Ranked #1: The Witcher

Von ModuGames · 28. Juni 2020 ·
Mein Debüt als Blogautor steht an und ich fahre direkt die großen Geschütze auf. Eine qualitative Einordnung der Witcher-Reihe – was kann da schon schiefgehen?
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  1. Es ist an der Zeit für mich, ein neues Format auszuprobieren. Mir schwebt hierbei eine Art Ranking vor, allerdings keine klassische Top 10 (obwohl ich mir das für die Zukunft auch vorstellen könnte). Ich möchte vielmehr die einzelnen Titel innerhalb einer ausgewählten Spielereihe qualitativ einordnen und diskutieren. Als erstes möchte ich mich der Witcher-Reihe widmen, da ich sie mittlerweile zu meinen Lieblingsspielen zähle und sie unter GameStar-Lesern traditionell sehr beliebt ist. Mir geht es jedoch nur um die drei Hauptteile – Ableger wie Gwent: The Witcher Card Game entfallen, da sie schlichtweg nicht vergleichbar sind.

    #3 – The Witcher
    Veröffentlichung: 26.10.2007 (Enhanced Edition: 16.09.2008)
    Meine Wertung: 82 – GameStar: Wertung: 83
    Meine RezensionGameStar-Test

    Ah, der erste Teil von The Witcher aus dem Jahr 2007. Hierbei handelt es sich um das Erstlingswerk des 2002 gegründeten Entwicklerstudios CD Projekt RED aus Polen. Bewaffnet mit der Lizenz der Romanreihe von Andrzej Sapkowski und BioWares Aurora Engine gelang es dem Team, ein sehr respektables Spiel auf die Beine zu stellen. Die Geschichte rund um den Hexer ist faszinierend und die gesamte Welt kann ebenfalls überzeugen, liefert sie doch eine verhältnismäßig düstere Alternative zur oftmals ziemlich zahnlosen Fantasy. Der Protagonist, Geralt von Riva, hat sich seit Teil eins in den Herzen der Spieler verankert. Und mit was? Mit Recht! Trotz dieser guten Voraussetzungen merkt man dem Spiel an, dass CD Projekt RED damals noch ein verhältnismäßig kleines und unerfahrenes Studio waren. Technisch war das Spiel zwar nicht übel, aber es hat unter anderem mit einer Armee von Klon-NPCs und viel zu vielen Ladezeiten zu kämpfen. Diese Probleme wurden zwar in der Enhanced Edition angegangen, aber nicht vollends behoben. Das Kampfsystem mag für manche Spieler zu statisch sein und basiert im Wesentlichen auf einem Quick Time Event: man muss zum richtigen Zeitpunkt die linke Maustaste drücken. Auch in Sachen Bewegungsfreiheit wies The Witcher noch massig Luft nach oben auf. Und über das Sammelkartenspiel (Sie wissen schon, was ich meine) legen wir hier den Mantel des Schweigens.

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    Gibt es also Dinge, die das Spiel wirklich gut, vielleicht sogar noch besser als seine Nachfolger macht? Absolut! The Witcher ist nämlich in seiner grafischen Gestaltung deutlich düsterer als Teil zwei und drei, was für manche Spieler besser zur dreckigen, unkompromisslosen Welt des Hexers passt. Es ist wohl auch der Ableger der Reihe, den man am ehesten mit „Hardcore“ umschreiben könnte. So darf man seine Talentpunkte nur an einem Lagerfeuer verteilen, Höhlen sind ohne Fackel oder entsprechenden Trank wirklich stockduster und die Lebensregeneration ist ausgesprochen langsam. Es ist übrigens auch erzählerisch sehr dicht – hier muss sich vor allem Wild Hunt Kritik gefallen lassen, das durch sein Open-World-Gameplay zuweilen deutlich weniger fokussiert wirkt. Insgesamt ist The Witcher also kein herausragendes, aber trotzdem ein gutes Spiel, das ich immer noch fast ohne Vorbehalte empfehlen kann.

    #2 – The Witcher 2: Assassins of Kings
    Veröffentlichung: 17.05.2011 (Enhanced Edition: 17.04.2012)
    Meine Wertung: 85 – GameStar-Wertung: 89
    Meine RezensionGameStar-Test

    Auf Platz zwei findet sich passenderweise... The Witcher 2, das den Untertitel „Assassins of Kings“ trägt. Dieser bezieht sich auf den Umstand, dass innerhalb der Handlung Königsmörder ihr Unwesen treiben, die Geralt einen Mord anhängen. Er versucht natürlich, sich von dieser Anschuldigung reinzuwaschen und den eigentlichen Verbrecher zu schnappen. Die Geschichte entwickelt sich jedoch auf eine sehr interessante Weise und kann mit spannenden Figuren sowieso haufenweise politischen Intrigen überzeugen. Für mich persönlich hat The Witcher 2 die beste Hauptgeschichte der Reihe, macht aber auch unter anderen Gesichtspunkten eine gute Figur. So wurde die Grafik gegenüber dem ersten Teil massiv verbessert, was an der eigens entwickelten RED Engine liegt. Vom Aussehen her muss sich Assassins of Kings keinesfalls hinter seinen Zeitgenossen wie Skyrim oder Dragon Age 2 verstecken, ganz im Gegenteil.

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    Auch das Kampfsystem wurde überarbeitet, sodass es sich deutlich schneller und actionlastiger spielt. Das mag man als Oldschool-RPGler nicht so toll finden, aber ich denke, dass dieser Ansatz insgesamt besser zu Geralt passt, auch wenn die Ausführung noch nicht optimal ist. Generell ist für mich The Witcher 2 das Spiel mit guten Ideen, aber suboptimaler Umsetzung. So wurde etwa das Bewegungssystem überarbeitet, sodass Geralt nun etwa auch bestimmte Felsen und Leitern erklimmen kann. Dieses Feature geht aber noch nicht weit genug und wirkt ziemlich statisch. Was hingegen noch nie eine gute Idee war, jedenfalls nicht in einem Rollenspiel: Quick Time Events und ausufernde Minigames, von denen The Witcher 2 leider zu viele aufweist. Auch die Bosskämpfe, die entweder frustrierend oder langweilig (je nach Spielstil), ziehen das Spiel runter. Unterm Strich ist The Witcher 2 ein würdiger Nachfolger, für mich aber nicht so gut, wie es gerne gemacht wird (hier auf GameStar hat es eine Community-Durchschnittswertung von 91!).

    #1 – The Witcher 3: Wild Hunt
    Veröffentlichung: 19.05.2015 (Game of the Year Edition: 30.08.2016)
    Meine Wertung: 92 – GameStar-Wertung: 93
    Meine RezensionGameStar-Test (Anm.: Mir ist gerade erst aufgefallen, dass meine Rezi dieselbe Überschrift hat wie der GS-Test. Das ist tatsächlich ein Zufall :D)

    Ein Spiel, das hingegen wirklich so gut ist, wie es gemacht wird, ist The Witcher 3. Über diesen Titel wurde schon so viel gesagt, dass sich jedes Wort meinerseits eigentlich erübrigt. Dennoch möchte ich mich an einer kurzen Zusammenfassung versuchen: Mit diesem Teil führen CD Projekt RED eine Open World ein (bzw. mehrere voneinander getrennte Open Worlds). Ich bin kein riesiger Fan das Konzepts an sich, aber in diesem Spiel passt es wirklich wie die Hexerfaust aufs Monsterauge. Die Welt ist nicht nur wunderschön, sondern auch noch mit massig Inhalt gefüllt, der nicht immer großartig ist, mir aber dennoch besser gefällt als dieser klassische Sammelkram aus Ubisoft-Titeln. Damit geht auch einher, dass es wirklich viele Quests gibt, die sich einfach nur auf das Hexerhandwerk, also das Monstertöten, beziehen. Das erfüllt einen meiner alten Wünsche, denn beim Spielen der ersten beiden Teile dachte ich immer „Schade, dass es keinen Witcher-Teil gibt, indem man sich wirklich nur auf die Ungeheuerbekämpfung konzentrieren kann“. The Witcher 3 lässt diesen Spielstil zumindest teilweise zu, was mich sehr freut.

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    Im Hinblick auf das Gameplay perfektioniert Wild Hunt viele Aspekte des Vorgängers, etwa das Kampfsystem und die Bewegungsmechaniken, die sich nun endlich flüssig und befriedigend anfühlen. Auch das Crafting, das deutlich an Bedeutung gewonnen hat, kann motivieren. Und dann bietet The Witcher 3 mit Gwint auch noch ein höchst unterhaltsames Minispiel, bei dem man den Präfix „Mini“ sogar weglassen könnte. Was diesen Titel letztendlich so großartig macht, sind allerdings seine Geschichten – selten (um nicht zu sagen: noch nie) hat mich ein Spiel emotional derart abgeholt. Hier wird das ganze Spektrum an Erzählungen von „herzzerreißend“ bis „urkomisch“ abgedeckt. Der einzige wirklich negative Aspekt des Spiels ist seine Steuerung, vor allem Unterwasser und zu Pferd. Das hält mich aber nicht davon ab, The Witcher 3 als eines der besten Rollenspiele aller Zeiten – wenn nicht sogar das beste – zu betiteln.

    Fazit
    Ich muss zugeben, dass mein Ranking der Witcher-Reihe recht unkreativ ist, denn die Serie ist meiner Meinung nach nun einmal mit jedem Teil besser geworden. Nicht jeder teilt diese Ansicht – ich selbst habe schon alle möglichen Einschätzungen gesehen, mal mehr, mal weniger plausibel. Zum Glück ist das hier aber meine Liste, also kann ich machen, was ich möchte (*diabolisches Lachen*). Jedenfalls ist es keineswegs die Regel, dass eine Reihe sich stetig steigert, zumal der erste Teil ja schon ziemlich gut war. Der Umstand, dass CD Projekt RED am Ende eines der fantastischsten Spiele überhaupt abgeliefert haben, legt die Vermutung nahe, dass das Studio möglicherweise seinen Zenit noch nicht erreicht hat (man darf auf Cyberpunk gespannt sein). Es würde mich persönlich nicht wundern, wenn Spieler in 10, 20 Jahren über diese Reihe einmal so sprechen werden, wie man heutzutage über Baldur's Gate oder die alten Fallouts spricht. Ich sehe mich ja sonst als eher kritischen Gamer, aber hier musste ich dann doch eine kleine Lobrede abhalten. Es kommt auch bestimmt nicht wieder vor ;-).

    Über den Autor

    ModuGames
    Freier Videospielejournalist und Betreiber von ModuGames.net. Fokussiert auf Rollen-, Action- und Strategiespiele. Schreibt gerne und viel.

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