Lamplighters League - Entwickler in völliger Umnachtung

Von Tsabotavoc · 27. Oktober 2023 ·
  1. Manche Entscheidungen kann man nicht ganz nachvollziehen. Gamestar als sie die Lesertestsektion nach und nach dicht machte, Musk der etablierte Firmennamen umändert um seinem Ego zu schmeicheln und die Entscheidungen der Entwickler bei Lamplighters League die dem Spiel einen Platz am Spieleolymp zuverlässig verwehren. So schön hätte es werden können...

    In der Zwischenkriegszeit gegen Cthulhu und das dritte Reich

    Die Straßen vor uns bluten regelrecht Einsamkeit und Depression. Eine einsame Gaslaterne wirft ihr fahles Licht auf die regennasse Straße. Unsere Helden wider willen sollen einen Kurier treffen den sie jedoch nur noch tot auffinden. In den Straßen tummeln sich paramilitärische Einheiten einer Geheimorganisation. Wer sind die Soldaten mit Gasmasken und Sturmmänteln? Warum hat eine blutrünstige Schwertkämpferin den Kurier abgeschlachtet? Und was hat es mit den mysteriösen Spielkarten auf sich die wir erbeuteten? Und wer ist eigentlich unser Auftraggeber?

    Binnen kürzester Zeit entspinnt sich eine Story die sich rund um den Globus dreht und in der wir, als Mitglied der Lamplighters League, drei Kultanführer daran hindern müssen die Welt in den Abgrund zu reißen indem sie den Turm von Babel plündern. Wir treffen auf einen wilden Mix aus Indiana Jones, Cthulhu, Dieselpunk und Cthulhu in der Zwischenkriegszeit. Und das Alles in einem XCOM-Like Rundenstrategiespiel mit Agenten mit verschiedenen, individuellen Fertigkeiten. Es hätte so schön sein können!

    Es hätte...

    Ich will es mögen aber es lässt mich nicht!
    In seinen besten Momenten ist Lamplighters League ein wirklich großartiges Spiel. Das Problem ist, dass sich das Spiel oft selbst im Weg steht. Ein paar Beispiele mal:

    Das Spiel verfügt über eine Art Infiltrationsphase. Während dessen bewegen wir uns in Echtzeit und können mit den Spezialfähigkeiten der Agententypen die Feinde aus dem Hinterhalt ausschalten und es uns so einfacher machen. Theoretisch. In der Praxis sind die wenigsten Maps wirklich so designed, dass man das Feature vollumfänglich ausnutzen kann. Oft ist es besser einfach direkt in den Rundenstrategiemodus zu gehen und isolierte Gegner so auszuschalten als sich frikelig zu positionieren. Ich habs tatsächlich irgendwann fast aufgegeben etwas mit Stealth zu lösen denn wozu? Die Gegnermassen werden später teils so absurd, mit einem guten Mix an Gegnern die man ohnehin nicht aus dem Hinterhalt töten kann, dass man sich dadurch mehr Ärger einhandelt als löst. Das ist schade denn wenn die Infiltration sich mal anbietet und funktioniert, was vor Allem in den nicht zufällig generierten Missionen der Fall ist, dann macht das Feature Spaß. Auch wenn es absolut hakelig zu bedienen ist. Und wo wir gerade bei hakeliger Bedienung sind: Die ist es, die das Spiel eigentlich killt.

    Hier eine kurze, nicht vollständige Liste der Probleme
    - Keine Möglichkeit der Schnellspeicherung und des Schnellladens
    - Das Spielspeichersystem generell erinnert an die Zeiten des Commodore 64. Noch nie war ich in der Anzahl der Spielstände auf so seltsame Weise beschränkt.
    - Performanceprobleme ohne Ende im Aufklärungsmodus selbst auf absoluten Hardwaremonstern
    - Viele Spieler berichten vom kompletten Verlust ihrer Kampagne nach einem Crash.
    - Balanceprobleme ohne Ende. Ein und dieselbe Mission kann alles beinhalten von 2 Gegnercamps mit vielleicht je 10 Gegnern bis zu mehreren Lagern und einem fetten 20er Pack zum Schluss inklusive Verstärkungstürmen. Es ist komplett zufällig.
    - Die Doomsdayclock zwingt einen dazu auf höheren Schwierigkeitsgraden regelrecht durchs Spiel zu rushen. Statt sie mit Nebenmissionen nach unten zu drücken wird man dafür bestraft Nebenmissionen zu machen.
    - Agenten lassen aus nicht erfindlichen Gründen manchmal Ausrüstung fallen
    - Um Gegenstände zu nutzen ist es oft nötig erst umständlich in den Rundenmodus zu gehen, sie dann zu nutzen, und wieder retour zu gehen
    - Es ist nicht möglich einem Charakter Ausrüstung abzunehmen weil man ihn nicht auf Mission schickt. Also doch: Es ist möglich. Aber so umständlich, dass ihr euch an den Kopf fassen würdet. Ihr werdet also einfach jeden Agenten ausstatten und euch den Ärger sparen.
    ...
    Und habe ich bereits erwähnt, dass es kein Quicksave und kein Quickload gibt? Im Jahr 2023? In einem Spiel das sich dermaßen clonky bedienen lässt, dass es die Funktion braucht wie einen Bissen Brot?

    Fazit
    Man möchte manchmal ein Mäuschen sein und in den Entwicklerstudios rumhuschen und denen bei ihren Entscheidungen zuhören können. Denn ich verstehe beim besten Willen nicht wie ein Veteran wie Harebrained Schemes, die mit Battletech und der Shadowrun-Trilogie schon echte Bretter auf den PC brachten, so einen Bock schießen konnten. Das ist umso bedauerlicher weil unter der ganzen Grütze die da gebaut wurde ein richtig gutes Spiel steckt. Ich würde gerne jetzt über die wirklich coolen Gegner schreiben, die interessanten Antagonisten und das Worldbuilding... Aber dann kriegt man den Eindruck, dass das vielleicht ein Spiel ist das man kaufen sollte und das ist es aktuell nicht. Ich kann jedem nur empfehlen zu warten bis es in einen vernünftigen Zustand gebracht wurde und deutlich günstiger ist. Denn so kann ich es wirklich keinem anraten.

    6 von 10 - für Genrefans noch interessant aber man muss schon sehr schmerzresistent sein.

    Über den Autor

    Tsabotavoc
    Ich hab schon gezockt als die Datasette noch ein reales Ding war, mich mit meinem Vater in Wizard of Wor geprügelt und ging zur Schule als man als Zocker "Der komische Nerd" war. Will ich mich als Propheten des Gamings bezeichnen? Als Wegweiser? Nein. Aber natürlich dürft ihr mich gerne so sehen :)

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