Warum wird Merkel so negativ gesehen?

Dieses Thema im Forum "Smalltalk" wurde erstellt von Shintaro - Modliebling, 6. September 2017.

  1. Shintaro - Modliebling Liebt einen Baum

    Shintaro - Modliebling
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    Immer wieder wird Merkel angegriffen weil sie angeblich für Stillstand stünde, und keine eigenen Visionen und Ideen einbrächte.
    Ich bin sicher kein Freund der CDU, aber das Argument kann ich nicht nachvollziehen, im Gegenteil, ich halte es für äußerst dumm und gefährlich:

    In einer Zeit in der sich Großbritannien nicht nur ein Jahrhunderprojekt wie den Austritt aus der EU aufbürdert, sondern auch noch plant diesen Wahnsinn durch ein Kasperletheater durchführen zu lassen, in denen in Polen, Ungarn und der Türkei verkappte Egomanen einen kompletten Staat als Geisel nehmen, in Frankreich und Österreich kleine One-Man Shows die Kaiserwürde wiederbeleben, in Südeuropa Jugendarbeitslosigkeit die 20% Hürde knackt und in den USA ein dementer Vollidiot mit leeren Versprechungen an die Macht kommt, da bin ich ehrlich gesagt ziemlich froh darüber, dass sich in Deutschland erstmal nichts ändert.
    Stabilität und Stillstand ist doch per se erstmal nichts negatives, genauso wie Veränderung erstmal nichts rein positives ist.

    Auch das zweite Argument, dass Merkel keine eigenen Ideen und Visionen mitbringe verstehe ich nicht. Genau das ist doch einer ihrer Vorteile. Merkel ist unbestritten eine der mächtigsten Personen der Welt. Sie nutzt das aber nicht aus um ihre Vorstellungen durchzudrücken (wie sie sicher könnte), sondern im Gegenteil, moderiert einen demokratischen Prozess, an dessen Ende gesellschaftliche Fortschritte wie der Atomausstieg, oder die Öffnung der Ehe stehen.


    Ja, es gibt viele Problemstellen. Die Infrastruktur wird seit Jahren auf dem Altar der CSU geopfert, was Folge eines innenpolitischen Prozesses ist.
    Das Bundesverkehrsministerium hat seit Jahren nur noch einen Zweck: Möglichst viel Bundesmittel nach Bayern zu lenken.
    Die Energiewende läuft ziemlich schleppend, weil in Deutschland so ziemlich alles verklagt wird, was in Richtung neue Trasse oder Windrad riecht.
    Auch in der Flüchtlingskrise gab es massive Probleme, unter anderem weil schlicht nicht genug Kapazität für eine schnelle und gute Sachbearbeitung vorhanden war und ist.
    Auch die soziale Situation macht Probleme, weil die Macht der Arbeitgeber immer stärker ausgebaut wird, während Arbeitnehmer und vorallem Geringverdiender stärker belastet werden.

    Aber nach wie vor denke ich, dass Angela Merkel bei aller Kritik hervorragende Arbeit leistet. Insbesondere, dass sie ihre Macht nicht missbraucht, sondern einen demokratischen Prozess ermöglicht ist ihr hoch anzurechnen.

    Ich werde nicht für die CDU stimmen, aber könnte ich den Kanzler direkt wählen: Ich wüsste wen ich wollte. :D
     
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  2. SpeedKill08 Zynische & extrem DEMODIVIERTE Kartoffel*in in BERLIN Moderator

    SpeedKill08
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    Damit ist für mich alles gesagt.

    Es mag Themen geben, da mag Beständigkeit und Gelassenheit tatsächlich richtig sein. Bei Themen wie (digitaler) Infrastruktur, Bildung, soziale Gerechtigkeit und die Zukunft der Arbeit versagt sie. Sie behindert den Fortschritt in Deutschland. Man könnte sogar soweit gehen und sagen: Sie schadet dem Land und ihrem Volk in dem sie bspw. beim Thema Arbeit am Dogma der "Vollbeschäftigung" festhält. Als Beleg dafür: in den 12 Jahren ihrer Kanzlerschaft hat sich die Erwerbsarmut auf 10% verdoppelt und steigt weiterhin konstant, während man sich über fallende Arbeitslosenzahlen freut und dabei jene gar nicht zählt, die arbeiten, teils mehrere Jobs haben und trotzdem mit Hartz4 aufstocken müssen, um überhaupt "leben" zu können. Für ein wirklich lebenswertes Leben reichts dann aber trotzdem nicht, weder zeitlich, noch finanziell. Das Thema Altersarmut, was diese Menschen dann am Ende des Lebens nochmal zusätzlich (sry) fickt, weil Rente im Prinzip nicht existent ist und für private Vorsorge ein Leben lang trotz harter Arbeit kein Geld da war, fange ich erst gar nicht an.
     
    Zuletzt bearbeitet: 6. September 2017
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  3. blurps

    blurps
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    Vollständig abgelehnt wird sie doch auch nur von einer lautstarken Minderheit, das zeigen die Beliebtheitswerte und das voraussichtliche Wahlergebnis. Die große Mehrheit ist mit ihr grundsätzlich zufrieden und eine Wechselstimmung gibt es nicht mal in Ansätzen.

    Dass es u.a. bei der Energiewende, dem Netzausbau und anderen innenpolitischen Fragen nicht vorangeht, ist in meinen Augen aber eine absolut berechtigte Kritik. Im Gegensatz zu internationalen Fragen wäre hier bei entsprechendem politischen Willen vergleichsweise einfach was zu erreichen - Konflikte wie in Syrien oder der Ukraine kann Deutschland trotz aller Mittelmachtphantasien einiger ... Individuen wenig beeinflussen. Gerade die beiden genannten Bereiche sind ganz entscheidende Standortfaktoren, die Merkel aber zugunsten machtpolitischer Erwägungen brachliegen lässt. Das Infrastrukturministerium geht an die CSU und bei Dobrindt wusste doch jeder vorher, dass der nichts auf die Kette bekommt. Energie wurde Gabriel mit untergeschoben, der für solche technischen Fragen auch überhaupt kein Interesse hat und aufgrund seiner sprunghaften Natur ungeeignet ist.

    Von seiten der Kanzlerin gibt's dann gelegentlich mal eine wohlfeile Rede und das war's dann. Ich verlange ja nicht mal ein grundlegendes Reformpaket wie die Agenda, aber in solchen Dingen muss sich Deutschland einfach bewegen, sonst ist man ganz schnell abgehängt. Im Gegensatz zu Schröders Politik wäre das auch keine Bedrohung der Macht - Wählerstimmen wird Merkel mit besserer Infrastrukturpolitik wohl kaum verlieren.
     
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  4. Amoreli3 gesperrter Benutzer

    Amoreli3
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    Wer am lautesten brüllt, hat aber nicht automatisch recht.

    Allerdings lehne ich sie auch ab. Aber nicht wegen ihrer Politik, sondern weil ich sie einfach satt habe. Es wird Zeit, dass auch mal jemand anderer eine Chance bekommt. Deutschland funktioniert auch ohne eine Frau Dr. Merkel.

    Anscheinend wird die noch Bundeskanzlerin sein, wenn ich schon lang unter der Erde liege.
     
  5. SpeedKill08 Zynische & extrem DEMODIVIERTE Kartoffel*in in BERLIN Moderator

    SpeedKill08
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    Diese Aussage stimmt - aber nicht im Gänze.

    Ja, ich weiß, diese Rechnung ist albern, aber man darf nie vergessen dass ein großer Teil der Bevölkerung - also Nichtwähler, ungültige Stimmen und die Wähler aller anderen Parteien - explizit nicht Merkel bzw. die CDU/CSU gewählt hat.
     
  6. Scipio Neoliberal

    Scipio
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    Nun ja. Ich kann dir insofern Recht geben, dass im Vergleich mit der Weltsituation der Regierungsstil von Merkel angenehm ist. Relativ auf Konsens und Verstand ausgerichtet. Wobei ich wie gesagt weiß, dass be ihr sehr viel im Hintergrund und auf indirekten Wegen passiert. Das sieht man schon an ihrem Werdegang, wie sie im Prinzip die gesamten Kontrahenten in der CDU ausgeschalten hat.

    Ich habe mehr ein Problem mit ihr, dass ich den Regierungsstil nicht schlecht finde, aber sie für mich keine Wahl ist the, weil ich einfach nicht weiß, für was sie und die CDU steht. Ich wüsste einfach nicht, wen und vor allem WAS ich wählen würde. Welche Politik und welche Zukunft. Nicht ohne Grund ist das, was die CDU macht, asymmetrische Demobilisierung und ansonsten stark inhaltsleer.

    Ich kann aber auch nicht zustimmen, dass sie den Prozess moderiert. Ich würde gerne den bereits mehrmals erwähnten "Economist" Artikel liefern, aber sie reagiert auf Ereignisse nach Abwägung anhand der Stimmung im Volk und reagiert entsprechend. Homoehe, Atomausstieg, etc. Aber weniger aus idealistischen, mehr aus machtpolitischen Gründen.

    Ich möchte aber eine Partei oder Person wählen, von der ich weiß, für was sie inhaltlich steht und nicht die Katze im Sack ist.
    Und ihre Politik sorgt auch dafür - nicht alleine, da gibt es mehr Faktoren - dass eine mangelnde Differenzierung der Parteien vorliegt. Das finde ich kritisch.

    Und zu guter Letzt : Ich glaube nicht, dass ein Regierungsstil von Schmidt oder Schröder schlechter ist. Alles war und ist besser als woanders.
     
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  7. legal Der Zufall und die Zeit Moderator

    legal
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    Zustimmung, dass Merkel zu negativ beurteilt wird.
    Zustimmung aber auch, dass ich mir manchmal mehr klare Linien wünschen würde.
     
  8. Timber.wulf Unsterblicher Forengott Moderator

    Timber.wulf
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    Ich sehe gar nicht Merkel als derart negativ, viel mehr die CDU. :yes:
     
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  9. Vögelchen Baumwolldealer des Vertrauens

    Vögelchen
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    Die hierfür genannten positiven Sachen sind halt alle mehr oder weniger zufällig passiert und ihr nicht wirklich anzurechnen imo.

    Merkel hat offenbar keine Vision für das Land, sie regiert nicht, sie reagiert und ist dabei Fähnchen im Wind.

    Ich denk generell, dass maximal zwei Amtszeiten für dieses Amt gut wären. Dann gibt es immer frischen Wind und die Spitzenpolitiker konzentrieren sich automatisch weniger auf Machterhalt und vielleicht wieder mehr auf Inhalte.

    Generell habe ich mit dem Rest der CDU aber weitaus mehr Probleme. Dr. Belausche, FlintenUschi und Thomas de Misere sind absolut gruselige Figuren. Von den CSUlern will ich gar nicht anfangen. :uff:
     
  10. SpeedKill08 Zynische & extrem DEMODIVIERTE Kartoffel*in in BERLIN Moderator

    SpeedKill08
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    Ich weiß nicht mehr wo ichs gelesen/gehört habe, irgendwo hab ich neulich eine Diskussion verfolgt, wo es darum ging, wie sich die CDU bei der Wahl ohne Merkel schlagen würde.....das Fazit sprach nicht für die Partei...
     
  11. Vögelchen Baumwolldealer des Vertrauens

    Vögelchen
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    Naja, aus irgendeinem Grund ist ja der Herr mit den verschwundenen Geldkoffern, der alles und jeden bespitzeln wollte, total beliebt laut Umfragen.

    Ich verstehe nach wie vor nicht, wieso es keinen massiven Aufschrei der Presse gab, als der Typ zum Finanzminister wurde. Der einzige Journalist der das damals in der PK angesprochen hat, war ein Niederländer.
     
  12. abelian grape Normalteiler

    abelian grape
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    Hm, bei dem Punkt tue ich mich schwer, ihn per se als negativ zu sehen. Merkel reagiert auf Strömungen in der Gesellschaft und das natürlich auch aus machtpolitischen Gründen. Aber das ist letztlich ein Kernpunkt unserer parlamentarischen Demokratie: Wir wollen, dass Politiker im Sinne des Volkes handeln und nicht im Sinne ihrer Visionen - und wenn sie das aus machtpolitischen Gründen tun, ist das eher ein Zeichen für das Funktionieren unserer Demokratie, als gegen. Aber dennoch kann ich den Punkt verstehen: Merkel ist mir insgesamt auch zu passiv. Mir fehlen innenpolitisch Ideen und das Anstoßen von Debatten. blurps hat das oben ja schon skizziert: Bestimmte, sehr wichtige Themen werden einfach links liegengelassen, weil sich in der Bevölkerung keine große Strömung regt. Sowas wie Digitalisierung (Netzausbau), Energiewende, Rentenreform (wegen Altersarmut), etc. Von einer guten Kanzlerin erwarte ich nicht nur Reaktion, sondern auch das Erkennen wichtiger Themen und das Initiieren von Debatten. Merkel vermeidet aber jeden auch nur denkbaren Widerstand so gut es geht und das heißt eben auch, dass sie große Debatten so gut es geht kleinhalten möchte. Und das kann man ihr durchaus sehr negativ ankreiden.

    Meine Meinung zu Merkel ist daher etwas zwiespältig, aber insgesamt etwas positiver als früher. Ich bin nicht sehr traurig um ihren trägen Regierungsstil, aber auch nicht glücklich. Man könnte sagen, ich habe mich auch zu dem Gedanken einlullen lassen, dass es uns doch viel schlimmer hätte treffen können auf dem Kanzlerposten.
     
  13. Faulpelz II

    Faulpelz II
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    +
    So geht's mir auch. Die Merkel aus der Kanzlerzeit (davor war sie auch schlimm) und noch Norbert Lammert stechen eher positiv heraus, der Rest der CDU/CSU ist für mich aber bestenfalls erträglich (ein paar EU-Politiker) bis absolut furchtbar.

    Was ich Merkel vorwerfe ist, dass sie (scheinbar) immer erst reagiert, wenn die Kacke am dampfen ist. Das ist immer noch besser als gar nicht oder falsch zu reagieren, wie es andere wohl tuen würden, aber eben auch nicht das, was ich von einem guten Politiker erwarten würde. Selbst die Flüchtlingskrise hätte mit guter Vorarbeit deutlich abgeschwächt werden können, wodurch es wohl nie zu diesem Rechtsruck in der Gesellschaft gekommen wäre.
    Außerdem kreide ich ihre blinde Amerikahörigkeit an (Irakkrieg!!), es hat erst einen Trump gebraucht, dass sie sich "ein Stück weit" emanzipieren konnte. Deswegen würde ich ihr auch nie meine Stimme geben, das Risiko in irgendeinen dummen Konflikt hineingezogen zu werden, ist einfach zu hoch.

    Nicht nehmen kann man ihr, dass sie und ihre Regierung Deutschland nach außen hin zu einem Staat gemacht hat, der mit Stabilität, Mäßigung und Vernunft verbunden wird - etwas, was in Zeiten von Trump und Kim wichtig ist und gute Beziehungen zu allen Staaten, die ähnlich ticken, sichert. Deutschland ist außenpolitisch heute größer, als es in Wirklichkeit ist.
     
  14. Scipio Neoliberal

    Scipio
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    Grundsätzlich hast du nicht Unrecht, aber wenn man das als ideale Form der Demokratie ansieht, müsste man gar keinen Wahlkampf machen, sondern nur noch so handeln, wie es die Stimmung im Volk besagt. Wenn man so vorgehen würde, wären wichtige Refomen, politische Grundhaltungen wie die Westbindung unter Adenauer oder die neue Ostpolitik unter Brandt nicht möglich gewesen. Man muss Themen präsentieren, die man vertritt und umsetzen möchte. Und versuchen, diese auch umzusetzen. Unabhängig ob Regierung oder Opposition. Denn sonst dürfte die Opposition keine Initiativen einbringen, da sie ja nicht gewählt wurde - ergo die Bevölkerung ihr nicht die Regierungsverantwortung geben will. Du sagst ja selbst, wichtige Themen werden außen vor gelassen, weil es keine große Bewegung in der Bevölkerung gibt. Deshalb wäre mehr Intiativen, Anregungen und Maßnahmen anhand einer klareren politischen Linie wichtig und richtig. Ich wüsste aktuell nicht, WELCHE Politik ich bei der CDU wählen würde.
     
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  15. Scipio Neoliberal

    Scipio
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    Blind war sie gegenüber Amerika nie. Und die Flüchtlingspolitik lag auch zu großen Teil der schlechten europäischen Koordinierung und Politik, wie man zu handeln hat, zugrunde. Ohne die innereuropäischen Probleme und mangelnden Maßnahmen wäre sowas wie Ungarn gar nicht geschehen und man in Handlungszwang geraten.

    Und den Rechtsruck, der war schon lange vorhergesagt, weil es die Tendenzen schon lange in der Bevölkerung gab. Jetzt bricht er halt endlich raus. Bin ich sogar ganz froh drum.
     
  16. abelian grape Normalteiler

    abelian grape
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    Das wollte ich damit nicht sagen; mir ging es darum, dass Reaktion auf Stimmungen in der Bevölkerung aufgrund von Machterhalt durchaus ein positiver Nebeneffekt unserer parlamentarischen Demokratie sind. Eines der zugrundeliegenden Axiome ist ja, dass Menschen nach Macht streben und Macht ausnutzen. Wenn sie diesen Drang dazu nutzen, um den Willen der Bevölkerung umzusetzen, dann ist das eher positiv zu bewerten.
    Ansonsten schließe ich deinen Aussagen zum Teil an. Ich möchte keinen Kanzler, der klare Visionen hat und auf Biegen und Brechen versucht das Volk zu überzeugen - das hat etwas von einem demokratisch legitimierten "Führer". Was ich will ist jemand, der wichtige Themen erkennt und dann öffentliche Debatten anstößt, in denen er zwar seine Meinung artikuliert, aber letztlich doch auf deren Ergebnis abwartet, bevor er eine finale Entscheidung trifft.
     
  17. Scipio Neoliberal

    Scipio
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    Es ist aber auch eine Art "Machterhalt", wenn sie nicht für ihre Überzeugungen eintritt und stattdessen so regiert, wie es der Stimmung entspricht, um die Macht nicht zu verlieren. Ganz extremes, negatives, Beispiel: Mehrheit fordert immense Bestrafung von Kinderschändern - solche Maßnahmen werden unternommen aufgrund der Stimmung, auch wenn Experten o.ä dem widersprechen würden.

    Nicht unbedingt. Es kommt auf die Art und Weise an. Wie siehst du dann Schmidt?
     
  18. abelian grape Normalteiler

    abelian grape
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    Das wäre dann mitunter negativ, weil es elementare Grundrechte nachteilig betreffen würde. Eine entsprechende Debatte darüber wäre zum größten Teil auch eine Expertendebatte - sprich von Psychologen, Juristen, Ethikern, etc. - und sie wäre durch das Grundgesetz (und ja, da auch von dessen Interpretation) begrenzt. Dennoch: Per se negativ ist ein starkes Ausrichten an dem Willen der Bevölkerung wegen Machterhalt nicht. Siehe Atomausstieg, siehe Homoehe. Wäre Merkel eine harte Ideologin gewesen, dann hätten wir nun womöglich weder das eine, noch das andere.

    Zu Schmidt habe ich ehrlichgesagt keine wirkliche Meinung, da ich ihn zu wenig kenne. Nur aus einigen Fernsehauftritten im betagten Alter und das erlaubt mir keine richtige Beurteilung.
     
  19. Scipio Neoliberal

    Scipio
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    Ich glaube, wegen gewissen politischen Aktionen könnten wir uns noch länger streiten. Aber im Prinzip hast du nicht Unrecht. Ist aber auch sehr allgemein formuliert, so dass man nicht widersprechen kann.
     
  20. |Kirby|

    |Kirby|
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    Das trifft's auch für mich ganz gut. Ich wähle Links und wünsche mir eigentlich RRG, aber habe mich kürzlich auch bei dem Gedanken erwischt, dass angesichts weltweiter Tumulte, nochmal vier Jahre Merkel ja irgendwie gar nicht so schlimm wären. :/ Vielleicht werde ich auch einfach alt.
     
  21. Shavo Odadjian Gonorrhea Gorgonzola

    Shavo Odadjian
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    Immer diese Visionen... wann gab es denn jemals einen deutschen Bundeskanzler, der uns mit oder durch seine "Visionen" in eine bessere Zukunft geführt hat?

    Welche großartigen gesellschaftlichen Entwicklungen in Deutschland der letzten 60 Jahre gehen denn bitte auf visionäre Politiker zurück anstatt auf Dinge wie Druck aus der Gesellschaft und entsprechende Reaktion aus der Politik?

    Europa/die EU vielleicht, aber sonst?
     
  22. Faulpelz II

    Faulpelz II
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    Willy Brandt: Neue Ostpolitik und "mehr Demokratie". Hat mit dem Muff von 20 Jahren CDU-Politik ziemlich aufgeräumt.
     
  23. abelian grape Normalteiler

    abelian grape
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    Um das evtl. ganz knapp und konkret zu machen: Die Entscheidung für die Homoehe war für mich ein Zeichen funktionierender Demokratie, auch gerade wegen des opportunistischen Hintergrundes. Damit ist die Ideologielosigkeit Merkels für mich nicht per se negativ. Ein überzeugter Christdemokrat wie Horst Seehofer hätte diese Entscheidung nie zugelassen, sondern gegen die Homoehe polarisiert und damit Wahlkampf gemacht.

    Das Älterwerden spielt zumindest auch bei mir eine Rolle. Mein Leben ist sehr geregelt und meine Zukunftsperspektive ist - modulo Kriege, Naturkatastrophen, Revolutionen, etc. - sehr gut. Das heißt, ich persönlich könnte mit einem "Weiter so!" gut leben, was zumindest meine Leidenschaft bzgl. bestimmter Themen abkühlt, auch wenn ich rational davon überzeugt bin. Ich überlege ja schon seit einiger Zeit mal in die Politik zu gehen - evtl. hilft der Kontakt mit anderen Menschen da auch wieder mehr Leidenschaft zu entwickeln.
     
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  24. Scipio Neoliberal

    Scipio
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    @abelian grape :Wenn du zu uns kommen willst, kann ich dir behilflich sein :cool:
     
  25. Faulpelz II

    Faulpelz II
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    Das ist glaube ich auch das Problem, das Schulz hat: Die Leute, die Probleme mit der heutigen Arbeitswelt haben, wählen eher gleich die Linke, weil die viel weitgehendere Forderungen aufstellt. Die akademisierte Mittelschicht, mit stabilem Job, Haushaltseinkommen >4000 netto kümmert sich eher um Faktoren wie Sicherheit und Zuwanderung, weil man "weiter so" als positiv empfindet. Bestenfalls gehts vllt noch um Ökologie, aber dann wird grün gewählt, schlimmstenfalls stört man sich am Flüchtlingsheim drei Straßen weiter, dann wählt man AfD. Die SPD kann also nur die Leute ansprechen, die prinzipiell gut ausgebildet sind (also Aussichten auf ein Stück von der Torte haben), aber am heutigen Arbeitsmarkt aufgrund von Befristungen und Umstrukturierungen schlecht Fuß fassen. Aber das ist eben nur ein vergleichsweise kleiner Teil der Bevölkerung.
     
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  26. abelian grape Normalteiler

    abelian grape
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    Die FDP unterwandern und ihr eine sozial-liberale Agenda verpassen? :hmm: Klingt nach einer Herausforderung. :wahn:
     
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  27. Joschka

    Joschka
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    Auch auf die Gefahr hin, dass ich dich damit beleidige, aber ich empfinde ein solches Denken als zutiefst egoistisch. Ein intelligenter Mensch sollte meiner Meinung nach das große Ganze nie ganz aus den Augen verlieren. Ich verlange ja nicht, dass man immer aktiv gegen Ungerechtigkeiten kämpft, aber ein "weiter so" weil es einem selbst gut geht, während breite Teile der Bevölkerung immer ärmer werden, ist nach meinem Gerechtigkeitsempfinden einfach nicht richtig.

    Ich habe einfach das Gefühl, dass wir uns gesellschaftlich nicht weiter entwickeln, während der technische Fortschritt an uns vorbei rast. Wir haben mittlerweile Mittel, um die Welt besser als noch vor 100 Jahren zu machen, nutzen sie aber nicht, weil unser Denken immer noch dem des 20. Jahrhunderts gleicht. Ich bleibe Idealist, auch mit über 30 und hoffentlich auch noch mit 40 und 50+!:Poeh:
     
  28. Scipio Neoliberal

    Scipio
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    Breite Teile? Ja klar.

    Nochmal : Es gibt einen Haufen Sozialliberaler bei uns mittlerweile. Könnte dich verknüpfen. Von daher gerne :yes:
     
  29. ancalagon Alarmarzt Meier-Wohlfühl

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    das muss "aus" heíßen nich "von" :p
    Bei Zustimmungswerten um 50 % (und damit weit vor Schulz) würde ich jetzt nicht unbedingt von "wird immer negativ" gesehen. Glaube eine Direktwahl des Kanzler wäre für einen Merkel-Gegner noch desaströser als jetzt die Parlamentswahlen..
     
  30. Joschka

    Joschka
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    Du scheinst dich auch nur in Oberschicht Kreisen zu bewegen, oder aber du bist sehr naiv und glaubst alles, was dir die Medien suggerieren.
     
  31. Scipio Neoliberal

    Scipio
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    Ah, so einer bist du. Alles klar.
     
  32. Joschka

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    Genauso könnte ich auch reagieren, überheblich und herablassend. Tu dir doch selbst einen gefallen und antworte gar nicht, wenn du nicht bereit bist, zu diskutieren.
     
  33. Shintaro - Modliebling Liebt einen Baum

    Shintaro - Modliebling
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    Scipio diskutiert hier seit Wochen. Du bist der, der ausfallend wird.
     
  34. Joschka

    Joschka
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    Ich diskutiere hier auch schon eine Weile. Und wo werde ich ausfallend? Wie soll ich "Ah, so einer bist du. Alles klar." denn sonst auffassen? Wenn das nicht herablassend gemeint ist, dann klärt mich auf, wie es gemeint ist!
     
  35. abelian grape Normalteiler

    abelian grape
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    Das beleidigt mich nicht, weil ich ja explizit gegen ein "Weiter so!" stimme, weil ich es rational für sinnvoll erachte. Das ändert nur nichts daran, dass mein persönliches Leben unter einem "Weiter so!" nicht leiden würde. Das mag mit mangelnder Empathie zu tun haben - aber Empathie ist nichts, was man erzwingen kann. Daher versuche ich mich eben so gut es geht rational an einem ethisch-moralischen Kompass zu orientieren und eben nicht an meinen persönlichen materiellen Bedürfnissen. Sonst wäre ich jetzt mit einer nicht geringen Wahrscheinlichkeit bei einer Consulting-Bude und würde da fleißig Statistiken vergewaltigen.
     
  36. Scipio Neoliberal

    Scipio
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    Danke. Ich gehöre garantiert nicht zur Oberschicht. Und "naiv" berieseln lasse ich mich ebenfalls nicht. Das empfinde ich sogar als Beleidigung und Unterstellung.
     
  37. Joschka

    Joschka
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    Du kannst doch aber nicht einfach leugnen, dass viele Menschen in Deutschland unter grausigen Arbeits- und insgesamt Lebensbedingungen leiden und dass die jetzige Politik nichts daran ändern wird. Ich mache das nicht mal der CDU zum Vorwurf, die Partei stand nie für den "kleinen Mann", aber es gibt so gut wie keine soziale Opposition mehr, das ist nun einmal leider Fakt.

    Wenn ich dir mit meinem Satz zu nahe getreten bin, dann liegt es schlicht daran, dass mich sowas wirklich emotional ein wenig aufwirbelt und ja, ich weiß, dass Emotionen in der heutigen Gesprächskultur verpönt sind, aber ganz so dünnhäutig muss man ja nun auch nicht sein. Entschuldigen werde ich mich dafür jedenfalls nicht:achja:
     
  38. Scipio Neoliberal

    Scipio
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    Nach meheren Wochen, in denen ich mir sowas amhören darf, bin ich da empfindlicher. Und ob du dich entschuldigst oder nicht, interessiert mich ehrlich gesagt gar nicht.
     
  39. Joschka

    Joschka
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    Du verteilst halt auch ordentlich Breitseiten, das man dann auch mal einstecken muss, sollte doch klar sein?!
     
  40. Scipio Neoliberal

    Scipio
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    Frage mal die anderen hier, ob das so ist.
     
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