Hass 2.0

Von TheVG · 5. März 2016 ·
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  1. Bevor ich mit dem eigentlichen Thema loslege, möchte ich einleitend noch ein paar Dinge anmerken, die mir wichtig sind und Euch als Orientierungshilfe dienen sollen. Zum leidlichen Thema Hasskommentare ist es schwierig, einen schreiberischen Konsens zu finden. Ich bin kein ausgebildeter Journalist, von dem man (richtigerweise) eine gewisse Neutralität erwarten kann. Ich bin auch nur ein Spieler wie jeder andere, wie all die „Gutmenschen“ und „besorgten Gamer“ - egal wie Ihr jetzt gestrickt sein dürftet. Ich habe kein Problem damit, verschiedene Meinungen zu hören. Ich vertrete im Detail gar Argumente beider Lager. Doch möchte ich Euch eindringlich bitten, den Text im Ganzen zu betrachten. Da ich eben nur ein Amateur bin, dem man Ausdruck, Kontext und Aufbau eines Textes nicht konkret beigebracht hat, kann es passieren, dass Gedankensprünge vorkommen, mit denen der ein oder andere seine Probleme haben könnte. Ich gebe einfach nach meinen Möglichkeiten eine Sicht der Dinge wieder, die vielleicht etwas verallgemeinert klingen mögen, aber eher in Tendenzen spricht und warum wir nun so viel besprechen müssen/sollen/können.

    Zum Inhalt so viel: Ich wollte die Thematik nicht noch weiter breittreten als in der Vergangenheit schon oft passiert, aber da GameStar nun in ihrem Appell Wasser in die Mühlen meiner Meinungsbildung gegossen hat, will ich doch nochmals darauf zurückgreifen. Mir ist durchaus bewusst, dass so einige Punkte kontrovers werden dürften und dies nicht jedem gefällt. Muss es aber auch nicht. Es gibt solche und solche im Felde der Meinungsbildung, und man sollte, egal in welcher Ecke man steht, dies auch zulassen dürfen. Ich möchte nur voraus nehmen, dass ich zu meiner Meinung stehe. Wenn Ihr also Eure Meinung texten möchtet oder einen Daumen vergebt, kann ich mit jedweder Entwicklung, in die sich der Blog bewegen wird, leben. Also schreibt ruhig, nach was Euch der Sinn steht, doch überlegt Euch bitte zweimal, ob Ihr vielleicht doch etwas mehr Zeit bräuchtet, eine Meinung in Textform mal schnell durchzuklicken.

    In diesem Sinne: Viel Spaß beim Lesen, Denken und Meinung bilden!




    Die zwei Welten



    Es ist schwierig, die Ausweitung eines Phänomens in Worte zu kleiden. Aber seit die sozialen Medien zum Diskussionsforum für alles Mögliche genutzt werden können, hat sich eine Entwicklung eingeschlichen, die ich mir vor 20 Jahren nicht mal ansatzweise hätte ausmalen können.

    Da ich gemaß des Altersdurchschnitts hier in der Community wohl schon eher zum alten Eisen gehöre, kenne ich zwei Seiten der Medaille vor und während des Web und allen seinen Zahlenversionen. Vor 20, 30 Jahren hatten wir Spieler, Leser und Kunden nur wenige Möglichkeiten gehabt, unsere Meinung so direkt und offen kundzutun. Es gab vielleicht mal eine Leserbriefsektion, die man von Hand, per Schreibmaschine oder sogar per 9-Nadel-Drucker in den 286er PC gestampft und ausgedruckt hat, mühsam in einen Umschlag gepackt, Briefmarke draufgeklebt und zur Post getragen hat. Auch wenn ich damals eine faule Socke gewesen war, habe ich mich bei ein paar Themen dazu aufgerafft gehabt, meine Meinung zu formulieren und sie auf dem Postwege an die Verlage zu schicken – einer dieser Briefe wurde sogar abgedruckt, da war ich mal richtig stolz gewesen, wenn man bedenkt, dass die Verlage damals eine andere Machtstellung im Dialog mit dem Leser inne hatten.

    Heute wirkt das Prozedere wie ein schlechter Witz. Mit der monströsen Ausweitung des Internets sind wir plötzlich im Bruchteil einer Sekunde mit genau diesem Ablauf zugange, nur ohne lästige Laufwege, hyperschnell und jederzeit möglich per PC, Tablet oder Smartphone. Es hat den Prozess derart beschleunigt, dass man sich regelrecht überfordert fühlt, alles wahrzunehmen, einzuordnen und wiederzugeben – Meinungsbildung rapido, sozusagen. Für uns „Konsumenten“ bzw. „Fußvolk“ bedeutete das eine Revolution: Wir konnten endlich mehr Einfluss auf die Bewertung unserer Produkte nehmen, also – rein prinzipiell – Medien, Produzenten von Waren und Personalien direkter steuern. Die Vormachtstellung der Unternehmen wurde quasi eingerissen.




    Wunsch und Wirklichkeit



    Irgendwie war diese neu gewonnene Freiheit ein naiver Traum, im Mitbestimmerland aus Milch und Honig uns die Artikel und Produkte in den Mund fliegen zu lassen und diese bei Nichtgefallen wieder auszuspucken. Der da oben musste sich also unserem Urteil beugen – dachten wir zumindest. Man dachte, man erhört uns, nun, wo wir über die Telefonleitung unseren Senf zu allen möglichen Dingen abgeben konnten.

    Doch wurden wir schnell eines Besseren belehrt – die Medien, Firmen und öffentlichen Personen haben sich immer noch nicht unserem Willen gebeugt. Vielleicht ist es diese Enttäuschung darüber, dass wir mit wachsender Ungeduld und dem zerbrochenen Bild der freiheitlichen Einflussnahme Argumente allmählich mit Polemik und den bildhaften Ausrufezeichen „einself!!!“ ersetzen, um uns Gehör zu verschaffen. Oftmals lässt man uns außen vor, ignoriert uns und lässt uns mit vielleicht klugscheißerischen Antworten abblitzen.

    Auch mir ist das schon einige Male passiert. Ich kann also sehr gut nachvollziehen, wie es ist, ein dringendes Anliegen zu haben und als Idiot abgestempelt zu werden, nur weil ich keine populäre Meinung vertrete. Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass meine Mittel teils etwas plump geraten waren, und wenn ich mir heute meine Aussagen wieder durchlese, frage ich mich, wie ich zu dem Stuss gekommen bin. Inhaltlich: gut, immer noch richtig, die Art und Weise: na ja, da sollte man noch dran arbeiten.

    Ein Vorzeigemeinungsmacher bin ich sicherlich immer noch nicht, aber ich hatte meine Freude am Formen meiner Methoden. Leider sehe ich solche Entwicklungen nicht bei nicht wenigen anderen, die mal schnell eine Schlagzeile lesen und, ohne überhaupt einen Artikel durchgearbeitet zu haben, Schnellschüsse in die Tastatur hauen und sie in die Welt „entern“, ohne sie nochmals gegenzulesen. Bei Produkten wird die Sache noch eine Spur absurder: Im Wissen, was aktuell möglich sein könnte, werden Neuerscheinungen mit einem Eifer bewertet, der alles niedermacht, was nicht mindestens revolutionär ist. Und wehe, man wird nicht erhört...




    Aristokratie 2.0



    Keine Ahnung, ob ich mit meiner Einschätzung richtig liege, aber in gewissen Zügen hat sich ein uraltes Herrschaftsprinzip in neuem Gewand gebildet. Es wirkt jedoch weniger greifbar, eher in subtiler Form suhlt sich die Oberschaft in ihrem Machtgefüge. Der einzige Unterschied, den ich als herausstellbar sehe, ist die offene Hand, mit der man das Proletariat füttert. Also wird Transparenz angepriesen und doch nicht gelebt. Natürlich will man verhindern, dass einem der Boden unter den Füßen wegbricht, was jedoch auch dazu führt, dem Kunden ein heuchlerisches Nebengefühl mitzugeben. Man erhält das Gefühl, durch die Nähe via Internet doch auf Abstand gehalten zu werden, was man auch als unehrlich hinstellen kann.

    Vom anderen Gesichtpunkt betrachtet stellen wir uns gerne als die Opfer dar. Ach, was würden wir denn belogen, betrogen und an der Nase herumgeführt. Ich denke, das ist bis zu einem gewissen Punkt richtig. Ich will jetzt gar nicht großartig auf die Politik zu sprechen kommen, denn da wissen wir alle sehr genau, dass wir nicht alles wissen (sollen). Nun sind aber auch noch die Medien in den Fokus des Shitstorms geraten – eigentlich eine Institution, die, wie schon erwähnt, Neutralität darstellen sollte. In den einflussreichsten Ecken des Journalismus gibt es jedoch einen schwer wahrnehmbaren Hang zur Meinungsbildung. Also ist die BILD rechtskonservativ, der SPIEGEL eher links, andere Tageszeitungen vielleicht je nach Geldgeber politisch gefärbt. Und trotz dieser Auslegungen haben wir immer noch die Wahl, uns darauf einzulassen oder eben nicht. Lobbyismus muss nicht heißen, dass wir nun endgültig die Lakaien der da oben sind – wir haben immer noch die Macht, Dinge zu verändern.

    Würden wir die Probleme erkennen, benennen und sie zum Umdenken bewegen, wäre ja alles in Ordnung. Nur erkennen wir schon die Probleme nicht. Ich weiß auch nicht, wo man da konkret ansetzen könnte, aber ich denke, dass Aufrufe zu Toleranz und der allgemein so verpönten „political correctness“ eine zweischneidige Sache sind. Einerseits ist Toleranz gut, um diejenigen zu schützen, die irgendwie anders sind als das „normale“ Mittel. Es wird jedoch auch andererseits Toleranz systematisiert. Wir sollen alles, wirklich alles einfach so hinnehmen, Verständnis zeigen, flexibel sein. Nimmt man zum Beispiel die arbeitsmarktrelevante Entwicklung heran, wird diese Flexibilisierung zum sinnbildlichen Erpresserbrief seitens der Unternehmen geworden ist. Die Tendenz dazu ist auch mittlerweile greifbar geworden, doch gilt das nicht pauschal für alle. Es ist lediglich die Angst davor, dass sie von solchen Methoden Gebrauch machen können, ohne dass die Möglichkeit bestünde, etwas dagegen zu tun.

    So verhält es sich auch mit den Medien. BILD, SPIEGEL und wie sie auch alle heißen, werden durch die Informationspolitik zum Machtinstrument für Machthabende eingesetzt. Ich will das gar nicht relativieren, es war damals schon so und wird heute noch so angewendet. Wer aber nun wirklich gesteuert scheint, lässt sich schwer erfassen. Mal sind es die Artikel selbst, die sich als solches entlarven, mal sind es die Gewichtungen der Neuigkeiten, etwa wenn wie aktuell die Flüchtlingsdebatte in hunderten Berichten Thema sind und die für uns relevanten Dinge wie Gesetzesbeschlüsse in die Dreisatzmeldungen im unteren Eck verschwinden. Ich denke auch, dass die Fütterung der Informationen im Zeitalter des Wettbewerbs und der rasanten Aufmerksamkeitsnöte zu ungefilterten News führen – das Stichwort Clickbait dürfte wieder umhergeistern. Recherchen werden so zum rudimentären Gebrauch herabgestuft, fabrizieren einen Gros an Informationen, der irgendwo zwischen nackter Wahrheit und reiner Lüge hin- und herpendelt, absichtlich oder nicht.




    Quer durch die Bank



    Die Art, wie User damit umgehen, sehe ich mittlerweile als schwer daneben an. Wenn ein Post oder Artikel ein Gemisch aus Fußstampfen und Argumenten ist, muss man das nicht verteufeln. Jedoch gehen zweite seit geraumer Zeit regelrecht unter. Diese falsche Art des Aktivismus wird durch die Tatsache gestützt, dass man Quellen und die bekannten „Lügenbildchen“ aus Facebook zugrunde nimmt, um seine Meinung zu stützen. Die „Lügenpresse“ jedoch mit „Lügenbildchen“ zu entlarven, kann ja wohl nur vor Dummheit strotzen. Leider hat das weiterführend zur Folge, dass wir unsere Argumente und Ansichten in unserem eigenen Gefängnishof auskämpfen, ohne überhaupt noch an die Wachen zu denken, die gemütlich oben von der Mauer mit den Waffen im Anschlag patrouillieren.

    Die Sache mit der „political correctness“ in Verbindung mit angeblicher Überfremdung, Religionsdiktaturen oder Genderwahnsinn wird nun übergreifend in alle Fachmedien übertragen. Ich lese hier in den Kommentaren, wir sollten uns auf Spiele konzentrieren und alles andere ausklammern. Doch geht das überhaupt noch? Immer wieder werden wir dazu angehalten, Schwule/Lesben in einem der nächsten „Star Wars“-Filme oder Frauenmannschaften im nächsten FIFA-Spiel zu akzeptieren. Gut, die Tatsache, dass wir diese Themen wirklich ständig um die Ohren gehauen bekommen, ist irgendwann nur noch schwer erträglich. Aber was spricht eigentlich dagegen? Beeinflusst es denn das persönliche Leben der Stänkerer so eindringlich? Einen gleichgeschlechtlichen Kuss anzusehen ist für mich jedenfalls etwas anderes, als wenn mich ein Schwuler selbst küssen wollte. Da ich hetero bin, würde ich in meiner Freiheit bedrängt, nicht jedoch, wenn das zwei neben mir tun würden, ohne dass sie mich involvieren wollten. Da zieht für mich auch das Argument nicht, dass es die Allgemeinheit stören würde. Jugendliche Heteros sitzen nämlich auch wild knutschend im Bus, doch da ist das Verständnis komischerweise um einiges größer. Macht der Gewohnheit? Heuchelei?

    Ein anderes Problem an der Informationspolitik der Medien ist die Penetranz, mit der sie uns zu toleranten Menschen machen will. Es vergeht kaum noch ein Tag, an dem wir irgendwelche Reizthemen lesen und uns mit Andersdenkenden herumschlagen müssen. Gleichzeitig wird uns gerade noch auf´s Auge gedrückt, dass wir uns über nichts und niemanden mehr lustig machen dürfen. Das Problem ist seitens der Medien, dass sie eher das Gegenteil von dem erreichen, was es bewirken soll. Ich habe früher alle möglichen Wirrköpfe als Freunde und Bekannte gehabt: Zeugen Jehovas, Behinderte, Homosexuelle, aber auch die Collegeboys, die einen immer gehänselt haben. Letzte, weil sie zwar mies zu mir waren, aber auch mal Fünfe haben gerade sein lassen, wenn sie gemerkt hatten, dass ich gerade kurz vorm Heulen war. DAS ist gelebte Toleranz. Und wir waren damals nicht so informiert gewesen wie heute. Depressionen, Unterdrückung der Frauen, was weiß ich, was es heute alles an Macken und Abartigkeiten zu tolerieren gilt, war für uns keine große Sache gewesen. Wir sind einfach damit umgegangen, und wenn jemand wirklich intolerant, aggressiv oder gleich gewalttätig gewesen war, gab es immer diejenigen, die sich dagegen gestellt hatten. Hilfe war also damals kein Fremdwort bzw. weiter verbreitet als ich das heute empfinde. Und das Ganze passierte in den 80ern, ist also etwa kein religiös motivierter Wahn aus den Urzeiten.



    Das Ich-Universum



    Das Prinzip von Wettbewerb, der Selbstoptimierung und allen Kleinigkeiten, die heute als Grundpfeiler für die persönliche Entwicklung angesehen werden, haben eine neue Ausgangslage im sozialen Miteinander geschaffen. Ich selbst kann damit wenig anfangen, weil es nicht meiner Erziehung entspricht und ich es im Wert der Spezies Mensch als schlecht und unnatürlich erachte. Der zentrale Punkt ist der unbedingte Wille derer, die sich als freien Mensch über alles hinwegsetzen, das man Gesetz oder Anordnung nennen könnte. Lehrer, Politiker, die Hausordnung von Firmen oder sonstige Zettelchen mit genervten Anweisungen in der Büroküche haben durchaus ihre Berechtigung, ernst genommen zu werden. Okay, manche sind sicherlich zu pingelig mit ihren Anordnungen, aber sich grundsätzlich gegen alles zu stellen, was andere zur Erhaltung einer gewissen Ordnung „ausgeheckt“ haben, ist einfach nur als krasses Gegenwettern zu verstehen.

    Dies führt auch dazu, dass sich mittlerweile die von mir genannten „Ich-Universen“ gebildet haben, die die Einschätzung von richtig und falsch auf ihr eigenes Niveau herunterbrechen. Moral, Ethik und so etwas wie allgemeingültiges Gedankengut werden nicht mehr akzeptiert, wenn sie nicht mit eigenen Ansichten und Erfahrungen konform gehen. Auch hier muss man das gut und schlecht zugleich finden. Man muss sich nicht alles vorbeten lassen, was uns Autoritäten vorschreiben, aber vielleicht auch mal überlegen, ob das eine oder andere doch Sinn machen könnte. Sich um Details darüber zu streiten ist demnach okay, doch alles anzuzweifeln oder gleich Inkompetenz zu unterstellen müsste man erst einmal fundiert widerlegen. Das Totschlagargument der eigenen Persönlichkeitsentwicklung anzubringen birgt indes die Gefahr in sich, abzuwinken und die eigentliche Absicht (gehört und ernst genommen zu werden) zu konterkarieren.

    Wenn solche Methoden nicht helfen, ist das Selbstbewusstsein immer noch dermaßen ausgeprägt, dass man immer wieder eine für sich passende Antwort auf alles findet. Einsicht zeigen, Adaptieren oder wissen, wann man mal nichts sagen sollte, wird dadurch zum fast sinnlosen Unterfangen.




    Gamer als Pioniere des Hasses?



    Ich will mich mal kurz auf dünnes Eis begeben und die vermeintliche Erkenntnis in den Raum werfen, dass Gamer schon vor der Hasswelle auf Facebook für Furore gesorgt hatten. Wir müssen eigentlich nur wieder die Killerspiel-Diskussion heranziehen, um beschreiben zu können, wie arg Beißreflexe zu einer Vorverurteilung einer Interessengemeinschaft führen können. Ich würde das Thema wirklich gerne als erledigt ansehen, aber man muss aktuell nur das Wort in den Mund nehmen, um wieder massig Kommentare zu generieren.

    Abgesehen von dem Stumpfsinn, mit dem die Mainstreammedien den Spielekonsum des Erfurter Amokläufers als Motivation für seine Taten dargestellt haben, war die Reaktion der Gamerschaft auch nichts anderes als ein extremes Dagegen-sprechen auf gleichwertig diffamierendem Niveau. Immer noch wird propagiert, dass wir Gamer unsere Aggressionen im Spiel behalten, doch liest man immer wieder mal von Vorfällen, die dem Image nicht gerecht werden. Basierend auf meinen oben genannten Ausführungen werden die Reizthemen auch noch bestätigend für alle Kritiker in diffamierender Weise vorgeführt, was das Image nur noch weiter untermauert.

    Ich muss jedoch auch anmerken, dass es sich gleichzeitig auch zum Besseren verändert hat. Auch wenn solche Gegendarstellungen von den Betroffenen selbst berichtet werden, haben sich neutrale Kräfte dazu ermutigt gefühlt, differenzierten Umgang mit Spielen zu erforschen. Die Presse hat das sogar wohlwollend angenommen, und nun können wir uns wenigstens eine Meinung bilden, die Gut und Böse abwägen kann. Leider wird das von den das Interessengebiet Betroffene nicht überzeugen, auch mal die schlechten Seiten zu akzeptieren. Selbstreflexion fällt dem Menschen, der etwas zu verteidigen hat, wohl immer noch sehr schwer.

    Betrachte ich mal den Werdegang der Hasskommentare, kann ich nur für mich urteilen, dass mir diese Art der Argumentation vordergründig bei den Gamern zuerst untergekommen ist. Das Phänomen Facebook und Konsorten wurde mir erst später bewusst, da hatte die Spielebranche schon Amokläufe und andere Undinge zu bewerkstelligen.




    Der Virus Hass



    Zuerst waren es also die Gamer, die mich ein wenig enttäuscht hatten, dann manche Facebook´ler in meiner Freundesliste, jetzt hat es sogar die Gazetten meines Interesses erwischt. In meinem Lieblingsmusikmagazin wurde nun ein Meinungsartikel veröffentlicht, bei dem ich das nie und nimmer gedacht hatte, auf der Webpräsenz einer Fotocommunity hat man jüngst das Forum gesperrt, weil der Ton unerträglich wurde, und nun hat es auch die GameStar soweit gebracht, den schon jahrelangen Tenor der Diskussionen öffentlich an den Pranger zu stellen.

    Es scheint sich wie ein Virus auszubreiten, allen schönen Dingen, mit denen man sich beschäftigt, durch hässliche Aussagen die Daseinsberechtigung zu entziehen. Kaum noch ein Fach- und Interessengebiet lässt sich sorglos ausleben, ohne dass Grundsatzgegner, Klugscheißer und nach Aufmerksamkeit heischende Idioten (sorry, aber ich sehe das einfach so) mit tiefstem Erziehungsdefizit ein Hobby zur Qual machen. Kein „könnte“ und „vielleicht“ trübt die Sicht auf diese Dinge, es ist mittlerweile ein absolutes Faktum geworden.

    Manchmal habe ich das Gefühl, dass der Hass dies Gefühl sein soll, um uns gegen alles zu schützen, das uns vielleicht verloren gehen könnte. Lasse nichts an dich heran, dann wirst du auch nicht enttäuscht. Paradoxerweise sind solche, die man als Fans und Liebhaber ansieht, genau in derselben Argumentationsweise angesiedelt wie die Hater. Extreme, die aufeinanderprallen, sich gleichwertig niedermachen, und damit den unbescholtenen Leuten die Lust daran nehmen – die einen mutwillig, die anderen unabsichtlich.

    Wie gesagt: Ich bin kein fundierter Schreiberling, und ich kann keine überzeugenden Quellen oder Zitate anbringen, die meine Meinung stützen würden. Doch habe ich eine Meinung, die ich hiermit kundgetan habe. Ich habe kein Problem mit Kritik und Däumchen nach unten, würde jedoch gerne auch wissen, warum dem so ist, wenn Ihr schon so weit gelesen habt und Euch vielleicht in Rage gedacht habt, weil es nicht Eurer Gesinnung entspricht. Es kann auch sein, dass Euch der Blog wie ein Konsensprodukt vorkommt, aber dem ist nicht so – das spiegelt meine Meinung wieder, weil ich mir eben auch zwei Versionen anhöre und mir das herausfiltere, das ich für wichtig erachte.


    Der Blog ist innerhalb von effektiv 4 Stunden erstellt worden und wurde von mir kaum gegengelesen. Es soll bedeuten, dass ich die Spontanität des Geschriebenen zum Ausdruck bringen will, wenn es um die Darstellung meiner Ansichten geht.



    Vielen Dank für Eure Zeit!

Kommentare

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  1. TheVG
    Vielleicht hilft es dir weiter, wenn du Hass und diese Grundsatzdebatten einfach als übergeordnet ansiehst. Meine Ausführungen gehen eher ins Detail und sucht teils nach Erklärungen. Kann man vielleicht hier und da ableiten ;)
  2. syntax error
    Ich erkenne die Menge an Arbeit die du in diesen Text gesteckt hast durchaus an, dafür meinen Respekt. Auch Rechtschreibung und Formulierungen sind tadellos. Leider fehlt mir persönlich aber der rote Faden. Ich habe nach dem lesen des Wall Of Text nicht so recht verstanden worauf du hinaus willst. Aber das mag an mir liegen.
  3. TheVG
    Was hättest du denn zu Abschnitt 1 denn gerne gehört? Dass ich mich jetzt eindeutig einem Lager zuordne? Ist es nicht möglich, zwei Seiten zu hören und es als eindeutig zu sehen, dass beide Lager in gewissen Punkten recht haben (oder ich denke, dass sie recht haben)? Bei solchen Reizthemen scheinen sich immer nur zwei Lager zu bilden, die sich in ihrer Art zu argumentieren nicht grundsätzlich unterscheiden und sich damit nur ständig gegenseitig in ihren Ansichten negieren. Im Endeffekt kommt keine Lösung zustande, und da muss man nur in vielen kontroversen Artikeln nachverfolgen, wie Diskussionen dadurch ins Leere laufen.

    In Abschnitt 2 weiß ich ehrlich gesagt nicht, worauf du hinaus willst. Klar sind Spieler versierter im Umgang mit PCs, nur zweifle ich mittlerweile ein bisschen daran, mit welchen Mitteln versucht wird, etwa die Killerspieldebatte immer noch in den Vordergrund zu rücken, um jedwede Art von Kritik abzuwehren. Danach hat sich die Community auch nicht gerade mit Ruhm bekleckert, da muss man z.B. nur Gamergate ansprechen, um zu sehen, wie leicht sich ein Thema verselbstständigen kann. Was du hier beschreibst, sehe ich nicht als überzeugend an, die Art zu rechtfertigen, mit der hier teilweise diskutiert wird.

    Zum Abschnitt 3: Ich sage nicht, dass das Internet im Grunde Anarchie wäre. Sorry, aber es würde deinem Verständnis eher helfen, du würdest den Text so verstehen, wie er da steht, anstatt irgendetwas da hinein zu interpretieren. Genau so entstehen Missverständnisse, die wiederum zu unnötigen Diskussionen führen. Da steht eindeutig, dass wir mit dem Internet die Möglichkeit zur ausgedehnten Meinungsäußerung haben und dieses Privileg auch nutzen, nur leider in einer Art und Weise, die uns nicht zusteht bzw. mit der wir uns nur selbst ins Abseits stellen. Es geben sich so viele Leute Mühe, fundierte Meinungen zu schreiben, doch die gehen immer wieder unter, wenn ein paar Trolls ihren Angriff starten.
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  4. Bastius
    Der Blog ist dir nicht so gut gelungen: Für mich gibt es viel zu viel Geschwafel, du warnst ja sogar davor, dass es wirr werden könnte und so habe ich auch kaum verstanden, worum es eigentlich geht. Du springst von einem Ding zum anderen, die mögen zwar irgendwie zusammenhängen, aber vielleicht hätte ein stärkerer Fokus auf ein Ding geholfen. Vor allem aber hast du gar keine klare Meinung: Du sagst, zu viel vom einen ist schlecht, zu wenig auch, irgendwo in der Mitte, die nicht genau zu benennen ist, findet sich das angemessene Verhalten. Gleichzeitig wirfst du aber den Leuten vor, sie würden nur ihre eigenen Maßstäbe heranziehen. Das ist, denke ich mal, nicht widersprüchlich gemeint, aber eine klare Position kann ich da auch nicht finden. Irgendwie wird das alles zu einer Aufzählung von Dingen und Beobachtungen, aber zu keiner Argumentation.

    Gamer als Pioniere der Hasskommentare zu sehen könnte auch einen ganz anderen Grund haben: Spieler sind nunmal versierter im Umgang mit Computer und Internet gewesen, für Videospiele braucht man nunmal einen Computer. Als Folge haben sie die neuen Mittel einfach früher genutzt und da sich die Spieler aus allen Gesellschaftskreisen rekrutieren, haben sie eben früher Communities gebildet und so konnten einige ihre Missgunst früher kundtun.

    Du beschreibst eigentlich, dass im Internet Anarchie herrscht, das Internet hat aber eine Besonderheit: Man kann einfach weggehen, man kann die Kommentare nicht lesen und man muss sich auch nicht persönlich beleidigt fühlen, wenn man einem Artikelinhalt nicht zustimmen kann. Bei dir liest sich das aber so als würden diese Artikel über ein manipulatives Potential verfügen und es gilt die eigenen Wertevorstellungen zu verteidigen. Und das könnte dann wohl tatsächlich erklären, warum sich manche so verhalten, aber nicht, warum sich nicht alle so verhalten.
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  5. -zwecki-
    Toller Blogeintrag!

    Wenn man sich ansieht, in welcher Art und Weise mittlerweile fast überall im Netz kommentiert wird, kann man sehr schnell zu dem Schluss kommen, dass eine Kommentarfunktion nicht immer gut ist, vielleicht sogar gänzlich verschwinden sollte. Foren sind von Hasskommentaren meiner Erfahrung nach weniger betroffen als die Kommentarsektion unter Artikeln. Scheinbar ist die Hemmschwelle dort noch größer.

    Serdar Somuncu hat zu dem Thema einen interessanten Kommentar in der "Klatschspalte" der Wirtschafts-Woche geschrieben: http://www.wiwo.de/politik/deutschland/klatschspalte-freie-meinung-ist-ueberschaetzt/12888326.html (Leerzeichen entfernen)
    Ich sehe es nicht ganz so drastisch wie er, gehe aber zumindest teilweise mit seiner Meinung konform. Je mehr Nutzloses und Beleidigendes gepostet wird, desto belangloser sind die Kommentare in ihrer Gesamtheit.
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