Spannendes Experiment: Kann ein E-Auto auf der Langstrecke einen Diesel schlagen?

Die Kollegen unseres Schwestermagazins sind 2.500 Kilometer mit dem E-Auto gefahren - ihr Fazit.

Ist ein Diesel auf Langstrecken einem elektrisch betriebenen Tesla überlegen? (Bildquelle: Adobe Stockserperm73) Ist ein Diesel auf Langstrecken einem elektrisch betriebenen Tesla überlegen? (Bildquelle: Adobe Stock/serperm73)

Die Kollegen unseres spanischen Schwestermagazins Xataka haben ein Experiment gewagt und sind mit einem Tesla von Berlin nach Madrid gefahren. Anschließend haben sie die nötigen Stromkosten mit den Preisen für Benzin und Diesel von Verbrennerautos verglichen.

Hier erfahrt ihr, warum sie den Diesel zum König gekürt und welche Erkenntnisse sie gewonnen haben.

So ist Xataka vorgegangen

Die spanischen Kollegen haben zwei Teslas verwendet, zunächst ein Model Y Long Range RWD und dann ein Model 3 Highland Long Range – also beide mit großen Akkus für Langstrecken optimiert.

Verbrauch und Kosten von Diesel und Benziner wurden auf Basis offizieller Durchschnittswerte errechnet und mit den Werten des Elektroautos verglichen.

Auf der Fahrt haben die Journalisten etwa alle 200 bis 300 Kilometer einen Stopp eingelegt, um das Fahrzeug zu laden und sich die Beine zu vertreten oder etwas zu essen.

Zum Laden verwendeten sie ausschließlich Teslas sogenannte Supercharger. Zudem wurde der Akku immer zu höchstens 75 Prozent befüllt und nie ganz geleert.

Die Tesla Supercharger wurden bereits bei der Streckenplanung berücksichtigt. Dabei ist wichtig zu erwähnen, dass das Navigationssystem von Tesla nicht nur die eigenen Ladestationen anzeigt, sondern auch jene von Konkurrenzunternehmen. Dennoch haben sich die Kollegen von Xataka für die Supercharger entschieden – die nicht immer die kostengünstigste Lösung darstellen.

Diesel und Benziner wurden nur theoretisch berechnet. Das heißt, das Team hat für den Diesel einen Durchschnittsverbrauch von 5,5 Liter pro 100 Kilometer angenommen, für den Benziner 7 Liter pro 100 Kilometer.

Der Preis pro Liter wiederum wurde anhand von Daten der Europäischen Kommission bestimmt. Auf der entsprechenden Webseite finden sich Durchschnittspreise für Öl, Benzin und Diesel für EU-Mitgliedstaaten.

Wie lange dauert das Laden eines Elektroautos?

Ladezeiten an Superchargern laut Tesla bezogen auf die Reichweite:

  • Model S: Bis zu 322 Kilometer in 15 Minuten
  • Model 3: Bis zu 275 Kilometer in 15 Minuten
  • Model X: Bis zu 282 Kilometer in 15 Minuten
  • Model Y: Bis zu 241 Kilometer in 15 Minuten

Die Angaben von Tesla decken sich mit Daten von Shell, die mit Blick auf besonders leistungsfähige Schnellladesäulen von 15 bis 30 Minuten für eine volle Ladung sprechen.

Zum Vergleich:

  • Haushaltssteckdose: 8 bis 14 Stunden (Ladeleistung: 2,3 Kilowatt)
  • Haushaltssteckdose mit Wallbox: 2 bis 6 Stunden (Ladeleistung: 3,6 bis 22 Kilowatt)
  • Öffentliche Ladesäule AC (Wechselstrom): 2 bis 4 Stunden (Ladeleistung: 10 bis 22 Watt)
  • Öffentliche Schnellladesäule DC (Gleichstrom): 0,5 bis 1 Stunde (Ladeleistung: 50 bis 100 Kilowatt)
  • Tesla Supercharger: 15 bis 30 Minuten (Ladeleistung: bis zu 250 Kilowatt)

Das sind die Ergebnisse

Dem Bericht zufolge kam es so gut wie nie zu Wartezeiten aufgrund der Dauer des Aufladens. Im Gegenteil: Nach Beendigung der Pause war das Fahrzeug fast immer einsatzbereit. Das zeigt, dass die Sorge vieler Besitzer von Verbrennerautos, das Laden von Elektroautos könnte sehr lange dauern, unbegründet ist.

Ausgehend von 0,42 Euro pro Kilowattstunde, erreichten die Journalisten die spanische Hauptstadt mit Ladekosten in Höhe von 169,35 Euro. In der Übersicht:

  • Stromkosten: 169,35 Euro
  • Benzinkosten: 305,97 Euro
  • Dieselkosten: 222,98

In dieser Hinsicht geht der Tesla als Sieger hervor. Dennoch erklären die Kollegen den Diesel zum Sieger – warum?

Der Diesel lässt sich trotz Schnellladefunktion von E-Autos grundsätzlich schneller betanken und bietet eine höhere Flexibilität, wenn es darum geht, Pausen, Mahlzeiten und Übernachtungen einzuplanen, da man nicht auf Ladestationen angewiesen ist. Deshalb legt das Team das Zeit-/Geldverhältnis für Langstrecken zugunsten des Dieselfahrzeuges aus.

Wie wir im direkten Austausch mit dem Autor des Artikels Alberto de la Torre erfahren haben, wurde das E-Auto pro Stopp etwas über 20 Minuten geladen. Nur wenn sie zu Mittag gegessen oder Videos aufgenommen haben, dauerten die Pausen länger.

Ausgehend von etwa 20 Minuten pro Stopp, dürfte sich die Gesamtladezeit inklusive initialer Ladung auf rund drei Stunden und 20 Minuten (10 x 20 Minuten) plus ein paar Minuten obendrauf belaufen haben.

Da ein Dieselfahrzeug eine höhere Reichweite hat (600 bis 1.200 Kilometer, via MeinAuto) und zudem schneller betankt werden kann, gehen wir hier von insgesamt von 20 Minuten aus (4 x 5 Minuten). Der Punkt geht also tatsächlich klar an den Diesel.

Was sagen die Zahlen?

Die Kollegen bei Xataka führen selbst einen Punkt an, der gegen den Diesel als Sieger spricht: So hätten die Stromkosten für den Tesla weiter gesenkt werden können, wenn zum Beispiel normale (langsame) Ladestationen zum Einsatz gekommen wären.

Das Laden an Teslas Supercharger geht schnell und ist dank Abo vergleichsweise günstig. (Bildquelle: Adobe Stocksheilaf2002) Das Laden an Teslas Supercharger geht schnell und ist dank Abo vergleichsweise günstig. (Bildquelle: Adobe Stock/sheilaf2002)

Ein Blick ins Netz verrät, dass man durchaus für 0,25 Euro pro Kilowattstunde (an langsamen Ladestationen) laden kann (via Verivox). Allerdings bietet sich das nur an, wenn man eine längere Pause einlegt, denn das Laden kann dann bis zu vier Stunden dauern.

Ausgehend von 0,25 Euro hätten die spanischen Kollegen mit den Teslas auch für 100,80 Euro ihre Reise von Berlin nach Madrid schaffen können. Bei voller Akkuladung und ausgehend von einer Reichweite von rund 500 Kilometern, hätten sie dann aber auch bis zu 20 Stunden Ladezeit einplanen müssen.

An diesem Beispiel zeigt sich dennoch der Vorteil von Elektroautos: Werden sie überwiegend für kurze Strecken rund um den eigenen Wohnort genutzt, bietet sich das Laden über Nacht an. Der durchschnittliche Haushaltsstrompreis liegt in Deutschland derzeit bei 0,26 Euro pro Kilowattstunde. Spezielle Nachttarife können noch günstiger ausfallen.

Außerdem kann bei entsprechender Ausstattung auch der selbst produzierte Strom per Photovoltaik genutzt werden, sofern das Fahrzeug bei Tageslicht zu Hause steht.

Die Wartungskosten sind ebenfalls ein Punkt, der Xataka zufolge an den Stromer geht. Unsere Recherche bestätigt das:

Laut eines Berichts von EnBW, der sich auf Aussagen des ADAC stützt, fallen die Wartungskosten für Elektroautos um etwa 35 Prozent günstiger aus als die für Diesel- oder Benzin-betriebene Fahrtzeuge.

Der Grund dafür ist, dass E-Autos weniger verschleißanfällige Teile besitzen als Verbrenner.

Wobei natürlich nicht vergessen werden darf, dass EnBW als Stromversorger Interesse daran haben dürfte, Zahlen zu nennen, die E-Autos begünstigen.

Auf der anderen Seite fallen die Anschaffungskosten für E-Autos höher aus als für Diesel oder Benziner:

So kostet beispielsweise der Kleinwagen Dacia Spring Extreme Electric 65 laut Merkur.de neu 20.630 Euro (ohne Mehrwertsteuer), während der vergleichbare Toyota Aygo X 1.0 mit 13.353 Euro zu Buche schlägt (ebenfalls ohne Mehrwertsteuer).

Am Ende obliegt die Wahl des Autos dem individuellen Fahrstil und dem Einsatzzweck.

Habt ihr vielleicht selbst ein Elektroauto? Falls ja, wie sind eure Erfahrungen damit? Seid ihr schon viele Langstrecken gefahren? oder nutzt ihr es nur auf kurzen Strecken? Und wie ladet ihr es? Schreibt es uns gerne in die Kommentare!

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