Über F2P-Konzepte, Mikrotransaktionen und DLC's wird in unserer Community gern und oft diskutiert. Die allgemeine Meinung ist, dass es an sich nichts schlimmes sein muss, solange es nicht wie in den meisten Fällen schlecht umgesetzt wird. Ein Aspekt wird dabei aber meist micht beleuchtet: Der Jugendschutz und die Gefahren von Computerspielsucht sowie deren Ausnutzung von der Spieleindustrie, um damit Geld zu verdienen.
Aus zahlreichen Sendungen und Berichten über wissenschaftliche Auseinandersetzungen mit Süchten ist bekannt, dass auch das Computerspielen zur Sucht werden kann. Wie sonst ließen sich die vereinzelten Berichte über Menschen erklären, die nach tagelangem Spielen dehydriert zusammen brechen. Der Grund für diese Annahme ist, dass bei einigen Spielern die gleichen Veränderungen im Gehirn stattfinden wie bei Glücksspiel-, Alkohol- oder Nikotinabhängigen. Aber im Gegensatz zum Alkohol und Glücksspiel gibt es für Computerspiele keine Gesetze darüber was Spiele dürfen und was nicht. Für Glücksspielautomaten gibt es unter anderem Vorschriften wieviel ein Spieler pro Stunde durchschnittlich maximal verlieren darf (33€ bzw. 20€ bei neuzugelassenen Automaten), beim Alkohol ist vorgeschrieben an wen Alkohol überhaupt verkauft werden darf und auch Zigaretten haben strenge Auflagen darüber wie sie beworben werden dürfen.
Warum sollte man Computerspiele mit Hinblick auf die Suchtgefahr staatlich regulieren? Schließlich gibt es Computerspiele schon recht lange, viele von uns kennen gar keine Welt ohne sie, und bisher war es nie ein großes Problem für die Gesellschaft. Nun das stimmt schon zum Teil. Trotzdem gibt es mittlerweile Psychologen, die sich auf die Behandlung von spielsüchtigen Jugendlichen regelrecht spezialisiert haben. Dieses Phänomen ist in Deutschland erstmals durch World of Warcraft häufiger publik geworden. Unabhängig davon gibt ja schon Gesetze die das Spielen bzw. eher den Vertrieb und das Bewerben von Videospielen regeln. Allerdings dienen diese Vorschriften dem Schutz von Urheberrechten und dem Schutz von Kindern und Jugendlichen vor unangemessenen Inhalten nicht aber vor der Suchtgefahr.
Die Welt der digitalen Spielerlebnisse ist in ständigem Wandel und ist von einer belächelten Randerscheinung zu einem industrialisiertem Massenphänomen gereift. Wir müssen nunmal akzeptieren, dass eine freie soziale Marktwirtschaft sich an jedem Geldgewinnungsprozess beteiligt, der nicht verboten ist. Deshalb ist es auch die Pflicht der Politik auf Veränderungen in der Spielewelt zu reagieren und unsere auf diese Veränderung hinzuweisen.
Was hat sich geändert? Früher kaufte man ein(e) Spiel(lizenz) und konnte damit, Strom und Hardware vorrausgesetzt, unbegrenzt spielen. Das ist im wesentlichen heute auch noch so, allerdings gibt es vor allem im Bereich der Mobilegames zahlreiche Modelle die das Spielen auf Zeitintervalle begrenzen und nur durch permanentes bezahlen ein durchgängiges Spielen ermöglichen. Klar kann man es sich einfach machen und die These aufstellen "Man muss es ja nicht spielen.". Aber eure Eltern haben euch auch bestimmt gesagt, dass man nicht zu viel Alkohol trinken oder Zigaretten rauchen soll. Und trotzdessen kennt jeder uns Beispiele aus dem Bekanntenkreis oder gar von sich selbst, wo diese Ratschläge nicht beherzigt werden konnten.
Was sollte man vorschreiben? Das ist die wohl schwierigste Frage und Bedarf eines ausführlichen Dialogs zwischen Spielern, Anbietern und Volksvertretern. Ein Punkt der dabei nicht fehlen darf ist die Diskussion über die Preisgestaltung von Spielen. Es ist im Unterschied zu Bier oder Zigaretten für die Abhängigen nicht ohne weiteres möglich auf ein Konkurrenzprodukt auszuweichen, weil es nunmal nur eine begrenzte Zahl an Anbieter für Spiele mit Dragon Age-, FIFA-, Star Trek, Star Wars oder SimCitylizenzen usw. gibt. Dadurch entsteht eine Oligopol- wenn nicht gar eine Monopolstellung für die Anbieter die gerne auch ausgenutzt wird. Es ist nicht das Urheber- und Lizenzrecht (und der damit verbundenen Monopolstellung) oder die Spielesucht oder die gängige F2P-Play-Praxis die ein politisches Handeln meines erachtens notwendig machen, sondern die Tatsache, das diese 3 Faktoren zusammenwirken. Bei Musik oder Bildern ist nunmal ein monopolistisches Konzept nichts schlimmes, weil ich niemanden kenne der danach süchtig ist die Mona Lisa sehen zu müssen.
Ich hoffe ich konnte meine Gedanken einigermaßen verständlich und strukturiert darstellen. Mir ist klar, dass die meisten von uns das Gesetz zum Schutz von Kindern und Jugendlichen nicht sonderlich ernst nehmen, weil es uns in vielen Punkten als übertrieben, veraltet und kleinkariert vorkommt. Mir ist desweiteren klar dass die negativen Folgen von Computerspielsucht nur wenige von uns betrifft. Dennoch erfüllt es in der Summe einen wichtigen Zweck für unsere Gesellschaft und um das auch in Zukunft leisten zu können sind Reformen von Zeit zu Zeit unumgänglich. Nun entlasse ich euch in den Kommentarbereich und wünsche uns viel Spaß beim kontroversen Diskutieren.
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