Deutschland - Politik- und Wahlsammelthread (Nächste Wahl: Europawahl am 09.06.2024)

Kann er sich doch wünschen. Viele Menschen wünschen sich so allerlei wenn der Tag lang ist. Musikalisch gefällt mir - bitte beachten: musikalisch, nicht politisch! - die Nationalhymne der DDR weitaus besser als die der BRD. Ich finde den Text von Becher wirklich schön und kann mich damit weitaus besser anfreunden als mit dem "Lied der Deutschen". Das, wie gesagt, nur auf einer ästhetischen Ebene.

 

Sehe ich ehrlichgesagt kein Problem drin, auch wenn es dringlichere Probleme gibt.

Gab es eigentlich nach der Wiedervereinigung eine gesamtdeutsche Debatte darüber, was nun die gemeinsame Hymne sein soll oder wurde einfach gesagt: "Wir nehmen natürlich unsere (also die westdeutsche)!". Dann kann ich zumindest nachvollziehen, dass einige Ostdeutsche ein Problem mit der Hymne haben, denn ich persönlich hätte es für sinnvoll gehalten, dass sich das vereinigte Deutschland eine neue, gemeinsame Hymne gegeben hätte. Sowas kann auch identitätsstiftend wirken.

 

Bei der Wiedervereinigung wurden nicht zwei Staaten miteinander verschmolzen, sondern der eine Staat wurde vom anderen Staat geschluckt.

 

Nun, zur Zeit der "Wiedervereinigung" - ich würde diesen Begriff nicht wählen, weil die DDR in die BRD integriert wurde - gab es allerlei Initiativen, welche für eine neue Hymne warben. Teilweise auf dem Impetus heraus, dass ein vereinigtes Deutschland auch gemeinsam eine Hymne benötigt, ebenso auch aus dem Impetus heraus, dass man die bestehende Hymne sowieso nicht mochte, insb. vor dem Hintergrund der NS-Zeit. "Kinderhymne" von Brecht wurde stark beworben, fand allerdings keine Mehrheit. Ich vermute, dass der politische Hintergrund von Brecht - er war ja Kommunist - in der Kohl-Ära wenig Gegenliebe in der BRD fand. Dabei ist's durchaus ein Text, der auf noch stärker als "Auferstanden aus Ruinen" von Becher auf den typischen Nationalpathos weitesgehend verzichtet und sehr rational, kritisch und versöhnlich daherkommt. Wohl auch ein Grund, warum es als Nationalhymne kaum funktioniert hätte hierzulande: Es fehlt der Pathos.

"Anmut sparet nicht noch Mühe,
Leidenschaft nicht noch Verstand,
daß ein gutes Deutschland blühe,
wie ein andres gutes Land.

Daß die Völker nicht erbleichen
wie vor einer Räuberin,
sondern ihre Hände reichen
uns wie andern Völkern hin.

Und nicht über und nicht unter
andern Völkern wolln wir sein,
von der See bis zu den Alpen,
von der Oder bis zum Rhein.

Und weil wir dies Land verbessern,
lieben und beschirmen wir’s.
Und das liebste mag’s uns scheinen
so wie andern Völkern ihrs."

 

Musikalisch betrachtet ist die DDR-Hymne klar besser.
https://www.youtube.com/watch?v=DTV92wqYjfA

Den Text hätte man ja nach der Wiedervereinigung abändern können, dieser wurde ab 1972 sowieso weggelassen weil die Wiedervereinigung nicht mehr das Ziel der DDR-Führung war.

 

Dann muss man sich aber auch nicht wundern, wenn dann insbesondere aus dem Osten Deutschlands Wünsche nach der Änderung der Hymne kommen. Auch wenn ich es jetzt für etwas spät halte; sinnvollerweise hätte man Anfang der 90er Jahre eine neue Hymne wählen sollen.

 

Nun ist ja auch Her Haseloff einer der Verfechter der Energiewende.

Oh... Moment...

 

Mir ist zwar schleierhaft, welches "kleine Problem" du meinst, aber wenn du von Menschen anderer Herkunft, anderer Religion oder anderer sexueller Orientierung sprichst, dann war das Argument der Widersprechenden nie, dass größere Probleme zu lösen seien, sondern vielmehr, dass diese Dinge tatsächlich kein Problem sind.

Aber das kann man schnell verwechseln, ja.

 

Dachte ich mir auch, aber ich habe an @legals Nerven gedacht und das nicht erwähnt.

 

Die Hymne einer Diktatur zu verwenden, egal wie gut sie klingen mag, könne für mich nicht in Frage. Wir nutzen ja auch nicht ohne Grund nur die dritte Strophe des Deutschlandliedes.

Ich verstehe die aktuelle Diskussion aber sowieso nicht. Warum überhaupt eine neue Hymne? Die aktuelle ist völlig in Ordnung.

 

Warum man jetzt darüber spricht verstehe ich ebenso wenig, wohl aber den grundsätzlichen Wunsch darüber zu reden. Man hätte es allerdings 1990 tun sollen, als das Staatsgebiet der DDR der BRD einverleibt wurde. Eine neue, gemeinsame Hymne zu nutzen wäre sicherlich ein nettes Symbol gewesen. Dann wiederum glaube ich umgekehrt ebenso nicht, dass jene im Osten, die sich überhaupt für diese Gedönse - Nationalhymne, Flaggenschwenken und so - interessieren, ein sonderliches Problem mit dem Lied der Deutschen haben. Eher im Gegenteil. Der Mehrheit wird's wohl wiederum egal sein.

 

Weil einige auch bei der dritten Strophe an die Aufmärsche des Dritten Reichs denken. Mir geht das zwar nicht so, aber ich kann's verstehen.


Aber, wie schon gesagt wurde: Direkt im Anschluss an die Wiedervereinigung wäre das sinniger gewesen. Jetzt würde das Thema einfach nur der AfD Auftrieb geben.

 

Naja, deren Problem. Ich verbinde mit unserer Hymne eher Demokratie und Wiedervereinigung. Letzteres ist als Begriff @Terranigma übrigens durchaus passend. Nicht staatsrechtlich, aber für die Menschen fühlte es sich in dem Moment wohl eher so an. Das geteilte Deutschland nun wieder vereint. Wie es technisch ablief, ist ja rein akademisch.

 

Lies vielleicht nochmal den Post, den ich gequotet habe.

 

Bei der ersten Strophe ist mir das bekannt, bei der zweiten ist es mir ehrlich gesagt neu. Ich meine mich aber zu erinnern, dass die Melodie einem klassischen Musikstück entstammt.

(Ich wurde früher beim Sonntagsfrühstück immer genötigt, klassischer Musik zu lauschen.)

 

Joa, und nun...

 

Die praktische Relevanz einer deutschen Hymne ist in der Tat nicht sehr hoch.

 

Ja nix. Find deine Reaktion nur amüsant.

 

Das mag zwar stimmen (außer man heißt Sarah Connor und singt sie öffentlich falsch), aber was, o großer Denker, hat das mit meinem Post zu tun, den Ihr zitiert habt?

 

Das war sehr lustig.

 

Bei Interesse.
https://www.deutschlandfunk.de/nati...-deutschen.871.de.html?dram:article_id=364090

Der Artikel fiel mir gerade ein.

 

Danke für die Aufklärung. Ich sehe schon, geschmacklich sind wir uns einig.

Haydn war es also... und jetzt weiß ich auch warum mein bester Kumpel ab und an mit den Hymnen durcheinander kommt
Der interessiert sich nämlich für so was...

Da fahren wir mit der dritten Strophe doch ganz gut. Obwohl sich natürlich "Auferstanden aus Ruinen" auch mit gutem Recht auf Westdeutschland anwenden ließe...

 

Äh. Da hab ich mich wohl verklickt. War für @Baruu gedacht.

 

Naja, "lass uns dir zum Guten dienen" wäre mir zu staatshörig und "dass die Sonne schön wie nie..." ist schon eher sozialistische Bildsprache.

 

Aber gut, ich summe die Melodie grade und das Baby schläft ein, taugt also doch was....

 

Klar, ich habe das jetzt auch lediglich auf Wiederaufbau und Hunger in der Bevölkerung bezogen.

 

Welche?

 

In Deutschland ist der Umgang mit nationalen Symbolen halt belastet. Ein moderner Werte- und Verfassungspatriotismus kommt aber auch ohne Hymne aus.

 

Ja, ich bin auch immer ganz schnell eingeschlafen, wenn mein Vater versucht hat zu singen.

 

Auferstanden aus Ruinen. Bei der französischen würde sie aufwachen, die ist zu schnell

 

Die Frage ist halt, ob eine neue Hymne es besser machen würde. Sie hätte ja nur noch mehr Feinde, weil die Konservativen die alte behalten wollen und die Linken eigentlich lieber die Internationale trällern würden.

 

Deine Kritik an der Verwendung der Hymne einer Diktatur ergibt ja durchaus Sinn, aber diese Argumentation ist jetzt echt Mumpitz.

 

Ach so? Und was bitte ist an internationaler Solidarität und dem Kampf für Menschenrechte so falsch?

Aber du hast natürlich Recht: "Kauf mich" von den Toten Hosen als liberale Nationalhymne ist viel besser.

 

Es gibt doch die Eurohymne, wobei ich diese Version am besten finde:
https://www.youtube.com/watch?v=VnT7pT6zCcA
Ganz besonders schön finde ich sie im Kontext mit unseren nationalistischen Freunden

 

Laibach hat diverse Hymnen neu interpretiert. Auch schön zu hören.
https://www.youtube.com/watch?v=bkWmJSQDZw8

 

Entweder sagt eine Hymne was aus, oder man kann auch "Schaaaalalala" singen.

 

Natürlich. Aber bei den beiden Stellen hast du dir schon sehr zurecht gebogen, warum du sie schlecht findest. Man kann auch einfach einsehen, dass an der Hymne per se nichts auszusetzen ist. Sie steht eben für einen Unrechtsstaat, das ist Grund genug. Melodie und Text sind völlig in Ordnung, und könnten so oder so ähnlich auch bei nicht-sozialistischen Staaten auftauchen.

 

du meinst das hier:
https://www.youtube.com/watch?v=Obi4iELWJ3Y

 

Ob ich den Text mag, musst du schon mir überlassen. Die beiden genannten Stellen gefallen mir aus den genannten Gründen nicht.