevant, dass sie die ganze Reihe danach benannt haben.

    Die Story legt los und dem Spieler werden erst mal jede Menge Infos um die Ohren gehauen. Der Spieler übernimmt die Rolle von Shepard, einem menschlichen Soldaten. Die Menschheit ist neu auf der Bühne der raumfahrenden Spezies. Sie sind noch ein kleines Licht und müssen sich anstrengen, um mit den etablierten Rassen zu konkurrieren. Es gibt SPECTRES, eine Art Spezialeinheit, und Shepard bewirbt sich gerade um den Job, indem er eine Reihe an Missionen mit Nilus, einem der SPECTRES durchführt. Auf Eden Prime soll ein Artefakt der Protheaner abgeholt werden. Jenkins wird nach fünf Minuten erschossen, demnach ist es kein friede-freude-Eierkuchen Universum. Man trifft andere Figuren und der (vorläufige) Antagonist mit dem Namen „Saren“, ein abtrünniger SPECTRE, wird vorgestellt. Das Artefakt, was sie eigentlich abholen sollen, zeigt Shepard eine Vision, bevor es kaputt geht. Diese Vision ist zunächst weder für den Spieler, noch für Shepard interpretierbar.
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    Saren entkommt, nachdem er Nilus hinterrücks erschießt.
    Kurze Zeit Später findet man sich auf der „Citadel“ wieder. Die Citadel ist eine gigantische Raumstation und der Sitz der galaktischen Regierung. Hier hatte ich das Gefühl, dass die Handlung stark beschleunigt wurde und nicht wirklich rund wirkt. Um es abzukürzen: Saren wird von Team Shepard vollkommen ohne Beweise des Verrats bezichtigt. Team Shepard wird verständlicherweise abgekanzelt. Die Charaktere um den Spieler tun aber so, als wäre das unerwartet und unfair. Nach einem irgendwie hektischen Ausflug in die örtliche Unterwelt gibt es eine Szene, die mich jedes Mal etwas aus der Handlung wirft. Man überzeugt die Regierungsmitglieder durch eine kurze Sprachaufnahme mit Sarens Stimme von dessen Schuld. Die Aufnahme wurde angeblich von einer Quarianerin (technologisch begabte Rasse) von dem Speicher eines zerstörten Geths (Roboterrasse) heruntergeladen. Saren darf sich nicht einmal verteidigen, sondern wird einfach Aufgrund dieser kurzen Sprachaufnahme seines Status enthoben und zum Gesetzlosen erklärt. Shepard wird daraufhin ohne Umschweife seinerseits zum SPECTRE erklärt und bekommt den Auftrag Saren dingfest zu machen. Äh, ja? Wow, das waren wirklich hieb- und stichfeste Beweise. Außerdem soll Shepard mehr über die Vision des Artefakts erfahren. Ich vermute dem Autor wurde der Abschnitt auf der Citadel etwas zu lang und er wollte den Spieler nun langsam auf den Weg schicken.

    Über den Autor

    Thore
    Jahrgang 85. Ich spiele Videospiele seit ich 7 oder 8 Jahre alt war. Ich bin schon immer von gut erzählten Geschichten fasziniert gewesen.

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