Binary Domain- Rezension über Blog (vorerst)

Von Bakefish · 5. Februar 2014 · Aktualisiert am 7. Februar 2014 ·
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  1. Also, ganz kurz mal erklärt: Eigentlich habe ich die Rezension halt ganz normal schreiben wollen, aber dann schrieb ich für die ein paar japanische Schriftzeichen als Überschrift und dann kam der hochangesehene 404-Fehler. Daher veröffentliche ich sie jetzt als Blog. Wenn die andere Rezension gelöscht werden wollte, mache ich das auch mit diesem Blogeintrag und veröffentliche die Rezension dann nochmal als richtige. Viel Spaß beim Lesen und hoffentlich nimmt mir das keiner zu übel :-)

    Anime trifft Shooter

    Das Erste, was ich über Binary Domain hörte, war, dass es ein grausiger Konsolenport war (zumindest nach Meinung der Gamestar-Redaktion). Doch nach einem Let´s-Play-Video von AltF4Games wuchs das Interesse, und schon bald war es frisch installiert, zum Spielen bereit. Und in der Tat, es ist kein schlechtes Spiel, doch macht es viele kleinere Fehler, die sich auf das Spielgefühl auswirken. Warum und welche das sind, lest ihr in der Rezension.

    Grünen-Horrorvision trifft Spielberg-Science-Fiction

    Im Jahre 2080 sind riesige Gebiete der Erde durch die geschmolzenen Polkappen überflutet worden. Um der Katastrophe irgendwie entgehen zu können, haben die Menschen gewaltige Mauern errichtet, um sich vor dem Wasser zu schützen, und dahinter die überschwemmten Städte neu aufgebaut. Hohe, hohe und sehr futuristische Wolkenkratzer thronen nun auf den alten, maroden Gebäuden. Dass die Menschen so ein Bollwerk nicht einfach mal so aus dem Nichts errichten können, war klar, und deshalb haben sie sich von Robotern der neuesten Art helfen lassen. Je weiter sich die Städte entwickelten, desto fortschrittlicher wurden auch die Roboter. Daher wurde dann auf einer Genfer Konferenz die Handhabung von Robotern genau festgelegt, ganz besonders für das Spiel ist der Artikel 21, welcher sagte, dass Roboter auf gar keinen Fall genauso wie Menschen aussehen dürfen.
    Schön und gut, das Leben ging voran. Bis dann plötzlich ein Mann vor das Hauptgebäude des größten Roboterkonzerns der Welt, namentlich Bergen, geht, sich die Haut vom Gesicht abzieht und- tadaa, er ist ein Roboter. Das größte Problem an der Sache ist, dass er es nicht einmal selbst wusste. Diese Wesen nannte man „Hollow Children“- und dieser eine Mann war noch lange nicht der Erste. Es gab nur einen einzigen Mann, der dafür in Frage kam: Yoshi Amada, Kopf des Amada-Konzerns, welcher als einziger Konzern die Technologie hatte.
    Und so hat man uns losgeschickt, den Soldaten Dan (den wir spielen) und seinen Kumpel Bo, Mitglieder einer „Rust Crew“, die dem Bergen-Konzern unterstehen. Der Job klingt recht simpel: Rein ins neue Tokio, die anderen Teammitglieder treffen, Amada verhaften und wieder weg. Dem Ganzen kommt nur ein ziemlich großes Problem in die Quere: Wer keine ID für Neo-Tokio besitzt (was auf unser Team zutrifft), ist ein Feind. Dass wir also widerstandslos in die Stadt reinkommen geschweige denn uns einfach so durch die Stadt frei bewegen können, ist wohl eher fraglich, und dazu kommt noch, dass das Team erst einmal aufeinander abgestimmt werden muss.
    Binary Domain schafft es nicht nur, eine interessante Storygrundlage für das Spiel zu schaffen, das Spiel baut sie auch vehement aus. Dabei nutzt es ein System, welches in der Form wohl bisher neu war: Wir müssen uns im Spiel das Vertrauen unserer Teamkollegen sichern. Hören wir ihnen zu, führen wir nette Gespräche mit ihnen oder zerstören wir in Sekundenschnelle etliche Roboter, beachten sie uns mehr und gewinnen mehr Vertrauen. Verhalten wir uns dagegen ignorant, beleidigen sie oder schießen sie im Kampf an, sinkt ihr Vertrauen und wir müssen damit rechnen, dass sie uns im Ernstfall unsere Befehle verweigern. Dazu mehr im nächsten Abschnitt.
    Insgesamt ist die Geschichte des Spiels sehr japanisch angehaucht, was bei einigen vielleicht recht ungewohnt ist. Macht nichts, dafür wirkt das gesamte Grundsetting frisch. Durch etliche filmartige Sequenzen, mehrere plötzliche Wendungen und immer eine gewisse Prise Humor sorgen dafür, dass die Geschichte von Anfang an bis zum Ende ununterbrochen fesselt und am Bildschirm hält. Fans des Japanischen werden dabei besonders auf ihre Kosten kommen.

    Fast wie in Mass Effect

    Über die Schulterperspektive steuern wir Dan über die langen Kapitel des Spiels hinweg. Wie Mass Effect baut das Spiel im Wesentlichen auf einem Deckungssystem auf- wir und unsere beiden Kumpels hechten in den Kämpfen von Deckung zu Deckung, sprinten hierhin und dahin, und pfeffern den Roboterbüchsen die Kugeln um die Ohren. Dabei können wir unseren Kumpels verschiedene Befehle geben, wie „Feuern!“, „Sammeln!“ oder „Stürmen!“. Je nachdem, wie gut die Beziehung zu diesen ist, hören sie dann auf uns- oder auch nicht. Wenn wie wollen, können wir diese Befehle auch über ein Headset in den Computer reinsprechen, was ich allerdings nicht ausprobiert habe.
    Dieses Kampfsystem spielt sich recht flüssig. Mal geben wir gezielte Salven aus der Deckung ab, mal feuern wir einfach blind aus der Deckung heraus. Das Ganze würde perfekt funktionieren, wenn es da nicht einen kleinen Kratzer im Lack gäbe: Binary Domain legt (interessanterweise auch wie Mass Effect) fast alle Funktionen auf eine Taste. Mit der Leertaste sprinten wir, nehmen Deckung oder rollen zur Seite. Mitten im Kampf kommt es dann gerne mal vor, dass wir eigentlich Deckung nehmen wollen, Dan dann aber erst mal fröhlich nach vorne sprintet.
    Ach so, da wir gerade bei Kumpels sind: Regelmäßig dürfen wir entscheiden, wer aus dem Team mit uns kommt. Anfangs sind es halt noch vier, dann kommen noch einige hinzu bzw. verlieren wir einige (vorübergehend). Jedes Teammitglied hat seine eigene Spezialisierung: Der Brite Charlie benutzt hauptsächlich seine SMG, die Chinesin Faye ist eine gute Scharfschützin, Bo hingegen ist typisch amerikanisch und setzt auf sein Maschinengewehr. Das Team können wir halt so aufeinander abstimmen, wie wir es gerade wollen. Im Kampf jedoch kann es öfters mal vorkommen, dass unsere Teammitglieder stupide in unser Feuer reinlaufen, was gleich ihr Vertrauen in uns senkt (obwohl die selbst dran schuld sind!), oder dass sie stupide vorstürmen, obwohl da vorne viel zu viele Roboter durch die Gegend laufen.
    Haben wir Schaden genommen, reicht es mal wieder einfach nur, sich hinter die nächste Ecke zu verstecken und zu warten, bis die Gesundheitsregeneration einsetzt. Haben wir dann aber mal zu viele Kugeln geschluckt, liegen wir hilflos auf dem Boden und müssen uns eine Spritze geben. Von diesen tragen wir aber nur eine begrenzte Anzahl, wir können auch unsere Kumpels rufen, wenn wir selbst keine mehr haben- vorausgesetzt, diese verfügen ebenfalls über genug Spritzen.
    Gegner gibt es in Hülle und Fülle. Angefangen bei normalen Fußsoldaten, bekommen wir es schon bald mit Nahkampfrobotern, Scharfschützen und schwer gepanzerten Einheiten mit Miniguns zu tun. Dabei müssen wir auch darauf achten, wo wir hin schießen. Bretzeln wir einem Roboter seine Beine weg, kriecht der Bursche noch munter weiter und versucht dann eben, uns per Nahkampf zur Strecke zu bringen. Schießen wir ihm den Kopf weg, vergisst er dagegen dann plötzlich, wer Freund und wer Feind ist und schießt spontan einfach mal auf seine Teamkollegen. Wirklich cool gemacht ist dabei das Schadensmodell der Roboter- bei Beschuss fliegen erst die oberen Panzerplatten weg, dann die Schichten darunter und man sieht praktisch das „Innenleben“ des Roboters, bis er dann umfällt und in alle Einzelteile zerbirst.
    Regelmäßig treffen wir dann auch auf Bossgegner, welche deutlich mehr Kugeln aushalten als normale Roboter. Meistens besitzen sie immer bestimmte Schwachstellen, auf die wir schießen müssen. Diese Bosse wechseln mit der Zeit immer mal wieder, doch sind die Kämpfe gegen diese teils sehr langatmig, da man auf die Schwachstellen schießt und schießt und schießt und schießt und trotzdem nichts passiert. Bei einem dieser Gegner war ich fünf Minuten lang damit beschäftigt, auf eine einzige Schwachstelle zu schießen. Auf die Dauer wirkt das Ganze dann etwas öde.
    Um mit den immer stärker werdenden und in immer größerer Anzahl auftretenden Robotern mithalten zu können, müssen wir unser Inventar aufrüsten. Dan kann 4 Gegenstände mit sich rumschleppen- was aber nicht heißt, dass er jetzt jede x-beliebige Waffe mit sich herumschleppen kann. Die erste Waffe, ein Sturmgewehr mit EMP-Aufsatz, tragen wir vom Anfang bis zum Ende mit uns. Als Zweitwaffe nehmen wir eine Pistole mit, welch zwar recht schwach ist, aber dafür über unbegrenzte Munition verfügt. Dann kommen Granaten in den dritten Inventarplatz, diese sind verschiedenster Sorte, starten wir noch mit normalen Splittergranaten, erlangen wir schon bald klebende Granaten oder EMP-Granaten, welche alle Feinde für kurze Zeit lähmen. Zuletzt dürfen wir dann immer eine Waffe beliebiger Art mit uns nehmen, diese Waffen liegen über alle Ecken und Winkel verstreut. Meistens sind dies auch die Waffen, welche unsere Freunde tragen- Schrotflinten, Scharfschützengewehre, SMGs oder andere Sturmgewehre. Manchmal können wir auch eine Minigun der Gegner aufnehmen und dann selbst verwenden.
    An Shops, welche ebenfalls über das gesamte Spiel hinweg zu finden sind, können wir unsere Waffen und Rüstung aufmotzen. So können wir für Dans Hauptsturmgewehr den Schaden, die Reichweite, Magazingröße, Feuerrate, Genauigkeit und den EMP-Werfer verbessern. Dasselbe können wir mit den Waffen unserer Freunden tun. Mit jeder weiteren Stufe werden die Upgrades teurer, das nötige Geld dafür erhalten wir durch das Zerstören von Robotern. Auch können wir Nanomaschinen kaufen, welche unserer Rüstung oder denen unserer Kumpels bestimmte Boni geben. Diese Boni halten sich aber in Grenzen; meistens erhöhen wir nur unsere Gesundheit oder Schadensresistenz, Nachladerate oder Gesundheitsregeneration. An dieser Stelle wäre noch mehr gegangen. Cool hingegen ist, dass wir immer nur einen begrenzten Platz für diese Upgrades haben, wir können nur einige auf einmal aktiviert haben und werden so nicht übermächtig.
    Zwischen den reinen Shooterpassagen dürfen wir dann ab und zu auch mal ein Boot steuern, Kräne bewegen oder Geschütze bedienen. Auch, wenn sich diese Stellen in Grenzen halten, bieten sie doch etwas Abwechslung und machen Spaß.

    Anime? Passt so!

    Ein Blick reicht aus und man weiß, wo Binary Domain entwickelt wurde. Das ganze Tokio, Waffen, Feinde, Panzerungen usw. besitzen einen extrem animehaften Touch. Doch schaden tut dies dem Spiel nicht, ganz im Gegenteil, es ist halt nur ungewohnt.
    Auch die Gestaltung des Spiels erweist sich als hervorragend umgesetzt. So sind die Slums vor der Riesenstadt Tokio allesamt völlig heruntergekommen, Plünderer suchen nach brauchbarem Zeug, die Mafia regiert. Dagegen wirkt das neue, hochmoderne Tokio schon fast dekadent und versnobt.
    Auch sehr gut gelungen sind die Emotionen unter dem Team. Anfangs befinden wir uns halt in einer eher zweckmäßigen Gruppe, zusammengesetzt aus allem möglichen Nationen. Dass da Vorurteile und Misstrauen bei entstehen, ist ja fast schon verständlich. Im weiteren Verlauf des Spiels gilt es dann, die Gruppe aufeinander abzustimmen. Und so bauen wir zu unserem Team dann eine Beziehung auf, die vielleicht schon an Freundschaft grenzt- oder auch nicht…
    Kurz gesagt, hat mir der futuristisch-japanische, etwas Endzeit-angehauchte Stil von Binary Domain sehr gut gefallen, auch deswegen, weil ich ihn in dieser Form vorher noch nirgends entdeckt hatte. Wer Animes, Mangas oder japanisch allgemein nicht ausstehen kann, wird in diesem Spiel einen recht faden Beigeschmack vorfinden.
    Schade fand ich hingegen, dass Dan in den Situationen, in welchen er mit seinen Kameraden redet, oft Antworten parat hält, welche man selbst eigentlich gar nicht von sich geben wollte. Ich habe allerdings ohne ein Headset gespielt, wahrscheinlich ist das Spielgefühl anders, wenn man über so eins verfügt.

    Crash

    Grafikmäßig ist das Spiel allemal Mittelklasse. Zwar sind die Charaktermodelle und –animationen sehr gut gelungen und Roboter zerbersten schön in ihre Einzelteile, doch hinkt das Spiel dafür an allen anderen Stellen. Texturenqualität, Wasser, Explosionen und Detailfülle lassen an einigen Stellen echt zu wünschen übrig.
    Gut, die eher schlechte Grafik ist mir eigentlich schnuppe, was mich viel mehr störte, war die umständliche Menüführung. Direkt nach Veröffentlichung des Spiels gab es in den Menüs nicht einmal Mausunterstützung und als Standardhilfe wurden Controllertasten angezeigt. Glücklicherweise hatte SEGA sich recht schnell darum gekümmert und vollständige Mausunterstützung per Patch nachgeliefert, doch erweist es sich im Menü als problematisch, dass man keine Maus angezeigt bekommt. So passierte es mir beispielsweise an den Shops regelmäßig, dass ich an dem Gegenstand, den ich kaufen wollte, ständig „vorbeirutschte“. Nun gut, immerhin ist eine Mausunterstützung drinnen, sie funktioniert auch (bis auf diese Ausnahme) und auch sonst lief das Spiel flüssig und ohne Bugs.
    Die KI der Gegner ist ebenfalls recht gut gelungen, sie suchen aktiv Deckung, feuern blind daraus, werfen dann auch bald Granaten. Manchmal neigen sie aber auch dazu, blöd vorzustürmen, was sich allerdings nur recht selten ereignet.

    Fazit

    An sich betrachtet ist Binary Domain ein wirklich gutes Spiel. Eine interessante, spannende und dichte Story, die bis zum Ende fesselt und überrascht sowie eine frische, neue und gut umgesetzte Atmosphäre- das hat heutzutage nicht mehr jeder Shooter. Doch im Grundsystem des Spiels hinkt es etwas- langatmige Bosskämpfe, ein etwas zu kurz gekommenes Upgradesystem sowie Inventar und das Problem mit der Maus wirken sich im Endeffekt negativ auf das Spielgefühl aus. Zwar sind dies nur kleinere Dinge, doch ziehen sie im Endeffekt die Gesamtwertung herunter. Trotzdem ist das Spiel für Fans guter Storys immer noch etwas sehr Empfehlenswertes, solange sie keine Phobie vor japanischem Setting besitzen.

    Endwertung: 84 von 100 Punkten

    Positive Aspekte
    +Sehr gute Story
    +Hervorragende Atmosphäre
    +Das Team muss sich erst einmal aufeinander abstimmen
    +Viele Gegner
    +Wechselnde Schauplätze
    +Dauert lange…

    Negative Aspekte
    -… einige Stellen (hauptsächlich Bosskämpfe) wirken aber auch sehr langatmig
    -Inventar und Upgradesystem etwas kurz gekommen
    -Mausbedienung umständlich
    -KI-Kollegen manchmal blöd

    Hatte ich Bugs? Nein.
    Schwierigkeitsgrad? Eher leicht.
    Spieldauer? 20 bis 30 Stunden.
    Multiplayer angetestet? Nö.

    Über den Autor

    Bakefish
    Schwimmen, viiiiele Bücher, Zocken, Radfahren, Leichtathletik, die Natur genießen.

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