Spiritfarer - Mein Spiel des Jahres 2020

Von Nimmermehr · 2. Januar 2021 ·
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  1. Entgegen der populären Meinung war 2020 für mich ein großartiges Jahr für die Spieleindustrie. Kontroverse Titel wie Last of Us 2 entfachten Diskussionen, Half Life Alyx erwies der Virtual Reality einen Bärendienst und Animal Crossing tröstete uns im Lockdown.
    Crusader Kings 3 lies die Herzen aller Strategiefans höher schlagen und auch Rollenspielfans kamen auf ihre Kosten mit Wastelands 3, Ghost of Tsushima und zumindest die PC Spieler konnten Cyberpunk 2077 genießen.

    Die wahren Perlen dieses Jahr fand man jedoch in der Sparte der Indie Spiele. Desperados III machte alle Taktikfands glücklich, Hades gewann nicht umsonst mehrere Game of the Year Awards und aus unerfindlichen Gründen fesselte Snowrunner mich nächtelang vor eine trockene Truckersimulation.

    Ein Spiel aber überraschte mich besonders und ist mein persönliches Spiel des Jahres: Spiritfarer.
    Ich hatte keine Erwartungen an das Spiel und wollte es nach den ersten beiden Stunden sogar zur Seite legen, da es mir träge erschien. Zum Glück bin ich dran geblieben, denn mir wurde die schönste und bewegenste Spielerfahrung seit langem offenbart.
    Als Spieler übernehme ich die Rolle von Stella und begleite unterschiedlichste Persönlichkeiten bei ihrer Reise ins Jenseits. Zu meinen Aufgaben zählt nicht nur die Versorgung der Passagiere mit Essen und Zuneigung, sondern auch ihre letzten Wünsche zu erfüllen. Oder wie es im Nintendo Eshop in der Kurzbeschreibung steht:

    Dieser Satz wirkt befremdlich, da er so salopp mit dem Thema "Tod" umgeht, aber genau das ist es, was Spiritfarer so besonders macht. Es nimmt dieses Tabuthema unserer Gesellschaft und verpackt es so, dass es zugänglich wird. Mit einem unfassbaren Fingerspitzengefühl zeigt es, wie vielschichtig das Thema sein kann. Oft kommt der Tod unfreiwillig, in manchen Fällen leider überraschend, in wieder anderen wird er als Erlösung empfunden.

    In Spiritfarer werden all diese Facetten gezeigt. Die Verstorbenen basieren dabei auf echten Persönlichkeiten aus dem Umfeld der Entwickler, was die Thematik umso glaubwürdiger macht. Fast jeder von uns musste sich in seinem Leben bereits von einem geliebten Menschen verabschieden oder sieht sich gerade jetzt mit dem Tod konfrontiert. Durch die verschiedenen Persönlichkeiten und Hintergrundgeschichten, ist es wahrscheinlich, dass man das Gefühl hat mindestens einen der Charakter zu kennen.

    Was das Spiel für mich so besonders macht, ist das Kaleidoskop an Emotionen, die in mir während der Spielzeit ausgelöst wurden. Ich habe gelacht, mich gefreut, war traurig, ergriffen, aber auch empört. Am Ende habe auch ich meine Oma in der Demenzkranken Igeldame "Alice" wiedererkannt und die Tränen kullerten über meine Wangen.

    Ich war in dem Moment aber nicht einfach nur traurig, sondern verspürte auch eine innere Wärme, die das Spiel vermittelt. So blöd es klingt, aber das Spiel hilft mit diesem schweren Thema umzugehen und zeigt einem Gleichzeitig das Licht am Ende des Tunnels.

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