Zu Vavra und die Reaktion auf Rassismus-Vorwürfe

Von Crowmy · 18. Januar 2018 · Aktualisiert am 18. Januar 2018 ·
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  1. Vorweg: @GS: Ich finde es gut, dass ihr dem nachgeht, das recherchiert und daran bleibt.
    Aber: "Wir werden (anders als einige Kollegen) nicht auf Basis eines einzelnen Blog-Artikels einem Spiel wie Kingdom Come Rassismus vorwerfen" ist jedoch schwierig. Um es polemisch zu formulieren: Ab wie vielen Aussagen ist es den genehm?

    Nun zu den Wortmeldungen von Vavra:

    "Die Freiheit für Künstler, Kunst zu erschaffen, frei von politischem Einfluss. Für mich persönlich und ich spreche hier nur für mich, sollte das Kunstwerk zunächst immer frei von politischen oder ideologischen Ansichten gesehen werden, außer die Kunst kommuniziert klar und offensiv Rassismus oder jegliche Form von Diskreditierung von Minderheiten."

    Das Werk von der schaffenden Person zu trennen funktioniert nicht, denn es wird nicht durch ätherische Wesen geschaffen, sondern von Menschen die in Zeit und Raum situiert und somit beschränkt sind. Eine Perspektive die frei von politischen und ideologischen Einflüssen zu sein, ist nichts weiter als der Versuch die Autorenschaft unkenntlich zu machen. Es ist das was Haraway den "god trick" nennt: alles von nirgends sehen. Das aber ist unmöglich, weil es einen Ausgangspunkt, einen Blickwinkel braucht.

    (Nachtrag: Fritz hat das in GameStar TV auch gut nachgezeichnet)

    Die nächste Frage stellt sich um das diffuse "kommuniziert klar und offensiv Rassismus oder jegliche Form von Diskreditierung von Minderheiten". Das bestimmt wer? Sehr häufig werden genau die Menschen diskreditiert die das ansprechen. So hier zu sehen auch in den Kommentaren.

    (Einschub zu GS TV: Das Dimi beim Anspielen nicht gemerkt hat zeigt doch, dass es zum einen nicht im Fokus stand und zum anderen verweist es ja auch auf was als gewöhnlich empfunden wird. Dimi schätze ich durchaus – auch aufgrund der kulturwissenschaftlichen Ausbildung - als sensibel in Bezug auf Narrative ein. Aber sowas fällt schnell beim antesten hinten runter, wenn es nicht wertgeschätzt wird.)

    So funktioniert heute weder Alltagsrassismus, noch sonst eine Form von Diskriminierungsstruktur. Das ist von Vavra bestenfalls naiv. Sie ist nicht "klar und offensiv", weil das mehrheitlich geächtet ist. Sie ist aber zu finden in den Zwischenräumen: Häufigere Kontrollen durch Polizei bei nicht-weißen Personen, Ausblenden von Frauen und anderen Geschlechtern aus der Geschichte (IT war mal reine Frauenarbeit, bevor programmieren als kreative Arbeit markiert wurde).

    Auch sind Menschen die sich gegenüber Minderheiten feindlich verhalten in den seltensten Fällen einfach "klar und offensiv" in ihrer Feindlichkeit, weil sie Anschluss in einer "unpolitischen Mitte" suchen.
    Im folgende verdeutlichende Beispiele:

    Siehe "Plausible Deniability" (Comedy Central's The Opposition)
    oder "The Daily Stormer's Playbook" (HuffPost)
    oder "The Alt-Right Playbook" (Inuenndo Studios on YouTube)
    oder "GamerGate" (Inuenndo Studios on YouTube)

    Und Vavras Entschuldigung ist praktisch eine "Nopology".
    "Ich entschuldige mich für meinen Mangel an Sorgfalt und meine Gedankenlosigkeit in meiner persönlichen Kommunikation, der in der Vergangenheit zu Missverständnissen geführt hat. Sollte ich damit Gefühle verletzt oder den Eindruck erweckt haben, eine wie auch immer geartete Ideologie zu propagieren, bitte ich dafür um Verzeihung."

    Er schreibt, dass es zu "Missverständnissen" gekommen ist und das liegt impliziert auf der anderen Seite. Auch der Satz "sollte ich damit Gefühle verletzt haben" verschiebt die Verantwortung zu den Personen, die sich bemerkbar gemacht haben. Für Vavra geht es schlicht um Schadensbegrenzung (vergleiche hier)

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