Was lest ihr momentan?

Dieses Thema im Forum "Medienforum" wurde erstellt von Spartan117, 23. Februar 2016.

  1. Sphinx3019

    Sphinx3019
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    Es gibt halt 'ne Menge Leute, die viel von der Reihe halten. Da wird man halt neugierig. :D
    Außerdem war die Hürde, ein 300 Seiten-Buch zu lesen, jetzt nicht so groß wie bei einem 1500 Seiten-Schinken wie "Es".
     
  2. Callahan

    Callahan
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    Das feine an King ist ja, dass es von ihm von der 20-Seiten-Shortstory bis zum 1500-Seitenwerk wie The Stand echt alles gibt... Leider auch in schwankender Qualität :ugly:
     
  3. Helli LI-LA-LAUNELÖWE Moderator

    Helli
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    Na du kannst ja mal berichten. Ich habe mich noch nicht rangewagt (und sowieso genügend anderes zu lesen).
     
  4. Weiter als der erste Teil bin ich auch nicht gekommen, kann das Buch aber empfehlen. Es passiert halt nicht gerade viel und es gibt einige Flashback-Szenen. Ist aber auch der erste Teil einer Reihe, also normal.

    Die Reihe soll qualitativ ja teilweise recht gut schwanken, King hat sie ja auch über viele Jahre hinweg geschrieben. Irgendwann will ich es aber schon gelesen haben.
     
  5. tolotos*

    tolotos*
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    Kristin Ganzwohl - Geliebter Mörder
    In diesem Buch schreibt eine Journalistin über ihren Umgang damit, dass ihr Freund ihr erzählt, dass er fünfzehn Jahre vorher einen Mord begangen hat. Schlimmer noch, er hat seine damalige Freundin umgebracht. Etwas überraschend fand ich, dass die Antwort, wie man auf so ein Geständnis von fast jedem (der Autorin und den meisten Freunden mit denen sie darüber redet) gleich ausfällt - man sollte auf jeden Fall versuchen, die Beziehung weiterzuführen. Interessant an dem Buch ist natürlich vor allem von der Reaktion (durch tatsächliche Taten oder nur wie sie sich danach fühlt und was sie denkt) der Autorin zu lesen. Weniger prickelnd ist, dass ein Teil des Buches auch von "0815"-Problemen eingenommen wird, und man daher das Gefühl hat, dass es weniger zu erzählen gibt, als in das Buch passt. Auch störend fand ich, dass die Kapitel nicht gut aufeinander abgestimmt sind. Oft hat man den Eindruck, sie wären unabhängig voneinander geschrieben worden und später hätte niemand richtig drübergelesen... Oder das ist Absicht und man soll sie auch nicht-chronologisch lesen können? Mich hat es jedenfalls gestört. Und der Inhalt war wie gesagt nur teilweise interessant, teilweise langweilig und teilweise hat er sich wiederholt... 2/5

    James A. Corey - Caliban's War

    Der zweite Teil der Expanse-Reihe hat mir ein gutes Stück besser gefallen als der erste. Das liegt wahrscheinlich teils an den neuen Charakteren - Neben Holden, mit ich immer noch nicht ganz warm werde, gibt es jetzt POV von einer Soldatin vom Mars, einem Botaniker von Ganymede und einer hochrangigen Politikerin von der Erde. Die mittleren haben mir gut, Avasarala (die Politikerin) sehr gut gefallen. Andererseits liegt es wahrscheinlich auch an der Schwerpunktsetzung, denn die politische Komponente (die vorher eher im Hintergrund vorkam) wird durch die neuen Charaktere auch deutlich stärker beleuchet - ich lese sehr gerne über politisches Intrigieren und das rückte hier mehr in den Mittelpunkt - zwar nicht allzu komplex von der Anzahl der Akteure her, aber immerhin interessant in der Ausführung. Immer noch gemocht habe ich das Setting und das man oft den Eindruck hat, dass dabei auch alltägliche Kleinigkeiten bedacht werden. Weniger gut gefallen hat mir diesmal der Plot, vor allem weil er ziemlich nah am ersten Buch war:
    Es ging hauptsächlich wieder darum, eine Organisation von der Erde, die mit dem Protomolekül experimentiert zu entlarven.
    Auch etwas gestört hat mich die Kleinigkeit, dass
    als die Rocinante von den UN-Schiffen verfolgt wird, die wiederum von Marsianern verfolgt werden, nicht früher jemand auf die Idee kommt, diese gegeneinander auszuspielen. Gerade Avasarala hätte da doch als erstes drüber nachdenken müssen. Das wirkte auf mich sehr künstlich die offensichtliche Lösung spät präsentiert, um die Spannung zu steigern...
    Ich habe mich insgesamt gut unterhalten gefühlt. 4/5
     
  6. Terranigma

    Terranigma
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    Mea culpa für die Verspätung. Nachdem mein Freund den Internetrouter gegossen hat, war hier erstmal für eine Woche kein Internet mehr vorhanden. Insofern: Freut mich, dass "Kokoro" dir Gefallen hat. Von Sôseki habe ich ansonsten nur noch "Kusamakura" und "I am the Cat" (wagahai ha neko de aru) gelesen, das ich an dieser Stelle noch einmal hervorheben muss. Es ist ein kurzes Buch, aber auf seine Art kein leichtes - quasi Slice of Life ohne erkennbaren Plot. Man muss schon in einer gewissen Stimmung sein, um das lesen zu wollen. Ich fand es aber sehr schön. "I am the cat" könnte ich nicht empfehlen. Entstanden ist's als Einzelbeiträge in einer wöchentlichen Zeitung, d.h. ist nie als Roman konzipiert wurden, sondern erst auf Grund der Popularität auf über 300 Seiten angewachsen. Als Kurzgeschichte fand ich es schön, als kompletten Roman - was es am Ende wurde - eher zäh. "Sanshirô" ist glaube ich ebenfalls als wöchentliche Publikation in der Asahi Shinbun erschienen - habe es allerdings nie gelesen.

    Was ich wiederum von Sôseki empfehlen kann sind "Ten Nights of Dream" (yume jûya, 1908). Ebenfalls als wöchentliche Publikation in der Asahi Shinbun erschienen, handelt es sich hierbei allerdings um zehn Kurzgeschichten. Das ganze geht eher in die Mysterie-/Horror-Richtung, d.h. es sind eher weird tales. Haben mir allerdings sehr gut gefallen. Ich mag aber auch kurze Erzählformen.


    Was andere klassischere Autoren angeht kann ich Akutagawa Ryûnosuke sehr empfehlen. Die Verfilmung von "Rashomon" von Kuroswana Akira von 1950 dürfte ggf. zumindest vom Namen her bekannt sein. Habe ihn bisher im Original gelesen und davon selber nur wenig, u.a. "The Spider's Thread" (kumo no ito, 1918) und eben "Rashomon" (1915), beides Kurzgeschichten. Persönlich habe ich Akutagawa unter der Kategorie "Der japanische Nietzsche, Poe und Lovecraft" abgespeichert. Auch Akutagawa war gesundheitlich stark angegriffen; sehr häufig krank, litt später an Halluzinationen und Phobien und seine Erzählungen beschäftigen sich häufig mit moralischen Werteverfall, Suizid und "Sonderbaren" - beging mit 35 Jahren auch Selbstmord.

    Ebenso interessant - ich will nicht sagen "gut" - ist "Geständnis einer Maske" (1949) von Mishima Yukio (kamen no kokuhaku), da wiederum für mich aber auch weil der Autor interessant ist. Mishima ist: Nationalist; homosexuell; Akivist im rechtsextremen Millieu; nahm 1970 gemeinsam mit Aktivisten den Kommandanten der japanischen Streitkräfte als Geisel und forderte die Wiederherstellung des Kaiserreiches und nach sich nach dem gescheiterten Putschversuch rituell selbst das Leben und ließ sich von einem Kollegen köpfen. In "Geständnis einer Maske" erzählt er quasi autobiografisch über seine Homosexualität - was für 1949 keine Selbstverständlichkeit war. Direkt als "gut" würde ich den Roman nicht bezeichnen, gerade weil am Anfang kaum klar wird, worum es später gehen wird. Aber der Autor ist eine interessante Type.

    Obwohl ein völlig anderes Genre, kann ich ansonsten nur Yoshikawa Eiji empfehlen, der vor allem für seine historischen Romane bekannt wurde. Miyamoto Musashi (1936-1939) ist ein großartiger Roman und handelt vom gleichnamigen Rônin. Ebenso großartig auch "Shin Heike Monogatari", die moderne Nacherzählung eines kanonischen Kriegsepos' über den Gempei-Krieg. Falls du historische Romane von James Clavell, o.Ä. magst, ist Yoshikawa sehr zu empfehlen.
     
    Zuletzt bearbeitet: 4. April 2017
  7. @Terranigma

    :winke:

    Lese gerade (eher motivationslos) "Botchan". Wie "I am the Cat" ein sehr frühes Buch von Soseki. Es handelt von einem sehr jungen Lehrer, der von Tokio raus aufs Land zieht um dort zu unterrichten. Ist okay, werde es aber wahrscheinlich nicht beenden. Vielleicht aber doch, da nur 100 Seiten. Ist aber eben kein "Kotoro".

    Morgen kommt aber "Der Fremde" von Camus und "Sanshiro". Von letzterem kann ich dir ja dann erzählen.

    Rashomon von Kurasawa habe ich gesehen, lesen muss ich das wohl nicht.

    Zu Mishima Yukio wollte ich dich schon fragen. Ich habe die Sea of Fertility Reihe ins Auge gefasst. Über ihn gibt es ja auch einen (anscheinend) guten Film: http://www.imdb.com/title/tt0089603/?ref_=nv_sr_1. Eine Reihe ist mir aber gerade zu viel, Semester fängt bald wieder an.

    Danke für die Tipps.
     
  8. Terranigma

    Terranigma
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    Mishima ist zusammen mit Akutagawa vor allem als Person für mich interessant. "Geständnis einer Maske" würde ich nicht direkt als guten Roman bezeichnen, aber auf Grund der Thematik und auf Grund des Autors finde ich die Erzählung dennoch spannend. Zumindest ich kann mich so auch mit eher mittelmäßig unterhaltsamen Büchern gut unterhalten fühlen, wenn ich den Kopf, der dieses Buch verfasst hat, interessant finde. Mishima ist auf jeden Fall sehr umstritten, gerade wegen seiner nationalistischen Haltung. Akutagawa ist für mich auf dem Niveau von Lovecraft oder Poe oder Nietzsche - die Biografien sind sich gar nicht so unähnlich, auch was die Motivik und Tonalität der Erzählungen angeht. Die Serie zu Mishima kannte ich allerdings noch gar nicht, danke für den Tipp. Sôsekis "Ten Nights of Dream" wurden 2007 ebenfalls verfilmt, jeweils 10 Kurzfilme von 10 verschiedenen Regisseuren.

    Allgemein ziehe ich bei moderner Literatur kurze Formen eigentlich vor, d.h. Kurzgeschichten. Mich interessieren häufig die Gedankengänge in den Geschichten, während die Handlungen mich selbst wenig packen können. Ist dasselbe wie mit - ich habe es schon ein paar Mal gesagt - Philip K. Dick: Ich finde seine Entwürfe, Themen und Aussagen dazu faszinierend, aber die eigentlichen Plots und Charaktere unfassbar banal. Ich habe auch immer das Gefühl, dass Dick selber gar keine Lust an Romanen hatte, sondern eigentlich nur ein Medium brauchte, um seine Ideen irgendwie kommunizieren zu können. Auch das zuvor angesprochene "The Picture of Dorian Gray" - tolle Prämisse und Idee, aber ein sehr zäher Roman.
     
  9. areaS-4 Schnuffi

    areaS-4
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    Patrick Rothfuss - The Name of the Wind (abgebrochen nach 3/4)

    In dem Buch passiert einfach gar nichts und der Protagonist ist ein nerviger Alleskönner (er ist wirklich immer der Beste in allem). Die Dialoge sind blöd und die Story kommt einfach nicht in die Gänge.
    Ich kann die vielen guten Bewertungen dafür nicht nachvollziehen. Neben "Der Goldene Kompass" für mich eines der schlechtesten Fantasy Bücher überhaupt. Rothfuss und auch Pullman sind absolut überbewertet.
     
    Core Concept gefällt das.

  10. Ich habs gerne gelesen, auch wenn ich zustimmen muss das in den zwei Bänden kaum was passiert. Es ist ein Buch das man eher wegen der Art wie es geschrieben ist liest und nicht wegen dem Inhalt.

    Geht mir beim dritten 1Q84 Band auch gerade so.

    Ein Buch über das warten, das aber trotzdem fesselt.
     
  11. C. Suetonius Tranquillus - Die Kaiserviten (De Vita Cesarum) - Tusculum Sammlung

    Auf gut 500 Seiten beschreibt er das leben der Römischen Kaiser von J.G.Cäsar bis Domitian.
    Dabei liegt hier der Schwerpunkt weniger an den Vorleben der Kaiser (Das ganze vorleben bis zum Kaiserwerden , wird meist nur auf den ersten 10-15 Seiten nebenbei erwähnt), als an den dingen, welche die Personen als Sie Kaiser wurden, gemacht haben (Beschlüsse, Öffentliches und Persönliches verhalten usw.)

    Habe bisher Cäsar und Augustus durch (und die beiden haben mich sehr beeindruckt, auch wen Augustus ein kleiner Sadist war)und bis jetzt beim Tiberius. Ließt sich sehr flüssig, und in einer Verständlichen Sprache. Wer daran interesse hat, dem kann ich das Buch empfehlen. (die Tusculum Version ist jedoch nicht gerade Billig)

    Kann bis jetzt sagen, dass dieses Buch eine sehr gute Ergänzung/Fortführung zu den Plutarch Büchern ist, auch wenn es hier nur um die Römer geht.

    Davor war es : Äsop - Fabeln ebenfalls Tusculum Sammlung
    Anhand des Buches will ich irgendwann mal Altgriechisch lernen (da die Kurzgeschichten meist nicht mehr 5-10 Zeilen lang sind), aber da ich es nun seit knapp 2 Jahren habe, habe ich es auch mal auf Deutsch durchgelesen :D
     
  12. Callahan

    Callahan
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    Ein heiliges Buch :bet:
     
  13. Letest

    Letest
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    Ich würde mich als eine Art von Mishima-Fanatiker bezeichnen, freut mich sehr in hier in der Diskussion zu sehen.

    Der Film ist keine Adaption von Mishima's Tetralogie, sondern eine künstlerische Biographie, in der 4 seiner Werke filmisch dargestellt werden und mit Szenen von Mishima's letztem Tag abwechseln um einen Einblick in die Welt von Mishima zu liefern. Sehr gelungener Film und interessanter Film, der aber vorallem dann nachlässt, wenn man die tatsächlichen Werke gelesen hat. Die Adaption von "Unter dem Sturmgott" empfinde ich z.B. als total misslungen und auch die Charakterisierung von Mishima scheint mir zu schwächeln, ich habe mich aber auch ausführlich mit ihm auseinandergesetzt und da ist es klar, dass man irgendwo nicht einer Meinung ist. Die Atmosphäre von Mishima's Werken wird auf sehr interessante und beeindruckende Art interpretiert, von daher kann ich den Film trotzdem jedem empfehlen.

    Ansonsten gibt es da noch Mishima's eigenen Film, den ich absolut genial finde: https://www.youtube.com/watch?v=bO-w-cn-pJM

    Ich kann immer empfehlen mehr von Mishima zu lesen, der Prozess seiner Individuation ist faszinierend zu beobachten und die Fixierung auf eine reine Idee, die sich tatsächlich am Ende ja in seinem Leben manifestiert hat, empfinde ich als mitreißend und sogar als inspirierend. Geständnisse ist sicherlich kein Meisterwerk, aber ich glaube man irrt sich wenn, man hier Thematik und Autor von der Qualität des Buchs trennt, denn es ist vorallem die Fülle an Motiven, die auch hier schon genial eingearbeitet sind, die das Buch erheben. Es ist aber natürlich trotzdem ein Jugendwerk, so wie z.B. Schillers Räuber.

    Die Tetralogie ist wohl sein Meisterwerk, aber ich würde sie einem Einsteiger nicht empfehlen. Es ist dermaßen dicht und barock erzählt, dass es durchaus zäh wirken kann, wie z.B. das Bildniss des Dorian Grey (ein Buch das ich sehr mag).

    Mehr noch als die Geständnisse, würde ich Der Seemann, der die See verriet empfehlen. Es zeigt Mishima bereits auf der höhe seiner Fähigkeiten, ist aber weniger konfus oder dicht als ein Tempelbrand und spannender als Liebesdurst.
     
  14. Callahan

    Callahan
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    Ross Macdonald - Der Untergrundmann

    Ich liebe diesen Autor, jetzt hab ich bald alles durch. Mindestens auf einer Stufe mit Größen wie Hammett oder Chandler :yes:
     
  15. Sanshirō (Natsume Soseki)

    Jetzt mein dritter Roman von Soseki - wenn man "Botchan" mitzählt, den ich wie versprochen abgebrochen habe. Es ist quasi eine Coming-of-Age Story eines jungen Mannes, Anfang des 20. Jahrhunderts in Japan, der vom Land nach Tokio zieht um dort zur Universität zu gehen. Dabei geht es, wie von Murakami, der das Vorwort verfasst hat, beschrieben nicht unbedingt darum, dass der Protagonist anfangs unschuldig und unwissend zum Ende des Buches die Weißheit mit dem Löffel gefressen hat. Eher wird einfach die Situation um den titelgebenden Charakter beschrieben und die seiner Gefährten und Gefährtinnen. Wie ihn wohl jedem Roman von Soseki ist ein zentrales Thema auch der Konflikt zwischem den alten und neuen Japan sowie dem ins Land "eindringende" Westen.

    Insgesamt hat mir das Buch gut gefallen. Nur "leider" habe ich vorher "Kotoro" gelesen, welches mir eben noch besser gefallen hat.

    Interessant war auch das Vorwort von Murakami. Er beschreibt "Sanshiro" als das einzige Coming-of-Age Buch von Soseki. Ohne dass ich die genauen Spezifikationen des Genres weiß, hätte ich "Kotoro" eigentlich auch als eines klassifiziert. Murakami vergleicht dort "Sanshiro" mit seinem eigenen Buch "Norwegian Wood" (Naokos Lächeln) und sagt, jeder Autor müsse so ein Buch schreiben und daran wachsen. Ehrlich gesagt hat mich "Kotoro" auch schon an Murakami erinnert, beide erzählen ihre Geschichten sehr ruhig, die Protagonisten sind größtenteils jung und etwas verloren in der Welt und die Geschichten spielen in Japan. Ironischerweise (ist es Ironie? Nein wohl nicht, aber alltagssprachlich kann man es sicherlich so verwenden) ist Murakamis "Norwegian Wood" für mich das einzige Buch, welches ich noch einmal lesen würde, hätte ich es noch nicht getan, da es im Gegensatz zu seinen anderen Büchern nicht versucht große Geheimnisse/Verschwörungen aufzuwerfen, realistisch bleibt und sich nur auf eine Person konzentriert. Das schätze ich so an Soseki, der wie gesagt ähnliche Geschichten erzählt (eigentlich andersherum) aber sie so erzählt wie ich es mag.

    Kusamakura werde ich definitiv auch noch lesen. Nun aber erst einmal ein andere Autor.
     
    Zuletzt von einem Moderator bearbeitet: 9. April 2017
    Terranigma gefällt das.
  16. tolotos*

    tolotos*
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    Darell Huff - How to Lie with Statistics
    In diesem Buch aus den 50ern geht es darum, einige typische Arten, mit Statistiken Informationen zu verfälschen, darzustellen, und zu erklären, warum die entsprechenden Methoden unseriös sind. Dabei merkt man dem Buch seine Entstehenszeit vor allem natürlich in den Beispielen an. Der eigentliche Inhalt bleibt auch heute aktuell, und ist auch gut dargestellt, beschäftigt sich aber vor allem mit den absoluten Grundlagen (nicht-representative Stichprobe, Regression to the Mean, grafische Tricks zur Aufbereitung, Median vs. arithmethisches Mittel, Korrelation vs. Kausalität). Wenn man sich also halbwegs mit dem Thema auskennt, wird man nur Bekanntes wiederholen, wenn nicht ist es sicher nützlich, dass alles mal zu lernen. Geht bestimmt auch mit neueren Büchern zum gleichen Thema auf gleichem Level, aber geht auch hiermit gut. 3/5

    Victoria Schwartz - Wie meine Internet-Liebe zum Albtraum wurde: Das Phänomen Realfakes

    Die Autorin beschäftigt sich damit, wie sie auf einen sogenannten Realfake (von ihr erfundener Begriff) reinfiel - damit beschreibt sie Fake-Identitäten im Internet, die im Gegensatz zu Scammern und vergleichbaren Betrügern nicht auf direkte finanzielle Vorteile aus sind, sondern ohne materielle Bereicherungsabsicht über ihre Identität lügen. Dabei beschreibt sie in zwei Dritteln des Buches ihren eigenen Fall und beschäftigt sich am Ende noch allgemein mit dem Thema. Ihre spezielle Fallgeschichte fand ich dabei sehr interessant zu lesen. "Liest sich wie ein Krimi" vom Klappentext ist etwas übertrieben, aber spannend zu lesen war es schon. Vor allem, weil man die "Masche" nicht direkt durchschaut, da das Ganze einerseits sehr komplex aufgebaut ist, und andererseits eben kein direktes Motiv erkennbar ist (welches aber natürlich auch am Ende im Dunkeln bleibt, da es nicht genau bzw. mit Sicherheit zu ermitteln war). Der zweite Teil ist leider deutlich weniger gut, weil ich dort gefühlt nichts neues las. Die Sachen, die ich nicht schon vor Lektüre des Buchs wusste, hätte ich auch aus dem ersten Teil rauslesen bzw. zumindest vermuten können. Einzig ein, zwei statistische Angaben (immerhin gut 200 andere Opfer haben sich bei der Autorin gemeldet) sowie drei andere Fälle ganz am Ende fand ich dort noch interessant. Insgesamt lande ich bei 3/5, wäre der zweite Teil besser gewesen, wäre ich vielleicht sogar noch etwas höher gegangen.
     
  17. die_lustige_Fehlerquelle

    die_lustige_Fehlerquelle
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    Dr. Joe Dispenza - Du bist das Placebo (nicht fertig gelesen - interessant aber auch ein wenig zu NEW WAVE).
    Niccolò Machiavelli - Der Fürst

    Meine Empfehlung: John Kennedy Toole - Die Verschwörung der Idioten (Conspiracy of Dunces) - Schelmenroman
     
  18. Callahan

    Callahan
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    Gerade wieder einen kleinen Klassiker aus dem Regal geholt:

    Stefan Zweig - Schachnovelle

    Einfach nur beeindruckend! Was man in der Schule oft noch eher widerwillig als Lesestoff vorgelegt bekam, ist oft beim "freiwilligen" Lesen noch viel besser :yes:
     
  19. Nachdem man - zwangsläufig - viel von dem Buch gehört hat, habe ich es die Woche bei einem Antiquariatsbesuch mal mitgenommen: Paulo Coelhos Der Alchimist. Ein kleines, dünnes Büchlein, dessen Handlung sehr viel von Bestimmung, Schicksal, Spiritualität und Gott erzählt. Hat mich als alten Heiden aber trotzdem gut unterhalten und berührt.

    Als nächstes dann entweder Camus "Der Fremde" oder Mishimas "Geständnisse einer Maske". Geplant sind diese Woche noch beide zu lesen.

    :schreiben:
     
  20. JerseyRyan

    JerseyRyan
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    The Man's Guide to Woman von John Gottman

    Oh man, ich wünschte ich hätte sowas schon mal vor 12 Jahren gelesen, das hätte mir viel Zeit im Leben in schlechten Beziehungen erspart. Von Gottman habe ich auch schon 7 Principles for making marriage work durch, auch ein exzellentes Buch.

    Wer Gottman nicht kennt, der Mann ist ein ziemlich großer Name in Beziehungswissenschaften. Das meißte in seinen Büchern ist wissenschaftlich fundiert, also schlicht aus Observation, Experiment und Statistik abgeleitet und daher auch sehr einfach in den heimischen 4 Wänden reproduzierbar. Da kann man eigentlich so gut wie alles empfehlen.

    Man's Guide to Woman ist auch ein ziemlich gutes Buch geworden. Sprachlich eher auf Macho-Niveau angesiedelt, wobei ich gerade das an dem Buch bemerkenswert finde. Gerade der neutrale Ton macht die anderen Bücher von ihm imo etwas langwieriger zu lesen. Hier kommt immerhin auch kurzweil auf und hält einen bei der Stange. Schön ist auch der Fokus auf die rein männliche Perspektive, denn (so scheint es wohl aus Gottmans Daten hervorzugehen) in den meisten Fällen sind Männer und nicht Frauen am Bestehen oder Scheitern einer Beziehung schuldig. Und damit sind nicht profane Dinge wie Fremdgehen gemeint, sondern durchaus psychologische Grundverhaltensmuster.

    Bin gerade durch die Kapitel für frauenlose Männer durch (also "wie kriege ich sie rum"), die Fakten hier alleine fand ich schon durchaus den Preis des Buches wert (wobei ich sie hoffentlich niemals wieder brauchen werde :D). Die späteren Kapitel gehen dann detaillierter auf lebenslange Beziehungen ein.

    Ich denke, langwierige Bücher mit komplexen Übungen wie 7 Principles kann dieses Buch hier nicht ersetzen, aber als Einstiegslektüre für das Thema wirklich sehr interessant. An ein paar Stellen empfand ich die vereinfachte Darstellung weiblicher Psychologie etwas zu weit gehend, aber wie gesagt... manchmal hilft es vielleicht jahrzehntelange Forschung auf 3 Seiten runterzudampfen.
     
  21. Callahan

    Callahan
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    Charles Dickens - David Copperfield

    Gerade erst angefangen. Ich mag Dickens wirklich sehr, Oliver Twist oder Große Erwartungen liebe ich einfach sehr. Von daher bin ich recht gespannt auf dieses Werk, zumal es ja sehr autobiografisch geprägt sein soll...
     
  22. Callahan

    Callahan
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    Technisch zwar kein "Lesen", aber nachdem ich beruflich viel unterwegs war, habe ich mir ein paar Hörspiele angehört. Wirklich nicht schlecht und teilweise schöne Jugenderinnerungen:

    Michael Ende - Jim Knopf (alles)

    Habe ich als Kind rauf- und runtergehört und habe festgestellt, dass ich immer noch ganze Passagen mitsprechen kann :D

    George Orwell - 1984 (BBC mit David Niven)

    Leider schlechte Audioqualität (Spotify), das Werk selbst ist natürlich großartig.

    Erich Kästner - Das fliegende Klassenzimmer

    Immer noch einer meiner All-time-favorites.
     
  23. Stephen King - The stand

    Man merkt an den willkürlich gestreuten Sexszenen und der generell durchscheinenden Notgeilheilt, dass es sich um einen von Kings Frühwerken handelt.

    Lese außerdem gerade:

    Haruki Murakami - Hard-Boiled Wonderland und das Ende der Welt
    Tad Williams - Otherland 2: Fluß aus blauem Feuer
    Dennis Lehane - Am Ende der Nacht
     
  24. Lurtz lost

    Lurtz
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    :D
     
  25. Callahan

    Callahan
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    Murakami :bet:

    Wie gefallen dir die anderen beiden?
     
  26. Sind halt komplett andere Genre. Haben beide jeweils Vorgänger, die mir bereits gefallen haben. Klar, sonst hätte ich die Nachfolger nicht angefangen. Auf jeden Fall empfehlenswert.
     
  27. Callahan

    Callahan
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    Lehane finde ich recht gut, über Otherland hab ich mich auch aufgrund des Umfangs noch nicht drüber getraut. Da muss erst noch Der dunkle Turm dran glauben :yes:
     
  28. Rhaegar

    Rhaegar
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    Nach zuletzt sehr viel Fantasy und Science Fiction habe ich mir jetzt erstmal wieder einen Klassiker vorgenommen und zwar Dostojewskis Schuld und Sühne bzw. Verbrechen und Strafe. Ja, was soll ich sagen, es ist lange her, dass mich ein so altes Buch in dieser Form gefesselt hat. Oft sind solche Klassiker ja ohne Zweifel sehr gut geschrieben und haben ihren Stellenwert verdient, dennoch hat es viel zu häufig mehr mit Durchkämpfen als mit einem Vergnügen zu tun. Hier ist das, zumindest für mich, überhaupt nicht der Fall. Ich finde den Schreibstil großartig und sehr modern, genauso wie Charaktere und Dialoge. Auch die Handlung bleibt (zumindest nach zwei Dritteln, soweit bin ich aktuell) immer spannend. Ich kann mich nicht erinnern, dass mich ein solcher Roman mal so gefesselt hat, dass ich ihn kaum weglegen möchte. Ich bin tatsächlich sehr überrascht...
     
  29. KingLamer

    KingLamer
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    Prince of Fools (Mark Lawrence)
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    ich habe es schon seit einer woche beendet und die beiden anderen bücher noch nicht bestellt. das heisst wohl, dass ich
    die serie nicht weiterlese. :parzival:
    das buch nimmt im letzten drittel wendungen an, die mir gar nicht zusagen. zu viel untotenzeugs. wenn ich kopfschütteln muss beim lesen, ist das kein gutes zeichen. schade, denn die gegensätze der beiden hauptakteuren gefallen mir gut und liessen mich zumindest abwägen, ob ich die fortsetzung lesen will.

    ich habe darum nun Zorn und Zeit (Peter Sloterdijk) hervorgekramt. mal sehen, ob ich bei diesem versuch mehr als 20 seiten schaffe. der kontrast zu amerikanischem fantasy könnte kaum grösser sein. :ugly:
     
  30. Muffin-Man Lord Of Skill

    Muffin-Man
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    Metro 2033
    Gar nicht so übel, Mir gefallen vor allem die Tunnelangst und die Beschreibungen der Tunnel und Oberwelt.
    Hingegen beinahe ätzend finde ich den mMn ausufernden inneren Monolog zum philosophischen Schicksal
     
  31. Helli LI-LA-LAUNELÖWE Moderator

    Helli
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    Habe am Wochenende Andy Weirs Der Marsianer beendet und werde heute mit Seth Patricks Reviver - Das Flüstern der Toten beginnen.
     
    Zuletzt bearbeitet: 3. Mai 2017
  32. Callahan

    Callahan
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    Ross Macdonald - Schwarzgeld

    Wie alle Krimis von ihm. Kurzweilig, unterhaltsam und schönes Kalifornien-Flair :yes:
     
  33. tolotos*

    tolotos*
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    535

    T. C. Boyle - The Inner Circle

    The Inner Circle ist ein fiktiver biographischer Roman über einen (demnach erfundenen) Mitarbeiter von Kinsey (von der Kinsey-Studie), John Milk. Dieser erzählt von seinem Leben als Sex-Forscher, vom Wirken von Kinsey als Wissenschaftler und Chef und von seiner Ehe und dem Einfluß seiner Arbeit darauf. Wie immer bei Boyle ist das Buch sehr gut geschrieben, mir war der Inhalt aber letztlich zu belanglos, vor allem weil ich mit den Personen nicht genug anfangen konnte - Es geht deutlich eher um die Beziehung der einzelnen Personen zueinander und um die Auswirkungen der Forschungsarbeit darauf als um die Forschung selbst. Das hätte mich sicher mehr interessiert, wenn mich die Personen mehr interessiert hätten... So bleibe ich bei 3/5.

    James A. Corey - Abbadon's Gate

    Im dritten Teil der Expanse-Reihe geht es um das mysteriöse Tor, dass sich mittlerweile am Rande des Sonnensystems gebildet hat und wie die Menschheit bzw. die verschiedenen Fraktionen darauf reagieren. Dabei ist wie immer Holden ein POV-Charakter, die anderen sind Bull, ein Miliär vom OPA, Anna, eine Predigerin von der Erde und Melba [man erfährt das, was im Spoiler steht sehr schnell, ich glaube im ersten entsprechenden Kapitel, aber vielleicht will ja jemand gar nichts über die Person vor dem Lesen wissen]
    , die in Wirklichkeit die zunächst durch ihren Drang nach Rache an Holden getriebene Tochter von Mao (Schwester von Julie Mao aus Teil 1) ist.
    Von den neuen Personen hat mir Melba nicht so gut gefallen, da ich
    ihre Motivationsumschwünge zu extrem fand, und mit dem Thema Vergebung bei so extremen Fällen nicht so viel anfangen konnte.
    Die anderen beiden fand ich interessant, auch wenn es manchmal ein bißchen zu viel (aber trotzdem nicht sehr viel) über den "spirituellen Effekt" der außerirdischen Technologie ging, was ich weniger interessant fand. Spannender waren die verschienden ethischen Fragestellungen, die aufgeworfen, aber (zurecht) nicht eindeutig beantwortet wurden.
    Ansonsten gab es wie immer starke Actionszenen und das Ende hat mir gut gefallen. Nachteil für mich ist, dass der Fokus weg von der Politik aus Band 2 hin zum einem eher lokaleren Rahmen der Haupthandlung ging.
    Bleibt unterhaltsam, ich werde die Reihe weiterlesen, vor allem da es möglicherweise gerade jetzt interessant wird. 3/5

    Andreas Föhr - Eisenberg

    Ein klassischer Krimi um eine ermordete Studentin mit einer Rechtsanwältin in der Hauptrolle. Spannend war das Buch durchaus, der Schreibstil hat mir leider nicht so gefallen, wirkte etwas einfach. Dafür mochte ich, dass Platz für Gerichtsverhandlungen war und die auch einigermaßen realitätsnah wirkten (soweit man das als Laie beurteilen kann). Weniger realitätsnah wirkten leider die Methoden, die die Anwältin benutzt, etwa
    das Ipad des Staatsanwalts "ausleihen", oder einen lokalen Unterweltboss zur Mitarbeit nötigen. Ersteres kommt sogar raus, aber wird mehr oder weniger mit einem "Na na na, so aber nicht" bedacht...
    sowie das doch sehr überzogene Ende. Auch hier gebe ich eine 3/5, aber definitiv am unteren Ende und eher dafür, dass ich mich immer noch unterhalten gefühlt habe.

    Agatha Christie - The ABC Murders
    Ich habe das irgendwann als Kind schon einmal gelesen, habe mich aber kaum daran erinnert. "The ABC Murders" ist Christies Ausflug zu einem Serienmörder. Natürlich
    kommt sie dabei nicht ohne einen Twist aus. Dieser ist leider nur ok. Es ist sehr vorhersehbar, dass der vermeintliche Verdächtige nicht der Täter sein kann (sonst wäre es kein echter Christie). Wer es genau ist, ist zwar nicht offensichtlich, aber es ist eben auch nicht überraschend. Alle anderen waren für mich schlicht gleich verdächtig und so war meine Reaktion eher "Ach, der war es also".
    Negativ fand ich außerdem, dass durch die verschiedenen Morde, mit nicht zusammenhängendem Umfeld keine richtige Ermittlungsstimmung aufkam - man kann schlecht Beziehungen der vielen Involvierten interessant aufdröseln, wenn man das
    viermal
    machen müsste... Also definitiv einer der schlechteren Poirots. 3/5

    Außerdem habe ich in letzter Zeit auch ein bißchen was gehört:

    Marc-Uwe Kling - Das Känguruh-Manifest
    Als Hörbuch tatsächlich deutlich lustiger denn als gedruckte Version. Einerseits wirken manche Sachen einfach besser auf die Art, wie sie ausgesprochen werden (z.B. Razupaltuff, vieles von Herta), andererseits bauen sich im Laufe des Buches auch einige "Insider" auf, also Sachen, die vor allem dadurch lustig werden, dass sie wieder aufgegriffen werden - und das eben nicht nur inhaltlich, sondern auch sprachlich. Daher kamen diese bei mir in der Hörbuchversion deutlich besser an. Trotzdem würde ich es noch nicht als brillanten Humor bezeichnen, aber ich habe mich diesmal durchaus sehr gut amüsiert gefühlt. 3/5

    Juli Zeh - Unterleuten
    Unterleuten ist ein Roman, in dem es im Wesentlichen um die Beziehungen einiger Menschen in einem kleinen brandenburgischen Dorf geht. Einige sind auswärtig, andere schon ewig ansässig. Manche sind nah am Klischee in ihrer Anlage, aber alle sind ausgearbeitet genug, dass sie dennoch interessant sind. Im Dorf soll ein Windpark gebaut werden, und es bilden sich Fraktionen dafür und dagegen. Das einzig interessante ist aber nicht die Handlung an sich, sondern eben die Beziehungsgeflechte; die Spielchen, die die Leute bewußt oder unbewußt miteinader spielen (ob in einer Beziehung, als Nachbarn, als alte Bekannte, als Leute, die sich gerade kennengelernt haben), die (fast immer? --> s.u.) psychologisch durchdachten Reaktionen der ausführlich beschriebenen Personen und für mich vor allem das Spiel mit der Wahrheit, dass automatisch entsteht, wenn man eine solche Geschichte aus mehreren Blickwinkeln erzählt - kann ich das jetzt genau so glauben, wie es erzählt wird - Nein, das ist ja sicher gefärbt. Aber wie war es wirklich?
    Faszinierend ist auch, wie es die Autorin schafft, einem auch die Charaktere in ihren Kapiteln manchmal sympathisch, mindestens aber nachvollziehbar zu machen, die man vorher eindeutig als furchtbare Menschen identifiziert hat. Gut möglich, dass man bei kurzem objektivem Nachdenken wieder zum Schluß "furchtbarer Mensch" kommt, aber das ändert eben nicht das Gefühl beim Lesen des anderen Blickwinkels. Leichten Abzug höchstens dafür, dass ich
    Gerhard seine extreme Reaktion auf Schaller am Ende nicht abgenommen habe. Vielleicht hatte ich vorher auch ein falsches Bild von ihm im Kopf, aber diese extreme Gewalt ohne wirklichen Grund (Revier verteidigen, Frau und Kind verteidigen war mir zu wenig) passten für mich nicht.
    Die oben angesprochene Tatsache, dass einige der Charaktere sehr stereotyp in der Anlage (nicht aber im Detail!) sind, führt außerdem dazu, dass einiges an Kritik an gewissen "Typen von Menschen" vorkommt, außerdem kommt auch Kritik an unserer Gesellschaft allgemein vor - sowohl durch die Worte einiger Charaktere (aber sollte man die unterschreiben?) als auch durch ihre Handlungen (weil sie wiederum selbst kritikwürdiges mache).
    Insgesamt ein sehr gutes Buch. 4/5
     
  34. Terranigma

    Terranigma
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    Doug Dorst & J. J. Abrams - S.

    Konzeptionsarbeit von J. J. Abrams - genau: der Abrams - und Autorenschaft von Doug Dorst. Der Begriff "Konzeption" lässt bereits erahnen, was nun klar gesagt werden soll: es ist kein klassischer Roman, vielmehr ein Puzzle, eingewoben in eine Erzählung, die jenseits des Romans liegt. Wie soll man's erklären? Vielleicht so.


    In der hinteren Ecke einer Bibliothek liegt der Roman "The Ship of Theseus", das letzte Werk des großen Schriftstellers V. M. Straka, selbst ein Mann, um den sich allerlei Mythen ranken - insbesondere darüber, wer sich hinter diesem Pseudonym in Wahrheit verbergen mag. Übersetzt, um ein Vorwort und diverse Fußnoten bereichert, wurde das Werk F. X. Caldeira. Wer das ist? Ich weiß es bisher nicht. Eines Tages muss wohl die Literaturstudenten Jena über dieses Buch, in irgendeinem selten besuchten Bereich der Bibliothek gestolpert sein und bemerkte die handschriftlichen Notizen an den Rändern der Seiten - offenbar arbeitet jemand gerade an dem Buch. Sie kommentiert die handschriftlichen Notizen, legt das Buch zurück und findet, beim nächsten Besuch in der Bibliothek, dass jemand auf die geantwortet hat. An den Rändern des eigentlichen Romans entwickelt sich so ein Gespräch zwischen Jen und Eric - Doktorand, der zu Straka forscht und die ersten Notizen im Roman hinterließ.

    Klingt milde interessant? Wäre es auch, hätte ich nun den Inhalt des Romans abgebildet. Tatsächlich ist es aber das, was man sieht, sobald man "The Ship of Theseus" in die Hand nimmt und aufschlägt. Man selbst wird als Leser Teil der Erzählung - den Notizen und Zetteln kann entnehmen, wie der Roman schon zuvor regelmäßig in den Händen von Jena und Eric lag, sie ihre Gedanken äußerten, Vermutungen über Straka austauschten. Nun liegt der Roman beim Leser, und genau das ist es auch: ein klassischer Roman mit über 400 Seiten, nur das der Plot des Romans nicht der eigentliche Plot dieser Erzählung ist, sondern vielmehr die Suche nach der Identität von Straka, dem fiktiven Autoren dieses fiktiven Romans. Jena und Eric werden - so viel mag ich mal vermuten - dieses Rätsel allerdings nicht lösen: vielmehr wird es am Leser liegen, dieses Rätsel anhand der Fußnoten, Notizen, Zettel, usw. zu lösen.


    Definitiv keine Bettlektüre, sondern etwas, an das man sich mit wahlweise einen Kaffee oder Tee am hellichten Tage auseinandersetzt. Faszinierendes Konzept, wunderschöne und hochwertige Umsetzung - der Roman als auch die Requisiten im Buch. Sicherlich kann es auf dem ersten Blick sehr erschlagen: Einerseits hat man einen Roman vor sich - wenn auch von einem fiktiven Autor - den man rein als Roman lesen könnte, gleichzeitig entwickelt sich über den Austausch der Randnotizen zwischen Jena und Eric eine weitere Handlung links und rechts an den Seitenrändern, während physische Gimmicks im Buch einen darauf stoßen, sich mit dem alles verbindenden Rästel auseinanderzusetzen. Anfangs wusste ich nicht recht, wo ich überhaupt mit dem Lesen anfangen sollte. Davon unbenommen, trifft es allerdings genau meinen Nerv.

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  35. Lanman

    Lanman
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    Erinnert ja stark an House of Leaves von Mark Z. Danielewski. Werde ich mir bei Gelegenheit mal besorgen.
     
  36. Helli LI-LA-LAUNELÖWE Moderator

    Helli
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    159.124
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    an Kelandras Seite
    Klingt echt faszinierend und erinnert mich daran, mir irgendwann mal Zettel's Traum von Arno Schmidt zu besorgen.
    https://www.google.de/search?q=arno...dbTAhWBbxQKHdhzBqUQ_AUICygC&biw=1920&bih=1034
     
  37. sgtluk3 Give me AMD, or give me Death!

    sgtluk3
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    Beiträge:
    15.548
    Mein RIG:
    CPU:
    Ryzen 5 3600 @ 4,1Ghz Allcore
    Grafikkarte:
    RTX 2080 Super
    Motherboard:
    Asus Prime X370 Pro
    RAM:
    16GB DDR4 3000 Corsair Vengeance
    Laufwerke:
    Kingston A2000 1TB NVME
    Toshiba TR-150 960GB
    Soundkarte:
    Topping MX3
    Gehäuse:
    LianLi O11D Mini
    Maus und Tastatur:
    KBD75V2 @ Aliaz Silent 70gr Switches
    Zowie FK1
    Betriebssystem:
    Windows 10
    Monitor:
    1.Acer VG270UP + 2. Dell U2414H
    Ich habe (mal wieder) Metro2033 angefangen. Ich glaube jetzt bereits zum dritten Mal weil ich irgendwie nie richtig damit warm geworden bin.
    Jetzt aktuell ca. auf Seite 60 angelangt und eigentlich doch gar nicht mal schlecht.
    Werds dieses Mal auch durchziehen!

    Brauche aber mal noch ein bissl Fantasy Stoff...Witcher würde mich da z.B. interessieren und auch Game of Thrones. Jemand ne Ahnung in welcher Reihenfolge man am besten alles liest? Bei Game of Thrones ist es relativ klar, einfach mit Band 1 wobei ich auch meine, dass es davor auch noch was gab...
     
  38. Lurtz lost

    Lurtz
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    22. Juli 2005
    Beiträge:
    100.093
    Spartan117 gefällt das.
  39. Bin persönlich immer für Lesen nach Erscheinungsdatum, also beim Hexer erst beide Kurzgeschichten und dann den Fünfteiler.
     
  40. Abaddon Member?!

    Abaddon
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    10.105
    Neulich beendet: C.R. Maturin - Melmoth der Wanderer(insel Verlag). Später Schauerroman mit einer seltsam verschachtelten, fast nebensächlichen Story. Es ist eines dieser Bücher, die ich bestimmt nicht nochmal lese. Die Sprache ist unfassbar sperrig, dafür gibt es viele zum Niederknien schöne Passagen, die mir ewig in Erinnerung bleiben werden. Man kann es sich wie eine Aneinanderreihung von Gemälden vorstellen, kunstvoll, dicht und schwülstig. Für Liebhaber emotionaler Ausschweifungen und grammatischer Akrobatik. Inhaltlich geht es im Prinzip um Gut gegen Böse.

    Eine Passage, die verdeutlicht, wovon ich spreche:

    Der Himmel verdüsterte sich jetzt zusehends, und das Gewölk hatte sich nunmehr wie ein Heerbann gesammelt, welcher seine größte Kampfesstärke gegen das schwindende Licht des Himmels aufgeboten, dem diese Streitmacht der Finsternis nun angriffsbereit gegenüberstand. Eine sich weithin erstreckende, in rötlichem Dämmerlicht glosende Linie, gleich dem thronlüsternen Usurpator, der nur auf das Abdanken des rechtmäßigen Herrschers lauert und seine verderbliche Umzingelung zu vollenden im Begriffe ist, nahm den gesamten Horizont ein und wetterleuchtete von all der fernen, fahl und schweflig aufzuckenden Himmelselektrizität. Das Brausen des Meeres hatte zugenommen, und die Laubarkaden jenes uralten Feigenbaums, der seine patriarchalischen Wurzeln keine fünfhundert Schritt von dem Ort, den Immalee zu ihrem Platz gewählt, in den Boden geschlagen, antwortete dem Rauschen der See mit den tiefen, unirdischen Lauten des aufkommenden Sturms, welcher des Baumriesen weitläufige Kolonnaden durchharfte. Der urtümliche, knorrige Stamm erbebte in ächzendem Schwanken, während seine durch die Zeiten dauernden Wurzelstränge ihren in den Erdboden verkrallten Griff zu lockern schienen und in dem brausend heranfegenden Luftstrom erzitterten. Denn die Natur, sie bot sämtliche Stimmen auf, derer sie sich bedienen konnte: die Stimmen der Erde, des Wassers und der Luft, um ihren Geschöpfen das Herannahen der Gefahr anzukündigen.

    dat durchharfte <3
     
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