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Dieses Thema im Forum "Medienforum" wurde erstellt von Spartan117, 23. Februar 2016.

  1. Razmael

    Razmael
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    Salih Jamal – Orpheus: Musik, Liebe, Tod.

    In "Orpheus" zieht Salih Jamal einmal die Schöpfkelle durch die griechische Götterwelt und schleudert die Suppe in unsere Gegenwart. Da gibt es dann Figuren wie den herrischen Großvater Zeus, bei denen der Draht zur Vorlage enger ist, während andere Figuren und Elemente über kleine Ähnlichkeiten und namentliche Verweise nicht hinwegkommen. Clever ist, dass man auf diese Weise gleich ein Gefühl dafür hat, in welcher Weise und auch in welchem Umfang die Familie des Erzählers kaputt ist. Dass seine Geliebte überdies seit 4 Monaten verschollen ist, und sich der Gute Orpheus erst einmal tüchtig und beeindruckend wortgewaltig seinen Kummer von der Seele klagt, dürfte ohnehin keinen Zweifel daran lassen, dass es sich um eine düstere Geschichte handelt.

    Wo die Sprache und auch die getätigten Beobachtungen über das Leben, unsere Gesellschaft und das eigene Innere teils herausragend sind, ist es zu den Problemen der Geschichte allerdings auch nicht allzu weit: Sie will zu viel auf einmal, die Schwankungen im Ton wirken teils ungelenk, und im schlimmsten Fall wird es sogar platt. Beispiel: Ein Killer wird als absolut gefühlskalter, systematischer Kerl beschrieben – vom Aufbau her total schlicht, aber es ist im Kontext glaubwürdig, und das Bild wird transportiert. Im letzten Moment entscheidet der Autor, ihm noch ein paar Metal-Scheiben in die Bude zu tun, wobei er statt "Metal" auch "Metall" schreibt. Wirkt an dieser Stelle wie ein Fremdkörper, zumal dann auch noch Bands aufgezählt werden, die nicht so recht ins Bild passen (Carcass wäre wohl die bessere Wahl gewesen als etwa Venom :teach:).

    Ebenso ist der Erzählfluss leicht suspekt. Etwa um die Hälfte rum werden äußerst wirkungsvoll alle Karten auf den Tisch gelegt, aber an diesen vorzeitigen Höhepunkt kann der Teil danach einfach nicht mehr anknüpfen. Prinzipiell ist der Roman schon sehr beeindruckend, gerade wenn der Erzähler am nächsten Dammbruch angelangt, aber es fehlt der letzte Schliff. So sind auch das/dass-Fehler keine Seltenheit, was angesichts der sprachlichen Qualität befremdet.

    Klingt jetzt alles negativer als gewollt, denn das Buch war abgesehen von den angesprochenen Makeln echt ein Genuss, allerdings habe ich die schwächere, zweite Hälfte am Stück gelesen und ärgere mich entsprechend gerade über das Abflachen der Erzählung gegen Ende hin. :)
     
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  2. legal Der Zufall und die Zeit Moderator

    legal
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    Die c23 Reihe von Ralph Edenhofer. Ist Science Fiction aber spielt in unserem Sonnensystem und kommt ohne abgedrehte Technik aus. Die Menschheit lebt zwar auf vielen Planeten/Monden, aber Reisen dauern halt einige Wochen und außerhalb der Beschleunigungs- und Verzögerungsteile der Reise, herrscht halt Schwerelosigkeit. Genau so auf Teilen vieler Habitate wenn sie nicht außen in den Rotationssektionen liegen.

    Zu Beginn begleitet man einen gezüchteten und genetisch verbesserten "Mutanten" auf seiner Reise, die ihn auf die durch den Klimawandel schwer gezeichnete Erde führt und eine Sicherheitsoffizieren eines Megakonzerns, die in einer (unterirdischen, wegen der Weltraumstrahlung) Stadt auf den Mars ihren Dienst tut. Als etwas sonderbares mit einigen Mutanten passiert, schlägt die Stimmung vor allem auf der Erde gegen die Mutanten um und es kommt zu Konflikten die bald systemweite Auswirkungen haben,auch zwischen den wieder erstarkenden Nationalstaaten wie der Europäischen Föderation und den Mega-Konzernen. Inkl. Weltraumschlachten.

    Sehr spannend, sehr gut geschrieben. Bin jetzt mit Band 3 fertig, lese den Kurzgeschichtenband und mache dann mit Band 4 und 5 weiter.
     
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  3. Captain Tightpants "Gefällt mir"-Bot

    Captain Tightpants
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  4. tolotos*

    tolotos*
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    Lev Grossmann - The Magicians
    Auf den ersten Blick vor allem eine Dekonstruktion von märchenhafter Fantasy an den konkreten Beispielen Harry Potter und Narnia. Vor allem, indem für die entsprechenden Geschichten Protagonisten gewählt werden, die (bis vielleicht auf Alice) sehr wenig in das Bild eines Helden passen. Gefallen haben mir hier aber auch die Aspekte der Belanglosigkeit eines typischen Magiers im einen Teil, die Schonungslosigkeit der Welt und Reaktion der Protagonisten darauf im anderen. Ich glaube noch mehr als eine Ausseindersetzung mit dem Genre oder den konkreten angesprochenen Geschichten ist das Thema aber die Einstellung und Gefühlswelt des Hauptcharacters Quentin, der nicht mit seinem Status in der Welt zufrieden sein kann und eine depressive Grundhaltung hat. Die Frage, ob es in seinem ziellosen Zustand überhaupt sinnstiftende Entwicklungen gäbe (real gemachte Flucht in die verschiedensten Fantasiewelten inklusive), steht dabei im Vordergrund. Dadurch, dass ich von seinen Gedanken recht weit enfernt bin, und allgemein nicht wirklich die Suche nach einem "Sinn des (eigenen) Lebens" als bedeutungsvoll empfinde, sind die Hauptthemen des Buchs für micht nicht ganz so interessant gewesen. Der Plot nimmt erst sehr spät richtige Konturen an (das ist aber sicher Absicht sowohl im Einklang mit der Dekonstruktion als auch mit dem Thema der Sinnsuche). Die erste Buchhälfte im magischen College bleibt durch durch die große abgedeckte Zeitspanne eher eine Aneinanderreihung von Anekdoten als eine packende Handlung. Auch das ist sicher gewollt, aber beides war für mich auch etwas was meine Freude an der Lese-Erfahrung gemindert hat. Sehr unsicher bin ich mir über das Ende, dass ich überhaupt nicht einordnen kann.
    Auf den ersten Blick macht es für mich keinen Sinn, nach Fillory zurückzukehren, das vorher auf die verschiedensten Arten dekonstruiert wurde
    Aber ich vermute, die Fortsetzungen geben mehr Aufschluß darüber, was der Autor mit dem Ende sagen will. Insgesamt kann ich das Buch gerade bei Interesse am Angesprochenen durchaus empfehlen - das, was es machen will, macht es gut. 3/5
     
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  5. Ingo311

    Ingo311
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    Hallo zusammen,

    ich bräuchte mal eine Empfehlung von Euch. Ich lese hier viel im Stillen mit bin aber selbst nicht sehr aktiv im Schreiben von Beiträgen.
    Ich lese im Moment nicht ganz so viel, da ich nur noch aus dem Homeoffice arbeite und ich somit keine Fahrten mehr habe, auf denen ich sonst sehr viel gelesen habe. Eingentlich lese ich im Moment nur ein bisschen morgens und abends.

    Mein Geschmack ist eingentlich sehr breit gestreut. Ich mag Fantasy, Science Fiction, Action, Historie und Thriller. Einzig mit gehobener Literatur komme ich nicht so klar (Kafka, Brecht etc.). Da fehlt mir einfach die Zeit zu. Sollte ich vielleicht auch mal mehr machen, aber im Moment ist es nicht meins :groundi:. Im Moment möchte ich einfach spannende Geschichten zum Abschalten.

    In letzter Zeit habe ich mehrere Bücher von Clive Cussler (Dirk Pitt), Alex Lukeman (Weiße Jade), Ben Coes (Power Down) gelesen, welche sehr unterhaltsam waren. Da ich auch schon die große "4" im Alter habe, finde ich Bücher aus den 80ern und 90ern (Cussler, Clancy, usw.) besonders interessant.

    So, nun zu meiner Frage. Ich hatte vor Jahren mal Tom Clancy (Der Anschlag und Im Sturm) gelesen und fand die Bücher sehr spannend. Vor allem auf geopolitische Geschichten mit "Was-Wäre-Wenn" sowie militärischen Konflikten (gerne auch kalter Krieg) hätte ich Lust.
    Hatte aus diesem Impulse eben erst ein altes Buch von W.E.B. Griffins (Soldaten Sage - Lieutenants) gelesen (ich weiß, ist eher Richtung WW2), bei dem mir aber zu wenig Aktion war.

    Hat einer vielleicht von Euch eine Idee, für Bücher, die in die Richtung "Im Sturm" von Clancy gehen? Ich habe mal bei Amazon geschaut und folgende Kandidaten sehen insteressant aus. Vielleicht kenne einer von Euch welche und kann was dazu sagen.

    Interessant wären:
    Andrew Watts - Die Architekten des Krieges Reihe
    Andreas Eschbach - Ausgebrannt
    R.E. McDermott - Tom Dugan Reihe (Tödliche Passage, Tödliche Küste, Tödliche Überfahrt)

    ansonsten Ludlum, Cussler oder Clancy. Vielleicht könnt Ihr mir da ein Buch empfehlen. Leider habe ich immer den Tick, dass ich bei Reihen von Büchern gerne mit dem ersten anfange. Bei Clancy und der Jack Ryan Reihe könnte das eine weile dauern, was mich bei meiner begrenzten Zeit etwas abschreckt. Wäre auch gut, wenn es nicht unbeding 1000 Seiten mit langatmigen und genausten Beschreibungen von irgendwelchen Details wären.
    Würde mich sehr über eine Empfehlung freuen!

    Vielen Dank schon mal!
     
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  6. MrBurns uncooler Geostalker

    MrBurns
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    Nigel hat ein Problem. Immer wieder sind Dinge, die er erlebt hat, plötzlich gar nicht passiert. Eines Tages ist seine erste Freundin nirgends zu sehen, und niemand hat sie je gekannt, eine andere Freundin ist auf einmal seit Jahren tot, und allgemein scheint nichts besonders lange so zu bleiben wie es zunächst scheint. Die Tatsache, dass Zeitreisen mit der Sache zu tun haben könnten, macht alles noch rätselhafter.

    Ich bin durch Zufall auf dieses Buch gestoßen und habe einen Glückstreffer gelandet. Normalerweise lese ich nur abends maximal ein halbes Stündchen im Bett, aber diese 350 Seiten habe ich innerhalb von drei Tagen verschlungen. Die Grundidee fand ich derart originell, dass der Zeitreise-Aspekt fast schon ordinär wirkte. Bei Letzterem stand zum Glück nie wirklich die Technik im Vordergrund (hier wurde ja vor Kurzem schon angerissen, dass SciFi Handlung und Charaktere manchmal eher vernachlässigt), alles fügte sich harmonisch zusammen.

    Ich mochte die Charaktere, die teilweise ziemlich melancholische Stimmung hat bei mir ebenfalls einen Nerv getroffen. Gerade die erste Hälfte der Geschichte war wunderbar mysteriös und ließ mich ein kurzes Kapitel nach dem nächsten lesen. Leider konnte der Autor das Niveau für meinen Geschmack danach nicht mehr ganz so hoch halten, und ein Teil der Einzigartigkeit ging etwas verloren. Nichtsdestotrotz wollte ich unbedingt wissen, wie es weiter geht und wie die Sache endet.

    Wer eher persönliche Zeitreisegeschichten mag, dem würde ich Unhappenings auf jeden Fall empfehlen.

    Lieblingsstellen© by @Helli

    If that didn't work, plan B was to simply not care what they thought, and patiently wait for them to never have thought it.

    "Where are we going?" We had only gotten a dozen meters or so from the building.
    She stopped and gave me a scolding look.
    "Really?" she said. "Really. Where are we going." She tapped my chin with her finger. "Where... is your sense of adventure?"
    At that simple touch, I could feel myself blushing. I hoped it was dark enough not to be obvious. I also hoped it was just a tiny bit obvious.

    "Whatever you are thinking at the time, whatever you are feeling at that moment, try to remember..."
    She looked down. A single tear dropped into her coffee. After a beat she took another sip from it. Quietly, she said, "Try to remember that someday after that, I came back here to tell you how sorry I am."
     
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  7. Lurtz lost

    Lurtz
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    Ich wollte mich mal bei allen Teilnehmern hier für die ganzen Eindrücke bedanken :) Einer meiner liebsten Threads hier momentan :yes:
     
  8. IvanErtlov

    IvanErtlov
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    Da würde ich dir generell Reihen empfehlen, in denen die Bände komplett alleinstehend sind. Natürlich solltest du mit dem ersten anfangen, aber es gibt dann keine Cliffhänger oder Dutzende Querverweise.

    Prominente Beispiele:

    Die Jack Reacher Romane - das ist zwar Fastfood mit dem Tiefgang eines Schlaubootes, aber spannend sind sie allemal. Ein paar sind sogar richtig, richtig gut, vor allem jene, in denen die verschwörung politisch wird.
    Wenn es philosphischer & psychologischer sein soll - Der unvermeidliche Tod des Lewis Winter von Malcom Mackay.
    Von David Baldacci düfte dir auch so einiges zusagen, aber da lies erst die Klappentexte, der hat von Lokal-Thriller bis zru Weltenverschwörung so ziemlich alles im Angebot.
     
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  9. MrBurns uncooler Geostalker

    MrBurns
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    Ich zitiere mich an dieser Stelle einfach mal selbst:

    "Die Inhaltsangabe ließ mich erwarten: ein Buch, in dem es um eine Welt geht, die die letzten Tropfen Öl verbraucht, um zusammenbrechende Gesellschaften, um Überlebenskampf etc.
    Bekommen habe ich: ein Buch, in dem ein junger Mann in die USA zieht, um die Welt zu erobern, das von Aufstieg und Fall handelt, von Gier... ach ja, und von Öl."

    Das Buch dürfte deine Kriterien nicht erfüllen, da eigentlich im Laufe fast der gesamten Geschichte (noch) nichts wirklich ausgebrannt ist. Es geht eher um begrenzte Ölressourcen im Allgemeinen und um den Weg zu einer Welt ohne Öl, aber insbesondere militärische Konflikte sind ganz definitiv kein zentraler Bestandteil.
     
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  10. Ingo311

    Ingo311
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    Hallo Ivan,

    vielen Dank für deine Antwort. Baldacci hatte ich auch schon mal auf den Schirm. Ich werde mir die Bücher da mal anschauen.
    "Der unvermeidliche Tod des Lewis Winter" ist glaub ich nicht so meins. Sieht nach einem Krimi aus. Da ist mir nicht so nach :-). Trotzdem danke für den Tipp.

    Ich werde mir aber auf jeden Fall mal deine Bücher anschauen. Fantasy und Science Fiction lese ich sehr gerne und Stargazer wird hier nur in den höchsten Tönen gelobt. Obwohl SiFi schon ein bisschen her ist. Als letztes habe ich da "Die Hyperiongesänge" von Dan Simmons und Bücher von John Scalzi gelesen. Ein paar Teile der Sieben Sonnen Reihe von Keven J. Anderson waren auch dabei.
    Geht dein Buch da auch so in die Richtung? Dann lasse ich das vielleicht erstmal mit Thriller... :leuchte::groundi:
     
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  11. Ingo311

    Ingo311
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    Hi,
    vielen Dank für deine Antwort. Hat mich zum lachen gebracht, weil man hier wieder sieht, wie weit doch Erwartung (durch Klappentext) und Realität auseinander liegen können. Schade eigentlich. So ein Kapf ums Öl Szenario wäre schön gewesen. Hättest Du vielleicht einen anderen Tipp in der Richtung?
     
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  12. IvanErtlov

    IvanErtlov
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    Stargazer ist eigentlich Space Opera mit viel schwarzem Humor. Also ja, manche Formulierungen können an Scalzi erinnern, das Setting ist so groß wie Hyperion, auch wenn das erst in Band 2+3 richtig ausgespielt wird. Näher an Scalzi ist sicher mein Onur-Zyklus und die Avatar Reihe.
    Meine Fantasy könnte man am ehesten als eine mischung aus postapokalyptischem Conan und Pratchett einordnen.
     
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  13. felico schrecklich unkreativ

    felico
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    Ich bin jetzt mit "Der Gesang der Flusskrebse" von Delia Owens durch und es war wirklich bin zum Ende deutlich mehr Coming of Age/Romantik/Beziehungskrams als Krimi, wie ich ursprünglich gedacht hatte. Die Gerichtsverhandlung als Höhepunkt war trotzdem sehr spannend, obwohl eigentlich recht unspektakulär. Da lohnt sich dann aber der lange emotionale Aufbau im Vorfeld.

    Jetzt hab ich mit "Der lange Weg zu einem kleinen zornigen Planeten" von Becky Chambers angefangen. Macht bisher Spaß, mir gefällt das World Building, auch wenn man von Anfang an mit recht vielen Begriffen konfrontiert wird, die nicht immer sofort eindeutig erklärt werden. Aber das kann ja auch positiv sein. Sci-Fi geht sowieso immer, Charaktere sind sympathisch, passt soweit.
     
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  14. IvanErtlov

    IvanErtlov
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    Gute Wahl, großartiger Roman.
     
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  15. HypNo5

    HypNo5
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    Yokohama Kaidashi Kikou (Hitoshi Ashinano)

    Ein Manga genau nach meinem Geschmack, der mich im Hinblick auf Stil und Stimmung sehr an einen weiteren Favoriten erinnert hat: Mushishi. Es ist wirklich schade, dass er nie außerhalb Asiens erschienen ist, denn gerne hätte ich ihn draußen in der Natur gelesen. Man kann sich also denken, über welche Quellen ich den Manga gelesen habe. Yokohama Kaidashi Kiko ist eine unüblich Endzeitgeschichte. Der Meeresspiegel ist massiv gestiegen und hat Landschaften und Städte verschluckt, Mt. Fuji ist ausgebrochen, die Natur hat zu weiten Teilen Japan zurückerobert, es leben nicht mehr viele Menschen, aber stattdessen gibt es humanoide Roboter und mystische, leuchtende Bäume, die wie Laternen aussehen oder Pilze, die Gesichter haben. Es ist das Zeitalter des ruhigen Abends, die Nacht der Menschheit. Das Genre ist dabei - Namedropping - Iyashikei, Mono No Aware, Slice-of-Life. Wir begleiten Alpha, eine Roboterin (?), die ein Café führt, aber, da sie kaum Kunden hat, beobachten wir eher, wie das Gras wächst, wie sie mal etwas repariert oder mit dem Mofa unterwegs ist, um eine Foto zu schießen oder Kaffeebohnen zu kaufen. Im Endeffekt passiert narrativ fast gar nichts, aber genau deswegen ist es sehr meditativ, ruhig und strahlt eine unglaubliche schöne und positive, aber leicht melancholische, Stimmung aus. Es wird einfach täglich gelebt und mit den Umständen umgegangen. Die Endzeit ist hier kein Drama und kein Trauma: es ist eben so. Mysterien werden nicht geklärt und Handlungsstränge liegengelassen, denn das Leben ist eben so. Die Zeichnungen der Natur sind wunderschön, es gibt keine unnötige Action, niemand wird sexualisiert (es gibt für mich einfach nichts schlimmeres; vor allem in japanischen Medien). Von Anfang bis Ende ein tolles Stück Kunst, welches man idealerweise häppchenweise konsumiert, mal ein paar Tage kein Kapitel, dann ein paar hintereinander. Man kommt runter vom Alltag, entspannt, das Herz wird ein bisschen gewärmt und es geht wieder weiter.

    Kitchen (Banana Yoshimoto)

    Hmm. Ich bin davon ausgegangen, dass das Buch im Original auf Englisch erschienen ist und ich glaube, dass ich sogar danach recherchiert habe. Aber da habe ich mich wohl geirrt, vielleicht wegen "Banana", vielleicht weil auch die deutsche Version "Kitchen" heißt. Naja, das Englisch war verständlich, aber ich hätte dann doch lieber die deutsche Version gehabt. Zum Buch an sich: ich war/bin im Moment nicht in der richtigen Stimmung gewesen. Die Geschichte ist schön und traurig, hat einen angenehm bodenständigen, aber auch leicht magischen Stil und verpackt eine Vielzahl von unterschiedlichen Themen - Verlust und das Leben danach, Transsexualität, Liebe - auf wenige Seiten. Sowohl die titelgebende Geschichte "Kitchen" als auch "Moonlight Shadow" haben mir gefallen, aber so wirklich mental anwesend war ich während ich gelesen habe nicht.
     
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  16. HypNo5

    HypNo5
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    :schreiben: (hätte mal wieder Lust auf Fantasy, aber ich will jetzt erst einmal keine neuen Bücher kaufen :Poeh:)

    Wirklich als Review kann man meine paar Sätze ja nicht bezeichnen und zu mehr bin ich auch nicht richtig imstande. Nachdem ich mich "früher" immer etwas gequält habe bei dem Versuch einen intelligenten Text zu schreiben, bleibe ich mittlerweile einfach bei kurzen Eindrücken und einem "Hallo, ich habe wieder was gelesen, vielleicht für wen interessant". Vielleicht bringt es dann Personen hier zum Kauf (wie dich bei Max, Mischa) oder es entsteht ein seltens, kurzes Gespräch. Aber oft fühle ich mich auch wie ein Selbstunterhalter und bei manchen Büchern sehe ich keinen Grund etwas zu schreiben (was mich dann aber nicht davon abhält). :D

    Hast du denn Kafka on the Shore beendet? Das hattest du doch gelesen?
     
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  17. roflkong3

    roflkong3
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    Letztens erst gelesen, fand die Reihe auch mega gut. Die Welt ist stimmig und ein bedeutender Teil der Story und nicht einfach da wie so oft bei anderen Reihen. Die Charaktere sind stimmig. Die Action Szenen gut. Es setzt sich mit schwierigen Themen wie Wut usw. auseinander und Mark Lawrence traut sich was! Denn es kommt nicht oft vor, dass in Büchern die Hauptpersonen das gleiche Geschlecht bevorzugen. Wird nicht die letzte Reihe von ihm gewesen sein.
     
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  18. roflkong3

    roflkong3
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    Oder auch Nonas Verständnis von Freundschaften. Sage da nur Klettie
    Die Novizin, die die anderen am Ende des ersten Buches Verrät
    Oder das er sich n Rätsel ausgesucht hat das bis zum Ende nicht richtig gelüftet wird.
    Argatha + 4 Herzen
    Oder das in der Reihe zwei Dämonenarten vorkommen.

    Oder dass er das Ende quasi zwischendurch in Buch 1&2 erzählt hat.
     
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  19. DKill3r

    DKill3r
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    Gleich mals als eBook ausgeliehen in der Bücherei. :yes:
    Aktuell lese ich "Start With Why" von Simon Sinek, bin ich durch's Studium drauf gekommen, da der Dozent uns letztens einen Clip von Simon bei TED gezeigt hat. :yes:
     
  20. Rhaegar

    Rhaegar
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    So, Elantris von Brandon Sanderson hab ich jetzt beendet und es hat mir richtig gut gefallen. Problem ist, dass ich gerade nicht so recht weiß, wie ich jetzt weitermachen soll... Stormlight Archive klingt mir spontan zu viel nach klassischer Fantasy und Mistborn gibt es nicht für den Kindle (für die Originalausgabe fehlt mir gerade der Nerv) :aua:.
     
  21. Fang Ewiger Zweiter

    Fang
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    Das ist ganz sicher keine klassische Fantasy.
     
  22. abelian grape Normalteiler

    abelian grape
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    Ich habe zumindest die Mistborn-Reihe auf meinem Kindle und hier finde ich zumindest den ersten Teil der ersten Reihe (sogar für nur 99 Cent).

    Ansonsten kann ich noch Arcanum Unbounded empfehlen - das enthält auch noch Elantris und noch ein paar andere Kurzgeschichten. Vor allem aber gibt es auch etwas mehr Einblick in das Cosmere, also die Welt, in die Sanderson diese Geschichten einordnet. Mistborn ist da auch angesiedelt und mit etwas Background liest sich das auch nochmal etwas spannender - dasselbe gilt in einem noch stärkeren Maß für das Stormlight-Archiv. Das würde ich jetzt auch nicht als klassische Fantasy bezeichnen, zumindest nicht in meinem Verständnis. Es gibt kein ganz klassisches "gut-böse" Schema, sondern allerlei Interessen, Fraktionen und eine übergeordnete Handlung, welche im Verlauf immer mehr in den Vordergrund rückt (dafür ist auch ein generelles Verständnis vom Cosmere ganz hilfreich, weil sonst das Konzept von "Gottheiten" im Cosmere evtl. etwas ungewohnt ist). Die Welt vom Stormlight-Archiv ist auch sehr kreativ und unterscheidet sich stark von unserer und - typisch für Sanderson - gibt es wieder ein recht interessantes und formalisiertes "Magiesystem" (ähnlich wie in der Mistborn-Reihe). Die ersten beiden Bücher fand ich wirklich klasse, beim vierten (bin ich gerade dran) ist Sanderson meiner Meinung nach etwas die Luft ausgegangen und er erzählt ein paar Nebensächlichkeiten für meinen Geschmack zu ausführlich.

    Das wäre jetzt der Ansatz, wenn man alles lesen will, was sich in meinen Augen auch wirklich lohnt. Wenn dir das erstmal zu viel ist, dann würde ich tatsächlich die erste Mistborn-Reihe empfehlen - die fand ich sehr unterhaltsam.
     
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  23. Rhaegar

    Rhaegar
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    Jo, das ist aber die englische Ausgabe. Danach ist mir gerade nicht so. Grundsätzlich geht es mir weniger um klassische Fantasy in der genrehistorischen Betrachtung, sondern eher klassisch im Sinne eines epischen Umfangs mit vielen Viewpoint-Charakteren, übergreifender Handlung etc. Elantris hat mir gerade deswegen ganz gut gefallen, weil der "Scope" dann doch sehr eng gefasst war.
     
  24. Fang Ewiger Zweiter

    Fang
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    In den Stormlight-Archives gibt es 4-5 Hauptcharaktere. Aber episch sind sie auf jeden Fall. Und halt noch nicht mal zur Hälfte erzählt. Vier von geplanten zehn Bänden. Auch braucht der Einstieg viel Geduld weil wenig erklärt wird.
    Wobei er bei den Charakteren interessante Wendungen einbaut. Und gleichzeitig eine meiner größten Befürchtungen entkräftet.
    Dass nämlich alle zu Superhelden werden würden
     
  25. MrBurns uncooler Geostalker

    MrBurns
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    Der Anwalt Eddie Flynn wird von einem russischen Mafiaboss dazu "überredet", ihn in einem Mordfall vor Gericht zu vertreten. Da sich seine kleine Tochter Amy in der Gewalt des Russen befindet, bleibt Eddie keine andere Wahl, als sich auf die Sache einzulassen. Verliert er den Fall, stirbt Amy. Was der Mafiaboss nicht weiß: Eddie war früher selbst ein Gangster und hat einige Asse im Ärmel.

    Letztes Jahr hab ich Fifty Fifty gelesen und musste hinterher feststellen, dass es sich dabei bloß um einen Teil der Eddie-Flynn-Reihe handelte. Da es mir gut gefiel, hab ich mir kurzerhand die restlichen Bände zu Weihnachten schenken lassen, und nun war endlich der Anfang der Reihe an der... nun ja, Reihe.

    Die Handlung ist ein klein wenig hanebüchen (hab aus Spoilergründen einige Details ausgelassen) und passt eher zu einem 90er-Jahre-Actionfilm als zu einem Gerichtsthriller. Geht man jedoch mit dem Wissen an die Sache heran und kann sich darauf einlassen, wird man äußerst kurzweilig unterhalten. Der Schreibstil ist unspektakulär - sprachliche Finesse zum Staunen und Erfreuen sucht man vergebens - aber die Seiten blättern sich praktisch von allein um. Mit gut 300 Seiten ist die Länge gut gewählt. Ein bisschen weniger Tempo und dafür mehr Spannung im Gerichtssaal hätte ich mir gewünscht, und einen weniger unbesiegbaren Protagonisten ebenfalls. Zwischendurch kommt so ein Buch aber durchaus gut, und ich ärgere mich kein bisschen, dass ich noch vier weitere Bücher mit Eddie Flynn im Regal stehen habe.
     
  26. abelian grape Normalteiler

    abelian grape
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    Ah, ok, dann wäre eher die Mistborn-Reihe was als das Stormlight-Archiv. Falls es das Arcanum Unbounded irgendwo auf Deutsch gibt, dann kann ich das erstmal empfehlen - da gibt es einige ganz nette kompakte Geschichten drin, die (noch) nicht zu sehr in eine übergeordnete Handlung eingefügt sind.

    Wobei er die Gesamthandlung in zwei Reihen aufsplitten möchte, wie bei der Mistborn-Reihe, oder? Also nach Stormlight 5 wäre die erste Reihe abgeschlossen, wenn ich das richtig in Erinnerung habe.

    Ja, aber im vierten Teil zieht es sich in der Mitte für mich etwas arg hin. Ich finde auch den vierten Band gut, aber die ersten beiden habe ich stellenweise verschlungen, was mir beim dritten und vierten nicht mehr passiert ist.
     
  27. Fang Ewiger Zweiter

    Fang
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    Ja, habe ich auch gelesen. Bin gespannt in welcher Form da der Cut kommt. Andere Zeit oder anderer Ort?
    Das vierte Buch kann ich noch nicht abschließend beurteilen, da ich das auf deutsch lese und es wie immer gesplittet ist. Die zweite Hälfte erscheint erst im Juni.
     
  28. abelian grape Normalteiler

    abelian grape
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    Da bin ich auch gespannt und denke, dass es da sehr auf das Ende ankommt. Das kann ja immense Änderungen in der Welt bewirken. Spoiler zu den beiden Mistborn-Reihen:
    Dort hat das Ende der ersten Reihe ja auch die Welt fundamental verändert, nachdem Sazed die beiden Shards Ruin und Preservation in sich vereint hatte und den Planeten wieder in die "richtige" Position gebracht hatte. Das ergab dann auch die Möglichkeit, die zweite Reihe in einem komplett anderen Szenario laufen zu lassen und ich kann mir gut vorstellen, dass etwas Ähnliches auch für Roshara gelten kann. Je nachdem, wie der Kampf mit Odium ausgeht und wie sehr die übergeordnete Handlung sich auf die konkrete Handlung in der Reihe auswirkt. Da gibt es ja durchaus einige Charaktere (insbesondere Wit und Mraize), die immer mehr in Position gebracht werden, meinem Empfinden nach...
     
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  29. Das Totenschiff von B. Tavern. Keine Ahnung welche Auflage, scheint aber ein älteres Exemplar zu sein (es kommen Wörter vor, für die man aus den Grünen entfernt wird).
    War ein Fund aus einer Bücherzelle und ich hatte lange nicht mehr so einen Spaß ein Buch zu lesen.
    Richtig cool
     
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  30. IvanErtlov

    IvanErtlov
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    Wenn es dir gefallen hat, dann lies auch das stark autobiographisch gefärbte "Die Baumwollpflücker" von ihm.
    Und ja, politische Korrektheit erwarte ich mir bei einem Roman aus den 1920er Jahren mal generell nicht. Obwohl Otto Feige immer die Position der Underdogs einnahm und sich zB für die Rechte der Indigenen Lateinamerikas zu einer Zeit stark machte, als das Thema selbst den sozialistischen Intellektuellen Europas am Arsch vorbeiging, ist sein Schreiben eben ein Werk seiner Zeit.
     
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  31. Ja, habe ich schon auf meiner Merkliste.
    Bei wikipedia mal quergelesen.
    Der Protagonist im Totenschiff spielt hier ja auch eine "Rolle".
     
  32. Helli LI-LA-LAUNELÖWE Moderator

    Helli
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    Ich habe heute Der Fänger im Roggen von J.D.Salinger beendet.

    [​IMG]

    Beim ersten Mal Lesen konnte ich ihn auf Anhieb nicht ausstehen: Holden Caulfield, der Held in Jerome David Salingers Der Fänger im Roggen ging mir mit seinen naseweisen, altklugen Lebensbetrachtungen ziemlich auf den Wecker. Ein paar Jahre später fiel mein Urteil anders aus: Holden durchschaut und schildert in seinem schnodderigen Jugendjargon die oft so verlogene Welt der Erwachsenen. Und weil er merkt, daß er auf der Schwelle zu eben dieser Erwachsenenwelt steht, wehrt er sich dagegen, sich dort einzufügen.

    So ist er gerade aus dem vierten Internat geflogen, weil seine schulischen Leistungen in fast allen Fächern ungenügend waren. Zurück in New York steigt er zunächst in einem zwielichtigen Hotel ab, da er sich nicht gleich bei seinen Eltern sehen lassen will. Die nun folgenden Begegnungen und Gespräche mit den verschiedensten Leuten machen seine Sensibilität und seine Gefühlsverwirrung deutlich, die er hinter einer coolen Fassade nur sehr unzureichend zu verstecken vermag und gipfelt schließlich in dem berühmt gewordenen Satz "Ein Pferd ist doch wenigstens menschlich".

    Holden träumt von einer einsam gelegenen Blockhütte irgendwo im sonnigen Westen, in der er seine Kinder vor den Erwachsenen verstecken möchte. Doch im Gespräch mit seiner kleinen Schwester Phoebe wird deutlich, daß er nicht weiß, was er mit sich und seinem Leben tatsächlich anfangen soll. Und genau das ist es, was Salingers Roman auch fünfzig Jahre nach seinem Erscheinen noch so aktuell sein läßt -- denn diesem Problem müssen sich die Heranwachsenden jeder Generation aufs Neue stellen. --Elisabeth Lang

    Das Buch hat mich ehrlich gesagt nicht umgehauen. Holden Caulfield ging mir ziemlich auf die Nerven, genau das soll er sicherlich auch tun. Er weiß halt nicht wirklich etwas mit sich anzufangen, oder mit seiner Umwelt, seinem Leben, seinen Freunden, seiner Familie. Ausnahme bilden nur sein Bruder D.B., Allie und seine Schwester Phoebe. Ansonsten nervt ihn halt einfach alles. Autos (im Speziellen: Taxis), Kinofilme, Bars, Schulen... Das macht ihn alles ganz verrückt. Die Probleme eines Teenagers eben.

    Meine Frau meinte, wir hätten das damals im Englischunterricht gelesen, ich kann mich aber nicht daran erinnern.
    In der Zeit hätte es aber besser bei mir reingepasst, da man sich ja in einer ähnlichen Lage wie Holden Caulfield befand.

    [​IMG]

    Lieblingsstellen:
    "Deshalb schrieb ich über den Baseball-Handschuh von meinem Bruder Allie. Das war ein gutes Thema. Wirklich. Mein Bruder Allie hatte einen Linkshänder-Fänger-Handschuh für Feldspieler. Er war linkshändig. Auf die Finger und überallhin hatte er Gedichte geschrieben. Mit grüner Tinte. Er schrieb sie darauf, damit er etwas zu lesen hätte, wenn er im Feld stand und keiner am Schlagen war. Allie ist tot."

    "Endlich sah ich Sally die Treppe heraufkommen und ging ihr entgegen. Sie sah toll aus, das muß man sagen. Sie hatte einen schwarzen Mantel und eine Art schwarzes Béret an. Hüte trug sie fast nie, aber dieses Béret stand ihr gut. Komischerweise hatte ich in dem Augenblick, als ich sie sah, Lust, sie zu heiraten."

    "Als ich im Park ankam, passierte etwas Schreckliches. Ich ließ Phoebes Schallplatte fallen. Sie zerbrach in hundert Stücke. Sie steckte zwar in einem großen Umschlag, aber sie zerbrach trotzdem. Ich hätte beinah wieder geheult, weil ich das entsetzlich fand, aber dann nahm ich nur die Stücke aus dem Umschlag und steckte sie in meine Manteltasche. Man konnte nichts mehr damit machen, aber ich wollte sie doch nicht einfach wegwerfen."

    "Er war gar nicht so übel - das meine ich nicht. Aber einer braucht ja kein schlechter Mensch oder so zu sein, um jemand zu deprimieren - er kann sogar gut sein, und einen deprimieren."

    "Ich bin nicht ganz sicher, ob die gute Phoebe verstand, vom was zum Teufel ich redete. Sie ist ja noch ein kleines Kind. Aber wenigstens hörte sie zu. Wenn jemand wenigstens zuhört, ist alles weniger schlimm."
     
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  33. HypNo5

    HypNo5
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    @Helli Ich lese Catcher sehr gerne und habe das Buch auch schon zwei Mal gelesen. Ich bin noch jung und kaputt genug, dass ich mich mit ihm identifiziere :D. Ist ja nicht lang. Ich kann dir die anderen Geschichten von Salinger empfehlen, die haben mir fast besser gefallen. Die handeln alle von einer "besonderen" Familie. Also Franny und Zooey sowie Nine Stories. Wenn du etwas ähnliches lesen möchtest (und es noch nicht kennst; keine Ahnung), dann: The Bell Jar.
     
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  34. HypNo5

    HypNo5
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    Ist es en vogue ihn zu hassen? Ich mag Hemingway eigentlich. Es ist auch erst vor Kurzem eine Dokumentation zu ihm von Ken Burns erschienen, die, typisch für Ken Burns, sehr gut sein soll. Die muss ich auf jeden Fall irgendwie in die Finger bekommen. Von Guy Gavriel Kay muss ich auch mal was lesen. aber jetzt kommt erst einmal am Samstag ein neues Buch, obwohl ich ja eigentlich vorerst nichts kaufen wollte.
     
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  35. Helli LI-LA-LAUNELÖWE Moderator

    Helli
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    Danke. :schreiben:
     
  36. Evil Herr der Zeitschriften Moderator

    Evil
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    MSI GeForce GTX 1070 GAMING X 8G Aktiv
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    32GB G.Skill RipJaws V rot DDR4-3200 DIMM CL15 Dual Kit @2933MHz
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    512GB Samsung 960 Pro, 2000GB Samsung 970 Evo Plus, 6000GB WD Blue
    Soundkarte:
    Onboard
    Gehäuse:
    be quiet! Silent Base 800
    Maus und Tastatur:
    Maus: Trust GXT 165
    Tastatur: Corsair K95 RGB Platinum
    Betriebssystem:
    Windows 10 Pro
    Monitor:
    2x LG
    Dermatologin Dr. med. Yael Adler schreibt Sachbücher für die breite Masse. Das erkennt man vor allem daran, dass sich auf ihrem Buch ein Aufkleber mit "Spigel Bestseller Platz 1" befindet und der Inhalt interessante Themen aufgreift, dabei aber nicht wirklich in die Tiefe geht und Fachbegriffe eher sparsam verwendet.

    [​IMG]

    Der Umschlag beschreibt es wie folgt:
    "[...]In ihrem so aufschlussreichen wie unterhaltsamen Buch rück Dermatologin Yael Adler unserer Haut zu Leibe und erklärt alles, was man über sie wissen will. Sie scheut dabei auch nicht vor Pusteln, Falten, Fußkäse und anderen Tabus zurück.[...]"

    Nunja. Das Buch ist nüchtern geschrieben, enthält wenig Anekdoten und witzig oder unterhaltsam sind sie nicht - nur weniger trocken. Zumindest ein wenig Allgemeinwissen vorausgesetzt, erfährt man nicht allzu viel neues. Rauchen ist schlecht für die Haut, Solarium auch, abwechslungsreiche Ernährung ist wichtig und glaub nicht jeden Scheiß, den dir die Werbung für Cremes verkaufen will. Irgendwann im Laufe des Buches fallen dann auch die Sätze "in der Alternativmedizin angewendet" und "sagt man nach" - Dinge, die man in einem Sachbuch nicht lesen möchte. Zwar wird auch gerne erwähnt, dass man nicht einfach so Nahrungsergänzungsmittel futtern soll, diese werden dafür aber erstaunlich oft erwähnt. Ebenso wie Vitamin D. Verkauft werden Gesichts- und Sonnencremes übrigens ausschließlich in der Apotheke. Wer braucht schon Drogerien...

    Am Ende des Buches werden noch mal einige Hautkrankheiten aufgegriffen, u.a. Psoriasis (Schuppenflechte). Die knapp 1,5 Seiten hätte man sich auch gut und gerne sparen können bzw. sollen. Zur Erinnerung, Schuppenflechte ist eine Autoimmunkrankheit und nicht heilbar. Zur Symptomunterdrückung gibt es inzwischen Hightech-Medikamente, die pro viertelährlich angewendeter Dosis z.B. 5000 (!) Euro kosten. Diese werden allerdings nicht erwähnt, stattdessen fallen die Worte Fischöl, glutenfreie Kost und Heilfasten. :husky:

    Am Ende nach 384 Seiten und etwa sieben Stunden habe ich noch 2,5 von 5 Sternen übrig. Wo die herkommen? Zum einen hat mich das Buch bestätigt in meiner Handlung, dass es nicht gut ist für die Haut jeden Tag unter die Dusche zu springen und das Wasser oft zum Waschen ausreicht und man nicht 100.000 Gels, Cremes und Peelings benötigt, um eine schöne Haut zu haben, bestätigt. Das gibt Gummipunkte. Zum anderen gab's auch dann doch noch ein paar Lieblingsstellen, diese allerdings weiter vorne:

    Zum Thema Dehnungsstreifen:
    "Als erwachse Frau - und nun spreche ich kurz als Privatperson zu Ihnen - habe ich die Erfahrung gemacht, dass es Männer wirklich und ehrlich völlig egal ist, ob man da Streifen sieht oder nicht. Vielmehr: Sie nehmen dort in der Regel nichts wahr. Schließlich registrieren sie ja meist auch nicht, wenn frau eine neue Frisur hat oder neue Schuhe. Hauptsache Frau. Hauptsache ein passendes Wesen."

    Wen Mücken stechen:
    "Die Leibspeise für Mücken wäre also ein nach Aftershave durftender, stark schwitzender und wild atmender Sportler mit Blutgruppe 0 und Käsefüßen."

    Zum Thema zu viele Pflegeprodukte:
    "Als wir vor einigen hundertausend Jahren noch im Wald lebten, jagten und sammelten, da kannten wir keine Seife, keine Augencreme und auch keine Ampullen mit Hyaluronsäure. Wir verwendeten kein Deo und rasierten uns nicht die Beine. Für unsere Haut haben sich seit dieser Zeit keine nennenswerten evolutionären Veränderungen mehr ergeben, außer Variationen der Hautfarbe. Mit anderen Worten: Bis heute geht unsere Haut davon aus, dass die Steinzeit der angestrebte und begehrendswerteste Zustand für so ein Leben als Haut ist."
     
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  37. Lurtz lost

    Lurtz
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    Du kennst deine Frau seit der Schule? Süüüß :engel:
     
  38. Helli LI-LA-LAUNELÖWE Moderator

    Helli
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    Ich war in der 12. Klasse, sie in der 10. Klasse, als ich sie angesprochen hatte. :yes:
    Halt auf demselben Gymnasium. Aber sie hatte eine andere Englischlehrerin als ich, daher kann es da durchaus Unterschiede gegeben haben.
     
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  39. HypNo5

    HypNo5
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    Foto von damals:

    [​IMG]
     
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  40. MrBurns uncooler Geostalker

    MrBurns
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    Wenn ein Kapitel mitten auf der Seite endet, müsst ihr euch dann auch zusammenreißen, um nicht die letzte Zeile zu lesen, sobald ihr die halb leere Seite seht? :schwitz:
     
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