U.S.-Politikthread - Biden jetzt Trump(f)?

http://www.sueddeutsche.de/wissen/usa-trump-bricht-mit-obamas-klimapolitik-1.3440209

International stieß die Ankündigung auf Unverständnis und Kritik. "Wir brauchen die Führungskraft der USA im Klimaschutz jetzt mehr denn je", sagte Erik Solheim, Chef des UN-Umweltprogramms Unep in Nairobi. Der Klimawandel verlange eine "koordinierte, entschlossene globale Antwort".

Hier verstehe ich die UN, bzw. UNEP einfach nicht. Warum pinselt man Trumps Bauch, indem man eine angebliche Führungskraft der USA betont? Er hätte stattdessen betonen müssen, wie stark und fortschrittlich sich China im Energiewandel betätigt und damit Amerika noch weiter abhängt. Und schon wären bei Trump die Alarmanlagen angegangen...

"Führungskraft der USA"...unter Trump...das ich nicht lache. Die USA verliert mehr und mehr davon, seit Jahren. Trump beschleunigt den Vorgang nur.

 

Das soll ja eher andeuten, dass es bislang eine führende Kraft im Klimaschutz war, den wir gebrauchen könnten unter Trump. Aber leider ist der kurzsichtig wie ein Rhinozeros.

 

Wobei ich hier fragen muss: War die USA wirklich so eine führende Rolle in Punkto Umweltschutz?
Für mich war das meiste diesbezüglich von dort nicht mehr als ein Feigenblatt.

Wirklich glaubhaft hat man weder hüben noch drüben Umweltschutz betrieben.
Immer, wenn es ans Geld geht, hört es schlagartig auf, mit dem Umweltschutz und die alten Industrien, Konzerne und Co. werden gepampert.

 

Die USA war für mich nie führend in Sachen Umweltschutz. Sie haben, soweit ich mich erinnere, selten irgendwelche weltweiten Umweltverträge unterschrieben, und diese oftmals torpediert. Obama hat versucht das Ganze zu ändern, doch Trump macht es nun wieder rückgängig. Derzeit führend betreffend Umweltschutz sind die skandinavischen Länder und erstaunlicherweise China, welches im Solarmarkt stark aufholt und umbaut. Die USA? Weit, weit abgeschlagen. Und nun sogar im Rückwärtsgang.

Ausserdem zielt meine Aussage darauf, dass man Trump bei der Ehre hätte packen können, ihm einen Nadelstich hätte geben müssen. So nach dem Motto "Lieber Trump, Du weisst schon, dass China die USA in Sachen Fortschritt beim Umweltschutz überholt hat?". Die Reaktion von ihm hätte interessant werden können.

 

Ich habe mich faktisch damit nicht beschäftigt (auch nicht postfaktisch ), hatte aber immer folgenden Eindruck: Aus Sicht der Welt war es schon ein enormer Erfolg, die USA überhaupt ins Boot zu holen. Deswegen die vielen Komplimente.

Es hatte immer ein wenig was vom Tätscheln eines kleinen Kindes, das seine Sache ausreichend gut gemacht hat. Oder vielleicht eher wie man einen Hund lobt. "Guuuter, Junge, hast du guuut gemacht!" xD Dass das jetzt im Falle von Trump besser passt als jemals zuvor...

 

Und genau solche Trottel torpedieren die wichtige und notwendige Diskussion von Links über die ausser Kontrolle geratene Situation um die Geheimdienste und den Military Industrial Complex

Ach, Kalifornien war da mit CaIEPA durchaus Vorreiter, vor allem in Hinsicht auf CO2-Emissionen. Jerry Brown hat da sehr gute Arbeit geleistet, fortgeführt durch den Gouvernator Arnie Ist halt leider ein (wenn auch bedeutender) Einzelfall in Amerika.

 

Ist nun allerdings nicht auf die USA oder Trump-Fans beschränkt. Einfach mal in Fleischhauers aktueller Kolumne alle vermeintlichen Verschwörer gegen die deutsche Autoindustrie durch "Weltjudentum" ersetzen, dann ist nicht mehr der geringste Unterschied zu so einem Weltbild festzustellen.

 

Ich schrieb auch bewusst von den USA. Kalifornien will sich nicht umsonst immer mal wieder von der USA abspalten, ob eher im Spass oder ernsthaft gemünzt. Sie sind in vielem sehr vorbildlich, spüren ja die Auswirkungen des Klimawandels und Anderem oftmals stärker als andere. Also ruhig ausklammern, Kalifornien ist mit dem Rückschritt nicht gemeint.

Da wir es eh gerade vom Sonnenstaat haben, sie scheinen sich einmal mehr mit Trump angelegt zu haben, indem sie härtere Auflagen für Autos gemacht hatten. Trump ist schon vorstellig geworden und hat gebeten, es bitte nochmals anzuschauen und allenfalls anzupassen. Glaube kaum, dass sie sich dadurch beeindruckt zeigen werden

 

I'm so sick of winning that I'm glad I still have Obamacare

 

OK, eine ernsthafte Beschäftigung mit dem Thema.

Trumps Vorstoß ist gleich in mehrfacher Hinsicht eine totale Luftnummer - und nicht mal heiße Luft.

1. Das wesentliche, wogegen Trump und seine Cronies anhetzen, ist der Clean Power Act, der jetzt mit dem neuen Dekret außer Kraft gesetzt werden soll. Was nirgends groß erwähnt wird, ist die Tatsache, dass der Clean Power Act überhaupt nicht in Kraft getreten ist - der Supreme Court hat die Einführung des Clean Power Acts im Februar 2016 mit einer 5-4-Entscheidung geblockt. Gleiches gilt auch für andere Umweltregularien wie die Reduzierung von Quecksilber-Emissionen. Der Clean Power Act wird nach wie vor in verschiedenen Gerichten ver- und behandelt. Trumps groß zelebriertes Dekret schafft bestenfalls den CPA aus den Gerichten.

2. Bestenfalls (aus 1.) kommt sofort mit einer Gegenbewegung, denn Trumps Dekret wird in den Gerichten genau so hart umkämpft werden. Nicht zuletzt wird die EPA (oder das, was noch da ist) sich hier selbst in den Schwanz beißen müssen, denn 2015 haben sie belegt und bewiesen, dass eine entsprechende Reduzierung von Emissionen sowohl technisch möglich ist als auch von Rechts wegen angeordnet werden kann. Damit Trumps Dekret überhaupt eine Wirkung haben kann, muss die EPA sich hier nun selbst widerlegen. Trump selbst hat -so die aktuelle Rechtsauffassung- gar nicht die Macht, den Clean Power Act aufzuheben.

3. Dass das Dekret die US-amerikanische Kohleindustrie wieder belebt, glaubt selbst bei den Republikanern kaum jemand, und selbst aus den euphorischen Äußerungen der Lobbygruppen kann man leichte Zweifel raushören. Ähnlich wie die Kohleindustrie in Deutschland und Europa ist auch die US-amerikanische Kohleindustrie schon seit Jahrzehnten im freien Fall. Kohle als Mittel zur Energieerzeugung hat auch in den USA längst die Spitzenposition verloren, und zwar an die Energieerzeugung aus Erdgas. Erdgas ist nicht nur als Rohstoff günstiger, auch entsprechenden Kraftwerke sind deutlich günstiger zu bauen.
Obamas Gesetze haben, anders als die Hardcorerepublikaner und die Lobby das behaupten, dem Kohlesektor nicht den Boden unter den Füßen weggezogen, sondern den ohnehin schon lange ablaufenden steilen Fall nur noch etwas beschleunigt.

4. Hydraulisches Fracking, was ja ebenfalls bei Trump und seinen Cronies hoch im Kurs steht und dessen Regulierungsvorschläge ebenfalls tief in den Gerichtsprozessen stehen, wird ironischerweise die in 3. beschriebene Situation noch verschlimmern, denn Fracking macht Erdgas noch günstiger als es ohnehin schon ist.

5. Jedem, selbst notorischen Nicht-Umweltschützern, ist klar, dass die technologische Entwicklung bei erneuerbaren Energien voranschreitet und dass erneuerbare Energien schon jetzt ein riesiger Markt sind, der in Zukunft auch immer größer werden wird, nicht zuletzt, weil Rohstoffe nun mal begrenzt sind und irgendwann das Ende kommt. Trumps Vorstöße bedeuten, dass die USA, die in diesem Feld ohnehin schon technisch hintendran sind, weiter an Boden verlieren und langfristig den Anschluss verpassen werden. Die Technologie wird dann teuer von woanders her eingekauft werden müssen.
Wind- und Solarenergie haben in den letzten Jahren ungeheure Fortschritte gemacht, die Effizienz der Systeme hat dramatisch zugenommen, mehr, als selbst optimistisch erwartet werden konnte.

6. Unabhängig von jeglichem Szenario ist ebenfalls schon jetzt klar, dass Trump in keinem Fall die Jobs in der Kohleindustrie zurückbringen kann. Die Kohlekumpel, die lächelnd um Trump bei der Unterzeichnung herumstanden, haben noch nicht begriffen, dass selbst ein Aufschwung der Kohleindustrie ihnen ihre Jobs nicht zurückbringen wird. Auch hier ist die technische Entwicklung die Ursache. Seit 1990 sind in der US-Kohleindustrie 55% der Jobs verlorengegangen (die meisten davon vor 2000), die Produktion ist aber nur um rund 12% zurückgegangen (das meiste davon erst nach 2010).

7. Trumps Budgetreduzierung treffen ausgerechnet die Kohlekumpel hart. Fivethirtyeight fasst es wie folgt zusammen:

 

So blöd ist die Welt auch nicht, um sich nicht zu denken, ja wenn die USA wegen ihres Verhaltens schon gelobt werden, müssen wir ja nichts ändern. Und die USA sind immer noch die größten Umweltsäue.

 

Trump weiß halt genau, was beim Durchschnitts-Ami vom Land die Augen zum Leuchten bringen:
Kohle, Stahl, Autos, Waffen und gewonnene Kriege. Dazu noch Muslimen- und Mexikanerfurcht.

Diese Interessen bedient er nun mit placeboartigen Gesetzen und Entscheidungen, um nebenbei und unbemerkt durch Deregulierung und dubiose Deals eigene Interessen (an der umstrittenen Pipeline ist er finanziell beteiligt) oder die Interessen bestimmter Gruppen durchzusetzen.

Das alles ist das Gegenteil von kluger Politik und war absolut zu erwarten, hinzu kommt der beginnende Nepotismus (siehe Ivanka und Ehemann).

 

Danke für die Zusammenfassung. Wie ist nebenbei genau die Verbindung bei der Pipeline? Den Teil scheine ich bisher verpasst zu haben. Zwar habe ich heimlich erwartet, dass Trump sich daran bereichern wird, aber es scheint ja tatsächlich auch so zu sein

 

Meinst du die "Deep State" Leute oder Xizor?

 

Trump (bzw. die Trump Unternehmen) hat Anteile am Pipelinebetreiber:

Disclosure Reveals Donald Trump Has Been Promoting Company He Has $250,000 Invested With

https://thinkprogress.org/disclosur...any-he-has-250-000-invested-with-d70584c7c9a7

PS: Drain the swamp!

 

Ich meine die Gestalten, die die Systemkritik der neuen intellektuellen Linken in Amerika zweckentfremden um antisemitische Rechtspropaganda zu "untermauern". Der Begriff Deep State beschreibt einfach nur verdeckte Machtstrukturen innerhalb eines politischen Systems die nicht demokratisch legitimisiert sind. Da muss keine eng vernetzte Verschwörung von den Weltjuden oder Freimaurern oder sonstwas gemeint sein, sondern der Begriff kann auch einfach ein instutionalisiertes Machtgefüge beschreiben, das demokratische Grundwerte unterläuft.

Das ist ein bisschen wie in Deutschland mit den ganzen Lügenpresse-Schreihälsen. Wer in Deutschland heutzutage die journalistischen Medien kritisiert stellt sich damit unweigerlich in die Ecke von derartigem Gesocks, leider. Das ist praktisch für Bild und Co.

 

Tja, da können wir uns bei den Populisten bedanken. Sachliche Kritik ist so gut wie unmöglich geworden.

 

Das Wörtchen “by” war selten wichtiger

 

Wenn man billiges Erdgas/Fracking mit Kohle vergleicht, bergen Erdgas oder Fracking Risiken wie das Trinkwasser zu verunreinigen, was viel schwerer wirkt als Emmissionen in der Luft.
Außerdem kann man nicht einfach tiefe Löcher graben und dann dichtmachen, ein Grund, warum man auch in Deutschland immer noch Kohleindustrie braucht, mal abgesehen von Bergbautechnologie, die man auch exportieren kann, die aber abwandert, wenn man selber keinen Bergbau mehr hat.
Wind und Solartechnik scheitert immer noch an fehlenden Stromspeichern.

 

Schau mal, eine Sammlung der bleibtesten Scheinargumente der Kohlelobby

 

https://news.mongabay.com/2017/03/d...ndonesian-borneo-suffer-from-water-pollution/

Der erste Artikel wenn man Coal+Water bei Google News eingibt. Nach kurzer Recherche bin nicht sicher was dem Wasser mehr schadet: Fracking oder Kohle.

 

Soweit ich weiß gab es auch vor Obama schon strenge Regulierung für Kohle, Obama hat es wahrscheinlich ideologisch übertrieben.
Man konnte in den letzten Tagen häufiger lesen USA blockieren G20-Bekenntnis zu Freihandel und Klimaschutz. Sieht eigentlich niemand den Widerspruch zwischen Freihandel und Klimaschutz? Dazu könnte ich einen ganzen Roman schreiben ;-)

 

die umweltschutzerlässe sind doch eh vor gericht festgesessen. fazitmässig ändert sich eigentlich nichts.

ausser jetzt wird das neue dekret von Dimwit Trump wohl vor gericht landen. LOL!

 

Was zumindest für mich irgendwie traurig ist, dass die Kohlearbeiter überhaupt nicht begreifen, dass sie eh die Zeche zahlen müssen. Selbst falls sie ihre Arbeitsplätze wiederbekommen täten, was in den wenigsten Fällen passieren wird aufgrund technologischem Fortschritt in anderen Bereichen und veralterter Struktur im Kohlesektor, so ist der Arbeitsplatz selbst ungesund. Sie werden kaum anständig entlohnt werden, gleichzeitig ist die Kohlearbeit äusserst ungesund für die Betroffenen (und deren Familien), die betroffene nahe Umwelt.

Man scheint nichts aus den bereits verseuchten Gebieten gelernt zu haben. Da sind ganze Landabschnitte unfruchtbar bzw. das Grundwasser verseucht, Berge komplett abgebaut oder abgeflacht worden, die Krebszahlen explodieren usw. Sollte das Dekret so durchkommen und die Kohleproduktion erneut "voll" anlaufen, dann zahlt es die Arbeiterbevölkerung mit der Gesundheit.

Ich verstehe grosse Teile der Amerikaner einfach nicht (mehr). Ist deren Schulbildung so schlecht, oder ist es die Allgemeinbildung? Oder ist es der Fluch des grenzenlosen Optimismusses?...

 

Es gibt keine validen Argumente für fossile Energieträger. Das haben die Chinesen begriffen und rollen den Markt von hinten auf.

 

Vor Trump war "die Elite" an der Macht.
Das war nicht nur die Fananzelite, sondern auch die Bildungselite. Wenn die zwischendurch ihre eigeninteressen mal außer acht gelassen haben, kamen da kluge Dinge zu Vorschein.

 

Zu dem, was ich schon geschrieben habe, noch ein Zusatz:

Etwa 75.000 Jobs hängen in den USA an der Kohleindustrie. An der Industrie rund um erneuerbare Energien hängen in den USA rund 700.000 Jobs.

 

Diese 700.000 Jobs sind aber wohl nicht über diverse Swingstates verteilt, sonst hätte Donald doch sicher bei den Befürwortern von erneuerbaren Energien Speichel geleckt.

 

Es ist auch "typisch" Trump, wie wir ihn bisher erlebten. Anstatt zukunftsweisend zu denken und zu handeln macht er Rückschrittsbemühungen. Vermutlich erfahren wir irgendwann, welche persönlichen finanziellen Interessen er daran hat. Etwas anderes kann ich mir nicht vorstellen, warum man auf so eine dumme Idee kommt, ein Industriezweig zu fördern welcher veraltert ist und dessen Umweltverträglichkeit seit Langem bekannt ist. Anstatt auf den Fortschritt zu setzen...

 

Natürlich sind die nicht in Swing States

 

erwarte keine Vernunft von diesem schwer gestörten Mannkind.

 

Noch Fragen?

 

Vielleicht brauchen das die USA mal. Weg vom politischen Establishment, hin zum Finanz- und Investorestablishment. Der ärmere und Normaloamerikaner wird relativ bald merken was ihm da eingebrockt wurde bzw. was er sich selbst eingebrockt hat. Dies wird zur Folge haben, dass für nächsten 200 Jahre niemand aus dem Lager der Superreichen auf den Präsidentensessel rutscht. Oder vielleicht doch, die Amerikaner sind halt leider massiv minderintelligent.

 

Sie haben ja aus den Lügen von Bush Jr. auch nichts gelernt und trotzdem weiterhin Republikaner gewählt. Und genug von ihnen glauben immer noch, dass die Golf-Kriege richtig und wichtig waren, um Saddam und seine Waffen zu stoppen.

 

Die Amerikaner sind nicht pauschal dumm, sondern vor allem eins: ein extrem inhomogenes Völkchen. So wie die Kleinstädte Osteuropas in Sachen Mentalität und Lebensqualität von Metropolen wie München oder Paris ganze Welten entfernt sind, sieht es auch mit den Lebensverhältnissen (und der Bildung) in den USA aus. Der springende Punkt ist halt, dass dort das Wahlsystem der Landbevölkerung (die zu großen Teilen einer längst vergangen Zeit hinterhertrauert, und im Großen und Ganzen unfähig ist, sich zu verändern) übermäßig viel Bedeutung zukommen lässt, was durch das "the winner takes it all"-System noch verstärkt wird. Ein Verhältniswahlrecht würde Typen wie Trump wohl auch in den USA unmöglich machen.

 

Wieso dürfen Leute, die so etwas glauben überhaupt wählen?

 

Die EPA hat jetzt die erste Billboard Kampagne unter ihrer neuen Führung gestartet:

 

Das is doch ein Fake.