Als begeisterte Souls-Spielerin entlockt mir das Wort »Sterben« im Spielekontext schon mal ein nervöses Augenzucken. Ja, damit kenne ich mich aus. Und ja, das hasse ich wie ein Vampir das in Knoblauch eingeölte Sonnenbad (man merkt, ich komme frisch vom Test zu V Rising).
Allerdings stellte ein Spiel mein Weltbild völlig auf den Kopf: Hades. Das Action-Rollenspiel von 2020 brachte mir nicht nur die Welt der Roguelikes näher, sondern lehrte mich auch, dass der Spieletod etwas Schönes und Erfüllendes sein kann und mir nicht nur meinen hart verdienten Fortschritt entreißt.
In Hades macht Sterben Spaß, weil der Tod bedeutet, dass es mit der Story weitergeht. Ich plaudere mit Verbündeten, stärke meine Fähigkeiten, kraule meinen Höllenhund hinterm Ohr. Hades 2 belebt die erprobte Formel nun wieder - mit neuen Figuren, einer neuen Geschichte und haufenweise neuen Waffen und Fähigkeiten, mit denen ich mich diesmal in die Unterwelt hinein kämpfe, statt aus ihr heraus.
Ich habe den Early Access bereits ausgiebig gespielt und ziehe ein erstes Fazit für GameStar Plus: Reichen die Innovationen, um sich vom grandiosen Vorgänger abzuheben?
- wenn ihr für den besten Build gerne mit Waffen und Skills experimentiert
- wenn ihr ein Roguelike mit toller Story und einprägsamen Charakteren sucht
- wenn ihr Fans von Hades seid
- wenn ihr ständiges Sterben auch mit Fortschritt noch nervig findet.
- wenn ihr keine Lust habt, Gegner und Gebiete mehrmals zu bezwingen.
- wenn ihr Experimentieren mit Builds öde findet
Ein Kampf gegen die Zeit
Für Hades 2 verabschiede ich mich von Zagreus, dem Prinzen der Unterwelt. Aber hoffentlich nicht für immer. Denn der Held aus dem Vorgänger ist zumindest im Moment nur verschollen. Titan und Zeitenherrscher Chronos (Hades 2 setzt hier beide gleich, auch wenn sie das in der griechischen Mythologie ursprünglich wohl nicht waren - aber Zeitmechaniken klingen nun mal spannend) hat ihn und seine Eltern entführt und sich selbst als Herrscher des Totenreiches eingenistet.
Das kann ich ihm natürlich nicht durchgehen lassen und Melinoë ebenso wenig. Sie ist Zagreus’ bislang verborgen gehaltene Schwester, die nun auf Rache sinnt. Sie versteckt sich unter dem Schutz ihrer Ziehmutter und Magiegottheit Hekate in einem Feldlager. Dort trainiert sie fleíßig, um sich einen Weg von der Oberfläche zurück in die Unterwelt zu bahnen, wo nun unser Erzfeind Chronos haust.
Die Geschichte wird dabei wie in Hades erzählt - allerdings mit neuen Figuren und Ereignissen, sowie ein paar alten Bekannten, die natürlich erneut unglaublich detailverliebt illustriert wurden.
Mit Hekate, Odysseus, Nemesis oder dem spöttischen Schatten Dora treffe ich auf neue Verbündete, während andere wie Hypnos und Trainingsgehilfe Skelly zurückkehren. Und natürlich sind auch die Götter des Olymp wieder mit von der Partie und haben ihren Senf zu Chronos und meinen Bemühungen abzugeben.
Nach jedem gescheiterten Versuch, die aktuell vier großen Dungeons samt Bossen zu durchqueren, lande ich zurück im Lager, wo neue Dialoge und Kommentare auf mich warten. Die Story von Hades 2 empfängt mich dort mit offenen Armen und belohnt mich stets mit neuen Infoschnipseln, die nach und nach das Gesamtbild zusammensetzen und mir die Figuren näher bringen.
Während Nemesis, die Inkarnation der Vergeltung, anfangs unglaublich kaltschnäuzig und feindselig rüberkommt, verstehe ich mit der Zeit, dass auch sie von ihrem Hass auf Chronos angetrieben wird.
Zähneknirschend lernen wir, einander zu respektieren und während sie mich anfangs noch sabotieren will, sieht sie sich irgendwann als meine Stütze an, die ich dankbar annehme. Andere Charaktere wie die quirlige Dora mit ihren gehässigen Kommentaren erwärmen mein Herz von Anfang an: »Jo, Melinoë, du stirbst so oft, hast du mal versucht, was anderes zu machen?«.
Wie schon der Vorgänger strahlt auch Hades 2 bei Geschichte und Figuren, was mich nach jedem Run schnell über meinen Spieltod hinwegtröstet.
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