Beschissene Arbeitsangebote, Bewerbungsgespräche und dergleichen II

Gruppenarbeit im Webinar?

 

Ohja.... klappt eigentlich leider auch ganz gut.

 

Wie darf ich mir das denn vorstellen?

 

Die Teilnehmer werden halt auf verschiedene Gruppenräume verteilt, in denen man sich dann entsprechend in Ruhe abstimmen bzw. mit einem Whiteboard-Tool auch in gewissen Grenzen kollaborativ arbeiten kann.

 

Ah. Unter Webinar hab ich eine Onlineveranstaltung verstanden. Deswegen war ich so überrascht über die Gruppenarbeit.

 

Dann ist das aber kein Webinar

 

Amüsante Story von einem bald Ex-Kollegen aus meinem Office. Er macht bei uns im Headquarter die Buchhaltung. Typischer Schweizer, etwas langsam, etwas schwer von Begriff aber sehr nett und hilfsbereit. Rein vom Arbeitstempo hätte meine Chefin ihn eigentlich schon kündigen müssen - sagt sie selbst. Aber persönlich ist er ein absolut feiner Kerl. Ist letztes Jahr mit seiner Ausbildung fertig geworden, kennt sich aber teilweise echt nicht aus. Unstrukturiertes arbeiten inklusive.
Vor ca. 2 Monaten oder so hat er mehrere wichtige Unterlagen zu spät und falsch weggeschickt. Etwas für unseren Eigentümer - Bankunterlagen und Verträge. Das hat in Summe das Fass zum überlaufen gebracht. Eigentümer hat die Kündigung verlangt, wurde dann halt gemacht, aber kein böses Blut.
Besagter bald Ex-Kollege hat jetzt einen neuen Job. Als Leiter Buchhaltung bei einem Schweizer Pharma-Unternehmen (nicht Novartis oder Roche). Verdient da auch noch doppelt so viel wie bei uns - alles supi. Er hat sich dort sogar in einem Bewerbungsverfahren gegen andere Leute durchgesetzt. Unfassbar was so alles geht. Er hat beim Gehalt Betrag X gefordert und X+20k extra bekommen. Plus Bonus plus Aktienbeteiligungen plus Spesenpauschale plus extra Fahrtgeld, weil er eine längere Anreise (ca. 45-60 Minuten pro Fahrt) hat.

Falls ich hier mal rausfliegen sollte, muss ich unbedingt zu einem Pharma-Unternehmen gehen.

 

Klar ist es das? Was soll es denn sonst sein?

 

Wenn ihr so Hungerlöhne zahlt, müsst ihr eich nicht wundern, dass die Mitarbeiter nur mit halber Kraft arbeiten

 

Manchmal braucht man halt so ein Weckruf

 

Also irgendwie habe ich es immer noch nicht verstanden. Ich meinte auch reine Onlineveranstaltung, die Gruppenräume sind rein digital.

 

Wir schafft man es denn, kurz nach der Ausbildung zum Leiter xyz ernannt zu werden? Braucht man dafür nicht normalerweise x Jahre Erfahrung?

 

Wozu? Es gibt sicherlich Bereiche wo du XY Erfahrung brauchst, aber es gibt auch Bereiche wo du als guter Arbeiter direkt durchstarten kannst als Leiter.

 

edit: Mein Fehler, hab das mit den digitalen Gruppenräumen überlesen

 

Langsam wird es doof.

 

Also Gruppenchats?!

 

Ja, kann man so bezeichnen.

 

Interessant... noch nie von sowas gehört. Webinare waren bei uns bislang eher sowas wie Online-Vorlesungen.. man kann zwar Rückfragen über den Chat stellen, aber produktiv war man bislang nicht

 

Boehringer Ingelheim, Merz, Bayer?

 

Er hat gemeint, er schreibt uns dann im neuen Job mal eine Mail. Irgendwas mit Laboreinrichtung hat er gemeint. Die scheißen wohl Geld ohne Ende und stecken das u.a. in die Mitarbeitergehälter. Ansonsten zahlt kaum ein Arbeitgeber mehr als gefordert.


Ich mein, ich verdien bei uns im Unternehmen ja auch sehr gut. Aber in der Spedition wird halt dennoch in Summe ziemlich mies bezahlt. Im Bereich Pharmazie scheint aber das große Geld zu liegen. Vielleicht mach ich doch noch den Schritt zum CFO

 

Stimmt halt nicht. Im direkten Vergleich verliert man als Master natürlich insbesondere bei Notfall- und Führungspositionen, aber ein Doktor der Physik braucht 4 Jahre zur Promotion. In der Zeit hat man als Master schon 2-4 Gehaltserhöhungen bekommen und konnte sich weiterbilden.

 

Kann sein, Pauschalaussagen sind da immer schwer. Aber die oben gepostete Statistik sagt ja schon was aus.

 

Ich habe deine Story vorhin meiner Freundin vorgelesen.. die ist Dr. Irgendwas in der Pharmaindustrie ubd macht dort... irgendwas

Ganz kurz hat man die Dollar-Zeichen in den Augen blitzen sehen, als ich vorschlug, für 10 Jahre in die Schweiz zu gehen und dann in Rente... hat noch nicht gereicht, sie dafür zu begeistern. Noch nicht

 

Haha. Wenn du wüsstest, was sie genau macht, könnte man ja die Gehälter in der Schweiz mal gegenchecken. Nur mal so, besagter Kollege wird jetzt ca. 12k brutto pro Monat verdienen - ohne Boni und genannte Zulagen. Könnte mir vorstellen, dass die operativen Mitarbeiter - also die mit dem weißen Kittel - noch mehr abgreifen können. Und davon lebt man in der Schweiz echt gut.

 

Hut ab, dass verdien ich in 3 1/2 Monaten

Ich werd jetzt auch eine Pharma-Schl*mpe und verdien mir eine goldene Nase

 

Muss ich mal meinem Kumpel vorschlagen, der promoviert gerade mit Pharmahintergrund und jammert, weil er nicht weiß wie er sich jemals ein Haus leisten können soll.

 

Als ob die Schweiz dich reinlassen würde

 

Deutsche Pharma Unternehmen zahlen sicher auch nicht schlechter.

 

Was bleibt davon denn in der Schweiz nach Abzug von Steuern und Sozialabgaben übrig?

 

Sry, ist durchgerutscht. Das ehrt mich ja irgendwie, dass ich die Arbeit lesen soll, aber du weißt schon, dass ich mal Erdkunde studiert habe?

Meine Ahnung in dem Bereich beschränkt sich also auf den Einsatz von SPVs bei unseren Ankäufen.. und diese Mäntel werden von Treasury geliefert. Also.. mal abgesehen davon, dass ich gerade im Urlaub bin , bin ich da wohl ne schlechte Quelle

 

Man muss auch gut verdienen in der Schweiz wenn ne Tasse Kaffee schon 5€ kostet. Überspitzt formuliert. Wie schaffen das eigentlich die Niedriglöhner in der Schweiz zu überleben?

 

Die Niedriglohngrenze liegt in der Schweiz ja auch entsprechend höher, glaube umgerechnet bei 3.600 € /pm

In D. ist sie ja rund 1.000 € weniger.

 

Also muss ehrlich sagen lese hier gerade ziemlich viel Bullshit. Bin promovierte Biologe und arbeite als Postdoc an einem der Helmholtz Institute und werde da wie alle Postdocs nach E13/4 (Bund, volle Stelle) bezahlt. Eventuell gehts aber für mich bald auf E14 hoch.

Das man während des PhDs nix verdient stimmt nicht (zumindest in D). Man wird meist nach E13 50-65% bezahlt. Wenn man in die richtige Richtung gegangen ist (z.B.: (Epi-)Genomics + Bioinformatik Erfahrung) und zumindest eine Publikation hat kann man sich aussuchen wo man nach dem PhD arbeiten will.

Zu der Pharma Industrie. Ich habe einen Freund (Biotechnologe mit PhD) der für einen großen Schweizer Pharma Konzern in Östereich arbeit (Scientist position) und weniger als ich verdiene (200-300 euro weniger). Sicherlich hat er nicht die beste Position und gute Aufstiegschancen aber dumm und dämlich verdient man sich dort nicht so einfach.

Und noch was zum PhD machen. Wenn man (zumindest in der Naturwissenschaft) nicht 100% dahinter steht und das ganz als bezahltes Hobby und nicht als Job sieht wird man wohl die 4-5 schlimmsten Jahre seines Lebens haben und mit hoher Wahrscheinlichkeit einen mittelmäßigen PhD abliefern. Und wenn wir eines haben, dann genug Leute mit mittelmäßigen PhD die dann meist als schlecht bezahlter "Trainee" von einer Consulting klitsche zur nächsten herumgereicht werden.

 

Deine gesamte Ausführung beschreibt im Prinzip das, was überall gilt: Wer sich reinhängt, hat es am Ende leichter, hat ein höheres Gehalt, hat mehr Auswahl.

Man wird meist nach E13 50-65% bezahlt.

=> Hast recht, das ist nicht 'nichts', aber der Vollständigkeit halber sollte man schon erwähnen, dass man sich damit für 4 - 5 Jahre im Gehaltsbereich eines Großstadtfriseurs bewegt.... und das als MINT-Masterabsolvent für 4 - 5 Jahre.​

Wenn man in die richtige Richtung gegangen ist (z.B.: (Epi-)Genomics + Bioinformatik Erfahrung) und zumindest eine Publikation hat kann man sich aussuchen wo man nach dem PhD arbeiten will.

=> Wie viele der Doktoranden arbeiten denn prozentual gesehen in den "richtigen Richtungen", wie viele in den Bereichen der Kategrie "ferner liefen..."?​

Wenn man (zumindest in der Naturwissenschaft) nicht 100% dahinter steht und das ganz als bezahltes Hobby und nicht als Job sieht wird man wohl die 4-5 schlimmsten Jahre seines Lebens haben und mit hoher Wahrscheinlichkeit einen mittelmäßigen PhD abliefern. Und wenn wir eines haben, dann genug Leute mit mittelmäßigen PhD

=> Große Überraschung: Auch die PhDs liegen leistungsmäßig auf einer Normalverteilung. Mir klingt der Beitrag stark so, als wäre er direkt im akademischen Elfenbeinturm verfasst worden. Ein bisschen Empathie mit dem Gros der Studierenden wäre hier angebracht. Wer sich für die entsprechenden Studienrichtungen interessiert, der weiss ggf. nicht direkt nach dem Abitur, welche Anforderungen wirklich an ihn gestellt werden und wie sehr ihm das wissenschaftliche Arbeiten wirklich liegt. Wenn sich aber erst nach x Semestern die Erkenntnis breit macht, dass man zwingend nen Dr. braucht, um nicht als "schlecht bezahlter Trainee" zu enden, dann zieht man es halt trotzdem durch. ​

die dann meist als schlecht bezahlter "Trainee" von einer Consulting klitsche zur nächsten herumgereicht werden.

=> Du, da kann ich dich beruhigen. Jeder MINT'ler, der mit Doktor in die Beratung geht und über die passenden Softskills (verbindliches Auftreten, nicht introvertiert) verfügt, verdient binnen 4 Jahren Faktor 1,5 - 2,0 deines zukünftigen E14-Gehalts und ist mit Sicherheit kein Trainee...​

 

Genau das meine ich, wer nur nach Geld giert der ist definitiv falsch in der Naturwissenschaft (zumindest Biologie) und sollte auch kein PhD machen (die Chance 5 Jahre seine Lebens zu vergeuden ist halt doch recht groß). Insbesondere Biologie ist ein Glücksspiel... niemand kann dir sagen wie ein Projekt ausgeht selbst wenn du 24h im Lab stehst. Rückschläge (im Sinn von 2 Jahre Arbeit für nix) passieren recht häufig und wenn man nicht fasziniert und motiviert ist an dem man Arbeitet kann das sehr schnell EXTREM frustrierend werden. Glaub mir in meinen 5 Jahren habe ich schon einige PhD Studenten halb in die Depression abrutschen sehen (weil sie das ganze nur wegen der Kariere machen und keine anderweitige Motivation haben)... die haben dann das ganze irgendwie durch gewürgt aber ob sie von dem halbgaren PhD soviel haben im Endeffekt mag ich zu bezweifeln.

Mich hat nie gestört das ich E13 65 % bezahlt wurde da ich super um die Runden kam und meine ganzen Urlaube rund um die Welt finanzieren konnte. Das andere Leute in 2-3 Jahren mehr verdienen als ich ist mir auch reichlich egal da für mich persönlich das wichtigste ist.. an etwas zu arbeiten das mir Spaß macht und das ich als ein Hobby sehe. Wieviel Leute kennst du die sich jeden morgen freuen auf Arbeit zu gehen und sogar freiwillig am Wochenende arbeiten (so wie ich es heute gemacht habe, da das Wetter grausig ist und meine Freundin nicht hier ist). Würde es Bürgergeld geben und ich nicht einen müden Cent für meine Arbeit bekommen würde ich trotzdem min. 5 Tage die Woche im Labor stehen.

Der Spaß am Arbeiten und das international Umfeld ist mir persönlich viel mehr wert als 1k Euro mehr im Monat. Daher habe ich mich auch bewusst gegen die Pharma Industrie entschieden.

 

So, wie es aussieht bin ich ab nächste Woche, d.b. zum nächsten Schuljahr erst mal arbeitslos. Wenn alles gut geht nur bis November... oder Januar. Evtl. bekomm ich einen Halbjahresvertrag für eine Schulart die ich nicht studiert habe (Realschule). Damit habe ich noch Glück. Ich bekomme durchaus Angebote für Förderschulen -- was der reinste Witz ist. Dafür bin ich nicht ausgebildet. Das ist nicht nur scheiße für mich, sondern auch unfair ggü. der Kinder.

Mit 31 würde man eben gerne mal ein bisschen sein Leben planen, stattdessen hangelt man sich von einem Halbjahresvertrag zum nächsten, bekommt sein Gehalt tlw. Monate später (bisheriger Rekord: Angefangen Mitte Februar, erstes Gehalt Anfang Juni) und kann drauf hoffen irgendwann eine Stelle zugewießen zu bekommen - natürlich fernab der Frau und des eigentlichen Lebensmittelpunktes. Flexibilität, ja gerne - aber mit Anfang 30 will man halt auch mal gerne irgendwo bleiben. Achja, Ferien sind natürlich auch irgendwann unbezahlt, nämlich dann, wenn die "Urlaubstage" aufgebraucht sind. Sorry, musste mich mal auskotzen. Mir macht der Job wirklich Spaß, aber manchmal denkt man sich schon, man hätte einfach mäßig motiviert BWL studieren sollen. Da wäre ich zwar sicher kein Überflieger gewesen, aber irgendwo hätte man schon was bekommen.

 

Was hast du für Fächer? Das mit den Verträgen klingt nach BaWü..

 

Englisch / Sozialkunde. Momentan noch dabei noch dabei Plätze für Fortbildungen zu erwischen, so dass ich Ethik im Abitur prüfen kann (was einen de facto zum Ethiklehrer macht, weil die Fähigkeit Abiturprüfungen abzunehmen das Einzige ist, was die Schulen wirklich interessiert). Bundesland ist Bayern.

 

Vielleicht Mal ne andere Perspektive darauf: Wenn die Förderschulen Personalmangel haben, dann ist den Kindern doch auch nicht geholfen, wenn fünf Lehrer die Arbeit von zehn machen. In so einer Situation, in der diese Schulen Personal brauchen und du nen Job suchst, können die Unterschiede in der Qualifikation doch sicher vernachlässigt werden. Ich will das nicht kleinreden, aber die Basics wirst du dir sicher im Selbststudium beibringen können...

Alternativ: Bewerbungen in den Bereich der gewerblichen Erwachsenenbildung schicken? Ich kenne eine Gymnasiallehrerin, die nach ihrem 2. Staatsexamen erstmal in die systemische Beratung gegangen ist und dort ne Weile als Coach tätig war.