Jeder kennt diese Tage, an denen der Haustürschlüssel einfach nicht auftauchen will und das Handy auf ominöse Weise in der Wohnung verschwindet. Doch was passiert eigentlich, wenn ein Staat etwas verliert … beispielsweise einen Satelliten im Orbit?
Dieser kuriose Fall passierte den USA in den 1990er Jahren. Ihr Satellit namens IRCB (Infra-Red Calibration Balloon S73-7) verschwand spurlos von allen Radars im Weltraumschrott rund um unseren Planeten. Jetzt ist er laut einem Gizmodo-Artikel nach 25 Jahren wieder aufgetaucht.
Warum ist das wichtig? Über 20.000 große Objekte werden von unseren Bodenradaren getrackt und beobachtet. Den Überblick über sämtlichen Weltraumschrott und funktionstüchtige Satelliten zu behalten, ist essentiell für die heutige Raumfahrt. Nur so können Unfälle vermieden werden.
Warum Weltraumschrott eine große Gefahr für unsere moderne Gesellschaft darstellt, haben wir bereits in diesem Artikel behandelt: der Kessler-Effekt.
Im Detail: Kleine Satelliten gab es schon zu Zeiten des Kalten Krieges. Der IRCB wurde laut Gizmodo 1974 von der Luftwaffe im Rahmen eines Testprogramms ins All geschossen und war Teil eines größeren Aufklärungssatelliten namens KH-9 Hexagon (dazu gleich mehr).
- Der IRCB ist 66 Zentimeter breit und sollte in einer kreisförmigen Umlaufbahn in 800 Kilometer Höhe gebracht werden.
- Dort sollte er als Kalibrierungsziel aufgeblasen werden.
- Sein Einsatz schlug fehl und er gilt seitdem als Weltraumschrott.
- Nachdem man ihn einige Zeit verfolgen konnte, verloren ihn die Radargeräte mehrfach – zuletzt Ende der 1990er-Jahre.
Für Interessierte: Wie so ein Spionagesatellit aus dem Kalten Krieg aussieht, könnt ihr hier sehen. Die KH-9 Hexagon-Serie – auch Big Bird genannt – wurde zwischen 1971 und 1986 in den Weltraum geschossen.
Besonders spannend: Der Clip zeigt das technische Innenleben sowie die verrückte Art, wie die aufgenommenen Bilder zurück zur Erde geschossen wurden:
Link zum YouTube-Inhalt
US-Spaceforce findet IRCB nach langer Zeit wieder
Jonathan McDowell, ein Astrophysiker vom Harvard-Smithsonian Center for Astrophysik, berichtete vor wenigen Wochen auf X (ehemals Twitter) über den Erfolg des sogenannten 18. Space Defense Squadron. Einem Analysten des Squadron scheint es gelungen zu sein, IRCB zu identifizieren:
Link zum Twitter-Inhalt
Warum ein solches Tracking von großer Bedeutung ist, kommentiert McDowell laut Gizmodo so:
Es ist im Grunde wie eine Flugsicherung. Das ganze Zeug schwirrt herum und wenn man versucht, da hindurchzufliegen, möchte man wissen, wo die Gefahren liegen.
Das bedeutet, dass bei jedem neuen Raketenstart geprüft werden muss, ob sich die Flugbahn der Rakete und die von etwaigen Schrottteilen nicht überschneiden. Die Verfolgung von Satelliten in geostationären Umlaufbahnen ist dabei gar nicht so einfach.
Es gibt laut McDowell aber so etwas wie einen blinden Punkt:
Es gibt tatsächlich eine Lücke beim Tracking. Wenn etwas den Äquator umkreist, kann es sich vor der Verfolgung verstecken.
Ziemlich kurios: Laut Gizmodo können auch unerwartete Manöver von Satelliten dazu führen, dass die Wissenschaftler anschließend nach ihnen suchen müssen. In der Regel passiert so etwas aber häufiger bei unkontrollierbarem Weltraumschrott.
Autor Kevin hat sich die Satelliten- und Schrottverfolgung mit heutigen Mitteln immer sehr einfach vorgestellt – zumindest bei größeren Objekten. Hättet ihr gedacht, dass es auch heute noch schwierig ist? Kennt ihr die Gefahren des Kessler-Effekts? Was müsste man eurer Meinung nach machen, um den Schrott besser verfolgen oder bestenfalls reduzieren zu können? Schreibt es gerne in die Kommentare.
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