Im Zwange des DB-Monopols- Klappe die vierte.eins

Von Bakefish · 21. April 2015 ·
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  1. Dieses Thema ist eigentlich ein ziemlich großes, überspannt es doch das ganze Thema und stellt auch den Kern der Stärken und Schwächen da. Daher werde ich diesen Akt aufteilen.

    Worum geht es? Ganz einfach: Den Menschen an sich. Akt 4.1 widme ich in erster Linie dem Personal.



    Nummero 4.1- Fressen oder gefressen werden



    Es gibt da bei der Bahn so eine halbwegs berühmte Frage: Was war zuerst da, der unfreundliche Fahrgast oder das unfreundliche Personal? Bis heute sucht man verzweifelt nach einer Antwort.

    Der Fahrgast mag an dieser Stelle sagen, es sei das Personal, das Personal behauptet, es sei der Fahrgast. Oder verschwimmen da die Grenzen? Mehrere Jahre bin ich nun schon auf die DB angewiesen und kann sagen, dass allein schon die Frage doch etwas zu klar auf das Weiß-Schwarz-Szenario setze.

    Entscheidend ist dabei immer die Situation, es besteht so eine Art Abhängigkeit von mehreren Faktoren. Die meisten davon sind eigentlich doch klar. Jeder Mensch hat irgendwann mal seinen schlechten Tag und dann läuft einfach gar nichts mehr richtig. Logisch, dass man dann auch eher angegiftet wird bzw. die Stimme, die kurz vor dem nächsten Halt ertönt oder von dem ach so tollen Bordrestaurant erzählt, nicht gerade gut gelaunt klingt.

    Doch so ein ums andere Mal ist die schlechte Laune des Personals auch durch einen sehr simplen Fakt zu erklären. Angenommen, der Zug hat beispielsweise eine haarsträubende Verspätung und das mal wieder aus irgendeinem nicht nachvollziehbaren Grund. Etliche Anschlusszüge sind bedroht. Logische Folge: Die Gäste werden sauer. Oder ein anderes Beispiel: Dem Zug frieren die Bremsen ein. Und man kriegt es nicht hin, das Problem auf absehbare Zeit zu beheben. Was passiert? Die Gäste werden sauer. Jetzt muss diese Wut irgendwie ein Auslassventil finden. Und da haben wir doch auch schon gleich eine Person, die dafür taugt- das freundliche Personal. Wenn ich dann sehe, wie sehr das Personal manchmal für irgendwelchen Kram angeschnauzt wird, obgleich offensichtlich sein sollte, dass sie nichts dafür kann, empfinde ich einfach Mitleid.

    Und das ist ja noch die freundliche Seite, schlecht gelaunte Fahrgäste stellen noch die helle Seite der Macht dar. Immer mal wieder kommen da Leute ins Abteil, da fragt man sich, ob sie nicht dauerhaft weggesperrt gehörten. Volltrunkene Fußballfans, die einen ganzen Waggon besetzen, sodass selbst die Polizei einem rät, sich möglichst weit weg zu setzen, sind eher die Seltenheit, aber nichts, womit man spaßen kann. Bekanntermaßen fallen die Hürden ja stark, wenn man ordentlich getankt hat. Noch mehr verstört allerdings die Tatsache, dass es auch genug Fahrgäste gibt, welchen diese Hürden auch ohne Alkohol gänzlich unbekannt sind. So kam es in einigen Strecken auf Brandenburg schon vor, dass einige Zugführer unter Todesangst leben mussten, weil gewisse Fahrgäste in bestimmtem Alter etwas zu lapidar mit ihrem Klappmesser umgehen. So etwas habe ich persönlich noch nie erlebt und darüber bin ich auch sehr froh. Mit Zivilcourage haben eben immer noch genug Leute ein Problem.

    Mit all solchen Leuten muss das Personal jeden Tag leben. Teils mitten in der Nacht, teils in hoffnungslos überfüllten Zügen, teils bei ausgefallenen Klimaanlagen, kaputten Toiletten und so fort. Oder gleich mehrere Sachen auf einmal. Und die Bezahlung stelle ich mir bei all diesem Kram, den es zu erledigen gilt, auch nicht als besonders hoch vor. Eines steht dabei jedoch fest, Bezahlung hin oder her: So eine Arbeit ist kein leichter Job und man muss dafür gemacht sein. Auch ein volltrunkener Gast muss Strafe zahlen, wenn er es im Rausch versäumt hat, noch schnell sein Ticket einzulösen. Selbst wenn er aggressiv wird, muss das Personal einen klaren Kopf bewahren, selbst nicht wütend werden, schön ruhig den Gast darauf hinweisen, dass er nun eine Strafe zu zahlen habe. Und ganz ehrlich, ich zolle so einem Verhalten einen großen Respekt, weil ich selbst es nicht hinbekäme.

    Am besten sind immer noch diejenigen, welche das Ganze selbst mit Humor nehmen. Wenn der Schaffner ankommt und sagt, die Verspätung sei ja nun ein guter Grund, um den Service der DB zu genießen, denn nun gewährten sie ihn ja „in unserer unendlichen Güte“ (das Abteil lag danach vor Lachen auf dem Boden), mag man das vielleicht als Hohn sehen, ich nehme das mit Witz. So kann man jeden Mist bei der DB besser ertragen.

    Okay, natürlich gibt es auch schwarze Schafe auf Seiten des Personals. Wenn man angefahren wird, weil man neben der Fahrkarte nicht gleich die BahnCard vorzeigt, mag das als Tadel ja noch gut gehen, man lernt halt nie aus. Doch ein „HIER STEHT DAS GANZ DEUTLICH! BAHNCARD VORZEIGEN! MANNMANNMANN DASS DAS NIEMAND HINBEKOMMT…“ ist an der Stelle wirklich unangebracht. Vor allem, da es andere Mitglieder des Personals gibt, die gar nicht nach der BahnCard fragen. Bitte, ich bin noch jung, aber kein Kind mehr. In der Regel haben die Schaffner aber einfach einen schlechten Tag gehabt. Generell unfreundliches Personal gibt es höchstens unter älteren Menschen, aber die haben auch alles gesehen und sind dann auch eher von der mürrischen Sorte. Vorwürfe kann man da auch nur selten erheben.

    Letztendlich kann man diese ganze Geschichte auch wieder aufs Menschliche beschränken. Eines jedoch wird nur wenigen Menschen bewusst; dass der Job als Personal bei der DB ein knüppelharter Job ist. Man lernt Menschen aller sozialen Schichten kennen und ist n der Regel gezwungen, sich mit ihnen auseinanderzusetzen. Die Umstände sind dabei völlig egal. Und selten ist der Schaffner an irgendeinem Unglück schuld. Bitte merkt euch das, wenn ihr irgendeinen Groll habt, falls es mal wieder zu blöden Sachen gekommen ist. Der werte Schaffner ist genauso gestresst, wenn der Zug wegen des Sturms einfach mal vier Stunden stehen bleibt. Er will ja auch nur nach Hause.

    Kann man irgendwie erkennen, wann der Schaffner besser drauf ist und wann nicht? Die Frage kann man einfach beantworten- Fahrkarte rechtzeitig bereithalten, wenn BahnCard vorhanden, einfach vorzeigen. Somit vermeidet ihr Konfrontationen und alles ist in Butter. :-)

    So, das wäre es mit diesem Beitrag. Im nächsten geht es um die Fahrgäste. Wenn ihr irgendwelche erwähnenswerten Geschichten zu diesem Thema erlebt habt, könnt ihr sie ja gerne schreiben. An Kritik und Lob bin ich natürlich auch interessiert. ;-)

    Gruß Bakefish

    Über den Autor

    Bakefish
    Schwimmen, viiiiele Bücher, Zocken, Radfahren, Leichtathletik, die Natur genießen.

Kommentare

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  1. der.Otti
    Hehe, sehr schönes Thema und auch sehr schön geschrieben :)

    Ich selber bin mal heftig mit einer Angestellten am Service-Schalter aneinander geraten, als Ich eine neue Monatskarte melden wollte. Mir war meine Geldbörse gestohlen worden, dummerweise hatte Ich auch noch so ziemlich alles dadrin neben dem Ticket, also Perso, Führerschein, Bankkarten etc. Natürlich musste Ich dann erstmal alles neu besorgen und bin auch mit dem Wisch der Polizei an den Schalter.
    Als Ich dann wissen wollte, ob Ich irgendeinen Nachweis oder ähnliches haben könnte bis man mir die neue Karte zuschickt meinte die gute Dame, dass Ich mir halt Tickets kaufen müsse. Da Ich aber natürlich auch nicht einfach mal eben Geld abheben konnte war das nicht drin, und ehrlich gesagt fand Ich es auch unverschämt, da Ich ja ein bestehendes Abo hatte und die 70€ für den Monat auch schon bezahlt waren.
    Als Ich dann auch noch erwähnte, dass Ich ja gerade eben auch ohne Ticket gefahren bin weil es nicht anders ging wollte man mir dann 'n Knöllchen fürs Schwarzfahren aufdrängen und dann... ja, dann ist die Sache ein wenig laut geworden auf beiden Seiten.

    Die Schaffner waren da grösstenteils gelassener, die meisten haben den Zettel der Polizei, auf dem auch das gestohlene Ticket vermerkt war, anerkannt und mich fahren lassen.

    Am schönsten war aber der Brief, mit dem das neue Ticket kam, in dem stand nämlich dass Ich das alte Ticket innerhalb einer Woche abgeben solle, da man mir ansonsten 10€ abbucht ^^

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