Star Wars: The Old Republic... warum der ganze Hype?

Von Black Baron · 23. Juni 2011 · Aktualisiert am 4. Januar 2012 ·
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  1. Ich kriege nicht sonderlich viel mit vom Hype, weil ich kaum noch was zu diesem Spiel lesen will. Für mich steht jetzt schon fest, dass ich es nicht spielen will, obwohl ich eigentlich MMOs mal gern gemocht habe. Was ich nicht verstehe ist, dass sich so viele Leute auf dieses Spiel freuen, obwohl viele Spieler an anderen Stellen über zu wenig Innovationen und halbgare Spiele, die nur Geld einbringen sollen, aufregen. Warum ich das nicht verstehe? SWTOR mag zwar wahrscheinlich ne tolle Story bieten, Star Wars kommt immer gut. Aber die einzige "Neuerung" die ich bisher dort entdecken konnte: Man versucht die Belanglosigkeit von Dialogen, die die Mehrheit der MMO-Spieler üblicherweise einfach durchklickt um schnell weiterzukommen, zu eliminieren, in dem Dialoge explizit wichtig werden für den Fortschritt. Durchaus lobenswert, aber abseits davon bietet SWTOR nichts Neues.

    Man könnte sogar sagen, dass BioWare das Setting lieber in die Zeit nach Star Wars Episode 6, zu Zeiten des Expanded Universe oder auch danach, hätte legen sollen. Stattdessen bleibt man hier in bekannten Gefilden. Auf der anderen Seite ist dies aber auch interessant, da die offenen und großen Kriege zwischen Jedi und Sith bisher nur erwähnt wurden. Dennoch hat das Ganze einen faden Beigeschmack, weil man dieses Setting in nahezu jedem MMO wieder findet. Anscheinend sind alle Entwickler der Meinung, dass es immer einen offenen Krieg geben muss, damit ein MMO funktionieren kann, am Besten zwei Parteien, zwischen denen sich die Spieler wie üblich entscheiden müssen und die Community von Anfang an spaltet, damit ein Konkurrenz-Kampf das Spiel länger am Leben hält. Nur hat man das jetzt schon in x-facher Ausführung. Und auch wenn es "Star Wars" heißt, warum muss der Spieler nun wieder in die Rolle eines einzelnen kleinen Soldaten schlüpfen, der zwar immer von NPCs als "herausragend", "tapfer" und "Streiter sondergleichen" tituliert wird, letztendlich aber in dem Brei der Spielerschaft, die alle mehr oder weniger die gleichen Taten vollbringen, untergeht?

    Die Antwort: Weil sonst die übliche WoW-Mechanik nicht funktioniert. Die Jagd nach Gegenständen ist eine wichtige Motivation in fast allen MMOs. Damit aber die breite Spielerschaft nicht jammert und zetert muss man diese Jagd für alle gleich gestalten, jeder soll die Möglichkeit haben genau die gleichen Ziele zu erreichen. So sieht man also in den meisten MMOs, dass sich die meisten High-Level-Charaktere fast wie ein Ei dem anderen gleichen. Jeder hat die gleichen Bossgegner besiegt. Zweifelsohne, auch wenn dieses Prinzip nachwievor nicht glaubwürdig ist, es funktioniert.

    Nur warum sehen BioWare und EA nicht, dass alle Spiele, die dieses Prinzip von WoW kopieren, keinen auch nur annähernd so großen Erfolg haben? Und dass der Grund dafür simpel ist: Es gibt einige WoW-Klone da draußen, die durchaus sehr gut funktionieren. Aber sie sind nicht so ausgereift und hecheln dem großen Vorbild spielerisch immer nach, weshalb viele Spieler, die sich ein neues MMO angucken, wieder zum altbewährten zurückkehren. Man kann aber nicht behaupten, dass EA nicht hoffen würde einen ähnlichen Erfolg zu erzielen wie Blizzard, dafür ist der Aufwand, der in SWTOR gesteckt wird schlicht viel zu groß. Dennoch kann man auf eine Bauchlandung wetten.

    Mich stört am SWTOR eigentlich nicht das Setting. Höchstens, dass Jedi und Sith entmystifiziert werden, weil beide Orden als Armeen in Erscheinung treten. Mich stört viel mehr wie sehr SWToR allem anderen MMO-Einheitsbrei gleicht und wie bemüht es mittlerweile wirkt, dass BioWare versucht mit den Dialogen und deren Einfluss der auf die Handlung lediglich das offensichtliche WoW-Cloning mit den Elementen bekannter BioWare-Titel zu erweitern.

    Es sieht nicht einmal besonders gut aus, dieses Spiel. Die Grafik an sich ist zwar stimmig, aber wirkt einfach viel zu rückständig. Selbst das schon lange eingestellte Tabula Rasa sah besser aus und mit Age of Conan wird es nicht mithalten können, beide Titel schon 3 Jahre alt.

    Und das, was ich als Gameplay gesehen habe lässt mich gähnen. Hab ich jetzt schon in duzentfacher Ausführung in anderen Spielen gesehen. Wer neu ist im MMO-Segment dürfte zwar ne Offenbarung in SWTOR finden können, aber wer bereits MMO-affin ist und einige Titel kennt, der dürfte sich veralbert vorkommen, dass ein mittlerweile so großer und gefeierter Entwickler wie BioWare etwas so offenkundig banales fabriziert.

    Ich hab ja nichtmal so die große Hoffnung, aber ich würde mich nicht wundern, wenn es mal wieder Blizzard mit ihrem Titan-Projekt sind, die dem festgetretenen MMO-Genre neue Impulse verleihen. Denn auch wenn WoW selbst eigentlich ein Plagiat ist, es hat einige Elemente erneuert, einige auch dazu erfunden und vor allen Dingen hat es Elemente zusammengeführt, die zuvor auf mehrere Titel verteilt waren. Wer weiß, vielleicht erfinden sie diesmal mit Titan das MMO-Rad sogar neu. Zu wünschen wäre es. Ich jedenfalls habe die Nase voll von dem üblichen Gilden-Quatsch und dem immer gleichen Jagen nach Gegenständen, den Cooldown-Fähigkeiten-Aneinanderreih-Mechaniken (die Kämpfe sind nämlich unglaublich statisch, wenn man mal jemanden beim Zocken über die Schulter schaut).

    Es steht zwar noch Guild Wars 2 an, mit dem die Entwickler auch neue Impulse versprechen, aber das wird sich erst noch zeigen, ob es eher was für mich wäre.

    Es wäre mal an der Zeit für ein Spiel, in dem nicht nur Spieler mit starken Gemeinschaften - oder böse ausgedrückt dauerzockenden Super-Nerd-Kellerkindern, die den Anspruch der Kämpfe hochschrauben - vorwärts kommen. MMOs wollen immer epische Stories erzählen, lassen den Spieler aber immer nur als kleines Rädchen in einer Maschine in Aktion treten. Dabei werden seit jeher die meisten Sci-Fi- und Fantasy-Geschichten maßgeblich von Individuen beeinflusst, die zwar vielleicht Teil einer Gemeinschaft sind, aber auch authark für sich stehen können.

    Mit diesem Blog will ich keine Hetze gegen MMOs und ihre Fans betreiben. Denn jeder "gescheiterte" WoW-Klon und selbstverständlich auch einige Prä-WoW-MMOs haben eine stabile Fanbasis, für die sich der Aufwand durchaus lohnt. Aber ich befürchte, dass BioWare sich selbst mit diesem Spiel enorm schaden wird, während EA sich bei einem katastrophalen Scheitern mit einem blauen Auge zurückziehen können wird. Und es zeigt, wie wenig Interesse darin besteht neue Ideen auf den Weg zu bringen. Man sieht die Erfolgszahlen anderer Unternehmen und möchte aus reinem wirtschaftlichen Interesse an diesem Erfolg Teil haben. Spiele werden unter diesem Gesichtspunkt auf bloße Produkte reduziert. Darunter haben nun ein eigentlich grandioses Entwicklerstudio und eines der beliebtesten Medien-Franchises zu leiden.

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