Deutschland - Politik- und Wahlsammelthread (Nächste Wahl: Europawahl am 09.06.2024)

Du behauptest also Leute würden trotz der ganzen weniger rechten Ausgründungen die rassistische AFD wählen weil sie „Anti-Euro“ sind, oder was?

 

Wenn man - sei es im privaten Umfeld oder z.B. im TV wie vor der Thüringen-Wahl - den Leuten zuhört, kommt oft, dass sie AfD wählen, aber dann Leute wie Höcke eher schlecht bis gruselig finden. Dass sie die AfD wählen, aber sie bitte nicht an der Regierung sehen wollen (das dann entweder eh unwahrscheinlich halten oder in Kauf nehmen). Das ist also klassisches Protestwählergehabe. Diese Leute wählen dann nicht AfD weil, sondern obwohl, dort Rassisten in de Gremien sitzen. Und wenn das nur 25% der Wähler sind, dann kann man diese 25% trotzdem zurückholen. Sie sind dann nicht verloren.

 

Die Leute bleiben bei der Partei, die am wahrscheinlichsten Erfolg haben wird. Da die AfD den "Slot" am rechten Rand nun mal besetzt hält, ist doch jedem Wähler klar, dass seine Stimme für Lucke oder die Blauen an der 5%-Hürde zerschellen wird. Der Rassismus wird in Kauf genommen, schließlich dürften AfD-Wähler diesen eher als Randerscheinung in der Partei sehen, und nicht als wesentliches Merkmal. Wer behauptet schon von sich selbst, Rassist zu sein. Das sind Zuschreibungen von außen, die AfD-Wähler wunderbar auszublenden gelernt haben.

 

Wie drücke ich es nett aus, wenn Leute sich selbst in den Fuß schießen sagt man schieße dir nicht selbst in den Fuß. Im Extremfall werden sie eingewiesen. Man versucht nicht irgendwie Platzpatronen ins Gewehr zu schmuggeln oder äußert noch Verständnis.

 

Wie gesagt, die Sache wird unterkomplex behandelt. Hier schon wieder. Die Gründe AfD zu wählen, sind sicher vielfältiger als "die sagen was gegen Ausländer".

 

Eben war es doch noch fehlende mediale Aufmerksamkeit für die Ausgründungen

So richtig durchdacht scheint mir deine Argumentation nicht zu sein.

 

Ich hatte beides genannt. Wobei sich beides - mediale Aufmerksamkeit und Einschätzung der Wähler, welche Chancen die neue Partei hat - ja gegenseitig beeinflussen. Es sind noch andere Gründe denkbar, wie ebenfalls geschrieben: man darf das nicht auf eine Formel simplifizieren.

 

Du behandelst es selbst nicht minder unkomplex, du sagst halt, dass die AFD wegen der höchsten Erfolgswahrscheinlichkeit gewählt wird. Die AFD ist rassistisch. Und der oder die, die sie wählen, haben damit zumindest kein Problem. Ob sie deswegen selbst Rassisten sind oder Rassisten nur als willkommenen Wegbereiter mit etwas komischen Ansichten betrachten und daher nicht Rassist geschimpft werden sollten, ist dabei eine Definitionsfrage. Ob Rassist oder Rassistenfreund, politisch ist das Ergebnis das gleiche. Und da beides widerwärtig ist, macht man auch nichts falsch dabei AFD-Wählern offen intolerant gegenüber zu treten. Anti-Euro hätten alle auch anders haben können und die Leute wussten damals sehr genau, warum sie Lucke nicht gefolgt sind und lieber bei den Fremdenfeinden blieben.

 

Ich stelle damit dar, warum AfD-Wähler, unter anderem(!), nicht so leicht zu Ausgründugen wechseln werden. Natürlich spielt die Erfolgswahrscheinlichkeit da eine gewichtige Rolle, aber dass es dir einzige ist, war nicht behauptet. Demgegenüber habe ich oft das Gefühl, dass Rassismus monokausal für die Wahlentscheidung angenommen wird. Das trifft aber ja erkennbar nicht zu. Rechte Parteien gab es auch vorher schon, aber sie hatten erkennbar keine Chance, über 5% zu kommen.
Die Erfolgsaussichten spielen also schon eine Rolle. Andere Gründe wären eben, dass die Union hier nicht mehr als Auffanginstanz am rechten Rand dient etc.

 

Es ist mit Rassismus ziemlich einfach: Für Menschen, die Rassismus ablehnen, ist Rassismus ein Ausschlusskriterium. Da gibt es dann keine anderen Faktoren mehr, rassistisch = raus.
Und an der Stelle kann auch gar nichts sonstiges mehr, was andere Wahlgründe angeht, versimplifiziert werden. Vielleicht findet AFD-Wähler X Forderung Y unglaublich toll. Und begründet seine Entscheidung dann auch so. Und dennoch steigt er dafür mit Rassisten ins Bett, lehnt sie also nicht ab. Und da greift dann wieder der Punkt, dass Rassismus offensichtlich so wenig schlecht für ihn oder sie ist, dass es kein Ausschlusskriterium mehr ist. Rassiten oder Rassistenfreunde halt, manchmal ist es dann doch so einfach. Ohne dabei die komplexen Wahl-Gründe wegzureden. Die Antwort auf die Rassismusfrage wird mit einer Unterstützung der AFD klar beantwortet.

 

Das wieso ist recht einfach zu beantworten. Man hatte nicht das Schmuddelimage, dass NPD und Reps immer nachhing.

Außerdem weiß die AfD das Internet zu nutzen.

 

Da muss ich dir aus Erfahrung widersprechen.
Zum einen gilt die meisterpflicht nach wie vor in vielen Berufen (geschätzt 80% der relevanten Baugewerke, siehe Anhang), zum anderen sorgt sie für ein höheres Maß an Qualität und weniger Pseudoinsolvenzen. Letztere können grade für den häuslebauer ein Problem sein.
https://www.deutsche-handwerks-zeit...wichtige-fragen-und-antworten/150/3094/387091

 

Zumindest Toleranz für Rassismus und generell rechtsradikales Gedankengut ist ja offensichtlich vorhanden. Kalbitz und Höcke als Spitzenkandidaten in Thüringen und Brandenburg sind ganz eindeutig Nazis, da gibt es überhaupt keinen Zweifel und das ist zumindest für einen der beiden sogar gerichtlich bestätigt. Bei Urban ( Spitzenkandidat in Sachsen ) möchte ich mich nicht ganz so weit aus dem Fenster lehnen, den kennt außerhalb der Landesgrenzen wohl kaum jemand.

Trotzdem haben die 20+% geholt und gerade bei der Jugend gepunktet.

Nein, tut mir leid, als reinen Protest oder "Unfall" kann man das nicht abtun.

Vielleicht fehlt @legal als ländlicher BWler da auch ein wenig die Perspektive.

 

Hmm

 

Ausblenden ist dafür ein viel zu kleines Wort. Wer immernoch glaubt die afd sei nicht rassistisch braucht ernsthaft Hilfe.

 

Bei Protestwählern ist es oft so, dass sie eine Partei auch dann wählen, wenn sie Teile des Programms oder deren Selbstveratändnis ablehnen. Das unterscheidet ja grade den Protestwähler vom Überzeugungswähler.

Ja, da hätten wir ja schon zwei weitere Gründe.

Ich bin kein BWLer. Es geht mir zudem zunehmend auf den Senkel, dass bei mir immer ad hominem argumentiert wird. War letzte Woche bei der Mindestlohndiskussion genau so. Wenn die Sachargumente ausgetauscht sind, kann man es auch lassen und muss nicht auf die persönliche Schiene gehen. Mache ich ja auch nicht.

 

Gemeint war Baden-Württembergler. Das l war schon mit Absicht klein geschrieben.

Den ad-hominem-Vorwurf kannst du dir allerdings dahin stecken, wo die Sonne nicht scheint. "Römische Dekadenz" anyone ?

 

Das war kein Vorwurf, sondern ist eine Tatsache. Kann jeder oben nachlesen. Verstorbene FDP-Politiker zu zitieren, ändert daran nichts.

Ich diskutiere gerne auf der Sachebene weiter. Aus welchem Bundesland ich komme, sollte dabei keine Rolle spielen.

 

Na dann, zieh mal nach Brandenburg, also Cottbus oder Schwedt und nicht Potsdam.

 

Die Gründe warum jemand AfD wählt sind doch überall gleich - aber nicht gleich verteilt. Es mag in einigen Gegenden mehr Wähler geben, die die AfD wählen, grade weil sie rassistisch ist, in anderen Gegenden überwiegen aber vielleicht die Protestwähler. In der Ansprache der Wähler ändert sich im Rahmen der Bundespolitik dadurch nichts.

Ich denke niemand will sich ernstlich mit 15% AfD-Wählern abfinden. Ich würde sagen, dass man davon mindestens 1/3 wieder zurückgewinnen könnte.

 

Sollen wir Wähler nun ernst nehmen oder nicht?

 

Natürlich. Darum muss man doch um jede Stimme werben, statt einfach zu sagen "Die wählen AfD, die will ich gar nicht zurück", wie man es auch allenthalben mal vernommen hat.

 

Wenn jemand nur aus Protest die AfD wählt ist das dumm. Will man so einen Wähler wirklich? (Außer natürlich man betrachtet ihn als Stimmvieh der eh nur mittel zum Zweck ist).

 

Das steht dem, was ich schreibe, ja gar nicht entgegen. Ein Protestwähler, der Rassismus ablehnend gegenüber steht, wird halt keine AFD wählen. AFD wählen nur die, die entweder selbst rassistisch sind oder aber mit Rassismus kein oder maximal ganz geringe Problem haben. Und sogar ob diese Differenzierung überhaupt Sinn macht, bin ich mir nicht einmal sicher.
Dass man Wähler von der AFD zurückgewinnen kann, glaube ich im übrigen auch. Dennoch aber sind auch das Menschen mit zweifelhafter Einstellung gegenüber Fremden.

 

Grade wenn jemand nur aus Protest - nicht aus Überzeugung- AfD wählt, ist es doch viel wahrscheinlicher, ihn zu überzeugen, wieder eine andere Partei zu wählen. Ich kann die Einstellung nicht nachvollziehen, einen Wähler aufzugeben, nur weil er einmal AfD gewählt hat. Mit der Dekweise würde die AfD nie schrumpfen können, weil jeder Wähler an ihr kleben bleibt. Dieses Signal an die Wähler "bleib ja dort, wir wollen dich nicht mehr" ist doch fatal.

 

Das ist ein weites Feld und reicht von leichten Vorbehalten bis zu offenem Rassismus. Wenn man es so weit formuliert, trifft das auch kleinere Teile von Wählern anderer Parteien.

Mir ist letztendlich jemand mit einer "zweifelhaften Einstellung gegenüber Fremden" der nicht AfD wählt lieber, als jemand mit einer "zweifelhaften Einstellung gegenüber Fremden" der es tut.

 

Ich nehm den Wähler halt Ernst. Und wenn man den Wähler als erwachsenen Menschen sieht, ist ein ja eigentlich mag ich die AfD nicht aber ich wähle sie weil Baum, ziemlich blöd und dann werde ich ihm auch sagen was ich davon halte.

 

Die aktuellen AFD Wähler kamen ja auch von anderen, nicht rassistisch auftretenden Parteien. Von daher: Ja, das wird so sein. Macht so eine Haltung aber auch nicht besser. Unter den Wählern der AFD ist es hingegen einend, sonst geht man nicht dahin, auch nicht aus Protest.

 

Nein, alleine nicht, aber das ändert wenig daran, dass es durchaus Menschen gibt, die sehr kalkuliert Unsinn tun. Da wird durchaus auch mal argumentiert, dass etwa "eine Stimme an eine Kleinpartei" weggeschmissen ist...just nachdem man Begründungen dafür hören kann, warum etwa Reichsbürger eine tolle Sache sind.

Ich weiß, es ist ein alter Hut, aber der Satz, das Menschen verschieden sind und verschiedene Gedankengänge haben können, oft auch gegeneinander konkurrierende im Kopf, ist einfach wahr.

Vor dem Hintergrund ist es dann doch wenig überraschend, dass man lieber auf etwas setzt, dass sich etabliert hat, als alle Nase lang etwas Neues zu suchen, von dem man nicht sicher sein kann, wie es ausgeht (und damit die erste Wahl schwächt). Logisch, nón?

Nun wie groß der Anteil derjeniger welcher ist, kann ich nicht sagen. Noch will ich das Verhalten in irgend einer Weise entschuldigen. Aber eines sollte man sich vor Augen halten: Nicht jeder denkt in den selben Bahnen - oder gewichtet Dinge auf dieselbe Weise wie man selbst.

Wer so etwas nicht glauben möchte, nur mal ein Zitat aus meiner Umgebung: "Ich wähle Kurz und Strache", "Warum?", "Weil sie so adrett sind". Da setzt dich nieder, aber was willst du machen?

 

Kenne ich. Ein Bekannter von mir mag die Linkspartei nicht. Grund: "Frau Wagenknecht schaut immer so streng." In der Sache stimme ich zwar zu, aber... naja.

 

Urban ist vllt unbekannter und nicht ganz so offensichtlich tiefbraun wie Höcke und Kalbitz, aber auch nicht von schlechten Eltern:
https://de.wikipedia.org/wiki/Jörg_Urban

 

Kann ich nur begrüßen. Ich bin ein Opfer von Pfuschern am Bau.

 

Und wie hast du geantwortet?

 

Bin mit dem Post in den Brexit-Thread umgezogen.

 

Grml...

 

Nun, was soll ich dazu sagen: Ja, sie guckt wirklich sehr streng und wirkt unterkühlt.

 

Ich finds sexy.

 

Sozialistisch-strenger-Blick.


Umgekehrt hat mir eine junge Dame auch schon beim Wahlkampfstand für die Europawahl erzählt, dass sie FDP wählen wird, weil der Lindner so ein hübscher Kerl sei. Was sagt man da? Hab halt gesagt "Äh, ja, und die Inhalte stimmen bei ihm auch". Ich glaube sie bezog das auf die Hose und kicherte.... naja. Eine Stimme ist eine Stimme.

 

Schon ziemlich traurig, wovon manch eine(r) ihre/seine Wahlentscheidung abhängig macht....