Frauenfeindliche Gamerkultur?

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  1. Ich lese immer wieder Konversationen auf Twitter, die mich stören. Stören aufgrund der Falschheiten und Ansichten die dort verbreitet werden, und die dort auf Resonanz derer stoßen, die diejenigen validieren, die ebendiese Aussagen verbreiten. Und nein, ich wandere nicht rastlos auf Twitter umher um die nächste Diskussion zu finden, bei der ich meinen Kopf gegen eine Wand donnern möchte, aber es passiert nunmal, dass Menschen, denen man folgt, Dinge teilen oder „liken“ und so scheinen diese „Dinge“ dann eben auch in der eigenen Timeline auf.

    Folgende Aussage war Stein meines Anstoßes: „Hey Mädels, die denken Gamer wären frauenfeindlich, JEDER wird in Spielen beschimpft.“ Ja. Okay. Das stimmt, jeder wird in Spielen beschimpft. Problem dabei ist, dass die zwei Teilsätze in einen kausalen Zusammenhang gebracht werden. Aber natürlich kann es damit nicht getan sein. Es folgte: „Zu sagen, die Szene hätte was gegen Frauen, würde heißen, sie wären kein Teil davon, was beleidigend und falsch ist.“.

    Ich will mich an einer Dekonstruktion beider Aussagen versuchen. Wie gesagt: Ja, jeder wird in Spielen beschimpft, irgendwann im Onlineleben. Aber es wird versucht, die Angriffe auf Spielerinnen zu rechtfertigen, indem man vermeldet, dass doch jeder Opfer von Beschimpfungen würde. Das geht aber am Kern der Sache vorbei. Denn Frauen werden nicht einfach Opfer von Beleidigungen. Sie werden Opfer von sexistischen, misogynen, chauvinistischen Aussagen. Es ist ein Unterschied, ob ich jemanden als „Noob“ oder „*********“ oder „*********“ beschimpfe, oder diejenige bewusst wegen ihres Geschlechts abqualifiziere und abwerte. Frauen werden angegriffen weil sie Frauen sind. Mit sexuell abwertenden Beleidigungen und Herabwürdigungen. Frauen wird schon alleine ihres Geschlechts wegen weniger Fähigkeit im Spiel zugestanden, Frauen werden auf ihre körperlichen Merkmale reduziert und deswegen für weniger wert befunden.

    Und ja, irgendwann wird jede/r als „Noob“ beschimpft. Irgendwann erfährt jeder, was das Gegenüber vom eigenen Skill denkt, und wie ebendieser geringgeschätzt wird. Aber nicht jeder erfährt von vornherein, dass er keinen Skill besitzt weil er eine Frau ist. Nicht jeder wird aufgefordert sexuelle Handlungen vorzunehmen, mit dem einzigen Ziel, die eigene Dominanz hervorzuheben. Wie oft werdet ihr damit konfrontiert, dass euer Mitspieler seinen Penis in euch versenken will? Wie oft werdet ihr dazu aufgefordert an den Herd zurückzugehen weil zocken könnt ihr eh nicht?

    Viele dieser Beleidigungen spielen mit einem alten Stereotyp, einem unterdrückenden Bild der Frau, und es setzt das Geschlecht der Spielerinnen bewusst als Waffe gegen sie ein und qualifiziert sie aufgrund dessen herab. Das ist etwas anderes, als wenn jemand als „Idiot“ oder „Drecksdepp“ beschimpft wird. Und wenn jemand als „Schwuchtel“ oder „scheiss Homo“ beschimpft wird, ist das auch etwas anderes. Denn auch hier wird jemand bewusst aufgrund seiner/ihrer sexuellen Präferenzen bewusst herabqualifiziert und für schlechter befunden.

    Aber was ist eigentlich mit der zweiten Aussage? „Zu sagen, die Szene hätte was gegen Frauen, würde heißen, sie wären kein Teil davon, was beleidigend und falsch ist.“ Auch hier wird wieder eine Aussage mit einer anderen Aussage gemischt, zu einem unlauteren Argument. Frauen sind Teil der „Szene“, es gibt Spielerinnen, laut Statistiken sogar sehr viele. Aber das heißt nicht, dass die „Szene“ nicht Antipathien gegen Frauen hegen kann. Zu keinem Zeitpunkt bedeutet das, dass Frauen nicht Teil der Gemeinschaft wären, sie haben nur mit großem Gegenwind innerhalb ihrer eigenen Community zu kämpfen. Videospiele waren lang eine Männerdomäne. Und jetzt, da sich diese Domäne dank ihres Vordringens in die Popkultur immer weiter öffnet brechen alte Ressentiments aus den alteingesessenen Mitgliedern immer stärker hervor oder sind Teil einer doch nicht so gleichberechtigen Gesellschaft.

    Das Silicon Valley hat mit den gleichen Problemen zu kämpfen. Lang war die Tech-Industrie eine Männerdomäne mit geringstem Frauenanteil. Und so tauchen Pamphlete auf, die Frauen degradieren, Berichte darüber wie mit Frauen umgegangen wird. Das heißt nicht dass Frauen sich nicht wehren können, oh das können sie, aber dass diese Perspektive auf Frauen eine zutiefst veraltete und chauvinistische ist, gerade in diesen Domänen die so lang exklusive Männerhorte waren. Und auch im Silicon Valley gibt es natürlich Frauen, und sie sind Teil dieser Technikkultur. Das bedeutet aber nicht, dass es beleidigend ist zu behaupten, dass die Technikwelt sexistisch ist. Nämlich vermutlich noch sexistischer als viele andere Berufe. Und das bedeutet auch nicht, dass Frauen nicht Teil dieser Welt sind, wenn dieses Verhalten ihnen gegenüber kritisiert wird. Es heißt nur, dass innerhalb dieser gemischten Gesellschaft, Frauen generell weniger akzeptiert werden, mit mehr Problemen zu kämpfen haben.

    Und am Ende kann ich nur spekulieren, und zwar darüber, wie viel häufiger jemand mit offensichtlich weiblichem Gamertag, offensichtlich weiblicher Stimme, grundsätzlich beleidigt wird, und zusätzlich, aufgrund des Geschlechts beleidigt und herabgewürdigt wird, wie oft weibliche Streamer zu sexuellen Handlungen aufgefordert werden, oder auf ihre geschlechtsspezifischen Merkmale angesprochen werden. Die Behauptung all das würde nicht passieren, verschließt die Augen vor den tatsächlichen Problemen in der Gamingcommunity und, im weiteren Sinn, der Welt. Denn nur wenn wir, als Teil dieser Gesellschaft, diese Probleme auch erkennen und uns klar davon distanzieren und diejenigen abstrafen und kritisieren, die sich so verhalten, können wir uns weiterentwickeln und diese Dinge wirklich hinter uns lassen.

Kommentare

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  1. Crickethill
    Man sieht ja am Weinstein-Skandal, dass Belästigung auch Männern widerfährt, und natürlich gibt es auch Diskrimination von Weißen und/oder Männern. Ich stelle nicht in Abrede dass es Fälle gibt. (In der Geschichte gab es schließlich auch radikalere Gruppen wie die Black Panthers unter Malcolm X, nicht nur Martin Luther Kings). Aber generell überwiegt der Rassismus bzw. die Diskriminierung gegenüber Nicht-Weißen ganz klar und massivst über die Diskriminierung der Weißen oder Männer.

    Ich wiederhole: Ich stelle nicht in Abrede dass es diese Fälle gibt, denn es gibt sie. Aber diese Fälle stellen eben keine Systematik dar, so wie es bei anderen Ethnien und Geschlechtern ist. Und es geht einzig und allein um die Systematik. Deshalb braucht es auch diese Gegenbewegungen, die dieses gesellschaftliche Fehlverhalten ansprechen und ans Licht der Öffentlichkeit bringen. US-Polizeigewalt gegen Schwarze (Chicago ist ein gutes Beispiel), sexuelle Belästigung von Frauen durch Vorgesetzte und generell, ... das alles spielt sich regelmäßig ab, wohingegen Belästigung von Männern eher selten ist. Tragisch trotzdem, natürlich, und das gehört auch bekämpft und kritisiert, aber es ist ein systematisches, gesellschaftliches Versagen der Verantwortung.

    Aber ich muss auch ganz klar sagen: Gerade die #MeToo Bewegung tendiert momentan dazu von den absolut radikalen Randgruppen vereinnahmt zu werden und damit ihr eigentliches Ziel zu unterminieren. Genauso wie es nicht korrekt ist mit Gewalt die Gleichstellung von Weißen und Schwarzen herbeiführen zu wollen (Black Liberation Army) ist es nicht in Ordnung von radikalen Feministinnen Männern per se das Wort zur Debatte zu verbieten aufgrund ihres Geschlechts. Denn das driftet sehr schnell in autokratische und faschistoide Züge ab.

    Das "behütet aufgewachsen" und "absoluter BS" kannst du dir übrigens sparen. Das ist einfach nur ad hominem und trägt zu vernünftiger Diskussionskultur nicht bei. Du hast ja mit bestimmten Punkten durchaus recht, dann bring sie aber auch als gutes Argument an, anstatt mit Angriffen zu beginnen.
  2. WarriorWithin
    Wow, da ist wohl jemand behütet aufgewachsen. Absoluter BS. Selbstverständlich können Leute aufgrund ihrer Hautfarbe oder Nationalität diskriminiert werden auch wenn sie weiß sind. Genauso können auch Männer sexuell belästigt werden. Ist ja schön das dir sowas scheinbar noch nie passiert ist. Ich hab sowas schon erlebt. Vor allem war es bisher immer so wenn ich von einer Frau sexuell belästigt wurde, das die jeweiligen Frauen das als selbstverständlich hingenommen haben. Sie dachten sich wohl Männer sind völlig hirnlos und schwanzgesteuert, deswegen muss ich das ja wohl gut finden begrapscht zu werden.
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  3. Crickethill
    So, Klartext.

    ich bin sicher kein SJW, ich beschäftige mich aber gerne mit Politik und Gesellschaft und versuche mir ein differenziertes Bild von diversen Themen zu schaffen und mir dadurch meine Meinung zu bilden. Und ich finde man kann viele Themen diskutieren, und unterschiedliche Meinungen sind gut so lang sie schlüssig argumentiert werden.

    Du machst Diskussionsfehler am laufenden Band. Nämlich zu allererst das argumentum ad hominem. Außerdem argumentierst du im Zirkelschluss.

    Gerade in letzter Zeit haben wir aber erlebt, wie sich Sexismus in der Gesellschaft zeigt. Der Weinstein-Skandal ist das beste Beispiel dafür, was Frauen oft zu erdulden haben. Gut, Hollywood ist nicht exakt die reguläre Arbeitswelt, aber die Problematik ist oft eine Ähnliche. Wie oft wurde dir schon ein "Klaps" auf dein Hinterteil gegeben ohne deine Zustimmung und damit in deine Privat- und Intimsphäre eingedrungen? Wie oft wurdest du als "Schätzchen" bezeichnet? Wie oft wurdest du von jemandem in mächtigerer Position zweideutig zu diversen Handlungen aufgefordert?

    Das alles passiert, weil gewisse Menschen Frauen auf ihren Körper reduzieren bzw. vor allem auf ihr Geschlecht, nicht weil Frauen genau dort angegriffen werden wo sie verwundbar sind. Das ist Sexismus.

    Und ja, es gibt auch Sexismus gegen Männer, und ja es gibt auch Männer denen oben genannte Fälle widerfahren (Terry Crews z.B. wie er im Zuge des aktuellen Weinstein-Skandals bekannt hat). Aber diese Fälle sind absolut in der Minderheit. Das macht sie nicht richtiger, keineswegs. Aber sie sind nicht systematisch. Sexismus gegenüber Frauen hingegen IST systematisch, und deshalb wird auch verstärkt dagegen angekämpft.

    Ich war lange deiner Meinung, Pay-Gap, Diskriminierung, etc. würde entweder nicht existieren oder auf anderen Faktoren basieren. Frauen müssten schlicht und einfach mehr Geld bei Verhandlungen fordern etc. - aber so einfach ist es nicht. Und insbesondere die US-Wahl hat mir diesbezüglich auch die Augen geöffnet. Hillary Clinton hätte die Wahl haushoch gewonnen, würde sie nicht Eigenschaften verkörpern, für die Männer tendenziell hochgelobt werden. Als Frau wurden ihr diese Eigenschaften aber zum Verhängnis. Es wird nachwievor verlangt dass Frauen in Führungspositionen ihren männlichen Kollegen im Verhalten sehr ähnlich sind.

    Und nein, natürlich kannst du dir für dein "White-Male-Privilege" nichts kaufen. Und ich bin auch gegen "white shame" oder Ähnliches. Wir können nichts dafür, dass wir Weiß sind, wir können nichts dafür dass wir Männer sind, und wir können nichts dafür dass wir in Mitteleuropa geboren wurden. Aber uns muss durchaus klar sein, dass genau das gewisse Vorteile mit sich bringt. Keine Vorteile die direkt im Geschäft klar werden, aber Vorteile die sich grundsätzlich durch das ganze Leben ziehen. Weil Männer in Führungspositionen eben eher Männer befördern. Weil Männer in Hollywood eben eher Filme für Männer, geschrieben von Männern produzieren. Weil Frauen aufgrund fehlgeschlagener Kinder- und Bildungspolitik einen Nachteil im Karriereleben haben. Das sind Fakten, die durch eine Vielzahl von Studien belegt sind. "White-Male-Privilege" ist ein abstrakter Vorteil, aber er existiert, nur ist er nicht direkt ersichtlich.

    https://twitter.com/TheRealNyha/status/917205464558878720

    Diese Videos illustrieren das ganz schön. Natürlich nicht wissenschaftlich fundiert, aber es geht darum einen Punkt zu machen und die Augen etwas zu öffnen.

    Und ich glaube wenn auch du deine Augen etwas öffnest und dich offen gegenüber zumindest der MÖGLICHKEIT zeigst, dass ich durchaus valide Punkte habe anstatt sie komplett abzulehnen, wirst du auch erkennen, dass ich durchaus in einigen Punkten recht habe.
  4. Reddok
    Das findet nur in deinem Kopf statt. Ich habe den Eindruck, manche projezieren ihre kurze Lunte auf andere. Welche Studie denn? Hier hat niemand einen Link (zu dem Thema) geposted, nur behauptet eine Studie gesehen zu haben. Zugegeben: Ich habe mich in der Hinsicht auch nicht mit Ruhm bekleckert.
    Wir werden nunmal von äußeren Einflüssen bearbeitet, die unser Verhalten bestimmen. Selbst jemandem, der kein Psychologe ist, sollte das auffallen.

    Ich sage ja nirgends, dass es irgendwie schädlich wäre. Was mir auf die Nerven geht sind Dinge, die wir so machen weil... wir sie schon immer so machen?! Das ist dämlich.


    Es muss niemand der selben Meinung sein. Es würde schon ausreichen, wenn alle die anderen verstehen könnten. Das ist zumindest meine Meinung
  5. Forsti - 13
    @Reddok

    Sorry, aber du merkst schon wie vermessen und vor allem bockig du hier reagierst? "Ne, die Studie glaub ich nicht, denn dir redet mir nicht nach dem Mund."
    Sorry, aber das ist halt auch nicht wirklich eine richtige Einstellung. Du wirfst "der Gesellschaft" vor hier Meinungen und Stereotypen produzieren zu wollen, willst aber selbst nur eine Meinung gelten lassen.

    Zum Thema Spielsachen: Das Einzige was hier wirklich bewiesen ist, ist, dass es Babys egal ist, mit was sie spielen. Nur 3-5 Jährige ist es wirklich wichtig ein Spielzeug zu haben, was für "ihr" Geschlecht ist. Jedoch reicht hier wirklich ALLES um die Wahl als für "ihr" Geschlecht richtig zu erachten. Z.B. zeigte eine Studie, dass eine Gruppe von Mädchen einen Spielzeugtruck als "Mädchenspielzeug" ansah, einfach weil einer von ihnen einer gegeben wurde und sie damit spielte.
    Also nicht wirklich der große Druck der Gesellschaft spürbar.
    Mit 6 Jahren sind Kinder wieder wesentlich flexibler mit ihren Spielzeug.

    Das ist alles was wirklich beweisbar ist. Es ist stark fragwürdig, ob in dem Alter eine eventuell gesandte Botschaft überhaupt so beim Kind wahrgenommen wird.
    Es wird auch von vielen Studien gezeigt, dass mehr als nur das "Mutter sein" durch Spielzeug wie Puppen vermittelt wird (z.B. helfen sie bei der frühen Sprachentwicklung), genauso wie Lego Piraten Jungs nicht Aggression lehrt, sondern auch räumliches denken.
    Was daher tatsächlich nichts bringt, ist eine Art von Spielzeug zu verdammen.
  6. Forsti - 13
    @Crickethill

    Es ist viel eher genau dies ein perfektes Beispiel dafür, wie diese Hexenjagd entstehen kann, für die du dich nun auch einspannen hast lassen.
    Es werden einzelne Beiträge genommen und dann für die gesamte Gamerschaft aufgeblasen. Denn Fakt ist, dass hier über 3 Seiten lang ganz normal geschrieben werden konnte bis EIN solch ein Kommentar kam. Und dann blieb es bei genau EINEM solchen Kommentator.
    Sorry, aber wie verblendet kann man sein, dass man sowas dann direkt auf die gesamte Gamerschaft auslegt?

    Und sorry, aber wieso ist es was anderes als "Idiot" oder "Schwuchtel" beschimpft zu werden? Da bleibst du eine Erklärung schuldig, du behauptest es einfach nur.
    Denn ich sehe darin keinen Unterschied. Beides ist eine harte Beleidigung und eine Herabwürdigung.

    Und das zieht sich halt durch deinen Beitrag durch. Du schlingerst herum, relativierst das eine und bauscht das andere auf, kannst aber nichts belegen, sondern nur behaupten.

    Klar werden weibliche Gamer beleidigt, aber keine Ahnung wie man sich bitte im Internet aufhalten kann, um als Mann nicht auch schwerst beleidigt zu werden.
    Let's Player, denen ich folge, wurden schon mit "Deine Stimme ist scheiße, halt endlich die Fresse" beleidigt, Streamer mit Todesdrohungen bedacht und genug YTber aufgefordert sich doch bitte selbst umzubringen, damit man das Gesicht nicht länger ertragen müsse.
    Ich kann mich daher nur einigen meiner Vorschreiber anschließen. Das Problem existiert nicht nur für Frauen. Beleidigungen im Internet und im Gaming sind an der Tagesordnung und das für beide Seiten der Geschlechter.

    Was hier auch ausgeblendet wird, ist positiver Sexismus, der rein nur auf Frauen zutrifft. Denn auch das ist ein Fakt, denn man unweigerlich erlebt, sobald man auch nur ein MMO spielt.
    Spieler mit weiblichen Charakteren, vor allem wenn sie sexy sind, werden weitaus besser behandelt als männliche Charaktere. Ihnen wird bei Quests ohne Loot zu wollen geholfen, ihnen wird Zeug geschenkt und sie werden förmlich durch eine Instanz getragen.
    Auch in Foren habe ich schon oft genug erlebt, dass Personen mit einem weiblicheren Nickname oder einem sexy weiblichen Avatar besser behandelt werden. Lil Lucy aus dem RPG Maker Atelier z.B. ist eigentlich ein Kerl hat aber absichtlich jahrelang einen auf Frau gemacht, eben genau darum.

    Und deine Onlinestudie ist ganz nett, aber wie Jeremir schon schrieb, es gibt auch genug Studien, die es anders sehen.
    So z.B. zitiert auch der Guardian 2016 eine Studie, die auch auf einen höheren Männeranteil bei den Beleidigungen kommt.
    www.theguardian. com/media/2016/sep/06/higher-proportion-of-men-than-women-report-online-abuse-in-survey

    Daher kann ich dir hier nicht wirklich zustimmen.
    Noch weniger kann ich dir zustimmen, wenn du fordest, dass man doch bitte nichts gegen das schlechte Verhalten Männern gegenüber macht, weil doch die Frauen viel wichtiger jetzt sind. Das hat nichts mit Gleichbehandlung zu tun. Das Problem gehört auf beiden Seiten gelöst, nicht nur auf der Seite wo man gerade das eigene Gewissen geparkt hat.

    Und wenn wir schon dabei sind: Schlachtrufe für eine Seite sind eben keine Lösung für das Problem. Und genau diese bleibst du leider schuldig. Lösungsansätze.
    Denn diese fehlen ebenso vollkommen in deinem Beitrag.
  7. Yeager
    Erstmal: Mein ehrliches Beileid, Ritter des Herbstes. Niemand hat das verdient! Es ist schon ziemlich bitter, um nicht zu sagen unverzeihbar, wenn man nicht leben kann, weil man nicht leben darf, wie man will.

    Gesellschaft: Naja, aber genau das ist es doch, Ritter & Reddok: Die "Gesellschaft" ist ja nichts Konkretes, Fassbares. Sie wohnt ja nicht irgendwo mit klarer Adresse und GPS-ortbar, sondern sie ist ein Konstrukt, das man sich herbei denkt: "So müsste das sein" / "So sehen es auch andere?!" "So sehe ich es auch".

    Besagte ultrakonservative Holzköpfe machen den Anfang, evtl. auch mit Macht, wenn sie an entspr. Stellen sitzen und der Rest folgt. Nein, nicht alle vom Rest und auch nicht alle in dieselbe Richtung, aber massendynamische Effekte finden statt - Analogien dazu sehen wir doch auch als Spieler: Hypes.

    Am Ende gibt es dann Rollenbilder, die sich zu bewahrheiten haben. Die verfestigt werden wollen und schließlich werden. Der Rest ist Angebot und Nachfrage: Wenn die Nachfrage für rosa Kleidchen für Mädchen hoch ist, werden mehr rosa Kleidchen für Mädchen gemacht, was wiederum den Rollenbild-Druck verstärkt. Was wiederum zum veränderten Selbstverständnis von vielen (nicht allen!) führt. Wo dann Studien aufsetzen und nur die Folgen messen, dabei aber Ursache und Wirkung durcheinander werfen. Da hast du dann deine Antwort, Bellasinya:

    Auch hier wieder die Analogie zu Spielen: Werden wir aggressiver, weil wir spielen oder spielen wir, weil wir Aggressionen haben? Wird man zum Amokläufer, weil man sich in Games aggressiv austoben konnte und das nun auch in realo machen will - oder wollte man das schon immer in realo machen und hatte nur eine "letzte Phase", in der man es noch nicht machte, nur in Games? Einfach nur daher kommen und feststellen: "Spiele fördern Aggressionen" oder noch plumper: "Der Amokläufer hatte Spiele auf seiner HDD, Spiele sind schuld" ist bestenfalls Kratzen an der obersten Spitze des Eisberges. Aber keine Erklärung, schon gar nicht empirisch.

    Im Gegenteil: Es ist so, als ob ich Gravitation dadurch erklärte, dass Dinge runter fallen. Ich beschreibe das Symptom, die Folge, aber lasse alles dabei offen: Was Gravitation überhaupt ist, was "runter" überhaupt ist und was genau dabei statt findet und warum. Niemals käme ich so auf die Realität: Dass nicht nur die Sache runter, sondern der Planet auch rauf fällt!

    Kurz: Es sind Dinge in unseren Köpfen - DAS ist die Gesellschaft. Und das ist der Quell der Rollenbilder. Es sind Schubladen des Geistes, die Vermutungen anstellen, sich gegenseitig manipulieren und daraus Gesetzmässigkeiten herleiten. Es ist die Normierung von etwas, das man nicht normieren kann - und auch nicht sollte.
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  8. Reddok
    Um es nochmal genauer auszudrücken: Ich habe vor einem Jahr mal eine schlüssige Erklärung mit Videomaterial von früher gesehen, und jetzt nochmal danach zu suchen oder zu recharchieren, ist meine Zeit mir zu Schade. Natürlich blöd, weil du jetzt denkst, dass ich mir das alles nur ausgedacht habe.

    Und nein, diese Attitüde ist nicht meine Absicht. Das hängt aber trotzdem alles irgendwie zusammen. Als Elternteil nimmt man sich vermutlich Beispiel an seinen Eltern und diese an ihren, unabsichtlich oder nicht.
    Das nötige Teamwork in der Steinzeit ist quasi Schuld an den heutigen Grillparties. Mädchen wurden schon immer darauf konditioniert, sich um die Kinder zu kümmern. Weil es notwendig war.

    Ich widerspreche dir nicht. Ich gebe weder der Gesellschaft ansich die Schuld, noch bin ich zu 100% der selben Meinung wie Crickethill. Deswegen habe ich mich auch nicht in die große Diskussion auf den ersten drei Seiten eingemischt. Habe lediglich meinen Senf dazu abgegeben - und das sogar relativ neutral.
  9. Ritter des Herbstes
    Nö, so funktioniert das nicht. Schwammige Aussagen auf Nachfrage mit schwammigen Aussagen zu unterstreichen ist jetzt nicht wirklich eine Präzisierung.

    Erspar mir die "Die Gesellschaft zwingt die Kinder in ihre Rollen"-Attitüde. Ich hab nämlich, wahrscheinlich im Gegensatz zu jedem in dieser Diskussion, eine Geschlechtsumwandlung in der nahen Verwandtschaft. Und einen Selbstmord in ehemals verschwägerter Sippe, weil die eigene Sexualität nicht tolleriert wurde.
    Und damit schließen wir auch wieder zum Urthema auf: Nicht "Die Szene" oder "die Gesellschaft" kommt mit Andersartigkeiten icht klar, sondern irgendwelche ultra-konservative Strohköpfe.
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  10. Reddok
    Zur Zeit der Anfänge der modernen Spielzeugindustrie.

    Ach und wieso denkst du haben deine Ahnen das so gemacht? Genau, weil es so üblich war/ist. Das mit den Farben ist eher ein Nebenprodukt.
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