Neue iPads 2024: Ich bin genau die Zielgruppe – und brauche so ein mobiles Power-Gerät gar nicht

Die Leistung der neuen iPads geht weit über das hinaus, was ein normaler Benutzer benötigt. Darum habe ich versucht herauszufinden, für welche speziellen Einsatzzwecke sie sich eignen.

Kreative Köpfe können sich mit einem iPad jeder Zeit und überall ihrer Leidenschaft widmen. (bongkarn, Adobe Stock) Kreative Köpfe können sich mit einem iPad jeder Zeit und überall ihrer Leidenschaft widmen. (bongkarn, Adobe Stock)

Für die neuen iPads hätte ich mir neue Features, wie zum Beispiel ein großes Faltdisplay, gewünscht, damit man wirklich Platz bekommt, seine Kreativität zu entfalten – Zukunftsmusik.

Stattdessen hat Apple, in Bezug zu den Vorgängermodellen, beim neuen iPad Pro und iPad Air die Leistung, als auch die Qualität und geringfügig die Größe der Displays verbessert.

Damit sind die mobilen Rechner endgültig im High-End-Bereich angekommen. Allen voran der neue M4-Prozessor, der zunächst einmal exklusiv im neuen iPad Pro (M4) zum Einsatz kommt. Und dabei empfinde ich die Rechenleistung der Vorgängermodelle bereits mehr als ausreichend.

Also frage ich mich: Für wen genau sind die Tablets mit derartigen Specs überhaupt gedacht?

Andreas Mohr
Andreas Mohr

Neben der journalistischen Tätigkeit betreibt Andreas beruflich noch einen YouTube-Kanal. Hobbymäßig recordet und produziert er auch selbst gerne Musik, nachdem er in einigen Tonstudios bereits Erfahrung im professionellen Aufnehmen gesammelt hat. Sein iPad nutzt er eher zum Anzeigen verschiedener Medien, wie Noten und Videos oder auch um E-Mails abzurufen.

Die neuen iPad Pros: Wer soll darauf arbeiten?

Zum Surfen, Mailen, YouTube-Nutzen und Betrachten von Familienfotos reicht sogar mein fast zehn Jahre altes iPad Air 2 immer noch locker aus. Aber warum nutze ich ein iPad eigentlich nicht auch für meine künstlerischen Tätigkeiten, wie der Produktion von YouTube-Videos oder Musik?

Wird von Apple zwar nicht mehr mit Updates versorgt, leistet mir aber immer noch gute Dienste im Alltag: Mein iPad Air 2. Wird von Apple zwar nicht mehr mit Updates versorgt, leistet mir aber immer noch gute Dienste im Alltag: Mein iPad Air 2.

In den Präsentationen sieht man die iPads oft bei kreativen Prozessen im Einsatz und Apple bewirbt sie auch extra dafür. Gehen wir also die möglichen Anwendungsbereiche einmal durch:

Musikproduktion

Bei Tonaufnahmen jeglicher Art im professionellen Bereich gehe ich entweder ins Tonstudio oder nutze mein entsprechend eingerichtetes Zimmer für Eigenproduktionen. Und das hat gute Gründe:

  • Um störende Geräusche von außen zu vermeiden.
  • Auch für den kreativen Prozess ist es sinnvoll, sich dabei von der Umgebung »abzuschotten«.

Ebenso fällt die Bearbeitung mit einem großen Bildschirm, Stereolautsprechern und einem externen Mischpult nochmal wesentlich komfortabler aus und wird auch zu besseren Ergebnissen führen.

Die iPads können zwar an einen externen Monitor (laut Apple bis zu 6K) angeschlossen werden, aber damit fällt der Mobilitätsfaktor ohnehin wieder weg und ich kann gleich zum Mac Studio greifen.

Aufgrund dieser Argumente disqualifiziert sich für mich ein kleines mobiles Gerät für die regelmäßige professionelle Musikproduktion bereits selbst, sollte man nicht gerade simple Werbejingles komponieren.

Das Album »The Fall« von den »Gorillaz« wurde bereits 2010 fast vollständig auf einem iPad produziert und bildet damit eher die Ausnahme. Das Mastering erfolgte wiederum in einem echten Tonstudio. Das Album »The Fall« von den »Gorillaz« wurde bereits 2010 fast vollständig auf einem iPad produziert und bildet damit eher die Ausnahme. Das Mastering erfolgte wiederum in einem echten Tonstudio.

Fotobearbeitung, Zeichnen und Designen

Beim Erstellen von Grafiken, Zeichnen und Bearbeiten von Fotos finde ich es praktisch, dass man mit dem Stift auf einem iPad malen und zeichnen kann, ähnlich wie auf einem Blatt Papier.

Allerdings ist die Rechenleistung der iPads schon seit mehreren Jahren völlig ausreichend, um viele Ebenen ohne große Verzögerungen bearbeiten zu können. Als Plus empfinde ich hier tatsächlich das OLED-Display des neuen iPad Pro, wenn es um Farbechtheit geht.

Mit dem Entwerfen von 3D-Modellen habe ich nicht viel praktische Erfahrung gesammelt, aber da braucht man viel Rechenleistung, um in Echtzeit rendern zu können.

Neben einer dedizierten Grafikkarte empfiehlt sich dafür auch ein sehr großer Arbeitsspeicher (RAM und VRAM). Apple begrenzt diesen aber selbst beim iPad Pro leider auf maximal 16 GByte (gemischt), was knapp bemessen sein kann.

Zumal es im unteren Preissegment auch erst bei 8 GByte anfängt, die ich keinem mehr empfehle, der mit den iPads wirklich (semi-)professionell arbeiten möchte.

Das Ultra Retina XDR Display gibt es leider nur beim Pro-Modell, dessen Rechenpower für reine Bildbearbeitung mehr als übertrieben ist. (Copyright by Apple) Das Ultra Retina XDR Display gibt es leider nur beim Pro-Modell, dessen Rechenpower für reine Bildbearbeitung mehr als übertrieben ist. (Copyright by Apple)

Videoproduktion

Die Rechenleistung für Videobearbeitung kann heutzutage fast schon nicht hoch genug sein und beim Bearbeiten ist eine möglichst farbgetreue Wiedergabe auch von Vorteil. Dazu bieten die iPads noch eine eingebaute Kamera, sowie Mikrofone.

Hier muss ich aber nochmal ins Detail gehen.

  • Die Qualität der Kamera und Mikrofone kann natürlich aufgrund physikalischer Gegebenheiten schon nicht mit professionellem Equipment mithalten.
  • Auch wenn die interne Auflösung und Verarbeitung in 4K erfolgt, so braucht es doch entsprechende Objektive, um gestochen scharfe Bilder zu erhalten. Ebenso die Membrangröße beim Mikrofon.

Da das iPad auch nicht gerade den besten Komfort beim Halten für Filmaufnahmen bietet, wird man für Videoaufnahmen ohnehin eher zum iPhone (oder eben einer Kamera) greifen.

Ich selbst habe die Kamera meines iPads bisher lediglich zum »Einscannen« von Dokumenten benutzt. Das scheint auch Apple erkannt zu haben, da die zusätzliche 10-Megapixel-Ultraweitwinkel-Kamera des Vorgängermodells entfernt und die Mikrofonanzahl von fünf auf vier reduziert wurde.

Videos, vor allem in hoher Auflösung, brauchen viel Platz. Apple gibt bei Aktivierung der ProRes Funktion selbst an, dass eine 10-Bit ProRes Aufnahme mit 30 Bildern pro Sekunde in 4K ungefähr 6 GByte pro Minute an Speicherplatz benötigt.

Das heißt, bei 1,5 TByte freien Speicher könnt ihr noch 250 Minuten Rohmaterial speichern. Allerdings habt ihr dann keinen Platz mehr zum Rendern des Videos.

Mit einem Arbeitsspeicher von maximal 16 GByte bewegt sich Apple auch hier gerade noch am untersten Ende der Fahnenstange, was ich für Videobearbeitung empfehlen würde.

Bei der professionellen Videobearbeitung braucht man viel Platz. Ich greife da lieber auf einen zweiten Monitor für die Bildvorschau zurück, als ein kleineres mobiles Display für alles zu nutzen. Bei der professionellen Videobearbeitung braucht man viel Platz. Ich greife da lieber auf einen zweiten Monitor für die Bildvorschau zurück, als ein kleineres mobiles Display für alles zu nutzen.

Die richtige Zielgruppe gibt es vielleicht trotzdem

Letztlich hat Apple mit dem neuen iPad Air und iPad Pro zwei tolle Geräte vorgestellt, die mir Lust darauf gemacht haben, sie mal in die Hand zu nehmen und in verschiedenen Anwendungsbereichen, unterwegs oder in bequemen Sitzhaltungen auf dem Sofa, auszuprobieren.

Aufgrund der oben beschriebenen Erfahrungen, die ich über die Jahre hinweg sammeln konnte, sehe ich die iPads leider (noch) nicht als Werkzeug für den professionellen Bereich – so wie Apple sie bewirbt.

Apple iPad 9. Generation<br>(Apple A13 Bionic)
Einsteigerklasse - 10,2 Zoll
Apple iPad 9. Generation
(Apple A13 Bionic)
64 - 256 GB, Spacegrau oder Silber
Apple iPad 10. Generation<br>(Apple A14 Bionic)
Mittelklasse - 10,9 Zoll
Apple iPad 10. Generation
(Apple A14 Bionic)
64 - 256 GB, vier Farben
Apple iPad Air<br>(Apple M1)
Obere Mittelklasse - 10,9 Zoll
Apple iPad Air
(Apple M1)
64 - 256 GB, fünf Farben
Apple iPad Pro 11<br>(Apple M2)
High-End-Tablet - 11 Zoll
Apple iPad Pro 11
(Apple M2)
128 GB - 2 TB, Spacegrau oder Silber
Apple iPad Pro 12,9<br>(Apple M2)
High-End-Tablet - 12,9 Zoll
Apple iPad Pro 12,9
(Apple M2)
128 GB - 2 TB, Spacegrau oder Silber

In meinen Augen sehe ich die Pro-Tablets als All-in-One-Lösung für folgende Zwecke:

  • Videoschnitt kleinerer Videos, die keine aufwendige Produktion und wenig Rohmaterial erfordern. Optimierte Apps wie Final Cut Pro oder DaVinci Resolve kommen dafür in Frage.
  • Mobiles Arbeiten, mit kleinen Ausflügen zum semi-professionellen Arbeiten.
  • Für Projekte, die kein dediziertes und professionelles Mikrofon benötigen.

Das größte Problem, das ich dabei dennoch sehe: Für diesen Einsatzzweck erachte ich das iPad Air der aktuellen und vorherigen Generation auch noch als ausreichend.

Die Zukunft wird zeigen, was Apple sonst aus ihren kleinen Power-Geräten herauskitzelt. Spätestens zur WWDC am 10. Juni werden wir im Rahmen der Vorstellung von iPadOS 18 definitiv mehr erfahren.

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