Beschissene Arbeitsangebote, Bewerbungsgespräche und dergleichen II

Haha. Als könnte ich dem Oberboss einen so wichtigen Termin absagen, vor allem wenn auch noch ein Externer beteiligt ist. Da kann ich gleich die Kündigung einreichen, bei uns wird gesprungen wenn die Big Boss "Spring!" ruft.

 

Wir arbeiten auch nach Scrum, suchen aber mittlerweile an allen Ecken und Enden nach Möglichkeiten den Prozess zu umgehen. Ehrlich, ich verstehe immer noch nicht was dadurch tatsächlich besser geworden sein soll. Jeder hat Unmengen zusätzlichen Overheads und gleichzeitig denken selbst die meisten POs nicht mehr über das Erreichen ihrer Sprintziele hinaus. Dass gerade ein anderes dringendes Thema aufschlägt? „Wir haben ja Sprint, da müssen wir erstmal schauen, wie wir das im Backlog abbilden können ohne den Sprint zu zerschießen“ Agilität kann man auch ohne Scrum haben. Aber weil ja jeder erzählt wie toll nun alles nach Scrum funktioniert (obwohl es meistens mit den ganzen Ausnahmeregelungen kein Scrum ist und nur so bezeichnet wird), muss das ja supertoll sein. Prozessdogmatiker freuen sich über Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen wie diese.

 

Dazu müsste ich erstmal einen anderen Laden finden, der mir monatlich Geld bezahlt.

Ich verstehs auch nicht. Bei uns wurde es ja eh nie wirklich versucht, das war halt ein reines Mittel, um irgendwie zu erreichen, dass schneller Produkte hinten raus fallen. Außerdem ist die Chefin so eine Silicon-Valley-Bewundererin, die meint sie kann hier mit ein bisschen agilartiger Rethorik der zweite Steve Jobs oder Elon Musk werden :facepalm:

Retros sind bei uns reine Gesprächstherapie, ohne dass sich echte Änderungen ableiten würden, die GF hat eh keinen Bock auf das Mindset und zerschießt die Sprints regelmäßig und für alle außer vielleicht die Software-Entwickler bringt es nur unnötigen Overhead mit, weil es die tägliche Arbeit nicht widerspiegelt.

User-Stories und ein gepflegtes Backlog gibt es eh nicht, die angeblichen Scrum-Master haben überhaupt keine Erfahrung und waren auf einer Schulung dazu...
Der Abteilungsleiter hält wahrscheinlich hauptsächlich daran fest, damit er noch ein bisschen Hoheit über seinen Bereich behaupten kann. Ansonsten arbeiten mittlerweile eh alle eher gegeneinander, als miteinander, mit Schuldzuweisungen zwischen Teams wenn was nicht fertig wird. In dem Sinne war Scrum sogar Gift für die Teamchemie, die war vor zwei Jahren noch wesentlich besser. Aber gut, was will man auch von einem Termin erwarten wenn es alle paar Monate fast komplett ausgetauscht ist weil man die Leute nicht halten kann.

 

Scrum kann einem das Leben erleichtern, wenn dadurch das Wesen des Teams aufgegriffen wird. Auch müssen die Rahmenbedingungen (Auftraggeber!!) passen.

Scrum ist kein Selbstzweck und zu sagen *puffwirsindjetztagilemagie* klappt gleich doppelt nicht

 

Bei uns sehe ich das eher als Mittel zum Zweck. Die GF sieht darin einen großen Heilsbringer, entsprechend hoch im Ansehen sind Bereiche, die danach arbeiten. Gleichzeitig ist es ein Weg vergleichsweise einfach an IT-Ressourcen zu kommen, die dann Teil des Scrum-Teams sind. Die Idee dahinter finde ich gar nicht schlecht, gerade Retros zum Beispiel sind bei uns als ständiger Austausch über unsere Arbeitsweise wertstiftend. Und ich bin auch daneben Anhänger „aktueller “ Methoden (einige kommen ja eher aus der Mottenkiste und erleben ihre Renaissance) wie Design Thinking, Kanban usw. Ansonsten aber: Die Dailys, die ständigen Plannings, Retros passen einfach nicht zu den Herausforderungen, da muss man schon wie es Scrum vorsieht an einem speziellen Produkt, dessen Zielbild auch grob skizzierbar ist, arbeiten.
Natürlich kann man auch unter Scrum arbeiten, es kostet nur gefühlt sehr viel mehr Aufwand und verleitet zu mehr prozessualen Fragen als dass man sich in der gleichen Zeit mit den Inhalten auseinandersetzen könnte. Mir persönlich geht es obendrein so, dass der Teamgedanke abnimmt, die gegenseitige Bindung geht verloren. Natürlich versteht man sich mit einigen Kollegen immer noch besser (mit anderem schlechter), der Prozess dominiert das alles aber so stark, dass Zwischenmenschliches im Arbeitsalltag verloren geht. Meine Bindung ans Team hat seit der Einführung abgenommen, ein Wechsel wäre mental sehr viel leichter. Sowas kann zwecks Flexibiltät und hinundherschiebens Einzelner beabsichtigt sein (das ist bei uns sicher kein Hintergedanke), wird aber zum Bumerang, wenn dadurch z.B. gute Kräfte nicht mehr gehalten werden können, weil ihnen ein anderes Thema gerade spannender erscheint.

 

Ich finde es ja immer wieder interessant, wie ihr so Begriffe wie Scrum, Agilität oder Sprints in den Raum werft und anscheinend weiß jeder was das sein soll.

Ich habe sowas außerhalb dieses Threads noch nie gehört und habe absolut keinen Schimmer was das sein soll

 

Hängt wohl auch von der Branche ab. Ich höre Scrum und Agilität meist auch immer nur im Zusammenhang mit den Abrechnungen eines IT-Dienstleisters, als Begründung was uns alles in Rechnung gestellt wird

 

Findet man halt auch fast nur in der IT-Branche oder im Projektmanagement.

 

Kann ich in der Tat nur empfehlen. Ich hab mich beim Mercedes nervlich auch kaputt gemacht mit deftigen SLAs und Projektvorgaben, wir werden immer weniger und Nachschub kommt nicht, da das Projekt den Dienstleister nur kostet und kein Geld in die Kassen spült. Dazu unfähige Teamleiter, die keine Ahnung haben, was eigentlich abgeht.
Ende vom Lied: T-Systems hat das Projekt verloren, ab Oktober kommt ein indischer Dienstleister dran, der sich Personal in Polen eingekauft hat. Somit wäre alles, was ich gemacht habe für die Katz. Ich rackere mich ab und hab erst nix davon. Neeeee danke.
Ich fahre übernächste Woche Montag in die Firma, hole mein Dienstfahrzeug ab und werde dann erstmal grob zwei Wochen in der Zentrale eingelernt, danach gehts nach Stuggi zurück und dann dort vor Ort weiteres Einlernen. Die Anfahrt, Hotel und Verpflegung übernimmt komplett die Firma über Spesen und Co. Beim Dienstleister hätte ich den ganzen Mist womöglich noch selbst zahlen dürfen.

 

Ich habe auch nichts gegen Scrum, ich denke sogar dass es ein Team deutlich besser machen kann. Aber das geht eben nur, wenn man einen echten Change im Unternehmen will und nicht wenn man mehr gegen die GF als mit ihr arbeitet. Und vermutlich mit gutem Coaching und viel Selbstdisziplin. So ist es einfach nur ein Krampf.

Ist ja nicht so als hätte ich es nicht versucht. Rückblickend hatte ich sogar Glück, dass das vor ein paar Monaten auf den letzten Metern doch nicht geklappt hat, bei der Firma wäre ich wahrscheinlich schon monatelang in weit unter 50% Kurzarbeit und jetzt werden 8.000 Stellen abgebaut...

Aktuell hab ich auch wieder Bewerbungen laufen, wobei wir auch das nächste Kind erwarten und ein Jobwechsel und gewünschte Elternzeit jetzt weder für meine Nerven noch das Wohlwollen eines zukünftigen Arbeitgebers sonderlich förderlich wären.

Ich muss aber sagen, dass der Leidensdruck mittlerweile schon ziemlich groß ist, da das Verhältnis zum Teamleiter gerade auch immer schlechter wird, da der fast nur noch den Erfüllungsgehilfen der GF spielt statt sein Team zu schützen. Und das war noch der letzte große Punkt, der meine Stelle erträglich gemacht hat.
Ehrlich gesagt graut es mir vor der anstehenden Zeit, in der ich wieder täglich ins Büro fahren und mir den konstanten BS geben muss. Es macht einfach null Spaß mehr, von Sinnhaftigkeit ganz zu schweigen, auch da Mitdenken meist aktiv bestraft wird, und schlägt mir an vielen Tagen mittlerweile auch deutlich aufs Gemüt.

Ich hatte ja auch bisher den Anspruch, nicht wieder in so ein dämliches KMU zu wollen, wo keinerlei Ressourcen für irgendwas samt tyrranischem Chef da sind, der einen jederzeit nerven kann. Aber so langsam wärs mir fast egal, wenn nur mal was neues kommt... Es kann doch nicht jede Firma so sein, wobei, wenn man die Zahlen der psychisch kranken Arbeiter sieht, vielleicht doch wieder.

 

Dich können sie ja offensichtlich halten.

Im Ernst, wenn du trotz der scheiß Situation nicht wechselst, kann es entweder so schlimm nicht sein oder du bist ein träger Sack. Wenn es scheiße ist und keine Aussicht auf Besserung besteht, muss man gehen. So einfach ist das.

 

Ich bin sicher ein Stück weit ein träger Sack, kann ich nicht bestreiten.
Mein bisheriges Arbeitsleben war nicht sonderlich toll und mir fehlt die Erfahrung, dass es wirklich besser sein kann :xaviar:

 

Teamleiter oder Product Owner oder sogar beides in einem? Eigentlich ist euer Scrum Master da, um neben seinen anderen Aufgaben euch vor übereifrigen POs zu schützen...

 

Glaub mir, mir geht es nicht anders.
Als ich letztens mit meinem neuen Chef geredet habe, dass ich per Zug anreise meinte er "Unbedingt das Bahnticket behalten, wird Ihnen bezahlt!" genauso wie das Hotel + Verpflegung für gut 2 Wochen. Ich bin es absolut auch nicht gewöhnt, dass ein Arbeitgeber Geld zahlt, dass ich auftauche

 

Ja, und genau das funktioniert halt nicht weil das Unternehmen überhaupt nicht darauf committet ist sondern jederzeit die GF oder der Vertrieb parallel Aufgaben reingeben können. Auf der anderen Seite fehlen Product Owner im Grunde auch, weil der einzige, der es könnte, eben GF ist und überhaupt nicht die Zeit für Backlog-Pflege und solche Späße hat. Und alle Versuche, jemanden in der Rolle zu etablieren, sind gescheitert und das Produkt-Entwicklungsteam hat auch nach fünf Jahren nicht die Autonomie wirklich eigenständig zu arbeiten.

Von Ressourcenplanung fange ich gar nicht an, die ist nicht existent. Es wird halt davon ausgegangen dass was reingegeben wird auch bearbeitet werden wird.

 

Hey, ich habe zwischenzeitlich einen guten Job mit dem ich (soweit das bei Arbeit möglich ist) zufrieden bin.

 

38Stunden-Tag!

 

Oh jeh, wenn ich mir das so vorstelle... PO ist ein Fulltimejob, mit „so ein bisschen nebenbei“ funktioniert das nicht.

 

Das freut mich, es ist also möglich...

Eigentlich ist das auch bekannt, aber unsere Führungskräfte meinen ja immer die Schlausten zu sein und das alles einfach so zu können. Und merken nicht wie sie ihre Mitarbeiter demoralisieren, die haben eigentlich nämlich durchaus was drauf. Aber dieser ganze Scrum-Prozess ist so halt schon von Anfang an zum Scheitern verurteilt.

 

Wir arbeiten nur angelehnt an verfahren wie scrum. Einige Aspekte machen wir ähnlich, andere wiederum berücksichtigen wir nicht. jedenfalls ist es bei uns so, dass wir schon immer „agil“ gearbeitet haben. Von daher ist die Akzeptanz grundsätzlich bei gf und Fachabteilungen vorhanden. bei uns ist eher das Problem, von diesem agilen „kannst du mal eben“ wegzukommen und Struktur da rein zu bekommen

Gerade die Schlüsselfiguren im Unternehmen sind es gar nicht gewohnt, dass man ihnen sagt „ich mache gerade noch x fertig. Wird erst morgen etwas.“, „nächste Woche Dienstag, um 10 Uhr habe ich noch einen Slot frei“ oder „schreibe mir eine email, ich kümmere mich morgen darum“. es musste immer alles jetzt und sofort sein. Am besten via Telefon oder persönlich. Warum das auf einmal nicht mehr gehen soll und die Leute E-Mails schreiben, Tickets oder Termine erstellen sollen, das stößt auf massives Unverständnis.

Vor 10 Jahren mag dieses „Mal eben“ Vorgehen noch funktioniert haben. da waren die Anforderungen weit geringer. Heute müssen wir mehr Aufgaben, in kürzerer Zeit und besserer Qualität liefern. Da ist nix mehr mit „mal eben“. Das kann man auch weder einer Person noch den Kunden oder Gesetzen anlasten. Die Prozesse entsprechen einfach nicht mehr den heutigen Anforderungen und müssen massiv überarbeitet werden. So simpel und gleichzeitig schwer ist das

das ist echt ein k(r)ampf, dass den Leuten beizubringen. Und ehrlich gesagt bin ich mir nicht sicher, ob das überhaupt klappen wird oder nicht demnächst noch richtig eskaliert. Die Spannungen werden jedenfalls spürbar größer, seit diesem Jahr.

 

Wer etwas umpriorisiert haben will soll das über den Chef regeln. Für diesen Scheis bin ich unterbezahlt

Zudem sind gefühlt 90% der "brauche dringend bis 12 Uhr Thema X" Anfragen solche, wo man nach 2 Wochen eine RÜckfrage erhält mit der Bitte um Info wie weit man ist.

 

Nicht mal mehr 1 Monat bis zum Arbeitsbeginn bei der neuen Firma. Hatte mittlerweile noch ein paar mal Kontakt mit meinem neuen Chef und auch einem neuen Kollegen. Gefühlt wird das richtig super. Relativ junges aber nicht zu junges Team. Chef dürfte Anfang 40 sein und moi genauso wie mein neuer Kollege sind Mitte 30.
Betriebsklima aktuell scheint recht entspannt zu sein. Home-Office möglich und die Arbeitszeit ist flexibel einteilbar. Wie sich das dann genau darstellt, muss man natürlich abwarten. Klingt aber alles sehr cool bisher. Die To Do‘s sind alle keine böhmischen Dörfer für mich. Da wird mich nichts riesig überwältigen. Bin mal gespannt wie mich die Arbeit zuerst belastet. Hatte jetzt ja fast 6 Monate mehr oder weniger Freizeit.

 

Was hast du so in den 6 Monaten gemacht?

 

https://linsedition.files.wordpress.com/2020/06/war-and-peas-johnson.jpg
Sorry, had to be done

 

Ich wollte mehr machen (Städtereisen nach Genf, bisschen ins Tessin usw) aber Corona kam leider dazwischen.

Ich hatte ja noch den (kurzen) Rechtsstreit bzgl. der Wirksamkeit der Kündigung. Da musste ich mich zumindest bis Mitte Februar, bis es eine Einigung gab, arbeitsbereit halten.
Ab dann aber eigentlich viel entspannen. Zumindest etwas länger schlafen, morgens die News lesen, nachmittags auf der Terrasse sitzen und plaudern und mehrfach die Woche wandern. Anfangs musste ich ja auch Bewerbungen schreiben. Das kostete auch etwas Zeit.

Und dann wird unsere Wohnung am Wörthersee fertig, wo man irgendwie wöchentlich mit den Gewerken in Kontakt ist. Zudem haben wir uns, weil unsere Grazer Wohnung vermietet ist, eine andere eher kleine Wohnung gekauft. Also ein paar mal nach Österreich gefahren, um da alles einzutüten.

Das entspannende war halt, dass man diese Aufgaben in 1-2 Stunden am Tag locker aber konzentriert machen konnte. Ohne Arbeitsdruck.

Und jetzt samma halt seit einiger Zeit den Unzug am organisieren. Inklusive Kisten packen usw.

 

Tut mir leid

 

Schickt man bei einer Bewerbung nur die Masterurkunden mit oder auch die vom Bachelor?

 

ich musste daaaamals alles schicken, inkl. Abiturzeugnis. Die Bachelor/Master Urkunden inkl. Zeugnisse.

 

Üblicherweise beides

 

Hab jetzt bachelor und Master geschickt. Könnte jetzt war auch noch Abi und Ausbildungszeugnis schicken, aber das dürfte jetzt echt niemanden mehr interessieren.

 

Hat sich das so geändert? Vor Jahren hieß es noch bei Erstbewerbungen kann man Abitur/Bachelor mitschicken wenn man den Master hat. Bei alle anderen Bewerbungen danach interessiert das kein Schwein mehr und es reicht dann generell das höchste Abschlusszeugnis.

 

Ich halte das auch immer noch so.
Aber es gibt natürlich immer Firmen, die den gläsernen Bewerber wollen - auch wenn ihnen das de facto eigentlich keinen Erkenntnisgewinn bringt.
Es gibt allerdings natürlich auch Bereiche, wo es sinnvoll sein kann, wenn ich zum Beispiel Spezialisierungswege im Studium sehen will, ehrlich gesagt könnte man das aber auch einfach in den CV schreiben.

 

So in etwa kann man sich meinen aktuellen Arbeitgeber vorstellen...

 

Kannst ruhig was abgeben.

 

Echt mal, so einmal cool

 

Aus Interesse ergänzt: Wie lange würdet ihr überhaupt Zeugnisse mitschicken? Bei unter 30 macht das noch Sinn, aber irgendwann muss das ja switchen auf Berufserfahrung und die Stationen die man dort hinter sich gebracht hat. Oder anders ausgedrückt: Mein Vater (über 60) würde sich ja garantiert nicht mehr mit einem Zeugnis irgendwo bewerben.

Aber WO ist die Grenze ungefähr?

 

Schenkungssteuer

 

Auf Anhieb würde ich das höchste Zeugnis mitschicken, sofern explizit in der Stellenbeschreibung Grundqualifikation oder -ausbildung genannt sind.

 

Also ich nehm gerne die 20k€ die steuerfrei sind, wenn das der einzige Hinderungsgrund für dich darstellt