Der UK-Politikthread – lang regiere Karl III.

Orrrrrrdddddaaaaaahhhhhh!

 

Wenn Schottland den Austritt aus der Union erklärt. Wird dann aus Großbritannien Mittelbritanien

 

Kleinbritanien.

 

Auf "Little Britain" liegt schon ein Trademark, oder?

 

++

Ich bin eigentlich nur froh, dass es nun zumindest zu einem geregelten Austritt mit Übergangsphase kommt. Spätestens August, hoffentlich früher, bin ich hier weg. Den Mist tu ich mir nicht länger an, so nett die Leute hier in meiner Umgebung auch sein mögen. Wobei ich auch zugeben muss, mich in Schottland deutlich wohler gefühlt zu haben. Mit Oxford bin ich in nun fast zwei Jahren nie wirklich warm geworden, von daher fällt die Entscheidung nun auch relativ leicht. Für meine schottischen Freunde tut es mir allerdings sehr leid.

 

Das Missverhältnis zwischen alt und jung ist sehr krass - diejenigen, die am meisten unterm Brexit leiden werden, haben sich ganz klar gegen Johnson entschieden und werden nun langfristig die Jauche ausbaden müssen, die die Alten ihnen eingebrockt haben. Und diese Suppe hat es in sich. Ja, natürlich ist den meisten Briten das Brexit-Hickhack auf den Senkel gegangen, und ein Ende mit Schrecken ist besser für den Puls als ein Schrecken ohne Ende, aber schmerzhaft wird das Ende. Mal sehen, wie lange die britische Jugend die Füße noch stillhält - in einem Leben, in dem auch für sie immer häufiger der Lohn vom Job nicht zum Leben reicht (sofern es überhaupt einen Job gibt).
Schottland ist weitgehend gelb, die Unabhängigkeitsbewegung wird jetzt richtig Schub aufnehmen. Auch hier bleibt problematisch, dass Schottland wirtschaftlich nicht ohne fremde Unterstützung zurechtkommen kann, aber nicht von London abhängig zu sein wäre zumindest emotional ein Gewinn für Schottland.

Auf Nordirland muss man nun sehr genau gucken. DIe Situation dort ist lang und breit erklärt worden, aber gerade ein kleines, relativ unbeachtetes Ereignis lässt erahnen, wie die Situation vor Ort ist. Im Wahlbezirk Belfast North ist die gemäßigte, pro-Union ausgerichtete SDLP gar nicht angetreten, um dadurch Sinn Fein (die radikale, pro-irische Partei, der politische Arm der ehemaligen IRA) zu ermöglichen, den Sitz zu gewinnen. Das Projekt ist gelungen, Belfast North ist zum ersten Mal seit der Trennung im Jahr 1920 nicht in der Hand der DUP.
Die DUP hat deutlicher verloren, als die Karte aussagt. Sie haben zwar immer noch acht Sitze errungen (zwei weniger als 2017), aber keinen einzigen davon mehr mit einem Stimmenanteil größer als 50%, nicht mal in den drei Wahlbezirken in County Antrim, wo die DUP bislang eigentlich immer an der Grenze zu 60% gekratzt hat.
Sinn Fein hat sieben Sitze errungen, wird diese aber wie bisher auch schon nicht besetzen.

 

Dann schonmal: Willkommen zurück!

 

Auch symptomatisch für Großbritannien (in diesem Fall West Bromwich):

However, on the fruit stall next door there was cause for celebration. Eugene Koziol, 77, originally from Poland, and his son Darren, who was born in the UK, both voted Conservative. He said:

"Most people here voted to leave and for the Conservatives because immigration is out of control.[...]"

Ein Immigrant, der Immigration als Problem betrachtet.

 

Ist das, was du sonst meinst, nicht ernst gemeint? Würde eine Menge erklären.

Aber zum Thema: das Netz ist voll mit Quellen, ich nehme hier nur mal stellvertredend Yougov (basiert noch auf Polls):

https://yougov.co.uk/topics/politic...general-election-demographics-dividing-britai

Für die konkrete Verteilung wird's im Laufe des Tages Umfrageergebnisse geben, aber es ist nicht anzunehmen, dass sich das großartig von den Polls unterscheiden wird.

In der Statistik ist übrigens auch der Unterschied in der Bildung in Relation zum Wahlverhalten angegeben.

 

Und wo ist das Problem?
Muss jeder Migrant für Open Borders sein und darf Probleme nicht ansprechen?

 

Nein, jeder Migrant, der es geschafft hat, einen sicheren Platz zu ergattern, muß zusehen, dass nicht andere Migranten kommen, die ihm den streitig machen. Und dass viele Migranten bisher nicht viel Berührung mit Demokratie hatten ist auch kein Geheimnis.
Ist bei uns ja nicht anders. Russlanddeutsche lieben die AfD.

 

Der Mensch, das dümmste Tier von allen.

 

Theoretisch schon, den er profitiert von einem System was er eigentlich ablehnt und was, wenn seine Meinung mehrheitsfähig wäre, es so gar nicht geben würde was zur Folge hätte das er gar nicht in der Position wäre die er jetzt hat um sich über das System zu beschweren.

Oder anderes gesagt: Purer Egoismus und Dummheit setzt sich bei manchen durch.

 

Aha, weil er nicht das wählt was du willst hat er ein Demokratiedefizit....

Ist dir schon mal der Gedanke gekommen das die Migration vor 20 Jahren anders aussah als heute und das auch Leute die damals ganz offiziell und legal in die UK eingewandert sind ein Problem damit haben könnten das sich in Frankreich immer mehr camps bilden von denen aus versucht wird illegal in die UK einzureisen oder das inzwischen das Asylsystem zur Einwanderung missbraucht wird?

 

Dann sollte man vielleicht mal über die Einwanderungsgesetze nachdenken und nicht die Leute beschuldigen, die ihr Leben riskieren um selbst ein besseres Leben haben.

 

Ein Migrant, der in Großbritannien von einer relativ beispiellosen Gastfreundschaft profitiert hat - hunderttausende Polen zogen in Wellen seit dem zweiten Weltkrieg nach GB, und Polnisch ist dort seit langem die am dritthäufigsten gesprochene Sprache - sollte durchaus überlegen, ob er sein Wahlverhalten an Immigrationskritik von Demagogen ausrichtet.

Wenn der Mann 77 ist und sein Sohn in UK geboren wurde, dann kam er nicht vor zwanzig Jahren, sondern eher in den 70ern oder 80ern. Das war einer der Höhepunkte der dortigen Immigrationsdebatte, mit großer Panik vor Migrationswellen und einem Schiff abseits des Festlandes für illegale Einwanderer, das nur nicht mehr benutzt wurde, weil es nach einem Sturm beinahe unterging.

Ein polnischer Einwanderer, der das alles durchgemacht hat, von britischen Sozialsystemen profitierte, ein Kind in GB mit allen Privilegien britischer Bürger aufzog und heute trotzdem Boris Johnson seine Stimme gibt, handelt geschichtsvergessen.

 

1. Wo hat er das getan
2. Welche Partei hätte er für schärfere Einwanderungsgesetze wählen sollen?

 

1. Das war auf dich bezogen.
2. Keine Ahnung, ich wollte auf eine liberale Flüchtlingspolitik hinaus und nicht in die andere Richtung.

 

1. War klar das mangels Argumenten gleich wieder Angriffe kommen. Wo habe ich das getan und nicht nur die aktuelle Situation beschrieben?
2. Was du willst ist egal. Laut dir soll der 70 jährige Pole sich für ein restriktiveres Einwanderungsgesetz einsetzen. Wen soll er also wählen wenn nicht die Konservativen?

 

Polnische Migranten waren ein wesentlicher Grund, warum es überhaupt zum Brexit kam. Das hat schon eine gewisse Ironie.

 

1. Das war doch kein Angriff? Ich habe lediglich gesagt, dass man statt sich abzuschotten lieber in die andere Richtung bewegen sollte.
2. Ich glaube du hast meinen Punkt nicht verstanden. Laut mir sollte man sich - wie schon beschrieben - um ein liberales Einwanderungssystem bemühen. Auch gerade weil er selbst Immigrant ist.

 

Knapp daneben. Tatsächlich glaube ich das von den meisten Menschen, die in Demokratien leben nicht. Von denen, die Leute wie Trump, Bolsonaro oder Parteien wie die AfD wählen glaube ich das schon. Leute, die hier leben und Putin oder Erdogan vergöttern sind mir auch suspekt.
Ich hoffe, das wird man mal sagen dürfen...

Ist dir schon mal der Gedanke gekommen, dass kaum jemand illegale Einwanderung möchte? Es war nicht die Rede von illegalen Einwanderern, es ging doch hier um legal einwandernde Polen, die die Freizügigkeit durch die EU nutzen. In diesem Fall geht es doch um einen (vermutlich) legal eingewanderten Polen, der gegen die legale Einwanderung seiner Landsleute stimmt - denn da schiebt der Brexit den Riegel vor. Das wird aber doch das Problem mit illegalen Einwanderern aus deinem Beispiel gar nicht betreffen. Vielleicht denken sich auch die Franzosen nach dem Brexit, dass dies ein alleiniges Problem der Briten ist, und winken sie hier erst mal durch.

 

Zu kurz gegriffen: Der Pole will auch keine anderen Polen, und die sind so christlich, dass mir davon mulmig wird. Und klar darf man ihn kritisieren - so wie er die Leute kritisieren darf, die das doch wollen.

 

Ich wäre auch nicht begeistert wenn Leute von denen ich aus guten Gründen weggezogen bin, mir nachziehen würden.

 

Denn klar, so ist das nun mal - kennt man einen Moslem (oder hat etwas von ihm gelesen oder im Fernsehen gesehn), dann kennt man alle. Ist ja bei den Christen genau so, nicht wahr?
Aber wenn das in deinem Bekanntenkreis so ist, weiß ich deine Kommentare auch besser einzuordnen.

 

Der Slogan "Get Brexit Done" hat einfach mehr gezogen als die Themen von Labour. Das war ja auch schon bei den EU-Wahlen das beherrschende Thema als die Brexit Party stärkste Kraft wurde.

 

Mit Corbyn hat man aber auch ein ideales Bauernopfer, mit dem man sich prima darüber hinwegtäuschen kann, dass Labour in den letzten ~zwei Jahren genau gar keine klare Linie abseits von "dagegen" hatte. Hätte man sich mit einer klaren Linie und einer konkreten Roadmap für einen Soft Brexit präsentiert, hätten sie auch mit Corbyn an der Spitze jetzt gvermutlich deutlich besser abgeschnitten, wenn nicht gar gewonnen.
Aber einen klaren Plan gab es nicht, und das nicht nur, weil es in der Hinsicht viele verschiedene Interessen innerhalb der Partei gibt, sondern weil es eben auch keine einfache Lösung für das Dilemma Brexit gibt. Ja, natürlich behaupten die Konservativen, dass ihr stumpfes "Raus um jeden Preis" nicht nur einfach ist, sondern auch alles richtig machen wird, aber jeder, der auch nur halbwegs Grips in der Rübe hat, kann mindestens erahnen, dass diese "Lösung" mehr Probleme bringt als löst.

Bis die Konservativen das aber begreifen, werden vor allem ihre Wähler noch reichlich Lehrgeld bezahlen dürfen.

 

https://en.m.wikipedia.org/wiki/Commonwealth_Immigrants_Act_1962

Wenn keine osteuropäische Einwanderer mehr kommen werden halt mehr Moslems kommen, wenn die Freizügigkeit Post-Brexit eingeschränkt wird.

 

Kevin Kühnert kommentiert den Brexit, und ich kann ihm nur zustimmen:

https://twitter.com/search?q=#Brexit&src=trend_click&pt=1205453155745615872,1205310141811306496

EDIT: das war der korrekte Link.

https://twitter.com/KuehniKev/status/1205452513887043585

 

Die ganzen AfD-Schranzen
Ja, die haben es jetzt gut, Glückwünsche geben ist einfach, und wenn man in GB dann mit seinem Nationalismus-Experiment auf den Bauch fällt, braucht man nur sagen, dass man es selbst anders machen wird Die sind sich echt zu nichts zu doof.

 

Bezeichnest du dich jetzt selber als Nazi um nachher erzählen zu können das zu schnell die Nazikeule geschwungen wird?

 

Ja, dieses "Kennt man einen, kennt man alle" ist oft in linken Kreisen zu finden. Denn nur so kann man auf das auch hier gezeigte Stammesdenken kommen das Immigranten immer uneingeschränkt solidarisch mit anderen Migranten sein müssen (findet man auch in der Form Frauen müssen immer Frauen wählen usw.)

 

Das von jemandem, der sich bei drei Schubladen schon über den Niedergang des Westens durch Diversität aufregt.

 

Die Wahl war schon ziemlich deutlich. 364 Sitze für die Tories zu 203 Sitze für Labour. Und Green Party hat einen Sitz.

https://www.spiegel.de/politik/ausl...ris-johnson-in-grossbritannien-a-1301077.html

 

Das Wahlsystem hat da kräftig nachgeholfen. Mit einem demokratischen System wie bei uns hätten die Conservatives nicht die absolute Mehrheit, sondern eben nur die 43,6% der Sitze. Man sollte sich auch vor Augen halten, dass die Conservatives gerade mal 1,2 Prozentpunkte dazugewonnen haben - und welchen Unterschied das für das Parlament macht. Oder man achte mal auf die LibDems, die ihren Stimmenanteil von 7,4% auf 11,6% gesteigert haben, aber nun nur noch halb so viele Abgeordnete stellen (11 statt 21).

 

Grüne Parteien bilden die viertgrößte Fraktion im Europaparlament und sie haben auch in Österreich, der Schweiz, Schweden und den Beneluxstaaten verhältnismäßig gut abgeschnitten.

Traditionell schwach sind sie nur im Osten, in Frankreich, GB, Spanien und Italien.

 

Zumal die Schwäche der Grünen im UK einfach auch vom Mehrheitswahlrecht her kommt.

 

Mal als Vergleich, so sähe es in Deutschland aus wenn bei uns auch das Mehrheitswahlrecht gelten würde:

 

Dass das heftig wäre, hatte ich mir schon gedacht, aber sogar eine Dreiviertelmehrheit?