Was lest ihr momentan?

Dieses Thema im Forum "Medienforum" wurde erstellt von Spartan117, 23. Februar 2016.

  1. felico schrecklich unkreativ

    felico
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    Der Doppelgänger von Dostojewski

    [...] ein guter Mensch ist darauf bedacht, ehrbar zu leben, und ist nie doppelt. [...]

    Der Inhalt entschädigt natürlich für alles, aber angenehm zu lesen geht anders. Zum einen ist da meine übliche Schwäche bei russischen Namen. Ich kann sie mir weder merken noch auseinander halten. Ein Zettel und ein Stift haben mir aber enorm geholfen :ugly:

    Zum anderen ist da der Umstand, dass der Schreibstil nur selten so perfekt zum Hauptprotagonisten passt. Der Text verliert sich immer wieder in Nebensächlichkeiten, ist unkonzentriert, fahrig und sprunghaft. Und das nicht nur in den Mono- oder Dialogen der Hauptfigur, sondern immer und überall. Man ist also permanent damit beschäftigt, den Faden nicht zu verlieren und sich einen Reim auf das gelesene zu machen, eben genau wie auch unser Held verzweifelt versucht, die Geschehnisse um ihn herum einzuordnen, zu verstehen und irgendwie darauf zu reagieren. Aber trotz allen Widerstandes unaufhaltsam weiter Richtung unvermeidlichem Abgrund taumelt. Das ist zwar ziemlich erschreckend zu beobachten, aber auch extrem fesselnd bis zum Ende (und darüber hinaus).
     
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  2. Helli LI-LA-LAUNELÖWE Moderator

    Helli
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    Mit den Namen hatte ich bisher noch keine Probleme.

    Und was den Schreibstil angeht: Die Sätze können nicht lang genug sein. Ich liebe es, wenn er sich in den "Wahn" redet und immer tiefer in den Strudel eintaucht. Wie er mit einem Thema beginnt, davon abweicht und immer tiefer in das Nebenthema schlittert, um dann evtl. wieder auf das Hauptthema zurückzukommen. :D
     
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  3. felico schrecklich unkreativ

    felico
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    Ja wie gesagt, ich hab da immer so meine Probleme. Bei Schuld und Sühne ging es noch, aber hier war ich schnell raus. Wie hieß nochmal sein Vorarbeiter im Büro? Wie hieß der Arzt? War das nur der Bote oder einer seiner Vorgesetzten? :hmm: Nur Petruschka war super. Nur ein Name, relativ einfach zu merken, super. :D

    Ja, ich mag das auch sehr. Es ist großartig wenn er plötzlich abbiegt und auf irgendeinen anderen Gedanken kommt und du dir denkst "wat, das tut doch jetzt gar nichts zur Sache" und im nächsten Nebensatz sagt er zu sich selbst "Aber das tut jetzt nichts zur Sache" und kommt auf ein ganz anderes Thema, das immer noch nichts mit der ursprünglichen Sache zu tun hatte und zack, ist eine Seite vorbei. :ugly:

    Aber mal eben schnell und einfach zu lesen ist es nicht.
     
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  4. Rubilein H/\TS(H!

    Rubilein
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    Ich bin als Kind/Jungendlicher nicht mit dem Buch warm geworden. :nixblick: Vllt sollte ich mir das nach meinem kleinen Ausflug in die Populärwissenschaft mit „Eine kurze Geschichte der Menschheit“ noch einmal geben.
    Zu letzterem sei gesagt, nach jetzt gut 95 %, dass er mir zum Schluss hin einige Thesen auffährt, die er A) nicht gut belegt und B) die ich nicht uneingeschränkt teile. Der Anfang und Mittelteil hingegen ist klasse und eröffnet kleine neue Einblicke und Blickwinkel auf die Entwicklung der menschlichen Gesellschaft/Kultur :yes:
     
  5. HypNo5

    HypNo5
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    Wie ich hier ja geschrieben habe, hat es mich jetzt nicht mehr vom Hocker gehauen. Aber charmant ist es definitiv. Ich würde gar sagen, dass man den Großteil der Handlung erst als Erwachsener versteht. In den Erwachsenen sieht man sich dann vielleicht teilweise selbst oder zumindest Mitmenschen, der kleine Prinz zeigt einem, was im eigenen Leben eventuell verloren gegangen ist etc. Wenn du die Möglichkeit hast, dann gebe dem Buch einfach noch eine Chance. Es ist ja sehr sehr kurz.
     
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  6. Terranigma

    Terranigma
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    Ich liebe ja Literatur und unterhalte mich gerne darüber, aber der Literaturunterricht in der Schule ist ... böh. Teilweise, jedenfalls. The Perks of Being a Wallflower habe ich selbst sehr gerne gelesen und auch sehr gerne unterrichtet, weil man damit wirklich gut mit Teenies ins Gespräch kommen kann. Drogen, Sexualität, Liebe, die Cool Kids und Nerds sowie dieses Gefühl eine Zeit des Wandels zu durchleben, wenn man mit dem Ende der Schulzeit seinen eigenen Weg gehen wird - damit kann ich arbeiten.

    Aber das Gros dessen, was als "Klassiker" gilt - bitte nicht. Ich bin so glücklich niemals Hesse in der Schule gelesen zu haben. "Siddharta" ist kein Buch, das man mit 16 Jahren gelesen haben muss und als ich es fast ein Jahrzehnt später in die Hand nahm war ich persönlich auch bereit dafür. Hätte ich's als Jugendlicher lesen müssen, wahrscheinlich hätte ich Hesse bis heute nicht mehr mit'n Arsch angeschaut. Warum nicht überhaupt mal öfter Lektüre lesen, die schlichtweg Spaß macht: Horror, Fantasy, SciFi und so ... halt eben das, was die meisten Erwachsenen auch freiwillig in ihrer Freizeit lesen. Wie viele Menschen sagen sich schon, dass sie jetzt so richtig Lust auf "Der Vorleser", "Hamlet" oder "Effi Briest" haben.

    PS: Um die Frage "Warum nicht mal ..." zu beantworten: Weil's die Vorgaben nicht hergeben.

    PPS: Bisher dachte ich, "Im Westen nichts Neues" sei'n Klassiker der Anti-Kriegsliteratur. Ich wurde eines besseren belehrt. Gemäß aktuellen Forschungsstand scheint es lediglich einer der erfolgreichsten Ableger der Nachkriegsliteratur zu sein, der nach allerlei Revisionen durch den Autor und Verlag glattgebügelt und um fast jegliche Kriegskiritik bereinigt wurde. Insofern scheint es vielmehr ein Beispiel dafür zu sein, dass nach dem Mund schreiben sich bezahlt macht. Teilweise wurden Passagen im Verlaufe der Revisionen gänzlich im Sinn verkehrt, sodass aus anfangs kriegskritischen Passagen ein Fatalismus gegenüber WW1 wurde im Sinne von: "Konnte man nichts machen. Es musste so kommen." Das Leid der Einzelnen wird durch Betonung von Kameradschaft, Loyalität, Opferungsbereitschaft und "Wir"-Gefühl im Graben kompensiert.

    Bin noch nicht durch, aber bisher finde ich den Roman - da folge ich auch dem Nachwort - erstaunlich glattgebügelt und seicht. Er liest sich flüssig runter.
     
    Zuletzt bearbeitet: 6. April 2020
  7. felico schrecklich unkreativ

    felico
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    Aufzeichnungen eines Wahnsinnigen von Nikolai Gogol

    Wurde mir nach dem Doppelgänger vorgeschlagen und ich dachte mir ich bleibe noch ein bisschen bei den gequälten Seelen. Kurz und knackig, von Titularrat über Dr. Dolittle hin zu König von Spanien in etwas über 50 Seiten. War interessant und erschreckend zugleich.


    Jetzt widme ich mich aber erstmal der Frage, wohin Ganymed verschwunden ist :D
     
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  8. HypNo5

    HypNo5
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    Literatur in der Schule kann den Unterricht sehr gut unterstützen. Man müsse sich nur mal vorstellen, wie toll es ist, im Geschichtsunterricht den zweiten Weltkrieg durchzunehmen und gleichzeitig liest man in Deutsch Jakob der Lügner, Roman eines Schicksalslosen oder ähnlich. Oder während man über die UdSSR spricht, liest man Gulag Archipelago oder Ein Tag im Leben des Iwan Denissowitsch. Aber das erfordert eine sehr gute Zusammenarbeit über Fächer hinweg und selbst dann stößt es auf keine Freude bei Schülern, wenn diese nicht gerne lesen. Daher sollte es eine gewisse Mischung geben und das oberste Ziel sollte wohl sein, dass die jungen Leute überhaupt lesen und nicht von sperriger Literatur verprellt werden. Ich kenne auch Personen, die Literatur studiert haben und nun so übersättigt sind, dass sie sich an gar kein anspruchsvolles Buch mehr herantrauen. Das ist verdammt schade. Auf der anderen Seite, wenn man noch gerne oder regelmäßig liest, sollte man definitiv Bücher, die man als Schüler lesen musste und nicht mochte, nochmal in die Hand nehmen. Das kann die ein oder andere Überraschung bieten.

    PS: Ich war aber auch mal mit einer Person in der WG, die Deutsch auf Lehramt studiert hat. Was hat sie gelesen? Harry Potter, Twilight, Fifty Shades of Grey. Die wird sicherlich guten Literaturunterricht machen (falls sie durch Ref kommt). :ugly::hoch:

    PPS: Das gleiche gilt aber auch bei Filmen und Dokumentationen. Diese könnten den Unterricht maßgeblich bereichern. Dann schaut man Ken Burns Vietnam Dokumentation an (oder zumindest die erste Folge, da das schon verdammt lang ist) oder Shoah (ebenso lang). Oder eben Spielfilme und redet darüber, was korrekt dargestellt wurde und lernt dabei gleich Medienkompetenz. Man liest ein Buch und schaut den Film: wie funktioniet eine Adaption? Das gäbe es so viele Filme, die mir einfallen würden. Eventuell braucht man einfach eine parallel zum Unterricht laufendes Kultur-Fach, wo man zum jeweiligen Unterricht (mal Geschichte, Deutsch, Physik etc) etwas liest oder schaut oder zumindest Werke vorgestellt werden, die dann zu Hause selbstständig konsumiert werden können. Aber das lässt sich so leicht sagen. Das Bildungssystem ist so komplex und da läuft schon so viel falsch, dass diese Vorstellung einfach Wunschdenken ist. Die ganzen Lehrer/Referendare die ich kenne, würden mich mindestens sehr schief anschauen, wenn ich den Vorschlag unterbreiten würde. :D
     
    Zuletzt bearbeitet: 7. April 2020
  9. Helli LI-LA-LAUNELÖWE Moderator

    Helli
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    Ich fand diesen Übergang zum Wahnsinn toll, also vor allem das Ganze mit dem Hund. :ugly:
     
  10. DKill3r

    DKill3r
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    So, nachdem ich 1984 (im Original gelesen) jetzt durch habe, hab ich endlich mal den Tolino (shine2HD) rausgekramt, den ich vor einigen Jahren geschenkt bekommen habe und mein erstes eBook gekauft, beim lokalen Buchhändler im Shop, in diesen Corona-Zeiten ja umso wichtiger. Es handelt sich um Die Kompanie der Oger von A. Lee Martinez. Soll wohl recht gut sein wenn man Pratchett mag. :yes:
     
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  11. Rene_Hoffmann97

    Rene_Hoffmann97
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    Hallo zusammen,
    Ich bin auf der Suche nach einem Buch. Etwas mit Marketing und Branding. Habt ihr viellicht Vorschläge?
    Danke schon mal im Voraus!
    Mit freundlichen Grüßen
     
  12. batgilla

    batgilla
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    Das habe ich mir gestern auch geholt und bisher gefällt es. :hoch:
     
  13. HypNo5

    HypNo5
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    Selten kann man ein Kulturgut konsumieren, welches für ein ganzes Genre steht. Utopia von Thomas Morus fällt mir hier ein, Cyberpunk passt eher nicht, da es nachträglich den Begriff übernommen hat. Nun habe ich die Robinsonade Robinson Crusoe gelesen. Ein wahrer Klassiker, von dem wohl schon jeder gehört hat und vermutlich eines der bekanntesten Werke der Literatur ist, auch wenn die meisten es wahrscheinlich gar nicht gelesen haben und von der Handlung nur wissen, dass da ein Typ für x Jahre auf einer Insel strandet. Im Großen und Ganzen ist das Buch okay. Da es schon 300 Jahre auf dem Buckel hat (zählt als das oder eines der ersten englischen Romane) und - ich weiß nicht seit wann - als Jugendbuch gehandelt wird, hat es wenig Anspruch. Man erfährt eben das Leben von Robinson Crusoe, wie er als Junge, trotz Warnung seines Vaters, in die Welt hinauszieht und nach Umwegen dann auf der Insel strandet. Auf dieser muss er sich dann zurechtfinden, sich einrichten, Gefahren abwehren, an Umstände anpassen etc. Das alles läuft über ausufernde Beschreibungen. Wenn man eine tiefe psychologische oder soziologische Analyse des Protagonisten und der Strandung erwartet (Mensch gegen Natur, Isolation, das Erschaffen eines eigenen Lebenraums etc), dann wird man enttäuscht. Stattdessen muss man die bittere Pille schlucken, dass das Buch - unter anderem der Zeit geschuldet - hart religiös (alles ist eine Fügung von Gott und Katholiken sind blöd) und rassistisch/kolonialistisch (unzivilisierte Indianer und Neger, die gottlos sind und tanzen während sie Menschen essen) ist. Kann man gut lesen, vor allem wenn es etwas entspanntes sein soll, aber notwendige Literatur ist das hier in meinen Augen nicht.
     
    Zuletzt bearbeitet: 10. April 2020
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  14. Helli LI-LA-LAUNELÖWE Moderator

    Helli
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    Das habe ich auch noch hier, gebunden, in der "Volksausgabe 1950". :D
     
  15. HypNo5

    HypNo5
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    Ich hatte eigentlich gar nicht vor das Buch zu lesen. Aber dann habe ich es bei meinen Eltern - quasi meine Insel, in Zeiten von Corona - im Bücherregal entdeckt; ebenso eine deutsche Ausgabe (von 1949).

    [​IMG]

    Wenn du es lesen möchtest, dann empfehle ich dir dafür einen Platz in der Natur zu suchen. War ziemlich entspannt, während des Lesens, Vögel zu beobachten. :D
     
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  16. Luca201

    Luca201
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    Ich bin gerade dabei die Harry Potter Romane erneut zu lesen ist auf jeden Fall genug um einige Stunden der gewonnenen Freizeit aufgrund der aktuellen Lage zu überbrücken.
     
  17. Zac Fox

    Zac Fox
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    The Strange Case of Dr. Jekyll and Mr. Hyde

    Robert Louis Stevenson hat auf weniger als 100 Seiten eine zum Schneiden dichte, düstere Atmosphäre geschaffen - seine Beschreibungen sind dabei nie ausufernd, sondern immer präzise.
    Das eigentliche Mysterium sollte aber für die meisten Menschen, die wahrscheinlich schon von der Story gehört haben, nicht so ein Rätsel sein wie für den Protagonisten.
    Die Grundthematik hat mich etwas an Faust erinnert, wurde aber sehr gut umgesetzt, und der Fantasie des Lesers über Hydes Eskapaden wird ziemlich viel freier Raum gelassen.
    Wegen der Kürze des Buches sollte man ihm eine Chance geben, wenn man auf wohligen viktorianischen Grusel steht und nicht die Zeit für einen echten Wälzer hat (wobei das auch nicht automatisch so läuft. Heart of Darkness aus dieser Ära z.B. ist trotz seiner Kürze ganz sicher keine leichte Kost).
     
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  18. HypNo5

    HypNo5
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    Der Sandmann (ETA Hoffmann)

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    Ich wusste schon immer, dass der Typ dubios ist.

    Sehr kurze, packende Geschichte über Wahnsinn (oder nicht?).

    Weiß hier jemand, warum in diesem Buch (aber auch bei zum Beispiel Dostojewsky, Ortschaften oft abgekürzt werden? Hier, heißt es nur, die Geschichte spiele in "G.", bei Dostojewsky weiß man zwar, dass es immer in Sankt Petersburg spielt, aber oft wird im ganzen Buch nur "S." geschrieben.
     
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  19. Helli LI-LA-LAUNELÖWE Moderator

    Helli
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    Ist bei Puschkin auf dem Kindle noch schlimmer. Ich weiß aber nicht warum.
     
  20. Lurtz lost

    Lurtz
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    Meine Tochter mag den Sandmann auch nicht, ich kanns ihr nicht verübeln. Irgendein Kobold, der heimlich ins Zimmer kommt und Kinder schlafen legen will, das ist einfach nur creepy!
     
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  21. HypNo5

    HypNo5
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    Gerade mal nachgeschaut - gestern war ich zu faul - und das gefunden:

    "The omission of part of the names here, as elsewhere in the text, was done by Dostoyevsky in order to placate the censor" (Fußnote des Übersetzers bei einer englischen Version)

    Also wohl a) um Zensur zu entgehen, obwohl gleichzeitig alle wissen, um was es geht und um b) die Geschichte vom Ort zu lösen, sie so allgemeiner machend, auch wenn alle wissen, wo es spielt, c) teilweise hat man es auch bei Namen (Die neuen Leiden des jungen W., Bücher von Kafka), da soll es vermutlich eine Wirkung erzielen, dass es sich um eine reale Person handeln könnte, man diese aber - dem Journalismus gleich - anonymisiert, auch wenn alle wissen, dass es Fiktion ist.

    Dieses Lied ist immer so traurig. :(
     
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  22. Truth Busters

    Truth Busters
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    Die Singularitätsfalle von Dennis E. Taylor, dem Autor von Ich bin viele.

    Ein Sci-Fi-Buch mit interessanten Ansätzen zur Spieltheorie.
     
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  23. felico schrecklich unkreativ

    felico
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    Hab mal wieder ein bisschen Science-Fiction-Schund von diesem Wahnsinnigen beendet. Wie hieß der noch? Orlov oder so... :D

    Ganymed, Gone: Wer stiehlt schon einen Mond?

    Hat wieder sehr viel Spaß gemacht. Nur das Versprechen im Nachwort verstehe ich nicht ganz, da es fast wie eine Entschuldigung klingt. ist meiner Ansicht nach aber gar nicht nötig. Ja, das Grundthema war etwas schwerer und düsterer als sonst, aber trotzdem waren wieder genug eingestreute Referenzen, Witze und skurrile Situationen dabei, die die Avatar-Reihe so kurzweilig und die Charaktere so liebenswert machen. Sogar den Korechinesen. Sorry.... Hongkong-Chinesen, so viel Zeit muss sein.

    Ich freue mich schon auf das nächste Abenteuer der Avatar, aber vorher ein kleiner Stimmungswechsel.

    Die Letzten Tage eines Verurteilten von Victor Hugo. Schon die Einleitung hat mir gerade die Schuhe ausgezogen. DAS ist schwer und düster. Und das auch noch vor realem Hintergrund. :no:
     
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  24. HypNo5

    HypNo5
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    Schwarze Spiegel

    Aus Erlebnissen des zweiten Weltkriegs strickt Arno Schmidt hier eine Geschichte über einen Mann, der im postapokalyptischen Deutschland lebt, nachdem sich die USA und Russland im dritten Weltkrieg gegenseitig die Raketen entgegengeschossen haben. Im Kern ist es eine Anklage, die der Menschheit so einiges an Versäumnissen und Irrungen vorwirft. Das Buch hat eine sehr alternative Erzählweise, anscheinend Markenzeichen von Schmidt, in Form eines Tagebuchs mit wirrer Rechtschreibung und Grammatik, Exkursen über mathematische Ableitungen, Seefahrt, den Einfluss der griechischen Antike auf unsere Gesellschaft und so weiter; alles angereichert mit Anspielungen, die ich nicht verstanden habe und lateinischen, spanischen und aus anderen Sprachen entnommenen Sprichwörter, Zitate etc. Ich habe das als Stilmittel verstanden: entweder war der Protagonist vorher schon bekloppt oder ist es in der Nachkriegseinsamkeit geworden. Auf jeden Fall ein interessanter Kontrast zu Robinson Crusoe, den der Protagonist auch mal erwähnt und imitiert. Das ist Literatur die überrascht und etwas (für mich) Neues bietet. Vor x Wochen gekauft (hatte es hier erwähnt), dann vom Stil abschrecken und anderen Büchern ablenken lassen. Nun zum Glück in das Corona-Exil mitgenommen und gelesen. Danke Helli für die Empfehlung (des Autors). Morgen dann die nächste Geschichte, im gleichen Buch: Leviathan. In Zukunft kommt sicherlich noch mehr dazu.
     
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  25. KellogsFrosties

    KellogsFrosties
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    Der Kreidemann

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    Klingt vielversprechend und hatte eher so die Richtung Psychothriller erwartet. Tudor bedient sich anfangs sehr stark an Stephen Kings "ES", das ist auch soweit ok. Zur Mitte hin wirds auch sehr spannend allerdings kann das Buch die Spannung mMn nicht halten und verkommt zu einen normalen Krimi und sowas langweilt mich eher. Auch wenn zum Ende hin noch eine Überraschung wartet.
    Dabei ist die Idee mit den Kreidezeichen ganz cool aber ich finde, da wäre noch so viel mehr drin gewesen. So bleibt eben ein Krimi der sein Potenzial nicht ausgeschöpft hat.
     
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  26. Helli LI-LA-LAUNELÖWE Moderator

    Helli
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    Ich glaube das war auch eines seiner ersten Bücher von ihm, was ich las. :yes:
    https://www.gamestar.de/xenforo/threads/was-lest-ihr-momentan.450364/page-3#post-17617681

    Ja, ich glaub du hast Dezember rum von Arno Schmidt gesprochen, aber dann kam nichts mehr. Nur viel anderes, bist ja wieder sehr fleißig.
     
  27. IvanErtlov

    IvanErtlov
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    Es ist wieder soweit! Der druckfrische

    Spam des Monats!

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    Hier muss ich mal ganz ehrlich zugeben, dass ich mit dem Vorgänger "Elysium" trotz der überwiegend positiven Kritiken und Rezensionen keineswegs 100% zufrieden war. Es gab objektive Kriterien - sehr kampflastig, in den Battle Scenes teilweise einige Wiederholungen drinnen - und vor allem ein subjektives Bauchgefühl, das man unter "das wäre noch besser gegangen" subsummieren kann. Es kann auch daran liegen, dass ich die Reihe eigentlich als Trilogie entworfen und geschrieben hatte. Zum vierten Band hatte ich mich durch die zahlreichen Zuschriften genötigt gefühlt, und das ist nicht die beste Ausgangsbasis.

    Seis drum. Den meisten Lesern hat es gefallen. Dennoch habe ich das finale Finale dann doch etwas anders aufgezogen - und mir nach den letzten Zeilen selbstzufrieden gedacht "Ja, das ist es, 100%ig". Was wiederum bedeuten kann, dass es vielleicht den Lesern überhaupt nicht gefällt. Aber das Risiko muss man manchmal eingehen. "Götterdämmerung" hat definitiv eine philosophische, pseudoreligiöse, beinahe esoterische Schlagseite. Viele Sachen, die schon in den ersten Bänden angedeutet wurden (Zool Erkundungsmarker auf der Erde, siehe Band 1) werden er- und aufgeklärt. Natürlich gibt es wieder Raumschlachten, Bodengefechte, diesmal sogar mit waschechten Mechs. Und auch eine Krimi / Thriller Nebenhandlung. Aber das alles tritt ein wenig in den Hintergrund und macht die Bühne frei für einen mehr metaphysischen Krieg zwischen Schöpfer und Schöpfung.

    Götterdämmerung - Onurs Erben gibt es als eBook und Taschenbuch zu kaufen, es ist wie immer kostenlos für Kindle Unlimited.
     
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  28. HypNo5

    HypNo5
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    Am 13. Dezember hatte ich es gekauft, nachdem du hier dieses andere Buch von ihm vorgestellt hattest. Ich habe gerade gar nichts anderes zu tun, daher wird ein Buch nach dem anderen gelesen. Aber langsam flacht auch die Lust ab, wenn ich eine andere Beschäftigung finde (bzw. das Semester nächste Woche wieder beginnt) lese ich wohl wieder weniger (vor allem da ich nun auch zeitgleich fachwissenschaftliche Texte lesen muss). Aber ein paar Sachen habe ich noch hier, die ich lesen möchte.
     
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  29. Lurtz lost

    Lurtz
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    Ivar Leon Menger - Ghost Box. Der Tod ist nicht das Ende (:ugly:)

    Sebastian Fitzek hat einen Cameo-Auftritt, und der gibt auch die Ausrichtung von Ghost Box vor. Thrill, Thrill, Thrill mit möglichst großen Cliffhangern, wer Science in seiner Fiction sucht oder Handlungsbögen, die mehr als 5 Sekunden Nachdenken überleben, ist hier ganz falsch.
    Die Produktion als binaurales Hörbuch ist fantastisch und mit hochkarätigen Sprechern ausgestattet. Die Handlung ist zu Beginn angenehm mysteriös und stimmungsvoll, gleitet dann aber schnell in ein rein Plot- und Cliffhanger-getriebenes Wirrwarr ab, wo man nichts mehr nachvollziehen kann und einfach den Lippen der Sprecher folgen muss. Auch die Struktur ist zu bemängeln, das letzte Drittel besteht fast nur aus dem Ausbuchstabieren und in die richtige Chronologie bringen von bereits gehörten Ereignissen.
    Die Hintergrundhandlung ist sowieso völlig absurd und unglaubwürdig, reine Fantasy. Ein paar Medizinstudenten und ein Informatikstudent bauen mal eben im Alleingang noch in ihrem Grundstudium eine hochgeheime Zaubermaschine, die dann einfach so funktioniert und natürlich auch keinerlei Anforderungen an Infrastruktur etc. stellt :ugly: Yeah, auch wenn es keine Science Fiction sein will, just not buying it at all.
    Die Auflösung ist dann auch sehr eindimensional und im Grunde unspektakulär. Wie ein Fitzek eben, viel Style, keine Substanz. Wobei ein Fitzek immerhin weniger Längen hat, die über 10 Stunden sind hier definitiv zu viel.

    Der Zielgruppe scheint es zu gefallen, die Audible Bewertungen stehen bei 4,5/5 bei über 5.000 Bewertungen :nixblick:
     
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  30. Helli LI-LA-LAUNELÖWE Moderator

    Helli
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    Ich habe heute Die Farbe aus dem All von H.P. Lovecraft gelesen.

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    Westlich von Arkham liegt ein Gebiet, dass von den Einwohnern die "verfluchte Heide" genannt wird. Dort ist ein merkwürdiger Meteorit niedergegangen, und seither beginnt die Flora und Fauna auf entsetzliche Weise zu mutieren...

    Ich habe diese Woche den Film Color Out of Space gesehen, auf den ich mich schon eine Weile gefreut hatte und habe es wohl vergessen oder noch gar nicht wahrgenommen, dass dieser Film auf einer Erzählung von H.P. Lovecraft beruht. Auf jeden Fall am Folgetag das Buch gekauft... und ich bin sehr zufrieden. Die Ähnlichkeiten zum Film sind unverkennbar. Die Geschichte ist sehr spannend, es passiert so viel, dabei wird es kaum detailliert beschrieben, sondern viel der eigenen Fantasie überlassen, welche ich natürlich durch Filmbilder aufgefüllt habe.

    Wie schon zum Film geschrieben: Für mich ein Mix aus Auslöschung/Annihilation und The Thing.

    Es war tatsächlich mein erstes Buch von H.P. Lovecraft, mehr werden folgen, vor allem erst mal in Richtung Cthulhu-Mythos.

    Lieblingsstelle:
    "Er war mittlerweile auf fast alles vorbereitet und hatte sich an das Gefühl gewöhnt, dass etwas in seiner Nähe lauert und darauf wartete, sich bemerkbar zu machen."

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  31. HypNo5

    HypNo5
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    @Helli Ich habe von Lovecraft kaum etwas gelesen und empfand die meisten Kurzgeschichten als vorhersehbar jedoch atmosphärisch gut geschrieben. Was ich dir empfehlen kann, wobei das auch schon lange her ist, keine Ahnung wie meine Meinung heute wäre, ist Der Fall des Charles Dexter Ward.
     
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  32. Ich kann die wirklich empfehlen, wobei man bei ihm wirklich Künstler und Werk trennen muss und einige Werke halt auch in ihrer Zeit sehen muss, weil er klar Rassimus rüber bringt. Er hatte einfach panische Angst vor dem Fremden.

    Aber lieben tue ich seine Geschichten trotzdem.

    Für mich ist Lovecraft ein Meister darin etwas zu beschreiben, ohne es wirklich richtig zu beschreiben, was das eigene Kopfkino unfassbar gut antreibt.
    Habe die ersten Bände der Sammlung hier:
    https://www.amazon.de/Gesammelte-Werke-Band-kosmische-Schrecken/dp/3935822685/ref=sr_1_5?__mk_de_DE=ÅMÅŽÕÑ&dchild=1&keywords=lovecraft&qid=1587241898&sr=8-5

    Aus der Zeit auch unbedingt zu empfehlen sind die Conan Geschichten:
    https://www.amazon.de/Conan-Band-1-Die-Original-Erzählungen/dp/3865523897/ref=tmm_hrd_swatch_0?_encoding=UTF8&qid=1587241975&sr=8-8
    Sehr sehr teure aber hübsche Ausgaben:
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    Die zwei Autoren hatten ja eine Brieffreundschaft. Lovecraft hat dem Conan Autor beigebracht wie man innerhalb von Kurzgeschichten ein größeres Universum aufbaut und Beide haben leider innerhalb ihrer Lebenszeit keinen Erfolg gehabt.

    Wobei die Geschichten von Beiden auch Heute noch deutlich besser lesbar sind als so manch anderes Werk.
     
    Zuletzt von einem Moderator bearbeitet: 18. April 2020
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  33. IvanErtlov

    IvanErtlov
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    Ich habe mich mit dieser Brieffreundschaft vor langer Zeit auseinandergesetzt, und war ziemlich erstaunt.
    Wie du richtig sagst, Lovecraft triefte teilweise vor Rassimus, nicht nur in seinen Fiktionen. Sogar seine Zeitgenossen in dieser ganz und gar nicht empfindlichen Epoche waren teilweise schockiert, teilweise angewidert von seinen Ausfällen gegenüber Schwarzen und Juden. Aber es war Xenophobie im eigentlichen Sinn des Wortes - absolute Angst vor allem Fremden. Das war keine diffuse assholery, sondern pathologische, krankhafte Angst, die sich in fast tourette-artigen Beschimpfungsorgien kanalsierte. Überall außerhalb der wohlstrukturierten, britischen oder neuenglischen, vor allem aber weißen Urbanität lag für ihn das Grauen.
    Auch Howard hatte rassistische Untertöne, die reichlich aufgearbeitet wurden. Aber er hatte eine unglaubliche Faszination für das Fremdartige, Exotische, Andere. Statt Angst ein beinahe kindlicher Entdeckungsdrang, mit dem er Hyperborea Stück für Stück erkundete. Seine Helden, wenn auch abgesehen von Conan eher auf der melancholischen, manchmal sogar depressiven Schiene denkend, wachsen mit ihren Entdeckungen und Erkundungen, werden oft dafür belohnt, das Fremde zu suchen.
    Also eigentlich die Anti-These zu Lovecraft.
     
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  34. Terranigma

    Terranigma
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    Habe das hier rumstehen, 900 Seiten mit einem Großteil seiner Geschichten der Länge nach sortiert. Ich mag's sehr. In der Tat sind sie ziemlich vorherhsehbar und der Plot ist's auch nicht, was es für mich trägt. Man kann sie allerdings sehr gut weglesen, gerade auch weil Lovecraft einen wirklich angenehmen Schreibstil hat. Er legt viel Wert auf Atmosphäre, aber ist dabei nicht zäh. Alleine die erste Kurzgeschichte, "Dagon", umfasst ca. zwei Seiten und handelt im Kern nur davon, wie jemand an ein ihm unbekanntes Eiland strandet. Und am Ende etwas sieht. That's it. Aber wie er's erzählt, das ist toll.
     
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  35. Zig-Maen Bat-Buchstabennudelsuppe

    Zig-Maen
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    iCh kann Alan Moores Providence-Reihe empfehlen. Die setzt sich massiv mit der Person Lovecraft auseinander und analysiert auf einer psychologischen Tiefenebene mit wirklich großartigem Writing die Xenophobie. Aber auch die Homophobie die ihn durchdringt... Moore hat das super clever und schön aufgearbeitet und verquickt dabei sehr viele Geschichten von Lovecraft...

    @Helli Meine Freundin hat mir zu meinem Geburtstag eine weitere Verfilmung von dem Buch geschenkt. Wusstest du, dass es 2009 einen Deutschen Film davon gab, die sogar als eine der besten Lovecraft-Verfilmungen gilt?

    https://www.youtube.com/watch?v=4t-MxVyublk
     
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  36. Zig-Maen Bat-Buchstabennudelsuppe

    Zig-Maen
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    Ich hab das hier:

    https://www.fischerverlage.de/buch/h_p_lovecraft_h_p_lovecraft_das_werk/9783596037087

    und das:

    https://www.hugendubel.de/de/buch_g...JxO1r23JR2VooLX2va2HLw6svvIsVwJxoCBKYQAvD_BwE

    Kann ich auch beide empfehlen, wobei ich Lovecraft im Original zum Teil echt schwer finde...

    Und dann noch das und die Moore-Sammlung :D
    https://www.avant-verlag.de/comics/vom-jenseits/#cc-m-product-8783018820
     
  37. Terranigma

    Terranigma
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    So, Im Westen nichts Neues beendet. Der wiss. Kommentar, den ich vor dem eigentlichen Roman las, war durchaus kritisch mit dem Werk und relativierte seine Kategorisierung als "Anti-Kriegsliteratur", weil er doch einige typische Elemente eines Kriegsromans enthält, insb. die Herausstellung der Kameradschaft im Feld. Das sehe ich durchaus auch, aber meine Güte, ist der Roman hart. Ich las ihn mal tagsüber und mal vor'n Schlafen gehen, aber er schnürt einem Hals die Kehle ab. Einige Passagen, die sich eingebrandt haben.

    - - - - - - - -​
    Meine Mutter nimmt plötzlich heftig meine Hand und fragt stockend: "War es sehr schlimm draußen, Paul?"
    Mutter, was soll ich dir darauf antworten! Du wirst es nie verstehen und nie begreifen. Du sollst es auch nie begreifen. War es schlimm, fragst du. - Du, Mutter. - Ich schüttele den Kopf und sage. "Nein Mutter, nicht so sehr. Wir sind ja mit vielen zusammen, da ist es nicht so schlimm."
    "Ja, aber kürzlich war Heinreich Bredemeyer hier, der erzählte, es wäre jetzt fruchtbar draußen, mit dem Gas und all dem andern."
    Es ist meine Mutter, die das sagt. Sie sagt: mit dem Gas und all dem andern. Sie weiß nicht, was sie spricht, sie hat nur Angst um mich. Soll ich ihr erzählen, daß wir einmal drei gegnerische Gräben fanden, die erstarrt waren in ihrer Haltung, wie vom Schlag getroffen? Auf den Brustwehren, in den Unterständen, wo sie gerade waren, standen und lagen die Leute mit blauen Gesichtern, tot.
    "Ach Mutter, was so geredet wird," antworte ich, "der Bredemeyer erzählt nur etwas dahin. Du siehst ja, ich bin heil und dick -"
    An der zitternden Sorge meiner Mutter finde ich meine Ruhe wieder. Jetzt kann ich schon umhergehen und sprechen und Rede stehen, ohne Furcht, mich plötzlich an die Wand lehnen zu müssen, weil die Welt weich wird wie Gummi und die Adern mürbe die Zunder. [...]
    Sie schweigt. Dann fragt sie leise: "Fürchtest du dich sehr?"
    "Nein, Mutter."
    "Ich wollte dir noch sagen: Nimm dich vor den Frauen in acht in Frankreich. Sie sind schlecht dort."
    Ach Mutter, Mutter! Für dich bin ich ein Kind, - warum kann ich nicht den Kopf in deinen Schoß legen und weinen? Warum muß ich immer der Stärkere und der Gefaßtere sein, ich bin doch wirklich nicht viel mehr als ein Kind, im Schrank hängen noch meine kurzen Knabenhosen, - es ist doch erst so wenig Zeit her, warum ist es denn vorbei?
    So ruhig ich kann, sage ich: "Wo wir liegen, da sind keine Frauen, Mutter."
    "Und sei recht vorsichtig dort im Felde, Paul."
    Ach Mutter, Mutter! Warum nehme ich dich nicht in meine Arme und wir sterben. Was sind wir doch für arme Hunde.
    "Ja, Mutter, das will ich sein."
    "Ich werde jeden Tag für dich beten, Paul."
    Ach Mutter, Mutter! Laß und aufstehen und fortgehen, zurück durch die Jahre, bis all dies Elend nicht mehr auf uns liegt, zurück zu dir und mir allein, Mutter!
    - - - - - - - -​

    - - - - - - - -​
    "Eines möchte ich aber doch wissen", sagt Albert, "ob es Krieg gegeben hätte, wenn der Kaiser nein gesagt hätte."
    "Das glaube ich sicher", werfe ich ein, - "er soll ja sowieso erst gar nicht gewollt haben."
    "Na, wenn er allin nicht, dann vielleicht doch, wenn so zwanzig, dreißig Leute in der Welt nein gesagt hätten."
    "Das wohl", gebe ich zu, "aber die haben ja gerade gewollt."
    "Es ist komisch, wenn man sich das überlegt," fährt Kropp fort, "wir sind doch hier, um unser Vaterland zu verteidigen. Aber die Franzosen sind doch auch da, um ihr Vaterland zu verteidigen. Wer hat nun recht?"
    "Vielleicht beide", sage ich, ohne es zu glauben.
    "Ja, nun," meint Albert, und ich sehe ihm an, daß er in die Enge treiben will, "aber unsere Professoren und Pastöre und Zeitungen sagen, nur wir hätten recht, und das wird ja hoffentlich auch so sein; - aber die französischen Professoren und Pastöre und Zeitungen behaupten, nur sie hätten recht, wie steht es denn damit?"
    "Das weiß ich nicht," sage ich, "auf jeden Fall ist Krieg, und jeden Monat kommen mehr Länder dazu."
    - - - - - - - -​

    - - - - - - - -​
    Tjaden erscheint wieder. Er ist noch immer angeregt und greift sofort wieder in das Gespräch ein, indem er sich erkundigt, wie überhaupt Krieg entstehe.
    "Meistens so, daß ein Land ein anderes schwer beleidigt", gibt Albert mit gewissen Überlegenheit zur Antwort.
    Doch Tjaden stellt sich dickfellig. "Ein Land? Das verstehe ich nicht. Ein Berg in Deutschland kann doch einen Berg in Frankreich nicht beleidigen. Oder ein Fluß oder ein Wald oder ein Weizenfeld."
    "Bist du so dämlich oder tust du nur so?" knurrt Kropp, "so meine ich das doch nicht. Ein Volk beleidigt das andere -"
    "Dann habe ich nichts hier zu suchen," erwidert Tjaden, "ich fühle mich nicht beleidigt."
    "Dir soll man nun was erklären," sagt Albert ärgerlich, "auf dich Dorfdeubel kommt es doch dabei nicht an."
    "Dann kann ich ja erst recht nach Hause gehen," beharrt Tjaden, und alles lacht.
    "Ach, Mensch, es ist doch das Volk als Gesamtheit, also der Staat - ", ruft Müller. [...]
    "Richtig, aber bedenk doch mal, daß wir fast alle einfache Leute sind. Und in Frankreich sind die meisten Menschen doch auch Arbeiter, Handwerker oder kleine Beamte. Weshalb soll nun wohl ein französischer Schlosser oder Schuhmacher uns angreifen wollen? Nein, das sind nur die Regierungen. Ich habe nie einen Franzosen gesehen, bevor ich hierherkam, den meisten Franzosen wird es wohl ähnlich mit uns gehen. Die sind ebensowenig gefragt wie wir."
    "Weshalb ist dann überhaupt Krieg?" fragt Tjaden.
    Kat zuckt die Achseln. "Es muss Leute geben, denen der Krieg nützt."
    "Na, ich gehöre nicht dazu", grinst Tjaden.
    "Du nicht, und keiner hier."
    - - - - - - - -​
     
  38. HypNo5

    HypNo5
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    Aus der Sammlung Collected Works, die alle Werke von Flannery O'Connor, vereint und dank welches sie posthum den U.S. National Book Award for Fiction gewonnen hat und anscheinend als eines DER großen Bücher der US-amerikanischen Literatur zählt, die beiden Kurzgeschichten der titelgebenden Bücher A Good Man Is Hard to Find und Everything That Rises Must Converge sowie der Roman The Violent Bear It Away (gute Titel kann sie). Typisch für das Genre Southern Gothic (Carson McCullers, Faulkner, Steinbeck etc) sind hier alle ein bisschen bekloppt und der Schauplatz ist der US-amerikanische Süden mit all seinen Themen und Problemen, die wir heute noch kennen: Rassismus, Armut, Stadt vs Land und Religion. Hervorzuheben ist vor allem die atmosphärische und metaphorisch-dichte Schreibweise, die einen direkt in die Situation hineinwirft und einem die komplexen sowie kaputten Charaktere vorstellt. Die Geschichten sind dabei, in meinen Augen, alle relativ abstrakt, lassen sehr viel Raum für Interpretation/Analyse und bieten statt einer konventionellen Geschichte eher eine klinische Charakterstudie oder eine gesellschaftliche Analyse. Insgesamt kann ich alle drei Geschichten empfehlen und ich war fasziniert, aber genau mit dem Roman konnte ich nicht so viel anfangen, bzw. mir war das alles zu distanziert und düster, aber auch der Sprachstil hat mir teilweise den Zugang verweigert. Die Kurzgeschichten hingegen haben gut funktioniert, da sie auch nur 20 Seiten lang sind und somit konzentriert bestimmte Themen auf interessante Weise abarbeiten konnten. Generell bin ich aber weniger ein Fan von Kurzgeschichten, da sie eben so kurz sind und wenig Raum für große Entwicklungen bieten und mir auch daher wenig in Gedächtnis bleiben.

    In beiden Kurzgeschichten hat auf jeden Fall der männliche Protagonist ein großes Problem mit seiner Mutter. Zu A Good Man is Hard to Find kann man schlecht viel schreiben, da man sonst Gefahr läuft, die Geschichte zu verraten. Das Ende ist auf jeden Fall sehr interessant (und bestens zitierbar, darum vermutlich auch das Lied von Sufjan Stevens). Es beschäftigt sich unter anderem damit, wie man sich in einer extremen Situation verhält, ob sich dann die wahre Persönlichkeit zeigt oder nicht. Everything That Rises Must Converge setzt sich mit Rassismus auseinander und spielt größtenteils in einem Bus, in welchem man jetzt nicht mehr "unter sich" sein kann, weil es keine Trennung nach Hausfarbe mehr gibt. Auch für die heutige Zeit ist das Verhalten der Personen interessant, da es sich viel darum dreht, ob es Rassismus ist, wenn sich eine Person einfach noch nicht an den Kulturwechsel gewöhnt hat und noch in alten Denkschematas hängt (auf heute bezogen zum Beispiel die Verwendung von bestimmten Wörtern oder sexuelle Belästigung). Wobei ich da eine andere Meinung vertrete als die die vermutlich die Autorin treffen wollte. The Violent Bear It Away handelt von einem Jungen, der als Baby von seinem verrückten Onkel entführt wurde, der denkt er sei ein Prophet und zurückgezogen im Wald wohnt. Nach seinem Tod muss der Junge (nun circa 14) schauen, wo er bleibt. Es gibt noch einen anderen Onkel, der komplett anti-religiös ist. So ist das Buch eine große Debatte über Erziehung, Vorherbestimmung, (fundamentalistische) Religion, den Wahnsinn von wahnhafter Religion und den Wahnsinn von wahnhaftem Antitheismus, Wahnsinn generell, Autorität etc. (da kann ich aber auch falsch sein, mal Interpretationen lesen ...).
     
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  39. Helli LI-LA-LAUNELÖWE Moderator

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    Ich weiß, dass es mehrere Verfilmungen davon gibt. :yes:
     
  40. Helli LI-LA-LAUNELÖWE Moderator

    Helli
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    Ich habe gestern Götterdämmerung: Onurs Erben (Onur-Zyklus 5) von @IvanErtlov beendet.

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    Das endgültig endgültige Finale der mehrfach preisgekrönten Military Space Opera!

    Was finden die ungewöhnlichen Geschwister Shirsha und Derek im Elysium?
    Ist Onur endgültig gefallen? Und wer oder was steckt wirklich hinter dem Schwarm?
    Diese Fragen und noch so einige mehr werden in GÖTTERDÄMMERUNG, dem fünften und alles abschließenden Band des Onur Zyklus beantwortet. Die rasante Military-Spionagegeschichte mit einem Schuss Mystik und Explorer SF schließt nahtlos an den Vorgänger ELYSIUM an und erzählt nicht nur diesen, sondern die gesamte Reihe zu Ende. Mensch und Onura, Meptu und Daregh, Zool und andere Wesenheiten marschieren in ein furioses Finale, das die gesamte Galaxie verändern wird. Denn letzendlich ist alle Schöpfung mit dem Schöpfer verbunden...

    Seit Dezember 2019 wartete ich auf das Finale, was eigentlich im März 2020 (?) erscheinen sollte.
    Das Warten hat sich selbstverständlich gelohnt: Wieder wird man mit unterschiedlichsten Schauplätzen, mit interessanten Charakteren (neue und bekannte), mit Witz und Charme, mit Planeten- und Weltraumschlachten, mit lokalen Einzelschicksalen und das ganze Universum betreffenden Geschehnissen unterhalten, so dass einem die Spucke weg bleibt, auch dann, wenn man mit dem Buch schon durch ist und darüber sinniert, was eigentlich alles in knapp 300 Seiten dieses Science-Fiction-Romans gepresst wurde, bis man zur Erkenntnis kommt: Eine MENGE.

    Die gewohnten Spitzen gegen Politik und Promis sitzen (wer will schon einen zweiten Dieter Bohlen?), ein paar Zeilen Erotik werden auch wieder eingestreut... es ist also alles so wie man es kennt und liebt und wie man es auch irgendwie vermissen wird, dessen bin ich mir jetzt schon sicher.

    Persönlich betroffen aber auch neutral von außen betrachtet muss ich natürlich erwähnen, dass es ein mit Worten kaum zu preisender Schachzug von Herrn Ertlov ist, dass er im Roman teilweise leicht veränderte, aber auch originale Namen seiner Leserschaft als Charaktere einbaut und ihnen damit, so empfinde ich es zumindest, eine Art von Danksagung ausspricht, die seinesgleichen sucht. Hier existiert eine Wertschätzung den Lesern gegenüber, die auf Gegenseitigkeit beruht.

    @IvanErtlov ich danke dir für die vielen unterhaltsamen Stunden und fiebere den nächsten Werken entgegen, sei es jetzt Kriegerehre (nicht mehr Kriegerstolz) oder deinen gesamten anderen Projekten, an denen du uns teilhaben lässt. :)


    Lieblingsstellen:
    "Gleich rechts außen abgedriftet schiebt sich die gleittaugliche Thüringen dem Feind entgegen, ein klobiges, vorgestrig wirkendes Ungetüm. Lediglich der linke Flügel, frisch im herrlichen Signalrot gehalten, wirkt einem Flottenschiff angemessen, hat Würde, strahlt Anstand und Moral aus."
    "Die Pyramiden von Gizeh, die Nazca-Linien und der fünf Meter hohe Vergessenskristall in der Siarat-Höhle unter Bielefeld - all das waren Erkundungsmarker gewesen."


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