Hitzschlag-Risiko: Studie zeigt die »gefährlichste« Stadt Europas - und nennt eine simple Erklärung

Wie eine neue Studie zeigt, kommt es beim Hitzschlag-Risiko nicht nur darauf an, wie heiß es in Städten wird.

Paris, Stadt der Liebe - und der potenziell bedrohlichen Spitzentemperaturen. (Bild-Quelle: mbruxelle über Adobe Stock) Paris, Stadt der Liebe - und der potenziell bedrohlichen Spitzentemperaturen. (Bild-Quelle: mbruxelle über Adobe Stock)

Den gefährlichsten Hitze-Monaten seht ihr euch in Paris ausgesetzt. Im Winter solltet ihr euch vor den Kältewellen in London hüten. Zumindest kommen die Autorinnen und Autoren einer aktuellen Studie zu diesem Schluss. 

Die wichtigsten Eckdaten zur Studie 

Veröffentlicht wurde die Studie im wissenschaftlichen Fachblatt »The Lancet«. Ganze 854 europäische Städte wurden miteinander verglichen.  

Die Autoren haben Unterschiede zwischen den Städten einfließen lassen – sei es in Hinblick aufs soziale Gefälle, lokalen Umweltbedingungen, altersbezogene Risikogruppen und die topografischen Gegebenheiten einer Stadt.  

Einschränkung: Für Wissenschaftler stellt es eine besondere Herausforderung dar, nachzuweisen, inwiefern Extremtemperaturen tatsächlich eine Auswirkung auf die jeweilige Person haben. Sprich: Es gibt viele Einflussfaktoren. Oft ist es herausfordernd, zu belegen, wie sich eine Hitze- oder Kältewelle tatsächlich auf Sterblichkeit einer Bevölkerung auswirkt.

Für die in The Lancet veröffentlichten Studie wurden meteorologische Daten von Januar 2000 bis Dezember 2019 gesammelt. 

Ziel der Studie war es, die Auswirkungen von extremen Temperaturen auf die Sterblichkeit von Menschen zu untersuchen – egal, ob gerade besonders hohe oder niedrige Temperaturen auf eine Bevölkerung einwirken.

Ergebnis. Im Rahmen dieser Studie kommen die Autorinnen und Autoren zu dem Schluss: Paris ist diejenige europäische Stadt mit der höchsten Sterblichkeitsrate bei einer Hitzewelle.

In der Studie heißt es dazu wörtlich:

»Die Stadt mit dem höchsten relativen Risiko eines hitzebedingten Todes ist Paris.«

Kälte lebensgefährlicher als Hitze? Eine weitere Erkenntnis, die aus der Studie hervorgegangen sein soll: Extreme Kälte ist für mehr Todesfälle verantwortlich, denn extreme Hitze - zumindest innerhalb des gesetzten Zeitraums, verteilt über berücksichtigten Städte.

So sollen binnen der knapp 20 Jahre des Untersuchungszeitraums durchschnittlich 203.620 Menschen jährlich an extremer Kälte verstorben sein. Hingegen Hitzewellen sorgten im Durchschnitt für 20.173 Todesfälle pro Jahr.

Übrigens: Ein Wetterphänomen El Niño könnte uns bereits dieses Jahr einen weiteren, unangenehm heißen Sommer bescheren. Mehr dazu erfahrt ihr hier:

Wieso ist Paris bei einer Hitzewelle so gefährlich?

➡️ Grund 1: Hohe Bevölkerungsdichte. Als Grund geben die Autorinnen und Autoren vor allem die Bevölkerungsdichte an.

Mit rund 21.000 Einwohnerinnen und Einwohnern pro Quadratkilometer ist Paris eine der dichtbesiedelten Städte Europas.

Zum Vergleich: mit knapp 4.800 Einwohner pro Quadratkilometer ist München aktuell die am dichtesten besiedelte Stadt Deutschlands. Berlin folgt auf der innerdeutschen Rangliste übrigens mit um die 4.100 Einwohner pro Quadratkilometer erst auf Platz 3.

Paris als Spitzenreiter in Sachen Hitzegefahr: Siehe untere Grafik, 12te Position von links. Paris als Spitzenreiter in Sachen Hitzegefahr: Siehe untere Grafik, 12te Position von links.

➡️ Grund 2: Wenig Pflanzen und viele Gebäude. Laut Pierre Masselot, einem der Hauptautoren der Studie, verstärken »der Mangel an Vegetation und die Farbe von Teer oder anderen, dunklen Materialien« das Hitzerisiko in Großstädten wie Paris.

Zusätzlich sagen die Autorinnen und Autoren der Studie einordnend: 

»Zwischen Paris und ländlichen Gebieten sind erhebliche Temperaturunterschiede zu beobachten (bis zu 10 °C während der außergewöhnlichen Hitzewelle von 2003).« 

Warum sind die Ergebnisse der Studie relevant?

Mindestens 40 Prozent der EU-Bevölkerung lebt in Städten mit wenigstens 50.000 Einwohnern. Abgesehen von hitzebedingten Todesfällen, gilt es Extremtemperaturen als Stressfaktoren zu berücksichtigen.

Deswegen und in Hinblick auf die Klimakatastrophe sind Studien wie die vorliegende eine wichtige Grundlage, auf der Gesetzgeber und Entscheidungsträger entsprechende Maßnahmen aufsetzen können.

Relevanz für Deutschland: Auch in Deutschland hatten wir in den letzten Jahren vermehrt mit ungewöhnlich hohen Temperaturen zu kämpfen. Die Sommermonate der Jahre 2018 und 2015 waren ungewöhnlich heiß, mit mehreren und lange anhaltenden Hitzewellen. Der Sommer 2018 gipfelte in einem Temperaturrekord von 40,1 Grad Celsius (stellenweise werden sogar noch höhere Temperaturen kolportiert).

Etwas länger her ist der Sommer des Jahres 2003. Dieser gilt als einer der heißesten Sommer seit Beginn der Wetteraufzeichnung, mit Temperaturen von über 40 Grad Celsius in ganz Europa.

Könnt ihr Forschungsergebnisse der Wissenschaftler bestätigen? In welcher europäischen Stadt saht ihr euch bis dato mit den unangenehmsten Temperaturen konfrontiert? Schreibt uns dazu gerne in die Kommentare! 

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