Die Temperaturen steigen, der Sommer nähert sich langsam, aber sicher und das bedeutet, dass sich einige von euch bestimmt schon auf den Sommerurlaub freuen. Doch wie lange sollte euer Urlaub sein, um euch optimal zu erholen?
Forscher der Radboud University Nijmegen und weiteren Universitäten in den Niederlanden haben im Jahr 2012 eine viel zitierte Studie veröffentlicht, die sich mit den »Auswirkungen von Urlaub auf die Gesundheit und das Wohlbefinden« beschäftigt hat.
Doch mit Blick auf die Interpretation der Ergebnisse und die vermeintlich optimale Zahl an Urlaubstagen äußert heute unter anderem auch eine damals beteiligte Forscherin gewisse Zweifel. Vielmehr solltet ihr darauf achten, wie ihr den Urlaub plant. Die Experten geben Tipps.
Höhepunkt nach acht Tagen Urlaub – was ist dran?
Es kann gut sein, dass euch diese Studie bereits auf Social Media über den Weg gelaufen ist. Sie taucht seit Jahren immer mal wieder auf, zum Beispiel auf Instagram oder anderen Webseiten wie InStyle.
Die Kernaussage bleibt dieselbe: Acht Tage sei die optimale Länge für euren Urlaub.
Diese Behauptung könnte unter anderem dieser Passage aus der Studie entsprungen sein:
»Was die Entwicklung von H&W [Gesundheit und Wohlbefinden] während der Ferien betrifft, so zeigten unsere Ergebnisse, dass H&W nach Beginn der Ferien schnell ansteigen und am achten Ferientag einen Höhepunkt zu erreichen scheinen.«
Doch verschiedene Experten lehnen diese Aussage beziehungsweise ihre häufige Interpretation ab. Dazu gehört auch die Forscherin Jessica de Bloom, die an der Studie beteiligt war.
»Insgesamt komme ich zu dem Schluss, dass es (fast) unmöglich ist, die optimale Urlaubsdauer zu ermitteln, da man Personen nicht zufällig einer Urlaubsdauer zuordnen kann.«
Wie kommt es dann zu den acht Tagen? De Bloom impliziert in einer Mail an die Washington Post, dass die Studie falsch interpretiert wurde.
»Wir könnten am achten Tag eine Spitze sehen, aber das bedeutet nicht, dass dies die optimale Urlaubsdauer wäre.«
Auch Ondrej Mitas, Forscher und Dozent an der Fachhochschule Breda weist das Konzept einer optimalen Urlaubsdauer zurück und nennt als Grund verschiedene Vorlieben der einzelnen Personen und örtlichen wie sozialen Kontext.
»Es ist ungeheuer schwierig, zu messen.«
Tipps für mehr Erholung im Urlaub
Ob ihr nun acht oder eher 14 Tage Urlaub braucht, hängt also von verschiedenen Faktoren ab. Trotzdem geben Mitas und andere Experten Tipps, die euch dabei helfen sollen, euch besser zu erholen, wenn ihr Urlaub habt.
1. Macht ihr eine Reise oder einen Urlaub?
Laut Denise Ambrusko-Maida, einer Reiseberaterin und Gründerin des US-Reisebüros Travel Brilliant, unterscheidet sie bei Beratungen zwischen Kurztrips und Urlauben.
Sie definiert einen Urlaub als vollständige Entspannung ohne Entscheidungsdruck und als völligen Verzicht auf »all die Dinge, die wir jeden Tag tun müssen«, wie sie der Washington Post verrät. Ein Strandurlaub wäre wohl das beste Beispiel.
Eine Reise ist wohl eher das Gegenteil. Ambrusko-Maida definiert eine Reise als eine Art Schnitzeljagd, die erst endet, wenn alle Punkte auf eurer To-do-Liste abgehakt sind. Hier stehen Planung und Attraktionen im Vordergrund. Das kann zwar schön sein, doch es trägt auch kaum zur Erholung bei.
2. Teilt den Urlaub auf
Ambrusko-Maida empfiehlt, sich nicht nur bewusst zu machen, ob ihr eine Reise oder einen Urlaub macht, sondern spricht außerdem von einem Hybrid-Urlaub.
Was ist ein Hybrid-Urlaub? Damit beschreibt sie eine Mischung aus Urlaub und Reise, die ihr hintereinander antretet.
Beispiel: Erst für ein paar Tage Wandern gehen und Sightseeing betreiben und anschließend an einen anderen Ort fahren und dort entspannt am Strand liegen.
Der Nachteil dabei: Um die Zeit, die ihr nicht mit arbeiten verbringt, zu genießen, solltet ihr mehr Urlaubstage für einen Hybrid-Urlaub einplanen. Vier bis fünf Tage sind für diese Art der Freizeitgestaltung wohl zu wenig.
Das führt uns zum nächsten Punkt.
3. Plant Zeitpuffer für Anreise, Abreise und Alltagsbeschäftigungen
Wer einen ganzen Tag im Auto, Zug oder Flugzeug verbringen muss, um rechtzeitig an- oder nach Hause zu kommen, sollte sich überlegen, ob man sich nicht einen zusätzlichen Tag Urlaub nimmt, falls möglich. So könnt ihr den Reisestress reduzieren.
Ein zusätzlicher freier Tag nach dem Urlaub kann laut Ondrej Mitas helfen, den Stress zu mindern, der manchmal während des Urlaubs auftritt. Stichwort: »Was muss ich erledigen, wenn ich nach Hause komme?«
4. Plant den Urlaub nicht zu lange und nicht zu kurz
Wenige Urlaubstage führen laut Ondrej Mitas dazu, dass ihr euch nicht richtig von der Arbeit lösen, euch körperlich vom Alltagsstress erholen oder in Kontakt mit euren Liebsten treten könnt.
Zu lange Urlaube können hingegen dazu führen, dass ihr in eine Routine verfallt, was das Urlaubsgefühl und somit die Erholung deutlich verringern kann.
Der Sweetspot scheint dementsprechend bei rund ein bis zwei Wochen zu liegen. Doch auch hier gilt: Persönliche Präferenzen und Kontext spielen eine entscheidende Rolle.
5. Sieben bis acht Tage fühlen sich für uns logisch an
Mary Helen Immordino-Yang, Professorin für Pädagogik, Psychologie und Neurowissenschaften an der University of Southern California in Los Angeles, erklärte der Washington Post, dass die meisten Menschen darauf konditioniert sind, in Sieben-Tage-Schritten zu arbeiten.
Dementsprechend seien sieben bis acht Tage für uns logisch und würden sich »richtig« anfühlen.
»Wir denken in Einheiten, und eine Woche ist eine dieser Einheiten. Wenn Sie sich für einen achttägigen Urlaub entscheiden, haben Sie eine Arbeitseinheit durch eine Entspannungseinheit ersetzt, plus einen Tag, um dorthin zu gelangen.«
6. Schließt offene Aufgaben vor dem Urlaub ab
Bevor ihr abreist, solltet ihr alle offenen Aufgaben erledigen, um sich keine Sorgen darüber machen zu müssen, meint Ondrej Mitas. Dazu gehört zum Beispiel das Zahlen von Rechnungen oder der Frühjahrsputz.
So müsst ihr im Urlaub keine Gedanken an Aufgaben verschwenden, die euch nervös machen könnten.
Fazit
Die Forschung gibt uns (bisher) kein Bild davon, wie lange wir genau Urlaub machen müssen, um uns richtig gut zu erholen. Doch ihr könnt einiges tun, um euch den Urlaub zu bescheren, den ihr wollt und vielleicht auch braucht, indem ihr euch vorher genau überlegt, was ihr von eurem Urlaub erwartet.
Auch die richtige Planung, ist wichtig. Dabei geht es nicht darum, möglichst lange Urlaub zu machen, sondern um Vor- und Nachbereitung in Form von Zeit zum An- und Abreisen und alltägliche Aufgaben nach der Rückkehr.
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