Viel mehr Rennspiele brauchen einen Storymodus!

Von ShortSeb · 11. März 2024 · ·
Warum die Formel 1 in Videospielform so viel Spaß macht und warum der Motorsport so viel Material für gute Geschichten liefert.
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    Wenn man an erzhählte Geschichten in Rennspielen denkt, so denkt man in erster Linie wohl bestimmt an Arcade Spiele und hier vor Allem an die letzten Need for Speed Teile. Doch auch Codemasters entspinnt mit seinen Rennspielen (GRID Legends) mittlerweile spannende Stories rund um die Rennwagen und Fahrer auf und neben der Strecke. Zwischen den Rennen folgt man einer Story aus Intrigen, Macht und zwischenmenschlichen Beziehungen. Man klickt sich dabei nicht einfach nur in einem Menü von Rennen zu Rennen, man ist Teil einer Erzählung.

    Völlig konträr dazu steht das Untergenre der Rennsimulationen oder der abgestuften Variante in Form der "Simcardes", also das Mittelding zwischen Arcaderennspiel und knallharter Simulation. Natürlich erwartet niemand eine Seifenoper in einem Assetto Corsa oder einer anderen, vergleichbaren Simulation, wie iRacing. Es würde, denke ich, auch niemand großen Wert darauf legen, da hier der Fokus sogar deutlich auf dem kompetitiven und professionellen Multiplayer Part und Ranglisten gelegt wird, die hier Story genug sind.

    Bei den weniger auf Hardcore getrimmten Simulationen, wie einem Gran Turismo oder Forza, die doch auch noch einen großen Fokus auf das Einzelspielererlebnis setzen, kann man sich allerdings die Frage stellen, ob die staubtrockene Präsentation, in welcher man sich einfach nur in einem Menü zur nächsten zusammenhangslosen Rennersie klickt, nicht langsam überholt ist. Man klickt auf ein neues Rennen, wählt irgendein beliebiges aus den Hunderten von Fahrzeugen in seiner Garage aus, welches gerade für die Rennserie vorgeschrieben ist, spult damit seine Runden auf der Strecke ab und beginnt danach die selbe Routine von vorne.

    Dabei könnte man so spannende Geschichten, gerade aus dem Rennsport, erzählen, in denen einem bestimmte Fahrzeuge, Persönlichkeiten und am Ende ein großes Ziel wirklich ans Herz wachsen können. Was macht den Motorsport abseits von Platzierungen und Rundenzeiten eigentlich aus? Was macht einen Rennwagen aus, der in den meisten Spielen seelenlos den Eingaben des Controllers oder des Lenkrades folgt? Was bewegt die einzelnen Fahrer innerhalb und außerhalb des Cockpits? Was ist mit dem ganzen Team, welches hinter so einem Fahrzeug steht? Die Möglichkeiten sind derart vielfältig!

    Diesen Ansatz hat gerade Codemasters nicht nur mit GRID Legends versucht, sondern versucht dies mittlerweile auch mit ihren offiziellen F1 Rennspielen.
    Gerade F1 23 hat gezeigt, wie abwechslunsreich ein Rennspiel sein kann. Im Storymodus dreht sich alles um einen jungen Rennstall, welcher versucht, Fuß in der Königsklasse zu fassen. Im Laufe dieser Geschichte, welche hauptsächlich durch grafisch hochwertige Videosequenzen zwischen den Rennabschnitten erzählt wird, entsprinnt sich ein Drama zwischen Fahrern, Crew und Finanzgebern. Der Modus erzählt über technische Schwierigkeiten, zwischenmenschliche Beziehungen, Niederlagen und Erfolge. Zugegeben, mit einer hochwertigen Dokumentation darf man natürlich nicht rechnen. Viel eher erwarten einen Videosequenzen, Dialoge und Texte in Form einer zweitklassigen Seifenoper.

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    Aber selbst wer so gar keine Lust auf diese Seifenoper hat, muss sich nicht weiterhin mit dem langweiligen Klicken auf das nächste Rennen ohne Zusammenhang begnügen. Zwar kein Alleinstellungsmerkmal, aber zumindest leider auch zur Seltenheit geworden, stellt danach der Karrieremodus dar, in welchem man sich als junger Fahrer einen Platz in der Formel 1 verdient. Wahlweise beginnt man dabei tatsächlich als Rookie in der Formel 2 und muss in so einer Saison sein Können beweisen, um erst einmal an einen der begehrten Verträge der renomierten Formel 1 Rennställe zu gelangen, oder aber man überspringt diesen Part und steigt direkt an dem Punkt der Vertragsunterzeichnung ein. Alternativ lässt sich aber auch direkt ein komplett eigener Rennstall gründen und damit die Formel 1 erobern. Generell bieten diese Karrieremodi vorzügliche Optionen der individuellen Spielanpassung ganz nach den eigenen Präferenzen. Möchte man Training und Qualifying verkürzen oder ganz überspringen? Ein Gran Prix Rennen auf ein paar wenige Runden verkürzen? Oder sich den maximalen Realismus geben und Training, Qualifying und Rennen in realer Echtzeit- und Distanz fahren. Das sind alles Optionen, die sich vor dem Start einer neuen Karriere ganz einfach den eigenen Vorlieben anpassen lassen.

    Wer damit durch ist oder darauf ebenfalls keine Lust hat, begibt sich in die F1 World und findert sich plötzlich in einer Art MMORPG mit Formel 1 Autos wieder (nur ohne Open World). Man besitzt seinen eigenen Rennwagen, kann mit diesem durch immer wieder wechselnde Rennen und Szenarien "Items" sammeln, mit denen wiederum das eigene Fahrzeug oder Team verbessert wird. Und nebenbei kann man seinen schicken Avatar noch mit neuen, schicken Rennanzügen oder diversen Markenklamotten für den Auftritt abseits der Strecke einkleiden. Überraschung: Trotz EA gibt es dabei keine Lootboxen oder muss Hunderte Euro an Echtgeld in das Spiel investieren, um konkurrenzfähig zu sein (Hallo, FUT!).

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    Ach ja, und einen klassischen Onlinemultiplayer, Ranglisten und eigene E-Sports Ligen gibt es auch noch.
    Codemasters und EA beweisen mit der aktuellen F1 Serie, dass sich all dies in einem Spiel vereinen lässt. Storymodus mit Videosequenzen, abwechslungsreiche Einzelspielerkarriere, Onlinemodi und professioneller E-Sport.

    Diese Abwechslung, diesen massiven Content an Spielstundenfüllern erreicht F1 23 dabei mit quasi nur zwei Autoklassen, die dabei auch noch ziemlich ähnlich sind - eben der Formel 2 und der Formel 1. Spinnt man dieses System weiter auf eben Titel wie Gran Turismo oder Forza mit ihren zig Hunderten abwechslungsreichen Fahrzeug- und Rennklassen, würden sich hier noch viel mehr Möglichkeiten ergeben.

    Sieht man sich nun allerdings das neue EA Sports WRC an, welches ebenfalls Codemasters und EA zu verantworten haben, so stellt man fest, dass hier derlei Storymodi wieder gänzlich fehlen. Also scheinen weder EA noch Codemasters ein Garant dafür zu sein. War GRID Legends etwa nur ein einmaliges Experiment? Könnte der Storymodus in F1 24 sogar wieder ganz fehlen? Schade wäre es in beiden Fällen.
    Gerade in der WRC und aus dem teilweise regelrecht romantisierten Rallyesport hätte man wieder zahlreiche spannende Geschichten erzählen können, von einem jungen Rallyeteam, seinen Fahrern und seinen Mechanikern, die um die Welt reisen und sich ihren Weg von der WRC Junior bis ganz nach oben kämpfen.

    Deshalb sage ich, mit einer Tube Selbstbräuner im Gesicht und einem blonden Pudel auf dem Kopf: Make Rennspiele great again!
    Erzählt Geschichten. Lasst uns Teil einer Welt sein und nicht nur auf Menübilder klicken. Lasst uns unsere Arbeitsgeräte ans Herz wachsen und lasst uns fühlen, was es heißt, ein Teil des Motorsports zu sein.

    Über den Autor

    ShortSeb
    ShortSeb hatte seine ersten, ernsthaften Erfahrungen mit Videospielen wohl 1997 mit der ersten PlayStation gesammelt. Über seine Kindheit blieb er dieser Plattform (nicht zuletzt dank Mama und Papa) auch weitgehend treu, bis er als Jugendlicher schon damit begann, seine eigenen PCs zusammenzubauen und sich hauptsächlich diesen zu widmen. Heute hingegen ist "Shorty" überzeugter Multiplattform Gamer und mit Vollblut auf jeder Plattform zuhause, egal ob PC, Xbox, PlayStation oder Nintendo.
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