Der wahre Feind
Gute Spiele haben einen echt üblen Feind.
Na, an Amokläufer, Politiker, USK oder keifende Eltern gedacht?
Nein, es ist jemand anderes.
Fan, Fanboy - wo soll da schon ein Unterschied sein?
Es gibt Fans und es gibt Fanboys.
Beide wirken auf den ersten Blick sehr ähnlich, praktisch identisch:
Frage: "Freust du dich auf den dritten Teil des Spiels?"
Fanboy: "Ja, logisch. Bin ein Fan der Trilogie!"
Fan: "Ja, logisch. Bin ein Fan der Trilogie!"
Und hier der zweite Blick:
Fanboy Fan
Eigene Kritik Das Spiel ist toll! Wer was anderes sagt, hat keine Ahnung! Als langjähriger Fan hatte ich mehr erwartet. Der Anfang zieht sich wie Kaugummi, die Features sind nicht durchdacht und das Ende kommt viel zu abrupt. Kein schlechtes Spiel, aber leider auch kein wirklich gutes. Es ist okay.
Umgang mit Kritik Anderer am Spiel Alter, was laberst du? Mach den Kopf zu, du Lappen! Stimmt leider. Der beste Teil der Trilogie ist es nicht, aber so schlecht ist es nun auch wieder nicht. Ich kann deine Enttäuschung verstehen, teile sie aber nicht.
Bewertung Das geilste Spiel ever! 11 / 10! Am Anfang macht es Spaß, in der Mitte gibt es Hänger, das Ende zieht aber wieder etwas an, wenn auch nur wenig. 7 / 10
+++ Wow! OMG! ALLE KAUFEN! Es fesselt von der ersten bis zur letzten Sekunde, so muss das sein! Wer Spaß an diesem Genre hat, wird daran kaum vorbei gehen können.
--- (...) ? Dieses Feature hätte man sich sparen können. Weder ist es durchdacht, noch macht es Spaß.
Hype Ich kann's nicht erwarten, das wird so geil! Ich freue mich, bin aber skeptisch, denn die Erwartungen sind hoch, vielleicht zu hoch.
Vorbestellung Ist raus! Vorbestellung? Was ist das? Ist auf Steam/GOG, kann nicht ausverkauft werden, den Zusatz-Bonus kann man sich sparen, der Erste muss ich nicht sein und ich warte lieber einen Test, Let's Play oder User-Rezension ab, bevor ich mein Geld in den Sand setze.
DLC Ich habe natürlich alle! Die zusätzlichen Skins interessieren mich nicht die Bohne, sind Geschmacksache für Sammler, muss ich nicht haben. Das erste Addon wird seinem Namen nicht gerecht, bietet kaum Content. Nur der zweite, große DLC ist sein Geld wert.
Echte BETA Ich war dabei!! Es war so geil! Mein Ersteindruck ist mäßig gut. Hab viel Feedback im Forum dagelassen und hoffe, dass das gelesen und wenigstens teilweise umgesetzt wird vor Release. So richtig rund ist es nämlich noch nicht.
Bezahl-BETA Ich war dabei!! Es war so geil! Reine Abzocke ohne Mehrwert für das Spiel. Bei sowas fällt das Ansehen der Firma bei mir um ein paar Etagen.
Umgang mit Devs Ich bin unwürdig! Kann ich ein Autogramm haben? Ich bin froh, dass ihr wenigstens diesmal auf die Spieler gehört habt. Es hat sich auch gelohnt, wie man sieht.
Verkaufsförderung durch Community Dann geh halt, du Noob! Nur die Besten bleiben! Hmm, womit genau hast du denn Probleme? Vielleicht kann ich dir helfen. Das Spiel ist schwer, keine Frage. Es ist keine Schande, wenn man verliert, passiert mir auch immer wieder.
Mitläufertum / Bashing Alles von denen kann man blind kaufen! / Alles von denen ist Scheiße! Sie standen für hohe Qualität, aber es war nicht alles Gold, was glänzte. /
Sie haben in der Vergangenheit ein paar Fehler gemacht. Mal sehen, wie es in der Zukunft aussieht.
Reaktion auf Konkurrenz Lol! Die können gar nix, wer das zockt, hat sie nicht mehr alle Ein, zwei Dinge sind da wirklich besser, als hier. Es wäre gut, wenn man daraus lernt, statt sich darauf auszuruhen, dass man der Platzhirsch ist. Das kann sich nämlich schnell wieder ändern.
Reaktion Jahre später auf dasselbe Spiel Spielt das noch wer? Dank der Modding-Szene zocke ich es auch heute noch gerne und hoffe auf einen weiteren Ableger.
Einander so ähnlich wie Tag und Nacht
Also trifft Folgendes zu:
Fanboys sind eher ...
- unreflektiert / absolutistisch
- unkritisch
- übertrieben euphorisch
- fanatisch in ihrem Hobby (Spiel = Religion)
- pseudo-religiös: Kritik = Blasphemie!
- pseudo-elitär
- kindisch
- gewollt blind
- kurzsichtig
- ausgrenzend
- sehr voreingenommen
- pöbelnd
- bedingungslos kaufwillig
- persönlich angegriffen bei Kritik am Spiel
- unfähig zur realistischen Einschätzung
- folgsam
- heuchlerisch / untreu
Fans sind eher ...
- reflektiert / differenziert
- kritisch
- euphorisch nur mit Grund
- pragmatisch in ihrem Hobby (Spiel = Spiel)
- agnostisch: Kritik = keine Blasphemie, sondern Kritik
- gemeinschaftlich
- erwachsen
- keinesfalls blind
- weitsichtig
- hilfsbereit
- weitestgehend unvoreingenommen
- nicht pöbelnd
- nur bedingt kaufwillig
- nicht persönlich angegriffen bei Kritik am Spiel
- fähig zur realistischen Einschätzung
- selbstbestimmt
- ehrlich / treu
Das heißt, dass Fanboys in praktisch allen Punkten so ziemlich das Gegenteil von Fans sind. Tatsächlich sind sie viel näher am Hater dran, den sie als Erzfeind hassen, als am Fan, mit dem sie sich verbunden fühlen, aber dem sie eigentlich nur peinlich sind und zum Fremdschämen bringen.
USK 0
Die Grenze zwischen beiden verläuft fließend, sodass so mancher Fan Seiten eines Fanboys zeigt. Umgekehrt ist das jedoch deutlich seltener. Auch in der Richtung: Ein Fanboy kann zu einem Fan werden, aber kaum ein Fan wird mehr zu einem Fanboy. Wenn man das bedenkt und die Aussage, dass Fanboys pubertäre Kleinausgaben von Fans sind, wie schon ihr Name suggeriert, könnte man also leicht schlußfolgern, dass es nur eine Frage des Alters ist. Fanboys wären demzufolge alle jung, Fans alle älter.
So einfach ist das aber nicht. Schaut man mal auf die Details, z.B. freiwillige Altersangaben im Kommentar von Rezensionen oder in Foren, dann sieht man so manchen mit Alter 40+, der eindeutig Fanboy-Charakteristika aufweist und so manchen mit Alter 16 oder niedriger, der eher als (erwachsener) Fan durchgeht.
Auch aus persönlicher Erfahrung: Ich kenne einen 16Jährigen (ja, du bist gemeint, Daniel), dessen Urteil ich zehn Mal eher vertraue, als dem eines 30Jährigen, ebenfalls aus meinem Bekanntenkreis. Also ist es eher eine Einstellungs- und Charakterfrage, als eine des Alters. Was gut ist, denn eine Einstellung kann man ändern, ein Charakter kann auch später noch reifen, aber auf das Alter hat man niemals Einfluss. Leider, wie ich mit meinen 43 hinzufügen muss.
Biete 3 Jahre. Suche 3 Monate.
Nun könnte man sagen, dass das Ganze mit Fanboys nur "unschön" ist, sie aber letztlich dem Spiel und der Firma helfen. Sie sind wie unbezahlte Werbung, sie machen Stimmung, sie kaufen, sogar blind (Vorbestellung) - was will man da mehr als Firma? Doch auch hier wieder: Das ist nur auf den ersten Blick so:
Spiele werden in den meisten Fällen zwei bis vier Jahre lang produziert. In dieser Zeit sind sie nur Kostengeneratoren für das Unternehmen, denn man gibt Geld für sie aus (z.B. Gehälter), nimmt aber keines ein. Dann kommen sie auf den Markt und müssen binnen kürzester Zeit, meist innerhalb der ersten drei Monate mindestens ihre Kosten wieder rein holen, besser noch Gewinn einfahren, also die berühmten schwarzen Zahlen. Nach dieser Spanne setzt der "Ist nicht mehr neu"-Effekt ein, Gewöhnung, Sättigung, Verpuffung. Der Absatz macht schlapp, die Verkaufszahlen gehen zurück. Der Gewöhnungseffekt passiert immer schneller, wodurch erste Sales manchmal nur wenige Wochen nach Release folgen.
Hier gibt es nichts zu sehen (also kommt alle gucken)!
Ein mit allem zufrieden zu stellender Fanboy, der Stimmung macht, scheint da das geeignete Mittel zu sein. Er folgt dem Hype - er ist der Hype - er bestellt vor, er "verprügelt" alle, die nicht seiner Meinung sind, er down votet brav und unermüdlich alle negativen Kritiken, seien sie noch so begründet und durchdacht - und er erzeugt mit seinem Verhalten den "Hier gibt es nichts zu sehen, gehen Sie weiter!"-Umkehreffekt.
Also die Massendynamik bei Menschen, die fast zwanghaft bei jeder Menschenansammlung die eigene Nase rein stecken. Weil es muss ja einen Grund geben, wenn da so viele sind, so viele was zocken! Es muss gut sein! Oder gratis! Oder sonstwas! Ich muss auch mal gucken! Kaum jemand kann sich von diesem Effekt freisprechen und daher funktionieren Hypes praktisch immer. Es ist exakt derselbe Grund, warum Gaffer bei Straßenverkehrsunfällen nicht nur nicht aussterben, sondern sogar noch eigene Unfälle generieren. Sie müssen gucken! Sie dürfen nichts verpassen! Das ist wichtig! Nichts anderes ist ein Hype. Nur mit weniger Toten.
Und Hypes zielen fast durchgängig auf Fanboys ab. Genauer: Sie sind daran interessiert möglichst viele Fanboys zu generieren! Nicht hinterfragende, alles supertoll findende, willige, kopflose Käufer, die einen Nachahmer-Sog hinter sich her ziehen, wie ein Überschall-Jet seine rückwärtigen Luftverwirbelungen. Denn der Vertrieb weiß, dass ein kritischer Käufer, sogar ein Fan mit ein paar Anzeigen nicht so leicht zu beeindrucken ist, ein Fanboy hingegen schon.
Wie in Rocky III: Es gibt kein Morgen!
Teaser, Vorbestellungen, Vorabverkäufe, Bezahl-Betas, "Spiel weltexklusiv als Erster - Heute schon!" - das alles sind ganz gezielte Maßnahmen des Vertriebs, um das Ding v.a. schnell an den Mann / die Frau zu bringen. Hauptsache verkauft - und zwar so zügig, wie es geht, denn es ist wie beim Boxer-Drama in Rocky III: Es gibt kein Morgen! Morgen - das ist die Phase nach dem Release, die Verpuffungsphase. Da ist das eigentliche Feuer schon längst vorbei, glimmt nur noch vor sich hin für die wenigen Nachzügler - und Fans. Nein, Vertriebler haben von Hause aus Rocky's Tigeraugen. Sie sind hungrige Jäger und wir ihre fette Beute. So läuft der Deal, so lief er schon immer und niemand weiß, wie er sonst laufen könnte.
Wieso sollte man also Spiele für Fans machen? Wieso sollte man auf Kritik hören, wieso Wagnisse eingehen? Wieso sollte man Spiele machen, die sich nicht binnen kürzester Zeit durchspielen lassen? Spiele, die von Anfang bis Ende durchdacht sind? Warum? Wenn man mit weitaus weniger Aufwand solche machen kann, auf die ein Fanboy abfährt und die sich verkaufen wie geschnitten Brot, wenn auch nur am Anfang ihres Zyklus. Dann aber dafür relativ sicher. Ist das Marketing schuld? Vertrieb und Werbung? Nein. Sie machen nur, was sie sollen: Verkaufen.
Irgendwas mit Explosionen und so
Wie sieht es beim Entwickler selbst aus?
Da hätten wir erst mal den Gamedesigner. Er ist der eigentliche "Erfinder" des Ganzen. Er erstellt das Konzept, er arbeitet mit dem Rest eng zusammen, bis zum bitteren Schluss. Er zieht sich mathematische Statistiken rein, erstellt Prognosen und Zeitpläne, verwirft sie wieder und bleibt bei alledem optimistisch. Zur Not mit Kopfschmerztabletten. Er ist auch für den Spielspaß und damit maßgeblich für den Gesamterfolg verantwortlich. Er hofft (und betet), dass Theorie und Praxis am Ende nicht ganz so doll auseinander klaffen.
Dann gibt es die Grafiker. Sie geben dem Spiel ein Gesicht. Sie erzeugen 2D-Zeichnungen, 3D-Assets und Animationen. Unermüdlich, mit möglichst wenigen Polygonen und immer mit dem Versuch beim selben Stil zu bleiben.
Den Komponisten: Er lässt uns etwas hören, möglichst passend abgemischt, aber ja nicht zu aufdringlich, aber auch nicht zu seicht oder einschlaffördernd.
Den Story-Writer. Er soll Tolkien toppen, aber in kurz und eigen und spannend und nicht zu schwer und nicht zu leicht und verständlich und ... Kleinigkeit!
Die Programmierer - also die eigentlichen Masochisten bei alledem. Sie dürfen sich von früh bis spät beim Eintippen des Codes von ihrer Entwicklungsumgebung in Form von Fehlermeldungen anhören, wie blöd sie sind. Bei jedem noch so kleinen Fehler zeigt ihnen die Maschine wie "überlegen" sie ggb. der menschlichen Logik ist, die im Vergleich wie ein Schweizer Käse anmutet. Und dann ist auch noch das Beste, was ihnen passieren kann, dass niemand ihre Arbeit sieht. Das heisst nämlich, dass es keine Bugs gibt - oder diese wenigstens nicht so auffallen.
Dann gibt es noch eine ganze Wolke an Leuten drum herum, die alle direkt oder indirekt am Geschehen beteiligt sind, vom ebenso masochistisch veranlagten Leveldesigner, der ein und dasselbe Level wieder und wieder und wieder ... UND wieder spielt, über den Burnout gefährdeten Producer bis hin zum Supporter, der seit seiner Geburt mit einer Engelsgeduld gesegnet wurde, die nur noch von einem tibetanischen Mönch auf Dope getoppt werden kann. Von der Sekräterin, Putzfachkräften und - ganz wichtig - dem Pizza-Lieferanten noch nicht zu reden!
Ist es zu weit hergeholt, wenn ich behaupte, dass keiner der Genannten schlechte Arbeit abliefern will? Das Spiel ist ihr Baby, drei Jahre von einem jedem Einzelnen von ihnen stecken da drin. Na klar wollen sie auch Gehalt sehen. Aber nicht nur. Die Belohnung ist auch, wenn es den Leuten gefällt. Sie gehen mit Herzblut an die Sache, mal mit mehr, mal mit weniger. Aber dann kommt jemand daher, der das Sagen hat, der das eigentliche Geld hat, evtl. noch über der Geschäftsführung sitzt und sagt: "Macht irgendwas mit Explosionen und so. Das geht immer." Oder der einen Beta-Test nicht ganz so beta-testerisch macht, sondern als Verkaufs-Event sieht.
Wenn lauter Ja-Hurra-Sager das Spiel "testen" darf man nicht allzu viel brauchbares Feedback erwarten. Das Problem ist: Fanboys sind i.d.R. die Ersten, die sich dabei melden - und oft auch die Einzigen, auf jeden Fall die lautesten. "Richtige" Beta-Tests wollen schließlich bezahlt werden, statt noch selbst etwas für ihre Arbeit zu bezahlen. Das erhöht die Kosten, das verringert die Gewinnspannen und erzeugt mehr Druck beim ohnehin kurzen Verkaufszyklus.
Mit anderen Worten: Nein.
Man geht davon aus, das wird schon. Kann man irgendwem hier wirklich die Schuld an etwas geben? Eher selten, oder?
Eine angenehme Handcreme namens BILD-Niveau
Die Presse war's, ganz klar! Daran wird's liegen!
Die sind doch eh alles Heuchler! Erst machen sie groß Werbung für ein Teil - und dann kritisieren sie es auch noch auf derselben Seite. Denen glaubt man ja gar nichts mehr! Nur noch gesunken das Niveau, immer weiter runter. Schlimmer als BLÖD! Sieht man ja schon an den Überschriften, voll reisserisch und dann noch so viel in Fettschrift überall! Als ob sonst nix auffiele! Als ob ich den Rest des Textes nicht genauso wahrnehmen würde. Als ob ich immer automatisch auf das Fette schielte! Nee, nee, lass mal!
Dass ...
- ... die Presse von etwas leben möchte, wie jeder;
- ... die Medienkrise keine temporäre war;
- ... man mit dem Verkauf von Printmagazinen allein wenig Aussicht auf eine Auflistung unter den Bestverdienern bei Forbes hat;
- ... es zum Kerngeschäft gehört Kritik zu bringen, unabhängig von den Deals, die die Vertriebsabteilung mit den Werbeagenturen der Publisher aushandelt;
- ... das Auffliegen auch nur einer gekauften Wertung eine ähnliche Wirkung auf das Business hätte, wie von einem Panzer überfahren zu werden, sowohl für Verlag, als auch Publisher, sodass man es entweder besser ganz bleiben läßt oder sich verdammt noch mal wenigstens sehr viel Mühe beim Bescheißen gibt und immer Zementblock, Knebel und einen einsamen See für den Notfall bereit hält, sicher ist sicher;
- ... nicht jedes Spiel und nicht jeder Artikel genügend Leser generiert, die weitere dieser Art rechtfertigen, anders herum aber Artikel nur zu Spielen, die die Masse interessieren kein Alleinstellungsmerkmal auf dem Markt sind, von dem allein man leben könnte und dass die Suche nach einer Balance zwischen beiden Extremen nicht leicht sein dürfte;
- ... ein Artikel mit langweiliger Überschrift ungefähr dieselbe Chance hat gelesen zu werden, wie einer über alternative Erklärungsversuche für die Dunkle Energie in einem Fachmagazin der Quantenphysik auf einem Nachttisch neben dem Liebes-Bett in einem Bordell;
- ... man letztlich direkt auf den Leser reagiert und dessen eigenes Klick-Verhalten ...
... hat damit natürlich nichts zu tun.
(Richtig geraten! GS hat mich mit 1 Million für diesen Text bestochen. Je eine weitere kriege ich dann noch für eine Kopie bei PCG, 4P, GG und sogar bei Angry Joe! Wir haben uns allerdings noch nicht einigen können was eigentlich. Muscheln oder feuchte Händedrücke sind jetzt nicht so meins.)
Es ist so viel angenehmer seine Hände in Unschuld zu waschen und sie sich anschließend einzucremen mit einer Paste des Elitären, bei der man weiß, dass das Niveau rings um einen herum allgemein schlecht ist - und man selbst nichts damit zu tun hat.
Auch nicht, wenn man auf bestimmte Massenware-Artikel (Ja, Battlefield fällt zum Beispiel darunter, richtig erkannt) klickt, aber solche über Indie-Spiele meidet. Oder wenn man beim Lesen eines längeren Textes nach 5 Sekunden aufgibt (Gratuliere, dass du es bis hierher durchgehalten hast, dauert auch nicht mehr lange, versprochen!), bei einem anspruchsvollen sogar noch früher. Und davon ausgeht, dass das weder der Server gemerkt hat, noch dass es in statistischen Auswertungen rein läuft, noch dass auf Basis dessen Entscheidungen über Thema, Komplexität, Länge und Machart zukünftiger Artikel getroffen werden.
Natürlich nicht.
Zusammenhänge?
Nein, keine, alles üble Nachrede, nichts weiter.
Die BILD-Zeitung verkauft sich ja schließlich auch deswegen so gut, weil alle, die sie (ja, was eigentlich? Lesen? Gucken? Blättern? Nackt-Bilder ausschneiden und im Spind aufhängen?) in Wirklichkeit darüber lachen. Weshalb sie sie ja kaufen. Und damit dem Axel Springer-Verlag mal so richtig doll schaden und zeigen wie unzufrieden sie mit dem Niveau sind! Voll die gute Taktik, beste wo gibt!
Der wahre Feind
Wer ist es also?
Wer ist imstande mehr Veränderungen, mehr Schaden herbei zu führen, als Amokläufer, Politiker, Nicht-Spieler, Hater und sogar kritische Fans zusammen?
Wer ist der wahre Feind?
Liegt es nicht auf der Hand?
Wir sind es!
Wir sind es, die darüber entscheiden, welcher Artikel eine Chance hat. Wir sind es, die darüber entscheiden, ob Spiele immer schneller auf dem Markt erscheinen - und vom Selbigen wieder verschwinden, oder ob sie durchdacht sind, langfristig Spaß machen, echte Fans, also kritische, aber wohlwollende Liebhaber als solide Basis haben - oder ekstatisch verklärt zuckende Fanboys, die nicht wissen, was sie tun. Die sie kaufen, kurz spielen, vergessen und auf den nächsten Hype warten, der immer schneller kommen muss. Auf den nächsten Schuss, den nächsten Kick. Er hält nicht lange, das wissen wir, also muss es mehr davon geben!
Junkies auf Kosten guter Spiele.
Wir sind es, die Entwicklern echtes Feedback geben können, möglichst zu einem frühen Zeitpunkt, wenn sich Dinge noch ändern lassen. Wenn sie es überhaupt noch hören wollen. Wir sind es, die mit unserem Geld bei GOG, Steam oder im aussterbenden Laden entscheiden, was nicht nur jetzt, sondern auch in der Zukunft eine echte Chance hat.
Wir sind der wahre Feind.
Spieler.
Spieler, die sich um jeden Preis begeistern wollen. Aber zu schnell, zu nachgiebig, zu unkritisch, zu WOW! OMG! Selbst ernannte ProGamer. "Gamer" - allein bei diesem Begriff wird mir schon schlecht, da er suggeriert, dass ein solcher weder Bücher, noch Filme, nicht mal Brett- oder PnP-Spiele kennt - nur Konse oder DOSe, auf jeden Fall Konserven. Gamer - das hört sich so an wie Golfer, nur in uncool und stillos. ProGamer also, die negative Steigerung eines bereits schlechten Begriffes, die auch und gerade interessierte neue und oftmals jüngere Spieler mit einer Herablassung, mit einer besserwisserischen Arroganz begegnen, um sich aufzugeilen, dass der Kreis der Interessenten handverlesen - also klein - bleibt. Die die Communities mit Beleidigungen und Absolutismen nur so vollrotzen, dass jeder, der auch nur halbwegs bei Verstand ist einen weiten Bogen darum macht. Sehr sinnvoll für Spiel, Firma und Genre. Doch, wirklich!
Fans! Angebliche! Genauer: Spieler, die sich für Fans hielten - und dabei gar nicht realisierten, dass sie nur Fanboys sind. Die den Firmen "helfen", indem sie für das schnelle Geld sorgen - nur um einen Teufelskreis in Gang zu setzen, der gute, weil wirklich durchdachte Spiele fast unmöglich macht. Die also letztlich gute Spiele auf dem Gewissen haben, obwohl sie sich selbst für Supporter des Genres halten. Es ist eigentlich gar kein Kreis, der sich da schließen würde, wie ich in einem ganz ähnlichen Blog vor ein paar Monaten annahm, sondern eine Spirale und sie dreht sich immer enger und schneller. Dank uns.
Wenn wir immer wieder nur auf dieselben Pferde setzen, uns immer wieder auf's Neue von Hypes angeln lassen, wie Fische bei einem schillernd bunten Köder, wenn wir Kritik schon aus Prinzip mit Argwohn begegnen, wenn wir andere Meinungen nicht zulassen, weil uns ein Zacken aus der (nicht vorhandenen) Krone fällt, dann braucht uns gar nichts zu wundern. Dann haben wir auch kein Recht uns über Qualität von Spielen oder Artikeln zu beschweren. Denn wir haben sie dann selbst verursacht. Aktiv, passiv, durch Über-Euphorie oder durch Unterlassung. Wir hinterlassen Spuren, denen der Rest in einem Gänsemarsch folgt. Blöd nur, wenn wir nicht wissen, dass wir gen Abgrund laufen - und wir laufen immer vorne, als Erste.
Oder doch: Wir haben es. Wir haben das Recht uns zu beschweren.
Aber wir sollten unsere Beschwerde dann an das Spieglein an der Wand richten.
Mit etwas Glück hört es uns sogar zu!
Früher war alles ... früher.
Wer nun meint die Sache mit den Fans und Fanboys wäre ganz was Neues, alte Hasen hätten das schon immer besser gemacht (wie sagte mein alter Chef immer: "Das haben wir vor 70 Jahren schon in BASIC besser programmiert" / Ja, natürlich, Chef, selbstredend. Vor allem vor 70 Jahren ...), der lese die paar Zeilen hier noch, dann ist auch schon Schluß wegen TLDR. Was? Komm, für meine Verhältnisse war das ein kurzer Blog!
Vor ein paar Jahren besuchte ich einen alten Bekannten von mir. Wir sind gleichalt und fingen zeitgleich vor über 30 Jahren mit dem Zocken an. Ich erinnere mich noch an ein Gespräch, es muss irgendwann um 1994 herum gewesen sein. O-Ton kriege ich nicht mehr hin, aber es lief ungefähr so:
Ich: "Was hälste von UFO?"
Er: "Ist mir zu kompliziert. Ausserdem passiert da nix!"
Ich: "Ist doch nicht kompliziert und natürlich passiert da was!"
Er: "Nee, es muss fetzen, es muss sich so WOW! anfühlen. Wie bei Doom!"
Ich: "Doom ist gut, das stimmt. Interessante Perspektive, erinnert an dieses eine in Schwarz-Weiss aus den Spielhöllen der 80er. Aber jetzt mal ernsthaft: Tue mal hier nicht so, als ob es sonst keine guten Games gäbe!"
Er: "Du hast halt keine Ahnung. Action! Ballern! Das zählt! Geh mir weg mit deinen Games für Freaks! Wirst schon sehen, eines Tages sind Spiele wie Doom voll der Renner und dann gibt es auch mehr davon!"
Ja, er sollte Recht behalten, nur anders, als gedacht.
Als ich ihn das letzte Mal besuchte, meinte er dann zu mir:
Er: "Du zockst heute immer noch, ne?"
Ich: "Ja."
Er: "Ich nicht. Keine Zeit mehr, Frau, Kinder und so weiter. Außerdem..."
Ich: "Ja?"
Er: "Heute gibt es nur noch Müll. Ein Shooter nach dem anderen. Selbst die Rollenspiele sind heute Shooter. Die Leute sind so phantasielos irgendwie, ich weiß auch nicht. Früher! Ja, früher war alles anders. Besser. Weisste noch, X-Wing? Oder Dune II? Oder damals mit UFO? Die guten, alten Zeiten! Das waren noch Spiele! Guck dir den Scheiß heute an, alles weichgespült und Hauptsache KRACH BUMM BÄNG. Die Leute wollen nur noch in FPS rumballern, sonst nix! Nee, ist mir zu hirnlos. Ich achte auch bei meinen Kids darauf: Nicht zu viele Shooter, nachher laufen die mir noch Amok."
Das sind Momente, in denen ich nur an Eines denke:
Ein Drink wäre jetzt nicht schlecht!
Eine Kopfschmerztablette tut's aber auch.
Yeager
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