Games-Studie - Sexualisierung von Frauen in Videospielen rückläufig

Im vergangenen Jahrzehnt hat die sexualisierte Darstellung von Frauen in Videospielen deutlich abgenommen. Das haben Studentinnen der Indiana University im Rahmen einer Studie herausgefunden. An deren Durchführung gibt es jedoch auch Kritik.

Einer neuen Studie zufolge gab es in den vergangenen Jahren immer weniger sexualisierte Frauen in Videospielen. Einer neuen Studie zufolge gab es in den vergangenen Jahren immer weniger sexualisierte Frauen in Videospielen.

Die häufig sexualisierte Darstellung von Frauen in Videospielen ist ein Thema, um das sich seit Jahren kontroverse Diskussionen entflammen. Auch die kanadische Medienkritikerin und Videobloggerin Anita Sarkeesian widmet sich in ihrer über Kickstarter finanzierten Videoserie »Tropes vs. Women« immer wieder dieser Thematik - und sah sich dafür bereits mehrfach massiven Anfeindungen ausgesetzt.

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Allerdings: Darf man einer Studie der Indiana University Bloomington Glauben schenken, dann hat die Problematik in den vergangenen Jahren bereits deutlich abgenommen. Der wissenschaftlichen Untersuchung zufolge kam es bis 2005 zu einer stetigen Steigerung der Sexualisierung von Frauen in Videospielen - mit zwischenzeitlichen Spitzen in den Jahren 1993 und 1995.

Sexualisierung von Frauen in Games nimmt ab

Seitdem gibt es der Studie zufolge im Durchschnitt immer weniger sexualisierte Frauen in Videospielen. Einzige Ausnahme: Das Jahr 2012 sorgte für einen massiven Ausreißer nach oben. Grund könnten in besagtem Jahr veröffentlichten Spiele wie Borderlands 2 oder Hitman: Absolution sein, die beide nicht gerade durch mehrdimensionale weibliche Charaktere glänzten.

Unterschiede zwischen Werbung und eigentlichem Spiel

Vor allem der damalige Hitman-Ableger sorgte für Kontroversen. Grund war ein Trailer, in dem gleich mehrere Frauen in übersexualisierten Latex-Nonnen-Kostümen Jagd auf Agent 47 machten. Und auch sonst »glänzte« die Werbung für das Spiel mit sexuellen Anspielungen:

Hitman 5: Absolution - E3-Cinematic-Trailer Video starten 1:48 Hitman 5: Absolution - E3-Cinematic-Trailer

Generell befasst sich die Studie auch mit Werbung für Videospiele - und kommt zu dem Schluss, dass Frauen in der Werbung für Games häufig sehr viel sexualisierter dargestellt werden als in den Spielen selbst. Die oben genannten Hitman-Trailer dürften wohl zu diesem Erkenntnisgewinn beigetragen haben.

Tatsächlich sind diese Unterschiede aber eher historischer Natur: Die Technologien und Grafik-Engines in den 1980er und 1990er Jahren waren noch nicht in der Lage dazu, Frauen oder Spielfiguren generell in einer detaillierten und damit auch sexualisierten Art und Weise darzustellen - in der Werbung war das jedoch sehr wohl möglich. Eine Gelegenheit, die viele Spielentwickler und Publisher offenbar gerne nutzten, um die damals noch vorwiegend männliche Zielgruppe anzusprechen.

Weniger Sexualisierung in Rollenspielen

Neben den Unterschieden zwischen Werbung und Spielen haben die Forscher aber auch weitere Aspekte detaillierter untersucht. So kommt es trotz der generell abnehmenden Sexualisierung auch heute noch vor, dass weibliche Spielfiguren in erotischer Art und Weise dargestellt werden - und zwar dann, wenn sie eine Alternative zum männlichen Hauptcharakter eines Spiels darstellen.

Rollenspiele haben zudem in der Vergangenheit deutlich weniger sexualisierte weibliche Charaktere aufgewiesen, als Action- und Prügelspiele. Grund könnte die Beliebtheit des Genres bei weiblichen Spielern sein - oder die Tatsache, dass Rollenspiele in der Regel ohnehin deutlich tiefgründiger sind als Kampfspiele.

Kritik an der Studie

Für die Studie wurden zwar 571 zwischen den Jahren 1983 und 2014 veröffentlichte Spiele herangezogen, der jüngste Mobile-Trend bleibt jedoch praktisch außen vor. Auch hier herrschte in den vergangenen Jahren jedoch häufig eine Diskrepanz zwischen der sexualisierten Werbung und dem eigentlichen Spiel.

Außerdem können die Bewertungskriterien für eine sexualisierte Darstellung auch je nach Kontext oder angelegten Standards variieren. Bayonetta zum Beispiel mag zwar ein übermäßig sexualisierter Spielcharakter sein. Im Kontext des Spiels und seiner Story kann das jedoch auch als ein Ausdruck der Persönlichkeit der Protagonistin interpretiert werden - und das unterscheidet sich zum Beispiel deutlich von den austauschbaren Nonnen im Latexkostüm, die für die oben erwähnte Hitman-Werbung eingesetzt wurden.

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