Die Klimakrise und die Konsequenzen

Ich weiß, dass deine behauptete Folgerung "antikapitalistisch -> Klimaschutz" ein billiger Strohmann ist.

Was migratifa fordert ist, dass beim Klimaschutz auch andere Dinge beachtet werden müssen. Also eigentlich etwas das dir als FDP-Mitglied bekannt vorkommen müsste -- nur eben nicht mit SUVs sondern mit Menschen.

"Wir fahren mit Kanonenbooten nach Afrika und zwingen die Menschen zurück in ihre Hütten wo sie eh glücklicher sind" würde sicherlich den globalen CO2-Ausstoß reduzieren aber wäre kein guter Plan. Und weniger drastische aber ähnlich koloniale und rassistische Denkweisen z.B. über Schwarze und ihren "Ausbreitungstyp" tauchen regelmäßig in Debatten über den Klimawandel auf.

 

Dann reden wir doch einfach nur über Klimaschutz und nicht über noch X andere Forderungen die man gerne mal durchgedrückt hätte.

 

Das ist noch der Luxus der gegenwärtigen drei Generationen, die Klimafrage von den kapitalistischen Produktionszwängen (Wachstumszwang, Wirtschaft kann nicht schrumpfen ohne extreme Verwerfungen) getrennt betrachten zu können. Darauf wird Schwarz-Grün als Kompromissformel hinauslaufen. Für bestimmte Teile des Planeten stellt sich die Lage wesentlich drastischer dar. Hier wird am Ende immer auch internationale Solidarität verhandelt. Man darf gespannt auf den Spießrutenlauf der kommenden Regierungsverhandlungen sein, die dürfen vermutlich monatelang nicht aus dem Verhandlungsbunker herauskommen, um den Kompromiss a la Canossa dann ihren Wählern noch irgendwie verkaufen zu können.

 

Kannst es drehen wie du willst, aber der Klimaschutz wird nie und nimmer gegen die weltweite Marktwirtschaft durchgedrückt werden können. Nur mit ihr. Das mag dir nicht gefallen, aber ist schlicht die Realität die es zu akzeptieren gilt, statt sich irgendwelche sozialistischen Traumwelten herbei zu fantasieren.

 

Nicht von eigener Indoktrination auf andere (nämlich reflektierte) Haltungen schließen.

 

Das hat nichts mit Indoktrination zu tun. Sozialismus setzt einfach massive Fehlanreize und am Ende kommt dabei immer eine deutlich ärmere Bevölkerung raus. Und arme Bevölkerungen, können sich nun mal schlichtweg weniger Klimapolitik erlauben.

 

War Sozialismus mein Thema? Solches Panikwording ist genauso fahl wie nicht zu sehen, dass wir nicht in einer freien, sondern in einer regulierten Marktwirtschaft leben, die dazu noch jenseits des Handwerks komplett monopolkapitalistisch strukturiert ist. Klimapolitiken werden auf Sicht durchweg eingepreist werden, weil man die Mauern nicht mehr so hoch ziehen kann, wie es nötig wäre, um nicht von Fluchtbewegungen überrollt zu werden. Das holt uns eh alles ein. Wie gesagt, drei Generationen die das alles mit einem Luxusproblem verwechseln und das aufschieben können.

 

Wir reden über die Schnittmenge von Klimaschutz und anderen Dingen die ebenfalls wichtig sind. Der Klimawandel verstärkt existierende Ungleichheit und viele "Lösungsvorschläge" sind minimal veränderte Varianten von "Schwarze schnackseln gerne".

 

Hinzu kommt, dass Neoliberale und Neocons sehr wohl wissen, dass der Druck auf progressive Klimapolitiken seitens der Geringverdiener massiv wächst, wenn man Klimapolitiken nicht mit sozialen Ausgleichsfaktoren zusammendenkt. Die Grünen tun derzeit so als hätten sie das verstanden, als würde man den Fehler wie beim EEG nicht wiederholen wollen, aber man wird sehen, ob genau das nicht am Ende die Punkte werden, die man in Koalitionsverhandlungen opfern wird. Das eine vom anderen zu entkoppeln ist also durchaus ein taktisches Kalkül derer, die das eine wie das andere verhindern möchten.

 

Nagut dan schlag mal vor wie soll unser aktuelles Wirtschaftssystem verändert werden müsste, das es in deinen Augen ein gutes wäre?

 

Ich baue eine Tomate an und gebe sie dir und du gibst mir dafür etwas Mehl!

@Olec
Sorry aber bin gerade zu faul, darauf einzugehen. Bei Langeweile mache ich das aber noch.

 

Muss ich nicht, haben andere schon gemacht. Ein Teil der Ökonomie, quasi die systemrelevante, wird auf mittlere Sicht planwirtschaftlich mit starker staatlicher Steuerung erfolgen. Es wird eine lange Phase der Transformation geben, was dann aber genau an deren Ende steht, ein Mischsystem eben, das traut sich heute kein seriöser Wissenschaftler auszubuchstabieren. Man kennt nur die Vektoren, wie dass Wirtschaftswachstum einem Zwang folgt, dem man nicht durch das Knippsen eines Schalters entkommen wird. Das ist der Grund weshalb kein Degrowth funktioniert. Man könnte also sagen, dass die künftige Wirtschaft chinesischer werden wird. Ohne aber den chinesischen Preis, die Aufgabe des Pluralismus, zu zahlen. Ironischerweise ist dieser planwirtschaftliche Einschlag quasi das einzige, wofür die EU mit ihren Strukturen, gewappnet ist. Dennoch wird sie wohl an den Rändern auseinanderfliegen, weil das Geld nicht mehr da ist, um die Zustimmung zu grundlegenden Reformen zu erkaufen. Wenn man gewillt ist, sich der Komplexität der künftigen Entwicklung auch nur anzunähern, endet man schnell bei einer Literaturliste. Von Phantasien und Utopien halte ich übrigens gar nichts. Ich denke eher, dass auch Europa sich massiv polarisieren wird und die Fliehkräfte noch enorm zunehmen.

 

Keine Sorge, das mit der ärmeren Bevölkerung übernimmt die Klimakrise schon früh genug von selbst.

Genau wie Covid schert die sich nämlich nicht um die tolle Marktwirtschaft der Menschen.

 

Dass überhaupt so schnell Impfstoffe entwickelt wurden und der Bevölkerung gratis bereit gestellt werden, hat evtl. ein klein wenig mit unserer Marktwirtschaft zu tun.

 

Du meinst den Impfstoff von Biontech, dessen Entwicklung wesentlich mit deutschen Steuergeldern gefördert wurde und dessen Profit jetzt Pfizer einstreicht?

 

Vor allem die 375 Millionen staatliche Förderung allein für Biontech waren Marktwirtschaft in Reinform.

 

Unter anderem, aber der ist ja nicht der Einzige.

 

Die Kapitalisten hier im Forum hängen ihrer Ideologie halt genauso fanatisch an wie die Sozialisten.

 

Und schön auslassen, dass Biontech größtenteils von Pfizer finanziert wurde und zwar mit saftigen 2Mrd. Aber klar unsere paar Millionen, erlauben uns daher einen alleinigen Anspruch an den Impfstoff, obwohl vorher vertraglich extra ausgeschlossen.

Ahh jetzt also schon "Forenkapitalisten".

 

Darum versuchen wir es einfach mit unserer Sozialen Marktwirtschaft die es wunderbar mit kapitalistischen Ideen vereinen kann, einzelne Produkte zu subventionieren. Wie Impfstoffe. Oder Elektroautos.

 

Paar Millionen, die findet ein echter Kapitalist doch hinter der Couch

 

Schau mal wie groß die wirtschaftlichen Einbußen pro Tag sind. Ja die 275Millionen sind in der Pandemie wirklich Peanuts. Gut, dass unsere Marktwirtschaft das stemmen kann. Im Sozialismus wären warnende Ärzte vermutlich ausversehen, aus dem Fenster gefallen und sonst alles "in bester Ordnung".

 

Ja, in Österreich wird auf der Grundlage auch wieder verstärkt verstaatlicht. Der Begriff fasst nämlich weit mehr als Subventionen, eben auch Korporatismus, Sozialpartnerschaften, Regulierung der Arbeitsplätze durch starke Arbeitnehmerschutzrechte, Unternehmen im Staatsbesitz, Vergenossenschaftung von Wirtschaftsunternehmen, progressives Steuersystem, Finanztransaktionssteuer, Erbschaftsteuer, Förderung gemeinnütziger Vereine usw usf. Dehnbar wie ein Kaugummi. Darum sollte man eben auch mal sagen, wie man selbst den Begriff versteht, anstatt so zu tun als wäre da irgendetwas Selbstverständliches in Stein gemeißelt. FDP und CDU meinen soziale MARKTwirtschaft, möchten deregulieren, Vermögen und Erbschaften vor Zugriffen abschotten, die Linkspartei meint SOZIALE marktWIRTSCHAFT und möchte regulieren sowie von Oben nach Unten umverteilen.

 

Eine engere Definition wäre wünschenswert, aber die Mütter und Väter des Grundgesetze entschieden sich als Kompromiss leider dagegen. Zum Glück haben wir noch das BVerfG.

 

Na dann les mal Art. 14 Abs. 2 und 3 Grundgesetz. Da kannst du dich über dein Missverständnis aufklären.

 

Welches Missverständnis?

 

Dass in den Eigentumsbegriff selbst die Verpflichtung auf das Allgemeinwohl und direkt im Anschluss daran die Verstaatlichung gegen den Willen des Einzelnen verankert wurde. Das ist weit mehr als deine Wischi-Waschi-Variante. Stärker kann man das SOZIAL nicht machen. Und dein Kaugummillieblingsbegriff findet sich seltsamerweise nicht im GG. Warum wohl? Weil es der Politik obliegt, die Präzedenz auszurichten. Darum deckt unsere Verfassung jedwede Form der Planwirtschaft, insofern sie nicht einfach enteignet, sondern entschädigt. In der Entschädigung liegt dann die Barriere gegen das Aushebeln von Privatbesitz.

 

Du meinst so eine Planwirtschaft wie die DB?

 

Hat Pfizer nicht im Grunde einer Art Lizenz von Biontech gekauft, das Zeugs fertigen zu dürfen ?

 

Und wo genau lag mein Missverständnis?

Lies am besten nochmal, was ich geschrieben habe.

 

https://biontechse.gcs-web.com/de/n...fizer-geben-weitere-details-zur-kollaboration

Also danach hat, BioNTech mehre verschiedene varianten entwickelt und Pfizer hat dafür gesorgt das die Studien durchgeführt werden kontern, weil die die Infrastruktur dafür haben. Also, eine enge zusammen Arbeit.

 

Ich habe nur darum angefangen überhaupt mit dir zu diskutieren, weil ich dich als dafür offen eingeschätzt habe. Dem ist nicht so, damit kann ich natürlich leben.

 

Wenn Bahn- wie Mietpreise aussehen, würde dir verständlicher, was ich aussage und was nicht. Planwirtschaft ist kein irgendwiegeartetes El Dorado, sondern ein Steuerungsprinzip. Ziel ist es, Ressourcen aufrechtzuerhalten, die nach Konkurrenzkalkül der freien Wirtschaft zu sozialen Verwerfungen führen würden. Wenn mal ein Zug ausfällt oder eine Strecke stillgelegt wird, folgt das den derzeitigen politischen Vorgaben und dem Budget. Wer regiert ist also nicht unerheblich für die Frage, was in einem Staatsunternehmen geschieht oder nicht geschieht. Das betrifft die DB genauso wie die Autobahnen.

 

Fakt ist eher, die weltweite Marktwirtschaft wird den Klimawandel so nicht aufhalten. Und es besteht auch kein großes Interesse.

 

Ich warte halt noch auf eine Antwort wo denn nun mein Missverständnis lag. Da ich in dem zitierten Beitrag nichts geschrieben habe, das auch nur annähernd zu deiner Antwort passen würde. Ich habe geschrieben, dass das Grundgesetz grade keine Wirtschaftsform bevorzugt, wohl aber das BVerfG gewisse Grenzen etabliert hat.

 

Um Himmels Willen

Das würde die Wirtschaft mindestens genau so zerstören wie das AGG, der Mindestlohn.

 

Hm? @legal hat den aktuellen, normalen Zustand beschrieben, falls dir das nicht aufgefallen ist. Zudem tust du so als ob beim AGG und Mindestlohn die befürchteten negativen Effekte nicht eingetreten wären, das ist natürlich Unsinn.

 

Beim Mindestlohn wurde von mehreren Hunderttausend bis Millionen verloren Jobs ausgegangen. Ist das so eingetreten? Wenn ja muss ich das verpasst haben .

 

Ja, vermutlich ist das so eingetreten. Hier mal eine Sammlung von Einschätzungen zum Thema: https://www.ifo.de/DocDL/sd-2020-04-knabe-schoeb-thum-etal-mindestlohn-2020-04-15.pdf
Gleich im ersten Beitrag wird von

ausgegangen. Auch wird gesagt: