Toleranz und Vielfältigkeit bei GameStar, GamePro & MeinMMO

Dieses Thema im Forum "Diskussionen zu Gamestar-Artikeln" wurde erstellt von Mary Marx, 9. Juli 2019.

Status des Themas:
Es sind keine weiteren Antworten möglich.
  1. MadCat N7 Moderator

    MadCat
    Registriert seit:
    29. Februar 2000
    Beiträge:
    71.331
    Ort:
    Delta-Quadrant
    Mein RIG:
    CPU:
    AMD Ryzen 7 7800X3D
    Grafikkarte:
    PNY GeForce RTX 4090 XLR8
    Motherboard:
    Asus TUF Gaming X670E-Plus
    RAM:
    64 GB G.Skill Trident Z NEO DDR5-6000 CL30
    Laufwerke:
    Samsung 980 Pro 2 TB
    Samsung 970 Evo Plus 2 TB
    2x WD SN850X 4 TB
    Soundkarte:
    Nubert nuBox A-125, Razer BlackShark V2 Pro
    Gehäuse:
    Fractal Torrent, Corsair AX850
    Maus und Tastatur:
    Keychron Q1 mit Gateron Oil Kings
    Razer Viper V2 Pro
    VKB Gladiator Evo
    Thrustmaster TCA Quadrant Airbus Edition
    Virpil Mongoos T-50CM3
    MFG Crosswind V3
    Betriebssystem:
    Windows 11 Pro
    Monitor:
    Samsung Odyssey Neo G7
    Siehe PM.
     
    Yeager gefällt das.
  2. 5WYR

    5WYR
    Registriert seit:
    26. Oktober 2009
    Beiträge:
    7
    Mein RIG:
    CPU:
    AMD Ryzen 3800X
    Grafikkarte:
    AMD RX Radeon 6800 XT
    Motherboard:
    Gigabyte X570 Aorus Pro
    RAM:
    32GB 3200er Corsair
    Laufwerke:
    3x SSD (1x 250GB, 1x 500GB, 1x 1TB) 1x HDD (2TB)
    Soundkarte:
    Keine SK, ein DAC Fiio E10K Olympus 2 für meine Beyerdynamic DT 990 Pro Kopfhörer
    Maus und Tastatur:
    Hyper X Alloy Elite RGB, Logitech G502 Lightspeed
    Betriebssystem:
    Windows 10 Pro 64
    Monitor:
    MSI Optix Mag322CQRV @1440p
    Ich habe nie behauptet, dass der Kick nicht gerechtfertigt war, der Vergleich war definitiv daneben. Finde nur den Verweis "wenn euch was nicht passt, dann schreibt Mary" ein bisschen lau. Man sollte, wenn es schon so heiss (und teilweise unter der Gürtellinie) zugeht wie in diesem Thread trotzdem und gerade deshalb in einen Dialog mit den Moderatoren treten können.
    Auch wenn es in dem Moment "Off-topic" daherkommt ist es ja doch unmittelbar aus der dazugehörigen Diskussion entstanden. Habe ich bestenfalls als unbeholfen empfunden, mein Kommentar war aber zu 100% konstruktiv gemeint. Ist bestimmt nicht immer leicht.

    Dass man sich mit Polemik und unpassenden Äußerungen bei sensiblen Themen zurückhalten sollte scheint leider auch 2021 in einigen Köpfen nicht angekommen zu sein (gerade in Diskussionen, bei denen es um Toleranz und einen Meinungsaustausch geht um eine eventuelle Gegenseite besser zu verstehen).

    Es ist traurig, sei es Politik, Rassismus, Homophobie bzw. Homo- oder Transsexualität, allgemein Toleranz oder ein erhöhtes Umweltbewusstsein, Einwanderung, Lieblingsfarbe...
    such' Dir was aus - es ist kaum möglich, online mit Fremden eine anständige und vor Allem ergiebige Diskussion zu führen.
    So lange man ohne sein Gesicht zu zeigen mit dem Schutz der Anonymität im Internet seinen Senf dazugeben kann, vergisst ein beträchtlicher Teil der Teilnehmer so Kleinigkeiten wie Höflichkeit, dass es eine andere Meinung geben kann, Reflektion... quasi alles, was eine Diskussion ausmacht.

    Lasst die Leute wählen, was sie möchten (es ist eine Demokratie), lieben, wen Sie möchten, schützen, was sie schützen möchten und leben wie sie leben möchten, SOLANGE es niemanden aktiv schadet oder anderen etwas aufgezwungen wird. Solange man sich einen sozialen Teil bewahrt, sich einbringt und aktiv an der Gesellschaft teilnimmt sind m.M.n Geschlecht, Herkunft, Aussehen, Hautfarbe, Sexualität und auch Glauben völlig egal. Jeder, der eine andere Meinung nicht tolerieren kann, sich darüber lustig macht, es herabwürdigt, auf inhaltlose Polemik zurückgreift und denkt, er hätte die alleinige Weisheit für sich entdeckt ist schlicht asozial.

    Ich habe gesprochen ;)
     
    manfred4281 und Ulle27 gefällt das.
  3. Anwendung

    Anwendung
    Registriert seit:
    30. November 2018
    Beiträge:
    18
    Mein RIG:
    CPU:
    Intel i7-4930K 3.40GHz
    Grafikkarte:
    Palit GTX980 ti Superjetstream
    Motherboard:
    X79 Extreme4
    RAM:
    2x G.Skill F3-2400C10 8GB DDR3
    Laufwerke:
    Samsung SSD EVO 840 250GB
    Samsung SSD EVO 860 1TB
    WDC WD10EARS 1TB
    Gehäuse:
    Fractal Design Define R5 PCGH-Edition
    Maus und Tastatur:
    Logitech G11 + Kone Aimo
    Betriebssystem:
    Windoof 10 Professionel
    Monitor:
    Dell S2716DG + Samsung SyncMaster P2770FH
    Ich finds ja auch diskutierenswert welches Verhalten/Aussehen/Spielzeug oder welche Farbe etc. als "männlich" oder "weiblich" definiert wird und warum. Hier hat "unsere Gesellschaft" auch noch sehr viel aufzuarbeiten. (hauptsächlich bei "uns Männern") Es hat für mich noch nie wirklich Sinn ergeben, warum man als Mann keine Kleider tragen soll oder sich nicht schminken soll, also ich habs jetzt auch nicht immer hinterfragt, aber generell wäre es mir egal gewesen und heute denk ich mir auch oft wie unnötig die meisten gesellschaftlich anerzogenen Dinge sind. Mir persönlich wäre schminken zwar zu aufwändig und ich steh auch sehr ungern im Mittelpunkt bzw ziehe ungern Aufmerksamkeit auf mich, was allerdings somit sofort der Fall wäre, aber Kleider wären doch gerade im Sommer deutlich praktischer als zB ein Anzug. Also irgendwie passt es auch hier zum Thema, auch wenns nicht direkt um Sexualität geht.
     
  4. ich empfand ähnlich, bis ich eines besseren bzw. schlechteren belehrt wurde. die ganz frühe zeit des internets habe ich zwar nicht so wirklich mitbekommen, aber es war schon etwas anderes als heute. ich denke aber auch, dass die verrohung zu gewissen teilen gewollt ist, engagement um jeden preis, von clickbait, likes und dislike hin zu schlammschlachten in den kommentarspalten ist alles letzten endes erwünscht.
    bösartige menschen in dem sinne gibt es auch herzlich wenig, ich kann mich nicht entsinnen, da mal auf jemanden gekommen zu sein, der wirklich schaden zum selbstzweck verursachen wollte. meistens steht auch hinter abscheulichen handlungen eine gute intention, so verdreht diese dann auch sein mag.
    ich möchte den thread nicht wieder mit einer recht themenfremden diskussion sprengen aber meine gedanken dazu kennst du ja. der von dir angesprochene, fast schon zwanghafte konsum ist ja ebenfalls gewollt. aber vielleicht dazu noch eine persönliche anekdote, zu der ich etwas ausholen muss - Zizek hat mal von einem argentinischen psychoanalytiker gesprochen, der die tendenz, was als indikator für eine persönlichkeitsstörung gilt über die zeit hinweg beschrieben hat. sinngemäss etwa, dass man vor 50 jahren einem promisken und seinem partner untreuem menschen unterstellt hat, pathologisch zu handeln. heute ist eher das gegenteil der fall - wer sein leben lang streng monogam gelebt hat, am besten noch mit nur einem einzigen sexualpartner zusammen war, dem wird unterstellt, dass in seiner entwicklung etwas schiefgelaufen sein muss.

    nun zum persönlichen teil: das konnte ich aus zweiter hand selbst so erleben, da ich eine patientin kenne, die von ihrer therapeutin ungläubig angeschaut wurde, weil sie ihr geld beisammenhält und nicht unnötig konsumiert. dass sie nicht unmengen an kapital für sinnlose konsumgüter aus dem fenster warf war dann tatsächlich grund für die ärztin von irgendeiner pathologischen störung auszugehen. das halte ich für recht irrwitzig, zeigt aber auch, wie tief die wurzeln reichen, wenn konsum um jeden preis die norm und sparsam- und genügsamkeit eine abnormalität ist, die medizinisch behandelt werden sollte.
     
  5. CortiWins

    CortiWins
    Registriert seit:
    17. Dezember 2016
    Beiträge:
    667
    Enragement is engagement. Ich bin froh darüber, dass Gamestar noch wie ein Spielemagazin funktioniert und über Spiele berichtet anstatt sich Hottakes aus dem Arsch zu ziehen nur um Leute wütend zu machen, wie man das in den US Medien sieht.
     
  6. Joss Satan in a Sunday Hat

    Joss
    Registriert seit:
    25. Dezember 2015
    Beiträge:
    12.435
    Ort:
    Dritter Stock im Beklopptenblock
    Mein RIG:
    CPU:
    AMD Ryzen 7 3700X + Scythe Mugen 5 PCGH
    Grafikkarte:
    MSI RTX 3080 Gaming Z Trio 12G LHR
    Motherboard:
    MSI MEG X570 Unify
    RAM:
    32GB 3600-18 Corsair Vengeance LPX
    Laufwerke:
    1 x SSD 2 TB Samsung 980 PRO PCIe M.2
    2 x SSD 1 TB Samsung 970 EVO PCIe M.2
    1 x SSD 1 TB Samsung 860 QVO
    Asus DRW-24D5MT
    Soundkarte:
    Creative Sound Blaster X7 + Q Acoustics 3030i
    Gehäuse:
    Fractal D. Define R6 Solid PCGH (Fractal Design Ion+ Platinum 760W, 3 x 140 mm Fractal Venturi)
    Maus und Tastatur:
    Razer Naga Pro Modular Wireless
    Logitech Craft
    Betriebssystem:
    OEM Windows 10 Pro
    Monitor:
    Alienware AW3821DW
    Danke, Empfehlungen für gute Quellen nehme ich immer gern entgegen.

    Edit: Mein Gott, die Frau könnte sofort in den Schulunterricht bzw. die Uni gehen, so gut aufbereitet, pointiert und reflektiert ist das. Wirklich bewundernswert. Natürlich schauen sich das die üblichen Verdächtigen nicht an, weil sie dann etwas dazulernen müssten, was sie nicht dazulernen wollen.

    Das denke ich nicht. Ich habe mich vor allem in meiner Jugend eher als 70 gefühlt. Und das ist auch gar nicht so besonders. Eine Freundin meines Alters bezeichnet sich heute als genderfluid, der Begriff drückt das ganz gut aus, was in meinen Kreisen damals diskutiert und empfunden wurde. Bevor Trans derart zum Thema wurde war das also in liberaler-antiautoritären Kreisen immer ein Thema, wie man sich mit seinem Geschlecht und seiner Sexualität fühlt. Nur wich das oft in die Richtung Esoterik aus, dort gab es viele Angebote: Eine Wolfsseele in sich zu fühlen, ein Shamane zu sein, der sich in eine andere Wirklichkeit trommelt oder in der Inkarnation vor dem Jetzt eine Frau gewesen zu sein usw. usf. Das mag für dich vielleicht unernsthaft klingen, den Betroffenen war es aber nicht weniger Ernst wie denen heute und die Fremde war ebenso real und gefühlt, betraf die Psyche, führte zu Depressionen und Psychosen (vor allem Persönlichkeitsspaltungen) usw. usf. Esoterik und Sexualität waren große Themen der 68er und noch meiner Generation in Folge. Und dem entsprachen dann auch Lebenrealitäten, dass man eben vieles ausprobiert hat. Beim Sex, mit Drogen, in der Pädagogik. Heute leben wir in meinen Augen da in sehr viel engeren und biedermeierlichen Zeiten. Wobei es natürlich einen Unterschied ums Ganze macht, ob sich Uschi Obermaier und Rainer Langhans oder Emma Watson und Scarlett Johansson für dich einsetzen :D
     
    Zuletzt bearbeitet: 3. Juni 2021
  7. Joss Satan in a Sunday Hat

    Joss
    Registriert seit:
    25. Dezember 2015
    Beiträge:
    12.435
    Ort:
    Dritter Stock im Beklopptenblock
    Mein RIG:
    CPU:
    AMD Ryzen 7 3700X + Scythe Mugen 5 PCGH
    Grafikkarte:
    MSI RTX 3080 Gaming Z Trio 12G LHR
    Motherboard:
    MSI MEG X570 Unify
    RAM:
    32GB 3600-18 Corsair Vengeance LPX
    Laufwerke:
    1 x SSD 2 TB Samsung 980 PRO PCIe M.2
    2 x SSD 1 TB Samsung 970 EVO PCIe M.2
    1 x SSD 1 TB Samsung 860 QVO
    Asus DRW-24D5MT
    Soundkarte:
    Creative Sound Blaster X7 + Q Acoustics 3030i
    Gehäuse:
    Fractal D. Define R6 Solid PCGH (Fractal Design Ion+ Platinum 760W, 3 x 140 mm Fractal Venturi)
    Maus und Tastatur:
    Razer Naga Pro Modular Wireless
    Logitech Craft
    Betriebssystem:
    OEM Windows 10 Pro
    Monitor:
    Alienware AW3821DW
    Das sehe ich genau wie du. :sauf:

    Ich denke, es ist genau dieses Mindset, das den Unterschied macht. Sich überhaupt mal dafür interessieren, wie es dem anderen Menschen in seiner Lage geht. Walk a mile in his/her shoes bevor du dich schlecht über einen Menschen äußerst. In Fragen der Sexualität erstaunt es mich besonders, dass man sich nicht einfach freuen kann, wenn Menschen ihr Glück finden. Ich selbst habe Sexualität nie als etwas völlig determiniertes aufgefasst. Was und wie ein Mann zu sein hat, normative Rollenvorgaben und -zwänge fand ich als Jugendlicher sehr unangenehm. Ich mochte darum auch die Filme von Pedro Almodovar so, weil sie mit diesen Vorgaben brachen und Homosexuelle, Bisexuelle, Drag Queens und das alles als ein buntes faszinierendes Durcheinander zeigten. Mal humoresk und mal ernsthaft. Starke, schillernde und attraktive Figuren, die mir immer sympathisch waren.

    Hautfarben sind auch so ein Ding. Ich bin ja gern und viel auf reisen, mein Arbeitsumfeld ist zu ca. 75% nicht biodeutsch. Für mich ist das ein Schatz, weil ich mich für Kulturen, Geschichte, Religionen und unterschiedlichen Lebensweisen sehr interessiere. Im Rückblick, denke ich oft, hätte ich gern Ethnologie studiert. Ich bin durch alle diese Begegnungen erst zu dem geworden, der ich bin. Diese engstirnigen Menschen, die hier diskriminieren, ablehnen und teils sogar hassen, denen die Lust an all dem abgeht, die sich von dem, was ihnen fremd ist, bedroht und penetriert fühlen, ich kann sie nur bedauern. Denn diese Ablehnung und der Hass, die erzählen ja über sie selbst, über ihr Leben, über ihre Ängste. Kein Zufall, dass das nie sonderlich glückliche Menschen sind. Darum ist das dann für diese Menschen auch leider gar nicht mehr "so einfach", da herauszufinden, denn die haben sich ja in ihrem Weltbild eingenistet und dahinter stehen dann aber die erwähnten Ängste, Einstellungen, Erfahrungen und Lebenswirklichkeiten. Ich denke schon, dass diese Menschen in ihrem Weltbild und in ihrer Wirklichkeit gefangen sind. Man bräuchte für sie entsprechende Angebote, die es nicht erfordern, dass man erst Brandsätze wirft und Menschen auf der Straße angreift. Über Diskussionen geht so etwas leider nicht, die werden in der Regel von den Beteiligten zur Selbstbestätigung funktionalisiert.
     
    Zuletzt bearbeitet: 3. Juni 2021
    Yeager gefällt das.
  8. Vicarocha gesperrter Benutzer

    Vicarocha
    Registriert seit:
    26. Juni 2009
    Beiträge:
    204
    So... endlich durch den Thread gewühlt. ^^
    Ich möchte eigtl. gar nicht diskutieren, sondern nur kurz meinen Senf loswerden, weil ich da über einen Beitrag gestolpert bin, der m.E. der (abermaligen) Kommentierung bedarf. ;-)

    Deine Aussagen bieten (warscheinl. unwillentlich) Paradebeispiele für die Kernproblematik in der Debatte um vermeintl. geschlechtergerechte Sprache: Die Ideologisierung der Debatte.

    (a) Unfundierte Präsuppositionen (vulgo: Ressentiments) über die Intentionen deiner Ggü., bspw. die Behauptung, die Ablehnung von Gendern würde in Wahrheit "weniger salonfähige Motive [...] verschleiern" (expl. suggerierst du eine gewisse Minderheitenfeindlichkeit) oder die Implikation, dieselbe Ablehnung sei bei Frauen das Resultat "internalisierter Misogynie" und einer "gewollten Selbstabwertung" – honestly?! Die Aussage, vermeintl. geschlechtergerechte Sprache sei eine "bewusst menschenfreundliche" Sprache ist in diesem Kontext auch so interpretierbar, dass die Ablehnung von Gendern menschenunfreundlich sein könnte; non sequitur!

    (b) Unfundierte Axiome (Stichwort: Das Gespenst des Patriarchats) i.V.m. einer idiosynkratischen (und kontrafaktischen) Gefühligkeit (Bsp.: Man fühlt sich vom generischen Maskulinum nicht mitgemeint, marginalisiert, devalviert etc., wo dies alles faktisch nicht der Fall ist), bspw. in der Aussage "Zumal ich das generische Maskulinum ja auch als etwas Negatives begreife als Ausdrucksform des Patriarchats."

    Beides resultiert in einer kontraproduktiven Emotionalisierung der Debatte, denn wer Debatten i.w.S. arbiträren Idiosynkrasien preisgibt, also die Gefühlsebene der Sachebene voranstellt, ja letztere gar verächtlich macht, entkoppelt sie von einer nüchtern-rationalen Perspektive, öffnet sie für subjektive Deutungshoheiten und macht sie letztlich arbiträr. Deshalb ist diese Gefühligkeit auch bereits ohne die ideologische Verzerrung problematisch, bei jedem mehr oder weniger öffentlich diskutierten Thema (bzw. Thema mit sozio-/kulturpolitischer Bedeutung). Ja, das kann man als "akademisch-kalte Betrachtungsweise" bezeichnen, ich kann da nichts erkennen, das negativ wäre, resultiert doch aus dem Geschriebenen, dass diese Betrachtungsweise eben entideologisiert, ohne unfundierte Präsuppositionen, Implikationen, Axiome etc. auskommen soll – das ist nicht menschenunfreundlich, das ist nüchtern. Und mithin: Der Elfenbeinturm ist auf der Gegenseite zu verorten, also dort, wo die Maxime der Primat der (subjektiv empfundenen) Betroffenheit ist und (ideologischer) Bias nicht mehr kritisiert und dekonstruiert wird, sondern valide scheint, auch wenn er im Extremfall nicht mehr von Egozentrismus differenzierbar ist und [un-]"bewusst die menschlichen Bedürfnisse" aller anderen Menschen ignoriert und nur auf eine gewisse Schnittmenge mit anderen 'Betroffenen' hoffen kann, "[e]gal wie die Menschen sich damit fühlen, sie haben gefälligst die Meinung aus dem Elfenbeinturm zu akzeptieren."

    Und um das klarzustellen: Prinzipiell kann ja im privaten Bereich und der freien Wirtschaft (z.B. hier) jeder machen, was er will. Ungeachtet dessen erachte ich, der ich tendenziell linksliberal bis liberal links (hier im Thread wurde bereits der Begriff altlinks verwendet – ich wäre da also tendenziell bei W. Thierse, S. Wagenknecht und Co.) vermeintl. geschlechtergerechte Sprache zwar nicht als progressiv, sondern im Gegenteil als das Resultat einer essenziell reaktionär-ideologischen Verzerrung von Sprache, die ggü. der Intention einer Zunahme von Gerechtigkeit kontraproduktiv ist und diese konterkariert. Und ja, das ist mein copy & paste-ceterum censo für solche Gelegenheiten:

    Neben grammatischen Argumenten (Genus vs. Sexus; Partizip I etc.) existieren weitere Gründe gg. die Verwendung "geschlechtergerechter" Sprache, mindestens jedoch gg. den Zwang zur Nutzung derselben: Die historisch-genetische Sprachentwicklung/-geschichte, Semantik, Sprachästhetik, Sprachökonomie, Probleme der einschlägigen Forschung zu vmtl. reduzierter 'Sichtbarkeit' dank nicht-inkl. Sprache (d.h. die mangelnde empirische Fundierung des Phänomens),* die Existenz des generischen Femininums, ('natürlicher') Sprachwandel vs. präskriptivem Oktroyismus und generell ökonomische Kosten - mehr Zeichen kosten bspw. ggf. mehr Geld - und i.w.S. soziale Kosten** des Letzteren.

    Was bleibt also als Argument für die Nutzung "geschlechtergerechter" Sprache und insb. als Argument für einen Zwang zu Dgl.? M.M.n. nicht viel... nur die mglw. falsch verstandene Rücksichtnahme auf die idiosynkratischen, oft emotional-irrationalen und regelmäßig ideologisch aufgeladenen Befindlichkeiten einiger weniger.

    Aber im Grunde haben das -Rake- (#1411) und xTorettox (#1420) schon umfassend formuliert.

    * Ganz interessant in diesem Zusammenhang: "Im Gegensatz zum Geschlecht der Befragten erwies sich die Einstellung der Befragten zu geschlechtergerechter Sprache als relevante Moderatorvariable [....].: Die Sprachversion hatte primär dann einen Einfluss, wenn die befragte Person eine positive Einstellung besaß. Dieser Befund ist insbesondere deshalb interessant, da er nahelegt, daß Änderungen in der gesellschaftlichen Einstellung zum Gebrauch geschlechtergerechter Sprache bzw. ausschließlich generisch maskuliner Formen zu unterschiedlichen Interpretationen des generischen Maskulinums führen können" [Stahlberg, Dagmar; Sczesny, Sabine (2001). Effekte des generischen Maskulinums und alternativer Sprachformen auf den gedanklichen Einbezug von Frauen. Psychologische Rundschau, 52, 131-140, hier: S. 138]. Das ist eine Variable, die ich im Gros der einschlägigen Forschung vermisse. Sie demonstrierte, ohne jetzt die m.E. evidenten methodischen Defizite z.B. der Studie insb. hinsichtlich ihrer Operationalisierungen zu diskutieren (Stichwort: Konstruktvalidität) und auch ungeachtet dessen, dass die absoluten Messwerte zwischen den Versuchs- und Kontrollgruppen ggf. zwar statistisch signifikant divergieren, aber wohl kaum einen substanziell signifikanten Unterschied markieren und die Demonstration rein statistisch signifikanter Unterschiede zwischen Versuchs- und Kontrollgruppen ohnehin nicht sehr brauchbar erscheint (was ist bspw. mit den Effektstärken, bevor wir überhaupt beginnen, die Ergebnisse zu interpretieren und diese dann vielleicht sogar zu diskutieren?), das Folgende: Das generische Maskulinum wird erst dann zum Problem, wenn wir es zu einem machen… das individuelle Mindset scheint das Problem zu sein.

    ** Anekdote am Rande aus diversen persönlichen Gesprächen mit befreundeten Betroffenen etc.: Es gibt bspw. nicht wenige in der pen & paper-Rollenspielbranche auf Autoren- und Verlagsebene, die sich über massivsten (oft kampagnenartigen) Druck und Anfeindungen (ad hominem) beklagen, wenn sie nicht gendern. Und aus eigener Erfahrung: Nach meinem Drittstudium hätte man mir Notenpunkte abgezogen, hätte ich für meine zweite Staatsexamensarbeit keine geschlechtergerechte Sprache genutzt.

    P.S.: Kleines Bonmot am Rande: Ungeachtet all dessen, würde ich mich als egalitär-meritokratischer Demokrat, der für ein Maximum an Freiheit ist und der quasi alles absegnet, was mündige Menschen unter Wahrung der Schranken des Art. 2 GG veranstalten, ob alleine oder im Konsens mit anderen (Bitte, wer kann ernsthaft gg. die Ehe für Alle sein? Sich bspw. über die Sexualität seiner Mitmenschen zu echauffieren, ist dämlich!), tatsächlich sogar als ziemlich progressiven Menschen bezeichnen und finde es bedauerlich, dass man als Progressiver inzwischen mit Befürwortern von geschlechtergerechter Sprache, Identitätspolitik, Feminismus der sog. 3. Welle, dem Tragen weltanschaulicher Symbole im klaren Widerspruch zu unserer freiheitlich-demokratischen Grundordnung, Kulturrelativismus, antidemokratischen Paritätsgesetzen u.ä. in einen Sack gesteckt wird, während man vom Spektrum weiter links sich dem rechten Spektrum zuordnen lassen muss, wenn man zu einem der genannten Punkte keine dogmatisch genehme Haltung einnimmt (wenn man bspw. nicht dabei mitgeht, dass Transfrauen wahrhaftig Frauen seien – dann sei man bereits 'transphob' –, selbst wenn man Transpersonen zugesteht, sich so identifizieren zu können, wie sie wollen), also sich weigert, die ideologischen Scheuklappen aufzusetzen.
     
    Zuletzt bearbeitet: 4. Juni 2021
  9. Joss Satan in a Sunday Hat

    Joss
    Registriert seit:
    25. Dezember 2015
    Beiträge:
    12.435
    Ort:
    Dritter Stock im Beklopptenblock
    Mein RIG:
    CPU:
    AMD Ryzen 7 3700X + Scythe Mugen 5 PCGH
    Grafikkarte:
    MSI RTX 3080 Gaming Z Trio 12G LHR
    Motherboard:
    MSI MEG X570 Unify
    RAM:
    32GB 3600-18 Corsair Vengeance LPX
    Laufwerke:
    1 x SSD 2 TB Samsung 980 PRO PCIe M.2
    2 x SSD 1 TB Samsung 970 EVO PCIe M.2
    1 x SSD 1 TB Samsung 860 QVO
    Asus DRW-24D5MT
    Soundkarte:
    Creative Sound Blaster X7 + Q Acoustics 3030i
    Gehäuse:
    Fractal D. Define R6 Solid PCGH (Fractal Design Ion+ Platinum 760W, 3 x 140 mm Fractal Venturi)
    Maus und Tastatur:
    Razer Naga Pro Modular Wireless
    Logitech Craft
    Betriebssystem:
    OEM Windows 10 Pro
    Monitor:
    Alienware AW3821DW
    Gewollt ist ein großes Wort, mitverursacht trifft es in meinen Augen eher. Also von Hetzern wie Shapiro & Co mal abgesehn. Aber ich kann dir sagen, dass die Art der Kommentare in vielen thematischen Foren der Frühzeit so war wie die von Dir oder @VaniKa. Lange Texte, für die sich die Schreiber oft eine oder zwei Stunden Zeit nahmen, man postete auch eher 1-2 und nicht 10-20 Kommentare am Tag. Für den Small-Talk gab es dann eher die Chats, in denen wurde kurz und knapp komprimiert geschrieben.

    Ich denke, als Mann ist man da privilegiert. Als Frau bekommst du im Netz die volle Kanne eingeschenkt und bist auch auf Reisen, zumal wenn du alleine reist, immer eingeschränkt und mit Sicherheitskalkülen beschäftigt. Ich treffe nur noch sehr selten alleinreisende Frauen, wenn ich unterwegs bin.

    Das klingt strange. Man muss solche Äußerungen aber hinterfragen, weil das PatientInnen/TherapeutInnen-Verhältnis immer ein von Spannungen und Erwartungen seitens der PatientInnen geprägtes ist. Da nun aber nur ein Bruchteil der Therapien wirklich nachhaltig erfolgreich ist - vor allem darum, weil 90% der therapeutischen Interventionen das Soziale ausklammern bzw. nur funktional über das Verhalten und Medikamente beeinflussen (Details gingen hier zu weit, aber hier liegt ein alter Streit der Disziplin zugrunde und es hat seinen Grund, dass Teile der Psychologie/Psychoanalyse sowie die Kritische Theorie die Verhaltenstheorie immer kritisiert haben) - haben PatientInnen hier sehr oft ein spannungsvolles Verhältnis zu ihren TherapeutInnen. Zumal sie sich oft auch für die besseren Therapeuten halten. Also mit solchen Geschichten muss man kritisch umgehen. Man hört ja nicht die andere Seite. Ich finde es zwar gut, dass du ihr zunächst einmal glaubst, aber ich wäre da aufgrund meines Wissen sehr viel zurückhaltender, weitgehende Folgerungen abzuleiten oder Bestätigung für eigene Thesen damit zu verbinden. Wenn du mal Gerichtsprozesse verfolgst - ich bin ein Fan der Gerichtsberichterstattung -, dann stellt man schnell fest, dass immer wenn Konflikte eskalieren, Wahrnehmung, Wirklichkeit und Wahrheit etwas extrem fluides, empfundenes werden. Sehr viel mehr noch als z.B. hier im Forum. :D

    Für mich ist das übrigens themenrelevant, denn zur Diversity gehört auch die Infragestellung von Normen und Normalität. Das ist ein Zentralproblem der Frage, was verstehen wir unter Krankheit oder Wahnsinn. Besonders Foucaults Arbeiten waren hier bahnbrechend, weil er die Bedeutung dieses Diskurses für die Disziplinierung und Herrschaftsformen in der bürgerlichen Gesellschaft erschlossen hat. Darum ist Diversity auch so ein umkämpftes Gebiet, weil hier Fragen von Herrschaft und Befreiuung verhandelt werden und nicht nur die Frage, ob es zwei oder drei Toiletten braucht. Ich seh das bürgerliche Leid da immer live vor Augen: "Ich hab mein Leben lang gebuckelt, für eine Rente die meinen Lebensstandard nicht sichert. Und jetzt bekommt da so eine Kreatur, die nicht einmal weiß, was sie ist oder nicht ist, nen eigenes Scheißhaus. Einfach so. Nicht mit mir!". So ja auch bei den geflüchteten Menschen, die Energie dieser Diskurse generiert sich wohl zu 90% aus dem Neid und dem Besitzstandwahren. Was natürlich keiner, der sich da so ennerviert zugibt. Darum ist das dann auch ein Grundsatzproblem für eine linke Partei und kein Nebenschauplatz.
     
    Zuletzt bearbeitet: 3. Juni 2021
  10. Maria99 gesperrter Benutzer

    Maria99
    Registriert seit:
    15. Dezember 2020
    Beiträge:
    47
    Sehr schöne Analyse, will ich nur nochmal unterstreichen. Auf der Ebene kann ja eben gar nicht mehr vernünftig diskutiert werden. Emotionale Betroffenheit kann man dann höchstens noch zu überbieten versuchen, aber wenn du argumentieren willst, bist du eben schnell "das Arschloch" und stehst in der frauenfeindlichen/ irgendwas-phoben Ecke. Es gibt dann eben nur noch eine richtige Meinung - oder willst du etwa jemand die Betroffenheit absprechen?!? (Natürlich nicht, aber so wirkt es eben, wenn die beiden Ebenen aufeinandertreffen.)
     
    Vicarocha und Ulle27 gefällt das.
  11. Dr_Vagus gesperrter Benutzer

    Dr_Vagus
    Registriert seit:
    10. August 2006
    Beiträge:
    34
    Kudos
     
    Vicarocha und Maria99 gefällt das.
  12. Dr_Vagus gesperrter Benutzer

    Dr_Vagus
    Registriert seit:
    10. August 2006
    Beiträge:
    34
    Das ist auch einer der Hauptgründe, warum das Thema auf breiten Widerstand stößt, es ist nicht sachlich, es wird mit frenetischem Eifer postuliert und von den Beführwortern kommen die immer selben, repetitiven Argumente und wenn die nicht ziehen kommen die Diffamierungen. Vor zig Jahren in der Schule wurde noch ne vernünftige Diskussionskultur vermittelt. Man bleibt sachlich, greift den anderen nicht an, hört zu und entscheidet sich dann für schwarz/weiß/grau. Leider ist diese Fähigkeit wohl seit FB, Twitter und Co massiv unterminiert (gibt da auch zig Sozial-psychologische Studien und Essays zu). Letztlich kommen dann diese allgemeinen Twitter Totschlagargumente, wenn man merkt, die eigene Position ist wacklig. (Man kann hervorragend Bullshit-Bingo damit spielen, egal auf welcher Plattform, es sind immer die selben rhetorischen Figuren). "Reaktionär", "rechts", "Nazi", "Frauenhasser", "Misogyn", "alter", "weiser", "Mann", "Antifeminist", "ewig gestriger" (ewig gestrige gibt es fast nie...), "Antisemit", "Ausländerfeind", "Menschenhasser", "Menschenverachter", "konservativer", "Du bist ja nicht betroffen", "Du darfst nicht mitreden".

    Ich empfehle jedem etwas reflektiertem Leser einen Blick auf die Seite der Heinrich Böllstiftung der Grünen zu werfen. Im Unterpunkt "Feminismus" wird da sowas postuliert wie "Wer gegen das Gendern ist, ist Antifeminist"...Genug gesagt zur politischen Ebene dieser Diskussion.
     
  13. Sace

    Sace
    Registriert seit:
    12. Dezember 2018
    Beiträge:
    1.180
    Du hast viele Punkte nochmal aufgegriffen, vielen Dank dafür.
    Zu obigem Quote nochmal eine Ergänzung: Diese Art der moralischen Geiselnahme finden sich in vielen der Debatten um angeblich gendergerechte Sprache. Besonders negativ fiel mir hier ein aktueller Artikel der taz auf, siehe auch den Gender-Sprache-Thread:
    https://taz.de/Gendergerechte-Sprache/!5769880/

    Die Behauptung, man sei gerecht und inklusiv, wenn man gendere (und im Umkehrschluss ungerecht und nicht inklusiv, wenn man nicht gendere) ist an Dreistigkeit kaum noch zu überbieten. Bei den Formulierungen, die da an den Tag gelegt werden, kann man den Bogen auch wieder zum Elfenbeinturm spannen. "Sie tun sich ja schwer damit, gerecht zu sein, aber Sie schaffen das schon, ganz bestimmt!" :aua2:
     
    Vicarocha, Bot=of=Nod und ElementZero gefällt das.
  14. VaniKa

    VaniKa
    Registriert seit:
    21. März 2013
    Beiträge:
    503
    Am Ende geht es aber eben um Emotionen, die von Menschen wir dir ausgeklammert werden. Bei der Frage um das Geschlecht von trans Personen geht es ja eigentlich nicht um Dinge wie Chromosomen, etc., sondern darum, wie sich das auswirkt, wenn trans Personen nicht ihrer geschlechtlichen Selbstaussage entsprechend anerkannt werden. Dabei immer nur kalt und nüchtern auf "biologische Fakten" zu beharren, sorgt aktiv für Leid und fordert im Extremfall Menschenleben. So ein akademisch-kalter Diskurs von Nichtbetroffenen aus dem Elfenbeinturm verkennt komplett diese Tatsache. Und in dieser Verkennung kann man Ignoranz sehen und diese Ignoranz auch durchaus als boshaft deuten. Denn der "ehrlich neutral" Argumentierende, dem offenbar die Empathie für die Thematik fehlt oder sie für fehl am Platz hält, ist am Ende auch argumentativ nicht zu unterscheiden von einer transphoben Person, die "Fakten" als Feigenblatt nutzt, um sich nicht angreifbar zu machen.

    Was immer wieder versucht wird, ist Emotionen für illegitim zu erklären, wenn irgendwelche "Fakten" diese scheinbar trumpfen. Anstatt das Leid bei trans Personen zu sehen, das durch ihr Misgendering entsteht, wird nur gesagt: "Das sind nun mal die Fakten, lebt damit." Das finde ich ziemlich arschlochig, weil in meinen Augen auch gar nicht nach einer Lösung gesucht wird, die beispielsweise darin bestehen kann, dass man Geschlecht eben auch gesellschaftlich, soziologisch, psychologisch betrachtet und im Fokus hat, was Geschlecht für Menschen überhaupt bedeutet (Chromosomen spielen da z.B. überhaupt keine Rolle). Denn das klammern diese Elfenbein-Theoretiker immer komplett aus. Vielleicht hat das auch einfach etwas damit zu tun, wie man sich selbst die Welt erschließt. Ich habe ja Rationalisierung schon mal angesprochen. Mir ist aufgefallen, dass manche Menschen gar nicht wirklich spüren, was sie eigentlich fühlen, sondern alles durch eine Art rationale Zensur schicken. Und der Mensch neigt zur Rationalisierung. Frage jemanden etwas, über das er noch nie nachgedacht hat. "Warum hast du das jetzt gerade gemacht? - Weiß nicht, wahrscheinlich weil..." Oft ist diese Begründung aber einfach nur eine Vermutung, eine nachträgliche Zurechtrückung innerhalb einer bewussten Logik. Deswegen möchte ich von dieser Ebene eigentlich runter, weil man auf dieser Ebene nicht oft bloß andere anlügt, sondern auch sich selbst. Ich möchte wissen: Was willst du wirklich? Was sind deine Bedürfnisse? Erst dann erkennt man den wahren Konflikt. Du willst nicht einfach nur, dass grammatikalische Regeln eingehalten werden. Das bringt dich nicht auf den Plan. Dessen bin ich mir sicher. Aber ob du es wirklich weißt, was dich da antreibt, weiß ich auch nicht. Insofern hast du in dem Sinne Recht, dass man nicht immer gleich böse Absichten unterstellen sollte. Alle folgen ihrer inneren Logik und auch ein Nazi ist für sich ein Guter, der irgendetwas schützen will. Die Frage ist halt am Ende, ob dieser Schutz mehr wiegt als das, was er auf der anderen Seite für Schaden anrichtet. Da findet die eigentliche Verhandlung statt. Jeder kämpft hier aus eigener Perspektive für das Gute (außer Trolle).

    Was ich mir wünsche: Die Karten offen auf den Tisch legen und über die eigenen Ängste und Bedürfnisse sprechen. Wir sind Menschen und das sind deren zentrale Antriebskräfte für alles, was sie tun. Und man muss dazu übergehen, Gefühle auch als valide Werte in so einer Diskussion zu betrachten, anstatt sie mit rationaler Nüchternheit für ungültig zu erklären. Am Ende geht es nur darum: Was kann man tun, damit wir Menschen uns möglichst alle wohl fühlen? Dass Menschen glücklich sind, sollte das Ziel jeglichen Fortschritts sein. Vielleicht ist das eine Perspektive, die kühle Rationalisten nicht verstehen können. Ich bilde mir ein, in beiden Welten zuhause zu sein, aber das führt auch dazu, dass ich weiß, wann reine Rationalität nicht mehr zielführend ist. Und instrumentelle Rationalität, die lediglich menschliche Bedürfnisse unterbuttern soll, ist sogar etwas sehr Schädliches und kann auch mit böser Absicht genutzt werden.

    Überrascht mich nicht. Ich hätte dafür sogar einen Namen: Sensibilisierung. Gerne heißt es ja: "Du musst dir ein dickeres Fell wachsen lassen." Das sagt man auch immer wieder Frauen im Gaming. Aber das möchte ich nicht. Anstatt dass diejenigen, die unter etwas leiden, es einfach nur abkönnen müssen und wir am Ende eine Gesellschaft aus gepanzerten Arschlöchern haben, bin ich dafür, dass diejenigen, die das Problem nicht sehen, eher versuchen, in den Schuhen der anderen zu laufen. Stichwort Empathie. Bloß weil etwas früher nicht als Problem thematisiert wurde, bedeutet das nicht, dass es nie ein Problem gab. Das gesellschaftliche Verständnis dafür fehlte und auch Betroffenen fehlte häufig eine Möglichkeit, ein Problem wirklich zu benennen und ja sogar es selbst als Problem zu sehen (göttliche Ordnung z.B.). Heute würde man keine Menschen mehr versklaven, keine Frauen zwangsverheiraten (jedenfalls nicht hier), keine Juden vergasen, keine Schwulen mehr in den Knast stecken (jedenfalls nicht hier), keine indigenen Völker mehr im Zoo ausstellen und keine Menschen mit von der Norm abweichenden Merkmalen mehr in Freakshows ausstellen. Warum? Weil man irgendwann begonnen hat, diese Menschen eben als Menschen zu sehen und auch ihre Bedürfnisse. Niemand würde selbst in so einer Situation stecken wollen, also warum anderen das zumuten? Goldene Regel. Eigentlich so einfach, aber vor einiger Zeit offenbar noch ein großes Problem. Heute werden diese Probleme immer umfassender analysiert und es kann offen darüber gesprochen werden. Es kann vor allem viel aufgearbeitet werden. Früher kamen schwule Männer ins Zuchthaus. Heute undenkbar. Hätten die sich damals auch einfach "abhärten" müssen gegen die ganze Homophobie? Insofern leuchtet es für mich nur ein, dass man heute anders über Dinge spricht, die scheinbar Jahrzehnte, Jahrhunderte, Jahrtausende kein Problem waren. Zwangsverheiratung von Frauen war nie toll für die betroffenen Frauen, wenn sie den Mann nicht zufällig eh freiwillig auch gewollt haben. Das "rationale" Argument, dass nur dadurch die Firma, die Dynastie, der Clan, wie auch immer, weiterbestehen könne, und man das halt einfach auszuhalten habe, finde ich richtig menschenverachtend. Heute stimmt man mir da zu. Früher hätte man mich ausgelacht.

    Wer sagt nun, dass das generische Maskulinum nicht einfach auch diskriminierend ist, es bloß noch nicht so weit gekommen ist, dass eine Mehrheit das auch so sieht? Irgendwo gab es immer einen Anfang und die Pioniere konnten meist noch nicht viel bewirken, weil ihre Forderungen als absurd abgetan wurden. Frauenwahlrecht? Also bitte. Aber das wird eben den Menschen nicht gerecht, die sich am generischen Maskulinum stören. "Hat sie nicht zu stören" ist keine Lösung. Der Widerstand wird nur steigen. Und wenn erst jetzt mehr Menschen durch eine bewusste Auseinandersetzung mit dem Thema für sich merken, dass das generische Maskulinum nicht okay ist, dann ist das auch eine legitime Entwicklung. Wie gesagt, was früher mal normal war und nicht hinterfragt wurde, kann heute ein No-Go sein. Und natürlich ist das zunehmende Momentum des Themas insofern all denjenigen ein Dorn im Auge, die gegen diese Entwicklung sind. Denn je mehr darüber gesprochen wird, desto größer wird auch dieser Schneeball. Ich bin zuversichtlich, dass wir irgendwann eine Lösung dafür haben, die in irgendeiner Form der Sprachanpassung besteht. Ob das nun "Lehrer:innen" ist, weiß ich nicht. Aber wie ich schon mal schrieb, die konkrete Lösung ist mir gar nicht so wichtig, sondern dass es eine Lösung gibt. Von den Kritikern kommt immer nur Verneinung aber kein konstruktiver Gegenvorschlag. Ich finde auch, dass das einiges aussagt über die Bereitschaft, hier wirklich einen konsensorientierten Diskurs zu führen. Denn wenn es das Bedürfnis für Veränderung gibt, dann kann man das nicht einfach ignorieren. Denn diese Ignoranz ist es, die ich dann zum Vorwurf mache. Denn wer den Leuten, die das generische Maskulinum abschaffen oder zumindest Alternativen etablieren wollen, lediglich mit einer Invalidierung dieses Wunsches begegnet, ist einfach nur reaktionär.

    Wie kannst du das nur unterstellen! Natürlich argumentieren die Leute ausschließlich rational und durch Naturkonstanten vorgegebene Logik. ;)
     
    Yeager und Joss gefällt das.
  15. Maria99 gesperrter Benutzer

    Maria99
    Registriert seit:
    15. Dezember 2020
    Beiträge:
    47
    @VaniKa
    Äh, du unterstellst jemandem der sachlich, und eben mit Argumenten diskutiere möchte, ganz pauschal fehlende Empathie. Das ist schon mal grundsätzlich eine verkehrte Ausgangsbasis, um es milde auszudrücken.

    Im Persönlichen kann man die Dinge ja handhaben, wie man will. In einer Gesellschaft ist davon auszugehen, dass man es am Ende eben nicht jedem recht machen kann, weil sich Vorstellungen eben oftmals diametral widersprechen. Was machen wir denn dann? Der seine Opferrolle am eindrücklichsten inszeniert, darf entscheiden, oder...?

    Im übrigen sind ja auf allen Seiten Menschen mit Gefühlen. Für das Gendersternchen braucht es Zustimmung oder mindestens Gleichgültigkeit gegenüber der Gendertheorie/ -ideologie*. Wenn ich aber diese Genderkiste, wo von männlich und weiblich bis Pokémon so ziemlich alles drin ist (geh mal auf Tumblr), ablehne, dann fühle ich mich eben nicht gut, wenn ich das plötzlich unterstützen soll.
    Dazu muss man dann aber auch die rationalen Gründe benennen - und darüber kann man dann diskutieren. Z.B. dass wir gesellschaftlich ein krasses Problem haben und bekommen werden, wenn Identität auf solche Weise konstruiert wird (bzw. konsequenterweise dann auch konstruiert werden muss).

    (*Oder muss man da inzwischen im Plural von sprechen? Egal, das sei hier mal außen vor.)
     
    Dr_Vagus, Vicarocha und Bot=of=Nod gefällt das.
  16. Joss Satan in a Sunday Hat

    Joss
    Registriert seit:
    25. Dezember 2015
    Beiträge:
    12.435
    Ort:
    Dritter Stock im Beklopptenblock
    Mein RIG:
    CPU:
    AMD Ryzen 7 3700X + Scythe Mugen 5 PCGH
    Grafikkarte:
    MSI RTX 3080 Gaming Z Trio 12G LHR
    Motherboard:
    MSI MEG X570 Unify
    RAM:
    32GB 3600-18 Corsair Vengeance LPX
    Laufwerke:
    1 x SSD 2 TB Samsung 980 PRO PCIe M.2
    2 x SSD 1 TB Samsung 970 EVO PCIe M.2
    1 x SSD 1 TB Samsung 860 QVO
    Asus DRW-24D5MT
    Soundkarte:
    Creative Sound Blaster X7 + Q Acoustics 3030i
    Gehäuse:
    Fractal D. Define R6 Solid PCGH (Fractal Design Ion+ Platinum 760W, 3 x 140 mm Fractal Venturi)
    Maus und Tastatur:
    Razer Naga Pro Modular Wireless
    Logitech Craft
    Betriebssystem:
    OEM Windows 10 Pro
    Monitor:
    Alienware AW3821DW
    Das fand ich auch in dem verlinkten Video sehr interessant. Ich habe diese Doppelstandards hier zwar schon desöfteren problematisiert, aber mehr im Sinne allgemeiner Vorurteile und Ressentiments, quasi naturgegeben. Natalie Wynn problematisiert und reflektiert das sehr viel grundsätzlicher, eben als einen systemischen Zusammenhang, weil die Hate Speech Home Zone der Hillibillies ist, von denen sich aber die mehr oder minder gebildeten Bürgerlichen distinktiv abheben und abgrenzen möchten, und daher ihre Ressentiments und Vorurteile in Care Politiken und vermeintliche Befreiungsdiskurse wie Cancle Culture verpackt.

    Darum werden die Karten dann eben nur von der einen Seite offen auf den Tisch gelegt. Die Fragilität und die Gefühle werden auf der anderen Seite hingegen mehr oder minder verdrängt oder verbrämt. Gefühle und die Durchdringung von Theorien durch persönliche Praxen und Erfahrungen rütteln an einer Form der Objektivität, die schon immer hergestellt und mit Interessen verwoben ist. Davon handelte ja der Positivismusstreit zwischen Popper, Adorno & Co. Instrumentelle Vernunft ist eine Herrschaftspraxis und funktioniert nur als solche, wenn sie ihre Herkunft und die damit verbundenen materiellen Interessen verschleiert. Hier wurde das gerade par exellence vorgeführt wie das funktioniert und wie durch Wissenschaftlichkeit Ein- und Ausschluß produziert bzw. reproduziert wird.

    Zu Gefühlen & Politiken bzw. deren Vermittlung ist man heute längst sehr viel weiter als es manche Elfenbeinturmexpertise scheinen und zulassen möchte: Man denke an Wissenschaftlerinnen und Philosophinnen wie Martha Nussbaum (Political Emotions: Why Love Matters For Justice // Anger and Forgiveness: Resentment, Generosity, Justice // From Disgust to Humanity. Sexual Orientation and Constitutional Law) oder Ute Frevert (Vergängliche Gefühle // Mächtige Gefühle: Von A wie Angst bis Z wie Zuneigung – Deutsche Geschichte seit 1900 // Emotions in History – Lost and Found)).

    Ich bin also skeptisch, ob wir die offenen Karten jemals zu Gesicht bekommen. Am Ende kommen wir ja zwangsläufig an einen Punkt geklärter Fronten und sozialen Kampfes. Ich persönlich finde das Zuhören und Aufnehmen aber schon darum wichtig, weil kritische Theorie und Praxis ihr Gegenüber ja nun mal durchdringen und aufheben muss, um kritisch sein zu können. Dazu muss man sich mit den Menschen, ihren Ansichten und Positionen beschäftigen. Und sich bewusst halten, dass (herrschaftsfreier?) Diskurs und Politik sich dadurch unterscheiden, dass beim Wahlgang nicht das bessere Argument, sondern die abgegebene Stimme zählt. Das war ja mein Einwand oben "gegen" Yeager.

    Davon abseits hege ich die Hoffnung, dass hier zumindest die eine Seite des Tisches konkret wird, über Erfahrungen und Erlebnisse, Verletzungen und Empowerment berichtet, denn jede geteilte Erfahrung wie jedes geteilte You-Tube-Video ist bestenfalls ein Schritt in die gewünschte Richtung. Darum schätze ich das hier auch sehr, mit euch zu diskutieren bzw. euch zu lesen.
     
    Zuletzt bearbeitet: 3. Juni 2021
    VaniKa gefällt das.
  17. ElementZero

    ElementZero
    Registriert seit:
    19. April 2020
    Beiträge:
    2.246
    Ein Kommentar unter einem Video zum Thema Gendern, dem ich zustimmen kann:
     
    SchnabeltierX, Emerald, Dr_Vagus und 2 anderen gefällt das.
  18. Joss Satan in a Sunday Hat

    Joss
    Registriert seit:
    25. Dezember 2015
    Beiträge:
    12.435
    Ort:
    Dritter Stock im Beklopptenblock
    Mein RIG:
    CPU:
    AMD Ryzen 7 3700X + Scythe Mugen 5 PCGH
    Grafikkarte:
    MSI RTX 3080 Gaming Z Trio 12G LHR
    Motherboard:
    MSI MEG X570 Unify
    RAM:
    32GB 3600-18 Corsair Vengeance LPX
    Laufwerke:
    1 x SSD 2 TB Samsung 980 PRO PCIe M.2
    2 x SSD 1 TB Samsung 970 EVO PCIe M.2
    1 x SSD 1 TB Samsung 860 QVO
    Asus DRW-24D5MT
    Soundkarte:
    Creative Sound Blaster X7 + Q Acoustics 3030i
    Gehäuse:
    Fractal D. Define R6 Solid PCGH (Fractal Design Ion+ Platinum 760W, 3 x 140 mm Fractal Venturi)
    Maus und Tastatur:
    Razer Naga Pro Modular Wireless
    Logitech Craft
    Betriebssystem:
    OEM Windows 10 Pro
    Monitor:
    Alienware AW3821DW
    Und dann wie bei einem anderen Kritiker weiter oben, der die GfdS dummerweise auch noch als seine Referenz verwendete, WTF:
    Quelle: https://gfds.de/pressemitteilung-gendersternchen/

    [​IMG]
     
  19. ElementZero

    ElementZero
    Registriert seit:
    19. April 2020
    Beiträge:
    2.246
    Was hat die mit der von dir zitierten Stelle zu tun? :parzival: Es geht da konkret nur um den Duden und das Binnen-I, was dort nicht als regelkonform gilt und nicht die anderen genannten.
     
  20. Vicarocha gesperrter Benutzer

    Vicarocha
    Registriert seit:
    26. Juni 2009
    Beiträge:
    204
    Zunächst begehst du wieder den Kardinalfehler der Unterstellungen, wenn du schreibst, dass Emotionen von "von Menschen wir [sic] [m]ir ausgeklammert werden" – dazu weiter unten mehr –, verstehst mithin meinen Kommentar falsch, da ich nicht davon, sondern von insg. irrationaler (und regelmäßig ideologiebasierter) Gefühligkeit und der Emotionaliserung der Debatte / des Diskurses schrieb, was zwei unterschiedliche Dinge sind.

    Zudem arbeitest dich im Rest deiner Antwort an einem Strohmann ab:
    "Bei der Frage um das Geschlecht von trans Personen geht es ja eigentlich nicht um Dinge wie Chromosomen, etc., sondern darum, wie sich das auswirkt, wenn trans Personen nicht ihrer geschlechtlichen Selbstaussage entsprechend anerkannt werden."

    Ich weiß nicht, warum du das Thema der Transpersonen mir ggü. exzerzierst, denn ich habe über vermeintl. geschlechtergerechte Sprache geschrieben. Dennoch möchte ich dich auch hier auf eine Verzerrung deinerseits hinweisen, denn in einer öffentlichen Debatte anzumerken, dass man 'nicht dabei mitgeht, dass Transfrauen wahrhaftig Frauen seien [...], selbst wenn man Transpersonen zugesteht, sich so identifizieren zu können, wie sie wollen', ist eine andere Sache, als bspw. im direkten Gespräch mit einer Transperson u./o. der direkt provozierten Konfrontation mit Transpersonen (indem man bspw. in einschlägigen Community-Foren Beiträge verfasst) diese mit biologischen Fakten konfrontiert, sei es aus tatsächlich transphoben Gründen und um an deren Integrität destruktiv herumzuoperieren, pietätloser Ignoranz o.ä.; bei der Problematisierung des Letzteren sind wir in der Kritik wahrscheinl. d'accord, bei der Problematisierung des Ersteren wahrscheinl. nicht, denn würde ich dies kritisieren, würde ich der Ideologisierung, ja der Selbstverleugnung das Wort schreiben. Es geht dabei nämlich durchaus auch um biologische Faktoren, insofern verlangt wird, man habe gender und nicht sex als Maßgabe der Adressierung der Mitmenschen zu nutzen und man habe eine Dysphorie, deren Leidenswert gar nicht infrage gestellt wird (genauso wenig werden die individuelle Rolle der eigenen Geschlechtsidentität oder der Wert / die Würde der einzelnen Menschen infrage gestellt, auch wenn man das immer gleichstellen will), zu bestärken, nicht nur im direkten Gespräch (wo der Pietät geschuldet ist, dass ich persönlich bei erkennbaren Transpersonen einfach das gendern zu umschiffen versuche), sondern auch bei gesellschaftspolitischen Forderungen... andernfalls sei man transphob. Habe ich eigtl. schon klar gemacht, dass ich ein Problem mit Ideologisierung habe?! ;-) Mir sind gender und sex außerhalb meiner eigenen idiosynkratischen Intimpräferenzen bei meinem Ggü. einfach egal, ich halte den Fokus auf diese Attribute für reaktionär, davon unabhängig den Fokus insg. auf Idiosynkrasien und den fast schon Zwang zur Affirmation derselben für höchst problematisch, regelmäßig egozentrisch. Und um deine Frage zu beantworten: Das ist es, was micht "auf den Plan" ruft (und keine Sorge, ich bin selbstreflexiv genug, um meine Motive zu kennen).

    Wobei ich da in Bezug auf die vermeintl. geschlechtergerechte Sprache auch schon in meinem Ausgangsbeitrag kein Geheimnis gemacht habe, was mich daran stört (meine obigen Ausführungen sind dazu also komplementär): Es ist kontraproduktiv, in jedem Aspekt, sei es bei der Präzisierung einer kommunikativen Absicht oder dem Fördern von mehr Gerechtigkeit... und eigtl hast du es ja richtig erkannt: "Die Frage ist halt am Ende, ob dieser Schutz mehr wiegt als das, was er auf der anderen Seite für Schaden anrichtet."

    Um zum Thema zurückzukommen: Bezogen auf den Befund der von mir referierten Studie kommentierst du: "Überrascht mich nicht. Ich hätte dafür sogar einen Namen: Sensibilisierung." Ich habe dafür einen anderen Namen: Bias. Wenn sich bspw. eine Frau durch Verwendung des generischen Maskulinums per se persönlich verletzt, angegriffen o.ä. fühlt(!), weil sie sich (bspw. dank eines ideologischen Bias, der darin eine "Ausdrucksform des Patriarchats" sieht) exkludiert fühlt(!), wo diese Exklusion und erst recht eine verletzende, angreifende o.ä. Intention aber de facto nicht existiert (und das generische Maskulinum per definitionem inklusiv ist), ist dieses Fühlen sachlich nicht fundiert, ohne diesen Bias undenkbar. Das zeugt nicht von einem Mangel an Empathie i.e.S. oder der Unfähigkeit zu empathischem Nachvollziehen, dafür muss man sich lediglich denktheoretisch-emotional in die entsprechende Biasperspektive hineindenken. Diesem Empfinden muss und sollte m.E. aber – im Rekurs auf meine Kritik an die Ideologisierung der Debatte –, insb. in einer öffentlichen Debatte / einem öffentlichen Diskurs, u.U. mit Bezug auf eine anonyme Masse (anstatt im direkten, ggf. freundschaftlichen Gespräch), kein Mitgefühl (mit dem Empathie regelmäßig fälschlich synonymisiert wird), keine Affirmation, Sympathie, ja Rücksichtnahme o.ä. evozieren, warum auch? Ich kann mich auch in das Mindset eines Reichsbürgers hineindenken und dessen Gefühle und die biasbasierten Ursachen derselben empathisch Nachvollziehen, Mitgefühl gibt es trotzdem nicht, im Gegenteil.

    Du fragst: "Wer sagt nun, dass das generische Maskulinum nicht einfach auch diskriminierend ist [...]?"
    Ich antworte: Die deutsche Grammatik und das Gros der Linguisten ohne einschlägigen ideologischen Bias (und das schreibe ich als jmd., der sich ausdrücklich zur deskriptiven Linguistik bekennt, nicht zur präskriptiven). Was erwartest du da für einen "konstruktive[n] Gegenvorschlag", warum sollte man biasbasierten Partikularinteressen entgegenkommen, wenn sich bei nüchterner Betrachtung außerhalb verzerrter Wahrnehmung i.V.m. falschen / fehlerhaften Präsuppositionen, Axiomen und Co. kein Problem ergibt? Wenn ich morgen um die Ecke komme und gerne hätte, dass es justiziabel wird, mich nicht mit meinem akademischen Grad anzusprechen, weil ich mich diskriminiert fühle und meinem Ggü. unterstelle, er wolle durch die Vermeidung der Gradnennung mich diskriminieren, dann ist das erstmal mein Problem, das i.d.R. auch nicht in der Welt der Fakten verankert sein wird. Mithin: s.o. (der Absatz über diesem hier).

    Und du konstatierst: "Denn wenn es das Bedürfnis für Veränderung gibt, dann kann man das nicht einfach ignorieren."
    Und ich entgegne: Doch, das gelingt uns auch mit Reichsbürgern, Royalisten, Coronaleugnern, Flacherdlern und Co. (ich hoffe, du ziehst dir den Schuh jetzt nciht an.... hast jedenfalls kein Problem damit, einfach mal an Godwyn's Law zu kratzen, da solltest du ein dickes Fell haben) – das Bedürfnis an sich ist erstmal vollkommen irrelevant (ich verweise dazu nochmal auf den Beginn von Beitrag #1420). Bei der Klage vor dem BVerfG brauchst du ja auch erstmal eine einschlägige Klageberechtigung.

    Der Rest deiner Ausführungen gleicht leider einem Monolog ohne direkten Bezug zu meinem Beitrag (wenn du da nciht noch mehr Unterstellungen rauskramen willst, die aus meinem Beitrag definitiv nicht herleitbar sind), ja Durchhalte- und Kampfparolen für die Sache der Bewegung (welche auch immer), inkl. Selbstüberhöhung (und – Achtung: Triggerwarnung – virtue singnalling). Ich möchte mich da nicht an Strohmännern abarbeiten; Bsp.: "Das 'rationale' Argument, dass nur dadurch die Firma, die Dynastie, der Clan, wie auch immer, weiterbestehen könne, und man das halt einfach auszuhalten habe, finde ich richtig menschenverachtend." Ich habe nichts auch nur entfernt in diese Richtung angedeutet, ja mit Blick auf mein Bekenntnis zu einer pluralen, freiheitlich-demokratischen Gesellschaft ohne '-ismen' und Co. frage ich mich schon, was das in einer Replik an mich zu suchen hat.
     
    ElementZero, Well, kingf und 2 anderen gefällt das.
  21. ich denke schon, dass das gewollt ist. vielleicht nicht von den einzelnen produzenten, aber von den platformen an sich. die datenkrake kennt weder grenzen noch sättigungsgefühl, mehr engagement, egal welcher art, bedeutet mehr daten, die man sammeln und auswerten kann. ein Shapiro oder Crowder, auf der anderen seite aber auch breadtube, profitieren davon zwar persönlich, spielen aber im endeffekt dasselbe spiel, was von google und co. vorgegeben wird. das system selektiert nach bestimmten merkmalen, wer diese nicht oder nur ungenügend erfüllt, findet kein publikum.

    so finde ich auch ein augenscheinlich unschuldiges system wie die likes recht perfide, weil das letzten endes nur dazu dient, das engagement zu erhöhen, weil liken und geliked werden ein kurzes glückgefühl hervorruft, zudem die illusion vermittelt, etwas getan zu haben. Twitter hat erkannt, dass das zwanghafte kürzen von nachrichten ein erfolgsrezept ist, memes funktionieren bekanntlich am besten, wenn sie möglichst kurzgehalten werden. textwände sind nicht mehr en vogue - kurz, knackig und wuchtig muss es sein.
    ich weiss, was du meinst, aber ironischerweise wird man als mann zumindest statistisch gesehen öfter opfer von gewaltverbrechen, auch wenn natürlich die qualität eine andere ist.
    das ist nicht so selten, wie man vielleicht denkt. die psychologie ist ja keine naturwissenschaft, viele therapieansätze werden von den überzeugungen des therapeuten stark beeinflusst als auch die generelle einschätzung, was pathologisch ist und was nicht. mit handfesten diagnosen tut man sich in diesem feld schwer, also abseits von einem generischen 'depression xten grades'. soziale realitäten werden meiner erfahrung nach nicht ausgeblendet, die bewertung derselben hängt allerdings sehr stark vom jeweiligen zeitgeist ab. eine scharfe trennung zwischen psychoanalyse und verhaltenstherapie scheint es in der praxis nicht mehr wirklich zu geben, auch bei der gabe von medikamenten richtet man sich nach den bedürfnissen des patienten. ich bin ein grosser fan der psychologie, aber das feld hat so seine probleme. es wird viel erzählt und wenig nachgeprüft. man wirft eine handvoll von sachen gegen die wand und hofft darauf, das irgendwas kleben bleibt.
    aus dem herrschaftsproblem kommst du aber nicht raus, sofern du irgendeine art des imperativs benutzt, insofern halte ich das für vergebene liebesmüh. normen und normalität werden sich immer herauskristallisieren und wieder verändern. wenn die kritische theorie, die nach meine verständnis besonders darauf abzielt, grundannahmen, die als essentielle wahrheiten gelten zu dekonstruieren selbst irgendwann den status der selbstverständlichkeit erreicht (was in einigen kreisen schon der fall ist), wird sie selbst zur norm und somit form der herrschaft.

    oder um wieder mal die kulturindustrie zu bemühen: Disney gibt sich progressiv und divers auf der einen, normalisiert auf der anderen seite in den produkten aber antike herrschaftsverhältnisse wie den feudalismus. es ist meist die geschichte eines adligen, der durch ein abenteuer, eine reise oder eine andere person eine entwicklung zu einem guten adligen, also einem guten herrscher durchlebt. vielleicht sitzt mein aluhut ein wenig zu eng, aber ich sehe ohnehin eine rückkehr in eine neuinterpretation feudalistischer zustände am horizont auf uns zukommen, weswegen ich diesen aspekt sehr interessant finde. der feudalismus selbst ist das kernproblem, ein schlechter herrscher ist nur ein auswuchs eben jenes systems, was man aber bei Disneyprodukten vergebens sucht. das höchste der gefühle ist dann, wenn es einen bösen herrscher - gerne auch ein ursupator, der keinen 'naturgegebenen, rechtmässigen' anspruch auf den thron hat - durch einen guten, rechtmässigen zu ersetzen gilt.
     
    Zuletzt von einem Moderator bearbeitet: 3. Juni 2021
  22. Joss Satan in a Sunday Hat

    Joss
    Registriert seit:
    25. Dezember 2015
    Beiträge:
    12.435
    Ort:
    Dritter Stock im Beklopptenblock
    Mein RIG:
    CPU:
    AMD Ryzen 7 3700X + Scythe Mugen 5 PCGH
    Grafikkarte:
    MSI RTX 3080 Gaming Z Trio 12G LHR
    Motherboard:
    MSI MEG X570 Unify
    RAM:
    32GB 3600-18 Corsair Vengeance LPX
    Laufwerke:
    1 x SSD 2 TB Samsung 980 PRO PCIe M.2
    2 x SSD 1 TB Samsung 970 EVO PCIe M.2
    1 x SSD 1 TB Samsung 860 QVO
    Asus DRW-24D5MT
    Soundkarte:
    Creative Sound Blaster X7 + Q Acoustics 3030i
    Gehäuse:
    Fractal D. Define R6 Solid PCGH (Fractal Design Ion+ Platinum 760W, 3 x 140 mm Fractal Venturi)
    Maus und Tastatur:
    Razer Naga Pro Modular Wireless
    Logitech Craft
    Betriebssystem:
    OEM Windows 10 Pro
    Monitor:
    Alienware AW3821DW
    Was sagt denn der Verfasser? Es überfordere die Schüler: "erschweren wir den Schülern von heute, diese semantischen Feinheiten überhaupt erst wahrzunehmen". Und ein Ziel der GfdS ist explizit die Sprachförderung in den Bildungsinstitutionen. Ergo hast du da Expertise vs. Meinung. Und die Expertise positioniert sich gegen diese Meinung. Das hat es damit zu tun. Ich dachte nicht, dass ich das erklären müsste, darum hatte ich das auch nicht mit einer Gebrauchsanleitung versehen.
     
  23. Joss Satan in a Sunday Hat

    Joss
    Registriert seit:
    25. Dezember 2015
    Beiträge:
    12.435
    Ort:
    Dritter Stock im Beklopptenblock
    Mein RIG:
    CPU:
    AMD Ryzen 7 3700X + Scythe Mugen 5 PCGH
    Grafikkarte:
    MSI RTX 3080 Gaming Z Trio 12G LHR
    Motherboard:
    MSI MEG X570 Unify
    RAM:
    32GB 3600-18 Corsair Vengeance LPX
    Laufwerke:
    1 x SSD 2 TB Samsung 980 PRO PCIe M.2
    2 x SSD 1 TB Samsung 970 EVO PCIe M.2
    1 x SSD 1 TB Samsung 860 QVO
    Asus DRW-24D5MT
    Soundkarte:
    Creative Sound Blaster X7 + Q Acoustics 3030i
    Gehäuse:
    Fractal D. Define R6 Solid PCGH (Fractal Design Ion+ Platinum 760W, 3 x 140 mm Fractal Venturi)
    Maus und Tastatur:
    Razer Naga Pro Modular Wireless
    Logitech Craft
    Betriebssystem:
    OEM Windows 10 Pro
    Monitor:
    Alienware AW3821DW
    Ach, Hank.

    Selbstverständlich gibt es die. Ein Verhaltenstherapeut wird dich nie mit einer Psychoanalyse behandeln. Würde er das machen, wäre das nichts anderes als wenn dir dein Ohrenarzt den Fuß operiert.

    Dann wäre sie nicht mehr, was sie behauptet zu sein und zu praktizieren. Das werfen sich Angehörige unterschiedlicher Fraktionen auch schon mal vor.

    Das ist der eine Teil der Kulturindustrie. Der andere Teil ist The Wire, Mad Men und House of Cards. Auch Diversity schafft hier Anerkennung und Raum für Minderheitenproblematiken, das kann man wohl kaum unter "it's a trap" fassen, auch wenn dir das Motiv lieb und teuer ist.

    Kulturindustrietheorie ist kein Glasperlenspiel, wenn dem so wäre, wenn man alles vorher schon wüsste, dann könnte man sich die konkreten Analysen sparen. In Wahrheit beweist sich aber die Güte einer Theorie nicht durch eine hübsche Damenhalskette, sondern durch den Ertrag der durch sie generierten Forschung. Darum stolpern Leute, die immer nur nach dem Beleg für ihre Ansichten suchen auch ständig über ihre eigenen Füße und produzieren nur mehr Platitüden. Darin liegt aber nicht der Gewinn. Oder warum hat die MEGA 44 Bände? Bestimmt nicht damit Heinz-Dieter das Kapitel über die Kapitalbildung liest, diese als defizitär erkennt und dann die Lektüre einstellt. Schon bei einem Pessimisten wie Adorno streiten in der Geschichte immer Kräfte miteinander, sonst gäbe es auch keine Dialektik. Kritische Theorie endete bei Adorno darum in einer negativen Dialektik, weil er sich angesichts der Kräfteverhältnisse weigerte, die bestehenden Strukturen zu beschönigen. Und weil er schlichtweg Angst hatte, vor der Wiederkehr des Massenmords. Heute würde er die Kulturindustrie auch etwas differenzierter beurteilen und für ihn haben das darum auch andere getan, wie z.B. der Kapitän meines Arbeitskreises, der übrigens eine lesenswerte Einführung darüber geschrieben hat, die ich dir nur empfehlen kann.
     
    Zuletzt bearbeitet: 3. Juni 2021
  24. ProfDrAlex

    ProfDrAlex
    Registriert seit:
    2. November 2011
    Beiträge:
    23
    Ach du meine Güte. Warum die ganzen Fremdwörter? Sowas hat in nem einfachen Forum eigentlich nichts groß zu suchen, da geht es doch gerade um allgemeine Verständlichkeit. Jetzt muss ich um dich wirklich komplett zu verstehen und deine Punkte wirklich annehmen zu können auch noch zig Minuten mit googeln verbringen. Hoffe ich interpretiere damit deinen Text nicht falsch und würde mich dann über Aufklärung freuen, wenn dem doch so ist.
    Fangen wir mal an. ...

    'Die ideologisierung der Debatte'
    ... oh das ging schnell. Die ganze Debatte ist doch von Anfang an Bestandteil einer Ideologie, egal für was man ist. Oder was meinst du mit Ideologisierung? Schließlich gehört sowohl das Befürworten als auch das Gegensprechen von Gendern als Bestandteil einer Ideologie. Das Ideologisieren der Gender Debatte ist soweit ich weiß damit garnicht möglich, da Gendern schon Bestandteil einer Ideologie ist. Verstehe also was du meinst grade leider nicht, würde mich über eine genauere Erklärung freuen ohne dem Buzzword 'Ideologie'. (Da eine Ideologie durchaus sehr unterschiedlich zu Begreifen ist wie ich rechechiert habe und ich glaube das passt so als Vorwurf damit schlecht rein)

    'Unfundierte Präsuppositionen' ,... also Bedingungen die nicht erfüllt werden, womit somit die Intention des Gegenübers falsch dargestellt wird. Richtig?
    Also behauptest damit dass VaniKa die Intention von Frauen die gegen das Gendern sind falsch darstellt. Got it. Die konkrete Bedingung die du nennst wären "internalisierter Misogynie" und "gewollte Selbstabwertung", dies ist aber technisch keine Bedingung für eine Position - lediglich eine Interpretation von einer Position (warum auch Frauen gegen das Gendern sind). Egal, geht am eigentlichen Thema vorbei (hab nur viel jetzt über den Begriff Präsuppositionen gelesen und hab den halt so verstanden). Ihre Interpretation kann man jetzt teilen, dafür argumentieren oder dagegen. Ich sehe leider keine konkrete Argumentation von dir, außer dem nächsten Teil:

    Okay wirklich? Etwas kann durchaus bewusst menschenfreundlich sein, ohne dass das Gegenteil als menschenunfreundlich gilt. Wenn ich einen Obdachlosen Geld gebe, gilt das als Menschenfreundlich. Aber wenn ich es nicht tue ist es interpretierbar das ich menschenunfreundlich nicht bin? Wobei du sagt ja schon 'in dem Kontext', allerdings wüsste ich nicht wieso man vom Kontext jetzt darauf schließen kann. Menschenunfreundlich ist ja eine sehr starke Position. Du sagst ja selbst man -kann- es so interpretieren, finde ich persönlich aber sehr weit hergeholt und deine These kann damit sehr schlecht aus der Premisse abgeleitet werden, non sequitur! (wie meinst du eigentlich 'non sequitur' in deinen Statement? Weil egal wie ich es lese, nach https://de.wikipedia.org/wiki/Non_sequitur sehe ich einfach grade nicht wie das da rein passt, sehe aber auch gerne mal den Wald vor lauter Bäumen nicht)

    Okay okay okay, wo wurde denn hier ein Axiom benutzt?
    'Man fühlt sich vom generischen Maskulinum nicht mitgemeint, marginalisiert, devalviert' ist doch auch eher als subjektive Wahrnehmung zu verstehen und devintiv nicht als Axiom oder 'idiosynkratischen (und kontrafaktischen) Gefühligkeit'? Faktisch ist jetzt was nicht der Fall? Woher berufen sich diese Fakten? Wie man persönlich das generischen Maskulinum betrachtet hat ja schlecht was mit Fakten zu tun.
    Stichtwort welches VainKa in ihrem Satzt auch benutzt ist ja 'ich [..] ja auch als etwas Negatives begreife' und somit sehe ich hier wirklich schlecht irgendeine Behauptung wo von einer objektiven Wahrheit (Axion so wie ich es verstanden habe) oder 'idiosynkratischen (und kontrafaktischen) Gefühligkeit' (und was meinst du damit überhaupt genau, weil ganz ehrlich, nach googel finde ich mit den Begriffen überhaupt garkeinen Zusammenhang zur Behauptung.)


    Okay, ich mach mal Pause. Ich bin echt kein Fan deiner Ausdrucksweise und hoffe du kannst mir helfen dich besser zu verstehen. Hoffe meine Antwort wird nicht als Angriff gesehen, weil ich durchaus sehr daran interessiert dich besser zu verstehen. Aber nach meinen bisherigen Wissenstand machen deine Aussagen für mich leider nur sehr wenig Sinn.
     
    Yeager gefällt das.
  25. VaniKa

    VaniKa
    Registriert seit:
    21. März 2013
    Beiträge:
    503
    Ich danke dir schon mal für das Bekenntnis, dass das Thema bei dir Gefühle auslöst. Mal abgesehen davon muss ich aber kein "Pokémon-Gender" befürworten, um für gendergerechte Sprachen zu sein. Mag sein, dass es Spinner auf irgendwelchen Plattformen gibt, aber werden diese nicht auch immer vor allem bemüht, um sie als Strohmänner zu nutzen? Ich meine daran zu merken, dass da eben vor allem ein Feindbild existiert, zu dem man bestimmte Bestrebungen zählt. Ich glaube, "Pokémon-Gender" (falls sich wirklich jemand ernsthaft so zuordnet) stammt dann eher aus dem US-Raum (von dort stammt auch der "Apache-Kampfhelikopter" als Lächerlichmachung angeblicher Gender-Definitionen), während ja die Debatte um gendergerechte Sprache in Deutschland auch sehr deutschlandspezifisch ist, eben durch die konkreten Eigenarten der Sprache. Im Englischen hat man das Problem gar nicht derart. Also hier vermischen sich in meinen Augen eher diffuse Ressentiments, die sich allgemein gegen eine Art "Genderwahn" richten oder gegen "linke Politik". Vielleicht sollten die Kritiker sich erst mal mehr damit auseinander setzen, um was es ihnen eigentlich wirklich geht. Die Minderheiten, die ein Problem mit etwas haben, tun das sehr akribisch, aber die Reaktion darauf bleibt oft sehr allgemein und grundsätzlich. Man scheint darin lediglich irgendetwas Schlechtes zu sehen, das es abzuwehren gelte. Was ist das? Inwieweit stellt das eine Bedrohung dar und würde "die Welt" verschlechtern? In den USA hört man ja tatsächlich so Vorwürfe, Linke oder Progressive wollten die Gesellschaft zerstören ("destroy society"). Das ist nun wirklich nicht besonders ernst zu nehmen. Aber vielleicht wird in den Augen solcher Leute ja wirklich etwas sehr Wichtiges "zerstört"? Was wäre das denn, dass man derartig über sie Strenge schlagen muss?

    Was übrigens diese ganzen Gender angeht (wie war das? Facebook mit seinen 60 Gendern?), ist für mich die Frage, ob es sich dabei wirklich um ernst gemeinte Vorstellungen von Geschlecht handelt und ob man Gender in dem Kontext überhaupt als synonym zu Geschlecht begreift. Gender kann ja sehr vielseitig gedeutet werden und besteht aus mehreren Schichten. Die in Deutschland verbreitete Vorstellung, Gender sei lediglich ein "soziales Geschlecht", teile ich z.B. nicht, aber soziale Aspekte gehören definitiv dazu, wie eben auch die Gender-Performance. Ich habe mal darüber nachgedacht und mir kam die Einsicht, dass Gender in so einem Sinne vielleicht nichts anderes ist als Punk in den 1970er/1980er-Jahren. Heute würden manche so etwas vielleicht als "Punk-Gender" bezeichnen. Gender kann in dem Sinne vielleicht auch mehr oder etwas anderes meinen als nur Geschlecht. Es geht dabei vielleicht mehr um eine tiefgreifende Identifikation mit etwas und drückt eine Zugehörigkeit zu einer Gruppe aus, die sich beispielsweise über ein gemeinsames Hobby definiert. Natürlich ist so etwas gefundenes Fressen, um das bewusst anders zu interpretieren und den Leuten lieber irgendeinen Wahnsinn zu unterstellen. Auch die Aussage, "es gibt mehr als zwei Geschlechter" oder "es gibt so viele Geschlechter wie es Menschen gibt", kann man in good oder in bad faith interpretieren. Geschlecht *ist* ein Spektrum. Auf der Skala zwischen männlich und weiblich können sich verschiedene geschlechtliche Merkmale höchst unterschiedlich ausprägen. Simples Beispiel: Brustgröße bei Frauen. Es ist eine reine Definitionsfrage, ob man das Dazwischen nun als eigene Geschlechtlichkeit betrachtet oder lediglich als Bestätigung der Randbereiche. Zumal ja auch die Abwesenheit von Geschlechtlichkeit als Geschlechtlichkeit begriffen wird. Agender zu sein ist insofern keine Mischung aus zwei Geschlechtern, sondern die Abwesenheit von Geschlecht. Jemand, der agender ist, liegt nicht in er Mitte, sondern außerhalb, wodurch ein Spektrum zwischen männlich und weiblich schonmal gesprengt wird. Bei jedem Menschen sind diese verschiedenen Merkmale anders gemischt, wie ein Fingerabdruck einzigartig. Also könnte man sagen: Jeder hat sein eigenes Geschlecht. Muss man natürlich nicht. Die Frage ist eher. Wie *will* man so eine Aussage verstehen? Und warum?

    Und Geschlecht besteht eben nicht nur aus körperlichen Merkmalen, die man "sehen und anfassen" kann, sondern auch aus dem Empfinden von Menschen, sogar am Ende maßgeblich, denn wenn Kopf und Körper nicht zueinander passen, entscheidet am Ende der Kopf, weil das ja einen Menschen am ehesten ausmacht als Person. Und der Kopf bzw. das Gehirn ist streng genommen ja auch Teil des Körpers. Warum wir das also immer für weniger wert erklärt? Damit reduziert man ja Menschen auf ihre Körpermerkmale. Ohne mein Gehirn wäre ich tot und mein Körper nur eine verwesende Leiche. Alles, was ich mit dem Körper mache, beruht auf Entscheidungen meines Gehirns. Das was ich will, macht mich aus.

    Geschlecht ist ein sehr fundamentales Thema für Menschen und offenbar für die Leute, die gegen einen "Genderwahn" sind genau so, wie für die Leute, die mit so einem Begriff belegt werden. Und viele Menschen verunsichert es, ihre eigene Geschlechtlichkeit hinterfragt zu sehen. Wie sehr ist nun jeder wirklich Mann oder Frau? Das trifft gleichermaßen auf die sexuelle Orientierung zu. Wie hetero ist man nun wirklich? Auch hier ist die Frage eher: Warum ist das überhaupt wichtig, wie männlich/weiblich oder heterosexuell man ist? Machen das nicht erst gesellschaftliche Normative zu einem Thema? Ich glaube, ich verstehe die Mechanismen ziemlich gut, weil ich sie auch an mir selbst bemerke. Ich mag durchaus Geschlechterrollen, z.B. wenn mir ein Mann beim Restaurantbesuch die Tür aufhält, vorgeht und den Tisch klar macht, mir dann die Jacke abnimmt und den Stuhl zurechtrückt. Da fühle ich mich wie eine Königin. Ich finde es toll, dass es Geschlechter gibt, die so befriedigende Gefühle in der Interaktion auslösen können. Die Vorstellung einer genderlosen Gesellschaft, in der alles, was irgendwie geschlechtlich konnotiert ist, zum Tabu erklärt wird, ist für mich eine Dystopie. Und wenn nun Männer so eine Gentleman-Attitüde gegenüber Frauen völlig verlören, dann wäre das für mich der Verlust von etwas, das sehr schön sein kann. Ich bin aber auf der anderen Seite auch sehr konsequent und akzeptiere, wenn andere Dinge Vorrang haben. Als Feministin bin ich teilweise zwiegespalten zwischen meinen eigenen Wünschen und dem, was ich für richtig halte. Auf politischer Ebene würde ich mich immer für Letzteres entscheiden. Und dieses "richtig" bezieht sich vor allem darauf, wie sehr damit Leid und Unzufriedenheit anderer Menschen verringert werden kann, denen ich ein berechtigtes Interesse an Veränderungen abkaufe aufgrund ihrer Schilderungen.

    Wie würde so eine Welt aussehen, in der Heirat zwischen Mann und Frau lediglich ein Modell unter vielen wäre? Wenn das nicht mehr dieser monolithische Akt im Leben wäre? Wo bleibt da die Orientierung und der Halt? Wo bleibt die Gewissheit, dass das, was man selbst tut, auch richtig ist? "Wo kommen wir denn da hin, wenn...?" Das möchte man nicht verlieren. Man möchte vielleicht weiterhin als kleines Mädchen lernen, wo die Reise einmal hingehen wird. Die Puppen für die Vorbereitung aufs Kindkriegen und die Aufzucht, das Leben als Hausfrau. Einen Mann finden und heiraten als unverrückbares Ziel und Zeichen für ein erfolgreich gemeistertes Leben. Es macht halt vieles viel einfacher, wenn man als "normale" Person in einer Welt lebt, in der es nur diese "Normalität" gibt oder diese zumindest eine klare Leitkultur darstellt.

    Aber ist das fair für alle anderen, die nicht in dieses Schema passen? Eben nicht. Und das ist das Problem. Auch wenn man vielleicht gerne in so einer klaren Welt ohne homo, trans und Co. leben möchte, richtig wäre es nicht, das auch anderen aufzuzwingen. Und hier muss man dann das eigene Gewissen befragen. Es fällt deutlich leichter, hier zu den eigenen Gunsten zu entscheiden, wenn man die Forderungen der anderen für Quatsch mit Soße erklären kann, sie dämonisieren kann. Die sind doch der Feind! Die bedrohen doch uns! Die sind doch verrückt! Die wollen doch uns einschränken! Am Ende ist es bloß Egoismus. Der kognitiven Dissonanz wird mit der Verteufelung der anderen begegnet. Dann darf man sie hassen. Dann darf man sie jagen. Dann darf man sie einsperren. Dann darf man zumindest uneingeschränkt gegen sie sein. Alles für das eigene Weltbild, für die eigenen Bedürfnisse.

    Nein, ernsthaft über die Bedürfnisse sprechen und diese vorsichtig gegeneinander abwägen. Ja, am Ende wiegen die einen Interessen ggf. mehr als die anderen. Das ist der eigentliche Aushandlungsprozess. Z.B. finde ich nicht, dass jemand trans Personen diskriminieren darf, bloß weil sie sich nicht mit dem religiösen Glauben vertragen. Da wiegt dann das Bedürfnis der einen auf Diskriminierungsfreiheit in einem säkularen Rechtsstaat mehr als die Religionsfreiheit. Zu der Schlussfolgerung komme ich, aber das sehen einige eben auch anders. Und für mich wiegt ein emotionales Bedürfnis, sich sprachlich inkludierter oder weniger exkludiert zu fühlen eben mehr als eine sachlich nüchterne Betrachtung, die lieber alles beim Alten lassen möchte. Um welchen emotionalen Stake geht es denn bei den Gegnern? Je mehr man da mit Rationalität und Nüchternheit argumentiert, desto weniger sehe ich, wie das tatsächliche emotionale Bedürfnisse von Menschen überstimmen könnte. Da könnte man vielleicht auch einfach sagen: Da reden wir aneinander vorbei und sehen uns gegenseitig gar nicht. Da ich aber der Ansicht bin, dass hinter jeder rationalen Bemühung am Ende immer ein emotionales Bedürfnis steht, halte ich diesen Ansatz, hier alles auf einer rein rationalen Ebene betrachten zu wollen, die Gefühle vollkommen ignoriert, für nicht menschengerecht und daher nicht zielführend. Warum ist denn jemand Sprachpedant? Das ist doch viel interessanter als einfach nur über die Frage zu diskutieren, ob das nun zu viel oder zu wenig pedantisch sei. Ich bin der Meinung, wenn man Ersteres geklärt hat, sich auch automatisch Letzteres ergibt. Kurz: Warum die Abscheu? Der Pedant verschanzt sich hinter seiner Pedanterie, weil die "richtig" und "korrekt" sei. Er wolle nichts "falsch" machen und weigere sich gegen "Unsinn". Das wird ja auch immer wieder bei der Transdebatte gesagt. Man weigere sich, "biologische Fakten" zu ignorieren zugunsten irgendwelcher Gefühle. Das sei dumm und falsch. Und es gebe nur ein "richtig" und deswegen müssten alle dem folgen. Man kann Pedanterie aber auch als psychischen Knacks verstehen und nachforschen, worin der Ursprung liegt. Ist natürlich alles andere als angenehm, denn da findet man selten Gutes. Kein Wunder, dass man bis dahin gar nicht vordringen will, geschweige denn, das anderen gegenüber offenbaren, die das dann ad hominem gegen einen verwenden können. Man macht sich angreifbar, nicht nur auf der Sachebene, sondern auch persönlich, was eben noch viel schlimmer ist. Das macht ehrliche und offene Gespräche auf der Ebene menschlicher Bedürfnisse so schwierig und unbeliebt. Sie sind aber in meinen Augen die einzige Form der Auseinandersetzung, bei der man sich wirklich sieht und zu einer echten Lösung gelangen kann.
     
  26. Joss Satan in a Sunday Hat

    Joss
    Registriert seit:
    25. Dezember 2015
    Beiträge:
    12.435
    Ort:
    Dritter Stock im Beklopptenblock
    Mein RIG:
    CPU:
    AMD Ryzen 7 3700X + Scythe Mugen 5 PCGH
    Grafikkarte:
    MSI RTX 3080 Gaming Z Trio 12G LHR
    Motherboard:
    MSI MEG X570 Unify
    RAM:
    32GB 3600-18 Corsair Vengeance LPX
    Laufwerke:
    1 x SSD 2 TB Samsung 980 PRO PCIe M.2
    2 x SSD 1 TB Samsung 970 EVO PCIe M.2
    1 x SSD 1 TB Samsung 860 QVO
    Asus DRW-24D5MT
    Soundkarte:
    Creative Sound Blaster X7 + Q Acoustics 3030i
    Gehäuse:
    Fractal D. Define R6 Solid PCGH (Fractal Design Ion+ Platinum 760W, 3 x 140 mm Fractal Venturi)
    Maus und Tastatur:
    Razer Naga Pro Modular Wireless
    Logitech Craft
    Betriebssystem:
    OEM Windows 10 Pro
    Monitor:
    Alienware AW3821DW
    Mich würde mal von der Pro-Diversity- aka Regenbogenfraktion interessieren, welche Spiele ihr unter dem Gesichtspunkt Gender & Diversity besonders interessant und empfehlenswert findet. Mir ist das ja bei der Gamestar noch viel zu zaghaft ein Thema und meine vielen Vorschläge dazu werden wohl immer als zu gefährlich für das Seelenheil der Gesamtcommunity eingeschätzt (einer war z.B. mal Round-Table-Diskussionen nur mit Frauen aus der Gaming-Branche), daher mal in die Runde gefragt, ob es hierzu Spiele gibt, welche das sind und was ihr daran besonders gelungen fandet.

    Ich wollte die Frage schon beim letzten Mal stellen, dann war aber der Thread mal wieder gekapert und geschlossen worden. Diesmal ist es mir zum Glück noch reichtzeitig eingefallen. Muss nun zwar leider zur Arbeit, würde mich aber über Anregungen und Erfahrungen sehr freuen.
     
  27. ProfDrAlex

    ProfDrAlex
    Registriert seit:
    2. November 2011
    Beiträge:
    23
    Contrapoints! Yeah! Mega cool zu sehen dass du die auch kennst und anscheinend zu schätzen weißt :D.

    Die rechtliche Lage ist dort auf jeden Fall echt schrecklich, aber hier gibt es ja auch noch massive Probleme und finde es schwierig dann auf ein anderes Land zu zeigen und sagen 'aber die sind schlimmer' (hab das so jetzt von dir persönlich nicht so interpretiert, aber kriege das häufiger mit wenn man auf Probleme in Deutschland verweist). Aber ja, in Deutschland hab ich dafür das Gefühl haben wir auch noch andere Probleme - grade mit der non-binary Identifikation, da haben wir zwar das 'Divers' im Ausweis, aber sowohl sprachlich als auch in der gesellschaftlichen Akzeptanz liegen wir noch weit zurück so wie ich das sehe. Es fehlt das neutrale Gendern leider, würde mir das echt gerne wünschen weil es doch vieles vereinfacht.
    Außerdem kann man die USA da schlecht in einen Topf werde. In nem kleinen Dorf in Texas ist es natürlich grauenvoll, aber grade die vielen großen Städte wie New York, Las Vegas, etc. sind sowohl gesellschaftlich als auch rechtlich teils weiter als Deutschland.

    Vor allem verneinen viele Menschen die Existenz von der legitimen Transgender Orientierung, was besonders gefährlich ist weil wenn die Existenz erstmal bewiesen werden muss dreht man sich nur im Kreis. Die Frage 'Woher weißt du, dass du Trans bist' kann zwar durchaus interessant sein, aber wird von vielen ganz bewusst gestellt um es zu verdrehen. Es ist schließlich eine Subjektive Wahrnehmung die man nicht mit objektiven Fakten aufgreifen kann, es gibt nicht dieses eine faktische Merkmal welches einen Trans macht außer die eigene Wahrnehmung. Und wenn man immer wieder fragt 'Warum, warum warum' dann dreht man sich nur im Kreis anstatt auf die eigentlichen Menschen einzugehen und die Probleme die die Community hat anzugehen.

    Fand dort dieses Video erklärt sehr schön die Problematik von Transphobia, von Abigail falls du sie zufällig auch kennst:

    https://www.youtube.com/watch?v=yCxqdhZkxCo


    Finde ich schön beschrieben. Gender Dyphorie ist tatsächlich etwas von außen sehr schwer zu begreifendes. Man sollte sich auch immer in Erinnerung rufen - niemand will Trans sein, aber der Schmerz im geborenen Geschlecht und mit den dazu kommenden 'Auflagen' ist eben für jene Menschen unerträglich und passt überhaupt nicht mit den eigenen Selbstbild zusammen. Deswegen hasse ich auch die Argumentation es machen Menschen nur wegen der Aufmerksamkeit.
     
    VaniKa gefällt das.
  28. VaniKa

    VaniKa
    Registriert seit:
    21. März 2013
    Beiträge:
    503
    @Vicarocha Warum ich hier die Transthematik und gendergerechte Sprache immer wieder miteinander in Verbindung bringe, liegt daran, dass ich dahinter die gleichen Argumentationsmuster sehe. In beiden Fällen ist da ein emotionales Bedürfnis (geschlechtlich anerkannt zu sein und sich sprachlich inkludiert bzw. nicht exkludiert zu fühlen). Misgendering von trans Personen ist insofern vielleicht eine Art Hardcore-Variante des generischen Maskulinums. Und in beiden Fällen verschanzt sich die Gegenseite hinter Rationalität und einem Invalidieren von subjektiven Bedürfnissen und Gefühlen. Zu sagen "XY und XX, biologischer Fakt, basta" ist für mich das Äquivalent zu "So ist nun mal die deutsche Rechtschreibung/Grammatik, basta".
     
  29. Vicarocha gesperrter Benutzer

    Vicarocha
    Registriert seit:
    26. Juni 2009
    Beiträge:
    204
    Ja, Gendern ist "Bestandteil einer Ideologie", aber das macht die Ablehnung des Genderns nicht automatisch auch ideologisch, zu einer Gegenideologie o.ä. - auch gg. diesen impliziten Vorwurf richtete sich mein Beitrag. Die Ablehnung ist zunächst einmal Ideologiekritik in Form von Dekonstruktion; die Kritik auf der Sachebene, dass die Kritik am generischen Maskulinum auf fehlsamen / falschen Bedingungen, logical fallacies und Biases basiert und (in Hinblick auf die eigtl. Ziele des Genderns) kontraproduktive Effekte zeitigt, hat mit Ideologie (als weltanschauliches Mindset mit - unhinterfragten - Annahmen etc.) erstmal nichts zu tun. Dass diese Ablehnung z.T. auch ideologisch motiviert sein kann, das ist ungenommen, der Pauschalvorwurf, dass diese Ablehnung aber i.d.R. ideologisch sei, ist jedoch abzulehnen.

    Nein, VanikA sieht Kritik am Gendern durch eine Brille, die sie Verhalten / Positionen in einer ideologischen Art und Weise interpretieren lässt, durch die u.a. regelmäßig bereits im Vorfeld feststeht, dass die Ablehnung von Gendern bei Frauen das Resultat "internalisierter Misogynie" und einer "gewollten Selbstabwertung" sei - es geht also um VanikAs Präsupposition bzw. (wie ich es in Klammern präziser schrieb) Ressentiments (die durch ihre Verortung im Vorfeld auch kaum mehr Interpretation zu nennen sind, sondern Pauschalurteil). Wie soll ich da auch konkreter gg. argumentieren, als darauf hinzuweisen, dass das ein Bias ist, dem der konkrete Einzelfall egal ist und der - ohne jede Fundierung - einfach mal einen Regelfall postuliert? Das sollte konkret genug sein, ich kann auch nicht gg. die abstruse Behauptung argumentieren, dass alle Polen immer klauen wollen(!), außer dass ich darauf hinweise, dass es für diese Annahme keinerlei Rechtfertigung gibt.

    Du hast es falsch verstanden. Ich schrieb expl., dass VanikAs Aussage "in diesem Kontext auch so interpretierbar" sei, das schließt deine Ausführungen nicht aus. Wenn du nicht weißt, "wieso man vom Kontext jetzt darauf schließen kann", dann empfehle ich dir, dass du dir VanikAs einschlägige Beiträge z.B. hier im Thread durchliest (bspw. die Aussagen, die wieder Gegenstand des letzten Absatzes waren). Zu non sequitur: Sollte VanikA ihre Aussage so interpretiert wissen wollen, wie ich es skizziert habe, war das ein Verweis auf einen logischen Fehlschluss, denn aus der Ablehnung des Genderns kann denklogisch nicht per se automatisch Menschenunfreundlichkeit geschlossen werden - das hast du selbst ja richtig erkannt -, auch nicht im Regelfall o.ä., sondern es ist bspw. auch möglich (und m.E. deutlich naheliegender), dass man dem ganzen bspw. neutral gegenüberstehen könnte (was VanikA ja eher ausschließt) etc.

    Durch die (implizite) Postulierung der Existenz des - ja was eigtl.? Staatlichen, soziopolitischen, -kulturellen etc.? - Patriarchats in Deutschland... was auch immer das sein soll (statt sich bspw. auf die weniger fragwürdige Behauptung zu stützen, dass Dtld. eine patriarchale Vergangenheit hat, patriarchalische Stukturen hier und da existerien o.ä.) - VanikA und ich hatten diese Diskussion schon in der Vergangenheit, kein Grund diese aufzuwärmen.

    Du vermischst zwei getrennte Aussagen aus demselben Satz miteinander. Und ja, das man sich "nicht mitgemeint, marginalisiert, devalviert" fühlt ist eine rein subjektive Wahrnehmung, das ist doch der Kern meiner Kritik, dass dieses Gefühl nicht auf der Sachebene verortet ist und somit abseits der ideologischen Blase nicht mit viel Intersubjektivierbarkeit rechnen kann (das ist die kontrafaktische Gefühligkeit, nach der du unten fragst). Der Rest deiner Fragen beantwortet sich in meinem zweiten Beitrag an VanikA (s. #1594, 5. & 6. Absatz).

    Dann stell dir doch die Frage, warum sie das als "etwas Negatives" begreift und was das mit dem Thema Ideologie / den Axiomen ihrer Weltanschauung zu tun haben könnte. ;-)

    @ VanikA:
    Ich übergehe jetzt, dass du einfach das Gros meiner Ausführungen ignorierst (obschon sie eigtl. schon Antwort genug auch auf deinen hier zitierten Beitrag wären) und stelle stattdessen eine 'einfache' Frage: Wenn für dich nüchterne Rationalität, ja die Sach- bzw. Faktenebene und damit weitreichende Intersubjektivierbarkeit (über die Betroffenen hinaus) so problematisch sind, du subjektiven Deutungshoheiten das Wort schreibst, wie willst du dann - außerhalb einer Blase - überhaupt irgendeine lösungsorientierte Diskussion bei einem Thema mit so weitreichender soziopolitischer/-kultureller Tragweite führen können? Ein 'ich will, ich will, ich will, weil ich mich so fühle und alle Welt hat mit mir d'accord zu sein' bringt uns nicht weiter und trägt auch nicht der Fundiertheit des emotionalen Bedürfnisses (zu der ich bereits etwas schrieb) unbedingt etwas bei.
     
    Zuletzt bearbeitet: 3. Juni 2021
    ElementZero und Well gefällt das.
  30. VaniKa

    VaniKa
    Registriert seit:
    21. März 2013
    Beiträge:
    503
    The MISSING: J.J. Macfield and the Island of Memories
    Our Life: Beginnings & Always
    Gone Home
    missed messages

    Vor allem The Missing kann ich sehr empfehlen. Das hat im Gegensatz zu den anderen Spielen auch "echtes" Gameplay. Schon ein einzigartiges Erlebnis.
     
    Joss gefällt das.
  31. Spectre_II

    Spectre_II
    Registriert seit:
    8. April 2008
    Beiträge:
    1.065
    Ist euch, die Leute die hier sehr emotional "diskutieren" eigentlich klar, dass jeder andere viel lieber die Finger von dem heißen Eisen lassen wird als seinen Horizont mit euren Sichtweisen zu erweitern?

    Hier fühlt man sich in keinem Sinn wohl, wenn man nicht gerade mit inbrust für eine Seite eintreten will.
     
  32. Yeager

    Yeager
    Registriert seit:
    1. August 2008
    Beiträge:
    2.405
    Ort:
    Berlin
    Ihr werft euch gegenseitig Ideologisierung vor, du @Vicarocha und du, @VaniKa, nutzt sie aber beide selbst :D

    Verlassen wir doch mal für einen Moment die Welt hochtrabender, akademischer Sichtweisen, also die "erwachsene" Welt des Kopfes und Plans. Betreten wir mal die Welt des Gefühls ohne jahrelang ausgearbeiteten Plan, ohne bis ins letzte Yota durchdachte Ideologie, ohne entwickelte Konzepte: die Welt der Kinder.

    Ich habe letztens, ich weiß gar nicht mehr wo, ARD?, einen kurzen Beitrag gesehen, wo eine Grundschullehrerin ihre Schulkinder fragte, woran sie bei bestimmten Begriffen denken. Alle dachten beim Begriff "Polizist" an einen männlichen Polizisten. Beim Begriff Polizistin an eine weibliche Polizistin, beim Begriff PolizistIn (wenn sie ihn an der Tafel sahen, nicht vom Hören, da kein Unterschied zur weiblichen Form) waren sie unschlüssig. Vor ihrem geistigen Auge sahen sie mal einen männlichen, mal eine weibliche Polizistin. Sie sahen gemischte Gruppen oder mal das Eine, mal das Andere.

    Klar ist das keine empirisch-repräsentative Untersuchung und nein, es soll nicht heissen: "Alles klar, damit wäre alles gesagt, ab sofort ist Gendern Pflicht für alle!". Es soll nur zeigen, dass das, was als Wirkung erdacht ist (männliches Genum, das neutral sein soll, aber männliche Assoziationen erzeugt) und das, was es im Kopf / Bauch erzeugt zwei Paar Schuhe sein können. Die Frage ist nun, wie man damit umgeht, was man daraus macht. Und wie weit man gehen will. Wenn z.B. Gendern daher zur Pflicht würde, sähe ich es selbst als über das Ziel hinaus geschossen an. Ebenso hielte ich es für falsch jemanden Reaktionäres zu unterstellen, der nicht gendert.

    Ich gendere z.B. praktisch nie, aus purer Faulheit und weil es mein Gesagtes / Geschriebenes aufblähen würde. Aber auch, weil ich Probleme habe über all die Jahrzehnte sprachlich Geübtes und Gelerntes neu zu konditionieren. Das kann ich in Einzelfällen, die ich selten nutze, sehr gut, z.B. beim N-Wort oder Schnitzel-Präfixen, aber eine generelle Anpassung ist schwer. Das hatte ich schon damals mit den Reformen in den 90er Jahren, weiß bis heute in einigen Fällen nicht, wie man sie (jetzt) schreibt. Manchmal google ich es nach, manchmal nicht. Diese Rekonditionierungsprobleme sind aber rein "kosmetischer" Art, sie betreffen die äussere Form, aber nicht den Inhalt. Ich habe keine Probleme mir verschiedene Geschlechter & Orientierungen voll zu akzeptieren, sah in der Frau noch nie etwas Minderwertiges an, war für mich immer schon auf Augenhöhe mit Männern. Manchmal auch drüber, wenn man es vermehrt mit Idioten zu tun hatte, aber das wurde alsbald schnell "korrigiert" durch das weibliche Gegenstück, das zuweilen nicht so viel besser ausfiel.

    Natürlich sieht man mir das von Außen nicht an, aber ganz ehrlich, das tut man bei jemanden, der pflichtschuldigst gendert auch nicht. Wer sagt mir denn, ob dieser nicht sich möglichst höflich und achso-aufgeklärt-modern darstellen will, zutiefst aber trans- und was-weiß-ich-phobe Tendenzen hat, an uralte Geschlechterrollen glaubt und festhält? Niemand. Es gibt keine Möglichkeit zu sagen: Da schau her, er spricht so und so, also wird er auch so und so immer denken. Das ist ein Irrtum.

    Ausserdem gibt es noch widersprüchliche Effekte. Irgendwer, ich weiß leider nicht mehr wer und finde den Post gerade nicht wieder, schrieb hier, dass er bei negativen, gegenderten Schlagzeilen tatsächlich denkt, die Frauen wären nun die "Bösen", weil er den Doppelpunkt überliest und die weibliche Form sieht. Das Ganze geht also nach hinten los, statt einer neutralen Betrachtung wirkt es assoziativ gegen Frauen & Co, obwohl es so nie gedacht war. Solche Effekte beobachte ich auch bei mir selbst. Eigenartigerweise sind sie durchaus emanzipativ, also weg vom stereotypen Bild der Mann sei das Böse, die Frau das Gute. Aber sie sind genauso manipulativ, weil sie selbst dann auftreten, wenn es gar keine Frauen gab!

    Wie man dieses Problem lösen soll, dann auch noch für alle, dann auch noch absolut fair und dann auch noch so, dass keine weiteren Probleme daraus entstehen und das auch noch bei Beibehaltung der grundlegenden Strukturen der Sprache, wie sie ist, entzieht sich mir völlig. Dagegen wirkt die Quadratur des Kreises geradezu banal. Daher vertrete ich den Kompromiss-Standpunkt:

    Ich akzeptiere Gendern jederzeit, spreche mich gegen Verbote aus, aber auch gegen Gebote: möchte selbst nicht gezwungen sein und möchte auch nicht, dass man mir patriarchales und reaktionäres Denken vorwirft, weil ich das nie hatte. Ob das der Weisheit letzter Schuss ist, weiß ich nicht. Wie sollte ich das wissen können angesichts der Komplexität, die praktisch niemand überblickt?
     
    ElementZero und Namoria gefällt das.
  33. CortiWins

    CortiWins
    Registriert seit:
    17. Dezember 2016
    Beiträge:
    667
    Da du und andere scheinbar bescheid wisst, erlaubt mir doch die Frage ( und das ist jetzt völlig ernst gemeint ): gibt es sowas auch mit etwas weniger Sympathie für Menschenrechtsverbrechen? Der Youtube-Algorithmus scheint mir immer nur die irrsten Leute zu pushen.
     
  34. Maria99 gesperrter Benutzer

    Maria99
    Registriert seit:
    15. Dezember 2020
    Beiträge:
    47
    Du hast mehr Ausdauer beim Schreiben, als ich beim Lesen, das muss man dir lassen. So sehr mag ich mich gar nicht an den Detailfragen abarbeiten, mir geht's grundlegender um die Herangehensweise. Das Pokémon Gender habe ich habe zugegebenermaßen nicht recherchiert, es steht einfach exemplarisch für die Auswüchse. Außerhalb von rationalen Argumenten wirst du wohl kaum jemand darlegen können, warum es Unsinn ist, sich zu sowas zuzuordnen.
    Dass Genderideologie bspw. nie Grundlage für politische Entscheidungen sein sollte, hat doch nicht zwangsläufig was mit diffusen Ressentiments zu tun, wie du nahe legst, sondern mit der Ablehnung einer unhaltbaren "Theorie".

    Definitiv falsch ist die Aussage "Es gibt mehr als 2 Geschlechter", ganz egal wie man sie interpretiert. Die Biologie muss ich wohl nicht erklären, warum es da nur zwei gibt (innerhalb(!) deren es dann, ja, eine Art Spektrum gibt); Geschlechter im Sinn von "Gender" gibt es in dem Sinn gar nicht, die sind konstruiert. Selbstverständlich steht es jedem frei, den größten Unsinn zu glauben und je nach Körbchengröße von einem eigenen Geschlecht zu sprechen. Da fällt mir so spontan jetzt allerdings auch kein anderes Wort mehr ein als Wahn. Unfair ist es, jemandem seine eigene Ideologie aufzwängen zu wollen.

    Um mal wieder auf den leidigen Anlass dieses Threads zurückzukommen: LGTBQXY.... wird spätestens ab Q schon in sich unsinnig. Lesbische Frauen stehen auf Frauen, oder? Transpersonen sind "im falschen Körper" geboren, nicht wahr? Aber halt: Männlich und weiblich ist ja sowieso nur anerzogen! Alles nur konstruiert! Hm... Es gibt alles einfach keinen Sinn.

    Selbstverständlich darf niemand diskriminiert werden! Da werden sich die meisten Menschen einig sein, inclusive einem guten Teil der AfD Wähler, würde ich behaupten. Die schwierigere Frage ist dann nur, was Diskriminierung ist. Wo werden Transpersonen anders behandelt als andere? (Edit: Das ist keine Frage von mir, das ist ein Beispiel.)
    Wenn du glaubst, "Nur Allah darf über den Menschen bestimmen, deshalb sind Umwandlungen Sünde und gehören verboten.", dann musst du das denken und sagen dürfen, oder nicht? Wer wäre ich, dich da in deiner religiösen Identität bevormunden zu wollen? Wenn es jetzt um die Frage geht, was soll in Deutschland medizinisch möglich sein oder nicht, werden wir gut daran tun, uns von Argumenten leiten zu lassen und nicht von einem subjektiven "Aber ich füüüüüühle das so".
     
    Zuletzt bearbeitet: 3. Juni 2021
  35. 5WYR

    5WYR
    Registriert seit:
    26. Oktober 2009
    Beiträge:
    7
    Mein RIG:
    CPU:
    AMD Ryzen 3800X
    Grafikkarte:
    AMD RX Radeon 6800 XT
    Motherboard:
    Gigabyte X570 Aorus Pro
    RAM:
    32GB 3200er Corsair
    Laufwerke:
    3x SSD (1x 250GB, 1x 500GB, 1x 1TB) 1x HDD (2TB)
    Soundkarte:
    Keine SK, ein DAC Fiio E10K Olympus 2 für meine Beyerdynamic DT 990 Pro Kopfhörer
    Maus und Tastatur:
    Hyper X Alloy Elite RGB, Logitech G502 Lightspeed
    Betriebssystem:
    Windows 10 Pro 64
    Monitor:
    MSI Optix Mag322CQRV @1440p
    Liest sich wie eine Tatsache, ist aber ganz sicher keine. Auch wenn ich verstehe, was Du meinst.

    Das würde im Umkehrschluss so ziemlich jede ernsthafte Diskussion über "heiße Eisen" auf diesem Planeten ad absurdum führen.
    Denken wir also wieder jeder still für sich? Auch irgendwie unbefriedigend, vor Allem in einem Forum.
     
    Vicarocha und Namoria gefällt das.
  36. VaniKa

    VaniKa
    Registriert seit:
    21. März 2013
    Beiträge:
    503
    Das war auch nie meine Forderung. Das Problem habe ich mit so einer Verweigerungshaltung à la: "Nicht mit mir, und wenn es das Letzte ist, was ich tue! Ich werde es bekämpfen bis aufs Blut! Ihr Genderwahnsinnigen!"

    Den Gedanken hatte ich tatsächlich auch schon. Und ich habe mich gefragt, ob die gegenderte Form mit Doppelpunkt nicht doch eher weiblich wirkt. Auf der anderen Seite ist es eben auch eine Frage der Gewohnheit. Ist das neu, greifen erst mal alte Erkennungsmuster, die den Doppelpunkt eher übersehen. Aber wenn man das von Anfang an gar nicht anders kennt?

    Dann muss man sie auch nicht nennen. Wenn man wirklich nur ein bestimmtes Geschlecht meint, kann und sollte man das natürlich auch so sagen.

    Ich schrieb ja bereits mehrfach, dass mir die konkrete Lösung weniger wichtig ist, sondern dass es mir lediglich um eine Lösung geht. Da warte ich auf konstruktive Vorschläge von Leuten, die nicht krampfhaft am generischen Maskulinum festhalten wollen.

    Du kommst wieder mit der alten Leier an. Die Aussage war auch nicht, dass die Körbchengröße über das Geschlecht bestimmt, sondern dass Körbchengröße ein geschlechtliches Merkmal ist und sich unabhängig von anderen Merkmalen entwickeln kann. Somit sind die verschiedenen geschlechtlichen Merkmale von Menschen unterschiedlich ausgeprägt. Die Körbchengröße gestaltet sich fließend. Jede Größe (zwischen einem statistischen Minimum und Maximum) ist möglich, bildet also ein Spektrum. Und genau so verhält es sich mit anderen Merkmalen. Eine Klitoris kann winzig klein sein (der sichtbare Teil) oder schon fast wie ein Penis wirken. Auch Femininität versus Maskulinität gestaltet sich fließend. Es gibt maskuline Frauen und feminine Männer. Es gibt androgyne Menschen. Soziale Aspekte, körperliche Aspekte, all das bildet mehrere Dimensionen von Geschlecht, die beliebig gemischt sein können. Schau dir Sportlerinnen mit einem natürlich hohen Testosteronspiegel an. Auch eine Ebene von Geschlecht, bei der diese Frauen sich weiter Richtung männlich positionieren als der Durchschnitt. Über so etwas denkst du gar nicht nach. Du willst einfach alle Menschen in diese zwei Schubladen stecken, egal wie gut sie reinpassen.

    Geschlechtliche Ebenen:
    - Chromosomen
    - Hormone
    - primäre Geschlechtsorgane
    - sekundäre Geschlechtsmerkmale
    - Geschlechtsidentität
    - geschlechtlicher Ausdruck

    Kann sein, dass ich noch was vergessen habe. Kann man sich wie so Slider vorstellen, und jeder dieser Slider kann eine beliebige Position einnehmen bei einem einzelnen Menschen.
     
    Zuletzt bearbeitet: 3. Juni 2021
    Yeager gefällt das.
  37. Spectre_II

    Spectre_II
    Registriert seit:
    8. April 2008
    Beiträge:
    1.065
    Nicht komplett, aber du wirst sicher auch z.B. elitäre Hardwarediskussionen kennen in der sich ultimative "Cracks" über ihr Thema austauschen und man das Gefühl hat das sich jeder in seinem Schützengraben aufhält und nur auf eine vermeintliche Schwachstelle bei der Gegenseite wartet kennen. Alternativ Diskussionen über Star Citizen. ^^
    In Solchen Bereichen will keiner Posten der nicht voll im Thema steckt da er schnell das Gefühl bekommt von den Horden überrollt zu werden. Schon irgendwie unbefriedigend, gerade in einem Forum.
     
    manfred4281 gefällt das.
  38. Yeager

    Yeager
    Registriert seit:
    1. August 2008
    Beiträge:
    2.405
    Ort:
    Berlin
    Ich weiß, was du meinst, mir geht das gar nicht so viel anders als dir, obwohl ich als Mann nicht direkt betroffen bin. Es gibt aber bei dieser Holzhammer-Methode wechselseitiger Art ein grundlegendes Problem:

    Deutung / mögliche Missverständnisse

    Es kann sein, dass solch ein Satz, wie im obigen Zitat, Ausdruck ist für eine zutiefst repressalische, ur-patriarchale, höchst reaktionäre, anti-humanistische und anti-feminine Sichtweise - das muss es aber nicht! Es ist genauso möglich, dass es "nur" ein Ausdruck desjenigen war dafür, dass er sich nun anpassen soll, was er aber nicht kann, weil er dieselben Probleme hat wie ich, dabei emotional überreagiert und sich schlicht nicht anders auszudrücken weiß. Natürlich schwingt dann noch ein Fehlen von Reflektion desjenigen mit, aber die wird man ihm mit Gewalt auch nicht einprügeln können.

    Ich denke nicht, dass die Anpassungsprobleme, die ich selbst habe, dass ich da etwas Besonderes wäre, sondern dass das weit verbreitet ist, sogar unter Nicht-Männern und anderen Linken, sonst würden besagte, letzte Gruppen selbst immer wieder und fehlerfrei gendern, was nicht der Fall ist.

    Es kann sich sogar um ein Missverständnis handeln: du sprichst dann von der Option und der Wichtigkeit in ihrer Wirkung für Nicht-Männer, die ich dir keineswegs absprechen will, er hingegen sieht dann aber vor seinem geistigen Auge schon, dass sein Lieblingsbuch voller Gendersternchen in der Neuauflage raus kommt - und er kein Wort mehr versteht.
     
    Zuletzt bearbeitet: 3. Juni 2021
  39. VaniKa

    VaniKa
    Registriert seit:
    21. März 2013
    Beiträge:
    503
    @Yeager: Findest du denn das Gendersternchen (oder den Doppelpunkt) wirklich so schwer zu verstehen? Ich finde es sowohl in Aussprache als auch in Schreibweise eigentlich ziemlich simpel und halte es gerade deswegen für eine doch ziemlich elegante und schlanke Lösung. Eben kurze Pause sprechen und die Worte sind ja so auch ziemlich kompakt. Wenn man die weibliche Form nicht zu lang findet, dann ist diese ja auch nicht zu lang. Ich kaufe das den Leuten irgendwie nicht so recht ab, dass sie dermaßen Probleme damit haben. Die Probleme resultieren in meinen Augen eher aus der Ablehnung dessen, was sie mit dem Gendern politisch verbinden. Es geht mehr um das Motiv dahinter und nicht die konkrete Form. Deswegen kommen da wohl auch keine Alternativvorschläge. Es geht eher darum, das generische Maskulinum zu verteidigen, als darum, eine bessere Alternative zu finden. Aber das ist eben klassisch reaktionär. Man ist gar nicht an einer Lösung interessiert, sondern hält nur dagegen, weil man das Problem schon gar nicht anerkennt. Das geht ja auch aus der Argumentation klar hervor.
     
    NiCeDiCe gefällt das.
  40. Maria99 gesperrter Benutzer

    Maria99
    Registriert seit:
    15. Dezember 2020
    Beiträge:
    47
    Sofern du die alte Leier der Biologie meinst, ja klar - da ist Geschlecht nunmal binär. Es ist völlig unerheblich ob geschlechtliche Merkmale besonders ausgeprägt sind oder nicht. Die meisten Menschen lassen sich also ganz problemlos in die zwei Schubladen stecken, nur in Ausnahmefällen ist eine eindeutige Zuordnung nicht möglich - was aber nicht bedeutet, dass es ein weiteres Geschlecht gibt. Diese Vorstellung fühlt sich vielleicht irgendwie nett an und hat damit auch eine psychische Entlastungsfunktion, beruht aber auf willkürlichen Annahmen und Setzungen. (Es ist übrigens auffällig, dass du wieder mal besser zu wissen glaubst, worüber dein Gegenüber nachdenkt und worüber nicht. Das ist einfach anmaßend und übergriffig!)

    Innerhalb des möglichen Spektrums bei Mann und Frau sind die Ausprägungen, die sich finden, keinesfalls gleichmäßig verteilt. Und nur weil bspw. meine Gesichtsbehaarung als Frau ausgeprägter ist als bei anderen, macht mich das weder zum Mann, noch könnte man dadurch auf irgendwelche weiteren Geschlechter schließen. Sprichst du Frauen mit hohem Testosteronspiegel ihr Frausein ab? Herzlichen Dank für dieses Highlight des Feminismus!

    Deine Zusammenstellung (angeblicher) geschlechtlicher Ebenen belegt im Übrigen exakt gar nichts.
     
    Zuletzt bearbeitet: 3. Juni 2021
    Vicarocha gefällt das.
Status des Themas:
Es sind keine weiteren Antworten möglich.
Top