SARS-CoV-19-Diskussionsthread

Mal aus Interesse: wie funktioniert das in der Pflege mit Tarifen? Das wäre ja vielleicht ein Ansatzpunkt, wo man Verbesserungen machen könnte.

1700 sind zumindest mal weniger als Google so rausgibt, wenn man nach den Gehältern sucht. Offenbar gibt es da erhebliche Unterschiede.

 

Also ausnahmslos alle Anbieter in einen Tarif zwingen?

 

Jop. Kumpel ist in der ambulanten Pflege und hat letztes Jahr irgendwann nur durch den Wechsel von einer zur anderen Firma über 300€ Netto mehr bekommen

 

Das könnte ich mir prinzipiell vorstellen. Allerdings ist ein Streik bei Pflegekräften ja nur bedingt möglich, was die Position in Tarifverhandlungen schwächt.

Ich würde aber zuerst gerne die Probleme identifizieren. Wenn es zB zu wenig Pflegekräfte gibt, muss man woanders zuerst ansetzen als wenn sie zB über zu viel Bürokratie klagen. Die Gehälter sind offenbar bundesweit sehr verschieden. Ich finde da weite Spannen via Google.

 

Ok das ist krass...

 

Du hast vor allem auch sich selbst verstärkende Probleme. Hauptproblem ist und bleibt der Personalmangel. Warum gibt es den? Hohe Arbeitsbelastung (auch bedingt durch den Personalmangel) und oft ein, angesichts der Arbeitsleistung, viel zu geringer Lohn (was den Personalmangel begünstigt).

Streiks sind möglich.

 

Wenn ich das so lese, da gibt es noch ganze andere Branchen, die derzeit ebenfalls voll arbeiten und systemrelevant sind, und von den 1.700 netto nichtmal träumen können - trotz Überstunden und körperlich überaus anstrrengender Tätigkeiten... und um es mal platt zu sagen: Wenn die nicht mehr arbeiten würden, wären fehlende Pfleger unserer geringstes Problem. Will sagen mir geht die derzeitige Diskussion, die sich fast nur um Pfleger und auch Verkäufer dreht, viel zu weit in nur diese Richtung und vergisst wieder die Leute, die ebenso betroffen sind und zum Teil noch deutlich weniger verdienen.

Verfassungsfeind Ernsthaft - rechtlich nicht umsetzbar ohne Änderung unserer Verfassung. Da wäre eine Rückkehr zum NRW-Tarfitreuegesetz, welches von der SPD kam, und dessen Erweiterung auf die Trägerauswahl und öffentliche Zuwendungen viel sinnvoller. Dessen Abschaffung war btw. das erste, was CDU/FDP umgesetzt haben...

 

Aber offenbar ist der Lohn nicht überall und nicht für jeden gering. Wenn man durch den Wechsel der Firma +3h mehr bekommen kann, wundert mich das schon.

 

Ganz wichtig ist, den Paketfahrer gehen den Pfleger auszuspielen.

 

Die Abgrenzung was nun "systemrelevant" ist und was nicht, fällt halt schwer. Jeder Notstand ist anders.

Mein Vorschlag von vor zwei Wochen war ja ein Notfallfonds in den Staat und Wirtschaft einzahlen und aus dem Krisenzuschläge nach Bedarf ausbezahlt werden.

Das löst nicht strukturelle Probleme in der Pflege, aber es wäre eine auch monetäre Anerkennung für solche Lagen.

 

300.

Ja, in jeder Branche gibt es Unterschiede.

 

Stimmt. Gestern einen rohrreiniger Notdienst gesehen. Ohne den wäre die Leute ganz schon am Arsch und angeschissen gewesen

 

Was wäre der normale Alltag ohne:
- Kassierer
- Paketfahrer
- Postenboten
- Pfleger
- ....

Systemrelevant sind die Berufe nicht nur in der Krise. In der Krise fällt die Relevanz nur am besten auf.

 

Ah sorry wollte ein "h" hin machen. Gewohnheit.

 

Pfleger sind die letzten in der Nahrungskette. In aller Regel mit ausgeprägter sozialer Ader, sonst würden sie diesen Knochenjob gar nicht zu den gebotenen Bedingungen ausüben und gleichzeitig Opfer eines Gesundheits-/ Pflegesystems, das in Kostenaspekten vor allem die Richtung nach unten kennt und diese Menschen entsprechend ausnutzt. Auf welcher Grundlage soll sich unter solchen Voraussetzungen etwas ändern, wenn nicht von staatlicher Seite erzwungen? Wenn ein Herr Spahn sich sogar vor die Presse stellt und den Import von Pflegern einfordert (nicht verächtlich im Bezug auf die einreisenden Pfleger gemeint) statt einzugestehen, dass das Jobangebot nicht attraktiv genug ist?
Die 500 Euro sind zwar nett, zu befürchten ist aber, dass es damit dann wieder getan ist.

 

Naja. Auch Buchhalter braucht man zum Beispeil. Bis auf "Bullshitjobs" haben ja alle ihre Daseinsberechtigung.

 

Wenn es zB zu wenige Pfleger gibt, müssen die Pflegeschlüssel hoch. Das dürfte - sofern sich für das Gehalt nicht genügend Leute finden - dann auch die Gehälter steigen lassen.

Wenn man Bürokratie abbaut, wäre das sicher auch gut. In Summe wirds halt teurer, aber irgendeinen Tod muss man sterben.

 

Aber doch nicht Bild-Mitarbeiter, oder?

 

Buchhalter würde ich jetzt nicht als systemrelevant bezeichnen.

Die sind für ein Unternehmen relevant, aber nicht für die Gesellschaft.

 

Ohne Buchhalter können Unternehmen nicht arbeiten Es gäbe keinerlei Kontrolle über die Zahlen. Ohne Lohnbuchhalter auch keine Gehälter. Ohne die Buchhalter, die sich um díe Steuerermittlung kümmern, auch keine Steuereinnahmen.

 

Die Liste ist quasi endlos. Wobei bei man bei der Verwaltung differenzieren kann.

 

Was ist wichtiger: Die Versorgung der Bevölkerung, oder die Kontrolle über Zahlen?

 

Probleme identifizieren? Das ist alles ein Problem...

 

99% aller Jobs sind aus einem gewissen Grund da und erfüllen ihren Zweck. Du kannst auf sehr viele davon für eine gewisse Zeit lang verzichten, aber nach wenigen Wochen bis Monaten fliegt dir zB ohne Buchhalter alles genau so um die Ohren.

 

Wie im letzten Post geschrieben: Für den absoluten Notbetrieb kannst du auf Buchhalter für wenige Wochen bis wenige Monate verzichten. Aber wenn du es so eng definierst, gilt das auch für noch mehr Berufe. Für einige Wochen gehts auch ohne Reinigungskräfte und Müllabfuhr.

 

Dann muss man halt die wichtigsten zuerst angehen.

 

https://de.m.wikipedia.org/wiki/Taiwan-Konflikt

 

Und wenn man das landkreisbezogen macht, gibt es sicher ein paar Spezis, die auch einen oder zwei Landkreise fahren, um einen Gottesdienst zu besuchen.

 

100 % der Jobs haben irgendeinen einen Zweck. Über die Relevanz sagt das wenig aus.

Und wie gesagt, Buchhaltung ist nicht unwichtig, aber sie kann auch nach geführt werden. Extrembeispiel: Ein Notarzt behandelt den blutenden Patienten. Ob und in welcher Krankenkasse der Patient ist, kann später geklärt werden.

 

Es kommt auf den Zeitraum an. Ich bin aber sehr sicher, dass die meisten Unternehmen es grade sehr zu schätzen wissen, taggenau über ihre Zahlen im Bilde zu sein und nicht in zwei Monaten feststellen wollen, dass sie eigentlich schon seit Wochen in der Insolvenz sind...

 

Du hast es erfasst. Für das jeweilige Unternehmen ist das relevant. Für das System "Gesellschaft" ist das eher egal.

 

Beides, wenn ersteres von einem angemessenem Niveau Zweiteren ausgeht, um Ersteres zu sichern... Beispiel: die jüngsten Ereignisse mit Panikkäufern die manchen Menschen nicht ermöglichen Schachtpappe zu bekommen...

 

Kurzfristig ja, schon mittelfristig sicher nicht mehr. Ich denke die Leute wollen auch ihre Gehälter haben.

 

Ich glaube der chinesischen Regierung kein Stück, aber Leichenberge werden die auch nicht verheimlichen können. Die werden es zumindest einigermaßen unter Kontrolle haben.

 

Das klingt ja gut, so muss man nicht die Kranken bestreiken und profitiert trotzdem.

 

Wir müssen doch hier keine Liste von Jobs aufstellen und nach Wichtigkeit sortieren. Was soll das bringen?

Im Endeffekt lässt es sich auf den einen Slogan runterbrechen: Arbeit muss sich lohnen.

Das soziale Netz muss dafür sorgen, dass jeder Mensch ohne Arbeit noch genug Geld für Essen, Miete, Strom, Internet und soziale Teilhabe hat.

Und jeder Mensch mit Arbeit muss so gut verdienen, dass die Erfüllung dieser Punkte auf einem gesunden Niveau selbstverständlich ist und trotzdem noch was über bleibt zum sparen, investieren, reisen oder whatever.

Das ist aber leider eine Utopie, die schon an Dingen wie den Mieten in Großstädten scheitert. Trotzdem bringt dieses gegenseitige Ausspielen von Berufen und das anfertigen von Listen wichtiger Berufe nichts.

Das Problem ist nicht, dass Paketboten und Pfleger weniger verdienen als Buchhalter. Das Problem ist, dass sie oft zu wenig verdienen. Ganz ohne den Blick auf andere Jobs.

 

Es gibt durchaus entbehrliche Berufe, ohne die man jahrelang (vermutlich sogar dauerhaft) auskommen würde.
Dirigenten, Konzertpianisten, Influencer, Profi-Sportler, Theologen, usw.

Der eine oder andere würde sicherlich auch diese vermissen, aber für 90% der Menschheit sind sie bedeutungslos.

 

Nix. Mein Punkt war ein anderer.

Und an diesen Punkten versagen wir.

Die Grundprämisse ist ja auch schon Quark. Die lautet nämlich: Arbeit um jeden Preis. Allein das System Agentur für Arbeit ist aktuell mit dem Slogan "Arbeit muss sich lohnen" nicht vereinbar.

 

Der Notarzt wird aber den Patienten nur behandeln, wenn ein Buchhalter vorher seinen Job gemacht hat und das korrekte Gehalt gezahlt wurde.

Ich finde diese Diskussion über eine irgendwie hingebogene Relevanz nicht zielführend. Unsere Gesellschaft ist ein System aus Millionen von Zahnrädern, und wenn davon welche stillstehen, hakt es an Stellen, die wir noch nicht erahnen. Der Pfleger ist systemrelevant, aber wenn er keine Einmalhandschuhe hat, kann er nicht arbeiten, also ist auch der Fließbandarbeiter in der Handschuhfabrik systemrelevant, aber ohne den Geschäftsführer des Unternehmens gibt es keine Fabrik, also ist auch der systemrelevant, aber ohne ... das bringt doch so nichts.

Am Ende kommen wir bei drei simplen Forderungen aus, ganz ohne Rangordnung: höhere Löhne, weniger Belastung, mehr soziale Sicherheit. Deutschland ist DAS Land, in dem das möglich wäre, wenn man den radikalen Kapitalismus der letzten Jahrzehnte überdenken würde. Diese Diskussion sollte geführt werden, nicht irgendwelche Szenarien, wer wo wie wichtiger ist als andere.