Armenien - Reise durchs “Ödland”

Von belerad · 22. Januar 2023 · ·
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  1. Nach der Türkei stand Armenien als nächstes auf der Liste. Hier hielt so langsam der Herbst und das schlechte Wetter Einzug, von dem ich mich aber vorerst nicht unterkriegen ließ. Dafür gab es auch hier wieder viele schöne Erlebnisse, aber am Ende auch einen schweren Tritt zwischen die Beine.


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    Intermezzo Georgien



    Obwohl das nächste Ziel Armenien hieß, stand ich nun doch erst einmal in Georgien, denn die Grenze zwischen der Türkei und Armenien ist schon seit 1993 geschlossen. Das Wetter hatte auch aufgeklärt und es ging bei Sonnenschein und einem frischen Wind durch bares Land mit einfachster Landwirtschaft in Richtung armenischer Grenze weiter. Wenige Stunden später änderte sich dann nicht nur das Wetter von Sonne zu Regen, sondern aus der von mir gewählten Landstraße wurde nach kürzester Zeit nicht nur ein Feldweg, sondern eine Wiese mit Furchen und vereinzelten Pflastersteinen.

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    Kurzer Aufhenthalt in Georgien. Felder werden noch mit Pferden bestellt und Landstraßen schauen leicht anders aus wie bei uns.


    Am nächsten Morgen ging es dann die letzten Kilometer, bei kaltem Regen, weiter zur armenischen Grenze, was auch der erste nicht so leichte Grenzübergang der Reise war. Nach Kontrolle vom Reisepass wurde ich noch freundlich weiter gewunken, aber kurz vor Erreichen der letzten Schranke auch schon wieder energisch zurück gerufen. Meine Taschen wurden noch kontrolliert. Dabei war das Problem nicht, dass ich die Taschen leeren und wieder einräumen musste, sondern die Art und Weiße der Behandlung. Aber die machen ja auch nur ihren Job.

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    Die Brücke endet im Nirgendwo. Dient als Abstell- und Rangiergleis



    Ein K(r)ampf mit dem Wetter


    Endlich war ich in Armenien und hatte das schlechte Wetter weiter im Schlepptau, was sich auch noch verschlimmerte und ich außer Schlaglöchern 50m vor mir auf der Straße nichts mehr gesehen hab. Am späten Nachmittag kam ich dann in Gyumri an, der ersten größeren Stadt, wo ich mich auch gleich mit Bargeld und Daten-Sim ausstattete. Letzteres war dieses Mal mit 7€ für 5GB inkl. Youtube Flat sogar relativ günstig. Dafür konnte ich das nicht mehr für das Essen sagen. Von der Türkei und dem extrem schwachen türkischen Lira verwöhnt, kostete hier das Essen auf einmal wieder Geld und ich brauchte ewig im Supermarkt, um neben dem üblich günstigen Gemüse fürs Kochen, auch Beilagen fürs Brot zu finden, die meine Kasse nicht zu sehr schröpften.


    Das, was ich von der restlichen Stadt zu sehen bekam, machte einen sehr netten Eindruck und es war sogar eine Überlegung wert, hier noch ein paar Stunden Sightseeing zu betreiben, aber es war schon zu spät und auch das Wetter spielte nicht mit. Also machte ich noch einen kurzen Abstecher zur schwarzen Burg, verabschiedete mich dann aber und baute kurz hinter der Stadt auch schon wieder mein Lager auf.


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    Ankunft in der Stadt Gyumri, Armenien. Währnend die Stadt noch relativ modern ist, wird das Umland immer dystopischer.


    Der nächste Tag verlief vom Wetter her erst einmal nicht besser. Erst zu Mittag, als ich gerade in voller Regenmontur in einen Tante Emma Laden ging, um Vorräte aufzufüllen und dabei viel Spaß mit den beiden älteren Verkäuferinnen hatte und die Tür nach draußen wieder öffnete, stand ich plötzlich wieder im Sonnenschein.

    Dieser hielt nicht wirklich lange und der restlicher Tag war ein stetiger Wechsel aus Regen, Sonne, Windböen und vereinzelten Schneeflocken, aber dennoch war es schön wieder die Sonne auf der Haut zu fühlen, was die Stimmung für den restlichen Tag auch gleich anhebte.


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    Durchgehend wechselndes Wetter, aber es blieb größtenteils kalt und nass.


    Abschluss des Tages war bei Talin, wo ich in der Stadt noch bei Feuerwehr und einer Autowerkstatt angehalten und auf je zwei Gläser Schnaps eingeladen wurde. Kurz außerhalb der Stadt war dann aber auch das Ende für den heutigen Tag erreicht und ich genoss einen wunderschönen Sonnenuntergang, weit oberhalb des Horizonts.

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    Letzter Zeltplatz vor Jerevan. Die Sonne geht auf Höhe des Ararats unter, der aufgrund des Dunstes nicht sichtbar ist.


    Jerevan erreicht erreichte ich am Mittag des nächsten Tages und ich hatte mir fest vorgenommen, mich in der Stadt etwas umzuschauen, aber ich schaffte es nicht. Der Verkehr verdarb mir mal wieder jeglichen Spaß, so dass ich nach kürzester Zeit schon wieder auf dem Weg nach draußen war, nicht aber, ohne vorher noch wenigstens einen Kebab gegessen zu haben, auch wenn es hier anders hieß.


    Die frühe Flucht aus der Stadt hatte aber auch seine Vorteile. Mal wieder hatte ich unterschätzt, wie schwer es ist, in der Nähe von Großstädten einen Platz fürs Zelt zu finden. Neben dem Urbanen und landwirtschaftlich genutzten Flächen, gab es noch ein weitere Problem und das nannte sich Sumpf, mit den dazugehörigen Moskitoschwärmen die mich überfielen, sobald ich mit dem Rad auch nur anhielt.


    Kurz vor Sonnenuntergang fand ich aber noch einen Platz, wenn auch völlig unromantisch direkt neben der Hauptstraße, auf einem abgeernteten Feld. So ging dieser Tag auch zu ende, und am nächsten Morgen auch die letzte Chance während dieser Reise, einen Blick auf die Berge Agri Dagi (auch Ararat genannt 5.137m), sowie auf den Aragats (4.090m) zu werfen, an denen ich die letzten Tage vorbei gefahren bin, die aber durchgehend in Wolken und Dunst gehüllt waren. Mehr als einmal kurz die Umrisse, bekam ich nichts zu sehen.

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    Ein weiterer Versuch eine Hauptstadt zu besichtigen fiel ins Wasser, sowie eine freie Sicht auf den Ararat.


    Unterwegs auf touristischen Straßen


    Ab jetzt hieß es aber endlich wieder Höhenmeter fahren zusammen mit tollen Sonnenwetter, was mich erst beim Gedanken echt glücklich gemacht hat, ich aber kurze Zeit später feststellen musste, dass meine Beine so gar keine Lust darauf hatten. So dauerte es noch zwei Tage, bis ich an der armenischen Weinstraße angekommen bin, an der die Straße gesäumt ist von Ständen mit allerlei Sorten Obst, Gemüse, Eingemachten, Wein und natürlich auch Selbstgebrannten. Ich hatte natürlich zu dem Zeitpunkt das Glück, kein Bargeld einstecken zu haben und fuhr weiter bis zur Weinstadt Areni, wo ich feststellen musste, dass es hier keinen Geldautomaten gibt.

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    Es geht wieder aufwärts, das Wetter wird besser, der Dunst blieb aber. Hier war die letzte Chance doch nochmal den Ararat zu sehen.


    Den nächsten fand ich erst in Yeghegnadzor, wobei auch hier der erste nicht funktionierte und mir einen riesigen Schrecken eingejagt hatte, dachte ich doch erst, dass es Probleme mit meiner Karte gibt. Aber ich kam noch an mein Bargeld und kaufte noch schnell Brotzeit für die nächsten paar Tage ein und machte es mir dann auch schon wieder im Zelt bequem. Hier stellte ich fest, dass mir mein armenisch anscheinend nicht ganz so flüssig von der Zunge ging wie gedacht. Anstatt mein Brot in Rahm einzudunken, befand sich im gerade gekauften Becher gesüßte Kondensmilch.

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    Auf der Weinstraße weiter bis nach Yeghegnadzor


    Am nächsten Tag ging es mit Bargeld in der Tasche weiter, jedoch war jetzt die Weinstraße zu Ende. Dafür standen heute knapp 2.000 Höhenmeter auf dem Plan, um auf den Selim Pass (2.410m) zu kommen. Bis Mittag hatte ich erst knapp 800m davon geschafft und ich hatte sowas von keine Lust mehr. Zur Mittagspause hielt ich dann ausschau, ob es irgendwo einen Platz für das Zelt geben könnte, aber nirgends war ich zufrieden.

    Glücklicherweise hat die etwas längere Mittagspause meinen Beinen gut getan und es ging trotz steiler werdender Strecke, leichter voran, auch, weil ich aus welchen Gründen auch immer, richtig gute Laune hatte. An diesem Nachmittag kamen mir dann auch noch ganz viele andere Reisende entgegen, mehr noch, als ich auf der kompletten Reise bis zu dem Zeitpunkt getroffen hatte. Das war aber auch nicht ungewöhnlich, fahre ich normalerweise abseits touristischer Routen und hier in Armenien gibt es im Grunde nur zwei Straßen vom Norden zum Süden.


    Knapp 50m unterhalb des Passes kam ich an einer Karavanserei vorbei, die einen sehr flachen Parkplatz mit toller Aussicht hatte. Kurzerhand hab ich es mir dort auch schon bequem gemacht und mein Zelt aufgebaut. Auch hier blieb ich nicht lange alleine. Kaum stand das Zelt kam auch schon Simon aus der Schweiz mit seinem T4 Camper vorbei und machte es sich neben mir bequem. Ich hatte noch ein paar Bier dabei und so quatschen und tranken wir noch, bis es zu dunkel und kalt wurde.

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    Hoch auf den Selim Pass und schlafen auf 2.360m an der Krarvanserei. Die Aussicht reicht fast für die ganze Tagesetappe. Erste Versuche den Sternenhimmel auf der Reise zu fotografieren.


    Es wird kalt


    Nach einem gemütlichen Kaffee ging es am nächsten Morgen aber endlich hoch auf den Pass und auch der restliche Plan des Tages sollte eher ein gemütlicher werden. Bergab bis zum Sewansee und um diesen herum. Das Wetter hatte zwar wieder etwas zugezogen, war aber noch angenehm. Aber es kommt ja immer anders als man denkt.

    Kaum bin ich losgefahren und war über dem Pass, hatte ich schon gleich einen unangenehmen Gegenwind, traf aber wenige Kilometer später, gegenüber einer Kapelle, auf eine vermummte Gestalt mit Rucksack. Eindeutig keine armenische Frau. Neugierig blieb ich stehen und kam auch gleich ins Gespräch. Alex war solo, zu Fuß und per Anhalter von Istanbul aus durch den Kaukasus unterwegs und wurde vom letzten Fahrer vor Stunden hier, mitten im Nirgendwo, ausgesetzt. Scheinbar schien ich aber Glück zu bringen und nach keinen 15 weiteren Minuten Smalltalk hielt auch schon das nächste Auto an.

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    Kleine Kapelle bei Nshkharq


    Mein Weg führte mich vorbei an Tigerkühen, sowie den erloschenen Vulkan Armaghan bis nach Martuni bei genügend Gegenwind, um bergab trampeln zu dürfen. Dabei wurde die Gegend immer dystopischer und ich kam mir vor, als würde ich durch das Ödland Fallouts fahren.
    Der Wind wurde mit der Zeit immer unangenehmer und auch kälter. Kurz nach dem Pass am späten Morgen waren es noch fast 15°C und als ich am See ankam, waren es nur noch 9. Gleichzeitig fing es an ganz fein zu regnen und zusammen mit dem Wind war das Wetter einfach nur ekelhaft. Ich mag es ja kalt und habe ohne Probleme schon Touren zu Fuß und per Rad im Winter und bei Minusgraden gemacht, aber zu dem Zeitpunkt war es einfach nur noch kalt und der Körper wollte nicht warm werden, während die Temperatur im Minutentakt immer weiter gefallen ist.

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    Seltsame Mischungen aus Tiger und Kuh. Wer erinnert sich bei den Bildern nicht an das Ödland von Fallout 3.


    An einem Straßenstand kaufte ich mir noch einen frisch geräucherten Fisch und gepressten Sanddornsaft ein und suchte mir so langsam einen Platz für das Zelt direkt am See. Es war zwar erst kurz nach 15Uhr, aber es waren zwischenzeitlich 2°C und es regnete immer weiter. Auch eine kurze Fototour zu Fuß brach ich schließlich ab. Nicht nur war das Wetter für mich esig, sondern ich kam auch nicht hinterher, die Wassertropfen von der Linse zu wischen. Wenigtens konnte ich noch ein paar Sanddornbeeren sammeln und somit Vitamin C tanken.
    Im Laufe des Abends bekam ich noch Besuch von einem Kuhhirten, mit dem ich etwas quatschte und der mir dann ein paar Stamperl Schnaps zum Aufwärmen ausgab.

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    Bei Arscheskälte am Sewansee.


    Es wurde am nächsten Tag erst im Laufe des späten Vormittags besser und es hörte langsam das Nieseln auf. Zu dem Zeitpunkt hatte ich den Sewansee schon fast hinter mir, nutze aber dennoch die Zeit, um mir zumindest ein Kloster anzuschauen. Ich konnte auch feststellen, dass ich gehörig Glück mit dem Wetter hatte, keine 50m über mir war alles Schneeweiß. Einen Tag später und die Passüberquerung wäre nicht so angenehm gewesen. Dennoch war es schade, dass mir auch hier das Wetter wieder einmal keinen schönen Ausblick gewährt hat.

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    Kloster Hayrawank


    Als ich mich dann letztendlich vom Sewansee in Richtung Dilijan verabschiedete, fing es auch bei mir das Schneien an. Ich hatte aber das Glück, dass es kurz darauf in einen Kilometerlangen Tunnel ging, der auch gleichzeitig über 100m nach unten führte. Auf der anderen Seite heraus gekommen, war es mit dem Ödland auch vorbei und ich befand mich inmitten eines grünen Laubwalds - Gott war das Geil! - aber das änderte nichts an daran, dass der Fahrtwind bei der Abfahrt richtig in die Knochen ging und es weiter regnete, so dass ich in einer Serpentine bei einem Straßenstand anhielt und mir erstmal einen heißen Maiskolben gönnte und mal wieder einen Schnaps spendiert bekam.

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    Gekocht und gesalzene Maisklolben zum aufwärmen.


    Kurze Zeit später kam mir Julian aus Belgien entgegen. Nach ein bisschen Smalltalk fragte er mich nach der Strecke bis hoch zum Sewansee. Die Aussicht auf Schnee und Tunnel behagte ihm nicht gerade sehr, noch mehr Sorgen machte er sich aber über einen österreichischen Radler, der ein paar Kilometer hinter ihm ist und der nur einen +8°C Schlafsack dabei hat. Da machte es sofort Klick in meinem Kopf und ich fragte verblüfft nach “Du meinst aber nicht den Hans?”

    Keine fünf Minuten später stand schließlich Hans, zusammen mit Tim einen deutschen Kollegen vor mir, mit dem ich auch schon in Albanien eine Woche zusammen geradelt bin. Wie klein doch die Welt ist. Wir verstanden und gleich wieder prächtig, hatten aber leider nicht genug Zeit. Es fing schon langsam das Dämmern an und die beiden wollten noch hoch bis zum See und hatten noch einiges vor sich. So blieb noch Zeit für ein Erinnerungsfoto und dann hieß es wieder Abschied nehmen.

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    Ein unerwartetes Wiedersehen


    Nach einer gemütlichen Nacht am Fluss ging es mit bester Laune und Sonnenschein weiter, vorbei an grünen Landschaften, was meine Laune wieder richtig ansteigen ließ. Ich genoss diesen Tag so richtig, ließ mir Zeit und als es kurz nach Mittag wieder bergauf ging, war mir das für den schönen Tag zu müßig und ich suchte mir einen schönen Platz für das Zelt, was ich aufgrund der Aussicht auch definitiv nicht bereute.

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    Ein toller, schöner und ereignisloser Tag



    Ein Suckerpunch kommt selten allein


    Aber nach allem Guten, muss auch wieder mal etwas Schlechtes kommen. Letztendlich gleicht sich doch alles wieder aus.

    So stellte ich an einer besonders schönen Stelle, mit Aussicht auf Aserbaidschan fest, dass es sich ein Schmutzpartikel auf den Sensor der Kamera bequem gemacht hat und sich auch nicht entfernen ließ, ohne die Kamera zu gefährden. War nicht so schlimm, lässt sich im nächsten Shop beheben, musste nur mit den Einstellungen von Blende und Fokus aufpassen.

    Aber so leicht endete es heute nicht. Meine Route führte mich direkt parallel zur Grenze zu Aserbaidschan, in gut 100m Entfernung entlang. Zur zeitlichen Einordnung, keine zwei Wochen zuvor, sind knapp 50km weiter südlich Raketen eingeschlagen. Auf jeden Fall schenkte mir das armenische Militär daher mehr Aufmerksamkeit als mir lieb war. Zuerst fuhr ein Lada an mir vorbei, machte anschließend kehrt und hielt mich an, um mich komplett zu filzen. Alle meine Taschen wurden geleert und kontrolliert, inklusive Kamera, Handy und Laptop und trotz sämtlicher deutscher Dokumente, von Reisepass über Führerschein bis hin zur Krankenversicherung, wollte man mir erst nicht glauben, dass ich Deutscher bin. Immer weiter wurde ich gefragt, ob ich nicht doch Russe, Amerikaner oder gar aus Aserbaidschan bin. Nach einer guten Stunde gaben sie die Tortur aber auf und sahen ein, dass ich nur ein deutscher Tourist bin und ich durfte weiterfahren.

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    Vor der Miltiärkontrolle gings mir noch gut.


    Aber der Tag war noch nicht vorbei und da er schließlich schon so gut angefangen hat, ging es auch so weiter und ich bemerkte ein komisches, schleifendes Geräusch beim Weiterfahren. Auf den ersten schnellen Blick sah ich nichts und dachte mir, dass ich darauf jetzt keinen Bock hab und fuhr einfach weiter.

    Kurz vor Noyemberyan kam eine kurze Bergabpassage und aus dem leisen Schleifen wurde ein lautes Pfeifen, das ich nicht länger ignorieren konnte, auch wenn ich das wirklich gewollt hätte. Nachdem ich die Packtaschen wieder abgeladen hatte, stellte ich auch gleich fest, dass der Gepäckträger nicht mehr mittig über dem Rad war, sondern seitlich abfiel. Genauso fiel auch ich aus allen Wolken, als ich den Grund dafür sah. Drei der Vier Ösen für den Gepäckträger sind aus dem Rahmen gebrochen. Dabei ist auch nicht nur einfach die Lötung gebrochen, sondern richtig aus dem Rahmen gebrochen!

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    Ein Alptraum nachdem ich sozusagen gerade erst losgefahren bin. Sowas darf bei einem Rad das dafür ausgelegt ist, nicht passieren!


    Ich war mit den Nerven am Ende und musste erstmal ganz tief schlucken. Ich wusste ehrlich nicht, ob ich dabei war, mit einem nahenden Schrei- oder Heulkrampf zu kämpfen.

    Ich konnte aber nochmal alles runterschlucken, schließlich half alles nichts, und ich bin meines eigenen Glückes Schmied. Kurzerhand war der Gepäckträger, mit einer Mischung aus Kabelbinder und Messingdraht provisorisch befestigt und diese nochmal mit Isotape vor Verrutschen gesichert.

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    Provisorisch geflickt und weiter gehs, zumindes bis nach Tiflis.


    Halbwegs gesichert ging es also weiter bis in die letzte Stadt Armeniens, wo ich noch mein restliches Bargeld ausgeben musste. Anstatt das aber wie geplant in Essen zu investieren, legte ich das komplette Geld in zehn Flaschen Bier an. Kaum aus der Stadt heraus bog ich nur noch zu einem Obsthain ab und schlug dort schon kurz nach Mittag mein Zelt auf und ließ mich den restlichen Tag volllaufen.


    Am nächsten Tag ging es dann noch die letzten Kilometer bis zur nächsten Grenze nach Georgien.

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    Wenigstens haben die Armenier ihren Humor nicht verloren.

    Über den Autor

    belerad
    Baujahr 1982, 30 Jahre Videospielgeschichte und jetzt Abstinent, gehe ich auf Weltreise und versuche Menschen mitzunehmen, die neben dem Zocken, auch auf wirkliches Abenteuer Interesse haben.
    Zenon, Mr.P!nk, Jeremir und 2 anderen gefällt das.

Kommentare

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  1. Zenon
    Nach Georgien gehts aber hoffentlich nicht nach Moskowien? ("Russland")
    1. belerad
      Nein, nach Georgien ging es wieder zurück in die Türkei und von dort aus in den Irak und den Iran.
      Zenon gefällt das.
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